Betrachtung über Apostelgeschichte (Synopsis)
Kapitel 5
Die letzten drei Kapitel (Kap. 2–4) stellen das erste Entstehen der Versammlung dar sowie ihren gesegneten Charakter durch den Heiligen Geist, der in ihrer Mitte wohnt. Sie zeigen uns ihre erste Schönheit, als gebildet von Gott und als die Wohnung Gottes. Aber ach! auch dort zeigt sich das Böse. Wenn der mächtige Geist Gottes in der Versammlung ist, so ist auch das Fleisch in denen, die sie bilden. Es gibt solche, die das Ansehen der Ergebenheit, die der Heilige Geist bewirkt, zu haben wünschen, während sie entblößt sind von jenem Glauben an Gott und jener Selbstverleugnung, die, indem sich beides in dem Pfad der Liebe zeigt, den ganzen Wert und die ganze Wahrheit dieser Ergebenheit ausmachen. Aber jene Erfahrung gibt nur neue Gelegenheit, die Kraft des Geistes Gottes, die Gegenwart Gottes, innerhalb der Versammlung wider das Böse zu offenbaren, wie das vorhergehende Kapitel seine Energie außerhalb der Versammlung und die köstlichen Früchte seiner Gnade zeigte. Wenn die einfache Frucht und Kraft des schon erwähnten Guten mangelt, so ist doch die Verheißung des Guten wider das Böse vorhanden. Der gegenwärtige Zustand der Kirche in ihrer Gesamtheit ist die Macht des Bösen über das Gute. Gott aber kann das Böse nicht zulassen, da wo Er wohnt noch weniger als da, wo Er nicht wohnt. Wie groß die Energie des Zeugnisses, das er zu jenen sendet, die außerhalb sind, auch sein mag, so übt Er doch alle Geduld, bis es kein Heilmittel mehr gibt. Innerhalb aber zeigt Er, dass, je mehr seine Gegenwart verwirklicht und offenbart wird (und gerade nach dem Maß, wie dieses geschieht), Er um so weniger das Böse zulassen kann. Es kann nicht anders sein. Er richtet in der Mitte seiner Heiligen, wo Er Heiligkeit haben will, und dies tut Er nach dem Maß der Offenbarung seiner selbst. Ananias und Sapphira, die die Gegenwart des Heiligen Geistes, dessen Antrieb sie zu folgen vorgaben, gering schätzen, fallen tot nieder vor dem Gott, den sie in ihrer Blindheit zu betrügen suchten, indem sie Ihn vergaßen (V. 1–10). Gott war in der Versammlung.
Ein mächtiges, obwohl schmerzliches Zeugnis seiner Gegenwart! Die Furcht durchdringt jedes Herz, sowohl innerhalb als außerhalb der Versammlung. Wahrlich, die Gegenwart Gottes ist eine ernste Sache, wie groß auch ihre Segnung sein mag. Die Wirkung dieser Offenbarung der Macht eines Gottes, der bei denen, die Er als die Seinigen erkannte, gegenwärtig war, war sehr groß. Eine große Menge fügte sich durch den Glauben zu dem Bekenntnis des Namens des Herrn, wenigstens von dem Volk; denn die übrigen wagten es nicht. Je mehr Ansehen wir in der Welt haben, desto mehr fürchten wir die Welt, die es uns verlieh. Dieses wunderbare Zeugnis von der Macht Gottes wurde auf eine noch merkwürdigere Weise entfaltet, so dass man aus der Ferne kam, um davon zu genießen. Die Apostel waren fortwährend versammelt in der Säulenhalle Salomos (V. 12).
Aber ach! die Offenbarung der Kraft Gottes in Verbindung mit den verachteten Jüngern Jesu – die Wirksamkeit dieser Kraft außerhalb des alten Gleises, wo die eigene Wichtigkeit des Hohenpriesters und derer, die mit ihm waren, Anerkennung fand – die Fortschritte dessen, was sie verwarfen – die Aufmerksamkeit, die durch die gewirkten Wunder auf die Apostel gelenkt wurde – dies alles erregte den Widerstand und die Eifersucht der Leiter: und sie setzten die Apostel ins Gefängnis.
