Die Versammlung Gottes
3) Die Zusammenkünfte
Eine gleiche kostbare Ermahnung steht über dem ganzen praktischen Leben der Versammlung: „Alles bei euch geschehe in Liebe“ . (1. Kor 16,14). Diese Liebe, die nicht von der Wahrheit getrennt werden kann (2. Joh 3), schlingt ihr Band, „das Band der Vollkommenheit“ (Kol 3,14), um alle Gläubigen, besonders wenn sie als Versammlung zusammenkommen zu Seinem Namen hin, indem ihm allein alle Rechte eingeräumt werden als dem Haupt Seines Leibes, worauf bereits hingewiesen wurde. Wir werden auch ermahnt: „Alles geschehe zur Erbauung“ (1. Kor 14,26), und wiederum ist es die Liebe, die erbaut (1. Kor 8,1). „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (1. Kor 14,33); daher muss „alles anständig geschehen und in Ordnung“ (Vers 40).
Die Versammlung tritt im Namen des Herrn zusammen. Er ist die Quelle der Segnung. Wäre Er nicht da, welchen Wert hätte es dann, dass die Gläubigen sich versammelten? Aber so oft wir in Seinem Namen versammelt sind, haben wir die Gewissheit, dass Er gemäß Seiner Zusage in unserer Mitte ist.
Wir werden ermahnt, unser Zusammenkommen nicht zu versäumen (Heb 10,25). Das wird uns nicht gesagt im Sinn eines uns auferlegten Gesetzes. Die Ermahnung sagt uns vielmehr, dass das Zusammenkommen für das Leben des Leibes Christi unbedingt notwendig ist. Dieses Zusammenkommen versäumen, wie es bei etlichen Sitte ist, bedeutete, uns selbst und die Geschwister, für die wir mitverantwortlich sind, dessen zu berauben, was für das gemeinsame Wachstum nützlich ist.
Achten wir aber darauf, dass wir, wenn wir versammelt sind, uns nicht um den Segen bringen, den der Herr uns geben will, indem wir Ihm vorenthalten, was Ihm gebührt. Der Apostel klagte bei den Korinthern darüber, dass sie nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren zusammenkamen (1. Kor 11,17). Wie betrübend, dass diese Möglichkeit besteht: dass man zum Schaden, sogar zum Gericht Zusammenkommen kann! (Vgl. 1. Kor 11,34.) Der Prediger sagt: „Tote Fliegen machen das Öl des Salbenmischers stinkend und gärend“ (Kap. 10,1), und wir wissen, dass „alles, was zuvor geschrieben ist, zu unserer Belehrung geschrieben ist“ (Rö 15,4).
„Spaltungen“ in der Versammlung verursachen solchen Verlust des Segens des Herrn. Meinungsverschiedenheiten, die geduldet und nicht beseitigt werden, Eifersucht, offene oder versteckte Erbitterung und Groll und viele andere Dinge hindern die Wirksamkeit des Geistes in den Zusammenkünften und hemmen die Freimütigkeit vor dem Herrn! Erinnern wir uns an die immer zeitgemäße Ermahnung des Herrn Jesus in Matthäus 5,23 und 24, und versöhnen wir uns mit unserem Bruder, bevor wir vor dem Altar Gottes erscheinen und dort mit ihm zusammentreffen!
Eine andere Ursache ernsten Schadens ist die Missachtung der Ehre des Herrn bei unseren Zusammenkünften. Er ist da, und dort ist heiliger Boden, auf dem wir die Sandalen von unseren Füßen lösen müssen. Die Korinther feierten das Abendmahl unwürdig, deshalb waren viele unter ihnen schwach und krank, und ein gut Teil entschlafen (1. Kor 11,30).
Besondere Zusammenkünfte und das Zusammenkommen als Versammlung
Die „Versammlung“ kann zusammengerufen werden auf Anregung mehrerer Brüder, denen der Herr den Auftrag gibt, ihr Belehrungen zu erteilen, sei es durch Vortrag oder gemeinsame Betrachtung und Unterhaltung (Apg 11,26) oder ihr vom Herrn eine Mitteilung zur Warnung oder zum Trost zu bringen (Apg 15,30). Auch kann es einem Bruder am Herzen liegen, über das Werk des Herrn zu berichten, wie wir es in Apostelgeschichte 14,26.27 lesen, als Paulus und Barnabas nach Antiochien zurückkehrten, „von wo aus sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie erfüllt hatten. Als sie aber angekommen waren und die Versammlung zusammengebracht hatten, erzählten sie alles, was Gott mit ihnen getan und dass er den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan habe“. Eine solche Mitteilung und solche Anteilnahme am Werk des Herrn ist sehr wertvoll, aber leider wird es nur selten so gehandhabt.
