Die symbolische Lehre der Stiftshütte
Lade, Cherubim
Die Lade, der Gnadenstuhl und die Cherubim
Einige allgemeine Bemerkungen mögen hier nützlich erscheinen. Der göttliche Architekt der Hütte folgte nicht der sonst üblichen Art und Weise. Wenn ein Architekt berufen wurde, einen königlichen Palast zu bauen, der einen Königsthron aufnehmen sollte, pflegte er natürlicherweise mit dem Fundament zu beginnen, um dann mit den Wänden fortzufahren und schließlich das Dach darauf zu setzen. Dann, wenn das Gebäude fertiggestellt wäre, würde die Einrichtung hineingesetzt und das Auserlesenste davon würde der königliche Thron sein.
In Verbindung mit der Hütte ist alles ganz anders. Die Lade mit dem Gnadenstuhl war Gottes Thron und dies muss als allererstes erwähnt werden. Die Lade und der Gnadenstuhl stellen Christus in seiner Gottheit, Seinem Menschsein und Seinem Sühnopfer am Kreuz von Golgatha dar. Doch was können wir von unserem hochgelobten Herrn sagen? Er ist zugleich das Fundament und der Schlussstein und der Eckstein, das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte. Jede Wahrheit hat seine Person und sein Wort zum Mittelpunkt. Er ist der große Mittler zwischen Gott und dem Menschen.
In der Aufzählung der Gegenstände der Hütte finden wir die Lade, den Gnadenstuhl und die Cherubim im Allerheiligsten zuerst erwähnt, dann kommt der Schaubrottisch und der goldenen Leuchter im Heiligtum. Obwohl der herrliche goldene Räucheraltar auch im Heiligen stand, wird bis Kap. 30 von 2. Mose nichts darüber gesagt. Wenn wir nach außen gehen, finden wir den ehernen Altar und den Vorhof der Hütte erwähnt, aber bis Kap. 30 von 2. Mose wird nichts über das eherne Waschbecken gesagt, wenn es auch im Vorhof stand. Warum sollte der goldene Altar und das Waschbecken so ausgelassen werden? Wir haben davon gehört, dass Ungläubige triumphierend auf dieses offensichtliche Versäumnis weisen und fragen: Wie könnt ihr sagen, dass die Bibel inspiriert ist, wenn es solche nachlässigen Fehler gibt?
Im Gegenteil, diese Anordnung ist gerade das, was bestätigt, dass die Bibel inspiriert ist. Um unsere Ansicht zu verdeutlichen, möchten wir die Aufmerksamkeit auf die Schrift lenken. „Daher, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesum“ (Heb 3,1). Unser Herr ist sowohl Apostel als auch Hoherpriester. Was ist der Unterschied zwischen dem Amt des Apostels und dem des Hohenpriesters?
Der Apostel bringt Gott zu dem Menschen zu seinem ewigen Segen.
Der Hohepriester bringt die Menschen zu Gott zur Anbetung.
Die Lade, der Gnadenstuhl, der Schaubrottisch, der Leuchter und der eherne Altar stellen alle Christus dar als den Apostel, den Gesandten des Vaters, den großen Mittler zwischen Gott und den Menschen und ganz besonders in seinem Sühnetod, dem einzigen Mittel, durch das der Segen zu dem sündigen Menschen kommen kann.
Der goldene Altar und das eherne Waschbecken auf der anderen Seite stellen Christus als den Hohenpriester unseres Bekenntnisses dar, der sein Volk in der Gegenwart Gottes vertritt. Das eherne Waschbecken, das mit Wasser gefüllt war, war dazu da, dass die Priester, die zum Dienst in das Heilige eingingen, darin ihre Füße und Hände wuschen, um für Reinheit zu sorgen, wenn sie sich in die Gegenwart Gottes begaben. Der goldene Altar stellt den glücklichen Dienst des Priesters als eines Anbeters dar, der Weihrauch opfert, was symbolisch Christus in dem ganzen süßen Geruch seines Opfers vor Gott darstellt.
