Die Versuchung und die göttlichen Hilfsmittel
4. Der Hochmut des Lebens
4.1 Hochmut, sich aufblähen
Wir haben uns mit der Lust der Augen beschäftigt und gesehen, dass sie einen Menschen antreibt, einen Gegenstand zu begehren, der nicht von Gott gegeben ist. Eine weitere Gefahr, zur Sünde verleitet zu werden, ist die Lust des Fleisches. Sie verleitet dazu, unkontrollierte Wünsche unserer schlechten Natur zu befriedigen.
Das dritte Übel ist der Hochmut des Lebens, der dazu führt, dass sich der Mensch über andere erhebt. Wer sich so aufbläht und erhebt, kommt unter das „Gericht des Teufels“ (vgl. 1. Tim 3,6), wie Jesaja 14,13.14 es schildert: „Du sprachst in deinem Herzen: ‚Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, (…) mich gleichmachen dem Höchsten.'“
Satan verstand es, diesen Hochmut in das Herz Evas einzuflüstern, indem er sagt: „Ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mo 3,5).
Am Ende der Kirchengeschichte rühmt sich Laodizea in Form des geistlichen Hochmuts, der noch schlimmer ist, und sagt: „Ich bin reich und bin reich geworden und bedarf nichts“ (Off 3,17).
Der Hochmut bildet sich auf alles etwas ein:
- auf das, was man ist,
- auf das, was man macht,
- auf das, was man besitzt.
Man kann von Geburt aus und ohne irgendeinen Verdienst unsererseits intelligent oder schön oder stark sein. Und doch neigt der Hochmut dazu, sich darauf etwas einzubilden.
Adonija, der vierte Sohn Davids, machte klar: „Ich will König werden (…) Er war sehr schön von Gestalt“ (1. Kön 1,5.6).
Der Pharisäer betete bei sich selbst mit diesen Worten: „O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen der Menschen“ (Lk 18,11).
Wie leicht kann man sich aufblähen angesichts dessen, was man getan hat. Dafür ist der König Ussija ein Beispiel, der bemerkenswerte Fähigkeiten hatte. Er tat viel für die wirtschaftliche Entwicklung und hatte den Schutz seines Volkes organisiert. Sein Name breitete sich aus bis in die Ferne: „Wunderbar wurde ihm geholfen, bis er stark wurde. Und als er stark geworden war, erhob sich sein Herz, bis er zu Fall kam“ (2. Chr 26,15.16). Er wollte das Amt des Königs und des Priesters in sich vereinigen. Er brauste sogar zornig auf, als die Söhne Aarons ihn davon abzuhalten versuchten.
In seiner Jugend war Saul klein in seinen eigenen Augen (1. Sam 15,17). Aber später steigt der Hochmut in seinem Herzen auf. Er schreibt sich Siege Jonathans zu (1. Sam 13,4). Anstatt die Amalekiter zu vertilgen, handelt er lieber nach seinem eigenen Urteil. Anstatt dem Wort des HERRN zu gehorchen, das ihm Samuel übermittelt hat, handelt er nach seinen eigenen Gedanken. Als es so aussieht, dass er alles bereuen würde, bittet er den Propheten, ihn vor den Ältesten des Volkes zu ehren (1. Sam 15,30).
Nebukadnezar verharrt trotz Warnung in seinem Hochmut: „Ist das nicht das große Babel, das ich zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren meiner Herrlichkeit?“ Gott muss den König mit Wahnsinn schlagen und zeigt ihm, dass der Höchste „die zu erniedrigen vermag, die in Stolz einhergehen“ (Dan 4,27.34).
Sogar ein Gideon widersteht nicht dem Wunsch, mit einer Trophäe seines Sieges geehrt zu werden – es wird ein Fallstrick für ihn selbst und für seine Familie (Ri 8,27).
Der Hochmut schleicht sich auch durch eine Zufriedenheit und Genugtuung über den eigenen Besitz ein. Das ist auch bei dem Reichen in Lukas 12 der Fall, der seine Scheunen füllt und seiner Seele versichert, viele Güter für viele Jahre zu besitzen.
Die geistlichen Reichtümer können Anlass für einen noch schlimmeren Hochmut sein: „Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut“ (1. Kor 8,1). „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1. Kor 4,7). Es gibt keinen Grund, sich dafür zu rühmen.
Der Hochmut stellt sich auch über die anderen. Der Apostel warnt davor, „höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat“ (Röm 12,3). –
Ein Diotrephes liebt es, „unter ihnen der Erste“ zu sein. Er stößt die Brüder, die ihm nicht zustimmen, aus der Versammlung und wehrt denen, die sie aufnehmen möchten (3. Joh 9.10).
