Die gegenwärtige Erwartung der Kirche
7. Abend: Gericht der Völker, die das Erbe Christi und der Kirche werden
Psalm 82
Der letzte Vers dieses Psalms fasst den Gegenstand in sich, der uns diesen Abend beschäftigen soll: „Steh auf, o Gott, richte die Erde! Denn du wirst alle Nationen zum Erbteil haben.“ Gott ist es, der die Erde richten, und in Folge dieses Gerichts alle Völker zum Erbteil haben soll.
Wir haben von Christo gesprochen, als Erben aller Dinge mit der Kirche, seiner Miterbin, hernach von der Zukunft Christi, oder dem Moment, wo er sein Erbe in Besitz nimmt, und von der Auferstehung der Kirche, oder dem Augenblick, wo die auferstandene Kirche mit ihm an diesem Erbe teilnimmt. Die Seelen, welche selig sind, warten mit ihm auf die Auferstehung ihrer Leiber, um sich der Fülle des Segens und der Herrlichkeit zu freuen; deswegen ist das Verlangen eines Christen nach dem Tod begreiflich, weil er durch denselben von allem Kummer und Sorgen befreit ist; aber er wartet noch auf die Auferstehung zur Vollendung seiner Herrlichkeit. Wir haben von den Fortschritten des Bösen gesprochen und bewiesen, weit entfernt, dass die Welt durch die Predigt des Evangeliums bekehrt wäre, vielmehr das Unkraut wachsen und reif werden soll bis zur Ernte. Und in unserer letzten Unterhaltung haben wir das Böse in der Person des Antichrist dem achten Haupt des Tieres, welches seinem Untergang entgegengeht, auf seiner höchsten Stufe gesehen, nämlich in dem Abfall der bürgerlichen Macht der vierten Monarchie, und in dem falschen Propheten, welcher der Ratgeber des Antichrists ist, und mit ihm zugrunde geht.
Wir haben gesehen, dass es zwei Tiere gibt, und das zweite sich in den falschen Propheten verwandelt (vgl. Apg 13 mit dem Ende von Kapitel 19).
Jetzt dehnt sich der Schauplatz ein wenig aus, und wir werden nicht nur sehen, wie das vierte Tier umgebracht, sondern wie alle Völker gerichtet werden. Alle Geschlechter der Menschen, die sich auf der Erde befinden, die sich infolge der Zerteilung der Kinder Noahs gebildet haben, werden sich am Ende zusammen finden und von Seiten Gottes gerichtet werden; Alles, was hoch, stolz ist, wird durch die Macht und die Herrlichkeit Gottes erniedrigt werden, auf dass sich Gott des Königreiches in der Fülle der Segnungen freue und das Erbteil aller Völker besitze.
Ich habe in unserer letzten Versammlung den schwersten Teil behandelt, den Punkt nämlich, wo die zwei Haushaltungen zusammentreffen, und wo das Böse, welches durch den Abfall der gegenwärtigen Haushaltung veranlasst wurde, das Eingreifen Gottes und folglich das Gericht erfordert, welches dieser Haushaltung ein Ende macht. Ich habe von diesem Abfall des Antichrists insbesondere gesprochen, weil dies wirklich die Vollendung des Abfalls selbst ist. Aber von dem Augenblick an, wo dies Ereignis stattfindet, ergeht auch das Gericht über alle Völker. Gott richtet nicht nur die letzte Empörung des Antichrists oder des Tieres, sondern indem er seine Macht aller Welt vor die Augen stellt, und der Augenblick seines Zorns gekommen ist, richtet er auch alle Völker.
Wir lesen Offenbarung 11,15–18: „Und der siebte Engel posaunte: Und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, dass du deine große Macht angenommen und die Herrschaft angetreten hast! Und die Nationen sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben.“ Folgen wir denjenigen Stellen der Schrift, welche von dem gleichen Gegenstand handeln.
