Die symbolische Lehre der Stiftshütte
Die Kleider des Hohenpriesters
Wir sind bei unserer Betrachtung vom Inneren zum Äußeren vorgegangen, von der Lade im Allerheiligsten zu dem Vorhof der Hütte. Gott kam heraus zu dem Menschen in der Gestalt seines geliebten Sohnes – der Mensch geht ein zu Gott durch Christus als den Hohenpriester unseres Bekenntnisses. Wir werden aufgefordert, „den Apostel und Hohepriester unseres Bekenntnisses zu betrachten, Christus Jesus“ (Heb 3,1). Wir beginnen jetzt damit, zu betrachten, wie der Mensch als Anbetender zu Gott eingeht.
Man könnte jetzt fragen, warum der goldene Altar im Heiligen und das eherne Waschbecken im Vorhof der Hütte nicht erwähnt worden sind. Es sieht wie eine Auslassung aus. Aber wie wir schon herausgestellt haben, der Grund dafür ist sehr schön. Was der ungläubige Geist freudig als einen Fehler in einem fehlerhaften Buch herauspicken möchte, kann der geistlich ausgerichtete Geist als klares Zeichen für die Inspiration in einem unfehlbaren Buch erkennen.
Die Antwort ist diese: Bis der Hohepriester nicht an SEINEM Platz ist für den Gläubigen, kann es kein Nahen zu Gott geben. Das eherne Waschbecken war dafür da, dass die Priester ihre Hände und Füße darin von der Beschmutzung reinigten, damit sie sauber wären für ihren Dienst im Heiligtum. Auf dem goldenen Altar brachten die Priester Räucherwerk dar vor dem Herrn, was sinnbildlich ist für die Anbetung und Fürsprache des Volkes Gottes. So wird nun unsere Aufmerksamkeit auf Aaron als ein Bild von dem Herrn Jesus als dem wahren Hohenpriester gelenkt.
„Heilige Kleider … zur Herrlichkeit und zum Schmuck“
Wir wollen nun die Kleider zur Herrlichkeit und zum Schmuck, die von Aaron getragen wurden, betrachten. Christus wird „ein großer Hohepriester“ (Heb 4,14) genannt. Aaron wurde niemals so genannt. Das Vorbild wird bei Weitem von dem überragt, den es darstellte. Während Aaron ein bemerkenswertes Bild für Christus ist, steht er doch in manchen Punkten in auffallendem Gegensatz zu ihm. Wir nehmen etwas vorweg, aber es würde doch gut sein, hier aufzuzeigen, inwiefern Aaron im Gegensatz zu unserem Herrn steht.
Die Tatsache ist die, dass Gott Aarons wirkliche Verfassung berücksichtigen musste; er war ein Mensch, sündig und schwach, wenn er auch Hohepriester war. An dem großen Tag der Weihe von Aaron und seinen Söhnen war ein Sündopfer nötig für ihn und seine Söhne. Das konnte nicht für unseren Herrn symbolisch sein, denn er bedurfte keines Sündopfers. Er war selbst das Sündopfer am Kreuz für uns, das er niemals hätte sein können, wenn er einen Heiland für sich selbst gebraucht hätte.
Wiederum ging Aaron am großen Versöhnungstag zweimal in das Allerheiligste, um das Blut des Sündopfers auf und vor den Gnadenstuhl zu sprengen, zuerst für ihn selbst und dann für das Volk. Sein erstes Hineingehen für sich selbst konnte nicht unseren Herrn darstellen, denn er hatte niemals ein Sündopfer für sich selbst nötig. Aber wenn Aaron zum zweiten Mal hineinging, um für die Sünden des Volkes zu opfern, dann war er sicherlich ein Bild für unseren Herrn, denn „nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ist er ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte“ (Heb 9,12).
Wiederum mussten Aaron und seine Söhne ihre Hände und Füße in dem Wasser des ehernen Waschbeckens waschen, um die Befleckung zu entfernen, die daran war, bevor sie in das Heilige eingingen, um ihren Dienst auszuüben. Wenn Aaron auch gereinigt war und ihm vergeben war durch das kostbare Blut (bildlich), so konnte er sich doch eine Beschmutzung zuziehen und hatte die Reinigung durch Wasser nötig. Darin ist er ganz klar nicht ein Bild unseres Herrn, sondern steht im Gegensatz zu ihm, der niemals beschmutzt wurde, wenn er durch eine beschmutzende Szene hindurch musste.
