Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes

II. Das Murren und die Fallstricke

Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes

5. Mose 8,2 erklärt das „Warum“ der Wüste: „Der Herr, dein Gott, hat dich wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu prüfen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist.“ Das Volk wird so auf die Probe gestellt, um sich selbst kennenzulernen und um dadurch zum unvermeidbaren Schluss zu kommen, dass es das verheißene Land nur auf der Grundlage der Gnade betreten kann. Tatsächlich ist, wie wir früher gesehen haben, das höchste Ziel der Wüste nicht, „um dich zu demütigen und um dich zu prüfen“, sondern vor allem „damit er dir Gutes tue an deinem Ende“ (5. Mo 8,16).

Gott hatte für alles vorgesorgt: Das Volk war versammelt um einen Mittelpunkt, die Bundeslade, die vor ihnen herzog in der Wüste, die Wolke war da, um sie zu führen, die Trompeten, um sie zu benachrichtigen (vgl. Ps 32,8). Jeden Tag sandte die göttliche Vorsehung ihnen das Manna, sie tranken aus einem „geistlichen Felsen“, der ihnen nachfolgte. Elf Tagereisen (5. Mo 1,2) hätten genügt, um sie an die Grenze des Landes zu führen.

Warum so viele verlorene Jahre, von denen uns 4. Mose 33 die unzähligen Wegstrecken angibt? Von diesen hat die Schrift uns nichts als den Namen erhalten: Es blieb davon nichts für Gott übrig. Sie waren nur die Strafe für ihren Unglauben.

Die folgenden Kapitel werden uns die Beweggründe dieser Tragödie geben.

1. Die Klagen

„Und es geschah, als das Volk sich beklagte, dass es übel war in den Ohren des HERRN; und als der HERR es hörte, da entflammte sein Zorn, und ein Feuer des HERRN brannte unter ihnen und fraß am Ende des Lagers. Und das Volk schrie zu Mose, und Mose betete zu dem HERRN; da legte sich das Feuer. Und man gab diesem Ort den Namen Tabera, weil ein Feuer des HERRN unter ihnen gebrannt hatte.“ (4. Mose 11,1-3)

„Das Volk beklagt sich“. Es wird uns keine Ursache dafür angegeben, keine Einzelheit. Aber erkennen wir da nicht einen Umstand, der so häufig bei uns vorkommt? Nachdem man soviel empfangen hat, gibt es da noch Grund, sich zu beklagen? „Über seine Sünden beklage sich der Mann!“ (Klgl 3,39). Wenn die eingetretene Schwierigkeit nur die Folge unserer Fehler ist, wäre es da nicht angebracht, sie demütig anzunehmen? Aber es gibt noch mehr: „Wer ist es, der sprach, und es geschah, ohne dass der HERR es geboten hat?“ (Klgl 3,37). Lenkt unser Gott nicht jedes Geschehen im Leben der Seinen, indem Er ihr wahrhaft Bestes im Auge hat? „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28).

Warum denn so oft diese Klagen, dieses Murren? Entweder passt uns das Wetter nicht, oder das Essen, oder die Umstände! Man macht es sich zur Gewohnheit, sich über alles zu beklagen, und das Leben wird trübselig. Dieser Geist des Klagens zerstört das Zeugnis und verunehrt den Herrn. „Freut euch allezeit“, sagt der Apostel, aber er fügt sofort hinzu: „Betet unablässig; danksagt in allem“ (1. Thes 5,16-18). Diese drei Verhaltensweisen sind miteinander verbunden: ohne Gebet, ohne Danksagen keine Freude. Im Verborgenen des Herzens liegt die Quelle der Freude im Herrn. „Ein fröhliches Herz ist ein beständiges Festmahl“ (Spr 15,15).

Aber alles das verlangt Übung. Sogar der Apostel Paulus konnte schreiben: „Ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen“ (Phil 4,11). Dem Timotheus sagt er: „Die Gottseligkeit mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn“ (1. Tim 6,6). Der Brief an die Hebräer unterstreicht es: „Begnügt euch mit dem, was vorhanden ist, denn er hat gesagt: Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (Heb 13,5).

„Als der HERR es hörte“ (4. Mo 11,1; vgl. 12,2). Wir hätten diesen Klagen nur geringe Bedeutung beigemessen. Aber der HERR hört es und sein Zorn entbrennt. In seinen Regierungswegen trifft sein Gericht das Volk: Das Feuer des HERRN brennt unter ihnen. Das Volk schreit, Mose tritt für sie ein, der Brand legt sich. Aber da ist kein Selbstgericht, kein Bedauern, keine Reue. Muss es da erstaunen, dass in den folgenden Versen das Murren wieder aufkommt und zunimmt?

2. Die Lüsternheit

„Und das Mischvolk, das in ihrer Mitte war, wurde lüstern, und auch die Kinder Israel weinten wiederum und sprachen: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir erinnern uns an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, an die Gurken und die Melonen und den Lauch und die Zwiebeln und den Knoblauch; und nun ist unsere Seele dürr; gar nichts ist da, nur auf das Man sehen unsere Augen. Das Man aber war wie Koriandersamen, und sein Aussehen wie das Aussehen des Bedolach. Das Volk lief umher, und sie sammelten und mahlten es mit Handmühlen oder zerstießen es in Mörsern; und sie kochten es in Töpfen, auch machten sie Kuchen daraus; und sein Geschmack war wie der Geschmack von Ölkuchen. Und wenn nachts der Tau auf das Lager herabfiel, so fiel das Man darauf herab.
Und als Mose das Volk nach seinen Familien, jeden am Eingang seines Zeltes, weinen hörte und der Zorn des HERRN heftig entbrannte, da war es übel in den Augen Moses. …

Woher soll ich Fleisch haben, um es diesem ganzen Volk zu geben? Denn sie weinen gegen mich und sagen: Gib uns Fleisch, dass wir essen! …

Und zum Volk sollst du sagen: Heiligt euch auf morgen, und ihr werdet Fleisch essen; denn ihr habt vor den Ohren des HERRN geweint und gesprochen: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Denn in Ägypten ging es uns gut; und der HERR wird euch Fleisch geben, und ihr werdet essen. Nicht einen Tag sollt ihr essen, und nicht zwei Tage und nicht fünf Tage und nicht zehn Tage und nicht zwanzig Tage: bis zu einem ganzen Monat, bis es euch zur Nase herauskommt und es euch zum Ekel wird – weil ihr den HERRN, der in eurer Mitte ist, verachtet und vor ihm geweint und gesprochen habt: Warum doch sind wir aus Ägypten herausgezogen? …

Und Mose zog sich in das Lager zurück, er und die Ältesten Israels. Und ein Wind fuhr von dem HERRN aus und trieb Wachteln vom Meer herbei und warf sie auf das Lager, etwa eine Tagereise hier und etwa eine Tagereise dort, rings um das Lager, und etwa zwei Ellen hoch über der Oberfläche der Erde. Und das Volk machte sich auf, jenen ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag, und sie sammelten die Wachteln; wer wenig gesammelt hatte, hatte zehn Homer gesammelt; und sie breiteten sie sich rings um das Lager her aus. Das Fleisch war noch zwischen ihren Zähnen, es war noch nicht zerkaut, da entbrannte der Zorn des HERRN gegen das Volk, und der HERR richtete unter dem Volk eine sehr große Niederlage an. Und man gab jenem Ort den Namen Kibrot-Hattaawa, weil man dort das Volk begrub, das lüstern gewesen war. Von Kibrot-Hattaawa brach das Volk auf nach Hazerot; und sie waren in Hazerot.“ (4. Mo 11,4-10.13.18-20.30-34)

Viel Mischvolk war mit Israel aus Ägypten heraufgezogen (2. Mo 12,38). Wie immer in ähnlichen Fällen, wenn sich in die Mitte des Volkes Gottes andersartige Elemente eingemischt haben, wird sich ihr Einfluss unweigerlich bemerkbar machen. „Und das Mischvolk, das in ihrer Mitte war, wurde lüstern.“ Die Israeliten hatten mit solchen Leuten nichts zu tun, und sie hätten sie nicht aufnehmen sollen. Nachdem es aber so ist, stehen sie unter deren Einfluss und fangen selbst wiederum an zu weinen, indem sie sagen: „Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir gedenken der Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen ...“ (V. 4.5) Nicht nur Klagen dieses Mal, sondern Tränen (V. 10.13.18). Hatten sie es demnach so gut in Ägypten? (2. Mo 5,13!) Man fand dort – das Volk behauptet es wenigstens – sechs Nahrungsmittel (V. 5), wie in Assyrien (2. Kön 18,32), während es „im Land“ deren sieben gibt (5. Mo 8,8), Zahl der göttlichen Fülle im Gegensatz zur Unzulänglichkeit des Menschen (sechs). Aber man benötigt Gründe, um das Murren zu rechtfertigen, auch wenn sie wertlos oder irrig sind. Wie leicht sucht man Vorwände, wenn man den Geschmack am Wort Gottes verliert („Gar nichts ist da, nur auf das Man sehen unsere Augen“), um das Fernbleiben von den Zusammenkünften zu rechtfertigen. Man will sich einfach keine Zeit nehmen, um die Stimme des Herrn zu hören. Das Verlangen des Herzens wendet sich der Welt, den Dingen der Welt zu: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ (1. Joh 2,15).

