Der Prophet Sacharja
Kapitel 9
Dein König kommt
„Ausspruch des Wortes des HERRN über das Land Chadrak; und auf Damaskus lässt es sich nieder (denn der HERR hat ein Auge auf die Menschen und auf alle Stämme Israels) und auch auf Hamat, das daran grenzt, auf Tyrus und Sidon, weil es sehr weise ist. Und Tyrus hat sich eine Festung erbaut und Silber gehäuft wie Staub und Feingold wie Straßenkot. Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen; und es selbst wird vom Feuer verzehrt werden“ (9,1-4).
Mit dem 9. Kapitel beginnt der zweite Teil des Buches des Propheten Sacharja. Kapitel 9-11 reden prophetisch von Christus, dem König und Hirten, Kapitel 12-14 sind Aussprüche Gottes über den „letzten Tag“.
Endzweck aller Prophezeiung ist, uns den König vor zustellen. Dieser König ist in Christus Jesus gekommen. Sein Name ist: „Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst. Die Mehrung der Herrschaft und der Frieden werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun.“ So beschreibt Jesaja, der Prophet, die Herrlichkeit dieses kommenden Königs (Jes 9,6).
Der erste Vers dieses Kapitels beginnt zum ersten Mal in diesem Propheten mit den Einleitungsworten „Ausspruch des Wortes des HERRN“. Auch der Anfang des dritten Abschnittes in Kapitel 12,1 beginnt mit diesen Worten. Es mag dies nicht sehr wichtig erscheinen, aber es ist gut, auf alles zu achten, denn nichts geschieht ohne Absicht. Gott will uns die einzelnen Phasen seines Tuns vorstellen. So wird besonders der treue Überrest am Ende der Tage in seine Pläne eingeweiht sein. Gott würdigt die Seinigen, Teilhaber und Mitwisser seiner Absichten zu sein.
Auch weist der erste Vers darauf hin, dass Gott sein Auge nicht nur auf alle Menschen, sondern auf alle Stämme Israels gerichtet hat. Gott sieht, was wir nicht sehen, denn vor unseren Augen sind nur die beiden Stämme Juda und Benjamin, die anderen zehn sind für unser Erkennen verschollen. Welch ein tröstlicher Gedanke, dass Gott um all die Seinen weiß; es mag noch so scheinen, als ob Er sie vergessen hätte, aber Gott vergisst die Seinen nie! Möchte wir uns dieser kostbaren Tatsache immer bewusst sein!
Die gottfernen, heidnischen Nationen rücken nun in das Blickfeld des göttlichen Handelns:
„Askalon soll es sehen und sich fürchten; auch Gaza, und soll sehr erzittern, und Ekron, denn seine Zuversicht ist zuschanden geworden. Und der König wird aus Gaza vertilgt, und Askalon wird nicht mehr bewohnt werden. Und ein Bastard wird in Asdod wohnen, und ich werde den Hochmut der Philister ausrotten. Und ich werde sein Blut aus seinem Mund wegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen weg; und auch er wird unserem Gott übrig bleiben und wird sein wie ein Fürst in Juda und Ekron wie der Jebusiter“ (9,5-7).
Diese Verse haben 174 Jahre später ihre buchstäbliche Erfüllung gefunden. Alexander der Große erzwang sich nach der Schlacht von Issus im Jahre 333 vor Christus den Eingang in das Land Chadrak = Syrien (Vers 1). „Und auf Damaskus lässt sich das Wort nieder“, d. h. das prophetische Wort ging an Damaskus in Erfüllung. Dies trifft auch zu für Hamath, der Stadt und der Stadtstaat nördlich von Palästina. Es war eine reiche Handelsstadt, am Orontes gelegen, und fiel ebenfalls im Jahr 738 vor Christus. Das gleiche Los traf Tyrus, die mächtige, starke, reiche und als uneinnehmbar geltende Meeresfestung, wie auch das kulturelle, kluge Zidon, das ebenfalls unterjocht wurde. Das ist ein wunderbares und exaktes Geschichtsdokument der Heiligen Schrift!