2. Mose 25 bis Ende von Kap. 27 gibt uns die Anweisung für die Gegenstände der Hütte, die Christus symbolisch als den Apostel unseres Bekenntnisses darstellen: Gott kommt zu den Menschen in Christus, voller Gnade und Barmherzigkeit.
2. Mose 28 berichtet uns von den Gewändern der Herrlichkeit und Schönheit des Hohenpriesters und von den Gewändern der Priester.
2. Mose 29 zeigt uns die Weihe des Hohenpriesters und der Priester. Bevor der Hohepriester und die Priester geweiht sind, konnte Christus nicht als der Hohepriester unseres Bekenntnisses dargestellt werden. So berichtet uns 2. Mose 30 von dem goldenen Räucheraltar und dem ehernen Waschbecken, und beides spricht davon, dass der Mensch als ein Anbeter in Gottes heilige Gegenwart eingeht.
So sehen wir, wie inspiriert der Bericht der Schrift ist. Wie töricht ist es, die Bedürftigkeit menschlichen Denkens zum Maßstab zu machen, was sein sollte oder nicht sein sollte, anstatt demütig die Gedanken der göttlichen Absicht zu suchen. „Wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind … meine Gedanken höher als eure Gedanken“ (Jes 55,9), sagt Gott.
Ein anderes Beispiel für die göttliche Anordnung erkennt man in 2. Mose 26. Menschliche Architekten würden über einen Erbauer spotten, der versucht, das Dach eher zu erstellen, als die Wände errichtet sind. Doch dies ist die Ordnung, die in diesem Kapitel verfolgt wird. Die vier Teppiche oder Decken der Hütte werden uns eher in Einzelheiten beschrieben, als von den Wänden der Hütte gesprochen wird. Im letzten Krieg ist das Wort Deckung sehr in Mode gekommen. Um der Infanterie und der Artillerie zu helfen, ihre Erdkämpfe durchzuführen, wurde es für notwendig empfunden, „Luftdeckung“ zu erhalten. Hier bildeten die Teppiche die Bedeckung der Hütte, was sinnbildlich für Christus mit Seinen verschiedenen Herrlichkeiten des Amtes steht, während die Wände davon sprechen, dass die Gläubigen auferbaut werden zu einer Behausung Gottes durch den Geist. Wie richtig ist es, dass Christus als die Decke gesehen wird, bevor die Wände als Sinnbild für die Gläubigen errichtet werden, denn nur mit Hilfe dessen, was Er ist und was er getan hat, empfangen Gläubige ihren Platz vor Ihm.
Die Lade
Die Lade wurde aus Akazienholz gemacht, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch. Sie wurde mit reinem Gold inwendig und auswendig überzogen und ein Kranz oder eine Leiste von Gold darum gelegt. Hier wird uns sehr schön das Gottsein und Menschsein unseres Herrn Jesus Christus dargestellt. Das Akazienholz der Wüste stellt das Menschsein unseres gelobten Herrn dar; das reine Gold Seine Göttlichkeit. Der Kranz oder die Leiste von Gold darum lehrt, wie Gott eifrig wacht über diese großen Wahrheiten der Gottheit und das Menschsein unseres Herrn.
„Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater“ (Mt 11,27) ist eine wundervolle Feststellung, die ein für allemal ein So-weit-und-nicht-weiter unserer Erkenntnis in dieser Richtung festlegt. Fast all die großen Irrlehren, die die Kirche Gottes zerrissen haben seit der Zeit des Arius an, hatten ihren Ursprung in falschen und spekulativen Theorien hinsichtlich der Wahrheit von der Person Christi. Die einzig sichere Art für uns ist, fest an dem zu bleiben, was die Worte der Schrift selbst sind und Spekulationen abzulehnen. Nur der Vater erkennt den Sohn, deshalb ist die Art, in der Gottheit und Menschheit vereint sind in Ihm, außerhalb des Bereiches unserer Nachforschung.
„Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16) war das Bekenntnis des Apostels Petrus. Unser Herr führte seine Erkenntnis auf die Tatsache zurück, dass sie ihm durch den Vater offenbart war und versicherte, dass auf der Wahrheit der Person Christi die Versammlung Gottes erbaut werden sollte und die Pforten des Hades würden sie nicht überwältigen. Wenn auch Petrus den Herrn kannte, wie alle Gläubigen es tun, wird doch weder er noch sie jemals die unerforschlichen Tiefen Seiner Person erahnen.
Wie Gott der Sohn Mensch werden konnte und doch, indem Er Mensch wurde, niemals aufhörte, Gott zu sein, und doch eine ungeteilte Person war, ist sicherlich außerhalb des Bereiches des Verständnisses der Schöpfung, aber es ist die Wahrheit, wie sie in der Schrift dargelegt wird. Wir haben die klaren Aussagen:
„Das Wort war Gott“ (Joh 1,1)
„Das Wort wurde Fleisch“ (Joh 1,14)
Es ist wunderbar, zu betrachten, dass der Eine, der milde war auf seiner Wanderung und an der Quelle von Sichar saß; der Eine, dessen Füße von den Tränen einer reumütigen Frau gewaschen wurden und vor allem der Eine, der für uns am Kreuz von Golgatha starb, kein geringerer war als der „starke[r] Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst“ (Jes 9,5). „er ist wohl in Schwachheit gekreuzigt worden“ (2. Kor 13,4), doch in demselben Augenblick trug er „alle Dinge durch das Wort seiner Macht“ (Heb 1,3). Wir können vielleicht nicht verstehen, wie das sein kann, aber wir können Ihn demütig anbeten, Ihn, der „Emmanuel“ ist, „was übersetzt ist: Gott mit uns“ (Mt 1,23).
Durch die Schrift hindurch wird die Gottheit Jesu gezeigt. Er ist der ewige Sohn in der Einheit der Gottheit – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Ein Gott, gelobt für immerdar. Er beanspruchte Gleichheit mit dem Vater. Er empfing unaufgefordert die Verehrung seiner Jünger. Seine Allmacht verkündigte seine Gottheit.
Als die erschreckten Jünger ihren Meister weckten, als er schlafend im hinteren Teil des Schiffes lag, während das Schiff im Sturm auf dem See hin- und hergeschleudert wurde und schrieen: „Meister, Meister, wir kommen um!“, erhob Er sich, bedrohte den Wind und das Wogen des Wassers und es ward eine Stille. Über die Maßen erstaunt riefen die Jünger aus: „Wer ist denn dieser, dass er auch den Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorchen“ (Lk 8,25), was sozusagen sagen soll, dass dies übermenschliche Kraft war, und darin hatten sie recht.
Seine Macht, die sogar bis zum Auferwecken von Toten reichte, verkündigte Seine Gottheit, aber es mag eingewandt werden: Erweckte nicht der Apostel Petrus Dorkas wieder zum Leben? Die Antwort ist, dass die Diener des Herrn nicht die Toten auferweckten aus ihrer eigenen Kraft heraus, sondern im Namen des Herrn, während der Herr die Toten durch Sein eigenes Machtwort auferweckte. Er rief keinen Namen an, wie Seine Jünger es taten. Er sagte zu dem Jüngling von Nain, als er zu seinem Begräbnis getragen wurde: „Jüngling, ich sage dir, steh auf“ (Lk 7,14). Unser Herr war Gott, „offenbart worden […] im Fleisch“ (1. Tim 3,16). Er wurde ein wahrer Mensch, gelobt sei sein Name und er sühnte für die Sünde am Kreuz von Golgatha. Gott und Mensch – ein Christus, eine herrliche Person – wird unserem Glauben dargestellt und unserer Huldigung vorgelegt.
Ringe und Stangen
Es gab vier Ringe von Gold, einen an jeder Ecke der Lade. Durch diese wurden Stangen von Akazienholz, mit Gold bedeckt, gezogen, die für den Transport der Lade von einem Platz zum anderen sorgten. Die Stangen sollten nicht entfernt werden, bis die Lade ihren endgültigen Platz im Tempel im Lande Kanaan fand. So wollte Gott uns lehren, dass wir noch in dieser Wüste sind.
