Die symbolische Lehre der Stiftshütte
Die vier Teppiche
Es gab vier Teppiche oder Decken für die Stiftshütte:
- Teppiche von gezwirntem Byssus (ganz innen)
- Teppiche aus Ziegenhaar
- Eine Decke von rot gefärbten Widderfellen
- Eine Decke aus Seekuhfellen (ganz außen)
Wie schon einmal erwähnt, werden die Anweisungen hinsichtlich der Decken vor denen hinsichtlich der Wände gegeben. Das mag überraschend sein, zeigt aber gerade die Schönheit und Genauigkeit der Schrift und betont die göttliche Inspiration. Die Decken sprechen alle von Christus, während die Wände ein Sinnbild der Gläubigen sind, „mitaufgebaut … zu einer Behausung Gottes im Geist“ (Epheser 2,22).
Die volle Wahrheit über Christus macht uns fähig, den Platz und den Segen zu verstehen, den der Gläubige in Ihm hat. Christus ist der Schlüssel, der alle Pforten zum Segen und Glück aufschließt.
Die Teppiche von gezwirntem Byssus stellten die Hütte oder Wohnung dar (Vers 1).
Die Teppiche von Ziegenhaar bildeten das Zelt oder die Decke (Vers 7).
Die rot gefärbten Widderfelle wurden eine Decke genannt (Vers 14).
Die Seekuhfelle wurden eine Decke genannt (Vers 14).
Zahlen, die mit den Teppichen verbunden sind
Es gab zehn Teppiche, fünf Teppiche sollten durch Schleifen aus blauem Purpur aneinandergefügt werden, die anderen fünf Teppiche wurden durch ähnliche Schleifen aneinandergefügt. Diese beiden Teppichstücke, die jeweils aus fünf Teppichen bestanden, wurden mit fünfzig Klammern oder kleinen Haken aus Gold befestigt. So wurde es ein Teppich. Der Leser wird merken, wie die Zahl fünf und ihre Vielfachen mit den Teppichen verbunden ist und wie sie sinnbildlich von der Verantwortung nach der Seite Gottes und der des Menschen hin sprechen, welcher durch unseren Herrn, als Er am Kreuz starb, Genüge geleistet wurde.
Die Länge von jedem Teppich war 28 Ellen und ihre Breite 4 Ellen. 28 (4 x 7) Ellen zu 4 Ellen teilt jede Länge in 7 Quadrate von jeweils 4 Ellen. Sieben ist die Zahl der göttlichen Vollkommenheit, vier stellt das dar, was allumfassend ist. Sicherlich ist das ein Bild von Christus. Viele haben sich nach weltweiter Herrschaft ausgestreckt, doch nur Er allein wird allumfassend regieren, wie auch Sein Sühnetod für die ganze Welt gilt. „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“ (Joh 3,16). Andere sind hervorragend, ausgezeichnet und gut gewesen, aber alle, außer unserem Herrn, haben die Vollkommenheit nicht erreicht. Er allein konnte durch das gekennzeichnet werden, was die Zahlen sieben und vier darstellen.
Teppiche von gezwirntem Byssus
Dies waren die innersten Teppiche, die an die am weitesten vom Blick des Beobachters draußen entfernt waren und die am nächsten bei den Priestern waren, wenn diese drinnen ihren Dienst verrichteten. Das Wort Hütte (Wohnung) soll nicht den Gedanken an etwas Vorübergehendes wecken. Der Sinn der Hütte ist ein Wohnplatz, und wenn Gott einen Wohnplatz wählt, ist das eine ewige Wahl. Die Hütte in der Wüste war zwar in der Tat nur für eine begrenzte Zeit, aber das war sie als ein Bild, das vergehen musste. Was die Stiftshütte darstellt, ist nicht zeitlich, sondern ewig.
Im Neuen Testament finden wir, dass Gott unter Seinem Volk wohnt, und wenn das Ende der Zeit gekommen sein wird und der festgesetzte, ewige Zustand erreicht sein wird, finden wir diese Worte:
„Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott“ (Off 21,3).
Die Teppiche waren aus „gezwirntem Byssus und blauem und rotem Purpur und Karmesin, mit Cherubim und Kunstweberarbeit sollst du sie machen“ (2. Mo 26,1). Wenn wir auch diese Dinge schon kurz in unserem ersten Kapitel behandelt haben, möchten wir hier doch noch einige Einzelheiten hinzufügen.
Gezwirnter Byssus (feinste weiße Baumwolle) stellt die heilige, fleckenlose Menschheit unseres Herrn dar, in Gerechtigkeit und Heiligkeit. „Lass deine Priester mit Gerechtigkeit bekleidet werden“ (Ps 132,9), und wir wissen, dass sie mit feiner Leinwand bekleidet waren. „[…] die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Off 19,8). Das ist eine andere Schriftstelle die den Gedanken bestätigt, wofür gezwirnter Byssus steht, ein Symbol der Heiligkeit in Leben und Wandel. Christus war hervorragend und absolut heilig in Seinem Wandel.