Die Lüsternheit führt zum Verlangen nach dem, was man nicht hat, was Gott in den Umständen, in denen man sich befindet, nicht gegeben hat. Sie führt auch dahin, das zu verachten, was Gott gibt. Das Manna, dessen Geschmack wie Kuchen mit Honig war, hat jetzt den Geschmack von Ölkuchen und wird später nur noch eine elende Speise sein (2. Mo 16,31; 4. Mo 11,8; 21,5). Nehmen wir uns in Acht! Für uns handelt es sich nicht darum, eine irdische Speise zu verachten – obwohl man es oft tut! – sondern das himmlische Manna, Christus, das lebendige Brot aus dem Himmel (Joh 6), gering zu achten. Denken wir an die vielen Glaubenden heute, die der Bibeln beraubt sind und sich bemühen, einige von hier und da ausgeliehene oder von einem entfernten Sender gehörte Seiten abzuschreiben. Diese Not wird durch den Propheten angekündigt: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da werde ich einen Hunger in das Land senden, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen Durst nach Wasser, sondern die Worte des HERRN zu hören. Und sie werden umherschweifen von Meer zu Meer und vom Norden bis zum Osten; sie werden umherlaufen, um das Wort des HERRN zu suchen, und werden es nicht finden“ (Amos 8,11.12).

Wenn wir feststellen, dass unser Interesse am Wort abgenommen hat, sollten wir die Dinge nicht in diesem Zustand lassen. Unsere Gemeinschaft mit dem Herrn steht auf dem Spiel, sie ist vielleicht unterbrochen worden. Suchen wir Ihn wieder auf! Nehmen wir uns Zeit – einige Stunden oder einige Tage, wenn nötig abseits in der Stille – um zu beten und unsere Wege vor Ihm zu prüfen, damit Er uns wiederherstelle und uns den Geschmack an seinem Wort, der verloren ging, wiederfinden lasse.

Wachen wir auch über alles, womit wir unseren Geist nähren. Ohne Zweifel sind viele Dinge an sich nützlich und förderlich an ihrem Platz, aber wenn wir in dem, was wir lesen, hören und sehen, Dinge bemerken, die unser Herz gefangen nehmen und den Platz des Herrn und seines Wortes einnehmen, dann lasst uns die Kraft haben, darauf zu verzichten. „Gebt Acht, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführt ... nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt“ (Kol 2,8). Wie viele junge Leute, die doch eifrig für den Herrn schienen, haben sich von den Dingen Gottes abbringen lassen, sei es durch intellektuellen Zweifel, den sie durch ihren Lesestoff und andere Unterweisungen der Menschen nach und nach in sich aufgenommen haben, sei es durch die Lüste des Fleisches, die sie gefördert haben durch alles, was sie sahen und hörten und das sie hätten „fliehen“ müssen (2. Tim 2,22). Alles das hat dem Herzen nicht die tiefe Befriedigung verschafft, die nur die Gemeinschaft mit dem Herrn geben kann, der gesagt hat: „Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten.“

Ungeachtet des Murrens und der Verschmähung durch sein Volk, blieb Gott treu: „Und wenn nachts der Tau auf das Lager herabfiel, so fiel das Man darauf herab“ (V. 9). In moralischer Hinsicht war es Nacht, aber der Tau fiel trotzdem herab und das Manna auch. Jeden Tag dieser langen Wanderung, jeden Morgen war es da zur Verfügung. Es hörte erst am folgenden Tag nach ihrem Einzug in das Land Kanaan auf (Jos 5,12), um durch das Getreide des Landes ersetzt zu werden.

Schließlich gibt Gott seinem Volk das, was das Fleisch fordert, und offenbart so seine Macht. Aber das Ergebnis ist nur Ekel davor: „Da gab er ihnen ihr Begehr, aber er sandte Magerkeit in ihre Seelen“ (Ps 106,15). Mit welch unbeherrschtem Eifer häuften die Leute die Wachteln auf: „Und das Volk machte sich auf, jenen ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag, und sie sammelten die Wachteln; wer wenig gesammelt, hatte zehn Homer (ungefähr zwei Tonnen!) gesammelt.“ „Wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten“ (Gal 6,8). Was geschah nach wenigen Tagen mit diesen Ansammlungen von Wachteln unter der brennenden Hitze der Wüste? „Und man gab selbigem Orte den Namen Kibroth-Hattaawa: Gräber des Gelüsts.“

„Wenn du Gott für alle Freuden, die Er dir gibt, danken wolltest, hättest du keine Zeit mehr, dich zu beklagen.“

3. Eifersucht und üble Nachrede

„Und Mirjam und Aaron redeten gegen Mose wegen der kuschitischen Frau, die er genommen hatte; denn er hatte eine kuschitische Frau genommen. Und sie sprachen: Hat der HERR nur mit Mose allein geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet? Und der HERR hörte es. Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.
Da sprach der HERR plötzlich zu Mose und zu Aaron und zu Mirjam: Geht hinaus, ihr drei, zum Zelt der Zusammenkunft! Und die drei gingen hinaus. Und der HERR kam in der Wolkensäule herab und stand am Eingang des Zeltes; und er rief Aaron und Mirjam, und die beiden traten hinaus. Und er sprach: Hört denn meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, dem will ich, der HERR, mich in einem Gesicht kundtun, in einem Traum will ich mit ihm reden. Nicht so mein Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund zu Mund, und deutlich und nicht in Rätseln, und das Bild des HERRN schaut er. Und warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht, gegen Mose, zu reden? Und der Zorn des HERRN entbrannte gegen sie, und er ging weg. Und die Wolke wich von dem Zelt, und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee; und Aaron wandte sich zu Mirjam, und siehe, sie war aussätzig. Da sprach Aaron zu Mose: Ach, mein Herr! Lege doch nicht die Sünde auf uns, durch die wir töricht gehandelt und uns versündigt haben! Möge sie doch nicht sein wie ein totes Kind, dessen Fleisch, wenn es aus dem Leib seiner Mutter hervorkommt, zur Hälfte verwest ist! Und Mose schrie zu dem HERRN und sprach: O Gott, bitte, heile sie doch! Und der HERR sprach zu Mose: Hätte ihr Vater ihr etwa ins Angesicht gespien, sollte sie sich nicht sieben Tage lang schämen? Sie soll sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen werden, und danach darf sie wieder aufgenommen werden. Und Mirjam wurde sieben Tage außerhalb des Lagers eingeschlossen; und das Volk brach nicht auf, bis Mirjam wieder aufgenommen war. Danach aber brach das Volk von Hazerot auf; und sie lagerten in der Wüste Paran.“ (4. Mo 12)

Mirjam war die älteste der drei Geschwister. Als junges Mädchen hatte sie auf den kleinen Mose aufgepasst (2. Mo 2,4.7). Sie war eine Prophetin (2. Mo 15,20). Fürchtete sie durch die Rückkehr von Zippora aus ihrem Einflussbereich verdrängt zu werden? (vgl. 2. Mo 18,5 und 4. Mo 12,1). Wie dem auch sei, sie gewinnt Aaron für ihre Unzufriedenheit, und alle beide sprechen gegen Mose: „Hat der HERR nur mit Mose allein geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet?“ (V.2). Die „kuschitische Frau“ diente als Vorwand, der tiefe Beweggrund aber, war es nicht die Eifersucht? Schließlich war Mose nur der Jüngste. Sein Bruder und seine Schwester wollten gern glauben, dass Gott durch ihn geredet hatte, aber auch durch sie. Sie hatten Mühe, den wachsenden Einfluss anzunehmen, den Gott seinem Diener verlieh, während sie doch den Platz der Autorität, den Er ihm anvertraut hatte, hätten anerkennen müssen.

Ist es nicht auch heute oft so? Aus Eifersucht und Verdruss beginnt man schlecht von diesem oder jenem Bruder zu reden, sogar von einem Diener des Herrn. Ohne so weit zu gehen, wie diese zwei, findet man Gefallen an übler Nachrede, etwas tatsächlich Schlechtes weiterzusagen, mit dem Ziel, denjenigen, der dies verübt hat, in den Augen seines Gesprächspartners herabzuwürdigen. Man geht zuweilen bis zur Verleumdung, indem man Falsches erzählt, oder stark übertreibt. Das angerichtete Unheil ist nicht wiedergutzumachen. Nachdem man sich vor dem Herrn gedemütigt hat, wird man sich wohl gegenüber seinem Gesprächspartner entschuldigen können (ganz sicher nicht im Beisein dessen, dem man Übles nachgesagt oder den man verleumdet hat, außer wenn er davon wusste. Das würde ihn noch mehr schmerzen). Man wird ihn bitten, die Sache zu vergessen. Aber in der Zwischenzeit wird sich das Böse zweifellos schon ausgebreitet und sein Werk getan haben. Drei Dinge, sagt das arabische Sprichwort, können nicht zurückgehalten werden: Der Pfeil, der fliegt, das ausgesprochene Wort und die vergangene Zeit. Jakobus warnt: „Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge ..., dessen Gottesdienst ist nichtig“ (Kap. 1,26). Denken wir auch an den Eindruck, den es auf unsere Kinder macht, die zu Hause zu oft übles Nachreden und Kritik hören.