Nur den Priestern war es gestattet, die Lade zu tragen. Das zeigt, dass nur wahre Gläubige richtige Gedanken über Christus haben. Ach! Der Mensch macht einen neuen Wagen menschlicher Theologie, und die Ussas der höheren Kritik versuchen, das anzuhalten, was (so wie es ihnen scheint, aber wie es in Wirklichkeit nicht ist) zu fallen droht, und das nur zu ihrem eigenen Verderben.
Als einer dieser modernen Ussas unitarischer Färbung Christus als das große Vorbild und Beispiel für die Menschheit darstellte, hörte man die schrille Stimme einer Frau aus der Menge heraus rufen: „Ich sage Ihnen, Herr, Ihr Seil ist nicht lang genug, um einen Sünder wie mich zu erreichen.“ Wie wahr ist diese Bemerkung: „ Wenn all die höheren Kritiker das Wort gehabt haben und all das Rufen vorbei ist, werden die 66 Bücher der Bibel sich erheben und gemeinsam rufen: „Ihr Herren, tut euch nichts Übles, denn wir sind alle hier.“
Richtige Gedanken über Christus sind lebenswichtig für das Christentum. Lasst uns kristallklar sein in diesem Punkt. Wir können es uns nicht leisten, einen Fehler zu machen.
„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes“ (Joh 3,18).
Das Zeugnis
Das Zeugnis, d.h. die beiden steinernen Tafeln, auf denen die zehn Gebote geschrieben waren mit dem Finger Gottes, wurden in die Lade gelegt, die Mose beauftragt wurde, zu machen. Dies stellte sinnbildlich dar, wie vollkommen unser Herr das Gesetz halten würde. „Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun“ (Heb 10,7).
Einige haben die irrige Meinung, dass die Tatsache, dass Christus vollkommen das Gesetz erfüllte, für ihren Mangel an Gesetzeserfüllung sühnte. Sie glauben, dass dadurch ein Guthaben auf ihr Konto kommt und dass sie so gerecht genannt werden. Es ist auch wahr, dass, wenn unser Herr nicht das Gesetz in vollkommener Weise gehalten hätte, Er nicht unser Erretter hätte sein können, denn es bedurfte eines sündlosen Opfers, auf das der Tod keinen Anspruch hatte, um den Platz des Sünders einzunehmen. Dass dies notwendig ist, dass es der Sühnetod unseres Herrn ist und nicht sein makelloses Leben, was ausreichend ist, wird in den Worten deutlich: „ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22). „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden“ (Joh 3,14).
Der Ausdruck „die Lade des Zeugnisses“ ist von einigen traurig verdreht worden, die ausschließlich an das Zeugnis einer Gemeinschaft von Gläubigen denken, die inmitten allgemeinen Unglaubens bekennen, dass sie an die Wahrheit glauben. Solche werden den arroganten und unwissenden Ausdruck gebrauchen: „Die Lade des Zeugnisses ist bei uns“. Die Lade des Zeugnisses stellt Christus dar, und keine Gemeinschaft von Gläubigen kann Ihn sich als ihren ausschließlichen Besitz aneignen, genauso wenig wie ein Land die Sonne beanspruchen kann als seinen ausschließlichen Besitz, da sie rund um den Himmel läuft. Die schlimmste Art des Irrglaubens in der frühen Kirche wurde deutlich in dem, dass einige sagten, sie seien „des Christus“ (1. Kor 1,12), sie beanspruchten Christus für einen Teil, und Seinen Namen und Seine Gegenwart in ihrer Mitte beanspruchten sie als ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Christen.
