Die gegenwärtige Erwartung der Kirche
10. Abend: Unbedingte Verheißungen irdischen Segens für Israel 3
Jesaja 1
Einige Stellen in den heiligen Schriften über die Bestimmung der Juden, vorzüglich Stellen aus den kleinen Propheten, die ich das letzte Mal nicht anführen konnte, werden den Schluss von der historischen Weissagung in Bezug auf dieses Volk machen; ich sage historisch, weil die Prophezeiung die Geschichte ist, die uns Gott von der Zukunft gegeben hat.
Indem ich mit euch von den Juden rede, werde ich euch einen sehr wichtigen Umstand ins Gedächtnis rufen, nämlich den, dass ihre Geschichte im Besonderen die Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn ist. Inwiefern geht denn uns diese ganze Geschichte an? Das heißt so viel sagen wie: „Was geht mich das an, was mein Vater für meine Brüder tun will?“ Da wir sehen, wie viel Raum diesem Gegenstand in dem Worte Gottes gegeben ist, so müssen wir überzeugt sein, dass diese Sache dem Herzen Gottes äußerst teuer sein muss, wenn sie es auch dem unsrigen nicht ist. An diesem Volke ist der Charakter des Herrn durch die Führungen Gottes mit demselben vollständig offenbart, so dass die Heiden den Herrn erkennen, und dass wir selbst ihn dadurch kennen lernen werden.
Eine und dieselbe Person kann König eines Landes sein und Familienvater; und dies ist der Unterschied zwischen dem, was Gott für die Kirche und dem, was Er für die Juden gewesen ist. Gegenüber der Kirche hat er sich als Vater gezeigt; gegenüber den Juden als der Herr. Seine Treue, seine Unveränderlichkeit, seine ganze Macht, seine Herrschaft über die ganze Erde, das Alles hat sich an Israel offenbart; deswegen lehrt uns die Geschichte dieses Volkes den Herrn kennen.
„Als der Herr die Gefangenen Zions zurückführte, … Da sagte man unter den Nationen: Der Herr hat Großes an ihnen getan!“ (Psalm 126).
Sehet nach über den gleichen Gegenstand in Hesekiel 39,6.7: „Und ich werde Feuer senden unter Magog und unter die, die auf den Inseln sicher wohnen. Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin. Und ich werde meinen heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes Israel und werde meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen lassen. Und die Nationen werden wissen, dass ich der Herr bin, der Heilige in Israel.“ Und in Vers 28: „Und sie werden wissen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin, weil ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort zurücklasse.“ Siehe da, durch welches Mittel der Herr sich zu erkennen gibt. Der Vater offenbart sich unseren Seelen durch das Evangelium, durch den Geist der Kindschaft; der Herr gibt sich durch seine Gerichte und durch die Vollziehung seiner Macht auf Erden zu erkennen.
Ich sagte, der Vater gibt sich durch das Evangelium zu erkennen, weil das Evangelium ein System lauterer Gnade ist, ein System, das uns auch nach dem Grundsatz der bloßen Gnade handeln lehrt; es gilt da nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn, es ist nicht das, was die Gerechtigkeit fordert, das Gesetz der Vergeltung, es ist ein Prinzip, nach welchem ich vollkommen sein soll, wie mein Vater vollkommen ist. So verhält es sich nicht mit der Regierung des Herrn. Der Herr wird ohne Zweifel die Heiden segnen, aber der Charakter seines Reiches ist von der Art, dass „zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Gericht“ (Psalm 94,15). Zur Zeit der ersten Ankunft Jesu Christi stand das Gericht des Pilatus und die Gerechtigkeit bei Jesu; wenn aber Jesus wiederkommen wird, so wird sich das Gericht mit der Gerechtigkeit vereinigen.
Die Christen, die Kinder Gottes sollen jetzt dem Beispiel des Heilandes folgen, nämlich nicht darauf warten, dass das Gericht nach der Strenge der Gerechtigkeit vollzogen werde, sondern sanft und demütig sein mitten unter allen den Schmähungen, die sie von Seiten der Menschen erfahren. Eins mit Christus, sind sie durch die Macht seiner innigen Liebe, die sie aufrichtet, durch den Trost der Gegenwart seines Geistes, und überdies durch die Hoffnung einer himmlischen Herrlichkeit schadlos gehalten. Auf der anderen Seite tröstet uns der Herr durch eine unmittelbare Handlung seiner Gerechtigkeit zu Gunsten seines Volkes, indem er dasselbe wieder in die irdische Herrlichkeit einsetzt.