3. Mose 19,16 drückt es klar aus: „Du sollst nicht als ein Verleumder unter deinen Völkern umhergehen.“ Der Apostel Petrus unterstreicht den ganzen Ernst davon: „Legt nun ab ... alles üble Nachreden, und ... seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch ... wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist“ (1. Pet 2,1-3). Dieses „wenn ihr wirklich“ scheint zu bezweifeln, dass man die Güte des Herrn schmecken kann, wenn man sich der üblen Nachrede hingibt. Sie beginnt zuerst im Herzen, in den Beschwerden, die man gegen diesen oder jenen nährt, oder in der Wichtigkeit und Bedeutung, die man sich selbst zuschreibt. Dann weiß der Feind so gut, die günstige Gelegenheit herbeizuführen, wo das böse Wort ausgesprochen wird. Man wird damit prahlen, dass man „auf dem Laufenden sei“. Zu oft redet man übel von anderen Leuten, weil einem ein Gesprächsthema fehlt. Und solche „Offenbarungen“ sind wie „Leckerbissen“ (Spr 26,22) für die, die sie hören! „So ist auch die Zunge ein kleines Glied“, sagt Jakobus, „.. ein kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an!“ (Jak 3,5). In Psalm 15 wird dem, der mit seiner Zunge nicht verleumdet, eine Verheißung gemacht: Er wird im Zelt des Herrn weilen. Gesegnete Gemeinschaft mit seinem Herrn für den, der über seine Lippen wacht! David flehte: „Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein!“ (Ps 19,15). Die Vorsätze und der äußere Zwang sind keine genügende Hilfe: Die Zunge lässt sich nicht bändigen. Es ist das Innere, das geändert, erneuert, verwandelt werden muss. Wir müssen die schlechten Gedanken, die uns verleiten, übel von unserem Bruder zu reden oder ihn gar zu verleumden, richten, wenn sie noch in uns sind.

Mose, als Gegenstand der üblen Nachrede seines Bruders und seiner Schwester, schweigt. Aber „der HERR hörte es“. Er ruft die drei zum Zelt der Zusammenkunft. Dann lässt Er Aaron und Mirjam allein vor Ihn treten. Er verteidigt seinen Diener, der treu ist in Seinem ganzen Haus, mit dem Er von Mund zu Mund redet und der das Bild des HERRN schaut: „Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht, gegen Mose, zu reden? Und der Zorn des HERRN entbrannte gegen sie ... und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee; und Aaron wandte sich zu Mirjam, und siehe, sie war aussätzig.“ Die Prophetin, die zum Lob des HERRN gesungen hatte, sollte aus dem Lager ausgeschlossen werden.

Welch eine ernste Züchtigung! Gott nimmt diese Dinge nicht leicht. Das Gewissen von Aaron und Mirjam regt sich. Sie tun Buße. Sie bekennen ihre Sünde, durch die sie töricht gehandelt haben. Aaron, obwohl Priester, ist nicht mehr in der Lage, für seine Schwester zu beten. Auf seine inständige Bitte öffnet Mose, zum ersten Mal in unserem Abschnitt, seinen Mund und schreit zu dem HERRN, ohne irgendeinen heimlichen Groll: „O Gott, bitte, heile sie doch!“ Aber die Zucht muss ihren Weg gehen. Mirjam wird wiederhergestellt werden. Aber sie muss sich zuerst, aus dem Lager ausgeschlossen, „sieben Tage lang schämen“. Das ganze Volk ist deswegen mit ihr in Mitleidenschaft gezogen: Sie brechen nicht auf, bis Mirjam wieder aufgenommen wird.

„Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht zu reden?“ Widerhallt dieses Wort nicht auch in den Ohren unseres Gewissens? Ohne Zweifel hat jeder Diener des Herrn seine Fehler und Mängel (Jak 3,1). Aber das ist kein Grund, sie hervorzuheben, sie herauszustreichen und sich ihrer gegen ihn zu bedienen. Im Gegenteil, die Liebe deckt die Fehler der anderen zu, sie redet davon zum Herrn, damit Er eingreife und zurechtbringe. Sie spricht, wenn sie in besonderen Fällen dazu geführt wird, direkt mit dem Betreffenden. Übel von den Dienern Gottes oder von unseren Brüdern zu reden, welche immer es sein mögen, kann nur die Zucht des Herrn auf uns ziehen, indem es die Gemeinschaft mit Ihm stört, unseren Dienst „vergeblich“ macht, Dürre in der Seele erzeugt und oft sehr bittere Früchte hervorbringt.

Sollten wir diese Sünde der üblen Nachrede, die wir so leicht begehen, nicht viel mehr zu Herzen nehmen? Auch die nachteiligen Bemerkungen, die ein anderer zu uns macht, sollen wir nicht annehmen. Wir wollen vielmehr wie jener Bruder, vor dem man einen anderen kritisierte, antworten: „Ich gehe gleich, um mit ihm darüber zu sprechen“. Der Gesprächspartner wird mich sofort bitten, in dieser Sache nichts zu unternehmen! Im Selbstgericht sollten wir die Gründe suchen, die uns zur üblen Nachrede geführt haben, sie wirklich vor Gott verurteilen und wenn nötig die Beschämung und die notwendige Berichtigung annehmen.

4. Unglaube

„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Sende dir Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israel gebe; je einen Mann für den Stamm seiner Väter sollt ihr aussenden, jeder ein Fürst unter ihnen. Und Mose sandte sie aus der Wüste Paran aus nach dem Befehl des HERRN, allesamt Männer, die Häupter der Kinder Israel waren. Und dies sind ihre Namen: für den Stamm Ruben: Schammua, der Sohn Sakkurs; …

Und sie erzählten ihm und sprachen: Wir sind in das Land gekommen, wohin du uns gesandt hast; und wirklich, es fließt von Milch und Honig, und dies ist seine Frucht. Nur dass das Volk stark ist, das in dem Land wohnt, und die Städte befestigt, sehr groß; und auch die Kinder Enaks haben wir dort gesehen. Amalek wohnt im Land des Südens, und die Hethiter und die Jebusiter und die Amoriter wohnen auf dem Gebirge, und die Kanaaniter wohnen am Meer und an der Seite des Jordan. Und Kaleb beschwichtigte das Volk gegenüber Mose und sprach: Lasst uns nur hinaufziehen und es in Besitz nehmen, denn wir werden es gewiss überwältigen. Aber die Männer, die mit ihm hinaufgezogen waren, sprachen: Wir vermögen nicht gegen das Volk hinaufzuziehen, denn es ist stärker als wir. Und sie verbreiteten unter den Kindern Israel ein böses Gerücht über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten, und sprachen: Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist ein Land, das seine Bewohner frisst; und alles Volk, das wir darin gesehen haben, sind Leute von hohem Wuchs; auch haben wir dort die Riesen gesehen, die Kinder Enaks, von den Riesen; und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und so waren wir auch in ihren Augen.“ (4. Mose 13,1-4.27-33)

„Da erhob die ganze Gemeinde ihre Stimme und schrie, und das Volk weinte in jener Nacht. Und alle Kinder Israel murrten gegen Mose und gegen Aaron, und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten gestorben, oder wären wir doch in dieser Wüste gestorben! Und warum bringt uns der HERR in dieses Land, dass wir durchs Schwert fallen und unsere Frauen und unsere kleinen Kinder zur Beute werden? Wäre es nicht besser für uns, nach Ägypten zurückzukehren? Und sie sprachen einer zum anderen: Lasst uns ein Haupt über uns setzen und nach Ägypten zurückkehren!
Da fielen Mose und Aaron auf ihr Angesicht vor der ganzen Versammlung der Gemeinde der Kinder Israel. Und Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, von denen, die das Land ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider, und sie sprachen zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sagten: Das Land, das wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, das Land ist sehr, sehr gut. Wenn der HERR Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Nur empört euch nicht gegen den HERRN; und fürchtet ja nicht das Volk des Landes, denn unser Brot werden sie sein. Ihr Schirm ist von ihnen gewichen, und der HERR ist mit uns; fürchtet sie nicht! Und die ganze Gemeinde sagte, dass man sie steinigen solle.
Da erschien die Herrlichkeit des HERRN am Zelt der Zusammenkunft allen Kindern Israel. Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange will mich dieses Volk verachten, und wie lange wollen sie mir nicht glauben bei all den Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe? …