Es liegt auf der Hand, dass die damalige Erfüllung der Weissagung Sacharjas noch nicht die Enderfüllung ist, diese bleibt für das Ende der Tage aufbewahrt, wie auch nachher noch manche Kriege und Gerichte über diese Städte und Nationen gegangen sind, die aber keinen prophetischen Charakter hatten.
„Und ich werde für mein Haus ein Lager aufschlagen vor dem Kriegsheer, vor den Hin- und Herziehenden, und kein Bedränger wird sie mehr überziehen; denn jetzt habe ich es mit meinen Augen gesehen“ (9,8).
Hier haben wir die ausdrückliche Erklärung des göttlichen Wortes, dass nun kein Bedränger mehr über genannte Städte ziehen wird. Gott wird nicht ewiglich zürnen. Er wird sich der Menschen wieder erbarmen und sich ihnen in Gnade zuwenden. Nichts von allem Geschehen auf dieser Erde entgeht seinem Schauen. Die „Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist“ (2. Chr 16,9). Lasset uns in Schwierigkeiten und in Übungen, auch wenn sie hoch sind wie Berge, niemals verzweifeln! Gott wird einen Ausweg finden, auch wenn unsere Augen einen Ausweg nicht sehen. Wenn wir schwach sind, dann ist Er, unser treuer Gott, der Starke und Mächtige!
„Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen: Gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin“ (9,9).
Christus ist demütig und in Niedrigkeit in Jerusalem eingezogen und wurde mit dem jubelnden „Hosanna, dem Sohn Davids!“ empfangen. Aber wie bald folgte das fanatische „Kreuzige, kreuzige ihn!“. Dennoch bleibt dieser triumphale Empfang nur ein Schattenbild des zukünftigen Jubels, wenn Israel in Christus seinen König erkennen wird, den König, den sie allerdings durchstochen hatten. Dann wird kein „Kreuzige, kreuzige ihn!“ mehr folgen. Zion wird frohlocken und Jerusalem jauchzen, dem HERRN wird die Ehre werden, die Ihm auch gebührt.
„Und ich werde die Streitwagen aus Ephraim und die Pferde aus Jerusalem ausrotten, und der Kriegsbogen wird ausgerottet werden. Und er wird Frieden reden zu den Nationen; und seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde. Und du - um des Blutes deines Bundes willen entlasse ich auch deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist“ (9,10.11).
Nun ist der Tag gekommen, an welchem kein feindliches Heer, weder aus dem Norden noch aus dem Süden durch Jerusalem ziehen wird. Bis dahin hatten Kriegswagen, Kriegsbogen und Kriegsrosse nicht geruht, nun aber werden sie allesamt vernichtet und abgeschafft. Man wird nicht mehr von Kriegen reden und nichts mehr von Kriegsgeschrei hören. Die Völker werden die Friedensbotschaft vom Friedenskönig annehmen und alle werden Ihm freudig und willig unterworfen sein. Die Ausdehnung seiner Herrschaft und die Grenzen des Landes werden noch viel größer und weiter sein als selbst in den Tagen des höchsten Glanzes und der Herrlichkeit des Königs Salomo. Auch wird Er der wahre Melchisedek sein, der wahre Priester, der sich seines Volkes annimmt und der wahre König, der in Gerechtigkeit herrscht. Jeremia wurde einst um seines Zeugnisses willen von dem König in die Grube geworfen. Zur Zeit des kommenden Antichristen wird es wieder viele Märtyrer geben. Der HERR aber wird alle Gefangenen aus der Grube befreien.
„Kehrt zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung! Schon heute verkündige ich, dass ich dir das Doppelte erstatten werde“ (9,12).
