Die Versuchung und die göttlichen Hilfsmittel
3. Die Lust des Fleisches
Der Ausdruck „Fleisch“ bezeichnet hier nicht die böse Natur im Allgemeinen, wie es in den Briefen des Apostels Paulus oft der Fall ist. Hier sind speziell die ausschweifenden Wünsche der menschlichen Natur gemeint.
Die Lust des Fleisches kommt aus dem Inneren hervor. Der Herr Jesus bestätigt das, wenn er sagt: „Was aus dem Menschen ausgeht, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken: Hurerei, Dieberei …“ (Mk 7,20.21). Die Lust des Fleisches wird wirksam, wenn natürliche Begierden 1 ausschweifend werden. Im Wesentlichen bezieht sich das auf zwei Bereiche: der sexuelle Bereich und der Bereich des Essens und Trinkens, mit denen wir uns im Einzelnen beschäftigen.
3.1 Die sexuellen Abweichungen
Als der Herr Jesus in Matthäus 22 von der Auferstehung spricht, betont Er, dass es in der Herrlichkeit die Beziehung zwischen Mann und Frau, wie sie jetzt besteht, nicht mehr geben wird. Es heißt: „Denn in der Auferstehung heiraten sie nicht noch werden sie verheiratet, sondern sie sind wie Engel [Gottes] im Himmel“ (Mt 22,30). Im Jenseits wird sowohl die Zeugung des natürlichen Lebens als auch den physischen Tod nicht mehr geben.
Auf der Erde wird alles Leben – das pflanzliche, tierische und menschliche Leben – von Generation zu Generation übertragen. Dennoch gibt es bei dem menschlichen Leben eine große Besonderheit: Pflanzen und Tiere pflanzen sich in bestimmten Zeitabschnitten fort, aber der Mensch kann das bewusst und freiwillig tun.
Ein Kind, das aus der Vereinigung von Mann und Frau geboren wird, ist kein irdisches Wesen wie ein Tier oder eine Pflanze sondern es ist eine lebendige Seele, die in Ewigkeit existieren wird. Aus diesem Grund ist Gott besonders deutlich, was die Reinheit im sexuellen Bereich angeht. Die Schrift betont sehr deutlich, dass eine Abweichung in diesem Bereich in Gottes Augen Sünde ist. Die Fähigkeit, Leben zu zeugen, ist von Gott gegeben und soll von dem Menschen mit einem besonderen Verantwortungsbewusstsein im Rahmen der Ehe ausgelebt werden. Dann werden Mann und Frau „zu einem Fleisch“ vereinigt (Eph 5,31) und die sexuellen Bedürfnisse finden ihre tiefe Befriedigung in der Ehe. Jede andere Vereinigung wird in Gottes Wort als „Hurerei“ oder „Ehebruch“ bezeichnet.
Für einen jungen Menschen ist die Zeit der Pubertät und die Zeit bis zur Eheschließung eine schwierige Zeit, in der mit der Kraft des Herrn eine beständige persönliche Disziplin erforderlich ist. In 3. Mose 22,4-7 wendet sich Gott an die Familie Aarons und zeigt, dass ein Samenerguss – so wie auch der Aussatz in Israel – zur Unreinheit führte. Eine Reinigung war erforderlich. Nach dem Untergang der Sonne war der Priester rein und konnte aufs Neue von den heiligen Dingen essen. Zeigt das nicht deutlich, welche Bedeutung Gott diesem Bereich zumisst? Gibt es nicht genügend Einflüsse, die die Gedankenwelt eines jungen Mannes (oder einer jungen Frau) verwirren und Begierden auslöst, die ihn vielleicht dahin geführt haben, diesen Samenerguss bewusst zu begünstigen? Wenn ein Einzelfall nicht als schlimm empfunden und verurteilt wird, kann die Gewohnheit zur Sklaverei und Zwangshandlung führen. Die Folge ist, dass ein psychisches Ungleichgewicht entsteht. Das geistliche Lebens verliert an Kraft und der Genuss der Gemeinschaft mit dem Herrn wird getrübt.