… denn alle Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, und mich nun zehnmal versucht° und nicht gehört haben auf meine Stimme – wenn sie das Land sehen werden, das ich ihren Vätern zugeschworen habe! Ja, alle, die mich verachtet haben, sollen es nicht sehen. Aber meinen Knecht Kaleb – weil ein anderer Geist in ihm gewesen und er mir völlig nachgefolgt ist –, ihn werde ich in das Land bringen, in das er gekommen ist; und seine Nachkommenschaft soll es besitzen. Die Amalekiter aber und die Kanaaniter wohnen in der Talebene; morgen wendet euch und brecht auf in die Wüste, den Weg zum Schilfmeer. …

Und die Männer, die Mose ausgesandt hatte, um das Land auszukundschaften, und die zurückkehrten und die ganze Gemeinde gegen ihn murren machten, indem sie ein böses Gerücht über das Land verbreiteten, jene Männer, die ein böses Gerücht über das Land verbreitet hatten, starben durch eine Plage vor dem HERRN. Aber Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, blieben am Leben von jenen Männern, die gegangen waren, um das Land auszukundschaften.“ (4. Mo 14,1-11.22-25.36-38)

Israel ist an der Grenze Kanaans angekommen. Der HERR hat ihnen ein Land verheißen, das von Milch und Honig fließt. „Siehe,“, sagt Mose, „der HERR, dein Gott, hat das Land vor dich gestellt; zieh hinauf, nimm in Besitz, so wie der HERR, der Gott deiner Väter, zu dir geredet hat; fürchte dich nicht und verzage nicht!“ (5. Mo 1,21).

Aber das Volk hört es nicht mit diesem Ohr. Es wünscht, dass Männer gesandt werden, um das Land „für uns“ zu erforschen, „ob es gut oder schlecht ist“, und ob das Volk, das darin wohnt, „stark oder schwach“ ist.

Warum an der göttlichen Verheißung zweifeln? Konnte Gott den Seinen ein schlechtes Land geben? Hatte Er nicht die Macht, die starken Feinde zu schlagen, so gut wie die schwachen? Der Mangel an Glauben an die göttliche Verheißung führt das Volk dazu, die Aussendung von Kundschaftern zu wünschen. Gott gibt ihnen, was sie begehrt haben (4. Mo 13,2).

Der Bericht der Spione bestätigt das, was der HERR gesagt hatte: Das Land fließt wirklich von Milch und Honig. Sie zeigen seine herrliche Frucht. „Nur“, fügen sie hinzu, „dass das Volk stark ist, das in dem Land wohnt ... Wir vermögen nicht gegen das Volk hinaufzuziehen“ (4. Mo 13,28.31). Der Zweifel macht dem Unglauben Platz. Man ermangelte zuerst des Glaubens an die Verheißung Gottes. Jetzt fehlt es an Glauben zur Eroberung. Der Unglaube wird zu Empörung führen (Kap. 14,4), sogar zum Willen, die zu steinigen, die mit Glauben darauf beharren, dass der HERR wohl die Macht hat, sie in das Land zu bringen (Kap. 14,8).

Hebräer 3,19 - 4,2 legt den Finger auf den wunden Punkt: „Wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens. Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa ... jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein! ... Das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war.“

So kann es leider in entscheidenden Augenblicken des Lebens sein. Wenn der Glaube nicht in Tätigkeit ist, wenn das Vertrauen in Gott nicht Wirklichkeit ist, wird man einen Weg wählen, der uns von Ihm wegführt. Tatsächlich hatte das Volk den HERRN verachtet (Kap. 14,11), das Land „verschmäht“ (V. 31). Was machte die Höhe der Mauern aus, wenn sie beim Schall einer Posaune einstürzen würden! Im entscheidenden Moment hat man nicht mit Gott gerechnet, man hat das Hindernis gefürchtet, man hat die Schwierigkeit nicht überwunden, man hat dem Feind nachgegeben. Und das arm gewordene Leben wird unter den Folgen des Unglaubens verlaufen ... bis dass wir durch die Gnade zu Ihm zurückkehren, und Er, wenn die Zucht ihre Frucht gebracht hat, eine Wiederherstellung bewirkt.

Der Einfluss der Wenigen

Zehn Kundschafter haben genügt, um das Herz des Volkes zum Schmelzen zu bringen. Die ganze Versammlung beginnt zu schreien, die ganze Nacht zu weinen, gegen Mose und Aaron zu murren, und schlägt schließlich vor, einen Anführer über sich zu setzen und nach Ägypten zurückzukehren. Wenn diese zehn Männer einen Bericht des Glaubens und des Vertrauens in Gott erstattet hätten, würde sich das Volk nicht ganz anders verhalten haben?

Zwei Männer, die ihren Gott kannten, Kaleb, dann auch Josua, beharren darauf: „Lasst uns nur hinaufziehen ... Wenn der HERR Gefallen an uns hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben“. Für den Augenblick ernteten sie nichts als die Drohung der Steinigung. Viele Jahre später wird Josua der Anführer des Volkes bei der Einnahme des Landes, und Kaleb wird sein Erbteil, das Gott ihm verleiht, selbst in Besitz nehmen können (Jos 14).

In einer Versammlung, in einer Gegend, kann der Einfluss von zwei oder drei Männern des Glaubens entscheidend zum Segen sein, wie es zuweilen wenige braucht, damit ein verderblicher Einfluss zu vielen Trümmern führt. Es ist leichter „ein böses Gerücht über das Land auszubringen“, die lebendigen Gläubigen zu entmutigen, von Schwierigkeiten, von Verzicht, von Opposition zu reden, als von göttlicher Hilfe und von Freuden. Der Unglaube einiger Wenigen steckt die anderen an.

In Kaleb war „ein anderer Geist“. Er würdigte die Gabe Gottes, er spornte seine Brüder an, Besitz davon zu ergreifen. Wollen wir nicht durch unser Leben, durch unsere ganze Haltung zeigen, welchen Wert das himmlische Erbe, das einzig Bestand hat, für uns besitzt?

Die Regierung Gottes

Nach den Klagen des Volkes wütet das Feuer im Lager. Nach der Lüsternheit breitet sich das Verderben aus und führt zu Gräbern. Mirjam wird aussätzig. Die zehn Männer, die das ganze Volk veranlasst haben zu murren, indem sie das Land in Verruf brachten, sterben durch eine Plage vor dem HERRN (Kap. 14,37), und alles Volk, das geklagt und sich aufgelehnt hat, wird in der Wüste aufgerieben werden: „In dieser Wüste sollen eure Leichname fallen, ja, alle eure Gemusterten nach eurer ganzen Zahl, von zwanzig Jahren und darüber, die ihr gegen mich gemurrt habt“ (Kap. 14,29). Während vierzig Jahren werden sie in diesen öden Wüsteneien umherirren. Die Gräber der Männer des Auszuges werden eines nach dem anderen die Wegstrecken markieren.

Wiederholen wir es: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal 6,7).

Das Volk will sich den Folgen seines Fehlers entziehen. Leichtfertig sagen sie: „Hier sind wir und wollen zu dem Ort hinaufziehen, von dem der HERR geredet hat; denn wir haben gesündigt“ (Kap. 14,40). Mose versucht sie davon abzubringen, indem er ihnen sagt, dass sie dadurch den Befehl des HERRN übertreten, dass sie sich fügen sollten und die Folgen ihrer Fehltritte demütig annehmen müssten. Sie wollen nichts davon hören und vermessen sich hinaufzusteigen... „Da kamen die Amalekiter und die Kanaaniter ... und zersprengten sie bis Horma“ (V. 45).

Es ist schwer, sich unter die göttliche Zucht zu beugen, aber ist dies nicht der wahre Beweis einer echten Demütigung?

Die Belehrung von Kades

Hat diese entscheidende Wegstrecke der Wüstenreise nicht eine tiefe Belehrung für uns Gläubige? Das Passah und der Durchzug durch das Rote Meer entsprechen der Sühnung unserer Sünden und der Befreiung aus der Macht Satans durch die Erlösung. Die Bekehrung befreit uns durch den Gauben an den Herrn Jesus aus der Macht des Feindes und der Welt, und führt uns in die Wüste auf den Weg Gottes. Der Gläubige macht hier die Erfahrung seiner Fürsorge, seiner Güte und seiner Macht. Aber er lernt auch sich selbst kennen. Dennoch soll sich das christliche Leben nicht immerfort in Höhen und Tiefen, in Niederlagen und nachfolgender Reue abspielen. Es verläuft auch in Kanaan, auf der anderen Seite des Jordan (unser Gestorbensein mit Christus), auf dem Boden der Auferstehung mit Ihm, in dem Bewusstsein unserer vollen Annahme in Ihm vor Gott und der wunderbaren, für den Glauben wirklichen Tatsache, dass Er in uns ist (Joh 14,20; Gal 2,20). Das ist die Erfahrung von Römer 6 bis 8. Sie führt uns dazu, dass wir „im Geist wandeln“, „von der Sünde freigemacht und Gott zu Sklaven geworden“, „getötet worden, … um eines anderen zu werden, des aus den Toten Auferweckten, damit wir Gott Frucht brächten.“ Dieses Leben des Glaubens verlangt Selbstverleugnung. „Stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten“ (Röm 6,13). Es verlangt, dass wir das ganze Sein den Händen des Herrn zur Verfügung stellen. Davor weicht man oft zurück, man fürchtet die Opfer und ... wendet sich zurück in die Wüste, indem man dem „Land“ den Rücken zukehrt und die Segnung verliert, die für uns erreichbar war. Werden wir Reben sein, die viel Frucht bringen oder solche, die nur wenig Frucht tragen? Es richtet sich danach, wie wir das, was das „Bleiben in ihm“ in sich schließt, praktisch verwirklichen oder nicht (Joh 15).

