Christus – wie Er in den Opfern gesehen wird
1. Das Brandopfer
3. Mose 1; 6,1–6
„Und der HERR rief Mose, und er redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind- und Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rindvieh ist, so soll er sie darbringen, ein Männliches ohne Fehl; am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN. Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. Und er soll das junge Rind schlachten vor dem HERRN; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herzubringen und das Blut ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft ist. Und er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Und die Söhne Aarons, des Priesters, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holz zurichten über dem Feuer, das auf dem Altar ist. Und sein Eingeweide und seine Beine soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN“ (3. Mo 1,1–9).
„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Dieses, das Brandopfer, soll auf seiner Feuerstelle sein, auf dem Altar, die ganze Nacht bis zum Morgen; und das Feuer des Altars soll darauf in Brand erhalten werden. Und der Priester soll sein leinenes Kleid anziehen und soll seine leinenen Beinkleider anziehen über sein Fleisch; und er soll die Fettasche abheben, zu der das Feuer das Brandopfer auf dem Altar verzehrt hat, und soll sie neben den Altar schütten. Und er soll seine Kleider ausziehen und andere Kleider anlegen und die Fettasche hinaustragen außerhalb des Lagers an einen reinen Ort. Und das Feuer auf dem Altar soll darauf in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen; und der Priester soll Holz auf ihm anzünden, Morgen für Morgen, und das Brandopfer auf ihm zurichten und die Fettstücke der Friedensopfer auf ihm räuchern. Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen“ (3. Mo 6,1–6).
Der HERR sprach aus dem Inneren der Stiftshütte. Er sprach nicht vom Berg Sinai aus, wo Er das Gesetz gab. Nein! Die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Stiftshütte, und aus dieser Herrlichkeit heraus sprach er zu Mose und sagte: „Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will ...“ Er gab all diese Anweisungen nicht, damit Gebote gehalten werden, sondern im Hinblick auf Opfer. Ist dies nicht bedeutsam? Zuerst finden wir Herrlichkeit, welche die Stiftshütte erfüllt. Dann sehen wir Gott, dass Er aus dieser Herrlichkeit spricht und auf die Art und Weise eingeht, wie ein Sünder (wie du und ich) für alle Ewigkeit passend gemacht werden konnte, um in dieser Herrlichkeit zu wohnen. Auf welch einfache und schöne Weise wird dies in diesem Kapitel vorgestellt!
Das Brandopfer steht an erster Stelle, weil es zeigt, wie ein Sünder von Natur vor einem heiligen Gott auf der Grundlage des Opfers wohlgefällig sein kann. Es stellt auf deutliche und gesegnete Weise heraus, wie ein Sünder, der von Gott entfernt ist, sich von ihm entfremdet hat durch böse Werke, der Gott in seinem Herzen hasst, einen rebellischen Willen hat und voller Sünde ist, wie ein solcher Sünder auf der Grundlage des Wertes des Opfers Christi in Gottes Augen vor ihm wohlgefällig sein kann. Dies wird uns im Brandopfer verdeutlicht. Ich sage nicht, dass es der erste Gedanke ist, den wir haben, wenn wir an die Opfer denken, aber es ist das, was wir dort vorgestellt finden.
Wovon spricht nun das Brandopfer? „Von dem Werk Christi“, sagst du. Aber von welchem Aspekt des Werkes Christi? Nun, das Sündopfer, das in der Reihe als Letztes kommt, ist leicht zu erklären. Es ist ein Vorbild auf Christus, der unsere Sünden trug, also das, was wir Böses getan haben – Er hat diese Sünden auf ewig weggetan. Aber was ist das Brandopfer? Das Brandopfer stellt Christus vor, der kam, um den Willen Gottes um jeden Preis zu tun, – trotz all der furchtbaren Leiden und Qualen des Kreuzes. Er kam, um den Willen Gottes zu vollbringen und um Ihn zu verherrlichen, sogar im Tod. Gott sei Dank, dass dies auch im Blick auf uns geschah. Gottes Wille war unsere Errettung, und indem der Herr Jesus kam, um den Willen Gottes zu erfüllen, kam er daher auch, um unsere Errettung zu vollbringen.