Die Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau außerhalb der Ehe werden sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament streng verurteilt: „Der Leib aber nicht für die Hurerei, sondern für den Herrn. (…) Ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,13-20). Wie schön, dass das Wort Gottes hinzufügt: „… und der Herr für den Leib“ (V.13). Wir können auf seine Kraft zählen, auf seine Hilfsmittel, um bewahrt zu werden. Dazu braucht man in einer Umgebung, in der die Reinheit nach dem Wort Gottes fast zu einer Ausnahme geworden ist, sicherlich Seine ganze Macht.
Noch schlimmer ist der Ehebruch, eine Beziehung eines verheirateten Mannes und einer verheirateten Frau mit einer fremden Person. Die Übertretung des Gebotes in 2. Mose 20,14 „du sollst nicht ehebrechen“ wird in 3. Mose 20,10 mit der Todesstrafe bestraft. Die Schrift sagt: „Sollte jemand Feuer in seinen Gewandbausch nehmen, ohne dass seine Kleider verbrannt würden? (…) So derjenige, der zu der Frau seines Nächsten eingeht. (…) Wer seine Seele verderben will, der tut so etwas. Plage und Schande wird er finden, und seine Schmach wird nicht ausgelöscht werden“ (Spr 6,27-33).
Der Herr Jesus geht noch weiter, denn er schaut in das Herz. Nachdem er an das Gebot des Gesetzes erinnert hatte, fügt er hinzu: „Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen“ (Mt 5,28)!
Beziehungen zwischen Mann und Mann oder zwischen Frau und Frau bezeichnet 3. Mose 18,22 als Gräuel. Auch der Apostel Paulus verurteilt diese Sünde in Römer 1,27. So etwas ist eine widernatürliche Unordnung, eine böse „Leidenschaft“ (Kol 3,5).
3.2 Die Ausschweifungen im Essen und Trinken
Als das Volk Israel in der Wüste war, sehnten sie sich zurück nach der Nahrung der Ufer des Nils (2. Mo 16,3; 4. Mo 11,5). Wenn Gott diese Nahrungsmittel gibt, dann kann man es auch aus Seiner Hand annehmen. Dennoch besteht die Gefahr, sich nach Ägypten – der Welt – zurückzusehnen, um ein fleischliches Bedürfnis zu befriedigen.
Der Apostel Petrus erinnert uns in 1. Petrus 4,3-4 daran, dass einige vor ihrer Bekehrung in diesen Ausschweifungen lebten. Wenn der Gläubige sich nach seiner Bekehrung davon distanziert, werden seine Kameraden und Kollegen es sehr schnell bemerken. Ihre Reaktionen werden den Gläubigen auf die Probe stellen, denn man wird nicht verstehen, dass er sich ihren fleischlichen Vergnügungen nicht mehr anschließt. Ein Christ muss akzeptieren, dass er anders ist als die Menschen dieser Welt. In Römer 13,13.14 heißt es: „Lasst uns anständig wandeln wie am Tag.“ Nachdem der Apostel die Ausschweifungen in Essen und Trinken gebrandmarkt hat, fügt er hinzu: „Treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.“
Zur Zeit unserer Väter hatte der Alkohol verheerende Folgen. Ist das heute weniger der Fall? Es sind noch andere – schlimmere – Dinge dazugekommen: Drogen und Rauschgifte, die sehr schnell zur Sucht führen. Der Weg der Bewahrung besteht in der Nüchternheit und Selbstbeherrschung, verbunden mit der Kraft, die Gott gibt: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes“ (1. Kor 10,31).
