Betrachtung über den Propheten Sacharja (Synopsis)
Kapitel 14
In Kapitel 14 werden die Schlussereignisse angekündigt, die genanntes Ergebnis herbeiführen werden, wie in Kapitel 13 besonders das, was sich auf Christus bezog, im einzelnen ausgeführt worden war. Es werden somit die zwei Gegenstände des 12. Kapitels noch einmal in ausführlicherer Weise wiederholt. Wir sehen hier, dass die Folge des Zerbrechens des Stabes, der Juda und Israel verband, zur Geltung kommt. Der Prophet redet nur von Juda als dem Volk, das sich im Land der Verwerfung des Messias schuldig gemacht hat und das die Folgen dieser Tat während der letzten Tage im Land wird tragen müssen, indem die Masse des Volkes sich zu jener Zeit dem Antichrist anschließen wird. Wie wir bereits gesagt haben, bildet Jerusalem den Mittelpunkt dieser Weissagung. Kein Prophet konnte außerhalb seiner Grenzen umkommen. Was für eine schreckliche Sache ist es doch, äußerlich in der Nähe Gottes zu sein, wenn man es innerlich nicht ist und wenn das Herz sich den Namen Gottes gewissermaßen wie einen Mantel umhängt, auf den es stolz ist – oder wenn es ihn zu einem Schild benutzt, so dass seine Pfeile nicht mehr das Gewissen erreichen können!
Ungeachtet seines Stolzes und seines Bündnisses mit dem Bösen wird Jerusalem jedoch in den letzten Tagen eingenommen werden. Bei der Betrachtung der anderen Propheten sahen wir bereits, dass dies der Fall sein wird; erst nachher, wenn die Stadt noch einmal belagert werden wird, wird der HERR einschreiten, um die Feinde zu vertilgen. Dies wird hier in ganz bestimmter Weise angekündigt. Die Nationen werden durch den HERRN versammelt, die Stadt wird eingenommen, die Häuser geplündert, und die Hälfte des Volkes wird gefangen weggeführt werden. Dann wird der HERR gegen jene Nationen ausziehen, wie wir dies in Kapitel 12 lesen (vgl. Jes 66 und mich 4). In der Person Christi steigt Er auf den Ölberg herab, von dem Er einst gen Himmel gefahren ist. Der Ölberg spaltet sich in der Mitte und bildet ein großes Tal, wodurch die anwesenden Menschen in Schrecken gesetzt werden. Der HERR wird sich also mit dem vormals auf Erden weilenden sanftmütigen und demütigen Jesus sozusagen für eins erklären, damit klar erkannt werde, dass die Person des Heilandes und diejenige des HERRN gleichbedeutend sind; aber ebenso wahr ist es, dass Er in seiner ganzen Herrlichkeit vom Himmel kommen wird, wie dies von ihm selbst, und gleicherweise von den Propheten, mit Henoch anfangend, vorher verkündigt worden ist. Und wenn Er so offenbarlich vor den Augen einer erstaunten Welt erscheinen wird, dann werden die himmlischen Heiligen Ihn begleiten. Welch eine wunderbare Herrlichkeit wird das sein für alle, die sein sind, wenn Er so, vereint mit ihnen, vor den Augen aller Gottlosen offenbar werden wird! Denn es handelt sich hier um das allen sichtbare Kommen des HERRN auf die Erde, wenn Er als der gerechte Richter erscheint und alle die bekriegt, die sich wider Ihn auflehnen.
Ich glaube nicht, dass das letztgenannte Ereignis der Zeit nach auf das in unserem Kapitel vorher Erwähnte folgen wird. Vers 5 zerfällt in zwei unterschiedliche Teile. Mit den Worten: „Und kommen wird der HERR, mein Gott“, beginnt ein neuer Gegenstand, indem ein ganz bestimmtes großartiges Ereignis eingeführt wird, das für die ganze Erde von solcher Bedeutung ist, dass der weitere Verlauf ihrer Geschichte von demselben sein Gepräge bekommt. Man kann sagen, dass durch das Erscheinen des HERRN auf dem Ölberg seine sichtbaren Beziehungen zu Juda aufs neue angeknüpft werden. Mit den Worten: „Ussijas, des Königs von Juda“, wird die Behandlung dieser Seite des Gegenstandes beendigt. Das Folgende steht zwar mit der Rückkehr Christi zu den Juden auf derselben Stelle, von der aus Er diese Erde verließ, in engem Zusammenhang; doch wird hier die Tatsache von einem höheren Gesichtspunkt aus betrachtet, indem die Beziehungen ins Auge gefasst werden, in die der HERR zu der ganzen Erde treten wird, wenn Er mit den Heiligen vom Himmel kommt. Das ist eine andere, und zwar höchst wichtige Seite des Gegenstandes.
Der in Rede stehende Tag wird nicht ein solcher sein, an dem Licht und Dunkelheit miteinander abwechseln werden, sondern ein von dem HERRN bestimmter Tag, ein Tag, der durch sein Einschreiten und seine machtvolle Gegenwart sein Gepräge erhält, er könnte nicht durch den gewöhnlichen Wechsel von Tag und Nacht gekennzeichnet werden, sondern in dem Augenblick, in dem das Eintreten der völligen Dunkelheit der Nacht zu erwarten wäre, wird es Licht sein. Lebendige Wasser werden aus Jerusalem nach Osten und nach Westen, in das Tote Meer und in das große Meer, fließen. Die Sommerhitze wird deren Quelle nicht versiegen lassen. Der HERR wird Gott sein über die ganze Erde; es wird nur ein HERR sein, und sein Name einer. Dann wird in Wahrheit eine allgemeine Religion bestehen, nämlich die Herrschaft des einen HERRN, des Gottes der Juden über die ganze Erde. Das Land um Jerusalem her wird vollkommen bevölkert sein, und Jerusalem wird erhaben sein und an seiner Stätte in Sicherheit wohnen. Die Stadt, die der HERR erwählt hat, wird von keiner Zerstörung mehr ereilt werden. Eine tödliche Plage wird alle diejenigen treffen, die gegen Jerusalem Krieg geführt haben. Sie werden sich gegenseitig vernichten. Auch Juda wird gegen dieselben streiten, und ihre Reichtümer werden ihnen zur Beute sein. Der Überrest, der inmitten der Nationen verschont bleibt, wird nach Jerusalem zu dem Fest hinaufkommen, an dem der Eingang des Volkes Gottes in seine Ruhe gefeiert werden wird. Und alles wird heilig sein; jeder Gegenstand in Jerusalem wird dem HERRN geweiht sein.