Wir haben gesehen, dass der Herr Jesus, der Messias, der wahre König der ganzen Erde, sich dem vierten Tier und den Juden, nämlich den Heiden und den Juden dargestellt hat, den Heiden in der Person des Pontius Pilatus, und den Juden in der Person der Priester. Er stellte sich der Welt und den Seinigen vor, und er wurde verworfen. Aber wir werden sehen, dass es einen viel ausgedehnteren Sinn hat, wenn es heißt: dass die Völker zornig sind, und dass sich der Zorn Gottes durch das Gericht seines Sohnes gegen sie offenbart. In Psalm 2 sehen wir zwei Sachen, erstens, dass der Sohn als König eingesetzt ist auf dem heiligen Berge Zion, und dass er die Völker zum Erbe hat; Zion ist sein Thron, aber sein Erbe sind die Völker. Zweitens ist die Behandlungsart dieser Völker der evangelischen Weise ganz entgegengesetzt.
„Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern“ (Psalm 2,9). Der Zepter Christi ist ein Zepter der Güte und der Liebe, es zeigt sich darin seine größte Freundlichkeit, die größte Macht seiner Liebe, es ist kein eiserner Zepter. Es handelt sich da um die Könige der Erde. „Und nun, ihr Könige, … Dient dem Herrn…“ (Psalm 2,10.11). Es ist der Ratschluss Gottes, dass sein Sohn eingesetzt sein sollte, dass heißt Gott wollte Jesum zum König über die ganze Erde setzen, und die Könige der Erde einladen, sich ihm zu unterwerfen; er sagt ihnen: „Ich will in meinem Zorn reden, ich gebe Christo die Heiden zum Erbe, er wird sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen, er wird sie in Stücke zerhauen; nun denn, so unterwerft euch ihm, meinem Sohn, dem König auf Zion.“ Diese Könige gehen ihren eigenen Gang, ihr Entschluss ist gefasst nach menschlicher Weisheit, und es ist nicht Christus, nicht der König auf Zion, an den sie denken. Seht, redet zu den Königen der Erde von Christus, dem König auf Zion, ihr werden alsbald für unsinnig gehalten werden. Indessen hat Gott dies bestimmt und unwiderruflich festgesetzt, und wird es auch vollbringen ungeachtet der Könige der Erde; er wird Christus als König auf Zion einsetzen, und ihm die Völker zum Erbe geben, und die Enden der Erde in seinen Besitz. „Nun“, sagt er durch den Mund Michas, „wird er groß sein bis ans Ende der Erde.“
Bei der Geburt Christi sehen wir schon bei dem kleinsten Schein seines Königreiches den Hass sich offenbaren. Von dem Augenblick an, da man sagen hört: es ist ein König vorhanden, sucht man seiner loszuwerden. Aber werden endlich die Völker der Aufforderung, sich ihm zu unterwerfen, Gehör geben? Wir finden die Antwort im Psalm 82. Diese Richter auf Erden, diese Götter müssen Rechenschaft ablegen von ihrer Regierung; „Sie wissen nichts und verstehen nichts.“ „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter,“ weil Gott selbst sie als eine Macht auf Erden aufgestellt hat, und weil die Gewalt, die vorhanden ist, von Gott verordnet ist; aber Gott kann sie richten.
Es sind nicht die Christen, welche eine solche Sprache führen, es ist Der, welcher das Recht hat, diejenigen zu richten, die er als Richter ernannt hat, und diese untergeordneten Gewalten zu entsetzen, damit seine große Macht der Welt kund werde, indem er als König handelt.
In Psalm 9,1–7 sehen wir noch, dass der Ort, wo dieses Gericht vollzogen wird, das Land Israel ist, und dass sich der Herr durch diesen Akt seiner Macht offenbaren wird. In Vers 6 dieses Psalms heißt es: „Du hast die Nationen gescholten, den Gottlosen (Antichrist) vertilgt; ihren Namen hast du ausgelöscht für immer und ewig.“ Das Ende des Psalms in Vers 15–20 ist nicht die Sprache des Evangeliums, es ist die prophetische, die gerechte Forderung, das gerechte Verlangen nach dem Gericht; das ist es, was diejenigen Psalmen erklärt, in welchen die Christen bisweilen zu große Schwierigkeiten finden aus Mangel an Verständnis des Unterschiedes der Haushaltungen. Den Gottlosen bekehren, ihm Gnade widerfahren lassen, das ist Evangelium; hier ist es etwas ganz anderes, weil es nicht das Evangelium ist. Wenn aber einmal das Evangelium seinen Lauf gemacht hat, so wird Christus das Gericht über die Welt aufrufen. Es ist nicht Christus zur Rechten des Vaters, um den heiligen Geist zu senden und seine Miterben zu versammeln, sondern es ist Christus, welcher Gerechtigkeit fordert, welcher sie gewöhnlich durch seinen Geist in den Demütigen und Sanftmütigen aus dem jüdischen Volke gegen den Stolzen und Gewaltigen fordert. Wenn Gott das Gericht nicht vollzöge, so würde das Böse sich nur verschlimmern, ohne dass es irgendeine Erleichterung für die Gläubigen gäbe. Gott vollzieht es nicht, bis das Böse seinen höchsten Grad erreicht hat. Der Antichrist und die Völker werden sich wider Gott und wider seinen Geist auflehnen, und die Erde wird von diesen Feinden freigemacht werden müssen, um dem Reich Gottes selbst Platz zu machen. Es ist nicht David, welcher Anspruch auf die Herrschaft über seine Feinde macht, sondern es ist Christus, welcher das Gericht aufruft, weil der Augenblick gekommen ist.
