Betrachtung über den Propheten Sacharja (Synopsis)
Kapitel 4
Nach diesem Gesicht wird Sacharja von Gott gleichsam aus dem Schlaf geweckt, um das, was Gott herstellen wollte, in seiner ganzen vollkommenen Ordnung zu sehen. Hier bietet die Gnade, die Gott damals erwies, wiederum die Gelegenheit zur Offenbarung seiner weiteren Absichten. Der Prophet sieht das Gefäß, das dem Licht Gottes auf Erden dient, in seiner ganzen vollkommenen Ordnung hergerichtet. Es war ein Leuchter, aber er hatte sieben Arme. Es war eine Einheit, die in vollkommener, gleichmäßiger geistlicher Zusammenwirkung zutage trat – eine vollkommene Einheit, und in dieser Einheit eine vollkommene Entfaltung. Alles, was hierbei als Werkzeug diente, war an dem ihm zukommenden Platze, und die zwei Quellen geistlicher Gnade, aus denen das Licht gespeist wurde, befanden sich auf jeder Seite des Leuchters, um dem Licht, das vor dem HERRN seinen Schein verbreitete, die nötige Nahrung darzureichen. Diese beiden Olivenbäume stellen, wie mir scheint, das Königtum und das Priestertum Christi dar, die als Quellen der Macht und geistlichen Gnade dazu dienen, das Licht der von Gott unter dem jüdischen Volk hergestellten Ordnung in seiner Vollkommenheit zu erhalten. Das Werk war göttlich, die Röhren waren von Gold. Das, was dargereicht wurde, war die Gnade des Geistes, das Öl, das dem Zeugnis zur Nahrung diente und es in dieser vollkommenen Ordnung bewahrte.
Zunächst jedoch weist der Geist dem Volk Israel eine ganz bestimmte Stellung an, die es zu der Zeit, da die Weissagung geschah, einnehmen sollte. Noch war die Zeit für äußere Machtoffenbarung nicht gekommen, auch nicht für den HERRN, um seine Stärke zu beweisen und seiner Herrlichkeit und dem Gottesdienst unter seinem Volk eine Stätte zu bereiten. Vielmehr war sein Geist bemüht, den Überrest Israels, wenn derselbe Ihm nur Gehör schenken wollte, dem Herzen nach in Beziehung zu Gott zu bringen sowie zu einem Gottesdienst anzuleiten, den Er annehmen wollte, vorausgesetzt, dass dieser Gottesdienst – so unvollkommen er auch notwendigerweise sein musste, weil die Nation noch nicht durch die Macht Gottes wiederhergestellt war, sondern noch in Knechtschaft verblieb – Ihm in Geist und Wahrheit dargebracht wurde und dem entsprach, was Gott dem Volk darreichte. Gleichzeitig war seine Vorsehung nach außen hin in Tätigkeit, damit alles das zustande käme, was zur Aufrechterhaltung ihrer Beziehungen zu Gott notwendig war und was seine Gnade für Israel bereitet hatte, nachdem Er nach dem Fall des Volkes in seiner Vorsehung eingeschritten war und dasselbe aus Babel befreit hatte. Die sieben Augen, die die Erde durchliefen, sollten mit Freuden das Haus, in dem der Überrest zu Gott in Beziehung treten sollte, durch die Hände Serubbabels vollendet sehen.
Damit wird die Stellung des Volkes und die doppelte Ordnung der Dinge, die uns in diesem Buch vor Augen gestellt wird, deutlich gekennzeichnet. Die Juden befanden sich damals in einem Verhältnis zu Gott, das Er in seiner Unumschränktheit durch seinen Geist hergestellt hatte, und durch das Er ihren Gottesdienst annehmen konnte, da sein Geist sich inmitten des zurückgeführten Überrestes befand und die Macht seiner Vorsehung in Tätigkeit war, um ihnen den Segen zu sichern. Indes wurde keine unmittelbare Regierung Seinerseits ausgeübt; die Regierung blieb den Händen der Nationen überlassen.
Das, worauf die Weissagung hinzielte, war die Herstellung der vollkommenen Ordnung in Jerusalem, als dem Gefäß des Lichtes, das Gott auf Erden scheinen lassen wollte, und das durch den Dienst der beiden „Söhne des Öls“ (des Königtums und des Priestertums), die vor dem Herrn der ganzen Erde standen, unterhalten werden sollte. Der Gott Israels hatte seinen Thron zu Jerusalem gehabt. Der Gott des Himmels hatte die Herrschaft über die ganze Erde dem Haupt der Nationen übergeben. Nun wollte der Herr der ganzen Erde zu Jerusalem eine irdische Ordnung, wie sie seinem Willen entsprach, herstellen und dort in seiner Gegenwart durch ein königliches Priestertum göttliches Licht bestehen lassen.