Es scheint mir, dass man den Charakter solcher Zusammenkünfte manchmal missversteht, und dass man sich scheut, sie ein Zusammenkommen „im Namen des Herrn“ oder „um Ihn versammelt“ zu nennen. Dadurch würden wir, vielleicht infolge der herkömmlichen Gewohnheit oder aus engherzigen Anschauungen, die Möglichkeiten einschränken, in denen die Versammlung sich im Namen des Herrn zusammenfinden und auf Seine Gegenwart rechnen kann. Gewiss wird der Diener des Herrn, der eine Zusammenkunft auf seine Verantwortung einberuft, dies nur tun, um einen ihm vom Herrn aufgetragenen Dienst zu erfüllen; und es ist zu wünschen, dass er seine Verantwortung vor dem Herrn gewissenhaft abwägt und das Gefühl hat, dass eine solche Einberufung in Wirklichkeit vom Herrn ausgeht. Ebenso sollte jeder Bruder, der die örtlichen Versammlungen besucht, sich des Ernstes seines Dienstes bewusst sein.
In allen diesen Fällen bleibt der Grundsatz bestehen, dass der Herr es ist, welcher wirkt mittels der „Gaben“, die Er benutzt unter der Leitung des Heiligen Geistes.
Bei einem solchen Zusammenkommen erkennt die Versammlung mit Dankbarkeit, dass der Herr sie durch das Mittel des betreffenden Bruders erbauen will; ihre Erwartung ist auf den Herrn gerichtet. Jeder Anwesende sollte auf dem Herzen haben, sowohl schon vorher wie während des Zusammenseins, den Herrn in der Stille zu bitten, dass nichts dargeboten wird, was nicht von Ihm kommt. Der Redende ist nur ein Kanal, und jeder sollte darum bitten, dass er mit der wahren Quelle in Verbindung bleibe, damit reines Wasser fließe. Ein ständiges Beurteilen sollte stattfinden vermöge der „Salbung von dem Heiligen“ (1. Joh 2,20),1 die jeder Gläubige empfangen hat, damit alles, was gesagt wird, im Einklang mit dem Wort sei, und damit die Versammlung, „der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1. Tim 3,15), mit Freude die angemessene Nahrung empfange und nicht in Gefahr komme, eine gefälschte Lehre aufzunehmen. (Vgl. Apg 17,11; 1. Thes 5,19-21; 2. Joh 9 und 10.)
Es handelt sich hier, wohl verstanden, um den Dienst zur Erbauung in der Versammlung. Es ist klar, dass man eine Zusammenkunft zur Evangelisation nicht ein Zusammenkommen als „Versammlung“ nennen kann. Denn die Evangelisation geschieht vor der Welt, wo der Evangelist natürlicherweise sein Arbeitsfeld hat. Allerdings hat die Verkündigung des Heils ihren Platz bei jedem Zusammenkommen, auch bei dem als „Versammlung“. Dies gilt, wie zur Zeit des Timotheus, besonders auch für unsere Tage, wo das „Werk eines Evangelisten'„ auch in Verbindung mit anderen Gaben getan werden sollte (2. Tim 4,5). Aber die Versammlung tritt nicht zu dem ausdrücklichen Zweck, das Evangelium zu verkündigen, zusammen. Als Cornelius zu Petrus sprach: „Jetzt sind wir nun alle vor Gott gegenwärtig, um alles zu hören, was dir von Gott befohlen ist“ (Apg 10,33) war gewiss der Heilige Geist mit Macht am Werk; aber dennoch handelte es sich hier nicht um die „Versammlung“, da außer Petrus und den ihn begleitenden Brüdern noch niemand von den Zuhörern den Heiligen Geist empfangen hatte.
Im Gegensatz zu diesen Zusammenkünften, die durch Diener des Wortes berufen werden, spricht das Neue Testament ausdrücklich von dem regelmäßigen Zusammenkommen als „Versammlung“, worin sich normalerweise das Leben einer örtlichen Versammlung ausdrückt. Derartige Zusammenkünfte sind eine gemeinsame Angelegenheit der Versammlung, während der ganzen Dauer des Zusammenseins. Alle sind dazu berufen; aber sie sollen nicht nur anwesend sein, sondern wirklich Anteil nehmen. „Wenn ihr als Versammlung zusammenkommt“, oder „wenn die ganze Versammlung an einem Ort zusammenkommt“, sagt Paulus zu den Korinthern (1. Kor 11,18 und 20; 1.Kor 14,23+26).
Dies sind die wesentlichen Zusammenkünfte der Versammlung. Sie sucht die Gegenwart des Herrn auf, um die ihr anvertrauten Obliegenheiten gemeinsam auszuüben. Sie schaut im Glauben auf Ihn allein, ohne im Voraus zu wissen, wen der Heilige Geist zum Dienst gebrauchen will. Nicht als ob sie das Hervorsprudeln von plötzlichen Eingebungen zu erwarten hätte - denn das würde nur eine ungebührliche Tätigkeit des Fleisches erkennen lassen (1. Kor 14,23) -, im Gegenteil soll die Zusammenkunft dadurch einen friedlichen, ausgeglichenen und zwanglosen Verlauf nehmen, was das Kennzeichen für einen sich in gesundem Zustand befindenden Körper ist, der von innen her durch die unsichtbare Macht eines Geistes belebt wird.
