Die Versuchung und die göttlichen Hilfsmittel
5. Die Versuchungen von außen
Die Versuchungen von außen haben das Ziel, den Christen zu Fall zu bringen. Sie stellen den Glauben auf die Probe, um dessen Wirklichkeit zu prüfen.
Eine mögliche Reaktion auf diese Versuchungen ist, einer bösen Lust zu folgen und das zu tun, was der Befriedigung des Fleisches dient.
Eine ganz andere Reaktion ist, dass der Glauben mit Gott rechnet und Gott Befreiung schenkt.
5.1 Der Widerstand
Der Teufel weckt in den ungläubigen Menschen Hass gegen die Gläubigen: „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. (…) Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt. (…) Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Joh 15,18-20). Die ersten Jahrhunderte der Kirchengeschichte sind ein trauriges Zeugnis von den Verfolgungen, die die Gläubigen durchlebt haben - „das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht“ (1. Pet 4,12). Das Sendschreiben an Smyrna unterstreicht diese Tatsache, wenn von den „zehn Tagen der Drangsal“ geschrieben wird (Off 2,10).
Der Widerstand kann Spott oder auch Verleumdungen sein (1. Pet 2,12). Außerdem sind es auch Nachteilen, die ein Gläubiger in seinem Beruf erleiden muss. Darüber hinaus legt Satan selbst Hindernisse auf den Weg des Gläubigen und ruft in dem Dienst für den Herrn Schwierigkeiten hervor (1. Thes 2,18).
Das Wort Gottes enthält zahlreiche Beispiele für diesen Widerstand:
- Die drei jungen Männer, die sich weigerten, das Bild des Königs Nebukadnezer anzubeten, werden in den Feuerofen geworfen (Dan 3).
- Johannes der Täufer wird gefangen und anschließend enthauptet.
- Jeremia, der Prophet, erleidet viele Kränkungen und Misshandlungen.
Die einen wurden befreit, „andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen.“ Andere schließlich wurden dazu berufen, „bis zum Tod“ treu zu sein (Heb 11,33-38).
Im Gleichnis vom Sämann wird von dem Samen gesprochen, der auf das Steinige fällt. Das ist ein Bild für Menschen, die das Wort Gottes mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel in sich haben. Wenn dann anschließend Drangsal oder Verfolgung um des Wortes willen kommt, können sie dieser Prüfung nicht Stand halten (Mk 4,5.6.16.17).
Der Herr Jesus hat Versuchungen vonseiten des Feindes in einem vollkommenen Maß erlebt - sei es in der Wüste oder in Gethsemane, vonseiten der Pharisäer und Führer des Volkes. Sein ganzes Leben lang hat er „so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet“ (Heb 12,3).
Angesichts dieser Erprobungen ist der Gläubige berufen zu widerstehen (vgl. 1. Pet 5,9) und treu zu sein (Off 2,10). Dazu hat er in der Macht Gottes die Kraft.
Gott beantwortet den Glauben und schafft dem Maß der Verfolgung entsprechend den Ausgang, Er gibt die Kraft, um standhaft zu bleiben.
5.2 Die Sorgen
Die äußeren Umstände und noch mehr die Ungewissheit vor der Zukunft können in uns Sorgen, Angst - ja sogar Beklemmung hervorrufen. Die Ursache dafür ist ein Mangel an Vertrauen.
Der Herr Jesus ermahnt die Seinen: „Seid nicht besorgt für euer Leben“ (Mt 6,25). Der Apostel sagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Phil 4,6). Der Psalmist machte die freudige Erfahrung, dass „bei der Menge meiner Gedanken in meinem Innern (…) deine Tröstungen meine Seele mit Wonne“ erfüllten (Ps 94,19).
Wir dürfen uns vor allem daran erinnern, dass wir einen „Vater“ haben - ein Ausdruck, der in Matthäus 6 sieben Mal wiederholt wird. Wir können immer zu den Verheißungen des Wortes zurückkehren. Wenn man diese Verheißungen in das das Gedächtnis eingräbt, dann stehen sie uns zur Verfügung, wenn die Sorgen wieder aufsteigen. Wir lernen dann, alle Sorge auf ihn zu werfen, „denn er ist besorgt für euch“ (1. Pet 5,7).
Im Gleichnis vom Sämann haben wir das Bild für die Auswirkung der Sorgen: „Und andere sind es, die in die Dornen gesät werden: Das sind solche, die das Wort gehört haben, und die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den übrigen Dingen kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht“ (Mk 4,18.19).
Zweifellos mischen sich unter die Sorgen auch Lüste. Aber darüber hinaus entfalten Sorgen ihre ganze Wirkung dann, wenn sie das Wort in der Seele ersticken und sie daran hindert, Frucht zu bringen. Wenn unser Herz ständig beunruhigt ist um die Zukunft, besorgt über die Umstände und die Schwierigkeiten, entfernt es sich von Gott.
„Befiehl dem HERRN deinen Weg“ sagt der Psalmist, „und vertraue auf ihn, und er wird handeln! (…) Vertraue still dem HERRN und harre auf ihn!“ (Ps 37,5-7).