Während wir solche Gegensätze im Gedächtnis halten, werden wir sehen, dass Aaron in vielen Beziehungen ein wunderbares Bild für unseren Herrn ist.
Der Ausdruck „Hohepriester“ schließt Priester ein. Der Charakter unseres Herrn als Hoherpriester bestimmt die Stellung und den Anteil der Gläubigen als Priester. 2. Mose 28 widmet nicht weniger als 39 Verse, um die Kleider der Herrlichkeit und des Schmucks für den Hohenpriester zu beschreiben, und nur vier Verse für die Beschreibung der Kleider der Priester.
Gibt uns das nicht eine Lehre von sehr großer Wichtigkeit? Um das richtige Verständnis von unserem Platz und Anteil als Priester, d. h. als Anbeter, zu bekommen, ist es zuerst notwendig, dass wir die Person, den Ort und Anteil unseres großen Hohenpriesters verstehen. Wenn wir erst einmal seinen Platz und Anteil etwas verstehen, können wir unseren eigenen leichter erfassen. Unser Platz und Anteil nehmen ihr Wesen von seinem Platz und Anteil her.
Wir wollen jetzt im Einzelnen die Kleider des Hohenpriesters betrachten.
Es waren:
- das Brustschild
- das Ephod
- das Oberkleid
- der Leibrock von rollenförmigem Gewebe
- der Kopfbund
- der Gürtel
- das Blech von reinem Gold, auf das mit Siegelstecherei gestochen war: „Heiligkeit dem HERRN“. Dazu kamen die Kleider der Priester, nämlich:
- Leibröcke
- Gürtel
- Mützen
- Beinkleider von Leinen.
Wenn wir die sinnbildliche Bedeutung dieser verschiedenen Kleidungsstücke betrachten, wollen wir immer daran denken, dass Gott selbst sie bestimmt und dass Männer mit weisen Herzen von Gott erweckt wurden, um dabei zu helfen, sie zu fertigen. Bezaleel wurde besonders berufen, um der Führer und Leiter dieses Werkes zu sein. Gott „füllte ihn mit dem Geist Gottes, in Weisheit und in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werk“ (2. Mo 35,31ff.). Wie wunderbar, dass Gott die Herstellung dieser Kleider inspirierte, genau so, wie er sie plante. Sicherlich müssen sie besondere Lehren für uns beinhalten.
Das Ephod
Das Wort „Ephod“ ist ein rein hebräisches Wort und hat die Bedeutung von „anlegen“. Und in dieser Verbindung ist es ein Terminus technicus geworden und steht in der Schrift charakteristisch für die priesterliche Gewandung. „Und ich habe ihn aus allen Stämmen Israels mir zum Priester erwählt, um auf meinem Altar zu opfern, um Räucherwerk zu räuchern, um das Ephod vor mir zu tragen“ (1. Sam 2,28) „Und sie sollen das Ephod machen von Gold, blauem und rotem Purpur, Karmesin und gezwirntem Byssus, in Kunstweberarbeit“. Diese Aufzählung ist in einem Punkt besonders interessant. Gold wird hier zum ersten Mal zusammen mit blauem und rotem Purpur und Karmesin erwähnt, was, wie wir gesehen haben, die Farben auf dem innersten Teppich waren. Niemals vorher lesen wir davon, dass Gold zu irgendeinem Gewand oder Vorhang gehört. Warum ist denn hier Gold erwähnt? Gold, als der goldene drahtartige Faden, der aus dem Gewand des Hohepriesters herausfunkelte, sollte uns daran erinnern, dass Christus gerechterweise (Gold, göttliche Gerechtigkeit) seinen Platz einnimmt als unser großer Hoherpriester; sein Hoherpriestertum gründet sich auf sein Erlösungswerk. Das ist wirklich eine feste Grundlage. Dies zu verstehen, gibt Ruhe für Herz und Gewissen in der Erkenntnis, dass unsere Verbindung mit unserem Herrn zur Grundlage und zum Fundament das herrliche Werk der Gerechtigkeit hat, das er am Kreuz zu unserer Errettung vollbrachte. Blau spricht von dem himmlischen Charakter der Menschheit unseres Herrn. Er wurde nicht Mensch, bis er von der Jungfrau Maria in Bethlehem geboren wurde. Und doch konnte er von sich selbst sagen: „Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh 3,13). „Der zweite Mensch ist vom Himmel“ (1. Kor 15,47). Purpur stellt die Herrlichkeit des Herrn dar als der Sohn des Menschen mit allumfassender Herrschaft, als König der Könige und Herr der Herren, als der wahre Weltherrscher. Karmesin stellt die Herrlichkeit unseres Herrn als der König Israels dar, als der Messias seines irdischen Volkes. Gezwirnter Byssus stellt das makellose Leben unseres Herrn dar. „In Kunstweberarbeit“ ruft in den entzückten Vorstellungen des wiedergeborenen Geistes all die herrlichen Einzelheiten jenes Lebens aller Leben wach. So lesen wir: „Denn ein solcher Hohepriester geziemte uns: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden“ (Heb 7,26).