Die Versammlung wendet sich an Gott
Außer den bisher betrachteten Vorrechten gehört zu den gemeinsam auszuübenden Handlungen der Versammlung Gottes das gemeinsame Gebet und die gemeinsame Anbetung Gottes, des Vaters, und des Herrn Jesus Christus. In diesen Zusammenkünften wendet sich die Versammlung an Gott.
Wenn die Versammlung zu Gott redet, um Ihn zu bitten oder um Ihm Opfer des Lobes darzubringen, so haben alle Brüder als Priester die gleiche Stellung und die gleichen Rechte; ihr Priestertum stützt sich sowohl bei der Fürbitte als auch bei der Anbetung auf das Priestertum des verherrlichten Christus. Jeder kann beten, ein Lied vorschlagen, das von allen gesungen wird, oder danksagen im Namen von allen; das alles jedoch nur in der Voraussetzung, dass es in der Abhängigkeit vom Heiligen Geist geschieht, der in der Versammlung wirkt. Wer also redet, ist der Mund der „Versammlung“:
Bitten und Danksagungen der Versammlung sind natürlich bei allen ihren Zusammenkünften am Platz. Jedoch erfordert die Ordnung, die dem Haus Gottes geziemt, dass bestimmte Zusammenkünfte dem Gebet, andere der Anbetung gewidmet sind.
a) Die Gebetsversammlung
Dem gemeinsamen Gebet, wie jedem Zusammenkommen im Namen des Herrn, ist, wie wir in Matthäus 18 sehen, die Verheißung der Gegenwart des Herrn Jesus zugesichert. Diese Gegenwart gerade ist es, die dem Zusammenkommen den Wert gibt. Man kann sich ebenso wenig eine örtliche Versammlung ohne Gebetsstunde vorstellen, wie einen Gläubigen, der nicht betet. Nicht zu beten, bedeutete, die Quelle selbst nicht aufzusuchen. Es kann daher nicht genug betont werden, wie sehr schade es ist, dass die Gebetsversammlungen vielerorts so schwach besucht werden. Es scheint an manchen Orten, als habe die Mehrzahl der Brüder und Schwestern kein Interesse am gemeinsamen Gebet, und sie überlassen dieses daher zu ihrem eigenen Verlust und zum Schaden der ganzen Versammlung den wenigen Übrigen.
Leider muss auch gesagt werden, dass der eigentliche Charakter der Gebetsversammlung nicht immer gewahrt wird, wodurch Seelen, anstatt angezogen, abgestoßen werden. Mehr, als man denken mag, verirrt sich der eine und der andere derer, die der Mund der Versammlung sein sollten, in nichtssagende Wiederholungen, wobei häufig gebrauchte Ausdrücke immer wiederkehren, oder man vergisst sich und flicht längere Ausführungen über die Lehre ein, als ob wir Gott an die Wahrheit Seines Wortes erinnern müssten, oder Ihn gar belehren wollten. Solche langen und ermüdenden Gebetsvorträge, auch wenn sie ernst gemeint sind, hindern andere Brüder, sich am Gebet zu beteiligen, einmal weil nicht genügend Zeit übrigbleibt, dann aber auch weil der Überschwang der Worte, dessen sie sich nicht zu bedienen vermögen, sie entmutigt. Möchte doch darauf geachtet werden, dass die langen Gebete ins Kämmerlein gehören, dass aber bei den Zusammenkünften zum gemeinsamen Gebet die gemeinsamen Bedürfnisse, sowie Fürbitte und Danksagung kurz und herzlich vor den Herrn und unseren Gott und Vater gebracht werden. Wohl ist dies schon oft gesagt worden, aber es scheint, dass es immer wieder vergessen wird, und so fällt man wieder in das alte Geleis zurück. Wie belebend und erfrischend aber wirkt ein klares, kurzes, aber inbrünstiges Gebet, in dem wirklich vorhandene Bedürfnisse, die auf aller Herzen liegen, ausgesprochen werden.
Eine Gebetsversammlung sollte nicht ohne Vorbereitung sein. Die Herzen müssen sich darauf freuen, in Seiner Gegenwart die gemeinsamen Bedürfnisse und Wünsche mit Danksagung vor Ihm kundwerden zu lassen. Die Gebetsgegenstände sollten vorher erwogen und, wo möglich, gemeinsam besprochen worden sein. Ja, man muss noch mehr sagen: die Gebetsstunde setzt ebenso wie jeder gesegnete Dienst in der Versammlung ein Leben der beständigen Gemeinschaft mit dem Herrn voraus, Liebe zu Ihm und zu den Seinigen, sowie- ein Unterscheidungsvermögen, das nur durch fortgesetzte Übung erlangt wird. (Vgl. Heb 5,14). Zudem ist völliges Einvernehmen unter den Brüdern erforderlich (Mt 18,19). Und sollte nicht gerade die Gebetsversammlung wie auch das fortgesetzte Gebet im Kämmerlein dazu dienen, dass alles, was in dieser Beziehung fehlt, in Ordnung komme?