Die Juden sind also das Volk, durch welches und in welchem Gott seinen Namen als der Herr und seinen Charakter als Richter in Gerechtigkeit festsetzt. Die Kirche ist dasjenige Volk, in welchem der Vater, als in seiner Familie, seinen Charakter der Güte und der Liebe offenbart.
Was wird denn mit den Juden in der letzten Zeit geschehen? Das, was wir bereits in Jeremia 30 – 33 und Hesekiel 36 – 39 betrachtet haben, wo wir eine Reihe von Verheißungen und Offenbarungen über diesen Punkt finden.
Ich werde euch noch einige andere Stellen über den gleichen Gegenstand anführen, der Ordnung der Propheten in der Bibel folgend.
In Daniel 12,1 findet sich die Gegenwart desjenigen, der für das Volk Daniels, nämlich für das jüdische Volk handeln wird.
Ich möchte euch auf einige Züge dieser Prophezeiung aufmerksam machen. Erstens wird Gott in seiner Macht, durch den Dienst Michaels für die Kinder des Volkes Daniels feststehen, und es wird eine solche Zeit der Not sein, wie sie noch nie gewesen ist. Es ist eine Erklärung dessen, was man in Matthäus 24 und Markus 13,19 liest.
Die Auferstehung, nach Daniel 12,2 deutet auf die Juden. Ihr werdet genau die gleichen Ausdrücke in Jesaja 26 finden: „Deine Toten werden aufleben...“ und in Hesekiel 37,12 eine figürliche Auferstehung des Volkes, das als solches unter den Heiden begraben war.
„Die einen werden auferstehen zu ewiger Schmach und Schande.“ Dies wird den Juden begegnen (Jesaja 66,24). Mit einem Wort: auf der einen Seite wird Gott in einer Zeit der Angst fest für sein Volk stehen, und auf der anderen Seite ein Überrest desselben, welches befreit ist. Siehe da den Inhalt von Daniel 12.
In Hosea 2,14 bis zum Ende des Kapitels sehen wir, dass der Herr Israel zu Gnaden annehmen und es in sein Land einführen will, nachdem er es zuvor gedemütigt, aber auch mit ihm nach seinem Herzen davon geredet hatte, wie er die Tage seiner Jugend wieder erneuern, einen Bund mit ihm machen, es auf alle Weise in diesem Lande segnen und sich auf ewig mit ihm verloben wollte.
Und überdies gibt es eine ununterbrochene Kette von Segnungen des Herrn bis zu den irdischen Gütern, die er im Überfluss über Israel gespendet hat, über Israel, welches der Name Gottes ist; denn dies ist der Nachdruck des Wortes Jisreel; darum ist hinzugefügt: „Und ich will sie mir säen im Land“; denn Israel wird das Mittel des Segens für die Erde werden, wie das Leben unter den Toten. Nun ist alles durch die Sünde gehemmt; böse Geister herrschen in der Luft, und alle Arten von Elend, die ganz gewiss mit viel Barmherzigkeit begleitet sind. Gott wendet denen, die ihn lieben, Alles zum Besten; aber alsdann wird eine Fülle irdischer Segnungen vorhanden sein.
„Denn die Kinder Israel“ heißt es in Hosea 3,4, „werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule und ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen; und sie werden sich zitternd zu dem Herrn und zu seiner Güte wenden am Ende der Tage.“ Sie werden weder wahre noch falsche Götter haben, sondern nach diesem werden sie den Herrn und David suchen, nämlich den Vielgeliebten – Christus.