5. Hochmut und Empörung

„Und Korah, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis, unternahm es, und mit ihm Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pelets, die Söhne Rubens, und sie standen auf gegen Mose, mit 250 Männern von den Kindern Israel, Fürsten der Gemeinde, Berufenen der Versammlung, Männern von Namen. Und sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron und sprachen zu ihnen: Lasst es genug sein; denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der HERR ist in ihrer Mitte! Und warum erhebt ihr euch über die Versammlung des HERRN?
Als Mose es hörte, fiel er auf sein Angesicht. Und er redete zu Korah und zu seiner ganzen Rotte und sprach: Am Morgen, da wird der HERR kundtun, wer sein ist und wer heilig ist, dass er ihn zu sich nahen lasse; und wen er erwählt, den wird er zu sich nahen lassen. Dies tut: Nehmt euch Räucherpfannen, Korah und seine ganze Rotte, und morgen tut Feuer hinein und legt Räucherwerk darauf vor dem HERRN; und es soll geschehen, der Mann, den der HERR erwählen wird, der sei der Heilige. Lasst es genug sein, ihr Söhne Levis! Und Mose sprach zu Korah: Hört doch, ihr Söhne Levis! Ist es euch zu wenig, dass der Gott Israels euch aus der Gemeinde Israel ausgesondert hat, um euch zu sich nahen zu lassen, damit ihr den Dienst der Wohnung des HERRN verrichtet und vor der Gemeinde steht, um sie zu bedienen, dass er dich und alle deine Brüder, die Söhne Levis, mit dir hat herzunahen lassen? Und ihr trachtet auch nach dem Priestertum! Darum rottet ihr euch zusammen, du und deine ganze Rotte, gegen den HERRN; denn Aaron, was ist er, dass ihr gegen ihn murrt?
Und Mose sandte hin, um Dathan und Abiram, die Söhne Eliabs, zu rufen. Aber sie sprachen: Wir kommen nicht hinauf! Ist es zu wenig, dass du uns aus einem Land, das von Milch und Honig fließt, heraufgeführt hast, um uns in der Wüste sterben zu lassen, dass du dich auch zum Herrscher über uns aufwirfst? Du hast uns keineswegs in ein Land gebracht, das von Milch und Honig fließt, noch uns Felder und Weinberge als Erbteil gegeben! Willst du diesen Leuten die Augen ausstechen? Wir kommen nicht hinauf! Da ergrimmte Mose sehr und sprach zu dem HERRN: Wende dich nicht zu ihrer Opfergabe! Nicht einen Esel habe ich von ihnen genommen und keinem Einzigen unter ihnen ein Leid getan. …

Und sie erhoben sich ringsum weg von der Wohnung Korahs, Dathans und Abirams. Und Dathan und Abiram traten heraus und standen am Eingang ihrer Zelte mit ihren Frauen und ihren Söhnen und ihren kleinen Kindern. Und Mose sprach: Daran sollt ihr erkennen, dass der HERR mich gesandt hat, alle diese Taten zu tun, dass ich nicht aus meinem Herzen gehandelt habe: Wenn diese sterben, wie alle Menschen sterben, und mit der Heimsuchung aller Menschen heimgesucht werden, so hat der HERR mich nicht gesandt; wenn aber der HERR ein Neues schafft und der Erdboden seinen Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was ihnen angehört, und sie lebendig in den Scheol hinabfahren, so werdet ihr erkennen, dass diese Männer den HERRN verachtet haben.
Und es geschah, als er alle diese Worte ausgeredet hatte, da spaltete sich der Erdboden, der unter ihnen war, und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang sie und ihre Familien und alle Menschen, die Korah angehörten, und die ganze Habe. Und sie fuhren lebendig in den Scheol hinab, sie und alles, was ihnen angehörte; und die Erde bedeckte sie, und sie wurden mitten aus der Versammlung vertilgt. Und ganz Israel, das rings um sie her war, floh bei ihrem Geschrei; denn sie sprachen: Dass die Erde uns nicht verschlinge! Und Feuer ging von dem HERRN aus und fraß die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten.“ (4. Mo 16,1-15.27-35)

Überheblichkeit ist die Sünde des Teufels und der Grund seines Strafurteils (1. Tim 3,6). „Und du sprachst in deinem Herzen: ‚Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben ... Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten'“ (Jes 14,13.14). Der Feind wusste sehr gut im Voraus, dass er mit dem Hochmut, den er in das Herz Korahs einflößte, Verwüstung unter das Volk säen würde.

Korah, ein Levit, ein Kehathiter, „unternahm es“, gegen Mose aufzustehen (4. Mo 16,1). Nicht zufrieden damit, ein Levit zu sein und den Dienst der Wohnung zu verrichten, trachtete er auch nach dem Priestertum (V. 10). In unserem Kapitel stellt Aaron Christus als Priester vor. Im Vorbild, eine solche Funktion zu wünschen, entsprach dem Begehren, den Platz Christi einzunehmen.

Im Christentum sind alle Gläubigen Priester, aber ein einziger ist unser Hoherpriester, Mittler zwischen Menschen und Gott, der Mensch Christus Jesus. Kein Gläubiger darf sich über seine Brüder erheben und sich anmaßen, Vermittler zwischen dem Volk Gottes und Gott selbst zu sein. Die Schwere der Verfehlung Korahs kann an der Härte der Strafe, die darauf folgte, ermessen werden.

Er zieht 250 Männer, Fürsten, Männer von Namen, mit sich fort. Mose gibt sich alle Mühe, um ihm seinen Irrtum zu zeigen. Er spricht mit denen, die sich gegen ihn und gegen Aaron versammeln. Er redet persönlich mit Korah (V. 8), aber alles nützt nichts. Mose bekommt die Gnade, die Sache in die Hände Gottes zu legen und Ihn durch die Probe mit dem Räucherwerk (V. 7) entscheiden zu lassen, welches der Mann ist, den Er auserwählt hat.

Gleichzeitig mit der Empörung Korahs, einer religiösen Empörung, findet ein „ziviler“ Aufstand von Seiten Dathans, Abirams und Ons, den Rubenitern, statt, die sich gegen die Autorität Moses erheben: „Du wirfst dich gar zum Herrscher über uns auf.“ Mose ist hier ein Vorbild von Christus, nicht als Priester, sondern als Herr. Noch hochmütiger als Korah, verweigern Dathan und Abiram sogar jede Unterredung mit Mose (V. 12). Sie beschuldigen ihn des misslungenen Eintritts in Kanaan (V. 14) und, indem sie jeden Gehorsam verweigern, kommen sie soweit, dem Volk die Stirn zu bieten: Mit ihren Kindern und ihren Frauen stellen sie sich an den Eingang ihrer Zelte (V. 27).

Es gab keine andere Abhilfe mehr als die Züchtigung Gottes. Wie schrecklich war sie!

Korah hatte die ganze Gemeinde gegen Mose und Aaron an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft versammelt. In diesem entscheidenden Augenblick erscheint die Herrlichkeit des HERRN. Er fordert Mose und Aaron auf, sich von der ganzen Gemeinde abzusondern, die Er im Begriff steht zu vernichten. Die zwei Brüder treten mit Einsicht für das Volk ein: „Der eine Mann sündigt und du solltest über die ganze Gemeinde zürnen?“ Das ist ein feierlich ernster Grundsatz, denn wenn das Volk die Empörung Korahs deckte, würde sie komplett in das Gericht hineingezogen. Auf das Wort des HERRN: „Erhebt euch ringsum weg von der Wohnung Korahs, Dathans und Abirams“, gehorchen die Israeliten. Mose, indem er einen letzten Versuch unternimmt, steht auf und geht zu diesen aufrührerischen Männern. Während das Volk einen großen Kreis um deren Wohnungen macht, öffnet die Erde plötzlich ihren Mund und verschlingt sie mit allem was ihnen angehört. Und aus dem Heiligtum „ging Feuer von dem Herrn aus und fraß die 250 Männer, die das Räucherwerk dargebracht hatten“.

