Jesaja 53 - Ein Dialog
Hatte Gott Freude daran, seinen Sohn zu zerschlagen?
In der letzten Strophe spricht in Vers 10 zunächst noch einmal der gläubige Überrest zukünftiger Tage. Er sagt: „Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen.“ Wir könnten auch sagen, obwohl Er kein Unrecht begangen hat und obwohl in seinem Mund kein Trug gewesen war, gefiel es Gott doch, Ihn zu zerschlagen. Er hat Ihn leiden lassen. Das macht noch einmal klar, dass es nicht darum ging, den Herrn Jesus wegen seiner eigenen Unvollkommenheit ins Gericht zu bringen. Hat Gott Gefallen daran gefunden, seinen Sohn leiden zu lassen? Hatte Gott Freude daran, seinen Sohn zu zerschlagen? Ein Bruder sagte einmal: Was wir in diesem 10. Vers haben, ist das schlüssige Ergebnis des Ratschlusses Gottes im Blick auf seinen Sohn. Das trifft wohl den Kern der Sache. Dass der Herr Jesus sterben musste, war nicht das Ergebnis der Absicht Satans, obwohl Satan Ihn töten wollte. Das wird in 1. Mose 3,15 schon angekündigt, wo von dem Samen der Frau gesprochen wird. „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir (d.i. Satan) und der Frau und zwischen deinem Samen (dem Samen Satans) und ihrem Samen“. Dann wird das Gericht angekündigt: „er (d.i. der Herr Jesus, der Same der Frau) wird dir (Satan) den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“ Satan wollte Ihn in den Tod bringen, aber er hätte es nicht gekonnt, wenn es nicht im Ratschluss Gottes enthalten gewesen wäre. Auch die Menschen hätten Ihn nicht töten können, obwohl sie es wollten. Wir lesen in Johannes 18,11, dass der Herr zu Petrus sagt: „Stecke das Schwert in die Scheide. Den Kelch, den der Vater mir gegeben hat, soll ich den nicht trinken?“ Als die Horde der ungläubigen Leute gegen den Herrn anrückte, da wollte Petrus Ihn verteidigen. Sie wollten Ihn umbringen. Aber der Herr Jesus sagt, stecke das Schwert in die Scheide. Ich will den Kelch trinken.
In Apostelgeschichte 2,23 sagt Petrus im Blick auf den Herrn Jesus: „diesen hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes.“ Der Ratschluss Gottes beinhaltete den Tod seines Sohnes. Ja, gerade in dem Augenblick, wo die Bosheit und der Hass des Menschen ihren Höhepunkt erreichten, war es – wie es hier heißt – das Gefallen Gottes, seine Heilsabsichten zu offenbaren, indem Er seinen Sohn schlug. Das wird uns in 1. Johannes 4,9+10 bestätigt: „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.“ „Er hat ihn leiden lassen.“
Hinweise auf das Zerschlagen finden wir in 3. Mose 1,6. Das Brandopfer sollte in seine Stücke zerlegt werden. In 2. Mose 30,36 sollten die Gewürze bei der Herstellung des Räucherwerks zu Pulver zerstoßen werden. Diese Bilder beschreiben die Leiden des Herrn Jesus trefflich. Gott hat Ihn leiden lassen. Was das beinhaltet kann man nicht ausdrücken, weil kein Mensch da hineinschauen kann, was dort in diesen drei Stunden auf dem Kreuz geschah. Da stehen wir einfach von fern und beten den an, der freiwillig in dieses Gericht gegangen ist.
Die Leiden als das Schuldopfer
Der Überrest sagt dann weiter: „Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird“. Es fällt jetzt auf, dass in den Versen 10–12, also in der 5. Strophe, 3-mal das Wort „Seele“ benutzt wird. Wenn seine „Seele“ das Schuldopfer gestellt haben wird. Das zeigt, dass es bei den Leiden des Herrn nicht nur um die körperlichen Leiden geht. Die können wir ja noch einigermaßen nachvollziehen. Viel schlimmer hat Er in seiner Seele gelitten. Das waren die inneren Empfindungen. Die finden wir übrigens in den Evangelien kaum. Aber in den Psalmen werden sie sehr blumen- und bildreich beschrieben. Da können wir uns ein wenig hineindenken, wenn der Herr zum Beispiel sagt: „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen.“ Was Er in seiner Seele empfunden hat, das können wir nicht nachempfinden. „Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird“, d.h. das, was Er als Opfer gebracht hat, ist zu einer Vollendung gekommen. Jemand hat einmal gesagt: „Die Akte Sünde ist für ewig geschlossen worden“. Es gibt Schuldakten und der Herr Jesus war das Schuldopfer und er hat das Opfer vollbracht. Somit ist die Akte Sünde auf immer geschlossen. Der Herr Jesus wird Sich nicht noch einmal mit der Sünde beschäftigen. Ein für alle mal hat Er für die Sünde gelitten. Der Hebräerbrief sagt, dass Er nicht noch einmal kommen wird, um die Frage der Sünde zu behandeln (Kapitel 9). Er hat das Schuldopfer gestellt, dürfen wir heute sagen.
