Die Opfer
Kommentar zu 3. Mose 1–7
Das Brandopfer
Es ist beachtenswert, dass die Kapitel 1–3 ein zusammenhängender Ausspruch des HERRN sind. Sie enthalten die drei Opfer, die Ihm zum lieblichen Geruch sind (Brand-, Speis- und Friedensopfer) – obwohl sie sich in anderen Punkten auch unterscheiden. Sie zeigen Christus als Feueropfer, ein Geruch der Ruhe dem HERRN. Mit versehentlicher Sünde durch Übertretung eines seiner Gebote haben sie nichts zu tun, ebenso wenig mit Verschuldung gegenüber seinem Namen oder einer rituellen Verpflichtung, auch nicht mit Wiedergutmachung in den heiligen Dingen oder einem Unrecht gegenüber einem Mitmenschen. Diese ersten Opfer sind der von Gott bestimmte Boden und die Mittel, Ihm zu nahen, der herabgekommen war, um in ihrer Mitte zu wohnen, und zwar in seinem Heiligtum, dem Zelt der Zusammenkunft.
Von Kapitel 4 bis 6,7 haben wir die Sünd- und Schuldopfer, damit Hindernisse hinweggetan oder eine unterbrochene Gemeinschaft mit Ihm wiederhergestellt werden kann. Denn Er war es ja, der am Sühnungstag seinem Volk das Recht gab, Ihm zu nahen.
Unter den Gaben oder Darbringungen zum lieblichen Geruch war das Brandopfer die wichtigste Darbringung. Mit diesem Brandopfer (hebr. olah) oder Ganzopfer hat der HERR begonnen.
Das Brandopfer eines Rindes – 3. Mose 1,1–9
„Und der HERR rief Mose, und er redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind- und Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rindvieh ist, so soll er sie darbringen, ein Männliches ohne Fehl; am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN. Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. Und er soll das junge Rind schlachten vor dem HERRN; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herzubringen und das Blut ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft ist. Und er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Und die Söhne Aarons, des Priesters, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz zurichten über dem Feuer, das auf dem Altar ist. Und sein Eingeweide und seine Beine soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN“ (3. Mo 1,1–9).
Wäre im Menschen keine Sünde gewesen und auch nicht der durch sie verursachte Tod, so könnten wir uns ein Brandopfer kaum vorstellen. Und doch stellt es kein Opfer für Sünde oder Schuld dar, sondern Gott wird auf dem Schauplatz der Sünde durch ein Opfer verherrlicht, dessen Blut sie vor den Augen Gottes bedeckte, während das Feuer das Opfer verzehrte und lauter Wohlgefallen hervorbrachte. Das Rind, das der Opfernde brachte, stellt im Vorbild die Vollkommenheit Christi dar, wie Er in den Tod ging aus Liebe und zur Verherrlichung Gottes. Er gab sein Leben rückhaltlos hin, und zwar im Gehorsam, ganz im Gegensatz zu Adam, der durch seinen Ungehorsam sein Leben verwirkte. So diente das Brandopfer der wohlgefälligen Annahme des Opfernden bei Gott, und es tat Sühnung für ihn, was nicht geschehen konnte ohne Tod und Blutvergießen und das prüfende Feuer des göttlichen Gerichts, das alles verzehrte und als einzige Folge nur Wohlgeruch zur Ruhe für Gott hervorbrachte.
Nur auf diesem Boden kann ein sündiger Mensch Gott nahen. Das Brandopfer kündigt Christus an, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott opferte; wie Er auch vorhersagte: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wieder zu nehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ So sagt Er in Hebräer 10, indem Er Psalm 40 zitiert: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun ... Durch diesen Willen sind wir geheiligt durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.“ So kam Er, um wiederherzustellen, was der erste Mensch in Ungerechtigkeit gegen Gott getan hatte, und Er tat das, indem Er selbst freiwillig in vollkommener Weise in den Tod und in das Gericht ging, damit Gott in Ihm – jetzt Mensch – verherrlicht würde, so dass Er nun mit seiner eigenen Annehmlichkeit solche bekleiden kann, die an ihn glauben. „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“ (Joh 13,31). So groß auch die Sünde Adams war, der Gehorsam des zweiten Menschen bis in den Tod war unendlich viel größer. Und wer vermag die unermesslichen, zahllosen Segenswirkungen aufzuzählen, die jetzt schon und für immer dem Glauben geschenkt sind! Sie erstrecken sich auch auf das ganze Weltall, wenn göttliche Macht öffentlich zu Gottes Verherrlichung handeln wird!