Da muss vor allem der freien Wirksamkeit des Heiligen Geistes Raum gegeben werden. Im Brief des Judas heißt es in Vers 20: „Betend im Heiligen Geist“. Vergleiche auch Epheser 6,16-18. Der Heilige Geist kommt uns in unserer Schwachheit zu Hilfe und unterweist uns, so zu bitten, wie es sich gebührt. Er ermutigt zu der Freimütigkeit, im Namen des Herrn Jesus zu beten.
An der Lässigkeit im Blick auf die Gebetsversammlung und dem vielfachen Abweichen von ihrem eigentlichen Charakter ist die Verflachung deutlich erkennbar. Die vielen leeren Plätze und die oft zu langen, mehr wort- als inhaltsreichen Gebete sind ein Beweis von mangelndem geistlichen Leben. Aber was nützt es, hierüber zu klagen? Wir wollen uns vielmehr immer wieder durch Beispiel und freundliche Hinweise ermuntern, unser Zusammenkommen nicht zu versäumen, und die Gebetsversammlung, eingedenk der Gegenwart des Herrn, als kostbare Gelegenheit zu betrachten, alle Bedürfnisse der Versammlung Gottes, und was mit ihr zur Verherrlichung des Namens des Herrn in Verbindung steht, vor ihm auszusprechen, und alle Hilfe von Ihm zu erbitten mit Danksagung. Er ermuntert dazu mit den Worten: „Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe“ (Heb 4,16). Haben wir nicht alle schon erfahren und erfahren es immer wieder, dass wir einen besonderen Segen empfingen, wenn wir uns trotz widriger Umstände aufmachten, die Gebetsversammlung zu besuchen? Er hilft uns so gern und versäumt nie, uns, Seine schwachen Kinder, für eine kleine opferbereite Treue ermunternd zu belohnen. Wie gut ist der Herr!
b) Die Anbetung
Das Haus Gottes ist das Haus, in dem „geistliche Schlachtopfer“ dargebracht werden. Die Anbetung ist das höchste Vorrecht und die schönste Aufgabe der Versammlung Gottes; sie ist Gottesdienst im wahren Sinn des Wortes. Ebenso wie alle Kinder Gottes Priester sind, um Fürbitte zu tun, so sind sie es auch, um Opfer lieblichen Geruchs als Anbeter in Geist und Wahrheit, wie sie der Vater für sich sucht, darzubringen (Joh 4,23). Lob und Dank wird Gott dargebracht durch Jesus Christus, der das Schwache unserer Opfergaben heiligt (2. Mo 28,38). Der Inhalt der Anbetung sind die herrlichen Gegenstände, die der Heilige Geist den Gläubigen vor Augen stellt: die Liebe Gottes, die Person Christi in seiner Göttlichkeit und seiner Menschheit, seine Leiden, seine ewige Herrlichkeit. Von solchem Gottesdienst ist Gott der Gegenstand, Jesus Christus der Inhalt und der Heilige Geist die Kraft:
Wohl ist jeder Gläubige berufen, Gott zu jeder Zeit zu preisen (Ps 34,1). Aber unser höchstes Vorrecht und unsere höchste und schönste Aufgabe ist, wie gesagt, unser gemeinsames Lob, dessen Urheber und Mittelpunkt der auferstandene Christus ist. Er selbst nimmt Platz „inmitten der Versammlung“, um seinem Gott zu lobsingen, dessen Namen er seinen Brüdern kundtut (Heb 2,12). Die Versammlung ist das „geistliche Haus“; und der Erhabenheit dieser „Opfer des Lobes“ (Heb 13,15) steht die friedevolle Glückseligkeit der Anbeter nicht nach, wenn diese Opfer aus gereinigten, dankerfüllten Herzen kommen.
Was Zeit und Stunde betrifft, zu welcher die Versammlung sich zum Gottesdienst versammeln soll, so haben wir hierüber keine ausdrückliche Anweisung, ebenso wenig wie zu jedem anderen Zusammenkommen. Aber nach dem, was das Neue Testament mitteilt, wird es jedem klar, dessen Gesinnung erneuert ist, und dessen Gewissen ein wahres Empfinden für das hat, was der Herr erwartet, dass der Tag des Herrn der rechte Zeitpunkt ist. Dieser erste Tag der Woche ist der Tag der Auferstehung des Herrn. Am Abend dieses Tages kam er und stand in der Mitte der versammelten Jünger (Joh 20,19), Schriftstellen wie Apostelgeschichte 20,7 und 1. Korinther 16,2 lassen erkennen, dass die Christen aus der Zeit des Apostels Paulus diesen Tag als dazu bestimmt erkannten, sich zum Brechen des Brotes zu versammeln. Aber wir ersehen auch aus ihnen, dass dem Sonntag eine Bedeutung und ein Sinn gegeben sind, die mit dem Sabbat nichts gemein haben.