Blau stellt den himmlischen Charakter des Menschen Jesus Christus dar. Er wurde ein wahrer Mensch als Er von der Jungfrau zu Bethlehem geboren wurde, aber all die moralischen Qualitäten Seines Lebens waren in ihrem Ursprung himmlisch. So finden wir, dass unser Herr sagt: „Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“ (Joh 3,13). „[…]der zweite Mensch [ist] vom Himmel“ (1. Kor 15,47).
Purpur stellt die Herrlichkeit Christi als Sohn des Menschen, als König der Könige und Herr der Herren dar. Purpur ist die Farbe des Herrschers und Kaisers. Ein Kaiser ist eigentlich ein König der Könige. Der frühere Kaiser von Deutschland war Kaiser aufgrund der Tatsache, dass Deutschland vier Königreiche umfasste: Preußen, Sachsen, Württemberg, und Bayern. Niemand außer Christus hat absolut das Recht, den Purpur zu tragen, und es ist für Sein Volk eine Freude zu wissen, dass Er allumfassend herrschen wird als König der Könige und Herr der Herren, als der wahre Weltherrscher.
Scharlachrot ist die königliche Farbe. Das Evangelium Matthäus stellt Christus als den König Israels dar. Kurz vor der Kreuzigung legten die Soldaten zum Spott Christus einen Purpurmantel um, verspotteten Ihn und sagten: „Sei gegrüßt, König der Juden“ (Mt 27,29). Christus wurde von Seinem irdischen Volk verworfen, aber Er wird doch als König, als ihr Messias, als Gottes Gesalbter über sie herrschen.
Cherubim sprechen von Gericht. Cherubim bewahren den Baum des Lebens, als unsere Ureltern aus dem Garten Eden vertrieben worden waren. Feuer war zwischen den Cherubim in Hesekiel 10,6. Wenn Christus, der das Gericht über die Sünde am Kreuz getragen hat, die Frage des Gerichtes für diejenigen aufgreift, die Seine Gnade und Liebe abgelehnt haben, wird es ein gerechtes Gericht geben. Es wird dann keine Rechtsbeugung geben. Jede böse Tat wird bestraft werden, und das Recht wird behauptet werden.
Christus wird die wahre „Neue Ordnung“ bringen, die die Menschen vergeblich einzuführen versuchen, denn sie klammern Ihn aus, der sie allein herbeiführen kann.
Während all dies wahr ist, stellen doch die Cherubim, die in Kunstweberarbeit auf diese Teppiche gearbeitet wurden, dar, wie unser Herr am Kreuz von Golgatha dem göttlichen Gericht begegnete. So hat, der anbetet, den ganzen Frieden eines gereinigten Gewissens.
Wie wunderbar stellen diese Teppiche Christus in Seiner persönlichen Reinheit und den Herrlichkeiten Seines Amtes dar! Es ist seine Vollkommenheit und Herrlichkeit, die am Ende bis zu den äußersten Winkeln der Erde durchdringen wird. Das erinnert uns an die Schriftstelle: „Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem Herrn umkehren; und vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen“ (Ps 22,28).
Die Schleifen von blauem Purpur und die Klammern von Gold drücken den Gedanken aus, dass alles, für Gott und für uns, auf dem Boden göttlicher Gerechtigkeit (Gold) und himmlischer Gnade (blau) ruht.
Die Teppiche von Ziegenhaar
Wie wir unseren Abschnitt in Kap. 1 gesehen haben, sind Gewänder aus Ziegenhaar für einen Propheten üblich. So stellen die Teppiche von Ziegenhaar, 11 an der Zahl und 2 Ellen länger als die Teppiche aus gezwirntem Byssus, Christus als den Propheten dar. Mose weissagte zu seiner Zeit von Christus:
„Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der HERR, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören“ (5. Mo 18,15).
So wie die herrlichen inneren Teppiche die Hütte bildeten, so bildeten die Teppiche aus Ziegenhaar das Zelt, was von dem, was zeitlich ist, spricht, von einer Vorkehrung in der Wüste, solange wie es nötig ist. Die Hütte stellte das Umfassende ewiger Wonne dar, die vor jedem Gläubigen liegt. Gott sei Dank! – die Wüste ist nicht für ewig.
Die äußeren Teppiche mit ihrer besonderen Länge machten es möglich, dass die wunderbaren, inneren Teppiche von ihnen überlappt wurden. So waren die inneren Teppiche an der heiligen Stätte nur für die Augen der Priester.
