Die symbolische Lehre der Stiftshütte
Der goldene Leuchter
Der goldene Leuchter war eigentlich ein Lampenständer, denn er wurde mit Öl gespeist. Wenn wir von einem Leuchter (im Englischen Kerzenhalter – candlestick) sprechen, müssen wir uns das vor Augen halten.
Er wurde aus reinem Gold gemacht. Anders als bei den vorhergehenden Geräten, die wir betrachtet haben, wurde kein Akazienholz bei seiner Fertigung verwandt, und es wird kein Maß angegeben für seine Größe. Er wog 1 Talent reines Gold (51,71 kg). Er war aus einem Stück gearbeitet, auserlesen proportioniert und verziert.
Gerade so wie der Schaubrottisch Christus als die Speise für das Volk darstellt, so stellt der Leuchter Gottes Vorsorge für das Licht seines Volkes dar.
Es gab kein Fenster in der Hütte. Kein natürliches Licht drang in das Heiligtum. Das Licht des goldenen Leuchters, und sein Licht allein, lieferte die Beleuchtung des Heiligen. Das erinnert uns an die Schriftstelle: „Und die Stadt bedarf nicht der Sonne noch des Mondes, damit sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm“ (Off 21,23).
Es ist sehr auffallend, dass der goldene Leuchter ein Sinnbild für unseren Herrn ist. Erstens wurde er aus „reinem Gold“ gemacht, was immer symbolisch ist für die göttliche Herrlichkeit unseres Herrn. Dann hatte er keine festgesetzten Maße, denn er stellt Christus in Herrlichkeit mit der ganzen Segensfülle seiner Person und seines Werkes dar. Wir lesen: „Drei Kelche, mandelblütenförmig, an dem einen Arm: Knauf und Blume; und drei Kelche, mandelblütenförmig, an dem anderen Arm: Knauf und Blume; so für die sechs Arme, die vom Leuchter ausgehen. Und an dem Leuchter vier Kelche, mandelblütenförmig: seine Knäufe und seine Blumen.“ (2. Mo 25,33–34).
Wir erinnern an das, was wir über Aarons Stab, der sprosste, gesagt haben, und der über Nacht Blüten trieb und Mandeln reifte als Sinnbild für unseren Herrn in seiner Auferstehung, was bedeutet: Leben aus dem Tod. Diese Verzierungen verbinden mit dieser Lehre und zeigen klar, dass es sinnbildlich ist für Christus an dem Platz, den er für uns gesichert hat in der Auferstehung als das Ergebnis seines Sühnetodes. Es ist herrlich, wie die Schriftstellen sich untereinander verbinden und ihre Bedeutung bestätigen und klarmachen, indem sie eine von der anderen beleuchtet werden.
Bis jetzt haben wir von dem goldenen Leuchter als dem Lichtträger gesprochen. Aber was ist mit dem Licht selbst? Wir wissen, dass diese Lampen mit Öl gespeist wurden, und Öl ist ein Bild für den Heiligen Geist Gottes. Wie scheint das Licht für den Christen heute? Christus ist nicht mehr auf der Erde. Er ist aufgefahren zur Rechten der Majestät in der Höhe. Wie scheint denn heute das Licht für den Christen? Als Antwort weisen wir darauf hin, dass unser gen Himmel aufgefahrener Herr den Heiligen Geist auf eine ganz besondere Art in diese Welt gesandt hat in Verbindung mit der Versammlung Gottes auf der Erde. So lesen wir: „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen“ (Joh 15,26). Wir glauben, dass das Öl ein klares Bild von dem Heiligen Geist Gottes ist, der von Christus zeugt, und so wird das Licht Christi in die Herzen der Gläubigen ausgegossen.