Der gewirkte Gürtel des Ephod
Dieser wurde aus dem gleichen Material wie das Ephod gemacht. Es ist deshalb nicht nötig, dass wir wiederholen, was wir über die Farben in ihrer bildlichen Lehre gesagt haben, da wir das ja gerade noch herausgestellt haben. Aber wir müssen noch etwas zu dem Gürtel selbst sagen. „Gewirkter Gürtel“ ist ein Ausdruck, der nur in Verbindung mit dem Ephod des Hohenpriesters gebraucht ist und bedeutet „ersonnene Arbeit“. Er steht als Symbol des Dienstes. Beispielsweise „nahm“ unser hochgelobter Herr nach dem Abendessen „ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit welchem er umgürtet war“ (Joh 13,4-5). Wiederum lesen wir: „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird: Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,37). Wie berührt es unsere Seele, zu wissen, dass der Herr in der Höhe immerfort seinem Volk dient. Er dient uns, aber – das muss stark betont werden – er ist nicht unser Diener, denn ein Diener wird aufgefordert, auf den Befehl seines Herrn hin dies oder das zu tun. Wenn ich zur Tafel des Königs geladen würde und wenn er mir freundlich mit eigener Hand eine Tasse Tee bringen würde, würde er mir dienen, aber er würde sehr überrascht sein, wenn er erführe, dass ich gesagt hätte, er sei mein Diener gewesen. Des Herrn Dienst für uns ist freiwillig. Die Liebe seines Herzens drängt ihn dazu, und so strömt sein Dienst auf sein Volk herab. Er dient uns als der Fürst unserer Seligkeit, der uns zur Herrlichkeit führt; als unser Hohepriester in Verbindung mit unseren Schwachheiten und unserem Unwürdigsein; als unser Sachwalter, selbst dann, wenn ein Gläubiger durch Sünde den traurigen, aber treuen Dienst jenes Amtes nötig macht. Der „gewirkte Gürtel“ ist symbolisch für den Dienst unseres gelobten Herrn, den er den Seinen erweist. Wie beten wir solch einen Heiland an und bringen ihm unseren zutiefst empfundenen Dank entgegen!
Die Schulterstücke
Diese werden in Vers 4, wo wir die verschiedenen Bestandteile der hohenpriesterlichen Kleider aufgezählt finden, nicht gesondert genannt. Sie gehörten offensichtlich zu dem Ephod und waren mit dem Brustschild verbunden, an dem sie mit geflochtenen Ketten aus Gold befestigt waren.