Anstatt die Unterweisung einer solchen Züchtigung anzunehmen, lehnt sich Israel schon am nächsten Tag von neuem auf. Es murrt gegen Mose und Aaron und beschuldigt sie, das Volk des HERRN getötet zu haben (V. 41). Das führt zu einer Plage. Nur das Eingreifen Aarons, als Priester mit dem Räucherwerk zwischen den Toten und den Lebenden stehend, ein herrliches Vorbild von Christus, bringt die Plage zum Stillstand und verschont den Überrest der Aufrührer. Noch einmal glänzt die Gnade, nicht ohne dass die Heiligkeit Gottes ihre Ansprüche gefordert hätte.

„Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus“ (Spr 16,18).

Dennoch leuchtet ein Strahl der Gnade inmitten dieser schrecklichen Szene: „Aber die Söhne Korahs starben nicht“ (Kap. 26,11). Warum wurden sie verschont? Wir wissen es nicht und wir können nur die Worte Abrahams wiederholen: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ Später werden die Söhne Korahs Psalmen dichten, die durch die Zeitalter hindurch zum Trost und zur Erbauung der Gläubigen bleiben und zur Ehre Dessen, von Dem sie sagen können: „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet in Ewigkeit“ (Ps 45,3). Als Gegenstände einer besonderen Gnade haben sie Den kennengelernt, der die einzige Quelle davon ist.

6. Durst

„Und es war kein Wasser da für die Gemeinde, und sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron. Und das Volk haderte mit Mose, und sie sprachen und sagten: Wären wir doch umgekommen, als unsere Brüder vor dem HERRN umkamen! Und warum habt ihr die Versammlung des HERRN in diese Wüste gebracht, dass wir da sterben, wir und unser Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt, um uns an diesen bösen Ort zu bringen? Es ist kein Ort der Aussaat und der Feigenbäume und der Weinstöcke und der Granatbäume, und es gibt kein Wasser zu trinken.“ (4. Mose 20,2-5)

Wir kommen nun zum Ende der vierzig Jahre in der Wüste. Die Stämme sind während 38 Jahren umhergeirrt, um schließlich nach Kades zurückzukehren (V. 1). Die meisten, die beim Auszug aus Ägypten älter als 20 Jahre waren, sind gestorben. Eine neue Generation ist an ihre Stelle getreten. Wird sie besser sein als ihre Väter? In Ägypten hatten jene in Unterdrückung und Unwissenheit gelebt. In der Wüste sind ihre Söhne durch Mose unterwiesen worden, sie haben das Gesetz empfangen, sie haben die Wunder gesehen, die der HERR zu ihren Gunsten vollbracht hat, sie sind auch durch seine Zucht ermahnt worden.

Gott steht im Begriff, sie durch den Durst auf die Probe zu stellen. Eine harte Prüfung, wenn man sie erleben muss, sei es körperlich oder geistlich! Das „Fleisch“ hat sich weder bei den Söhnen noch bei den Vätern geändert. Das Volk hadert mit Mose, es wiederholt: warum? warum? und wünscht sogar mit seinen Brüdern umgekommen zu sein, als diese vor dem Herrn starben.

In manchen Begebenheiten des Wortes lässt Gott den Durst zu. Hagar, in 1. Mose 21,15.16, hat das Wasser ihres Schlauches schnell verbraucht, ein Bild der menschlichen Hilfsquellen, die so unsicher sind auf dem Weg des Lebens. Sie weint, ihr Kind schreit. Gott öffnet ihre Augen. Am Wasserbrunnen, den Er ihr zeigt, stillt sie ihren Durst, wie früher zu Beer-Lachai-Roi, dem Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt (1. Mo 16,14).

Erschöpft durch seinen Kampf gegen den Feind, ruft Simson in seinem sehr großen Durst zu Gott (Ri 15,18). Der Herr antwortet durch die Spaltung der Höhlung, aus der Wasser hervorkommt. Simson kann aus der Quelle des Rufenden trinken.

Der Herr Jesus selbst hat den Durst gekannt. Am Brunnen von Sichar, ermattet von der Reise, erbat Er von der samaritischen Frau zu trinken, Er, der Schöpfer aller Dinge. Vor allem aber musste Er auf dem Kreuz, als seine Zunge an seinem Gaumen klebte (Ps 22,16), ausrufen: „Mich dürstet!“

Auf Grund seines Werkes der Erlösung lädt Er jetzt jeden ein: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“ (Joh 7,37). „Wer an mich glaubt, wird niemals dürsten“ (Joh 6,35).

Gott kann den Durst zulassen, um uns zum Trinken zu veranlassen, nicht ein Mal, sondern alle Tage unseres Lebens. Dabei wird nicht nur unser Durst gestillt, „sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14), „aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38). So wird die Anbetung, die der Geist bewirkt, aus unseren Herzen gegen Gott strömen und der gewirkte Segen zu unseren Brüdern fließen.

7. Mutlosigkeit

„Und man gab dem Ort den Namen Horma. Und sie brachen auf vom Berg Hor, den Weg zum Schilfmeer, um das Land Edom zu umgehen. Und die Seele des Volkes wurde ungeduldig auf dem Weg; und das Volk redete gegen Gott und gegen Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt, dass wir in der Wüste sterben? Denn da ist kein Brot und kein Wasser, und unsere Seele ekelt sich vor dieser elenden Speise. Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel. Da kam das Volk zu Mose, und sie sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir gegen den HERRN und gegen dich geredet haben; flehe zum HERRN, dass er die Schlangen von uns wegnehme. Und Mose flehte für das Volk.“ (4. Mose 21,4-7)

Wenn Jeremia den Anfang der Wüstenwanderung in Erinnerung ruft, sagt er im Namen des HERRN: „Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Land. Israel war heilig dem HERRN, der Erstling seines Ertrages“ (Jer 2,2.3). Die Jahre waren vorbeigegangen. Die Anhänglichkeit des Anfangs hatte dem Murren, den Klagen, selbst dem Aufruhr Platz gemacht: „Mein Volk hat nicht auf meine Stimme gehört, und Israel ist nicht willig gegen mich gewesen ... O dass mein Volk auf mich gehört hätte! ... Mit dem Fett des Weizens hätte er es gespeist, und mit Honig aus dem Felsen hätte ich dich gesättigt“ (Ps 81,12-17).

Der Weg ist lang. Sie müssen noch das Land Edom umziehen. Ist es erstaunlich, wenn das Herz des Volkes ungeduldig wird auf dem Weg? Diese Mutlosigkeit führt es dahin, gegen Gott und gegen Mose zu reden und aufs Neue zu fragen: warum? Und dazu sagen sie vom Manna: „Unserer Seele ekelt vor dieser elenden Speise.“ Die „elende Speise“ stellte doch Christus vor, das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist. Wenn das Herz kein Interesse mehr für Ihn hat, wird es leer und Satan steht bereit, es zu füllen.

Der HERR wird sie strafen und sie die Bosheit des Feindes spüren lassen, der durch das Fleisch wirkt: Feurige Schlangen beißen und quälen sie. Er will sie dahin führen, dass sie zum ersten Mal wirklich aufrichtig sagen: „Wir haben gesündigt.“

Vielleicht gibt es Christen, die sich niemals entmutigen lassen. Im Alten Testament ist Kaleb ein Beispiel dafür. Im Lauf seines langen Lebens ist er „dem Gott Israels völlig nachgefolgt“. Man kann ermattet sein auf dem Weg, der Herr Jesus war es auch. Man kann niedergeschlagen sein, der Apostel Paulus konnte davon reden (2. Kor 4,9). Aber Mutlosigkeit geht viel weiter: Der Grund dafür ist vor allem Mangel an Glauben, und das ist Sünde. Mutlosigkeit ist ein innerer Zustand, wobei man den „Unsichtbaren“ aus dem Auge verloren hat. Angesichts des äußeren Widerspruchs, der Enttäuschungen, der Eintönigkeit des Weges, ist man bereit aufzugeben, zu sagen: wozu das alles?

Was ist da zu tun? „Zeigst du dich schlaff am Tag der Bedrängnis, so ist deine Kraft gering“ (Spr 24,10). Sogar unter der Zucht des Vaters kann man nach Hebräer 12,5 den Mut verlieren. Man weiß zwar: „Die Freude an dem Herrn ist eure Stärke“ (Neh 8,10), aber diese Freude hat man so gut wie verloren. Es bleibt ein einziges, großes, wunderbares Heilmittel: „Betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,3). Von Mose konnte gesagt werden: „Er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren“ (Heb 11,27). „Betrachtet den, der ... erduldet hat ...“ Da sind keine weiteren Kommentare nötig, sondern ein langer Blick, ein tiefes Nachdenken.

