Einführender Vortrag zum 1. Timotheusbrief
Kapitel 6
Im letzten Kapitel erhebt sich die Frage hinsichtlich Knechte und ihrer Herren. Es war wichtig, auch diese Angelegenheit zu ordnen; denn wir alle wissen, dass ein Knecht dazu neigt, es auszunutzen, wenn Herr und Knecht Brüder in Christus sind. Es ist sehr gut für den Herrn, davon zu sprechen; und sicherlich sollte er niemals handeln, ohne im Herzen seine besondere geistliche Beziehung zu seinem Knecht zu berücksichtigen. Andererseits denke ich nicht, dass es sich geziemt, wenn ein Knecht zu seinem Herrn „Bruder“ sagt. Meine Obliegenheit ist zu wissen, dass er mein Herr ist. Andererseits wäre es zweifellos ein Zeichen von Gnade seinerseits, mich als seinen Bruder anzuerkennen. Demnach findet alles, worin die Gnade wirkt, seinen gesegneten Platz. Wer anders handelt (und an solchen bestand niemals ein Mangel), ist aufgeblasen und lässt eine böse Gesinnung vermuten.
Danach berührt Paulus den Wert der Gottseligkeit (Frömmigkeit) verbunden mit Zufriedenheit im Gegensatz zur Geldliebe und ihren verschiedenen Fallstricken in diesem Zeitalter sowie auch in allen vergangenen. Solche werden im Folgenden vor uns gestellt, bis der Apostel zuletzt den Menschen Gottes auffordert, diese Dinge zu fliehen und dem Pfad der Gerechtigkeit, usw. zu folgen. Außerdem soll er den guten Kampf des Glaubens kämpfen; denn der „Mensch Gottes“ ist nicht im Geringsten gegen die genannten Gefahren gefeit. Timotheus sollte das ewige Leben ergreifen, „zu welchem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen“ (V. 12). Letzteres musste geschehen mit Blick auf das große Ereignis, welches unsere Treue oder unseren Mangel derselben offenbar macht, nämlich die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, welche zu seiner Zeit „der selige und alleinige Machthaber“ zeigen wird. Gleichzeitig ermahnt Paulus Timotheus, den Reichen zu gebieten, nicht hochmütig zu sein, noch sich auf so Ungewisses wie Reichtum zu verlassen. Was gab diesem Gebot seine Kraft? Dass Paulus selbst über solchen Begierden stand, indem er auf den lebendigen Gott vertraute, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss! Mögen die Reichen reich sein in guten Werken, freigebig im Austeilen und bereit abzugeben. Dadurch sammeln sie sich eine gute Grundlage auf die Zukunft, „auf daß sie das wirkliche Leben ergreifen.“ (V. 19). „O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen, eitlen Reden und Widersprüchen der fälschlich sogenannten Kenntnis wegwendest, zu welcher sich bekennend etliche von dem Glauben abgeirrt sind. Die Gnade sei mit dir!“ (V. 20–21).