Nehmen wir an, ich sollte denen, die dem Herrn angehören, allgemein diese Frage stellen: „Was war eurer Meinung nach das erste Ziel des Herrn Jesus Christus, als er in diese Welt kam?“ Was meint ihr, was für eine Antwort sie geben würden? Neun von zehn würden sagen, dass das erste Ziel natürlich darin bestand, Sünder zu erretten. Dennoch war dies nicht das erste Ziel. Es war ein Ziel. Aber was war das erste Ziel des Herrn, als er in diese Welt kam? Haben wir nicht gerade etwas aus Hebräer 10 dazu gelesen?
„Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: „Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun““ (Heb 10,5–7).
Das erste Ziel, das der Herr Jesus hatte, als er in diese Welt kam, war es, den Willen Gottes zu vollbringen und Ihn zu verherrlichen. Und wann kam dieser völlige Gehorsam vollkommener zum Ausdruck als zu dem Zeitpunkt, als Er am Kreuz für uns zur Sünde gemacht wurde, als Er, um den Willen Gottes zu tun, in den Tod ging – und das für uns? Als Er unsere Sünden auf sich nahm und zur Sünde gemacht wurde, erlangte Gott seine höchste und größte Verherrlichung (Joh 13,31.32). Es ist höchst wichtig, dies zu sehen.
Es ist daher ganz natürlich, dass das Brandopfer an erster Stelle steht, weil es Christus nicht so sehr als den darstellt, der unsere Sünden auf sich nahm, sondern als den, der sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, um den Willen Gottes zu tun und um Ihn zu verherrlichen, und zwar im Tod.
Wenn wir uns Epheser 5 zuwenden, finden wir, dass es zwei Seiten des Werkes Christi gibt, die uns vorgestellt werden: „Wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat“ (Eph 5,2) – das ist unsere Seite. „Als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ – das ist die andere Seite und der Gesichtspunkt, der im Brandopfer vorgestellt wird; es ist eine Darbringung und ein Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. Ich bin sicher, dass wir in unseren Seelen sehr viel Verlust dadurch erleiden, dass wir diesen Aspekt des Opfers Christi nicht betrachten – was es für Gott ist, und nicht bloß, was es für uns ist. Wir erlangen einen weitaus tieferen Frieden, wenn wir auf diese Weise darauf schauen. Wir haben dadurch einen unermesslichen Gewinn. Ich gehe davon aus, dass jeder hier von Herzen sagen kann: „Der Herr Jesus starb für mich; in der Liebe seines Herzens gab er sich selbst für mich.“ Wir werden es in alle Ewigkeit nicht vergessen. Aber lasst mich fragen: „Habt ihr euch jemals näher damit beschäftigt, was das Werk Christi für Gott war? Seid ihr euch jemals darüber klar geworden, was Gottes Gedanken betreffs dieses Gesegneten waren, als er sich selbst so ohne Flecken geopfert hat?“
Wenn wir zu 3. Mose 1 zurückkehren, lesen wir:
„Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer vom Rindvieh ist, so soll er sie darbringen, ein Männliches ohne Fehl; am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN“ (3. Mo 1,3).
Beachtet, dass das Tier noch nicht getötet wird. Es wird zuerst gebracht oder dargestellt, ohne Fehl, zum Wohlgefallen des Opfernden vor dem HERRN. Ein unvollkommenes Tier konnte nicht angenommen werden. Wenden wir uns nun einem Abschnitt in Kapitel 22 zu:
„Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und zu allen Kindern Israel und sprich zu ihnen: Jedermann vom Haus Israel und von den Fremden in Israel, der seine Opfergabe darbringt, nach allen ihren Gelübden und nach allen ihren freiwilligen Gaben, die sie dem HERRN als Brandopfer darbringen – zum Wohlgefallen für euch soll es sein, ohne Fehl, männlich, von den Rindern, von den Schafen oder von den Ziegen. Alles, woran ein Gebrechen ist, sollt ihr nicht darbringen, denn es wird nicht zum Wohlgefallen für euch sein. Und wenn jemand dem HERRN ein Friedensopfer darbringt, um ein Gelübde zu erfüllen, oder als freiwillige Gabe vom Rind oder vom Kleinvieh: Ohne Fehl soll es sein, zum Wohlgefallen; keinerlei Gebrechen soll an ihm sein“ (3. Mo 22,18–21).