Der Gnadenstuhl
Der Gnadenstuhl bestand aus einem Deckel aus reinem Gold, auf welchen am großen Versöhnungstag das Blut des Sündopfers gesprengt wurde. Der Deckel ruhte oben auf der Lade. Nur an jenem Tag und nur durch den Hohenpriester allein wurde der Weg ins Allerheiligste gebahnt, um das Blut einmal auf den Gnadenstuhl nach Osten und siebenmal davor zu sprengen. Das Gold versinnbildlichte göttliche Gerechtigkeit. Ohne dass die göttliche Gerechtigkeit befriedigt wurde, konnte Gottes Gnade nicht auf den schuldigen Menschen herabströmen. Das Blut des Sündopfers stellte das kostbare Blut Christi dar. Das Gold forderte sozusagen gerechte Befriedigung, das Blut entsprach dieser Forderung, und so wurde es ein Gnadenstuhl.
Haben wir den Gedanken des Gnadenstuhles im Neuen Testament? Ja, denn wir lesen: „oben, über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, den Sühndeckel [O. Gnadenstuhl] (griech. hilasterien) überschattend“ (Heb 9,5). „den (Christus) Gott dargestellt hat als ein Sühnmittel (griech. hilasterien) durch den Glauben an Sein Blut“ (Röm 3,25). Aus diesen und weiteren Stellen wird deutlich, dass Gnadenstuhl und Sühnung ein und dasselbe Wort ist. So reichen sich das Alte und das Neue Testament die Hände.
Die Cherubim
Cherubim, Engelgeschöpfe, waren Gottes Gerichtsboten. Cherubim und ein flammendes Schwert versperrten unseren gefallenen und sündigen Voreltern den Zutritt zum Baum des Lebens, auf dass sie nicht davon äßen und ewiglich lebten. Sie standen da als Vertreter von Gottes gerechtem Gericht: „Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste deines Thrones“ (Ps 89,15).
Zwei Cherubim aus Gold in „getriebener Arbeit“ (siehe 2. Mo 37,7), mit ausgebreiteten Flügeln, die den Gnadenstuhl überdeckten, wobei ihre Angesichter einander gegenüber und gegen den Deckel gerichtet waren, wurden oben auf dem Gnadenstuhl angebracht, als er auf der Lade ruhte.
Die ausgebreiteten Flügel versinnbildlichen die ständige Bereitschaft, Gericht auszuüben, ja, die absolute Notwendigkeit dafür, dass Gottes Gerechtigkeit bewahrt werden muss, wenn seine Gesetze verletzt werden. Israels Lager enthielt Sünder genug, um die volle Aktivität, die sie darstellten, auf den Plan zu rufen. Doch da standen sie und schauten auf den blutbesprengten Gnadenstuhl und zeigten ganz deutlich, dass Gottes Ansprüchen volle Genüge geleistet worden war und dass die Gerechtigkeit befriedigt war.
Natürlich müssen wir uns vorhalten, dass die Bilder in sich niemals Gottes Ansprüchen gerecht wurden, sondern nur das, was sie versinnbildlichten. Wir müssen durch die Bilder hindurch auf das große Vorbild schauen, und da sehen wir in Christus und Seinem Sühnewerk die Antwort, die einzige Antwort auf all dies. Wie es die Bedeutung folgender Schriftstelle darstellt: „Güte und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst“ (Ps 85,11).
Drei Dinge in der Lade
Hebräer 9 Vers 4 sagt uns, dass drei Dinge in der Lade waren – der goldene Krug, der das Manna enthielt, der Stab Aarons, der gesprosst hatte und die Tafeln des Bundes.
Der goldene Krug, der das Manna enthielt
Der goldene Krug, der das Manna enthielt, war ein Andenken daran, wie Gott Sein Volk in der Wüste erhalten hatte. Vierzig Jahre hindurch wurde dieses große Volk an einem Ort ernährt, wo irdische Nahrungsmittel fehlten. Aber Gott half. Morgen für Morgen fiel das Manna. „Engelsspeise“ wurde es genannt. Dem Aussehen nach war es klein und rund, wie Reif auf dem Erdboden. Seine Farbe war weiß und es schmeckte wie Honig.