4. Mose 8,2 bestätigt dies auf sehr wunderbare Weise. Wir lesen: „Rede zu Aaron und sprich zu ihm: Wenn du die Lampen anzündest, so sollen die sieben Lampen gerade vor dem Leuchter hin scheinen.“ Offensichtlich waren die Lampen so angebracht, dass sie den wundervollen goldenen Leuchter beleuchteten und seine Verzierungen von Sprossen, Blüten und Mandeln, als Sinnbild für die großartige Wahrheit des Lebens aus dem Tod, und dass all unsere Erkenntnis von Christus und unser Segen in Christus sich gründet auf jene herrliche Auferstehung, die der Beweis für die Annahme Seines Sühnetodes durch Gott ist, indem er so frei wird, um uns zu segnen in dieser wunderbaren Art.
An jedem Seitenarm des Leuchters waren drei Kelche, mandelblütenförmig, mit ihren Knäufen (Sprossen) und Blumen. „Drei“ stellt sicherlich das volle Zeugnis des Heiligen Geistes zur Herrlichkeit Christi in seiner Person und seinem Werk dar. Der Schaft hatte vier Kelche mit Knäufen und Blumen, was andeutet, dass die Person und das Werk des Herrn und die Herrlichkeit davon für die ganze Welt ist. Ach! Die ganze Welt geht nicht darauf ein.
Der Leuchter hatte sieben Arme, was die vielfältigen Tätigkeiten des Heiligen Geistes darstellt in seinem Zeugnis für Christus. Viermal wird im Buch der Offenbarung von den sieben Geistern Gottes gesprochen. Ein Abschnitt insbesondere sagt: „und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, die die sieben Geister Gottes sind“ (Off 4,5). In Epheser 4,4 wird uns ausdrücklich gesagt: „Da ist … ein Geist“. Das ist sicherlich wahr. Wenn es auch sieben Arme an dem Leuchter gab, so war es doch EIN Leuchter. Sieben Arme brannten, aber doch nur ein durchdringendes Licht.
Jesaja 11,1 und 2 kann dies erläutern. Wir lesen: „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. Und auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN.“ Hier haben wir drei Paare, und wenn man den Ausdruck „der Geist des HERRN“ noch hinzuzieht, ergibt das sieben Beschreibungen des einen Geistes Gottes.
Es wurde kein Maß angegeben für den goldenen Leuchter, was die unendliche Fülle unseres auferstandenen Herrn kennzeichnet. Wenn er auch Menschentum zum Thron Gottes brachte, um es nie wieder aufzugeben, so ist doch die Antwort auf dem Leuchter ohne Maße: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,9).
Es ist klar, dass das volle Licht Gottes nicht leuchten konnte, bis Christus auferweckt und gen Himmel gefahren war. So wundervoll auch das Licht war, als er hier auf der Erde als das Licht der Welt weilte, so konnte doch die ganze Wahrheit nicht zu Tage kommen. Erst nach der Auferstehung konnte der Herr zu Maria sagen: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17). Dadurch kündigte er die neue und wunderbare Verwandtschaft an, die durch göttliche Liebe gebildet worden war, mit Hilfe seines Todes und seiner Auferstehung und durch die Kraft des Heiligen Geistes.
Weiterhin konnte die Wahrheit des einen Leibes, jenes Geheimnis, das von allen Zeiten her verborgen war, nicht hervortreten, bis Christus auferstanden und gen Himmel gefahren war, bis er seinen Platz in der Höhe einnahm und der Heilige Geist herabkam in der vollen und einzigartigen Weise, wie sie charakteristisch ist für das Christentum. „Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung“ (Eph 4,4).
Der Leuchter wurde in getriebener Arbeit gemacht. Sogar in der Herrlichkeit wird es immer die Erinnerung an und das Zeugnis von der überragenden Liebe unseres Herrn geben, indem er die Schmach des Kreuzes für uns trug. „Um unserer Ungerechtigkeiten willen wurde er zerschlagen“ (Jes 53,5). Dem Apostel Johannes wurde gesagt: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel“ (Off 5,5). Als er schaute, sah er „den Löwen, der aus dem Stamm Juda war“, aber als „ein Lamm, wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde“ (Off 5,6). Und wenn die herrliche Stadt, die sinnbildlich ist für die Stadt in der Regierung während des tausendjährigen Reiches, gesehen wird, wird sie als „die Braut, das Weib des Lammes“ (Off 21,9) eingeführt.