Auf zwei Onyxsteine wurden die Namen der Kinder Israel gestochen, sechs Namen auf dem einen Stein und sechs auf dem anderen. Diese beiden Onyxsteine wurden dann in Einfassungen von Gold eingesetzt und auf die Schulterstücke des Ephods gesetzt. Aaron trug so ihre Namen als Mahnmal vor dem Herrn. Welche sinnbildliche Bedeutung hat das für uns in dieser Zeit? In der Schrift ist die Schulter der Sitz der Kraft. Wir lesen: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter“ (Jes 9,6). Eine Schulter genügt für die Herrschaft der Welt, aber wenn es darum geht, dass Christus sein Volk in der Gegenwart Gottes unterstützt, werden zwei Schultern erwähnt. So wollte Gott uns lehren, wie der Herr Jesus in seiner ganzen erhöhten Macht jeden Einzelnen der Seinen in der Gegenwart Gottes unterstützen kann. „Christus ist … in den Himmel … eingegangen, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Wir bekommen denselben Gedankengang in dem Gleichnis von dem Hirten, der das verlorene Schaf findet. Als der gute Hirte, der symbolisch für unseren Herrn ist, Erfolg bei seiner Suche hatte, lesen wir: „Und wenn er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine Schultern“ (Lk 15,5). Wir Gläubige werden wirklich gut gepflegt.
Das Brustschild des Gerichts
Aber dies ist nicht alles. Wenn die Schulterstücke die Macht des Herrn darstellen, die er uns zugute ausübt, so stellt das Brustschild seine Liebe für die Seinen dar. Es wurde aus dem gleichen Material wie das Ephod gemacht und betont aufs Neue die Herrlichkeiten unseres Herrn in persönlicher Hinsicht und in Hinsicht auf sein Amt. In dieses Brustschild waren vier Reihen von kostbaren Steinen eingesetzt, drei Steine in jeder Reihe, auf die die Namen der zwölf Kinder Israel eingraviert wurden. Wir wissen nicht genau, was die besondere Bedeutung jedes Steines ist. Aber wir zweifeln nicht daran, dass sie eine besondere Bedeutung haben. Ein berühmter Steinschneider, ein Experte in Edelsteinen, sagte, dass die Art, in der diese Edelsteine ausgewählt und eingesetzt wurden, seiner Meinung nach über menschliches Geschick hinausging und dass dies nur mithilfe der göttlichen Anordnung geschehen konnte.
Jeder Edelstein hatte sein besonderes Gepräge in Farbe, Dichte, Kräfte der Strahlenbrechung usw., sodass jeder Edelstein anders war als die anderen. Genauso berücksichtigt Gott die verschiedenen Arten, in denen der göttliche Charakter in den Gläubigen verwirklicht wird. Gott ist sicherlich nicht der Erzeuger einer Massenproduktion von Dingen, die sich nicht im Geringsten unterscheiden. Es wird gesagt, dass sich in der Natur nicht zwei Grashalme ganz gleich sind, und man sieht niemals zwei Gesichter, die in jeder Einzelheit völlig gleich sind. So ist es ohne Zweifel auch in dem Reich der Gnade.
Die symbolische Stadt in Offenbarung 21, die versinnbildlichte Versammlung in ihrer Verwaltung während des Tausendjährigen Reiches Christi, hatte zwölf Edelsteine in ihrem Fundament. Wenn wir unser Neues Testament nehmen, dann nehmen wir den Unterschied wahr zwischen Paulus, Petrus, Johannes und anderen Dienern Christi. Sie leuchten auf Erden jeder in seiner eigenen Art, sie spiegeln das Leben Christi in sich wider in ihren irdischen Umständen. Sollen sie aufhören zu leuchten, wie „sich Stern von Stern an Herrlichkeit unterscheidet“? (1. Kor 15,41). Wir denken nicht.
Aber dies ist ganz klar: Diese Edelsteine, die auf dem Brustschild des Hohepriesters glänzen, stellen dar, wie unser großer Hohepriester, der Herr Jesus Christus, die Seinen mit tiefster Empfindung vor dem Angesicht Gottes darstellt und trägt. Wir sind nicht verloren in einer Masse. Wir werden nicht zu einer vagen Allgemeinheit zusammengeworfen. Wir werden jeder von uns einzeln gekannt, es wird einzeln für uns gesorgt, uns wird einzeln gedient, wir werden einzeln gestützt und dargestellt in all der Kraft göttlicher Liebe vor dem Angesicht Gottes.
