Die symbolische Lehre der Stiftshütte
Goldener Räucheralter, eherne Becken
Die Beschreibung des goldenen Räucheraltars und des ehernen Beckens ist, wie wir schon gesehen haben, absichtlich zurückgestellt worden, bis die Priester geweiht waren, deren Vorrecht es war, diese Dinge zu benutzen.
Denn sie hatten mit den Handlungen der Priester zu tun, wenn sie zum Dienst ins Heiligtum hineingingen.
Wir haben gesehen, wie Gott in Christus als der Apostel unseres Bekenntnisses erschienen ist. Wir sind jetzt dabei zu sehen, wie Christus als der Hohepriester unseres Bekenntnisses hineingegangen ist und wie er die Seinen in die Gegenwart Gottes führt zur Anbetung.
Das reine Gold, wie wir es bei dem goldenen Altar sehen, kommt vor dem Kupfer, wie es bei dem Becken vorkommt. Der Altar kommt vor dem Becken, das Innere vor dem Äußeren, wie es immer Gottes Art ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand:
Der goldene Altar gibt uns den Platz des Anbetenden. Das eherne Becken gibt uns die Verfassung des Anbetenden. Der Platz kommt vor der Verfassung, weil der Platz für uns durch das Ergebnis des ehernen Altars und durch die Bedeutung des Blutes auf dem Gnadenstuhl, ja, durch den Sühnetod unseres Herrn Jesus Christus erworben wurde. Die Gerechtigkeit (Blut) hat den Platz für uns erworben; Heiligkeit (Wasser) ist die notwendige Bedingung dafür, diesen Platz genießen zu können. Deshalb das Becken. Lasst uns niemals Platz und Verfassung verwechseln. Wenn man das tut, heißt das, die Seele in Dunkel zu hüllen, denn das ist eine furchtbare Quelle für Zweifel und Furcht.
Der goldene Räucheraltar
Das Material, aus dem dieser Altar gemacht wurde, d. h. Akazienholz, das mit Gold überzogen wurde, spricht, wie vorher auch, von der wahren Menschheit und der erhabenen Gottheit unseres Herrn Jesus Christus. Die Ringe und Stangen erinnern uns daran, dass wir noch in der Wüste sind und das himmlische Kanaan noch nicht erreicht haben.
Sein Platz war „dem Vorhang gegenüber, der vor der Lade des Zeugnisses ist, dem Deckel gegenüber, der über dem Zeugnis ist, wo ich mit dir zusammenkommen werde“ (2. Mo 30,6). Der Vorhang ist noch da in dem Bild. In der Wirklichkeit ist der Vorhang jetzt zerrissen. Es gibt nur ein Heiligtum – alles hat jetzt das Wesen des Allerheiligsten.
Auf dem goldenen Altar musste Aaron jeden Morgen und jeden Abend Räucherwerk räuchern. Das ist ein Sinnbild für die Vertretung unseres Hohepriesters, ist ein Sinnbild für den Wohlgeruch, der Christus ist und das, was er getan hat, der sein Volk vertritt vor dem Angesicht Gottes. So lesen wir: „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, auf dem neuen und lebendigen Weg, den er uns eingeweiht hat durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch, und einen großen Priester haben über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens …“ (Heb 10,19–22).
Weiter: Es sollte kein fremdes Räucherwerk auf dem goldenen Altar geräuchert werden. Niemand außer dem Hohenpriester war berechtigt, Räucherwerk auf jenem Altar zu räuchern. Nadab und Abihu, die Söhne Aarons, nahmen ihre Räucherpfannen, legten Räucherwerk darauf, nachdem sie Feuer hineingetan hatten. Und sie brachten fremdes Feuer vor den HERRN, das er ihnen nicht geboten hatte, und bezahlten dafür mit ihrem Leben. „Da ging Feuer von dem HERRN aus und verzehrte sie, und sie starben vor dem HERRN“ (3. Mo 10,2). Nur Gläubige in Gemeinschaft haben das Recht, in die Gegenwart des Herrn zu treten, und das nur, weil unser Herr ihr Fürsprecher ist, der sie an jenen wunderbaren Platz, vor dem Angesicht Gottes, vertritt. Keine Brandopfer, keine Speisopfer, keine Trankopfer sollten auf dem goldenen Räucheraltar dargebracht werden. Diese wurden auf dem ehernen Altar dargebracht, dem Platz der Versöhnung, während der goldene Räucheraltar der Platz für den Anbeter war, der dort durch die Fürsprache unseres Herrn Jesus vertreten wurde.
Hier ist ein besonderes Wort für „brennen“ gebraucht (im Hebräischen alah, das nur zweimal in der Schrift in Verbindung mit den Lampen gebraucht wird, die vor dem goldenen Räucheraltar brannten. Das Wort trägt die Bedeutung von „verursachen zu steigen“.
Das eherne Becken
Das Becken wurde aus Kupfer hergestellt und enthielt nur Wasser, wo die Priester ihre Hände und Füße von der Beschmutzung reinigen konnten, bevor sie in die Gegenwart Gottes im Heiligtum traten.
Es wurde kein Maß angegeben für das Becken, denn es gibt keine Grenze für die Heiligkeit, die Gott bei seinem Volk sehen möchte. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1. Pet 1,16) – das ist ein Maßstab, den Gott angegeben hat.
Die Priester, die in der Zeremonie ganz gewaschen worden waren, sollten praktisch und an jedem Tag ihre Reinheit bewahren. Dafür war das Waschbecken gedacht.