Es gab Geräte, die zum Dienst an dem Leuchter gehörten. Wir lesen: „und seine Dochtscheren und seine Löschnäpfe aus reinem Gold“ (2. Mo 25,38). Wir haben von dem Leuchter als dem Bild von Christus selbst gesprochen; und von dem Öl als dem Bild für den Heiligen Geist, aber der Docht oder Faden wird gar nicht erwähnt, ohne das es kein Licht geben würde. Aber die Löschnäpfe schließen das klar ein. Sie sollten gebraucht werden, um den verkohlten Teil des Dochtes nach Stunden des Brennens zu entfernen, damit das Licht ungehindert und mit voller Leuchtkraft brennen könnte. Wir können die Dochtscheren nicht in Beziehung setzen zu dem Heiligen Geist Gottes. Das ist klar. Aber wir wissen, dass der Heilige Geist menschliche Gefäße benutzt, durch die sein Dienst geschehen kann. Wir haben die Gaben – die Apostel und Propheten, die Evangelisten, Hirten und Lehrer, die Helfer, die Gelenke und Verbindungen des Leibes Christi.
Wenn der Heilige Geist menschliche Gefäße benutzt, so ist der verbessernde Dienst eingeschlossen, mit anderen Worten die Dochtscheren. Nimm den Fall des Apostels Petrus. Er war ängstlich darauf bedacht, seine Ergebenheit seinem Herrn gegenüber zu beweisen, aber wie viel Selbstvertrauen war damit verbunden. Er verleugnete seinen Herrn mit Schwüren und Flüchen. Christus gebrauchte in gnädiger Weise sein Fallen, um seinem ungestümen Diener sehr notwendige Dinge beizubringen. Die goldenen Dochtscheren wurden zu einem guten Zweck eingesetzt. Sieh nur, wie klar das Licht am Pfingsttag schien, als er von Christus Zeugnis ablegte in wunderbarer Kraft und als 3000 Seelen dem Herrn hinzugetan wurden.
Oder nimm den Fall des Apostels Paulus. Da er in der Gefahr stand, von den wundervollen Dingen, die er im dritten Himmel sah und hörte, über die Maßen hochgetrieben zu werden, gab der Herr ihm einen Dorn für das Fleisch, einen Engel Satans, um ihn zu schlagen. Die goldenen Dochtscheren taten ihr Werk. Der Heilige Geist stärkte Paulus zu einem mächtigen Werk, nämlich der Gründung von Versammlungen und dem Licht- und Segenspenden an die ganze Versammlung Gottes.
Denke daran: Der goldene Leuchter hielt das Licht. Das Öl, sinnbildlich für den Heiligen Geist, speiste das Licht. Der Docht, Gläubige, wie sie der Geist gebraucht, geben das Licht weiter. Aber denke daran, die Kirche lehrt nicht. Die Kirche ist nicht die Quelle des Lichtes. Nur wenn Gottes Volk in demütiger Gemeinschaft und in eigener Leere bewahrt bleibt, kann Gott es gebrauchen. Bei der Heiligen Stadt, die sinnbildlich für die Versammlung in der Regierung während des Tausendjährigen Reiches ist, lesen wir: „Und die Nationen werden durch ihr Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr“ (Off 21,24). Aber jenes Licht ist nicht das Licht der Versammlung. In dem Vers, der dem, den wir gerade gelesen haben, vorausgeht, heißt es: „die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm“. Das Licht Gottes und des Lammes, das durch die Stadt leuchtet, gibt dem erlösten Volk das Licht. Wenn wir dies nicht begreifen, stehen wir in der Gefahr des Mystizismus.