Der zweite Brief an die Korinther

Kapitel 4

Der zweite Brief an die Korinther

Einführung

In den Kapiteln 4 und 5 geht der Apostel nun vom Dienst des Evangeliums dazu über, von den Dienern Christi zu sprechen. Das war notwendig, da im christlichen Bereich nicht nur viele aufgestanden waren, die das Wort Gottes verfälschten, sondern es gab auch solche, welche die Diener Gottes angriffen und eine Gelegenheit suchten, ihnen vorzuwerfen, sie führten ihren Lebenswandel in fleischlicher Weise. Das waren trügerische Arbeiter, die sich selbst zu Aposteln Christi machen wollten (vgl. 2. Kor 10,2; 11,12.13). Im Gegensatz zu diesen trügerischen Arbeitern stellt uns der Apostel nun in den Kapiteln 3 und 4 die Kennzeichen wahrer Diener Gottes vor.

Auf Christus sehen und nicht ermatten

„Darum, da wir diesen Dienst haben, wie wir begnadigt worden sind, ermatten wir nicht;“ (Vers 1).

Der Apostel hatte den Dienst des Geistes und der Gerechtigkeit, der den verherrlichten Christus voraussetzt, vorgestellt. Er persönlich hatte auch Barmherzigkeit erhalten, dies alles trotz großen Widerstands zu verkündigen. So kann er sagen: „Wir ermatten nicht.“ Solange Petrus auf den Herrn schaute, konnte er auf dem Wasser laufen, wie windig und voller Wellen der See auch sein mochte. Als er sein Auge jedoch auf das Wasser richtete, wäre es noch so glatt gewesen, begann er zu sinken. So richtete der Apostel Paulus sein Auge auf Christus in der Herrlichkeit und sah dort den Herrn der Herrlichkeit. Daher konnte er sagen: „Wir ermatten nicht.“

Übereinstimmung von Dienst und Leben

„sondern wir haben den geheimen Dingen der Scham entsagt, wobei wir nicht in Arglist wandeln noch das Wort Gottes verfälschen, sondern durch die Offenbarung der Wahrheit uns selbst jedem Gewissen der Menschen empfehlen vor Gott“ (Vers 2).

Zudem gab es eine Übereinstimmung zwischen dem Leben des Apostels und seinem Dienst. Er gestattete sich in seinem Leben nicht, verborgene Dinge zu tun, für die er sich hätte schämen müssen und zugleich ein Evangelium zu verkündigen, das genau diese Dinge verurteilte. Er führte seinen Lebenswandel nicht in betrügerischer Weise wie einige andere, die er etwas später als „trügerische Arbeiter“ bezeichnen muss. Er suchte nicht, seine eigenen Ziele im Dienst zu verfolgen oder sich selbst zu erhöhen, während er den Platz eines Dieners des Herrn einnahm.

Er machte auch nicht das Wort Gottes zunichte. Er versuchte nicht, das Wort Gottes zu verbiegen, um dadurch menschlichen Überlegungen zu entsprechen. Er schwächte das Wort auch nicht ab, um das Fleisch zu schonen. Er verbarg die klaren Aussagen des Wortes Gottes nicht, sondern sprach deutlich vom vollständigen Ruin und der totalen Verurteilung des Menschen sowie von der Fülle der Gnade Gottes.

Menschen konnten aufgrund des Lebenswandels des Apostels keine Entschuldigung dafür finden, das Evangelium, das er predigte, zurückzuweisen. Denn es gab in seinem Leben nichts, das ihr Gewissen hätte belasten können. Man konnte ihm auch keine Feigheit vorwerfen in seiner Predigt, es gab nichts, was er zurückhielt oder wodurch er die Wahrheit verdrehte.

Leider stand es um die Heiligen in Korinth ganz anders. Wie der erste Brief zeigt, hatten sie viele verborgene Dinge der Scham in ihr Leben eindringen lassen. Der Parteigeist unter ihnen hatte zu einem teilweise trügerischen Lebenswandel geführt. Manche von ihnen hatten sogar das Wort Gottes zunichte gemacht und sogar die Auferstehung des Herrn geleugnet. Sie hatten ein Leben geführt und das Wort in einer Weise behandelt, welches das natürliche Gewissen schockierte.