5.3 Die intellektuellen Versuchungen
Unter den „feurigen Pfeilen des Bösen“, von denen der Apostel in Epheser 6,16 spricht, kann man auch die „Pfeile“ der intellektuellen Versuchungen einordnen, die der Feind abschießt, um Zweifel in unserem Geist hervorzurufen.
Satan hatte schon Eva eingeflüstert: „Hat Gott wirklich gesagt?“ (1. Mo 3,1). Satan schießt seine „Stachel“ auf verschiedene Weisen ab: durch Lektüre, durch Studium oder durch Unterhaltungen mit wenig befestigten Personen. Das Wort ruft dazu auf, sich von den „ungöttlichen, leeren Geschwätzen und Widersprüchen der fälschlich so genannten Kenntnis“ weg zu wenden, „zu der sich bekennend einige von dem Glauben abgeirrt sind“ (1. Tim 6,20.21). Der Apostel fügt hinzu: „Die törichten und ungereimten Streitfragen aber weise ab, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen“ (2. Tim 2,23).
Im Gleichnis vom Unkraut war der Acker mit gutem Samen besät worden. „Während aber die Menschen schliefen“, kam der Feind dazu „und säte Unkraut mitten unter den Weizen.“ Zuerst hat man nichts davon gesehen. Der Weizen begann zu wachsen. Nach Ablauf von einiger Zeit „da erschien auch das Unkraut“ (Mt 13,24-26). Verschiedene Einflüsterungen oder Zweifel sind in das Herz eingedrungen. Anfangs haben sie keine Wirkung. Man weiß wohl, dass man ihnen keine Bedeutung beimessen darf. Aber die gesäten Samenkörner werden eines Tages ihre Frucht tragen. Man wundert sich dann darüber, dass man sieht, wie junge Leute, die mit dem Herrn verbunden und seinem Wort treu gewesen zu sein schienen, die empfangene Lehre verlassen: In einer Zeit der Schläfrigkeit hatte der Feind sein Unkraut gesät.
Welches Heilmittel gibt uns Gott dafür? Zunächst gibt Er uns das „Schild des Glaubens“ (Eph 6,16). Dieser Glaube nimmt das Wort Gottes so an, wie Er es gegeben hat, weil es von Ihm kommt.
Paulus sagt zu Timotheus: „Bedenke, was ich sage; denn der Herr wird dir Verständnis geben in allen Dingen“ (2. Tim 2,7).
Nach so vielen Erfahrungen, die den Grund seines Herzens ins Licht gestellt hatten, zieht Hiob die Schlussfolgerung: „Du belehre mich!“ (Hiob 42,4). Dies ist eine Haltung des Herzens gegenüber dem Herrn, die angesichts von Versuchungen, die Zweifel in unserem Herz hervorrufen, nachahmen dürfen.
5.4 Die Erprobung
„Wenn es nötig ist“, schreibt Petrus in 1. Petrus 1,6-7, können wir „eine kurze Zeit“ betrübt sein „durch mancherlei Versuchungen“ mit dem Ziel, dass der Glaube, der so durch das Feuer auf die Probe gestellt wird, „befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.“ „Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben“ (Jak 1,12).
In anderen Fällen lässt Gott die Erprobung zu, um Hindernisse in der Gemeinschaft mit Ihm ans Licht zu bringen. Er möchte uns dahin bringen, diese Hindernisse auszuräumen und uns die Freude an Ihm zu geben.
So handelt Gott mit Hiob, indem Er Satan erlaubte, ihn zu erproben. Auch die Freunde Hiobs benutzt Gott, um die Selbstzufriedenheit, die Hiob erfüllte, aufzudecken.
Solche Versuchungen können die Form von Widerstand oder von Verfolgung annehmen. Sie können auch aus schwierigen Umständen resultieren:
- Krankheit oder Trauer, die zur Entmutigung führen.
- Rückschläge oder Misserfolge, die Empörung hervorrufen.
- Enttäuschungen, die uns ermüden.
- Umstände, die einen Dienst für den Herrn zum Stillstand bringen.
Diese Erprobungen können durch den Glauben aber auch Lob bewirken (vgl. 1. Pet 1,6-7). Dann führen sie uns näher zu Gott und veranlassen uns, bei Ihm Kraft und Mut zu suchen. Das Herz wird gestärkt, um durch weitere Prüfungen hindurchzugehen.
Die Diener müssen „zuerst erprobt werden“, bevor sie dienen konnten (1. Tim 3,10). Es muss offenbar werden, ob es etwas in ihrem Leben gibt, das ein ernsthaftes Hindernis für die Aufgabe sein würde, die Gott ihnen anvertrauen könnte. Eine solche Erprobung kann durch Gott oder durch Brüder geschehen. Es ist eine Zeit notwendig, die den Zustand des Herzens und das geistliche Niveau ans Licht bringt, bevor man sich ganz zum Dienst für den Herrn verpflichtet.