Korah, Dathan und Abiram erheben sich gegen Mose und Aaron, indem sie sich einen Platz anmaßen, den Gott ihnen nicht gegeben hat (4. Mo 16).
Selbst das Leben der Jünger des Herrn Jesus war nicht frei von dieser Eitelkeit, den anderen überlegen sein zu wollen. Auf dem Weg besprachen sie untereinander, wer der Größte sei, nachdem Jesus über seine Leiden gesprochen hat (Mk 9,33-34).
Jakobus und Johannes (und ihre Mutter) kommen zu dem Herrn, um den besten Platz in der Herrlichkeit – zu seiner Rechten und zu seiner Linken – zu erbitten (Mk 10,35).
Lukas berichtet uns einen Streit unter ihnen, der – und das ist eigentlich unglaublich – dem Bericht über die Einsetzung des Mahles direkt folgt und der Herr die Leiden, die ihn erwarten, vor ihre Herzen stellt (Lk 22,24).
Der Hochmut strebt auch danach, sich mit anderen im Dienst für den Herrn zu vergleichen. Paulus warnt vor dieser Gefahr: „Denn wir wagen nicht, uns selbst einigen von denen beizuzählen oder zu vergleichen, die sich selbst empfehlen; aber sie, indem sie sich an sich selbst messen und sich mit sich selbst vergleichen, sind unverständig. Wir aber wollen uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern nach dem Maß des Wirkungskreises, den der Gott des Maßes uns zugeteilt hat“ (2. Kor 10,12-13). „Als gute Verwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes“ sollen wir dem Dienst nachkommen, den der Herr uns gibt (1. Pet 4,10). Wir sollen die Gaben gebrauchen, die Er uns anvertraut, „wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat“ (Röm 12,3). Aber dabei sollen wir weder auf das Gebiet eines anderen vordringen, noch sich einen Glanz oder einen Ruf anmaßen, der uns über sie erhebt.
Es besteht auch die Gefahr, sich „für den einen gegen den anderen“ aufzublähen (1. Kor 4,6). Das ist eine Gefahr für einen selbst, für die Versammlung und für den Diener, den man bewundert.
4.2 Die göttlichen Heilmittel
Wenn sich der Hochmut bei uns eingeschlichen hat und seine Früchte gebracht hat, dann ist die Demütigung ein göttliches Heilmittel.
Hiskia hat der Eitelkeit nachgegeben, als er alle seine Schätze den Gesandten des Königs von Babylon zeigt. Aber danach demütigte er sich „wegen der Überhebung seines Herzens“ (2. Chr 32,26).
Das Heilmittel Gottes ist, den Fehltritt Gott zu bekennen und sich der Stellung als erretteter Sünder bewusst zu machen. Wir denken dann an das Werk am Kreuz, an die Leiden des Herrn, an die Barmherzigkeit, die uns gegenüber gezeigt worden ist.
Das schönste Heilmittel ist, auf das Beispiel des Herrn Jesus zu sehen: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der (…) sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm (…) sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod“ (Phil 2,5-8).
Wenn wir uns weigern, uns selbst zu demütigen, dann muss Gott das tun. Das hat Nebukadnezar erfahren.
Das göttliche Gericht ist auch auf Haman gefallen. Er hat sich von den Menschen schmeicheln lassen und gewünscht, dass er der Mann sei, „den der König zu ehren wünscht“. Er möchte sich durch die Straßen der Stadt reiten lassen (vgl. Esther 3-7). Aber Haman wird an einem fünfzig Ellen hohen Baum erhängt, den er eigentlich für Mordokai bereitet hat. Das war sein Ende.
Der Herr Jesus gibt auch eine Warnung an die Geladenen, die die ersten Sitzplätze wählen: „Lege dich nicht auf den ersten Platz, damit nicht etwa ein Angesehenerer als du von ihm geladen ist und der, der dich und ihn geladen hat, kommt und zu dir sprechen wird: Mache diesem Platz – und dann wirst du anfangen, mit Beschämung den letzten Platz einzunehmen“ (Lk 14,7-9).
Petrus ermahnt die Gläubigen: „Alle aber seid gegeneinander mit Demut fest umhüllt“ und fügt hinzu: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.“ So demütigt euch nun unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zur rechten Zeit.“ (1. Pet 5,5.6; Jak 4,6; Spr 3,34).