In Psalm 10 werdet ihr die gleiche Wahrheit noch einmal finden: „Der Herr ist König immer und ewig; die Nationen sind umgekommen aus seinem Land“ (Vers 16).
Ich wollte euch, geliebte Freunde, auf das Hauptprinzip in diesem Psalm, auf das furchtbare Gericht Gottes über die Bosheit der Völker aufmerksam machen, wie Gott als Richter handelt mitten unter den Richtern.
Eine Stelle in Jesaja 2,12–22 stellt uns auch noch den großen Tag Gottes auf der Erde vor: „Denn der Herr der Heerscharen hat einen Tag über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden.“ Dies ist nicht zum Gericht der Toten, es ist zum Gericht über die Erde.
Um euch noch anschaulich zu machen, dass dieses Gericht auf alle Völker Bezug haben wird, und dass Gott mittels derselben die Erde mit der Erkenntnis seines Namens erfüllen will, führe ich euch Zephanja 3,8 an: „Darum harrt auf mich, spricht der Herr, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“ Das ist die Anordnung Gottes, um die Völker zu versammeln, um über sie seinen Zorn auszuschütten. Hier ist ein furchtbares Gericht. Das, was sich auf unser aller Erwartung bezieht, dass nämlich die Erkenntnis des Herrn die Erde erfüllen soll, das sehen wir in Vers 9. Dies wird geschehen, nachdem das Gericht vollzogen sein wird, und die Gottlosen werden ausgestoßen sein. Diese Stelle ist eine sehr deutliche Offenbarung.
Um es im Vorbeigehen zu erwähnen, dieselbe Wahrheit, dass sich die Erkenntnis Gottes durch die Wirkung dieser Gerichte ausbreiten soll, ist uns in Jesaja 26,9–11 vorgelegt: „Wird dem Gottlosen Gnade erwiesen, so lernt er nicht Gerechtigkeit: Im Land der Geradheit handelt er unrecht“. Aber weil die Gerichte Gottes auf der Erde stattfinden, so lernen die Bewohner derselben Gerechtigkeit.
Sicherlich ist die Anordnung des Herrn, die Königreiche zu versammeln, um seinen Zorn in seinem ganzen Grimm über sie auszuschütten. Dies wird ein schrecklicher Tag sein, und ein Tag, den die Welt erwarten muss.