Die wahren Diener Gottes dagegen empfahlen sich selbst jedem Gewissen der Menschen, so dass alle sogar zugeben mussten, dass diese Diener auch aus der Sicht Gottes in rechter Weise ihr Leben führten. Manche Menschen mochten nicht dazu bereit sein, dem Herrn zu folgen. Aber sie mussten zugeben, dass sie in Paulus keinen Fehler finden konnten.

Die Decke des Unglaubens

„Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“ (Verse 3.4).

Das Leben des Apostels stimmte also mit dem überein, was er predigte. Zudem war sein Evangelium eine volle, unverfälschte Präsentation des Wortes Gottes. Denn er konnte sagen: „Wenn aber auch unser Evangelium verdeckt ist, so ist es in denen verdeckt, die verloren gehen“ (Vers 3). Bei Paulus gab es keine Decke, nichts, was das Zeugnis verdunkelte, und zwar weder in der Predigt noch im Prediger. Er gab die Wahrheit in seiner Predigt so rein weiter, wie er sie empfangen hatte. Wenn das Evangelium unter einem solchen Dienst zurückgewiesen wurde, dann deshalb, weil es eine Decke des Unglaubens auf den Herzen der Zuhörer gab. Satan, der Gott dieser Welt, benutzte diesen Unglauben der Menschen, um ihre Gedanken gegen das Licht des Evangeliums der Herrlichkeit Christi zu verblenden. Für solche Menschen war das Ergebnis tödlich. Denn sie blieben in ihrem verlorenen Zustand. Jemand hat dazu gesagt: „Es ist nicht einfach Satan, der das Evangelium für diese Menschen verdunkelt, sondern es kommt ihr eigener Unglaube hinzu, der sie unter die Macht Satans bringt.“

Bei uns selbst mag es Ungereimtheiten in unserem Leben geben, so dass wir von dem Evangelium, das gepredigt wird, abgebracht werden. Zudem mag das Evangelium, wie wir es predigen, vermischt sein mit Unvollkommenheit, so dass wir im Blick auf einen Zuhörer, der unbekehrt weggeht, nicht so deutlich sagen könnten, dass er das Evangelium als solches wirklich abgelehnt hätte. Denn es gibt einen großen Unterschied zwischen hören und ablehnen. Ein Hörer des Evangeliums mag erneut kommen und es ein zweites Mal hören, um dann gerettet zu werden.

Das Evangelium, das Paulus predigte, sprach nicht nur von Christus als gestorben und auferstanden, sondern zeugte auch von dem verherrlichten Christus: das Evangelium der Herrlichkeit des Christus. Damit ist nicht nur gemeint, dass Christus in der Herrlichkeit thront, sondern auch, dass der Eine, der Gott in vollkommener Weise auf der Erde offenbart hat, verherrlicht ist. Das ist das ewige Zeugnis der unendlichen Befriedigung Gottes in Christus und seinem Werk. Aber es handelt sich zugleich um den Platz der Annahme und Gunst für den Gläubigen, und auch um die gerechte Grundlage für die Verkündigung der Vergebung und Rettung von Sündern.

Nicht uns selbst predigen

„Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen“ (Vers 5).

Nachdem Paulus über die Art und Weise seiner Predigt gesprochen hat, und auch über den Inhalt des Evangeliums, das er gepredigt hatte, kann er zu Recht sagen: „Wir predigen nicht uns selbst.“ Als das Licht des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus in sein Herz geschienen hatte, lernte er seine eigene Nichtswürdigkeit kennen. Er entdeckte, dass er trotz aller seiner rühmenswerten Vorrechte als Mensch unter Gesetz verloren war, dass er aber auch trotz all seiner Feindschaft gegen Christus und die Seinen durch Gnade gerettet worden war. Daraufhin konnte er nicht mehr von sich selbst sprechen, sondern nur noch von Christus Jesus, dem Herrn. Er selbst war dagegen einfach Knecht. Der einst so stolze Pharisäer wurde um Jesu willen der Knecht derer, die er vorher verfolgt hatte.