Der Opfernde, nicht der Priester, musste das Opfertier an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft oder zum ehernen Altar bringen (Vers 3). Er war es auch, der seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legte (Vers 4). Dies bedeutete die Einsmachung mit dem Opfer durch Gnade. Die Annehmlichkeit des Brandopfers wurde so auf den Opfernden übertragen. Als der Sohn sich selbst zu nichts machte (entäußerte, entleerte), um nicht nur Mensch, sondern Knecht zu werden, und in dieser Gestalt sich selbst erniedrigte bis zum Tod am Kreuz, da antwortete Gott nicht allein durch Versöhnung und Vergebung, sondern Er versetzte den Menschen in der Person Christi und aufgrund seines Werkes in seine eigene Herrlichkeit. Doch niemand teilt diese Segnung als nur solche, die glauben. Keinesfalls aber solche, die Ihn und den Ruf Gottes durch Unglauben verachten. Nachdem das Tier geschlachtet war, begann die eigentliche priesterliche Tätigkeit damit, dass das Blut ringsum an den Altar gesprengt wurde (Vers 5); wie es auch ihre Sache war, Feuer auf den Altar zu legen und Holz zu seiner Unterhaltung zu schichten (Verse 7 und 8). Das Waschen mit Wasser erwies bei dem Opfer dessen innere und äußere Reinheit, wie sie allein bei Christus zutiefst innerlich wirklich vorhanden war. Sie stieg auf zu Gott unter seinem absolut prüfenden Gericht als ein Wohlgeruch der Ruhe (Vers 9). Es ist zu Recht bemerkt worden, dass das hier für „verbrennen“ benutzte Wort nicht beim Sünd- und Schuldopfer gebraucht wird, wohl aber beim Verbrennen von Weihrauch: ein auffallender, wenn auch kleiner Beweis für einen wesentlichen Unterschied, obwohl beide gemeinsam den wunderbaren Tod Christi zum Ausdruck bringen.
Das Brandopfer eines Kleinviehs – 3. Mose 1,10–13
„Und wenn seine Opfergabe vom Kleinvieh ist, von den Schafen oder von den Ziegen, zum Brandopfer, so soll er sie darbringen, ein Männliches ohne Fehl. Und er soll es schlachten an der nördlichen Seite des Altars vor dem HERRN; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen sein Blut an den Altar sprengen ringsum. Und er soll es in seine Stücke zerlegen mit seinem Kopf und seinem Fett; und der Priester soll sie auf dem Holz zurichten, über dem Feuer, das auf dem Altar ist. Und das Eingeweide und die Beine soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze darbringen und auf dem Altar räuchern: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN“ (3. Mo 1,10–13).
Es ist bemerkenswert, dass nicht nur beim Brandopfer, sondern bei allen Opfern lieblichen Geruchs dem Opfernden eine Auswahl innerhalb vorgegebener Möglichkeiten überlassen war. Das war beim Sündopfer nicht der Fall. Es war nach der Vorschrift des HERRN genau festgelegt, außer dass jemand vom „Volk des Landes“ unter zwei Opfertieren wählen konnte (Kap. 4). Wo es sich aber nicht um die dringende Frage von Sünde handelte, übte Gnade das Herz, um nach den vorhandenen Mitteln zu geben. Und besondere Rücksicht galt den Armen, dass sie nicht von einem Opfer ausgeschlossen wären, das wohlgefällig zu Gott emporstieg. War es doch ein Schatten jener unendlichen Vortrefflichkeit, die Er zur rechten Zeit vorsehen und finden sollte, als der Sohn sich selbst zu seiner Verherrlichung in den Tod gab. Denn darum ging es: Ihm von der Stätte aus zu begegnen, an der sich ein verderbtes Menschengeschlecht befand, unter dem die Sünde herrschte in der Kraft des Todes (Röm 5,21). Und das konnte nur durch ein solches Opfer geschehen, wie es Christus in seiner völligen und wohlgefälligen Selbsthingabe im Tod darbot.
So wurde zweierlei offenbar, und beides ist überaus kostbar. Wenn die verschiedenen Formen des Opfers unterschiedliche Stufen des Glaubens bei den Opfernden abbilden, wie wir vermuten dürfen, so nahm der HERR das Geringste unter den Brandopfern ebenso wahrhaftig an wie das wertvollste. Sein Auge sah in allen dasselbe vollkommene Opfer. Die Annehmlichkeit des Opfernden war nicht verschieden, weil sein Opfer Christus versinnbildlichte. Das Opfer des Leibes Christi hat ein und denselben Wert für alle, die sein sind.
