Betrachtung über Apostelgeschichte (Synopsis)
Kapitel 17
In dem, was sich in Philippi zutrug, war es die auf die Leidenschaften der Nationen vom Feind ausgeübte Macht, die die Verfolgung der Apostel veranlasste. In Thessalonich finden wir wieder die alte und allgemeine Feindschaft der Juden gegen das Zeugnis und das Werk Gottes. Dennoch nehmen viele Juden und Proselyten das Evangelium an; aber nach einem Aufruhr daselbst gehen die Apostel nach Beröa (V. 10). Hier sind die Juden edler; sie untersuchen das Gehörte durch das Wort Gottes. Deshalb glauben auch viele von ihnen. Doch die Juden von Thessalonich, eifersüchtig auf den Fortschritt des Evangeliums, kommen nach Beröa, und die Brüder beeilen sich, Paulus aus der Stadt hinauszuführen, während Silas und Timotheus vorläufig noch dort bleiben; denn Paulus war der besondere Gegenstand der Verfolgung der Juden. Der Apostel geht nach Athen, und dort wird, indem er sich nach der Synagoge der Juden begibt, sein Geist beim Anblick des allgemeinen Götzendienstes dieser eitlen Stadt in ihm ganz erregt. Er redet an jedem Tag an einem öffentlichen Platz mit ihren Philosophen. Infolge dieser Unterredung verkündigt er den Vornehmsten dieser gebildeten Stadt der damaligen Welt den wahren Gott. Er hatte Silas und Timotheus sagen lassen, dass sie dorthin zu ihm kommen möchten.
Bei einem Volk wie die Athener – und das ist die Frucht einer geistigen Bildung ohne Gott – muss der Apostel bis zu der untersten Stufe auf der Leiter der Wahrheit hinabsteigen. Er stellt die Einheit Gottes, des Schöpfers, und die Beziehung des Menschen zu Ihm dar; er bezeugt auch, dass Jesus die Welt richten werde, wovon Gott den Beweis gegeben, da Er Ihn aus den Toten auferweckt habe (V. 22–31). Man könnte denken, man höre Petrus sich an die Juden wenden, ausgenommen, dass hier das Gericht dieser Welt an die Stelle der Verheißungen in Bezug auf die Rückkehr Jesu tritt. Wir dürfen nicht voraussetzen, dass unser Geschichtsschreiber uns alles mitteilt, was Paulus gesagt hat. Was uns berichtet wird, ist seine Verteidigung. Der Heilige Geist gibt uns nur dasjenige, was die Art und Weise kennzeichnet, in welcher der Apostel den Umständen derer begegnet, an die er sich wandte. Seine Verkündigung von Jesu und der Auferstehung blieb seinen ersten Zuhörern besonders im Gedächtnis. Es scheint sogar, dass einige sowohl die Auferstehung als auch Jesum für einen Gott hielten. Der Apostel legt hier in der Tat das Fundament des Christentums, das auf die Person Jesu und auf die Tatsache seiner Auferstehung gegründet ist; aber er legt nur dieses Fundament.
Ich habe gesagt, dass uns seine Rede an die Predigt des Petrus erinnert, und habe damit die Stufe der Höhe in seiner Lehre in Bezug auf Christus gemeint. Wir werden in beiden Fällen bemerken, wie gerecht und passend die Anwendung der Tatsachen auf die angeredeten Personen ist. Petrus predigte den verworfenen Christus, der zum Himmel aufgefahren und bereit war, zurückzukommen, wenn die Juden Buße tun würden – den Christus, der bei seiner Ankunft alles, wovon die Propheten geredet hatten, erfüllen würde. Hier in Athen wird das Gericht der Welt – die Bestätigung der Wahrheit für das natürliche Gewissen – sowohl den Gelehrten als auch dem neugierigen Volk dargestellt. Da war nichts, was ihren philosophischen Geist befriedigen konnte; es war ein einfaches und überführendes Zeugnis von der Torheit ihres Götzendienstes, sogar übereinstimmend mit dem, was das natürliche Gewissen ihrer eigenen Poeten anerkannt hatte.