„Manna“ ist ein rein hebräisches Wort und bedeutet: Was ist das? Die Kinder Israel konnten ihm keinen Namen geben. Es fiel wunderbar vom Himmel und lag außerhalb des Bereiches menschlicher Erfahrung und Erkundung hinsichtlich seiner Herkunft.
Das Manna war klein, ein Bild von Christus, dessen irdische Lebensumstände niedrig und gering waren. Er kam nicht mit dem Prunk eines Monarchen und auch nicht mit dem Prunk eines Eroberers, sondern in niedriger Verkleidung. Er wurde in einem Stall geboren, und seine Wiege war eine Krippe. Es konnte von Ihm gesagt werden: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20). Sein Totenbett war ein Kreuz der Schande. Er lag in einem geliehenen Grab. Gab es jemals so etwas?
Das Manna war klein, ein Bild dafür, dass Christus zugänglich ist. Etwas rundes – anders als etwas quadratisches, längliches oder ovales – ist dem Mittelpunkt, wo auch immer man den Umfang berührt, gleich nah. Rund sollte darstellen, wie zugänglich unser Herr für Jung und Alt, Reich und Arm, Fromme und Gottlose war. Die Frau, die eine Sünderin war, Maria Magdalene, von der sieben Dämonen ausgetrieben worden waren, der Schächer am Kreuz, die Kinder, die die Jünger weggetrieben hätten – alle konnten Ihn in gleicher Weise erreichen und von Ihm gesegnet werden.
Manna war wie ein Koriandersamen und war weiß in der Farbe als Sinnbild für das reine und wundervolle Leben unseres Herrn. Sein Geschmack war wie Kuchen mit Honig als Sinnbild für die Wonne und Süße, die sich bei Ihm findet. „Ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß“ (Lied der Lieder 2,3).
Es musste am Morgen aufgesammelt werden, was verdeutlicht, dass notwendigerweise göttliche Kraft da sein muss, um sich Christus anzueignen. Weiterhin musste das, was aufgesammelt worden war, am gleichen Tag gegessen werden. Wenn es bis zum anderen Tag verwahrt wurde, kamen Würmer hinein und es stank. Das gibt uns eine heilsame Lektion, dass die Verbindung sofort hergestellt werden muss.
Es wurde jedoch die Vorkehrung getroffen, dass sie am sechsten Tag der Woche die doppelte Portion sammeln sollten, um für die Bedürfnisse des Sabbathtages zu sorgen, an welchem sie nicht arbeiten durften.
Diejenigen, die versuchen, „mit ungefühlter Wahrheit zu schachern“, indem sie sich bloß auf Gedächtnis und Gewissen verlassen und göttliche Dinge in einer rein intellektuellen Weise behandeln, werden sehen, dass das nur ins Verderben führt.
Gott wollte den goldenen Krug, in dem das Manna war, in ewiger Erinnerung halten als Andenken daran, wie Er die Bedürfnisse Seines Volkes in der Wüste stillte. Gott möchte, dass wir niemals Seine Gnade und Fürsorge in der Wüste vergessen, nicht einmal in der Herrlichkeit.
Der Stab Aarons, der gesprosst hatte
Der Stab Aarons, der gesprosst hatte, hatte eine wirklich bemerkenswerte Bedeutung, Korah, ein Levit, Dathan und Abiram, Rubeniter, machten einen Aufruhr gegen Mose, in Wirklichkeit aber gegen Gott. Sie klagten Mose und Aaron an, dass sie sich zuviel erhöben, indem sie den religiösen Dienst nur auf die Priesterschaft beschränkten. Sie behaupteten, dass alle zugleich würdig wären, daran teilzuhaben. Es war ein Angriff religiöser Demokratie und zeigte kein Gefühl für die Heiligkeit des Hauses Gottes oder für Gottes Recht, die Dinge darin zu bestimmen. Die Zuständigkeit des Menschen in Gottes Angelegenheiten war ihre Forderung – und ihre Gotteslästerung.