Nachdem wir in den vorher angeführten Stellen bei Gelegenheit des über die Heiden vollzogenen Gerichts, von den Völkern zur Zeit der Rückkehr seines Volkes aus der Gefangenschaft, gesprochen haben, so redet nun Gott in folgenden Stellen von den Juden:
Joel 4,16–18.20.21: „Und Jerusalem wird heilig sein; und der Herr wird in Zion wohnen; und der Herr ist eine Zuflucht für sein Volk und eine Festung für die Kinder Israel.“
Und Amos 9,14.15: „Und ich werde die Gefangenschaft meines Volkes Israel wenden; ... Und ich werde sie in ihrem Land pflanzen; und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land.“ Dies ist noch nicht erfüllt.
Das, was diesen Versen vorangeht, ist in Apostelgeschichte 15 angeführt, nicht um zu beweisen, dass die Weissagung dann erfüllt wäre, sondern dass Gott von allen Zeiten her das Prinzip eines Volkes festsetzte, das er sich unter den Heiden ausersehen hat. Diese Sprache der Propheten stimmt nämlich damit überein, was Simon Petrus erzählte, was Gott zu selber Zeit getan hatte. Es ist nicht die Erfüllung einer Weissagung, sondern die Festsetzung eines Prinzips durch den Mund des Propheten, wie durch den des Simon Petrus.
Was in Micha 4,1–8 steht, ist auch noch nicht erfüllt. Wir sehen da eine Ortsbeschreibung von Jerusalem und seiner ersten wiederhergestellten Herrschaft.
In Vers 4, 7 und 8 desselben Kapitels sehen wir, dass der Name Christi bald groß wird bis an das Ende der Erde, dass von Israel aus, gleich einem Regen, die göttlichen Segnungen überall hinströmen, und dass Israel als Sieger über Alles, was sich ihm entgegensetzt, hervorgeht.
Bei Micha könnt ihr, wenn ihr euch an das schon festgesetzte Prinzip erinnert, die Art bemerken, wie der Geist der Weissagung in Kapitel 7,19.20 die Verheißungen erwähnt, die den Vätern gegeben sind ohne Bedingung.
Zephanja 3,12 bis zum Ende: Welche Sprache haben wir hier! Es steht geschrieben, dass Gott still ist aus Liebe. Er ist dergestalt bewegt, dass Er schweigt. Auf wen hat denn dies Bezug? Seht Vers 13 des angeführten Kapitels: „Der Überrest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden, und in ihrem Mund wird keine Zunge des Truges gefunden werden; denn sie werden weiden und lagern, und niemand wird sie aufschrecken.“ Der Herr ist in ihrer Mitte, niemand kann sie erschrecken.
In Sacharja 1,15.17–21 sehen wir auch die vier Monarchien, die Israel zerstreut haben, wie sie selbst durch die Macht und durch die Gerichte Gottes zerstreut sind.
Sacharja 9,9 bis zum Ende: „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe dein König wird zu dir kommen: ...“
Man kann sagen, dass dieses schon erfüllt ist, aber nur teilweise. Es ist merkwürdig, dass, wenn der Heilige Geist diese Stelle aus Sacharja anführt, Er die Worte auslässt: „Gerecht und ein Retter ist er“. In der Tat, Jesus schonte sich nicht. Als man spottend zu ihm sagte: „Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab“, so machte er sich nichts daraus; er entzog sich nicht dem Schmerz, weit entfernt davon sich selbst zu schützen, war er unser Bürge.
Kapitel 10,6 desselben Propheten: „ Und ich werde das Haus Juda stärken und das Haus Joseph retten und werde sie wohnen lassen; denn ich habe mich ihrer erbarmt, und sie werden sein, als ob ich sie nicht verstoßen hätte.“ Wann ist Israel so gewesen, als wenn es Gott nicht verstoßen hätte? Niemals.
Wir werden nun sehen, wie das Volk Israel wieder in sein Land eingesetzt wird, dass es aber nur ein Überbleibsel ist, welches soll erhalten werden.
In Sacharja 12 finden sich Fehler in der Übersetzung, mit denen ich mich jetzt nicht befassen kann. Vers 2 erwähnt eine Zeit des Krieges, selbst aller Völker, gegen Israel; aber Gott wird dasselbe auf eine außerordentliche Weise stärken, und die Völker werden zu Grunde gerichtet, der Geist der Gnade und des Gebets wird über das Überbleibsel von Israel ausgegossen werden, die den Messias, in den es gestochen hat, mit Schmerz erfülltem Herzen schauen wird.