Es entfaltet sich jetzt eine Macht, die verschieden ist von der des Heiligen Geistes in der Kirche. Die Vorsehung Gottes, die über sein Werk wacht und durch den Dienst der Engel wirkt, vereitelt all die Pläne der ungläubigen Häupter Israels. Die Priester setzen die Apostel in Gewahrsam. Ein Engel des Herrn öffnet die Türen des Gefängnisses und sendet die Apostel hin, um ihre gewöhnliche Arbeit im Tempel fortzusetzen. Die Diener, die das Synedrium nach dem Gefängnis sendet, finden die Türen verschlossen und alles an seinem Platz, aber keine Apostel. Unterdessen wird dem Synedrium berichtet, dass sie in dem Tempel seien und das Volk lehren. Das Synedrium, ganz verwirrt und verlegen, sendet hin, um sie zu holen, aber ohne Gewalt, weil sie das Volk fürchten. Will Gott ein Zeugnis abgelegt haben, so hält Er alles im Zügel, bis es geschehen ist. Der Hohepriester macht den Aposteln Vorstellungen aufgrund seines früheren Verbots (V. 27. 28). Die Antwort Petri ist diesmal bündiger als bei der vorhergehenden Gelegenheit und ist vielmehr die Ankündigung eines bestimmten Vorsatzes, als die Ablegung eines Zeugnisses für jene, die nicht hören wollen und sich als Gegner offenbart haben. Im Wesentlichen aber sagt er dasselbe wie früher: man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Gott gegenüber waren die Leiter Israels nur Menschen. Indem er dieses sagte, war alles entschieden. Der Gegensatz zwischen ihnen und Gott war augenscheinlich. Der Gott ihrer Väter hatte Jesum, den die Leiter Israels gekreuzigt hatten, auferweckt. Die Apostel waren seine Zeugen, ebenso auch der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hatte, die Ihm gehorchten. Alles war gesagt und die wirkliche Stellung der Häupter Israels und der Zeugen des Gottes Israels deutlich angekündigt. Petrus nimmt diese Stellung des Zeugnisses im Namen der Apostel auf Seiten Gottes und Christi förmlich ein, und zwar in Übereinstimmung mit dem Siegel des Heiligen Geistes, der, den Gläubigen gegeben, im Namen des Heilands Zeugnis ablegte. Dennoch ist kein Hochmut, kein Eigenwille vorhanden. Er muss Gott gehorchen. Petrus nimmt noch seinen Platz in Israel ein („der Gott unserer Väter“ sagt er), aber den Platz des Zeugnisses für Gott in Israel. Dem Rat Gamaliels gelingt es, die Pläne des Synedriums zu verhindern (V. 33–35). Dessen ungeachtet lassen sie die Apostel schlagen, und nachdem sie ihnen geboten hatten, nicht zu predigen, lassen sie sie gehen. Sie waren in Verlegenheit, was sie tun sollten, und machten nur den Widerstand ihres Willens umso augenscheinlicher.
Dieser letzte Teil des Kapitels hat den Zweck, uns zu zeigen, dass die Fürsorge Gottes – entweder auf eine wunderbare Weise vermittels der Engel oder durch Zubereitung der Herzen der Menschen zur Erfüllung seiner Vorsätze – zugunsten der Versammlung ausgeübt wurde, gleichwie der Geist Gottes in ihr Zeugnis gab und in ihr seine Macht offenbarte. Die Apostel, in keiner Weise eingeschüchtert, kehren zurück – voll Freude, dass sie würdig geachtet worden waren, für den Namen Jesu zu leiden; und jeden Tag, sowohl im Tempel als auch von Haus zu Haus, hören sie nicht auf, zu lehren und die gute Botschaft zu verkündigen, dass Jesus der Christus ist (V. 42). Wie schwach sie auch sein mögen, Gott selbst hält sein Zeugnis aufrecht.