Weiterhin waren Ringe von Gold an den beiden Enden des Brustschildes befestigt, und zwei Ringe waren an dem Ephod befestigt, und die Ringe wurden untereinander verbunden durch eine Schnur von blauem Purpur. So waren diese kostbaren Steine sicher verbunden mit der Person des Hohenpriesters. Bei den Schulterstücken wurden die Onyxsteine in Einfassungen von Gold eingesetzt. Bei dem Brustschild wurden die Edelsteine mit Gold in ihren Einsetzungen eingefasst. So waren die Schulterstücke fest mit dem Ephod verbunden, genauso wie das Brustschild. Mit solch einer Fülle von Einzelheiten wollte der Geist Gottes die herrliche Wahrheit betonen, wie göttliche Liebe und göttliche Macht in der Sicherheit für den Gläubigen und in ihrer Vertretung vor Gott mit göttlicher Gunst vereint sind. Unser Herr sagte klar und deutlich: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit“ (Joh 10,27-28). Ewiges Leben könnte nicht gegeben werden, wenn es verloren gehen könnte. Schalte den Bruchteil einer Sekunde oder eine Haaresbreite dazwischen als Unterbrechung des ewigen Lebens und es könnte nicht ewig sein. Und „nicht verloren gehen in Ewigkeit“ bedeutet, nicht verloren gehen für einen Augenblick, nicht verloren gehen in alle Ewigkeit.
Der Leser wird dem Schreiber verzeihen, wenn er eine Geschichte, die ihm sehr lieb ist und die mit diesem Thema verbunden ist, erzählt. Sie wurde ihm als Kind von seiner seligen Mutter erzählt. Vor vielen Jahren stand Charles Stanley, ein begabter Prediger, von einer gebieterischen und persönlich anziehenden Erscheinung, auf, um in einer großen Stadt im Norden Englands zu predigen. Der Großvater des Schreibers entlieh von einem Geschäft nebenan einen Stuhl, damit sich der Prediger daraufstellen konnte. Schon bald versammelte sich eine große Menge. Als der Prediger in seiner Rede fortfuhr, gebrauchte er als herrliches Beispiel für die Gewissheit des an Christus Gläubigen das Thema, das wir hier vor uns haben. Er sprach von den Gläubigen so:„Jesus trägt sie immer wie Juwelen an seiner Brust.“
Er sprach in einer Gegend, wo die Lehre vorherrschte, dass ein Gläubiger heute gerettet sein und morgen verloren gehen kann, dass er fast bis zur Pforte des Himmels gerettet sein und doch am Ende verloren gehen kann. Mr. Stanley gebrauchte den interessanten Ausdruck: „Gott sei Dank! Er hat keine Haken-und Augen-Christen, die heute zusammengehakt sind und morgen auseinandergehakt.“ Und er breitete sich aus über dieses herrliche Thema, dass Aarons Brustschild von Christi unwandelbarer Liebe zu den Seinen sprach; dass die Ringe von Gold göttliche Gerechtigkeit darstellen; dass die Schnur von blauem Purpur himmlische Gnade darstellt. Er betonte die absolute Sicherheit des Gläubigen. Meine Mutter erzählte mir oft, wie sie die gedämpften Bemerkungen warmer Zustimmung vonseiten der Zuhörerschaft hörte.
