Die Versammlung Gottes
1) Die Frage des Namens
Diese Frage wird leider allzu oft leichtfertig behandelt. Wir müssen jede Benennung abweisen, die eine weitere Abspaltung der Versammlung charakterisieren könnte. Wenn andere Christen sich Katholiken, Evangelische, Calvinisten, Lutheraner, Methodisten, Baptisten usw. nennen, so ist das soweit natürlich; sie tragen den Namen ihrer Kirche. Doch wir im Namen Jesu allein Versammelten kennen keine andere Kirche als die „Versammlung Gottes“. Wir können uns nicht einen Namen beilegen, den nicht alle Kinder Gottes tragen könnten. Wenn die Welt, ob religiös oder nicht, uns, wie sie es nicht anders versteht, Darbysten, Mucker, Exklusive oder sonst wie nennt, so ist das ihre Sache. Aber eine besondere Benennung anerkennen, bedeutete, den Grundsatz der Einheit zu leugnen, auf dessen Boden wir, dem Wort Gottes gehorchend, zusammenkommen. Als Paulus die Korinther tadelte, weil sie sagten: „Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi“, entgegnete er ihnen: „Ist der Christus zerteilt?“ (1. Kor 1,12.13),
Das Neue Testament spricht von „Christen“, ein Name, der ihnen zu Anfang von der Welt, vielleicht spottend, gegeben wurde (Apg 11,26). Möchte unser Zeugnis in der Welt und vor allen Christen derart sein, dass man uns mit diesem Namen ganz einfach als solche bezeichnet, die Christus nachfolgen. In der Apostelgeschichte wird mehrfach von „Jüngern“ gesprochen. Möchten wir treue Jünger des Herrn, Seine aufrichtigen Nachahmer sein, „von Herzen gehorsam... dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid“, oder, wie auch übersetzt werden kann: „worin ihr unterwiesen worden seid“ (Rö 6,17), nämlich „in der Lehre des Christus“ (2. Joh 9).
Die Briefe sprechen von „Heiligen“. Wir würden kaum wagen, diesen Namen zu gebrauchen, den doch der inspirierte Apostel auf die Christen in Korinth und in anderen örtlichen Versammlungen anwendet, so in 1. Korinther 14,33, wo er von „allen Versammlungen der Heiligen“ spricht; ferner in Römer 1,7; 1. Korinther 1,2; 2. Korinther 1,1; Epheser 1,1; Philipper 1; 1 und anderen Stellen. Es kann sein, dass jemand diesen Ausdruck missbraucht, weil er ihn nicht richtig versteht: Besonders wenn er vor der Welt ausgesprochen wird, kann er Verwirrung anrichten, sogar Ärgernis erregen. Denken wir stets daran, wie unser Herr in Matthäus 17,27 gehandelt hat. Durch die Gnade des Herrn, nach der Berufung Gottes und kraft des Werkes Christi sind alle Erlösten Heilige, und sie werden ermahnt, zu leben „wie es Heiligen geziemt“ (Eph 5,3).
Vornehmlich wohl ist es der Name „Brüder“, der in der Apostelgeschichte und in den Briefen gebraucht wird, Christus schämt sich nicht, die Brüder zu nennen, die Er Selbst geheiligt hat; sie sind „heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung“. (Vgl. Heb 2, 11 und 3, 1.) Dieser Name geziemt der ganzen Familie Gottes. Er sollte unter den Kindern Gottes geläufig sein. Wir brauchen keinen anderen zu suchen; aber noch weniger dürfen wir ihn für uns allein in Anspruch nehmen. Wenn wir ihn anwenden, dürfen wir nicht die große Zahl der Kinder Gottes, die dies mit dem gleichen Recht sind wie wir, übersehen, auch wenn sie uns unbekannt sind, weil sie in der Christenheit zerstreut sind. Wir wollen vielmehr in unseren Herzen schmerzlich empfinden, dass nicht die ganze Familie Gottes bei unseren Zusammenkünften vertreten ist. Wir sind nicht „die Brüder“, sondern einfach „Brüder“, welche die Gnade Gottes in einer Zeit zusammenführt, in der die Kinder Gottes so viel zerstreut sind.