Der richtige ausgeübte „Gottesdienst“ entfaltet sich in der Freiheit des Geistes. Jede Wirksamkeit des Fleisches ruft einen Misston hervor, in der Zusammenkunft zur Anbetung mehr als in einer anderen Versammlung, sei es durch vorbereitete Ordnung des Gottesdienstes, durch menschliche Leitung oder durch ungezügelten Drang. Der Geist wirkt durch unsichtbaren Zug, der von den Gläubigen empfunden wird und sich in Lobliedern, Danksagungen und, im Vorlesen von Wortabschnitten offenbart. Das alles fügt er in einer lebendigen Harmonie und auf einer dem geistlichen Zustand der Versammlung entsprechenden Höhe. Es ist ein Zusammenklingen von vielerlei Tönen, die alle mitwirken, dem Eins sein mit ihrem unsichtbaren, aber allezeit gegenwärtigen Haupt Ausdruck zu geben.
Niemand soll bei solchem Gottesdienst untätig bleiben. Jeder darf und soll dem Herrn etwas bringen, es sei denn, dass sein Herz nicht mit Ihm, sondern mit den Dingen der Welt beschäftigt war. Ist unser Herz nicht auch in der Woche mit Ihm und Seiner Liebe beschäftigt, vielmehr von irdischen Dingen erfüllt, von Sorge und Unruhe, oder gar von Dingen dieser Welt, dann kann es am Sonntag nicht mit dem gefüllten „Korb der Erstlinge aller Frucht“ vor den Herrn hintreten. (Vgl. 5. Mo 26,1-11.) Bei einem wahren Gottesdienst sind die stillen Augenblicke durchaus keine leeren Pausen, die ungeduldig machen sollten, sondern wie das Haus vom Geruch der Salbe erfüllt wurde, die Maria auf die Füße des Herrn ausgoss, ohne ein Wort zu sagen (Joh 12,3), so kann auch in stillen Augenblicken die Atmosphäre von einer stummen Anbetung erfüllt sein. Es sind nicht etwa Pausen, dazu bestimmt, zwischen den gesprochenen Worten Atem zu holen; die Worte vielmehr unterbrechen die stille Anbetung, indem sie das zum Ausdruck bringen, was der Geist soeben in den Herzen zur Ehre Gottes, des Vaters, und des Sohnes geweckt hat. Durch das, Lesen des Wortes wird das Lob neu angefacht und dem Geist Gelegenheit gegeben, die Leitung des Lobes auszuüben. Es ist nur nützlich, wenn jede gewohnheitsmäßige Regel vermieden und jedes Vertrauen auf Menschen aufgegeben wird. Wir dienen durch den Geist Gottes und rühmen uns Christi Jesu und vertrauen nicht auf Fleisch (Phil 3,3).
Am Tisch des Herrn ist nicht der Ort, wo sich die Gaben, selbst die besten, für den Dienst des Wortes, entfalten sollten, es sei denn, um gleich, den „Leviten“2 zu „dienen“ und die Versammlung in ihrer Anbetung zu unterstützen. Es ist immer die „Versammlung“, die sich durch diesen oder jenen Bruder äußert; doch wenn ein Bruder etwas anderes ausspräche, als was die Versammlung empfindet, würde die Wirkung des Geistes, auch wenn er hohe Wahrheiten ausspräche, gestört. Wollte man einigen oder gar nur einem einzigen Bruder die Aufgabe „der Leitung“ des Gottesdienstes auferlegen, oder würde jemand diese Leitung für sich beanspruchen, so würde die Versammlung ganz gewiss des ihr zugedachten Segens beraubt werden. Es hat auch niemand eine „geistliche Weihe“ empfangen, um bei der Austeilung des Abendmahles Dank zu sagen. Wenn es aber auch ganz natürlich ist, dass dieser Dienst hauptsächlich einem älteren Bruder zukommt, so darf man daraus doch nicht eine Gewohnheit oder eine Vorschrift machen.
Das Mahl des Herrn bildet den Höhepunkt des Gottesdienstes. Beim Gottesdienst erinnern wir uns aller Ergebnisse des Todes Christi. Das Mahl des Herrn redet vom Tod des Herrn. Es ist in dem Passah des Alten Bundes vorgebildet. Es gibt nichts Erhabeneres. Versammelt am ersten Tage der Woche, um das Brot zu brechen, wie damals die Heiligen von Troas (Apg 20,7), gedenken wir am Tisch des Herrn der allerhöchsten Offenbarung der göttlichen Liebe. Wenn wir dies stärker fühlten, würden wir uns fürchten, zu viele Worte zu machen, und die Danksagungen wären kürzer; denn das Mahl des Herrn redet selbst!
Dies ist in der Tat das Gedächtnismahl des Todes Christi, wobei wir die unvergleichliche und unersetzliche Sprache der durch Ihn eingesetzten Zeichen reden lassen. Er bringt uns durch diese Zeichen (Brot und Kelch) Seinen Tod in Erinnerung; wir essen von dem Brot und trinken von dem Kelch zu Seinem Gedächtnis (Lk 22,19 und 1.Kor 11,24.25).