Das Opfertier muss als Erstes vollkommen sein, um für Gott wohlgefällig zu sein. Wenn auf dem Stier ein einziger Makel war, konnte er nicht angenommen werden. Und wenn der Stier nicht angenommen wurde, würde der Opfernde nicht angenommen werden, denn es geschah zu seiner Annahme, dass das Tier geopfert wurde. Worauf weist dies hin? Auf die heilige, fleckenlose Person des Herrn Jesus, der von einer Frau unter Gesetz in diese Welt geboren wurde. Auf den, der „es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein“, sondern sich selbst zu nichts machte (Phil 2,6).
Als Er in diese Welt kam, tat Er dies nicht als erwachsener Mann wie Adam, sondern als neugeborenes Baby. Er ging dann als der Heilige und Sündlose durch diese Welt und opferte sich ohne Flecken Gott. Sein gesamtes fleckenloses Leben (auf welches ich jetzt nicht eingehen werde, weil es in dem Speisopfer vorgebildet wird), dieses ganze Leben, jedes Wort, das er sprach, jede Handlung, die er ausführte, stieg als ein duftender Wohlgeruch zu Gott empor. Und dann finden wir, dass er in den Tod ging. Der Gehorsam, der Ihn in seinem Leben kennzeichnete, wurde sozusagen erst in seinem Tod vollkommen.
Anders ausgedrückt war er gehorsam „bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“, wie wir in Philipper 2,8 lesen. Wir kennen die Gedanken des Vaters über diese wunderbare Person. Zweimal wurden über Ihm die Himmel geöffnet und die Stimme des Vaters wurde gehört: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; 17,5). Jeder Gedanke seines Herzens war für Gott ein duftender Wohlgeruch. Dann kam die schreckliche Stunde im Garten Gethsemane, als all das vor den Herrn Jesus gestellt wurde, was Er durchleiden müsse, wenn Er auf diesem gesegneten Weg des Gehorsams bleiben und den Willen Gottes vollkommen ausführen würde. Es wurde alles auf solche Weise vor Ihn gestellt, dass der Herr sagt: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). So geht Er weiter zum Kreuz in völligem und gesegnetem Gehorsam und opfert sich dort selbst als ein williges Opfer, um den Willen Gottes zu vollbringen.
Ich frage euch nicht, geliebte Freunde, was eure Gedanken über dieses wunderbare Werk, diesen Akt gesegneten Gehorsams und der Hingabe zur Verherrlichung des Vaters sind, sondern: „Habt ihr jemals darüber nachgedacht, was Gottes Gedanken über diesen Gesegneten und seinen Gehorsam bis in den Tod sind?“ Wenn der Vater während seines Lebens hier von Ihm sagen konnte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“, wie viel mehr nun, da Er sogar in den Tod gegangen ist – aus Gehorsam und Liebe dem Vater gegenüber. In Johannes 14,31 finden wir diese zwei Dinge, nämlich seine Liebe und seinen Gehorsam dem Vater gegenüber, welche beide in seinem Gang in den Tod zum Ausdruck kommen: „Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie mir der Vater geboten hat. – Steht auf, lasst uns von hier weggehen!“ Er stand vom Abendessen auf, um zum Kreuz zu gehen.