Dann erhielten die kostbaren Steine an den Schulterstücken und an dem Brustschild Eingravierungen. Gott sagte von Zion: „Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet; deine Mauern sind beständig vor mir“ (Jes 49,16). Eingravieren bedeutet etwas Unzerstörbares, Unverwischbares, Dauerhaftes. Wie wunderbar sprechen diese eingravierten Steine zu uns von dem tiefen, bleibenden Platz, den die Gläubigen in dem Herzen Christi haben. „Nichts kann die Erlösten trennen,nichts kann sie scheiden von dem Herrn.“
Die Urim und die Thummim
Die Wörter Urim und Thummim sind rein hebräische Wörter, die soviel bedeuten wie „Lichter und Vollkommenheit“. Aus irgendeinem weisen Grund heraus sind die näheren Angaben, wie sie in dem Brustschild angebracht wurden und wie sie wirkten, nicht gemacht. Spekulationen in diese Richtung würden zu nichts Gutem führen. Sie wurden eingelegt in das Brustschild des Gerichts. Das Brustschild erhielt offensichtlich diesen Namen wegen der Urim und der Thummim. Gericht bedeutet hier nicht Verurteilung, sondern Urteilskraft und Leitung. Wir sprechen in der Alltagssprache von einem Mann mit gesundem Menschenverstand, d. h. von einem, der in der Lage ist, weisen Rat zu erteilen. Psalm 119,66 sagt: „Gute Einsicht und Erkenntnis lehre mich; denn ich habe deinen Geboten geglaubt.“ Wir erfahren in anderen Schriftstellen von seinem Gebrauch. Beispielsweise sagte Gott, als er Mose bezüglich seines Nachfolgers Josua Anweisungen gab: „Er soll vor Eleasar, den Priester, treten, und der soll für ihn das Urteil der Urim vor dem HERRN befragen“ (4. Mo 27,21). Wiederum lesen wir: „Und von Levi sprach er: Deine Thummim und deine Urim sind für deinen Frommen, den du versucht hast zu Massa, mit dem du hadertest beim Wasser von Meriba“ (5. Mo 33,8). Offensichtlich konnten die Urim und Thummim durch den Hohepriester auf diese oder jene Weise in Zeiten der Unruhe und nationaler Ungewissheit befragt werden, und Gott selbst schien Antwort zu geben. So sehen wir, dass drei Dinge klar herauskommen in Bezug auf das Brustschild:
- Die Schulterstücke sprechen von Macht.
- Das Brustschild sprach von Liebe.
- Die Urim und Thummim sprachen von Weisheit.
Dies ist eine vollkommene Verbindung. Wir können Liebe haben, aber ohne Macht. Eine Mutter z. B. hat Liebe, wenn sie sich in zärtlicher Besorgnis über ihr sterbendes Kind beugt, aber sie hat nicht die Macht, sein Leben zu erhalten. Ein Reicher kann Liebe und Macht haben, aber es kann ihm an Weisheit mangeln, wenn er seinem geliebten Kind jeden Luxus gestattet, den man mit Geld kaufen kann, wenn er jedem Wunsch des Kindes nachgibt, bis er aus Mangel an Weisheit das Kind vollständig fürs Leben verdorben hat. Aber wenn Weisheit, Liebe und Macht alle drei vereint sind, wie es bei unserem hochgelobten Herrn in Beziehung auf sein Volk der Fall ist, dann ist das Ergebnis auf der ganzen Linie vollkommen. Mögen wir dies ständig genießen.
Das Oberkleid des Ephod
Das Oberkleid des Ephod war ganz aus blauem Purpur, was ein Bild für den himmlischen Charakter unseres großen Hohenpriesters ist. „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten“ (Heb 4,14). „Denn Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Wie glücklich sind wir daran, dass wir so vertreten werden! An dem Saum des Kleides waren Granatäpfel von blauem und rotem Purpur und Karmesin angebracht und Schellen aus Gold; Granatäpfel und Schellen abwechselnd. Die Granatäpfel sprachen von Fruchtbarkeit und die Schellen von Zeugnis. Die Farben der Granatäpfel sprachen von den Herrlichkeiten des Herrn Jesus Christus in persönlicher Hinsicht und bei seinem Amt. Die Schellen aus Gold sprachen von göttlicher Gerechtigkeit. Wie herrlich ist es zu sehen, dass die Fruchtbarkeit (Granatäpfel) unseres Herrn für Gott gleich groß war wie sein Zeugnis (Schellen) für Gott. Bei uns ist dies oft nicht gleich verteilt. Unser Wandel und unsere Worte stimmen oft nicht überein. Der Wandel sollte den Worten Kraft verleihen. Die Worte sollten aus dem Wandel hervorgehen, da sie eigentlich zum Wandel gehören. Beachte: In Vers 33 unseres Kapitels kommen die Granatäpfel an erster Stelle und dann werden die Schellen erwähnt. Im nächsten Vers kommt zuerst die Schelle und dann der Granatapfel. Warum dieser Unterschied? Im Leben muss erst die Fruchtbarkeit da sein, bevor es ein echtes Zeugnis geben kann. Diejenigen, die von der Botschaft zeugen, ohne das, was sie lehren, selbst auszuleben, sind wie ein tönendes Erz und eine schallende Zimbel. Bei unserem hochgelobten Herrn war alles vollkommen und ausgewogen. Im nächsten Vers finden wir, wie wir gesagt haben, die Ordnung umgekehrt. Das steht im Zusammenhang mit der Tatsache, dass Aaron in das Heilige hineingeht und herauskommt. Als unser Herr in den Himmel einging, war es wie der Klang der frohen Botschaft der Versöhnung (Schellen), die zu Gottes voller Zufriedenheit vollbracht war, die Botschaft eines zerrissenen Vorhangs und eine herrliche Auferstehung. Dann folgte die Frucht (Granatäpfel), die die Folge davon darstellt, dass unser Herr vor das Angesicht Gottes mit der Ausgießung des Heiligen Geistes eingeht, wie es sich an dem herrlichen Pfingsttag in seinen segensreichen Auswirkungen für diese Gnadenzeit zeigte.