Dieser Dienst mochte tatsächlich auch Leiden jeder Art einschließen und führte sogar dazu, dass er vonseiten der Gläubigen missverstanden, manchmal auch vernachlässigt oder sogar angefeindet wurde. Aber um Christi willen erduldete er alles. Persönliche Interessen, zeitlicher Gewinn, Selbsterhöhung und der Applaus von Menschen verlieren ihre Bedeutung in der Freude, um Christi willen dienen zu dürfen. Paulus konnte wirklich mit recht sagen: „Wir predigen nicht uns selbst.“

„Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (Vers 6).

Dieser große Wandel wurde durch die Wirkung Gottes im Herz des Apostels hervorgerufen. Das Licht der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu hatte in seine dunkle Seele geschienen, wie auch durch das Wort Gottes das physische Licht die Finsternis vertrieben hatte, als Gott die Erde für den Menschen bildete. Zudem war die Tatsache, dass das Licht in das Herz des Apostels geschienen hatte, nicht nur ein persönlicher Segen, sondern auch zum Lichtglanz, zum Erstrahlen zugunsten anderer, so dass diese das Evangelium der Herrlichkeit Christi kennenlernen konnten.

Gott benutzt menschliche Gefäße als Diener

„Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns. In allem bedrängt, aber nicht eingeengt; keinen Ausweg sehend, aber nicht ohne Ausweg; verfolgt, aber nicht verlassen; niedergeworfen, aber nicht umkommend;“ (Verse 7-9).

In den folgenden Versen spricht Paulus über das Gefäß, das Gott in seinem Dienst nutzt. Engel sind Diener, aber sie werden hier übergangen. Wir lernen, dass Gott für seinen Dienst Menschen erwählt hat, die fähig sind zu leiden, zu verfallen und zu sterben. Der Schatz ist somit in irdische Gefäße hineingelegt worden. Menschen legen ihre Schätze oft in sehr wertvolle Schatullen. Manchmal überragt eine solche Schatulle sogar den Wert des Edelsteins. Gott dagegen legt seinen Schatz in ein Gefäß aus Ton, das verfällt und zerbrechlich ist. Dadurch wird allein der Wert des Schatzes betont, aber auch die überragende Macht Gottes, der das verfallende Gefäß bewahrt. Wie vollkommen ist die Weisheit in allen Wegen Gottes. Hätte Gott seinen Schatz in herrliche Engel gebracht, Gewaltige an Kraft (vgl. Ps 103,20), wäre der Mensch nicht durch die Herrlichkeit des Gefäßes gefangen genommen worden, anstatt durch die Herrlichkeit des Schatzes beeindruckt zu werden?

Zudem kann man die Frage stellen, wie groß die Macht Gottes durch ein geistliches Wesen entfaltet worden wäre, das gewaltig ist an Kraft. Man mag sicher ebenfalls überlegen, in welcher Weise ein irdisches Gefäß zu einem Hindernis für das Erstrahlen des Lichtes werden kann. Aber es ist gerade die Schwachheit des Gefäßes, das zur Gelegenheit wird, die Überfülle der Kraft Gottes zu offenbaren. Wenn das Licht von einem armen, schwachen Menschen verbreitet wird, wird umso deutlicher, dass die Macht von Gott selbst kommt. Wenn zwei ungelernte und unwissende Fischer einen lahmen Mann vollständig gesund machten und danach predigten, so dass sich 5.000 Menschen trotz großen Widerstands vonseiten der religiösen Führer und der sozialen Regenten dieser Welt bekehrten, wird offenbar, dass diese Fischer durch eine Überfülle an Kraft gestützt wurden - eine Macht, die größer war als alle Kraft, die sich gegen sie aufstellte. Diese Macht ist die mächtige Kraft Gottes, die durch den Heiligen Geist in seinem Volk gegenwärtig ist.

Das irdische Gefäß - die Macht Gottes

Das irdische Gefäß, aus dem Licht hervorstrahlt, scheint eine Anspielung auf Gideon und seine 300 Mitkämpfer zu sein. Sie sollten „leere Krüge und Fackeln in den Krügen“ mitnehmen. Dann, im richtigen Moment, erschallten ihre Posaunen, die Krüge zerbrachen und das Licht konnte hervorleuchten (Ri 7,16-20). Das leere Gefäß, in welches die Fackel hineingesteckt wurde, war in einer Hinsicht ein Hindernis für das Hervorstrahlen des Lichtes. Daher musste das Gefäß zerbrochen werden. In unserem Kapitel lesen wir etwas von den betrüblichen Umständen, die über den äußeren Menschen kommen können, um zu zeigen, dass wenn auch der äußere Mensch verfällt, dann darum, damit die Macht Gottes offenbar wird und das Licht hervorstrahlt.