Nehmen wir an, ein Freund, den wir sehr lieben, ist durch große Not und Leiden gegangen, um etwas zu tun, was wir wollten. Sollten wir seine Hingabe uns gegenüber nicht hoch achten? Denkt dann an den Herrn Jesus Christus, der in vollkommenem Gehorsam kam, um den Willen Gottes um jeden Preis zu tun, wozu auch die furchtbaren Leiden am Kreuz gehörten. So sagte er: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe“ (Joh 4,34). Der Vater hatte stets Gefallen an Ihm. Aber nun stand Er im Begriff, sein Leben zu lassen in Liebe und Gehorsam dem Vater gegenüber und Er sagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme“ (Joh 10,17). Darum! Liebte der Vater den Sohn nicht jederzeit? Sicher tat Er das. Dennoch sagt Er: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse.“ Es gab sozusagen einen neuen Grund, ein neues Motiv dafür, dass die Liebe des Vaters zum Sohn ausströmte. Und als der Herr am Kreuz zur Sünde gemacht wurde, war Er in höchstem Maß der Gegenstand des Wohlgefallens des Vaters. Sein Gehorsam war absolut vollkommen. Er ging aus Gehorsam gegenüber Gott in den Tod. Er war gehorsam „bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8). O geliebte Freunde, was denkt Gott darüber? Es wird in unserem Kapitel mit diesen Worten ausgedrückt:
„Und sein Eingeweide und seine Beine soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern: Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN“ (3. Mo 1,9).
„Ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.“ Was für eine Vorstellung vermitteln diese Worte? Ist ein lieblicher Geruch nicht etwas, an dem wir Gefallen haben, etwas, das angenehm für uns ist? Dies sind die Worte, die der Heilige Geist benutzt, um uns Gottes Gedanken über diesen Gesegneten und sein Opfer kundzutun. „Ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.“ Was bedeutet „Feuer“ in der Schrift? Feuer steht im Allgemeinen für Gottes prüfendes Gericht. Feuer und der liebliche Geruch gehen miteinander einher. Sehen wir auf die herrliche Person am Kreuz. Als Er dort war, rollten die Wogen und die Wellen des Gerichts über sein Haupt. Als Er dort war und das ganze Gewicht unseres Gerichts in seiner unendlichen Gnade trug – was kam da zum Vorschein? Nichts als unendliche Vollkommenheit, nichts als ein lieblicher Geruch für Gott, nichts als das, woran Gott unendlichen Wohlgefallen fand. Er wurde bis zum Äußersten geprüft, und je mehr Er geprüft wurde, desto mehr kam seine Vollkommenheit zum Vorschein und der duftende Wohlgeruch stieg empor. Je mehr wir geprüft werden, desto mehr kommen sehr oft unsere Unvollkommenheiten zum Vorschein. Wie gesegnet ist es, zurückzublicken und den Herrn Jesus zu sehen, wie Er für uns zur Sünde gemacht wurde und wie dennoch der duftende Wohlgeruch dessen, was Er war, zu Gott aufstieg! In diesem lieblichen Geruch finden wir uns selbst bei Gott angenommen, wie wir im Weiteren noch sehen werden.
Bis jetzt haben wir darüber nachgedacht, was Christus für Gott ist. Und wenn wir fragen: „Was denkt Gott über das wunderbare Opfer des Herrn Jesus? Was denkt Er über diesen Gesegneten, der zum Kreuz ging, um seine Verherrlichung um jeden Preis zu vollbringen?“, so ist dieser Gegenstand so erhaben, dass wir ihn nie in seiner Fülle erfassen können. Aber der Heilige Geist hat ihn für uns in diesen Worten ausgedrückt: „... als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2).
Was ist nun unser Teil in dem Brandopfer? Wo betrifft es uns? Es ist richtig gesagt worden, dass das Brandopfer ganz für Gott war; der Priester sollte „das Ganze auf dem Altar räuchern“. Aber wir müssen uns daran erinnern, dass von Sühnung und Blutvergießen die Rede ist. In Vers 4 heißt es:
„Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun“ (3. Mo 1,4).