Wir begrenzen oft die Vorstellung von einem Propheten auf einen Menschen, der zukünftige Ereignisse voraussagen kann. Der Hauptgedanke eines Propheten ist der eines Heraussagenden und eines Hervorsagenden. Der Prophet bringt seine Zuhörer in Gottes Gegenwart, was ihren Zustand vor Ihm betrifft. Wie voll und ganz hat Christus das ausgeführt. „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist“ (Joh 4,19), rief die überraschte Frau am Brunnen von Sichar aus, denn in drei oder vier kurzen Sätzen legte der Herr die Geheimnisse ihrer schuldbeladenen Vergangenheit bloß. So ist es immer. Um wirksam zu sein, muss der Prophet das Gewissen seiner Zuhörer erreichen. Um wirksam zu sein, muss der Prophet das Gewissen seiner Zuhörer treffen, ob er nun eine sündige Nation wie Jesaja und andere zu ihrer Zeit anspricht, oder diejenigen, die in dieser Gnadenzeit weissagen (Röm 12,6). Es ist wahr, dass dem Menschen die Wahrheit leichter durch das Gewissen als durch den Verstand eingeht. Wenn der Intellekt die Wahrheit erfasst, ohne dass das Gewissen auch erfasst ist, wird es Erkenntnis, die aufbläht (1. Kor 8,1).
Die Decke aus rot gefärbten Widderfellen
Das Wort „Decke“ wird in Verbindung mit den Teppichen aus gezwirntem Byssus nicht gebraucht. Es wird jedoch speziell bei den Widderfellen und den Seekuhfellen gebraucht. Die Teppiche stellen Christus persönlich dar, die Decken Eigenschaften, die Ihn kennzeichneten, als Er auf Erden war. Wir werden dies klar sehen, wenn wir in der Betrachtung fortfahren.
Die erste Stelle, an welcher der Widder in Verbindung mit der Hütte erwähnt wird, wirft Licht auf diese Dinge (2. Mo 29). Zwei Widder wurden bei der Weihe von Aaron und seinen Söhnen gebraucht. Der zweite Widder wurde geschlachtet und sein Blut wurde nicht nur rund um den Altar gesprengt, sondern von dem Blut wurde auch etwas Aaron und seinen Söhnen auf die Spitze des rechten Ohres, dem Daumen der rechten Hand und die Zehe des rechten Fußes getan, was sie in ihrem Wandeln und ihren Wegen für Gott beschlagnahmte. Er wurde „ein Widder der Einweihung“ genannt. Dadurch lernen wir, dass der Widder eine Weihe darstellt; die rot gefärbten Widderfelle zeigen, wie weit die Weihe im Fall unseres Herrn ging: nämlich bis zum Tod. Dies war die Weihe unseres Herrn dem Willen Seines Vaters gegenüber: „Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Heb 10,7), und der führte Ihn zum Tode am Kreuz.
Dies war also die Antriebskraft, die Christus aus der Herrlichkeit in diese dunkle Welt trieb und ihn in Seinem Dienst hielt und Ihn stärkte, sogar in dem Augenblick schlimmster Prüfung im Garten Gethsemane, wo Sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde. Er schrie in bitterster Angst: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). Sein Wille war der gleiche wie Gottes Wille, und dies trug Ihn durch die schrecklichste Prüfung von allen, das Kreuz. Wahrhaftig, die Widderfelle waren rot gefärbt: kostbarer Erlöser!
Die Decke aus Seekuhfellen
Es ist ziemlich viel gefragt worden, was die Seekuhfelle1 bedeuten sollen. Wie auch immer diese Felle waren, sie waren bei den Kindern Israel sehr gebräuchlich, denn wir lesen: „Und jeder, bei dem sich blauer und roter Purpur fand und Karmesin und Byssus und Ziegenhaar und rot gefärbte Widderfelle und Seekuhfelle, brachte es“ (2. Mo 35,23). Die einzige andere Stelle, wo Seekuhfelle erwähnt werden, außer hier bei den äußeren Decken der Hütte, ist Hesekiel 16,10, wo es heißt: „Ich […] beschuhte dich mit Seekuhfellen“, was den Eindruck von etwas Unbearbeiteten und Haltbaren erweckt, das für Schuhwerk passend ist. Es wird allgemein angenommen, dass es sich auf das raue Fell von Robben oder Delphinen bezieht, denn diese Tiere gibt es reichlich im Roten Meer. Solche Felle würden sehr haltbar und widerstandsfähig gegen Sonne und Regen sein.
Die so genannten Seekuhfelle bildeten die ganz nach außen gelegene Decke der Hütte. Stellt dies nicht dar, wie Christus dem Volk Israel erschien? Weissagte nicht Jesaja Jahrhunderte, bevor der Herr Jesus in die Welt kam, wie man Ihn behandeln würde?
„Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, dass wir ihn begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet und wir haben ihn für nichts geachtet“ (Jes 53,2–3).
Es ist tragisch, Ihn, den Einzig-Geliebten nach Gottes Wertschätzung als „ein Reis“ zu sehen und als „einen Wurzelspross aus dürrem Erdreich“ (Jes 53,2), der Einzige auf Erden, auf den der Himmel mit vollkommenen Wohlgefallen blicken konnte. Er war von den Menschen in Seinem wahren Wesen unerkannt. „Er war in der Welt, und die Welt ward durch ihn, und die Welt kannte ihn nicht. Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an“. So ist der Mensch in seinem gefallenen Zustand.
Fußnoten
- 1 Anmerkung des Übersetzers: In der überarbeiteten Elberfelder steht „Seekuhfelle“. In der zugrundeliegende englischen Übersetzung steht „Dachsfelle“.