Doch der Glaube, sei er noch so wirklich, ist nicht gleich einfältig oder stark in denen, die glauben. Und unsere Wertschätzung Christi ist wie unser Glaube. Sie ist unterschiedlich, wie es unser Glaube ist. Glücklich solche, die auf jener Wertschätzung ruhen, mit der Gott auf Ihn und sein Werk sieht.
Wo sich diese kindliche, jedoch unerschütterliche Überzeugung, gewirkt durch das Wort und den Geist Gottes, findet, folgen daraus Ruhe, Freiheit und die tiefste Freude. Wir wissen, wie der Apostel Petrus schrieb, dass wir nicht mit verweslichen Dingen, wie Silber oder Gold, erlöst worden sind, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, zuvor erkannt vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden am Ende der Zeiten um unsertwillen, die wir durch Ihn an Gott glauben, der Ihn aus den Toten auferweckt und Ihm Herrlichkeit gegeben hat, damit unser Glaube und unsere Hoffnung auf Gott sei. Die Schrift ist klar und folgerichtig, wie der Apostel Paulus predigte, ohne etwas zurückzuhalten, dass in Christus jeder Glaubende gerechtfertigt ist von allem, wovon sie durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konnten (Apg 13,38).
Nichtsdestoweniger mindert Schwäche des Glaubens nach ihrem Maß die gegenwärtige Glückseligkeit und Kraft der Seele. Wie mancher Gläubige ist damit beschäftigt, in seinem Innern nach Anzeichen von dem Werk des Geistes hinsichtlich seiner Neugeburt zu forschen, statt nach Frieden außerhalb seiner selbst in Christus und seinem Werk für uns auszuschauen. Doch auf diese Weise ist Frieden unmöglich; denn er wurde einzig und allein gemacht durch das Blut seines Kreuzes. Nur darin haben wir Frieden mit Gott als gerechtfertigt durch den Glauben. Wo man dagegen die neue Geburt recht erfasst, da lässt uns der Geist nicht nur vergangene Sünden sehen und verabscheuen, sondern die ganze böse, eigenwillige Wesensart, den alten Menschen, der die Sünde aus sich hervorbringt.
Ohne Zweifel ist der Christ berufen, sich selbst zu prüfen, und so am Mahl des Herrn teilzunehmen. Wenn wir uns sorgfältig erforschten, statt uns nachlässig zu verhalten, würden wir nicht unter seine getreue Zucht kommen, um auch nicht mit der Welt verurteilt zu werden. Doch der Friede mit Gott durch den Glauben an Christus fördert zugleich heilsames Selbstgericht, das, wenn es gründlich geschieht, für sich allein nur zu Elend und Verzweiflung führen müsste. Denn dieser Friede würde dann auf unserem Zustand als falsch verstandener Grundlage ruhen und wäre deshalb Schwankungen unterworfen, je nachdem wir bei uns Früchte des Geistes entdecken oder nicht. Je aufrichtiger wir uns in einer solchen Übung verhalten, um so weniger kann uns das, was wir finden, befriedigen, und wir würden einem illusionären Patentrezept kaum widerstehen können, das unserer Selbstgefälligkeit unter dem Deckmantel der Heiligkeit Vorschub leisten würde.
Es fällt auf, dass bei der zweiten und dritten Auswahlmöglichkeit die ausdrückliche Erklärung der Wohlgefälligkeit vor dem HERRN wie auch der Sühnung für den Opfernden (wie Vers 3 und 4) fehlt. Alles Übrige bleibt gleich. In jedem Fall wird der Glaube gesegnet; doch das völlig gekannte Resultat entspricht dem völligeren Maß der Wertschätzung Christi und seines Werkes.
Das Brandopfer vom Geflügel – 3. Mose 1,14–17
„Und wenn seine Opfergabe ein Brandopfer dem HERRN vom Geflügel ist, so soll er von den Turteltauben oder von den jungen Tauben seine Opfergabe darbringen. Und der Priester bringe sie zum Altar und knicke ihr den Kopf ab und räuchere sie auf dem Altar, und ihr Blut soll ausgedrückt werden an die Wand des Altars. Und er trenne ihren Kropf mit seinem Unrat ab und werfe ihn neben den Altar nach Osten, an den Ort der Fettasche. Und er soll sie an den Flügeln einreißen, er soll sie nicht zertrennen; und der Priester soll sie auf dem Altar räuchern, auf dem Holz, das über dem Feuer ist: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN“ (3. Mo 1,14–17).
Die geringste Form dieses Opfers wird naturgemäß an letzter Stelle aufgeführt. Wie gnädig von Gott, dass Er es nicht nur ebenso klar annahm wie das größte, sondern dass Er auch dem Opfernden die ausdrückliche Zusicherung gab, dass es so war!