Dann werden wir die Sünde richten, dass wir im Glauben und Vertrauen versagt haben und uns durch die Umstände oder den Widerstand niederdrücken ließen. Wir werden lernen, in der Not, die uns bedrückt hat, die Hand des Vaters zu sehen, und indem wir uns „den ewigen Armen“ überlassen, werden wir die Gnade eines gestärkten Glaubens empfangen. Wer solche Erfahrungen hinter sich hat, kann auch anderen helfen, „die erschlafften Hände und die gelähmten Knie aufzurichten“ (Heb 12,12). So tat es Paulus auf dem Schiff in Seenot (Apg 27). So taten es die Brüder von Rom gegenüber dem Apostel selbst, der als müder Gefangener, erschöpft vom Weg, sich der Stadt näherte, die er so sehr gewünscht hatte zu sehen: „Von dort kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns ... entgegen; und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“

8. Hurerei

„Und Israel blieb in Sittim. Und das Volk fing an zu huren mit den Töchtern Moabs; und diese luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter ein, und das Volk aß und beugte sich nieder vor ihren Göttern. Und Israel hängte sich an Baal-Peor; und der Zorn des HERRN entbrannte gegen Israel. Da sprach der HERR zu Mose: Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie dem HERRN auf vor der Sonne, damit die Glut des Zorns des HERRN sich von Israel abwende. Und Mose sprach zu den Richtern Israels: Erschlagt jeder seine Leute, die sich an Baal-Peor gehängt haben!“ (4. Mose 25,1-5)

„Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, die die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“ (Offenbarung 2,14)

Eine düstere Seite im Wort Gottes, jedoch geschrieben, damit sie uns zur Warnung diene. Mehr als in jedem anderen Bereich ist hier die Ermahnung von Bedeutung: „Wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle.“ Sagen wir nie: „Das würde mir nicht passieren.“ Man benötigt da die ganze Macht Gottes und ebenso die Wachsamkeit, um sich nicht leichtfertig in auswegslose Umstände einzulassen.

Israel war an der letzten Wegstrecke der Reise angekommen. Es lagerte in Sittim, von wo es, mit Josua, im Begriff stand, sich aufzumachen, um den Jordan zu überqueren. Trotz all der schweren Verfehlungen und Verirrungen des Weges hatte Satan nicht vermocht, das Volk zu vernichten, noch Gott dahin zu bringen, dass Er gezwungen war, es ganz zu verurteilen. Die Verwünschungen Bileams, die er für eine Belohnung aussprechen wollte, hatten sich in Segnungen verwandelt. Was konnte dieser böse, vom Feind angestiftete Mann sich ausdenken, um das Volk Gottes ins Verderben zu stürzen und den begehrten Lohn zu verdienen? „Balaam lehrte den Balak, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben“ (Off 2,14). In 4. Mose 25 ist der Prophet gar nicht erwähnt, aber im Dunkeln legte er seine Falle. Vergessen wir nicht, dass der Feind sich bis heute nicht geändert hat.

„Das Volk fing an ...“ Wie begann es? Sie nahmen die Einladung der moabitischen jungen Frauen zur Teilnahme an ihren Festmahlen an. Sie gingen mit ihnen, „und das Volk aß und beugte sich nieder vor ihren Götzen. Und Israel hängte sich an den Baal Peor“. Die anfängliche Einladung schien sehr angenehm, aber der Weg führte schnell zum Abgrund.

Nehmen wir uns vor den Einladungen der Welt in Acht. Dina, die Tochter Jakobs, wollte bei den Töchtern Sichems nur einen Höflichkeitsbesuch machen (1. Mo 34). Wie schnell wurde sie und der, in dessen Augen sie Gefallen gefunden hatte, seine ganze Stadt und seine eigene Familie ins Unglück gerissen!

Der Zorn des HERRN entbrennt gegen Israel. Die Häupter des Volkes müssen vor Ihm gehängt werden. Die Richter müssen ihre Leute, die sich zum Baal-Peor geneigt haben, erschlagen. Pinehas durchsticht die unreine Frau und den Fürst aus Simeon, der das Volk verführt hatte. Es waren 24 000, die an der Plage starben. Kein Bund mehr mit Midian, sondern Krieg (V. 17 und Kap. 31)!

Der betroffene Stamm Simeon (Kap. 25,14) war reduziert, – bei der zweiten Zählung (Kap. 26,14) waren es noch 22 200 Männer gegenüber 59 300 am Sinai – und das hatte die schwerwiegende Folge: „den Wenigen sollst du ihr Erbteil mindern“ (Kap. 26,54). Wenn wir an die „Krone“ denken, an die verheißene Belohnung im Himmel für die, die treu sind, dann unterstreicht ein solches Beispiel ihren ganzen feierlichen Ernst.

Werden wir sagen, dass die Dinge sich heute geändert haben, dass die Beziehungen zwischen jungen Männern und jungen Frauen nicht mehr die gleichen sind, dass man ruhig so handeln kann, wie die anderen? Epheser 5,5.6 ist über diesen Gegenstand ganz entschieden: „Niemand verführe euch mit eitlen Worten (indem er euch glauben macht, dass dieses Tun nicht so schwerwiegend sei), denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.“ Auch unter der Gnade hat sich die Heiligkeit Gottes nicht verändert. In der Fortpflanzung des Lebens, die an ihrem Platz vollkommen natürlich ist, soll ihr heiliger Charakter bewahrt bleiben.

Sprüche 5,3-14; 6,24-35 und 7 geben uns wichtige Warnungen auf diesem Gebiet, die es festzuhalten gilt. Es ist nicht ohne Grund, dass die Schrift den jungen Mann vor der „Fremden“ warnt. Am Anfang ist alles süß wie Honig, aber das Ende „ist bitter wie Wermut“. Der Feind ist gewandt. Da, wo es ihm nicht gelingt, das Herz durch Hochmut oder Mutlosigkeit vom Herrn wegzuwenden, da wo man wachsam war gegenüber dem Murren, Klagen oder üblem Nachreden, weiß er immer noch ein Mittel anzuwenden. Deshalb: „Halte fern von ihr deinen Weg, und nahe nicht der Tür ihres Hauses.“ Die „Erfahrung“, die an einem Abend des Müßiggangs so harmlos geschienen hat, kann viel weiter mitreißen, als man auf den ersten Blick glaubte. Nachher ist man geknechtet! Man hat es oft gesehen: Das Vermögen dient zur Sättigung der Fremden (Spr 5,10), der von der Krankheit befallene Leib „schwindet dahin“ (V. 11) und es folgen viele bittere Selbstanklagen, dass man „nicht gehört hat auf die Stimme der Unterweiser“ und sich eingelassen hat „in allem Bösen …, inmitten der Versammlung und der Gemeinde“ (V. 12–14).

Welch einen schönen Gegensatz stellen uns die Verse 15–19 von Sprüche 5 vor! Denn Gott wünscht die Freude der Seinen. Glücklich der, der eine Familie gründen kann mit der Frau, die er aus der Hand des Herrn empfangen und für die er sich rein bewahrt hat.

9. Die geteilten Herzen

„Und die Kinder Ruben und die Kinder Gad hatten viel Vieh, in gewaltiger Menge; und sie sahen das Land Jaser und das Land Gilead, und siehe, der Ort war ein Ort für Vieh. Und die Kinder Gad und die Kinder Ruben kamen und sprachen zu Mose und zu Eleasar, dem Priester, und zu den Fürsten der Gemeinde und sagten: Atarot und Dibon und Jaser und Nimra und Hesbon und Elale und Sebam und Nebo und Beon, das Land, das der HERR vor der Gemeinde Israel geschlagen hat, ist ein Land für Vieh, und deine Knechte haben Vieh. Und sie sprachen: Wenn wir Gnade in deinen Augen gefunden haben, so möge dieses Land deinen Knechten zum Eigentum gegeben werden; lass uns nicht über den Jordan ziehen!
Und Mose sprach zu den Kindern Gad und zu den Kindern Ruben: Sollen eure Brüder in den Kampf ziehen, und ihr wollt hier bleiben? Und warum wollt ihr das Herz der Kinder Israel davon abwendig machen, in das Land hinüberzuziehen, das der HERR ihnen gegeben hat? So haben eure Väter getan, als ich sie von Kades-Barnea aussandte, das Land zu besehen. …

Und siehe, ihr seid aufgestanden an eurer Väter statt, eine Brut von sündigen Männern, um die Glut des Zorns des HERRN gegen Israel noch zu mehren. Wenn ihr euch hinter ihm abwendet, so wird er es noch länger in der Wüste lassen, und ihr werdet dieses ganze Volk verderben.
Und sie traten zu ihm und sprachen: Kleinviehhürden wollen wir hier bauen für unsere Herden und Städte für unsere Kinder; wir selbst aber wollen uns unverzüglich rüsten vor den Kindern Israel her, bis wir sie an ihren Ort gebracht haben; und unsere Kinder sollen in den festen Städten bleiben vor den Bewohnern des Landes. Wir wollen nicht zu unseren Häusern zurückkehren, bis jeder von den Kindern Israel sein Erbteil empfangen hat. Denn wir wollen nicht mit ihnen erben jenseits des Jordan und darüber hinaus, denn unser Erbteil ist uns diesseits des Jordan gegen Sonnenaufgang zugefallen. …