Wäre ein Engel für einen solchen Dienst ausgesandt worden, hätte er nicht beunruhigt oder verwirrt oder verfolgt werden können, denn er hat keinen Körper, der durch Umstände beeinflusst wird. Ein Zeugnis, das durch einen Engel ausgesprochen wird, wäre ein Zeugnis von jemandem, der unwiderstehliche Kraft besitzt. Das wird es tatsächlich in künftigen Tagen geben, wie wir im Buch der Offenbarung lesen. Das Zeugnis durch einen Menschen mit einem zerbrechlichen Körper dagegen ist ein Zeugnis, das in Umständen der Schwachheit ausgesprochen wird. Gerade diese Schwachheit jedoch ist der Weg Gottes, das Übermaß der Größe und Macht Gottes zu offenbaren.

Paulus wurde von allen Seiten bedrängt. Das war das irdische Gefäß. Aber obwohl er bedrängt wurde, war er nicht eingeengt. Das war die Macht Gottes. Er sah keinen Ausweg - das irdische Gefäß. Aber sein Weg war nicht ausweglos - die Macht Gottes. Er wurde verfolgt - das irdische Gefäß, aber nicht verlassen - die Macht Gottes. Er wurde niedergeworfen - das irdische Gefäß, aber kam nicht um - die Macht Gottes.

Sterben - Leben

„... allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden allezeit dem Tod überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar werde. Daher wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch“ (Verse 10-12).

In all diesen Leiden trug Paulus das Sterben Jesu an seinem Leib umher, damit das Leben eben dieses Jesus offenbar würde. Es ist bemerkenswert, dass der Apostel nicht von dem Tod Jesu spricht. Durch den Tod Christi hat der Gläubige tatsächlich die Macht des Todes und des Gerichts überwunden, so dass er einen vollkommen neuen Platz vor Gott in Christus einnimmt. Hier jedoch spricht der Apostel nicht vom Tod Jesu, der die Sühnung vor Gott bewirkt hat, sondern vom Sterben Jesu, des heiligen Märtyrers, der durch die Hände der Menschen gelitten hat. Als Er an dem Kreuz starb, war Er Gegenstand der Verachtung und des Spotts der Menschen - der Eine, über den sie jede Beleidigung und Demütigung brachten. Wir können zwar keinen Anteil haben an den sühnenden Leiden des Todes Christi unter der Hand Gottes. Aber wir können in unserem Maß an seinen Leiden als Märtyrer teilhaben, als Er durch Menschenhände starb.

Weil Paulus in solch treuer Weise Zeuge Christi war, musste er in einem gewissen Maß das erleiden, was der Herr in vollständiger Weise erduldete, als Er starb. Der Körper von Paulus war ständig Gegenstand von Leiden und Beleidigungen. In dieser Weise trug er an seinem Leib das, was der Herr zu erdulden hatte, als Er starb, mit dem gesegneten Ergebnis, dass das vollkommene Leben Jesu an dem Leib des Paulus offenbar wurde. Die Leiden des Herrn als Märtyrer führten bei dem sterbenden Retter zu keinem Murren und zu keiner Beschwerde. Im Gegenteil, sie führten zu unendlicher Liebe in seinem Herzen, so dass Er sogar für seine Mörder betete.

Mit diesem vollkommenen Beispiel vor Augen wurden die Leiden und Verfolgungen, denen der Apostel in seinem Körper ausgesetzt war zu einer Gelegenheit, die Gnade des Lebens Jesu hervorleuchten zu lassen. Wenn der Apostel ständig dem Tod ausgesetzt war, handelte es sich dabei nicht um eine Züchtigung für irgendetwas, das Korrektur in seinem Leben nötig gemacht hätte. Nicht um seiner selbst willen musste Paulus leiden, sondern um Jesu willen, damit der Tod über ihn kommen könnte und damit sich das Leben Jesu in seinem sterblichen Fleisch offenbarte. Während Paulus die Übungen des Todes erlitt, erlebten andere durch ihn den Segen des Lebens. So sagt er: „Daher wirkt der Tod in uns, das Leben aber in euch.“

Die erhaltende Macht des Glaubens und die Auferstehungskraft Gottes

„Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben (gemäß dem, was geschrieben steht: „Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet“), so glauben auch wir, darum reden wir auch,“ (Vers 13).

