Betrachtung über Lukas (Synopsis)
Kapitel 20
In der an die Sadduzäer gerichteten Erwiderung des Herrn werden hier drei wichtige Dinge dem in Mt 22 Gesagten hinzugefügt. Jesus redet nicht nur von dem Zustande der Auferstandenen und von der Gewissheit der Auferstehung, sondern auch:
1. von einem „Zeitalter“ oder von einer „Welt“, deren nur eine gewisse Menschenklasse, die dafür würdig geachtet ist, teilhaftig werden wird (V. 35); dann verkündigt Er, dass
2. diese Klasse aus den Kindern Gottes bestehe, weil sie die Kinder der Auferstehung sind, und dass
3. ihre Seelen in Erwartung dieser Auferstehung den Tod überleben. Alle leben für Gott, obwohl sie den Augen der Menschen verborgen sein mögen (V. 38).
Das in Matthäus 22 mitgeteilte Gleichnis von der „Hochzeit“ ist hier weggelassen. Wir haben dasselbe jedoch bereits in Lk 14 gefunden, nur mit den unterscheidenden Zügen, dass von einer Mission in den Gassen der Stadt, an die Verachteten der Nation, die Rede ist, wovon Matthäus nichts sagt, indem er statt dessen aber das Gericht Jerusalems berichtet, bevor das Werk der Evangelisation unter den Heiden angekündigt wird. Alles das ist charakteristisch. In Lukas ist es Gnade, ein moralischer Zustand des Menschen vor Gott, und die neue Ordnung der Dinge, die auf die Verwerfung Christi gegründet ist.
Ich werde mich nicht bei den Punkten aufhalten, in denen Lukas mit Matthäus Übereinstimmt. Die beiden Evangelisten begegnen sich natürlich in den großen Tatsachen, die auf die Verwerfung des Herrn durch die Juden und auf die Folgen dieser Verwerfung Bezug haben. Vergleicht man Mt 23 mit Lk 20, 45-47, so erkennt man alsbald den Unterschied. In Lukas gibt uns der Heilige Geist in drei Versen das an, was die Schriftgelehrten moralisch beiseitesetzt, während in Matthäus ihre ganze Stellung, mit Rücksicht auf die gesetzliche Haushaltung, enthüllt wird - sei es als solche, die, solange Moses Bestand hatte, eine gewisse Autorität besaßen, oder als Strafbare vor Gott an diesem Platze.