Ich nehme Jesaja 18 wieder zur Hand, dessen Weissagung in der französischen Übersetzung mir einige Schwierigkeiten macht; aber der große Gegenstand derselben ist zu klar, als dass er durch irgend eine Übersetzung, sei es, welche es wolle, könnte verdunkelt werden. Die Flüsse von Kusch sind der Nil und der Euphrat. Die Feinde Israels waren auf diesen zwei Flüssen in demjenigen Zeitpunkt ihrer Geschichte, den die Bibel angibt. In dieser Weissagung ist nun ein Land diesseits dieser Flüsse, ein fernes Land, das in den vergangenen Zeiten noch nicht in Verbindung mit Israel stand. Der Prophet hat also ein Land im Auge, welches später existieren sollte.
In Vers 3 dieses Kapitels heißt Gott alle Völker, die auf Erden wohnen, Kenntnis davon zu nehmen. Hier beschäftigen sich alle Völker mit Israel; sie sind von Seiten Gottes aufgefordert, Acht zu geben auf das, was in Bezug auf Jerusalem vorgeht; sie nehmen alle Anteil an seinem Los. Die Welt ist eingeladen, den Gerichten beizuwohnen, die stattfinden werden. Unterdessen bleibt Gott ruhig, und lässt die Völker handeln; Israel beginnt in sein Land zurückzukehren.
Hier ist eine Beschreibung von Israel, wie es in Judäa einzieht mit Hilfe irgendeines von ihm entfernten Volkes, das weder Babylon noch Ägypten ist, noch andere Völker, die sich in den alten Zeiten mit Israel beschäftigten. Ich sage auch nicht, dass es England, Frankreich oder Russland sei. Die Israeliten kehren wieder in ihr Land zurück; aber Gott gibt sich nicht mit ihnen ab; Israel ist diesen Völkern überlassen, und wenn Alles darauf deutet, als ob es von neuem im Flor und Wohlstand wäre, so sind seine Sprösslinge und seine Äste zerschnitten, und Sommer und Winter den Vögeln und wilden Tieren, welche die Heiden bedeuten, zum Raube überlassen. Nichts desto weniger wird zu der Zeit dies Volk dem Herrn Zebaoth Geschenke bringen an dem Ort, da der Name des Herrn Zebaoth ist, zum Berge Zion.
Psalm 126,4: „Führe unsere Gefangenschaft zurück, Herr!“ Zion und Juda werden die ersten sein unter denen, die zurückgebracht sind. Die Gefangenen Zions waren schon zurückgeführt, als diese Bitte Gott dargebracht wurde (Vers 1); aber dies ist zum Pfand demjenigen, was Gott noch tun wird, indem er das ganze Israel erlösen wird.
In Betreff dieser Zerstörung Israels und Judas muss ich euch noch etwas sagen. – Wir sehen zuerst die Juden versammelt, diese Juden, welche Jesus verworfen haben, welche an dem Tod Jesu Schuld sind. Ihr wisst, dass die zwölf Stämme sich dieses Verbrechens niemals schuldig machten. Es ist ein merkwürdiger Unterschied in dem Volk: die zwölf Stämme waren zerstreut vor der Erscheinung der vier Monarchien; die Assyrer haben dieselben gefangen geführt, ehe Babylon als Reich existierte. Einen Umstand, der sich auf einen dieser jüdischen Stämme bezieht, welcher mitten unter den Arabern lebt, hat uns Missionar Wolf erzählt, der in letzter Zeit einen Besuch unter ihnen machte. Diese Juden sagen selbst, dass ihr Stamm nicht mit Esra in Judäa habe einziehen wollen, weil sie wussten, dass diejenigen, die mit ihm einziehen würden, den Messias verwerfen sollten, und sie sind demnach geblieben, wo sie waren. Wenn auch die Überlieferung falsch wäre, so ist doch schon das Vorhandensein einer ähnlichen Tradition unter einem Stamme äußerst merkwürdig. Dem sei nun, wie ihm wolle, mir ist gewiss, dass nämlich die Juden, nachdem sie Christum verworfen haben, dem Antichrist sich unterwerfen und einen Bund mit dem Tod und mit der Hölle machen werden, nach Jesaja 28, aber ihr Bund wird alle ihre Hoffnung vernichten. Indem sie sich mit dem Antichrist vereinigen, werden sie die Folgen dieses Bündnisses zu tragen haben, und zuletzt zertreten werden. Die beiden Teile der Bewohner der ganzen Erde werden ausgerottet werden in dem Lande Israel selbst nach ihrer Rückkehr dahin (Sacharja 13,8.9).