Das Waschen der Hände und Füße in dem ehernen Becken stellt dar, dass für die Beschmutzung, die man sich beim Wandel durch diese böse Welt zuzieht, eine Reinigung nötig ist. Es geht nicht um offene Sünde, die eine ernste Sache ist und wofür das Amt unseres Herrn als unser Fürsprecher beim Vater notwendig ist. Beispielsweise könnte ein Gläubiger an einem Platz beschäftigt sein, wo seichte Gespräche und Fluchen gang und gäbe sind. Diese Dinge könnten leicht in seinem Gedächtnis haften, wenn er sie auch in seinem Geist ablehnt. Er geht zu einer Versammlung, und in dieser Atmosphäre oder bei dem persönlichen Nachsinnen werden seine Gedanken von der Beschäftigung mit diesen beschmutzenden Dingen befreit. Und der Gläubige wird im Geist frei gemacht, um sich mit den Dingen des Herrn beschäftigen zu können. Dies wird in dem ehernen Becken symbolisiert. Oder die Sinne eines Christen sind mit geschäftlichen Angelegenheiten belastet, die natürlich am richtigen Platz ganz legitim sind. Er hätte es nötig, dass seine Füße gewaschen werden. Jener Dienst durch unseren Herrn oder durch einen der Seinen würde seinen Geist frei machen, dass er sich mit den Dingen des Herrn beschäftigen könnte. Beachte: Das Waschen geschieht mit Wasser. Das Wasser stellt dar, dass dies in Verbindung mit der moralischen Verfassung der Seele vor dem Herrn steht.
Im Alten Testament mussten die Hände und die Füße gewaschen werden, im Neuen Testament nur die Füße. Warum dieser Unterschied? Die Antwort ist einfach. Die Hände der jüdischen Priester hatten mit blutigen Opfern zu tun und würden deshalb beschmutzt werden; die Füße wurden durch den Staub und Schmutz der Wüste und das Lager beschmutzt. Gott sei Dank! Wir haben im Christentum nicht so etwas nötig, was dem Waschen der Hände entspricht, denn das Opfer unseres Herrn ist vollbracht und der Gläubige steht fleckenlos in der Gegenwart Gottes. Im Judentum wurden die Opfer immer und immer wieder wiederholt, denn das Blut von Stieren und Böcken konnte niemals Sünde hinwegtun. „Aber Christus, das fehlerlose Lamm, nahm all unsere Schuld hinweg, ein Opfer edlerer Natur und besseren Blutes als die anderen.“
Der beschmutzende Einfluss der Welt ist überall um uns herum, wenn wir uns auch noch so sehr von ihr abgeschirmt haben. Die Notwendigkeit für die geistliche Reinigung des Geistes, wie sie durch die Fußwaschung symbolisiert wird, bleibt. Dafür haben wir den gesegneten Dienst unseres Herrn, sodass wir an ihm „teilhaben können“. Unser Herr hat uns darin gnädig ein Beispiel gegeben. Wenn nun unser Herr und Meister uns die Füße gewaschen hat, sind auch wir schuldig, einander die Füße zu waschen.
Die kupfernen Spiegel der Frauen
Es wird von Bezaleel gesagt, dass „er das Becken aus Kupfer und sein Gestell aus Kupfer machte, aus den Spiegeln (Anmerkung: kupferne Gläser) der sich scharenden Frauen, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft“ (2. Mo 38,8). Die kupfernen Spiegel, die oft zur Selbstverherrlichung gedient hatten, die das offenbart hatten, was aus dem Fleisch entspringt, wurden in den Dienst des Herrn gestellt und wurden bei dem gebraucht, was die Notwendigkeit persönlicher Heiligkeit versinnbildlichte. „Jagt nach … der Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn schauen wird“ (Heb 12,14). Weihen wir als Christen alles, was uns Achtung in dieser Welt verschaffen würde, damit wir im Geist ganz frei sind für die Gegenwart und den Dienst Gottes?
Das „gläserne Meer“
Es ist interessant, Gottes Wege auf diesem Gebiet bis zum Ende zu verfolgen. Das eherne Becken der Wüste machte dem „gegossenen Meer des Tempels“ Platz. Wie es da stand auf zwölf gegossenen Rindern mit fünf Becken zur Rechten und fünf Becken zur Linken, muss es ein wunderbarer Anblick gewesen sein. Die Priester benutzten die Becken für das Waschen des Brandopfers. „Aber das Meer war für die Priester, um sich darin zu waschen“ (2. Chr 4,6). Am Ende, wenn die Versammlung zur Herrlichkeit entrückt ist und keine Beschmutzung mehr das Volk des Herrn erreichen kann, haben wir das gläserne Meer: „Und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und sah die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes. Und sie singen …“ (Off 15,2). Sie waschen sich nicht mehr in Becken. Sie haben es nicht mehr nötig, dass die Füße gewaschen werden, sie sind nicht mehr in einer beschmutzenden Welt, sondern sie stehen an einem Meer von Glas, was symbolisch für einen Zustand wirklicher und absoluter Heiligkeit in einer Umgebung ist, wo nichts, was beschmutzt, jemals Eingang finden wird – sie stehen und singen in heiligem Entzücken das Lied Moses und das Lied des Lammes. Alles, was die Gemeinschaft und Freude hemmt, haben sie für immer hinter sich gelassen. Nichts als Wonne und Seligkeit und unsagbare Freude herrscht dort.
Es ist sehr bezeichnend, dass zwischen der Beschreibung des goldenen Altars und der Beschreibung vom ehernen Becken die Anweisung hinsichtlich der Zahl der Kinder Israel gerückt ist und die Angaben von der Notwendigkeit des Sühngeldes als der einzigen Grundlage, auf der, symbolisch gesehen, Gott mit dem sündigen Volk zu tun haben konnte. Das betont, dass die Grundlage all unseres Segens in dem Sühnopfer unseres Herrn Jesus Christus beruht.