3.3 Die göttlichen Hilfsmittel
Der Versuchung von außen sollen wir „widerstehen“. Wird die Lust des Fleisches geweckt, so ist unsere Aufgabe, zu fliehen (1. Kor 10,14). Der Apostel Paulus spricht in Kolosser 3,5 davon, dass wir unsere Glieder, die auf der Erde sind, „töten“ sollen. Hier hat das Wort „töten“ die Bedeutung von „absterben lassen“. Das geschieht dadurch, dass man dem Organ die Nahrung entzieht mit der Folge, dass es verkümmert. Welche „Nahrung“ nehmen wir auf? Bilder, die unsere Blicke anziehen? Welche Lektüren lesen wir? Welche Orte besuchen wir? Bücher, Zeitschriften oder eine Grafik, die im jeweiligen Moment unscheinbar ist, wird oft zu einem späteren Zeitpunkt in all ihrer Schädlichkeit wieder ins Gedächtnis gerufen, möglicherweise mit einer Sünde als Folge.
Der Herr Jesus selbst gebietet: „Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. (…) Und wenn deine rechte Hand dir Anstoß gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir“ (Mt 5,29-30).
Für einen Gläubigen, der durch die Lust des Fleisches „fortgezogen und gelockt wird“ (Jak 1,14), lautet das vom Wort Gottes angegebene Hilfsmittel „Fliehen“ (in dem Sinn von „Abtrennen“, vgl. Mt 5,30). Das ist oft sehr hart. Aber wer siegt in der Seele? Die Liebe des Herrn oder die Selbstbefriedigung?
Petrus ermahnt den Gläubigen, sich „der fleischlichen Begierden zu enthalten, die gegen die Seele streiten“ (1. Pet 2,11). „Treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden“ lesen wir in Römer 13,14. Wenn wir bewusst darauf achten, nicht „in Versuchung zu kommen“, kann der Herr verhindern, dass wir fallen.
Durch die Lust des Fleisches hat das Leben Simsons viel von seinem Wert verloren. Auch das Leben Davids ist bis zum Ende verdunkelt worden – durch einen einzigen Tag, an dem er sich gehen ließ! Die Lust wurde durch das Auge geweckt und hatte die Sünde mit den fatalsten Konsequenzen zur Folge.
Eine weitere Schutzmöglichkeit ist, die Tage gut auszufüllen. Ohne Zweifel kommt hier der erste Platz dem Wort Gottes und dem Gebet zu, also der Nahrung und Atmung der Seele. Darüber hinaus gibt Gott uns viele gute Dinge, die wir „mit ihm“ genießen können (vgl. Röm 8,32). Es ist gut, einer guten „gedanklichen Beschäftigung“ – sei es beruflich oder weiterbildend – nachzugehen. Außerdem ist ein gewisses Maß an Entspannung gut, Ablenkung in der Natur oder auch in einem gewissen Maß die körperliche Betätigung – alles das bildet einen Schutz, der vor vielen Verirrungen bewahrt.
Die Mutter Lemuels hinterließ ihrem Sohn drei Ratschläge (Spr 31,1-9):
- „Gib nicht den Frauen deine Kraft, noch deine Wege den Verderberinnen der Könige“;
- „Nicht für Könige geziemt es sich Wein zu trinken, noch für Fürsten, zu fragen: ‚Wo ist starkes Getränk?', damit er nicht trinke und vergesse“;
- „Öffne deinen Mund für den Stummen, für die Rechtssache aller Unglücklichen. Öffne deinen Mund.“
Das sind nicht nur negative Ermahnungen, sondern auch eine positive: Öffne deinen Mund, um die Reichtümer mitzuteilen, die der Herr Jesus dir gegeben hat. Öffne deinen Mund für den, der Gott nicht kennt und nicht weiß, wie man mit ihm spricht. Öffne deinen Mund für die, welche vernachlässigt und verlassen sind. Öffne deinen Mund, um das Evangelium der Gnade zu verbreiten. Wer seine Zeit für den Dienst für den Herrn widmet – in Abhängigkeit und aus Liebe zu Ihm – der kann Seelen vor dem Tod erretten und vor vielen Sünden bewahrt werden.
Fußnoten
- 1 Diese Begierden (Geschlechtskraft, Hunger, Durst usw.) sind an und für sich von Gott gegeben und gut. Aber der Mensch kann sie in einer falschen Absicht befriedigen, und dann führt es zu einem ungöttlichen Gebrauch und zur Sünde.