Das ist das mächtigste Zeugnis für Christus durch solche, die nicht mehr der Welt angehören, sondern die ihren Herrn erwarten. Die Schrift sagt: „Ihr verkündiget den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1. Kor 11,26). Wir können deshalb nie genug Sorgfalt auf ein würdiges Begehen des Mahles verwenden, wir werden ermahnt: „Ein jeder aber prüfe sich selbst“ - nicht nur im Blick auf das, was er getan hat, sondern auch hinsichtlich seines ganzen Herzenszustandes -; so wird die Versammlung der vollen Freiheit des Geistes versichert, um den Herrn an Seinem Tisch zu umgeben.
Es ist der Tisch des Herrn, nicht etwa der unsrige. Es ist sehr betrübend, dass nicht alle, „die Sein sind“, sich vereinigen und Seiner Einladung nachkommen. Niemand von allen, die Ihm angehören, hat einen gültigen Grund, vom Tisch des Herrn fernzubleiben. Wenn etwas im Leben eines Gläubigen ihn von der Teilnahme am Tisch des Herrn zurückhält, - wie kann er es ertragen, dass dieses Etwas ihm wichtiger ist als die höchste aller Freuden? Noch einmal deshalb: „Ein jeder prüfe sich selbst, und also esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch“ (1. Kor 11,28). Es heißt nicht: „Und also halte er sich zurück“.
Zugleich genießen wir die Gemeinschaft in der Darstellung des „einen Leibes“ am Tisch des Herrn gemäß 1. Korinther 10,15-17. Indem diese Gemeinschaft uns vor Augen steht, schließen wir alle Kinder Gottes in sie ein, denn sie alle sind gewaschen in Seinem Blut und so Glieder dieses Leibes. Ob gegenwärtig oder abwesend, ob gekannt oder ungekannt, wir sehen sie alle in Ihm vereinigt. Die Tatsache, dass wir nur in der Einheit des Leibes an Seinem Tisch versammelt sein können, verpflichtet uns, die „Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens“ (Eph 4,3). Wie armselig erscheinen uns in diesem Licht die vielen Streitigkeiten, die oft aus Gleichgültigkeit ungerichtet bleiben, und die Uneinigkeiten, die die Gemeinschaft stören! Wie sehr sollte das Bewusstsein Seiner heiligen Gegenwart die Versammlung veranlassen, sich von allem „Sauerteig“ (1. Kor 5,7.8) zu reinigen, was ein Gebot des Herrn ist. Dieses Gebot geht bis zu der Verpflichtung, „den Bösen von uns selbst hinauszutun“ (1. Kor 5,13), wenn alle anderen Mittel, ihn zurückzuführen, erschöpft sind. Diese praktische Reinigung, einmal dass jeder Einzelne sie fortgesetzt durch Selbstgericht bei sich vornimmt, dann dass die Versammlung sie sorgfältig beobachtet, ist unerlässlich, wenn die Seinen als eine heilige Priesterschaft geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus, darbringen sollen (1. Pet 2,5; vgl. auch Vers 9). Im Alten Bund gab es das eherne Waschbecken zwischen dem Zelt der Zusammenkunft und dem Altar. Aaron und seine Söhne, die Priester, wuschen daraus ihre Hände und ihre Füße, wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingingen, und wenn sie dem Altar nahten, um nicht sterben zu müssen (2. Mo 30,17-21; vgl. auch 2. Mo 40,30-32). Wie ernst ist dies!
Die Versammlung empfängt von Gott
Wenn die Versammlung sich als solche zur Betrachtung des Wortes Gottes versammelt, empfängt sie Segen vom Herrn. Er bedient sich zu ihrer Erbauung der Brüder, denen Er zu diesem Zweck Gaben geschenkt hat. Diese Brüder sind dann nicht der „Mund der Versammlung“, die sich als solche an Gott wendet, vielmehr heißt es im Blick auf sie im Besonderen: „Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes“ (1. Pet 4,11). Der Redende ist auch hier abhängig von der Leitung des Geistes. Eine solche Tätigkeit hat ihren Platz bei den Zusammenkünften zur Wortverkündigung wie zur Anbetung. Der Heilige Geist bedient sich dabei des Wortes Gottes, um die Herzen zu beleben, die Gewissen zu schärfen und die Seelen in die von Ihm gewünschte Herzensstellung zu bringen. Das Mittel dazu kann ein Prophet, d.h. ein Bruder, der einen prophetischen Dienst ausübt, sein, ein Lehrer oder ein Hirte, je nach dem vorliegenden Bedürfnis.