Während der antichristlichen Drangsalszeit werden viele aus Jerusalem fliehen und sich in eine Zufluchtsstätte zurückziehen, die der Herr für sie vorbereitet hatte. Nun aber ist der Antichrist beseitigt, die Gefahren behoben und ohne Furcht können sie nach Jerusalem zurückkehren. Sie werden „Gefangene der Hoffnung“ genannt. Das ist der Charakter der Gläubigen zu allen Zeiten. Man mag sie einkerkern, foltern, bedrängen; nie wird man sie ihrer kostbaren Hoffnung berauben können, denn diese ist in der Liebe Gottes des Vaters verankert und „wer wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn?“
Jerusalem ist nicht mehr die bedrängte Stadt, sie ist eine sichere Festung geworden, denn der Name des HERRN wohnt in ihr. Das Doppelte wird ihr erstattet werden. Schon der Prophet Jesaja hat darauf hingewiesen: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet zum Herzen Jerusalems, und ruft ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet, dass ihre Schuld abgetragen ist, dass sie von der Hand des HERRN Zweifaches empfangen hat für alle ihre Sünden“ (Jes 40,1.2). „Anstatt eurer Schmach werdet ihr das Doppelte haben, und anstatt der Schande werden sie jubeln über ihr Teil; darum werden sie in ihrem Land das Doppelte besitzen, werden ewige Freude haben“ (Jes 61,7). Doppelter Segen in Feld und Flur, doppelter Segen in der Familie doppelter Segen und die Fülle des HERRN überall!
„Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt; und ich erwecke deine Söhne, Zion, gegen deine Söhne, Griechenland, und mache dich wie das Schwert eines Helden. Und der HERR wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz; und der Herr, HERR, wird in die Posaune stoßen und einherziehen in Stürmen des Südens. Der HERR der Heerscharen wird sie beschirmen; und sie werden die Schleudersteine verzehren und niedertreten; und sie werden trinken, lärmen wie vom Wein und voll werden wie die Opferschalen, wie die Ecken des Altars“ (9,13-15).
Diese Verse fanden ihre vorläufige Erfüllung in den Makkabäerkämpfen gegen die Nachfolger Alexanders, die Syrer, etwa 350 Jahre später. Es ist ein Präliminarium von der Besitzergreifung des Landes, das am Ende der Tage stattfinden wird. Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass der Prophet Sacharja mit keiner Silbe die Versammlung Gottes in der heutigen Zeit berührt, denn sie ist nirgendwo Gegenstand der Prophetie des Alten Testaments. Der HERR wird Israel erretten und seine Feinde zerschlagen. Die Gnadenzeit ist abgelaufen und wird nicht wiederkommen.
„Und der HERR, ihr Gott, wird sie retten an jenem Tag, wird sein Volk retten wie eine Herde; denn Kronensteine sind sie, funkelnd auf seinem Land. Denn wie groß ist seine Anmut und wie groß seine Schönheit! Das Korn wird Jünglinge und der Most Jungfrauen wachsen lassen“ (9,16.17).
Das „Hosanna“: Rette doch! wird seine Erfüllung finden. Der HERR wird sein Volk erhören, denn es ist sein Volk, die Herde seiner Weide. Die Seinen werden in der Anmut ihres HERRN gesehen; in jungfräulicher Reinheit und in der Schönheit ihres Erlösers. Sein Glanz ruht auf seinem ganzen Land; seine Herde und seine Helden werden geschaut in seiner Pracht. Ihre Herrlichkeit ist gleich funkelnden Edelsteinen in seiner Krone. Korn und Most wird in Fülle sein und jeglicher Mangel hat aufgehört. Jünglinge und Jungfrauen blühen und wachsen in göttlicher Erkenntnis. Wohl sind von ihnen manche durch den Märtyrertod gegangen, denn sie haben den Namen des HERRN nicht verleugnet und sind in schwerer Zeit treu gewesen. Der Hebräerbrief sagt von solchen Gläubigen: „Andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, damit sie eine bessere Auferstehung erlangten. Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht und dazu durch Fesseln und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, [versucht,] starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach; sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde“ (Heb 11,35-38). Welch glorreicher Tag wird dies sein, wenn der HERR die Seinen sich selbst verherrlicht darstellen wird. Dann wird das, was sie hienieden gelitten haben, geschaut werden in den Edelsteinen, mit denen der Herr die Überwinder schmücken wird. Auch Daniel schreibt: „Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewig“ (Dan 12,3).
So sind uns in diesem Kapitel drei große Wahrheiten vorgestellt worden:
- Die Eroberungen Alexander des Großen, das Vorbild des zukünftigen Königs des Nordens.
- Der Einzug des Herrn Jesus in Jerusalem.
- Der Sieg der Makkabäer (Überwinder).