Der HERR wollte den Ärmsten seines Volkes die Mittel geben, Ihm das Schattenbild dessen darzubringen, was in dem Opfer und der Hingabe Christi für Ihn überaus kostbar war. Denn unter den üblichen Opfern nahm das Brandopfer einen unvergleichlichen Platz ein. An allen anderen Opfern bekam der Mensch mehr oder weniger seinen Anteil; das Speisopfer war zum größten Teil für den Priester; natürlich auch das Friedensopfer, das in hervorragender Weise das Vorrecht der Gemeinschaft ausdrückte. Und selbst beim Sünd- und Schuldopfer – außer in dem besonderen Fall, wo das Blut innerhalb des Vorhangs gebracht wurde – war jeder Männliche unter den Priestern verpflichtet, es an heiligem Ort zu essen, so wie sie vom Speisopfer aßen. Aber keinesfalls aß irgendjemand, nicht einmal der Hohepriester, von einem Brandopfer. Es wurde Gott geopfert, gewiss zugunsten seines Volkes, damit Er sie wohlgefällig annehmen möchte, aber es war nur für Gott.
Doch wenn das Brandopfer von Turteltauben oder jungen Tauben den sühnewirkenden Tod seines Sohnes ebenso wahrhaftig vor die Augen des HERRN brachte wie das eines Rindes oder eines Schafes, dann ist es um so bemerkenswerter, dass ein Teil, nicht etwa des größeren, sondern des kleinsten Brandopfers weggeworfen wurde. Die Flügel waren einzureißen, nicht abzutrennen, doch den Kropf mit seinem Unrat hatte der Opfernde zu entfernen und ihn an die Ostseite des Altars, an den Ort der Fettasche, zu werfen.
Wir sehen hier also ein deutliches Zurückbleiben hinter dem eigentlichen Gedanken des Brandopfers, wo doch alles als lieblicher Geruch der Beruhigung zu Gott emporstieg. Schwachheit im Glauben bleibt keinesfalls ohne Auswirkung. Christus ist derselbe vollkommene Heiland für alle, die sein sind. Die Annehmlichkeit eines jeden entspricht der Wertschätzung, die Gott für Ihn und sein Werk hat. Es ist eine feststehende Tatsache, dass durch das Opfer des Leibes Jesu Christi alle nicht nur ein für allemal geheiligt worden sind und bleiben, sondern Er hat dadurch diese Geheiligten ohne jede Unterbrechung vollkommen gemacht, nicht nur für immer, sondern beständig. Wir haben ununterbrochen diesen sicheren Stand.
Wie wirkt sich nun die Schwachheit im Glauben aus? Sie gibt Gott nicht die entsprechende Ehre. Sie beeinträchtigt die Freude und den Genuss der Seele an Christus und seinem Werk. Ein Teil vom Geflügel wurde weggeworfen „an den Ort der Fettasche“. Schwacher Glaube macht das Geheiligtwerden des Gläubigen und seine vollkommene Stellung vor Gott nicht zunichte. Die Annehmlichkeit, die das Werk Christi dem Glaubenden verleiht, bleibt unberührt. Gott sieht alle, die sein sind, in Christo, in seiner Vortrefflichkeit; doch je schwächer der Glaube ist, um so stärker trübt das Gefühl des Zukurzkommens bei dem Gläubigen jene Glückseligkeit, von der der Heilige Geist Zeugnis gibt. So wird das Verständnis für die besondere Bedeutung des Brandopfers beeinträchtigt. Das Brandopfer kommt dann in der Vorstellung des Gläubigen fast einem Sündopfer gleich. Dass Gott im Tod Christi verherrlicht wurde und dass wir mit Ihm einsgemacht sind in seinem Tod, diese Wahrheiten werden dann, wenn überhaupt, wenig gekannt. Man gibt sich zufrieden damit, dass Er unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz trug – an sich eine höchst notwendige Segnung; aber die dem Brandopfer innewohnende erhabene Wahrheit sich anzueignen, bedeutet gewiss weit mehr.
Ein gewisser Mangel im Verständnis bzw. Unterschiede im Verständnis werden uns auch in anderen Vorbildern noch begegnen, wodurch der hier geäußerte Gedanke gestützt wird. Doch wie immer man darüber urteilen mag, die Tatsache als solche findet sich unter Gläubigen. Und wenn die verschiedenen Seiten und Beziehungen des Opfers Christi nicht erfasst werden, so folgt daraus ein nicht geringer Verlust in der klaren Erkenntnis der Wahrheit und damit auch der eigenen Segnungen. Deshalb ist es so wichtig, jeden göttlichen Fingerzeig auf die Person und das Werk Christi zu beachten, damit wir so in der Erkenntnis Gottes wachsen.