Als Stützpunkt der gleichen Wahrheit liest man eine andere Stelle in Psalm 110,1: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!“ Jesus hat sich zur Rechten des Vaters gesetzt, bis dass seine Feinde zu seinem Schemel gelegt werden. Bis dorthin wirkt er durch seinen Geist, um die Christen zu sammeln; er sendet den heiligen Geist, den Tröster, herab, um sie zu überzeugen von der Sünde, von der Gerechtigkeit und von dem Gericht; aber eines Tages wird Gott die Feinde Jesu Christi zum Schemel seiner Füße legen; und darum sagt Jesus, dass der Sohn selbst den Tag, wo dieses geschehen soll, nicht wisse. Es steht geschrieben, dass er alle Dinge erben soll. Das ist es, was von mir prophezeit war. „Der Herr hat zu mir gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße gelegt habe.“ Es ist nicht das und das Jahr, nicht der und der Tag; sondern ich gehe, mich zu setzen zur Rechten Gottes, nämlich bis zu dem Augenblick, wo der Vater seinen Ratschluss erfüllen wird; denn der Herr Jesus, allezeit Gott, gelobt in Ewigkeit, empfängt als Mensch und als Mittler das Königreich. Hier also die Erfüllung des Beschlusses: „Den Stab deiner Macht wird der Herr aus Zion senden.“ (Psalm 110,2) Wir sehen das Ziel dieser Haushaltung sehr klar bezeichnet, nämlich Christus sitzt zur Rechten des Herrn, bis dass der Herr seine Feinde unter seine Füße legt. Nach diesem sagt er: „Herrsche inmitten deiner Feinde.“ Dies ist es, was der Herr noch erfüllen wird, wenn Christus in dem Moment, wo seine Macht sich geltend machen wird, am Tage seines Zorns die Könige zerschlagen, sein Gericht über die Völker vollziehen, alles mit Toten erfüllen, und das Haupt, welches über ein großes Land herrschte, zerschmettern wird.
Ein Gegenstand, der unseren Seelen durch das Wort Gottes unaufhörlich vorgehalten wird; und dies ist das Ende von Allem, was wir rings um uns her sehen. Jeremia 25,28: „Und es soll geschehen, wenn sie sich weigern, den Becher aus deiner Hand zu nehmen, um zu trinken, so sollst du zu ihnen sagen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ihr sollt trinken.“ Desgleichen Vers 31.
Es sind noch zwei Punkte, auf die ich euch aufmerksam machen muss. Erstens ist es hauptsächlich zu Jerusalem, wo all dies Unglück stattfinden wird; zweitens hat Gott in seinem Wort alle diese Völker genannt, und wir werden zur Zeit des Gerichts Gottes alle die Abkömmlinge Noahs wieder auf dem Schauplatz erscheinen sehen, deren Verzeichnis wir in 1. Mose 10 finden. Wir werden sie beinahe alle unter dem Antichristen oder unter Gog wieder finden.
In Betreff derjenigen Stellen, welche Jerusalem angehen, so können wir Joel 3,1+9–17 anführen, Micha 4,11 bis zum Ende des Kapitels und Sacharja 12,3–11: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich Jerusalem zu einem Laststein für alle Völker machen: Alle, die ihn aufladen wollen, werden sich gewiss daran verwunden. Und alle Nationen der Erde werden sich gegen es versammeln. An jenem Tag, spricht der Herr, werde ich alle Pferde mit Scheuwerden und ihre Reiter mit Wahnsinn schlagen; und über das Haus Juda werde ich meine Augen offen halten und alle Pferde der Völker mit Blindheit schlagen. Und die Fürsten von Juda werden in ihrem Herzen sprechen: Eine Stärke sind mir die Bewohner von Jerusalem in dem Herrn der Heerscharen, ihrem Gott. An jenem Tag werde ich die Fürsten von Juda einem Feuerbecken unter Holzstücken und einer Feuerfackel unter Garben gleichmachen; und sie werden zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren. Und fortan wird Jerusalem an seiner Stätte wohnen in Jerusalem. Und der Herr wird die Zelte Judas zuerst retten, damit die Pracht des Hauses David und die Pracht der Bewohner von Jerusalem sich nicht über Juda erhebe. An jenem Tag wird der Herr die Bewohner von Jerusalem beschirmen; und der Strauchelnde unter ihnen wird an jenem Tag wie David sein und das Haus Davids wie Gott, wie der Engel des Herrn vor ihnen her. Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich alle Nationen zu vertilgen suchen, die gegen Jerusalem herankommen. Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt. An jenem Tag wird die Wehklage in Jerusalem groß sein wie die Wehklage von Hadad-Rimmon in der Talebene Megiddo.“ Und Sacharja 14,3+4: „Und der Herr wird ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie an dem Tag, da er kämpft, an dem Tag der Schlacht. Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, nach Osten und Westen hin, zu einem sehr großen Tal, und die Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen.“
Es steht geschrieben (Apg 1), dass Jesus auf dieselbe Weise wiederkommen wird, wie man ihn hat hinauffahren sehen, nämlich auf dem Ölberg. Hesekiel 11,23: „Und die Herrlichkeit des Herrn erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, der im Osten der Stadt ist.“ In Sacharja 14,4 sagt der Geist durch Sacharja: „Seine Füße“, die Füße des Herrn. Obwohl er ein Mann der Schmerzen war, so ist Jesus doch der Herr, wie Er es von Ewigkeit her war.