Wenn ihr Hesekiel 20,32–38 lest, so werdet ihr sehen, dass es sich ganz anders mit den zehn Stämmen verhält. Anstatt der zwei abgeschnittenen Teile in dem Lande, kommen die Empörer gar nicht in das Land hinein, Gott tut an ihnen, was Er an Israel zur Zeit seines Ausgangs aus Ägypten getan hat; Er zertritt sie vor ihrem Einzug in das Land.
Es gibt also zwei Klassen von Juden bei dieser Rückkehr: zuerst ist es das jüdische Volk, im eigentlichen Verstande, nämlich Juda, und diejenigen, welche mit Juda gezogen sind, welche den wahren Christus verworfen haben; sie werden mit dem Antichrist vereinigt und in zwei Teile zerrissen sein in dem Lande. Zweitens werden diejenigen von den zehn Stämmen auch teilweise zerrissen sein, aber in der Wüste, ehe sie in das Land kommen.
Das Gericht, welches Jesus selbst (Matthäus 23,38.39) über dieses Volk gebracht hat, bestätigt uns die Gewissheit von der Zukunft des Herrn, um Israel wieder aufzurichten, und in seiner Mitte zu herrschen. „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten ... Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; ... bis ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“
Israel wird Jesus sehen, aber erst wenn das Wort aus Psalm 118,6 aus seinem Munde gehen wird. Dieser Psalm stellt das Gemälde von Israels Freude zu selbiger Zeit auf, und daher hat der Herr das Urteil hergeleitet, welches Er über die Führer des jüdischen Volkes fällt, da sie ihn verwerfen. „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Diese Freude, diesen Gruß hat Gott in den Mund kleiner Kinder gelegt, welche den Heiland im Tempel lobten, als Vorläufer von denjenigen, welche zu der Zeit, von welcher wir reden, wieder Kinderherzen bekommen, und den Erlöser, den ihre Väter ehemals verworfen hatten, erkennen werden. Dieser Psalm preist die Freude und den Segen Israels, den es der Treue des Herrn zu verdanken hat, indem er zugleich die Sünde dieses Volkes ganz ins Licht stellt, darin, dass es den Stein verworfen hat, der zum Fundament Gottes auf Zion werden sollte, der aber durch die Untreue desselben auch zu einem Stein des Anstoßens und des Gerichts wurde.
Außer diesen zwei Klassen der Israeliten, welche unter der Leitung der Vorsehung, jedoch nach ihrem eigenen Willen, wiederkommen werden, wird der Herr nach seiner Erscheinung die Auserwählten des jüdischen Volkes, die noch unter den Heiden sein werden, versammeln, und diese Zurückberufung wird unter großem Segen vor sich gehen (siehe Matthäus 24,31; vgl. mit Jesaja 27,12.13; 11,10–12).
Ich füge hier zwei sehr einfache und sehr klare Prinzipien bei, welche alle vorhergehenden Segnungen (z. B. die Rückkehr aus Babylon) von der Erfüllung der Weissagungen unterscheiden, die wir untersucht haben.
Diese zwei Prinzipien sind:
- dass die Segnungen aus der Gegenwart Christi, des Sohnes Davids, fließen;
- dass sie eine Folge des neuen Bundes sind.
Weder die eine noch die andere von diesen Bedingungen sind zur Zeit der Rückkehr aus Babylon noch bis auf diesen Tag erfüllt worden.
Das Evangelium lässt sich nicht auf die irdischen Segnungen der Juden ein, von denen in diesen Weissagungen die Rede ist.