Das Blech von reinem Gold an dem Kleid
Auf diesen interessanten Zierrat waren die Worte mit Siegelstecherei gestochen: „Heilig dem HERRN!“ Und das Blech war mithilfe einer Schnur von blauem Purpur an der Vorderseite des hohenpriesterlichen Kopfbundes befestigt. „Und es soll auf der Stirn Aarons sein, und Aaron soll die Ungerechtigkeit der heiligen Dinge tragen, die die Kinder Israel heiligen werden bei allen Gaben ihrer heiligen Dinge; und es soll beständig an seiner Stirn sein, zum Wohlgefallen für sie vor dem HERRN“ (Vers 38). Alles, was Gott geopfert wird, muss ganz und gar heilig sein. Aber ach! Bei den Gläubigen gibt es trotz ihrer ganz festen Verbindung mit Gott aufgrund des Sühnewerkes Christi Zukurzkommen und Versagen. Wie können dann die Opfer der Anbetung, die Gott dargebracht wird, angenommen werden? Das Blech von Gold, das da an seinem Ehrenplatz befestigt war, bezeugte immer vor dem Angesicht Gottes, dass der Gerechtigkeit voll Genüge geleistet worden war, dass sie selbst bei dem Zukurzkommen und Versagen der Gläubigen in ihrem Nahen zu Gott ausreichend war, indem sie von Gottes Angesicht hinweggetan wurden, sodass nichts bleiben kann außer dem, was von dem Heiligen Geist Gottes ist, ja, das, was „Heiligkeit dem HERRN!“ ist. Gesegnetes und froh machendes Bild, das den Gläubigen ermutigt, mit Freimütigkeit in die heilige Gegenwart Gottes zu treten. „Da wir … einen großen Priester haben über das Haus Gottes, so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Gewissen, und den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Heb 10,21-22).
Der Leibrock von zellenförmigem Gewebe aus Byssus
Dieses innerste Kleidungsstück spricht von der ganzen Vollkommenheit im Leben und Wandel unsres anbetungswürdigen Herrn und Heiland. Es ist bezeichnend, dass der Hohepriester am großen Versöhnungstag seine Kleider der Herrlichkeit und den Schmuck nicht trug, sondern diesen Leibrock aus gezwirntem Byssus. Unser Herr ging an das Kreuz, nicht mit seinem Anspruch auf umfassende Herrschaft, auch nicht auf sein Königtum über die Juden, sondern in der Vollkommenheit seines Lebens, sodass er, da der Tod keinen Anspruch an ihn hatte, sein Leben niederlegen konnte als ein Sühnopfer für die Sünde und für unser ewiges Heil. Die Kleider der Söhne Aarons Röcke, Gürtel und hohe Mützen wurden für die Söhne Aarons gefertigt und auch „Beinkleider von Leinen, um das Fleisch der Blöße zu bedecken; von den Hüften bis an die Schenkel sollen sie reichen“ (Vers 42). Diese wurden Aaron und seinen Söhnen angelegt. Er konnte darin kein Bild sein für Christus. Gottlob! Da war keine Blöße, die bei ihm bedeckt werden musste. Er war absolute Vollkommenheit. Aber bei Aaron und seinen Söhnen zeigt diese gnädige Vorkehrung, dass wir mit einem heiligen Gott zu tun haben. Es kann keine Anmaßung geben in seiner heiligen Gegenwart.