Was in Bezug auf den zweiten Punkt zu bemerken ist, so sind es die Völker, die Abkömmlinge Noahs, die sich unter dem Antichrist, oder unter Gog, als den zwei Hauptmächten, finden werden. Wenn ihr 1. Mose 10 zu Rate zieht, so werdet ihr daselbst in Vers 31 die Inseln der Heiden geteilt finden nach ihrem Land. In dem Verzeichnis der Kinder Japhets habt ihr Gomer, Magog, Madai, Jawan, Tubal, Mesech und Tiras. Von diesen Völkern findet ihr Gomer, Magol, Tubal und Mesech unter dem gleichen Namen (Hesekiel 38) im Gefolge von Gog; ihr werdet auch daselbst Peres (oder die Perser) finden, welcher mit Madai verbunden war, und aus dessen Händen er das Königreich empfing, wie wir es in Daniel 3 und anderswo sehen, so dass von diesen Völkern nur Jawan und Tiras nicht mit einverstanden bleiben. Es sind alle die Völker, welche Russland, Klein-Asien, die Tartarei und Persien umfassen, alle die Völkerschaften, aus welchen Russland besteht, oder welche unter seinem Einfluss stehen, unter der Herrschaft von Gog, des Fürsten von Rosch (der Russen), Mesech (Moskau), und Tubal (Tobolsk).
Die Kinder Hams sind uns in 1. Mose 10,6 bezeichnet. Von diesen hier, es ist Wahrheit, war Kanaan zugrunde gerichtet, und sein Land an Israel gekommen. Kusch und Put finden sich in Hesekiel 38,5 unter Gog; diejenigen von Kusch nur teilweise, und dies darum: ein Teil von der Familie des Kusch ließ sich am Euphrat nieder, ein anderer am Nil, nämlich im Norden und im Süden von Israel; diejenigen von Norden sind also durch ihre Stellung in gerader Verbindung mit den Anhängern Gogs. Mizraim oder Ägypten (denn Mizraim ist nur ein hebräischer Name, welcher Ägypten bedeutet), die Überbleibsel von Kusch und Put seht ihr in Daniel 11,43 im Gefolge des Antichrists.
Nun unter den Kindern Sems hat es mit Elam dieselbe Bewandtnis, wie mit dem Land der Perser, von dem wir schon gesprochen haben. Assur findet sich in dem Gericht genannt, welches zur letzten Zeit stattfinden wird. In Micha 5, Jesaja 14,25, Jesaja 30,31+32., in der Verschwörung nach Psalm 83 und auch noch in anderen Stellen. Arpaksad ist einer von den Altvätern Israels. Die Familie von Jaketam fehlt hier; es ist ein morgenländisches Volk. Aram oder Syrien wurde durch Assur versetzt und findet sich bezeichnet unter dem Titel der Könige von Norden. Desgleichen verhält es sich, wie es scheint, mit Lud. Jawan findet sich nach Sacharja 9,13 in dem letzten Kampfe.
Von allen diesen Völkern ist, Jaketam ausgenommen, Tiras das einzige, welches sich beim letzten Gericht nicht benannt findet. Ich rede nur vom Wort Gottes; die weltlichen Schriftsteller vereinigen Tiras mit Jawan; aber ich lasse mich damit nicht ein.
