Betrachtung über den Propheten Sacharja (Synopsis)
Kapitel 2
In Sacharja 2 wird die Wiederherstellung Jerusalems beschrieben, und zwar in einer besonders augenfälligen Weise, die viel Licht verbreitet über die schon erwähnte Verbindung zwischen der durch Kores (den Knecht, den Gerechten von Sonnenaufgang) bewirkten Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und der Befreiung, die dem Volk durch die Erscheinung des Messias zuteil werden wird. Gleich zu Anfang wird die völlige, uneingeschränkte Wiederherstellung Jerusalems angekündigt, und es wird verheißen, dass der HERR selbst die Stadt beschirmen, ihren Bewohnern Wohlergehen und Frieden sichern und dass Er selbst, als ihre Herrlichkeit, in ihrer Mitte wohnen würde. Es lässt sich leicht verstehen, was für eine Ermunterung es für die Juden in ihrer damaligen Lage sein musste, wenn der HERR eine solche Verheißung gab und einen solchen Anteil an Jerusalem bewies, mochte die Erfüllung der Verheißung damals auch noch nicht eintreten.
Der HERR ruft dem Volk zu und befiehlt ihm, aus dem Land des Nordens (ein für Chaldäa gebräuchlicher Ausdruck) auszugehen. Durch die babylonische Gefangenschaft war das Urteil „Lo-Ammi“ (Hos 1, 9) tatsächlich zur Ausführung gebracht worden; und so war die Rückkehr von dort (nachdem Babel gerichtet worden war) ein Vorgeschmack und das Unterpfand einer besseren Befreiung aus der Gewalt derjenigen Macht, die in den letzten Tagen den Platz Babels einnehmen wird. Zion soll aus der Gefangenschaft in Babel befreit werden. Dies hat zwar bis zu einem gewissen Punkt vermittels des Königs Kores stattgefunden; diese Befreiung war aber keineswegs die vollständige Erfüllung der Absichten Gottes. Die Juden werden am Ende der Tage wiederum einer Macht unterworfen sein, die ihrer Stellung und ihrem Auftreten nach Babel entspricht, und werden von derselben befreit werden; doch wird dies erst in jenen Tagen geschehen, wenn der HERR sich in einer Herrlichkeit offenbaren wird, die keinen Widerstand gegen seinen Willen erlaubt. Nach der Herrlichkeit wird Er zu den Nationen senden, die Israel geplündert haben. Die Herrlichkeit des HERRN wird erscheinen, und die Feinde seines Volkes werden gerichtet werden; denn wer Israel, das von dem HERRN geliebte Volk, antastet, der wird sich selbst ein Gericht über das zuziehen, was Ihm das Liebste und Wertvollste ist! Das Gericht über die Nationen wird das Wort rechtfertigen, das Gott seinem Volk Israel gesandt hatte.
Die Tochter Zion wird aufgefordert, vor Freude zu singen; denn der HERR will in ihrer Mitte wohnen. An jenem Tag werden viele Nationen kommen, sich an dem HERRN anschließen und Ihm zum Volke sein, und Er wird in der Mitte Israels wohnen. An der vollständigen Erfüllung des Wortes der Weissagung (dessen Verwirklichung so lange hinausgeschoben worden war, dass es nur noch wie ein nächtlicher Traum erschien) wird Israel die Wahrheit desselben erkennen. Der HERR wird Juda als sein Erbteil besitzen in dem heiligen Land und wird Jerusalem noch erwählen. Welch eine feierliche Zeit wird das sein! Alles Fleisch schweige daher vor dem HERRN! denn Er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung, um alles Wohlgefallen seines Willens zur Ausführung zu bringen.
Man aber sieht klar, dass diesen Stellen, wiewohl den Juden damaligen Zeit großer Ermunterung gedient haben mögen, Sinn Geistes das Ende Zeitalters, auf Offenbarung Segnung Jerusalems und ganzen Erde, gerichtet ist. Rückkehr aus Babel hatte sich geschichtlich bereits vollzogen, im Sinn einer wahren Befreiung Zions war sie noch in Zukunft zu erwarten. Alles Fleisch würde angesichts des Kommens des HERRN Ihm Ehre geben. Die Gerichte, von denen hier die Rede ist, werden erst nach der Herrlichkeit stattfinden.