Wenn der Leser 4. Mose 16 u. 17 durchgeht, wird er die interessanten und lehrreichen Einzelheiten dieses Zwischenfalls erfahren. Für unseren augenblicklichen Zweck ist es genug, zu sagen, dass, als die Probe gemacht war und Gott ein schreckliches Gericht über die Rebellen gebracht hatte, Er eine weitere Probe befahl, um zu zeigen, was Er hinsichtlich des Priestertums wollte. Zwölf Stäbe sollten ausgewählt werden und jeder mit dem Namen eines Stammes beschriftet werden. Dabei sollte Aarons Name auf den Stab des Stammes Levi geschrieben werden.
Diese Stäbe waren einfach nur trockene Stöcke. Stecke einen lebenden Spross in die Erde und der Boden wird das Leben in dem Spross ernähren, er wird Wurzeln bekommen, wachsen und Frucht bringen. Stecke einen trockenen Stock in die Erde, und der Boden kann den Stock nur vermodern lassen. Der lebendige Spross wird „Leben aus Leben“ sein; der tote Stock aber „Tod zum Tod“.
Diese toten Stäbe sollten vor dem Herrn im Zelt der Zusammenkunft vor dem Zeugnis niedergelegt werden, und siehe da! – am nächsten Morgen war das Wunder geschehen. Elf Stöcke waren noch trocken, aber Aarons Stock, der so trocken wie die anderen gewesen war, hatte über Nacht gesprosst, Blüten gebracht und Mandeln gereift.
Das Wunder war frappierend. Was bedeutet es? Es war deutlich Leben aus dem Tod. Auf diese Art zeigte Gott, dass das Priestertum ausschließlich Aaron und seinen Söhnen vorbehalten sein sollte. Dabei lernen wir eine wunderbare und grundsätzliche Lektion, nämlich, dass das Christentum sich auf die Auferstehung gründet. Christi Auferstehung ist das Zeugnis des Triumphes Seines Todes, das Zeugnis davon, dass Gott voll und ganz das vollbrachte Sühnwerk, das am Kreuz von Golgatha erkämpft wurde, anerkannte.
Es gibt ein wunderbares Gemälde, das betitelt ist: der Tod ist die Pforte zum Leben; und dies ist gerade das, was das Christentum ist. Aber es ist Christi Tod, Sein triumphierender Tod, der allen Forderungen von Gottes Thron gerecht wird und dadurch eine neue Welt geöffnet hat, nämlich jene Auferstehungswelt voll Leben, Freude und Anbetung für den Gläubigen.
Das Priestertum Christi gründet sich auf Seinen Tod und Seine Auferstehung. Sein Priestertum unterstützt Sein Wüstenvolk, bis das himmlische Kanaan erreicht ist in Verbindung mit Christus, dem Hohenpriester unseres Bekenntnisses. Aber bedenke: Alle Gläubigen im Christentum sind Priester. Ein wunderbares Vorrecht, aber wie wenig wird davon Gebrauch gemacht:
Die Tafeln des Bundes
Als die Lade im salomonischen Tempel an ihren Platz gestellt wurde, lesen wir: „Nichts war in der Lade als nur die beiden Tafeln, die Mose am Horeb hineinlegte, als der Herr einen Bund mit den Kindern Israel schloss, als sie aus Ägypten zogen“ (2. Chr 5,10). Der Schreiber des Hebräerbriefes zählt drei Dinge auf, den goldenen Krug mit dem Manna, Aarons Stab, der gesprosst hatte und die Tafeln des Bundes. Er bezieht sich augenscheinlich auf eine andere Zeit.
Die Tafeln des Bundes, die in der Lade waren, versinnbildlichen, wie unser Herr das Gesetz in Gedanken, Worten und Taten hielt. Er war der, „der keine Sünde tat“ (1. Pet 2,22); Er war der, „der Sünde nicht kannte“ (2. Kor 5,21). An anderer Stelle lesen wir, dass Sünde nicht in Ihm war. Das ist ein dreifaches Zeugnis der Apostel Petrus, Johannes und Paulus.