Heutzutage sehen wir, wie Russland seine Macht gerade über die Völker ausdehnt, welche sich unter Gog befinden. In Daniel 11 sind es zwei andere Mächte, auf welche man Acht haben muss; die Könige von Mittag und der König von Mitternacht. Dieses Kapitel enthält zunächst eine lange Geschichte von Ereignissen, die bereits in Erfüllung gegangen sind; nach diesem aber kommen die Schriften aus Kittim (Vers 30), hiernach tritt eine Unterbrechung in ihrer Geschichte ein. Diese Könige waren die Nachfolger des großen Königs von Jawan; der eine ist derjenige, welcher Assyrien besaß, der andere Ägypten. Der Gegenstand ihres Kampfes war Syrien und das gelobte Land. In Daniel 11,31–35 haben wir die Juden, welche während langer Zeit auf die Seite gesetzt waren; es heißt: „Und von den Verständigen werden einige fallen, damit sie geläutert und gereinigt und weiß gemacht werden bis zur Zeit des Endes; denn es verzögert sich noch bis zur bestimmten Zeit.“
Und nachher in Vers 36: „Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln.“ Dies ist der Antichrist. In Vers 40 sehen wir ihn im Lande Israel, auf diesem Gebiet, auf Veranlassung der Streitigkeit, die zwischen dem König von Mittag und dem König von Mitternacht stattfindet. „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen…“. Nämlich nach einem langen Zwischenraum, siehe da den König gegen Mittag von Neuem auf dem Schauplatz. Nun, es sind nicht mehr, als vier Jahre, seitdem dieses stattgefunden hat, nach einem Zwischenraum von ungefähr zweitausend Jahren. Den größten Teil der Völker, welche zu den Füßen Gogs sind, sehen wir jetzt zu den Füßen Russlands.
Aber der König gegen Mitternacht wird sich wie ein Sturm gegen ihn erheben. Der Antichrist wird zugleich der Gegenstand des Angriffes, von dem König gegen Mittag oder von Ägypten, und des Königs gegen Mitternacht, des Besitzers der asiatischen Türkei oder Assyrien sein. Ich sage nicht, wer am Ende der König gegen Mitternacht sein wird; aber wir sehen, dass die Umstände und die in diesen Weissagungen beschriebenen Personen, welche sich auf dieses Zeit beziehen, anfangen zum Vorschein zu kommen. Es sind schon zweitausend Jahre, seitdem der König gegen Mittag seine Existenz verloren hat, und seit einigen Jahren ist er von Neuem wieder auf der Erde. Ebenso sehen wir ein Volk, das vor einem Jahrhundert unbekannt war, und welches zu unserer Zeit genau über die gleichen Länder herrscht wie der Gog in Hesekiel.
Ich will eure Aufmerksamkeit nicht auf Ereignisse richten, welche in unseren Tagen geschehen; doch ist es am Platz, nachdem wir die Weissagungen erklärt haben, dass wir auch diese Begebenheiten erwähnen, die sich vor unseren Augen zutragen. Wir sehen ebenso, wie alle diese Völker anfangen, sich mit Jerusalem zu beschäftigen (Sacharja 12,3), und nicht wissen, was sie machen; der König von Ägypten fordert alle diese Länder für sich, der König gegen Mitternacht will sie nicht abgeben. Es ist der Türke, welcher jetzt den Norden besitzt, oder das Land von Assyrien.
Wir haben nun den König gegen Mitternacht und den König gegen Mittag im Streit um dasselbe Land, worüber sie sich schon zweitausend Jahre lang gestritten haben. Es ist gerade das, wovon hier gesagt wird, dass es in der letzten Zeit geschehen soll. Ich sage nicht, dass schon alles offenbar sei; z. B. die zehn Könige sind noch nicht vollständig offenbar, der Antichrist ist noch nicht erschienen; aber die Prinzipien, welche sich im Wort Gottes finden, wirken sichtbar mitten unter den Königreichen, wo die zehn Hörner erscheinen sollen. Wir sehen nämlich, dass das ganze abendländische Europa sich mit Jerusalem beschäftigt, sich für diesen Kampf bereit macht, dass Russland von seiner Seite sich auch bereitet, um seine Macht über diese im Wort Gottes angeführten Länder auszuüben, und dass alle Gedanken der Politiker dieser Welt sich auf den Schauplatz konzentrieren, wo ihr letztes Zusammentreffen vor dem Gericht Gottes stattfinden soll, wo der Herr sie zusammen bringen wird, wie Garben auf der Tenne (Micha 4,12). Es ist ein sehr merkwürdiges Zusammentreffen. Indem wir dasjenige, was um uns herum vorgeht, nochmals unserem Blick vorführen, erkennen wir darin, was sich in der Weissagung findet; wenigstens sehen wir, dass diejenigen, welche als handelnd auftreten sollen, oder über welche Gott verfügen soll, sich vollkommen in dem Charakter zeigen, den die Weissagung bezeichnet.
