Jesaja 53 - Ein Dialog
Er wird Frucht sehen und sich sättigen
4. Er wird Frucht sehen und sich sättigen.
In Vers 11 spricht wieder Gott. Er sagt: „Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen.“ Was ist die Mühsal seiner Seele? Denken wir noch einmal an seinen Leidensweg: an den Verrat des Judas, an die Verleugnung von Petrus, an den größten Justizmord aller Zeiten, seine ungerechte Verurteilung, an den Hass und den beißenden Spott, an seine Leiden auf dem Kreuz. Die Mühsal seiner Seele ist vorübergegangen. Jetzt wird Er belohnt. In Jesaja 49 klagt Er: „Umsonst habe ich mich abgemüht.“ Dann kommt die wunderbare Verheißung: „Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde.“ Psalm 126,6: „Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben.“ Der Herr Jesus wird sich sättigen von der Frucht der Mühsal seiner Seele. In Psalm 88,4 musste Er einst klagen: „Denn satt ist meine Seele von Leiden“. Er wird sich später sättigen von der ungezählten Frucht der Mühsal seiner Seele. Zunächst ist das wieder der jüdische Überrest. Aber wollen wir das nicht dankbar ausweiten auf alle Frucht, die Er sehen wird, an der Er seinen ewigen Genuss hat? Auch die Versammlung wird zu dieser Frucht gehören. Der Liederdichter drückt das so aus:
„Von deiner Seele Not,
wirst du die Frucht genießen,
um die du rangst am Kreuz
von tiefer Nacht umhüllt.“
Er ist es wert, diesen ewigen Genuss zu haben. Wir denken meist an uns, wenn wir an die Ewigkeit denken. Aber wir dürfen auch an Ihn denken, Dessen Seele satt von Leiden war. Er wird sich dann ergötzen an der Frucht der Mühsal seiner Seele.
Der gerechte Knecht
„Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die vielen zur Gerechtigkeit weisen.“ Dieser Satz beschreibt das Tun des Herrn Jesus auf der Erde, zu dem Zeitpunkt, als Er hier war, und es ist wohl auch noch eine prophetische Aussage im Blick auf die kommende Zeit. Als der gerechte Knecht handelt der Herr Jesus vollkommen. Er ist der Knecht, der nichts anderes im Sinn hatte als das Wohlgefallen Gottes zu tun. Dieser Knecht hat durch seine Erkenntnis (Jesaja 11,2 beschreibt die Erkenntnis dieses Knechtes), als Er auf der Erde war (Matthäus 5–7), die damaligen Juden zur Gerechtigkeit gewiesen. Das meint nichts anderes, als dass Er ihnen zu einer praktischen Gerechtigkeit verholfen hat. Das hat noch nichts zu tun mit der Rechtfertigung vor Gott, sondern Er hat die damaligen Menschen praktische Gerechtigkeit gelehrt. In Matthäus 5,17 sagt der Herr: „Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. Nicht ein Strichlein von dem Gesetz wird vergehen. Wer irgendeines der geringsten Gebote auflöst, wird der Geringste heißen im Reich. Wer es aber tut und lehrt, wird groß heißen im Reich der Himmel. Wenn eure Gerechtigkeit (das ist die praktische Gerechtigkeit) die der Pharisäer und Schriftgelehrten nicht bei weitem übersteigt, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.“ Dann gibt Er sehr viele Einzelheiten an im Blick auf praktische Gerechtigkeit. Das hat der Herr in seinem Leben gelehrt. Auch nach Daniel 11 und 12 werden viele da sein, die das Volk zur praktischen Gerechtigkeit weisen. Diesen Dienst hat der Herr auf der Erde ausgeübt.
Er lädt ihre Ungerechtigkeiten auf sich
Aber dann kommt der Nachsatz: „und ihre Ungerechtigkeiten wird er auf sich laden“. Jetzt kommt Golgatha. Es heißt nicht: denn ihre Ungerechtigkeiten wird er auf sich laden – dann müsste man den ersten Teil des Satzes schon auf sein Werk auf dem Kreuz beziehen. Nein, jetzt spricht Er von seinem Opfer auf dem Kreuz. Ihre Ungerechtigkeiten – eben die Ungerechtigkeiten der Vielen, die Er unterwiesen hat zur praktischen Gerechtigkeit, wird Er auf sich laden. Davon schreibt Petrus in 1. Petrus 2,24: „der unsere Sünden auf dem Holz an seinem Leib getragen hat.“ In der Zukunft werden viele weise Juden ihre Brüder zu praktischer Gerechtigkeit anleiten. Aber das sühnende Werk für sie konnte nur Einer tun: die wird Er auf Sich laden. Weil Er das getan hat – auch für uns – sagt Gott: „darum werde ich ihm Anteil geben an den Vielen. Wer ist das? Früher hat man übersetzt: „Darum werde ich ihm die Großen zuteil geben.“ Es ist sicher so, dass es die Vielen und auch die Großen sind, deren Ungerechtigkeiten Er auf sich geladen hat. Wenn es die Großen sind, dann sind es die, von denen wir in Kapitel 52,15 gelesen haben, dass die Könige über Ihn ihren Mund verschließen. In Kapitel 49,7 haben wir auch einen Hinweis darauf: an den Großen der Erde hat sich der Herr durch seinen Opfertod einen Anteil erworben. Er hat nicht nur ihre Ungerechtigkeiten getragen, sondern durch den Opfertod einen rechtmäßigen Anteil an ihnen erworben. Den wird Gott Ihm im tausendjährigen Reich geben. Ob wir in den Vielen die Großen der Erde sehen, die Ihn annehmen und Ihm huldigen, oder ob wir die vielen Juden des zukünftigen Überrestes darin sehen, das macht keinen großen Unterschied. Er hat Anteil an ihnen und Gott schenkt sie Ihm.