Das ist unser Teil – unser Nutzen, den wir sozusagen daraus ziehen. Es ist das Sündopfer, das davon spricht, wie Christus „unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1. Pet 2,24). Das bezieht sich darauf, was wir getan haben. Das Brandopfer beschäftigt sich mehr mit der Frage dessen, was wir von Natur aus sind. Es geht um unseren Zustand vor Gott als Sünder, wie er in Römer 5,19 beschrieben wird: „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind.“ Das ist in Wirklichkeit die Frage, die geklärt werden muss, worauf die Frage folgt, wie ein Sünder von Natur vor einem heiligen Gott wohlgefällig sein kann. Dies ist für Tausende aus dem Volk Gottes eine Schwierigkeit. Viele sagen: „Ich habe keine Schwierigkeit in Bezug auf meine Sünden. Ich weiß, dass der Herr sie alle getragen hat. Ich kann jedoch nicht sagen, dass ich beständigen Frieden mit Gott habe.“ Wie kann das sein? Du sagst: „Ich sehe, dass meine Sünden vergeben sind, aber ich fühle, dass ich weit hinter dem zurückbleibe, was ich als ein Christ sein sollte. Ich scheine so wenig Liebe zum Herrn und zu seinem Wort zu haben.“
Ich glaube, das Brandopfer stellt genau das vor, was dieser Frage in völliger Weise gerecht wird. Es beschäftigt sich mehr mit unserem Zustand von Natur und damit, wie wir vor Gott wohlgefällig sind. Dies ist nicht das erste Mal, dass wir in der Schrift von einem Brandopfer 2 lesen. Abels Opfer trug den Charakter eines Brandopfers und durch dieses erlangte er Zeugnis, dass er, ein Sünder von Natur, „gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben“ (Heb 11,4), d. h., dass Er den Wert des Opfers bezeugte. Auch Noah brachte nach der Sintflut ein Brandopfer dar. „Und der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Nicht mehr will ich fortan den Erdboden verfluchen“, obwohl „das Sinnen des menschlichen Herzens ... böse [ist] von seiner Jugend an“ (1. Mo 8,21). Schließlich opferte Hiob Brandopfer für seine Söhne, „denn Hiob sprach: Vielleicht haben meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt“ (Hiob 1,5).
Es fällt auf, dass es in Vers 4 unseres Kapitels heißt: „Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen.“ Diese Handlung besagt, dass der Opfernde mit dem ganzen Wert des Opfers identifiziert wurde. Mit anderen Worten: Wenn Gott das Opfer annahm, nahm Er den an, der es darbrachte. Aber wenn Gott das Opfer ablehnte, lehnte er ebenso den ab, der damit vor Ihn kam. Wenn Gott in dem Opfer einen lieblichen Geruch vorfand und Wohlgefallen daran hatte, fand er dasselbe Wohlgefallen an dem, der damit vor Ihn kam. Der Opfernde wurde völlig mit dem Wert des Opfers vor Gott einsgemacht. So lesen wir: „Es wird wohlgefällig für ihn sein.“ Wie einfach und wie großartig ist das!
Das Opfer Christi ist bei Gott wohlgefällig. Sein Wohlgefallen ruht auf uns, wir genießen die gleiche Wertschätzung, die Gott für dieses vollkommene Opfer hat. Statt dass wir mit unseren Sünden und unserem Hass gegen Gott vor Ihm stehen, mit unserem Ungehorsam und unserem Mangel an Hingabe, sind wir angenehm vor Ihm in der Vollkommenheit des Werkes am Kreuz. Dort wurde für all unsere Sünden Sühnung getan und der Gehorsam des Christus und seine Hingabe und Liebe dem Vater gegenüber wurden völlig offenbart: „Es wird wohlgefällig für ihn sein.“
Wer auch immer der Opfernde auch war, ob er hingebungsvoll war oder nicht, wie seine Gefühle, seine Erfahrungen oder seine Gedanken in Bezug auf den Wert des Opfers auch waren – all dies hatte nichts mit seiner Annahme zu tun. Die Frage war, was der Wert des Opfers aus der Sicht Gottes war. Der Opfernde mochte gesagt haben: „Wenn Gott das Opfer annimmt, werde ich angenommen; wenn Er das Opfer ablehnt, werde ich auch abgelehnt. Wenn Gott an dem Opfer, das ich bringe, Wohlgefallen findet, findet er auch an mir Wohlgefallen.“ Wie einfach ist das, wenn wir es auf unsere Situation anwenden! Anders gesagt ist es Christus und sein Werk, das an meiner Stelle von Gott angenommen worden ist. Das ist es tatsächlich. Gott sei Dank, dass, wenn wir einmal als verlorene Sünder gekommen sind und unseren wahren Platz vor Ihm eingenommen haben, wir uns angenommen finden – trotz allem, was wir sind, trotz unserer Unwürdigkeit, unseres Mangels an Hingabe, unseres Hasses und unserer Auflehnung gegen Gott. Wir sind angenehm gemacht auf der Grundlage dessen, was Christus für Gott war, als Er sich selbst als bereitwilliges Opfer hingab, als Er für uns zur Sünde gemacht wurde, der keine Sünde kannte.