Wenn ihr nun, meine Lieben, euch die Mühe macht, diese Kapitel, die ich euch angeführt habe, durchzugehen, (ohne Zweifel könnt ihr derselben noch mehr finden), so werdet ihr dann Matthäus 25 verstehen, das uns von dem Herrn sagt, dass er auf seinem Thron sitze, und alle Völker versammle (nach einer Stelle aus Joel 3), sie richte und sie scheide, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Erinnern wir uns nun, wir Christen, an Etwas, nämlich an das, dass wir gegen das Gericht gänzlich sichergestellt sind. Diesen Abend habe ich nicht von der Kirche gesprochen; aber erinnern wir uns ihrer Stellung; dass nämlich dieselbe während dieser Begebenheiten, ja selbst von jetzt an ihren Platz bei Christo hat, ihn begleiten soll; sie hat dieses Vorrecht, diese Herrlichkeit, diesen besonderen Charakter, mit Christo eins zu sein; und wenn man die Kirche im Alten Testament sucht, so ist es Jesus Christus, den man findet.
Ein auffallendes Beispiel dieser Wahrheit ist dasjenige, was Paulus von der Kirche sagt (Römer 8) und was sich in Jesaja 50 findet, wo Christus sagt: „Wer will mich verdammen?“ (Die Kirche ist nämlich eins mit ihm.).
Die Vereinigung der Kirche in einen Leib, seien es Juden oder Heiden, war noch nicht im Alten Testament; wenn man sie da sucht, so ist es Christus selbst, den man findet. Obgleich in den Verbindungen des Herrn mit Zion Vieles liegt, dass sich in der Verbindung Gottes, des Vaters mit der Kirche, wieder findet, so ist es indessen nicht auf Zion, wo man die Kirche suchen muss; im Alten Testament sind die Vorrechte der Kirche in Christo selbst, in der Person Christi, weil die Kirche den gleichen Anteil hat, wie Christus; denn sie ist nach Epheser 1,22–23 die Fülle dessen, der Alles in Allem erfüllt. Folglich können wir die Kirche in diesen Weissagungen nicht suchen, weil sie der Leib Christi selbst ist; es ist Christus, welcher richten wird. Wir haben gesehen, dass Christus die Völker zerschlagen und zerschmeißen soll; nun, das ist auch von der Kirche gesagt. Die Kirche hat mit allem dem, wovon wir jetzt gesprochen haben, nichts zu tun in dem Sinn, dass sie unterwürfig sei (Offenbarung 2,26–27); ihr Platz ist nicht in der Mitte der Völker, die zerschmettert werden, sondern in der Vereinigung mit Christus, indem sie die gleichen Vorrechte hat, wie Christus, und mit ihm die Völker zerschlägt. Es gibt keine Wahrheit in Bezug auf Christus, die nicht auch die Kirche angeht. Immer ist es etwas Köstliches für uns, zu verstehen, welches unser Platz ist, nämlich derjenige als Miterben Christi; und je mehr wir daran denken werden, desto mehr werden unsere Kräfte sich vermehren, desto mehr werden wir in unserem Geist als Erben Gottes los werden von dieser Welt, von dieser Welt die gerichtet wird, so wie die Kirche gerechtfertigt worden ist. Die Kirche ist gerechtfertigt; wir sehen noch nicht die Wirkung davon, weil die Herrlichkeit noch nicht erschienen ist. Die Welt ist gerichtet, wir sehen noch nicht die Wirkung davon, weil das Gericht noch nicht gekommen ist. Die Kirche genießt die Früchte der Rechtfertigung erst in der Herrlichkeit; die Welt hat die Früchte ihrer Bosheit erst beim Gericht zu erwarten. Nichts desto weniger ist es wahr, dass die Kirche eins mit Christo ist. Die Welt ist gerichtet, weil sie Christus verworfen hat. „Gerechter Vater, sagt der Heiland, die Welt hat dich nicht erkannt.“ Und das ist es, was die Gnade an uns getan hat. Gleichwie der Unglaube ganz und auf ewig von im scheidet, so hat die Gnade uns durch den Glauben ganz und auf immer mit ihm vereinigt, und wir sollen Gott dankbar dafür sein.