Wenn ihr aber nicht so tut, siehe, so habt ihr gegen den HERRN gesündigt; und wisst, dass eure Sünde euch finden wird. Baut euch Städte für eure Kinder und Hürden für euer Kleinvieh, und tut, was aus eurem Mund hervorgegangen ist.
Und die Kinder Gad und die Kinder Ruben sprachen zu Mose und sagten: Deine Knechte werden tun, so wie mein HERR gebietet. Unsere Kinder, unsere Frauen, unsere Herden und all unser Vieh sollen dort in den Städten Gileads bleiben; deine Knechte aber, alle zum Heer Gerüsteten, werden vor dem HERRN hinüberziehen in den Kampf, so wie mein HERR redet.“ (4. Mo 32,1-8.14-19.23-27)

„Und zu den Rubenitern und zu den Gaditern und zum halben Stamm Manasse sprach Josua und sagte: Erinnert euch an das Wort, das Mose, der Knecht des HERRN, euch geboten hat, indem er sprach: Der HERR, euer Gott, verschafft euch Ruhe und gibt euch dieses Land. Eure Frauen, eure kleinen Kinder und euer Vieh sollen in dem Land bleiben, das Mose euch diesseits des Jordan gegeben hat; ihr aber, alle kriegstüchtigen Männer, sollt gerüstet vor euren Brüdern hinüberziehen und ihnen helfen, bis der HERR euren Brüdern Ruhe schafft wie euch und auch sie das Land besitzen, das der HERR, euer Gott, ihnen gibt. Dann sollt ihr in das Land eures Besitztums zurückkehren und es besitzen, das Mose, der Knecht des HERRN, euch gegeben hat, diesseits des Jordan, gegen Sonnenaufgang.
Und sie antworteten Josua und sprachen: Alles, was du uns geboten hast, wollen wir tun, und wohin irgend du uns senden wirst, wollen wir gehen. …

So kehrten die Kinder Ruben und die Kinder Gad und der halbe Stamm Manasse zurück und zogen weg von den Kindern Israel, von Silo, das im Land Kanaan ist, um in das Land Gilead zu ziehen, in das Land ihres Eigentums, in dem sie sich ansässig gemacht hatten nach dem Befehl des HERRN durch Mose. …

Jedoch wenn das Land eures Eigentums unrein ist, so kommt herüber in das Land des Eigentums des HERRN, wo die Wohnung des HERRN weilt, und macht euch ansässig in unserer Mitte, aber empört euch nicht gegen den HERRN und empört euch nicht gegen uns, indem ihr euch einen Altar baut außer dem Altar des HERRN, unseres Gottes. …

Und wenn wir nicht aus Besorgnis vor einer Sache dies getan haben, indem wir sprachen: Künftig werden eure Kinder zu unseren Kindern sprechen und sagen: Was geht euch der HERR, der Gott Israels, an?“ (Jos 1,12-16; 22,9.19.24)

Der Bericht, den das Wort uns über die Stämme Ruben und Gad erhalten wollte, ist das Bild einer der zeitgemäßesten Gefahren, die unsere Familien bedrohen.

Diese Stämme besaßen zahlreiche Herden. Sie stellen fest, dass das Land Gilead günstig ist für die Herden. Warum sollte man sich nicht hier niederlassen? Übrigens, hatte der HERR dieses Land nicht vor der Gemeinde Israel geschlagen? Ohne Ihn um Rat zu fragen, wird daraus geschlossen: „So möge dieses Land deinen Knechten zum Eigentum gegeben werden; lass uns nicht über den Jordan ziehen!“ (Kap. 32,5)

Was waren die Folgen einer solchen Wahl? Gad und Ruben liefen Gefahr, die Kinder Israel zu entmutigen, nicht in das Land hinüberzuziehen, das der HERR ihnen gegeben hatte (V. 7). Das wurde zu einer Gefahr für das ganze Volk (V. 15). Sie ziehen den halben Stamm Manasse mit sich fort. Da die Männer der zweieinhalb Stämme, die im diensttauglichen Alter sind, sich verpflichten an der Eroberung teilzunehmen, müssen sie ihre Familien in Gilead unterbringen und von ihnen während Jahren getrennt bleiben: „Unsere Kinder, unsere Frauen, unsere Herden und all unser Vieh sollen dort in den Städten Gileads bleiben; deine Knechte aber, alle zum Heer Gerüsteten, werden vor dem Herrn hinüberziehen in den Kampf“ (Kap. 32, 26.27).

So überqueren nur die Väter den Jordan und erleben die Eroberung. Sie kämpfen an der Seite ihrer Brüder und gehen bis zum Ende dessen, was ihnen obliegt (Jos 22,3). Aber der Feind hat es fertiggebracht, sie von den Familien zu trennen! Die Frauen, die Kinder, die jungen Leute, die in Gilead blieben, haben nie mit der Bundeslade den Jordan durchschritten und haben die Wechselfälle des Sieges nicht erlebt. Wohl eingerichtet jenseits der Grenze, erfreuen sie sich der Segnungen der göttlichen Vorsehung, und das ist alles!

Wie steht es heute damit? Gibt es nicht zwei Arten von Christentum? Ein „teilweises“, das die Fürsorge Gottes schätzt, seinen Beistand, seine Hilfe, seinen irdischen Segen, was dem Leben in der Wüste oder dem in Gilead entspricht. Man ist glücklich, gerettet zu sein und die Wohltaten von oben zu erfahren. Aber man hat sich nie Gott ausgeliefert, „als Lebende aus den Toten“ (Röm 6 und 12). Man hat keine Ahnung von der Bedeutung der Ermahnung des Herrn Jesus: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes“.

Das wahre christliche Leben umfasst auch das, was der Jordan und das Land vorbilden. Durch den Glauben verstehen und erfassen wir unseren Tod und unsere Auferstehung mit Christus, dieses neue Leben, Leben in Überfluss, das nur durch den Glauben ausgelebt werden kann, indem wir die von Gott geschenkten geistlichen Segnungen in Besitz nehmen. Es wird Kampf und Übungen geben, aber man wird es lernen, mit Christus auferweckt zu sein, die Dinge zu suchen und an die Dinge zu denken, die droben sind. Man wird verstehen, dass man ein unverwesliches, unverwelkliches Erbteil in den Himmeln hat, aufbewahrt für uns. Man wird ins Heiligtum gehen können, dahin, wo die Bundeslade ist, und anbeten.

In Josua 22 kommt der ernste und entscheidende Augenblick. Die Väter haben an der Seite ihrer Brüder gekämpft und das Land erobert. Werden sie jetzt weggehen, um sich wieder mit ihren Familien in Gilead zu vereinigen, „weg von den Kindern Israel, von Silo, das im Land Kanaan ist, um … in das Land ihres Eigentums zu ziehen“ (Jos 22,9)? Oder werden sie ihre Familien, die bis dahin in Gilead weilten, nach Kanaan kommen lassen, gemäß der Ermahnung Pinehas': „Kommt herüber in das Land des Eigentums des HERRN, wo die Wohnung des Herrn weilt, und macht euch ansässig in unserer Mitte“ (V. 19)? Aber wie das nur zu oft vorkommt: Es sind nicht die Väter, obwohl „geistlicher“, die sich gegenüber der Familie durchgesetzt haben, sondern die Familie hat die Oberhand über die Väter gewonnen!

Diese kehren nach Gilead zurück. Aber sie fühlen die Gefahr, die ihren Kindern droht, sehr wohl. Sie errichten am Ufer des Jordan einen Altar, groß von Ansehen, nicht um Opfer darauf darzubringen, sondern um zu zeigen, dass sie die Formen des Gottesdienstes des HERRN festhalten (V. 26.27). Man gibt das Wort nicht vollständig auf, man liest es noch, man betet am Tisch, man wird gelegentlich den Gottesdienst besuchen, aber das Herz ist nicht mehr dort, die geistliche Lebenskraft lässt nach. Eine oder zwei Generationen gehen darüber, und was bleibt übrig?

Es ist uns nicht möglich, unseren Kindern das ewige Leben zu geben, das ist das Werk Gottes. Aber wir können durch unser Verhalten, durch unser Streben nach den Dingen der Welt, durch den Mangel an Zuneigung zum Herrn, Hindernisse sein für diese göttliche Tätigkeit. Die Kinder sehen sehr gut, ob die Eltern „das Land schätzen“.

Was die Jungen betrifft, mögen sie sich daran erinnern: Es ist nicht die Erziehung eines christlichen Elternhauses, die bewirken wird, dass sie „den Jordan überqueren“. Jeder muss diese Entscheidung für sich selbst treffen, im Blick auf den Herrn, der Bundeslade folgend, den Todesfluss durchschreiten. Wenn es nicht bei jedem Glied jeder Generation eine geistliche Erneuerung gibt, bleibt bald nichts mehr als Tradition und Form, die ausgewischt werden.

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