Macht es dies nicht klar? Ich bin sicher, dass wir sehr viel verlieren, wenn wir nicht darauf eingehen, was das Werk für Gott war.
Wir müssen uns daran erinnern, dass diese Dinge nur verschiedene Aspekte desselben Werkes wiedergeben. Es geschah, als der Herr für uns zur Sünde gemacht wurde und unser Gericht trug, dass der duftende Wohlgeruch seines Opfers zu Gott aufstieg. Hat sich der Wert jenes Opfers vor Gott verändert, weil mehr als 1.800 Jahre vergangen sind? 1 Gott sei Dank, Er hat sich nicht verändert. Der Wert jenes Opfers steht heute so frisch vor Gott wie an dem Tag, als es geopfert wurde.
Das „Gesetz des Brandopfers“ wird in 3. Mose 6 erwähnt:
„Gebiete Aaron und seinen Söhnen und sprich: Dies ist das Gesetz des Brandopfers. Dieses, das Brandopfer, soll auf seiner Feuerstelle sein, auf dem Altar, die ganze Nacht bis zum Morgen; und das Feuer des Altars soll darauf in Brand erhalten werden“ (3. Mo 6,2).
Ich finde das so schön! Es brannte „die ganze Nacht bis zum Morgen“. In der Dunkelheit der Nacht, wenn Israel schlief oder vielleicht in seinen Zelten murmelte, inmitten der Dunkelheit war der liebliche Geruch des Opfers, der zu Gott hinaufstieg. Befinden wir uns jetzt nicht in der Nacht? „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,12). Ist es während der Abwesenheit des Herrn Jesus nicht Nacht, bis Er kommt als der glänzende Morgenstern? Es ist gesegnet, daran zu denken, dass während der langen, dunklen Nacht, in der der Verfall der bekennenden Kirche immer mehr offenbar wird, und inmitten all des Versagens des Volkes Gottes – auf jedem Gebiet der duftende Wohlgeruch des Opfers Christi so frisch vor Gott ist wie zu dem Zeitpunkt, als es geopfert wurde. Können wir das nicht auch persönlich anwenden? Ja. Wenn wir uns im Herzen vom Herrn entfernen und in diese Welt und die Dinge der Welt zurück gleiten – geradewegs weg vom Herrn – ändert sich dann unsere Annahme vor Gott? Nein, denn der liebliche Geruch des Opfers Christi vor Gott ist so frisch wie immer und in diesem Opfer sind wir angenehm vor Ihm. Verändert sich dieser liebliche Geruch irgendwann? Niemals. Daher verändert sich auch die Wohlgefälligkeit des Gläubigen nie. Es mangelt uns leider oft an der Wertschätzung dieser Tatsache.