Im Allgemeinen ist diese Wirksamkeit des Geistes für die sogenannten „Erbauungsstunden“ gegeben, worüber 1. Korinther 14 spricht. Doch wird es gut sein, darauf hinzuweisen, dass nach der Belehrung dieses Kapitels auch Bitten, Loblieder und Danksagungen bei diesen Zusammenkünften eingeschaltet werden können und zur Erbauung mitwirken, wie schon oben von den „Gnadengaben“ gesagt worden ist. Überhaupt würde es sicherlich eine Gefahr bedeuten, wenn man die verschiedenen Arten des Zusammenkommens systematisch einteilen oder schematisieren wollte. Das könnte dahin führen, die Wirksamkeit des Geistes einzuschränken.
Leider ist es Tatsache, dass bei diesen Zusammenkünften der örtlichen Versammlung unsere Erwartung zu wenig auf den Herrn gerichtet ist, um von Ihm zu empfangen. Das ist sowohl die Ursache, als auch die Folge, einer großen geistlichen Schwachheit.
Entweder kommt es dahin, dass Zusammenkünfte, in denen man allein auf den Herrn harrt, gar nicht mehr stattfinden - An einigen Orten haben die Versammlungen außer dem Brotbrechen keine anderen Zusammenkünfte mehr als solche, bei denen durchreisende, auswärtige Brüder sprechen. Sie berauben sich selbst der Nahrung, bis sie an Unterernährung zugrunde gehen. Was soll man von einem Körper sagen, der es nicht für notwendig hält, sich zu ernähren!? -, oder es wird jenes Zusammenkommen der örtlichen Versammlung durch etwas ganz anderes ersetzt, nämlich durch ein Zusammenkommen, in dem dieser oder jener Bruder den ganzen Dienst übernimmt. Man erwartet also alles von einem Menschen. In dieser Weise finden leider vielerorts die Zusammenkünfte statt, die durch die Leitung von oben wahrer Erbauung dienen sollten. Man müsste sie eher unter die zu einem besonderen Zweck einberufenen Zusammenkünfte rechnen, die in einem früheren Abschnitt behandelt sind; nur dass sie auf diese Weise gewohnheitsmäßig und regelmäßig durchgeführt werden. Sie können wohl gelegentlich sehr nützlich sein. Aber die örtliche Versammlung läuft Gefahr, zu einseitig und daher ungenügend ernährt zu werden, auch wenn die Belehrung wertvoll sein möchte. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die „Versammlung“ mehr und mehr in Teilnahmslosigkeit fällt und, ohne es zu merken, sich mehr auf Menschen als auf den Herrn allein stützt. Das führt dazu, dem Aufkommen einer „Geistlichkeit“ Vorschub zu leisten. Die Versammlung wäre dann als solche kein lebensfähiger Körper mehr, sondern stürbe dahin. Die Tätigkeit von befähigten und in allem von oben abhängigen Brüdern dagegen wird sich so nie auswirken. Im Gegenteil, ihr Dienst wird, da dem Heiligen Geist volle Freiheit des Handelns gelassen wird, nur sehr nützlich sein, und es besteht keine Gefahr, dass die anderen Mittel zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung unterdrückt werden.
Ob nun besondere Gaben vorhanden sind oder nicht, es genügt, auf den Herrn zu rechnen, wenn man in Seinem Namen versammelt ist. Er gibt über Bitten und Verstehen, was zum Trost, zur Ermahnung und Erbauung nötig ist. Die Brüder, deren Gaben anerkannt sind, werden diese mit Einsicht anwenden; doch verpflichtet ihr Anerkanntsein sie nicht, zu reden, wenn sie nichts zu geben haben. In solchem Fall würden, wenn nötig, andere Gaben offenbar. Der Herr wird nach Seiner Weisheit jeweils Brüder erwecken, die den Dienst der Weissagung (1. Kor 14,1.3) ausüben können, um in klarer und sachlicher Weise der Versammlung zu dienen. Zwei oder drei können berufen sein bei demselben Zusammenkommen zu reden. Welch ein Segen, wenn mehrere Brüder nacheinander die verschiedenen Seiten eines Gegenstandes auslegen! Fünf Worte, gleich den fünf Gerstenbroten bei der Speisung der Volksmenge, können größere Wirkung haben, als lange Vorträge. Wie viele Gaben bleiben ungenutzt, weil sie, teils aus einer falschen Demut des betreffenden Bruders, teils wegen der überströmenden Tätigkeit anderer begabter Brüder, zurückgehalten werden!