Die vierfache Belohnung
1. Er wird Samen sehen
Mit dem Samen ist nicht wie in Vers 8 das Geschlecht (= die Juden zu der Zeit, als der Herr Jesus auf der Erde lebte), sondern geistliche Nachkommenschaft gemeint, die der Herr Jesus hat. In erster Linie ist das der zukünftige gläubige jüdische Überrest. Das geht auch aus Psalm 22,31 hervor, wo es gerade um diesen Überrest geht. „Ein Same wird ihm dienen; er wird dem Herrn als ein Geschlecht zugerechnet werden.“ Dieses zukünftige Geschlecht wird ein Teil seines Samens sein. Aber wir dürfen wohl mit Recht diesen Samen jetzt etwas ausdehnen. In Jeremia 16,19 lesen wir: „Zu dir werden Nationen kommen von den Enden der Erde und sprechen: Nur Lüge haben unsere Väter geerbt, nichtige Götzen; und unter ihnen ist keiner, der etwas nützt.“ Diese Nationen werden zu dieser Erkenntnis kommen, dass ihre Götter von damals wertlose Götter waren. Jetzt kommen sie zu dem Einen, zu Dessen Samen sie gehören. Aber gehören nicht auch wir zu diesem Samen? Denken wir einmal an Offenbarung 5. Da fallen die 24 Ältesten nieder und beten Ihn an. Alle alt- und neutestamentlich Gläubigen gehören auch im erweiterten Sinn zu dem Samen des Herrn, zu dieser geistlichen Nachkommenschaft.
2. Seine Tage werden verlängert.
Er, der abgeschnitten wurde aus dem Land der Lebendigen, der in der Hälfte seiner Jahre weggenommen wurde, wird seine Tage verlängern. Das geschah mit der Auferstehung des Herrn Jesus. In Psalm 102,24 spricht Gott davon, dass er seine Tage verkürzt hat. Dann bittet der Herr seinen Gott in Vers 25 darum: „Nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage!“ Gott antwortet darauf: „Von Geschlecht zu Geschlecht sind deine Jahre.“ Dann bestätigt er in Vers 28: „Du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht.“ Der Überrest sagt, dass Gott die Tage verlängern wird. So heißt es in Psalm 21,5: „Leben erbat er von dir, du hast es ihm gegeben: Länge der Tage immer und ewig.“ In Offenbarung 1,18 sagt der Herr Jesus selbst: „und ich war tot.“ Das bedeutet eigentlich: ich wurde tot. „und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Gott hat nach Jesaja 53 seine Tage verlängert. Wunderbare Antwort auf das Opfer seines Sohnes!
3. Das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen.
Dabei denken wir an die Zeit, in der der Herr Jesus, nachdem Er seinen Platz zur Rechten Gottes eingenommen hat, bei der Aufrichtung des Reiches und der tausendjährigen Regierungszeit alles in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes bringen wird. Alles, was der erste Mensch Adam, was wir verdorben hatten, ordnet Er in göttlich vollkommener Weise. Das finden wir in folgenden Schriftstellen bestätigt:
In Jesaja 46,10 sagt Gott: „Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun“. Durch wen? Durch Den, der hier beschrieben wird, der das Wohlgefallen in seiner Hand zur Vollendung, zum Gedeihen bringt.
In Johannes 13,3 sagt der Herr Jesus: Ich weiß, dass der Vater mir alles in die Hände gegeben hat. Von diesen Händen ist hier die Rede. In Matthäus 11,27 sagt der Herr Jesus wieder: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater“. Der Herr Jesus wird, wenn Er seine Herrschaft im Reich antreten wird, alles, was von Gott entfremdet war, was durch unsere Untreue verloren gegangen ist, als der zweite Mensch, der Mensch vom Himmel, zu Gott zurückbringen.
In Epheser 1,10 wird in Verbindung mit der Aufrichtung des tausendjährigen Reiches der Ratschluss Gottes beschrieben. Gott hatte sich vorgesetzt „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus“.