Es gibt einen weiteren Punkt, der in diesem Kapitel 6 herausgestellt wird und das ist die ewige Wirksamkeit und der ewige Wert des Werkes Christi. „Ein beständiges Feuer soll auf dem Altar in Brand erhalten werden, es soll nicht erlöschen“ (3. Mo 6,6). Nicht erlöschen! Was hat dies für eine Bedeutung? Wenn wir unzählige Zeitalter in der Herrlichkeit Gottes zugebracht haben, werden wir immer noch auf derselben Grundlage dort sein, auf der wir heute wohlgefällig sind, nämlich auf der Grundlage des Wertes des Werkes Christi vor Gott. Wenn Gott die neuen Himmel und die neue Erde einführen wird, in denen Gerechtigkeit wohnt, wird das Fundament, auf dem dieser ganze Schauplatz der Glückseligkeit ruhen wird, der duftende Wohlgeruch des Opfers Christi sein, der aufstieg, als Er sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat.
Ich kenne keine Wahrheit, die mehr Frieden verleiht, als diese, mit der wir uns beschäftigen. Wenn irgendjemand fragt: „Worauf gründet ihr, worauf ruht eure ewige Errettung?“, können wir antworten: „Auf dem Wert, den Gott dem Werk seines geliebten Sohnes beimisst.“ Was für ein sicheres, festes Fundament für unsere Seelen! Ich sagte erst kürzlich zu einigen Christen: „Es ist erhaben zu sehen, dass wir (ihr und ich) jetzt genauso passend für den Himmel sind, wie wir es die ganze Ewigkeit hindurch immer sein werden.“ Zuerst konnten sie es nicht einsehen und glaubten es nicht ganz. Sie konnten diese Aussage nicht bestätigen. Ich stellte dann die Frage: „Was macht uns passend, um mit Christus in der Herrlichkeit zu wohnen?“ Sie sagten: „Natürlich das Werk Christi.“ Aber wird das Werk Christi in Gottes Augen einen größeren Wert haben, wenn wir in der Herrlichkeit sind, als den, welchen es heute besitzt? Kein bisschen.
Wenn wir Gläubige sind, ist daher die gesegnete Wahrheit diese, dass wir auf der Grundlage jenes Werkes heute genauso passend für die Herrlichkeit sind, wie wir es sein werden, wenn wir tatsächlich dort sind. Wir werden dann jedoch frei von der Gegenwart der Sünde und mit einem verherrlichten Leib, gleichförmig seinem Leib, bekleidet sein. Und obwohl wir versagen und uns von dem Herrn entfernen und unsere Herzen so kalt wie Stein werden mögen, obwohl die ganze bekennende Kirche auf Abwege geraten ist – wie wunderbar ist es, daran zu denken, dass das Brandopfer die ganze Nacht brannte. Sein lieblicher Geruch war zu diesem Zeitpunkt genauso frisch vor Gott wie an dem Tag, als das Opfer gebracht wurde. Und alle zahllosen Zeitalter der Ewigkeit hindurch wird das, was Christus für Gott war, als Er sich selbst ohne Flecken durch den ewigen Geist geopfert hat, immer noch in demselben Maß Bestand haben.
Möge der Herr es uns schenken, geliebte Freunde, mehr von jenem bewunderungswürdigen Werk des Herrn Jesus am Kreuz zu erkennen: was es Gott bedeutet und was es für uns bewirkt hat. Es wird unser Gegenstand des Lobes in der Herrlichkeit sein, wenn wir erkennen werden, wie wir erkannt worden sind. Derselbe gesegnete Heiland wird uns dann beschäftigen und wird die Danksagung unserer Lippen und die Anbetung unserer Herzen hervorbringen. Möge Gott schenken, dass es schon jetzt immer mehr so sein möge.
Fußnoten
- 1 Anm. d. Übers.: Der Autor lebte im 19. Jahrhundert.
- 2 Anm. d. Herausgebers: In zahlreichen Stellen ist der Ausdruck „Brandopfer“ sicher allgemeiner in dem Sinn von „Schlachtopfer“ zu verstehen. Das betrifft besonders die Stellen, die noch vor der ausführlichen Beschreibung des Brandopfers in 3. Mose 1 liegen.