Es besteht offenbar die Gefahr, dass die „Freiheit des Geistes“ dem Fleisch eine Gelegenheit gibt, sich zu betätigen, indem jeder meint, ein Recht zum Reden zu haben. Das kommt leider bisweilen vor. (Diese Sache ist schon weiter oben berührt worden in dem Abschnitt über „Freiheit und Abhängigkeit“.) Wenn jemand in dem, was er sagt, sich selbst gefällt, ist er ohne Nutzen für die Zuhörer; dann gehört seine Rede nicht dahin. Jeder prüfe, ob er wirklich das, was er sagen will, vom Herrn durch den Geist empfangen hat, oder ob er etwa seine eigenen Gedanken zur Geltung bringen will. Denn auch „die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“ (1. Kor 14,32). Anderseits muss das geistliche Empfinden der Versammlung stets vorhanden, oder: stets geweckt sein. Wenn sie in einem guten Zustand ist, wird man den, der nicht zur Erbauung redet, darauf aufmerksam machen, und, wenn er nicht darauf hört, wird man ihm Schweigen auferlegen zum Wohl der Versammlung. Die christliche Freiheit darf auch nicht dahin führen, dass man eine gesunde Kritik für sich behält, sondern diese muss bei gelegener Zeit ausgesprochen werden, wenn etwas nicht zur Erbauung geschieht. Gewiss sollte man Geduld haben, und was zu sagen ist, muss mit brüderlicher Liebe und Milde vorgebracht werden, nachdem man die Sache, unter der die Herde leidet, vielmals im Gebet vor den Herrn gebracht hat. Er kann sie beseitigen, ohne, dass wir gezwungen wären, einzuschreiten. Alles das muss geschehen zum Wohl der ganzen Versammlung und zur Verherrlichung Gottes. Stattdessen wird leider sehr oft unbesonnen in den Familien oder in unpassender Gesellschaft Kritik geübt, ohne Liebe und Einsicht. Das führt zu betrübenden Folgen.
Es sei hier noch einmal kurz erwähnt, dass bei dem Zusammenkommen zur Erbauung wie auch bei dem des Gottesdienstes ein Augenblick des Schweigens nicht Untätigkeit bedeutet. Der Heilige Geist will auch im Lauf einer Stille wirken. Wenn aber die Stille sich zu lange hinzieht und offensichtlich leer bleibt, so wird sie beklemmend empfunden, und unser Gewissen sollte wachgerufen werden, dass wir innerlich zum Herrn rufen, damit Er uns Sein Wort darreicht.
Das Wichtigste bei allem ist, die heilige Gegenwart des Herrn zu verspüren. Er ist es, der versammelt. Es macht wenig aus, ob geredet wird oder nicht, wenn nur die Herzen sich mit Ihm vereinigt fühlen. Dann gibt es weder ein Überstürzen noch ein Zurückhalten, und man wird menschliches Eingreifen, um im Voraus etwas zu organisieren, oder irgendeine Ordnung aufzustellen, nicht für nötig halten. Es ist sehr beachtenswert, dass in der Belehrung, die uns in 1. Korinther 14 gegeben ist, (weil in Korinth viel Unordnung herrschte durch den Missbrauch der Gnadengaben, die oft nicht zur Erbauung der Versammlung, sondern zur Genugtuung ihrer Besitzer angewandt wurden) mit keinem Wort einer Organisation oder der Notwendigkeit eines menschlichen Vorsitzenden Erwähnung geschieht, die dazu bestimmt wären, etwaiger Unordnung vorzubeugen. Alles ist dem Geist anheimgestellt, in dessen Abhängigkeit alle verbleiben müssen. Die Korinther waren aus dem Heidentum gekommen, das durch Überspanntheiten auf geistigem Gebiet gekennzeichnet war; sie legten den größten Wert auf glänzende Gaben. Doch der Gott der Ordnung und des Friedens ermahnt sie nur mit den Worten: „Alles geschehe anständig und in Ordnung“ (1. Kor 14,40). Sie zeigten sich wie Kinder; und Er lässt ihnen und uns sagen: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstande, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber werdet Erwachsene“ (1. Kor 14,20).
Behandeln nicht auch wir oft die kostbaren Hilfsquellen, die der Versammlung geschenkt sind, mit kindlicher Leichtfertigkeit?
Gebe Gott, dass wir, wenn wir zusammenkommen, mit Entschiedenheit im Glauben an den beiden großen Vorrechten festhalten, die die Grundlage eines gottgemäßen Zusammenkommens bilden: die persönliche Gegenwart des Herrn Jesus und die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Versammlung. Alle übrigen Einzelheiten im Leben einer örtlichen Versammlung, die wir in diesen Zeilen zu erwähnen nicht für nötig halten, regeln sich von selbst, wenn wir uns von diesen beiden Tatsachen in allem leiten lassen.3
Fußnoten
- 1 Das will sagen, dass der Heilige Geist die Quelle jeder Erkenntnis ist.
- 2 Die Leviten waren von dem Herrn ausersehen, „den Dienst - der Bedienung und den Dienst des Tragens am Zelt der Zusammenkunft zu verrichten“ (4. Mo 4,47). Vgl. auch Kap. 3,11-13.41 ff.
- 3 Z.B. die Pünktlichkeit: Möchten wir den Herrn warten lassen? Ferner die Kleidung: Versammeln wir uns für die Menschen oder für den Herrn? Oder auch, was den Versammlungsraum betrifft: Wollten wir wohl den Herrn weniger geziemend beherbergen, als wir selbst wohnen möchten? und auf der anderen Seite: Erlaubt Seine Gegenwart Ausschmückung und Luxus, die nur zur Befriedigung des Fleisches dienen? Und so weiter und so fort.