Der Apostel kommt nun dazu, von der Macht zu sprechen, die ihn in allen diesen Übungen stützte. Es war die Macht des Glaubens. Es war derselbe Geist des Glaubens, der auch den Psalmisten aufrechterhielt in den Leiden des Todes, als er Bedrängnisse, Drangsal und Kummer erlebte und sehr belastet war. Wir lesen, dass er angesichts der Leiden von Leben spricht: „Ich werde wandeln vor dem Herrn im Land der Lebendigen“ Dann sagt er uns, wie es möglich ist, inmitten von Todesnot von Leben zu sprechen: „Ich glaubte, darum redete ich“ (Ps 116,3.9.10).

„... da wir wissen, dass der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird;“ (Vers 14).

Weiter sagt uns der Apostel, was seinen Glauben aufrechterhielt. Er dachte an die große Macht Gottes, die Christus aus den Toten auferweckte. Durch Glauben wusste er, dass dieselbe Macht auch für ihn tätig war und ihn mit Christus auferwecken würde und ihn vor Jesus stellen würde, zusammen mit den lebenden bzw. verwandelten Heiligen. So war er in der Lage, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden. Denn er wurde durch den Glauben an den Gott der Auferstehung bewahrt.

„... denn alles ist um euretwillen, damit die Gnade, überreich geworden durch die Vielen, die Danksagung zur Herrlichkeit Gottes überströmen lasse“ (Vers 15).

Zudem lesen wir, dass Paulus alle Übungen und Erfahrungen, durch die er hindurchgehen musste, um der Versammlung und um der Herrlichkeit Gottes willen erduldete. Seine Übungen waren nicht einfach zu seinem eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen für alle. In dieser Weise fließt die Gnade, die einem gegeben wird, zu allen weiter und soll der Anlass für die Danksagung der vielen sein, zur Verherrlichung Gottes.

Der äußere Mensch verfällt - der innere wird erneuert

„Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch unser innerer Tag für Tag erneuert“ (Vers 16).

Wenn die Herrlichkeit Gottes auf solch eine Weise durch die Übungen des Apostels sichtbar wurde, konnte Paulus nicht ermatten. Dennoch verfiel der äußere Mensch - der Mensch, der in Berührung mit dieser Erde ist - unter der Belastung von Übungen, Verfolgungen, Schwachheit und Alter. Der innere Mensch jedoch - der Mensch, der in Berührung mit geistlichen und unsichtbaren Dingen steht - wird Tag für Tag erneuert. Es gibt geistliches Wachstum im inneren Menschen. Gerade die Übungen und Schwachheiten, die den Körper schwächen und verzehren, werden zum Anlass der Kräftigung und Erneuerung des Geistes.

Ewiges Gewicht - vorübergehend Leichtes

„Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Trübsal bewirkt uns ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, indem wir nicht das anschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (Verse 17.18).

Nachdem der Apostel davon gesprochen hat, dass Übungen und Leiden dazu führen, dass der innere Mensch erneuert wird, bezeichnet er die gegenwärtigen Trübsale als „leicht“ und „augenblicklich“, das Gute bewirkend. Die vorübergehenden Übungen werden eine ewige Antwort erhalten. Die Leiden sind zeitlich, leicht und demütigend, aber sie bewirken ein „ewiges Gewicht von Herrlichkeit“.

Das werden wir jedoch nur so sehen, wenn wir nicht auf die sichtbaren Dinge schauen, sondern auf die unsichtbaren. Nur dann werden wir, ohne zu ermatten, inmitten der Übungen bewahrt werden. Die Dinge, die wir anschauen können, sind nur für eine Zeit. Die unsichtbaren Dinge dagegen sind ewig.

Das vorhergehende Kapitel schloss mit dem Betrachten der Herrlichkeit des Herrn. Unser Kapitel schließt damit, dass man die Dinge anschaut, die unsichtbar sind. Der Gläubige strahlt Christus wider, so Kapitel 3, indem er Ihn in der Herrlichkeit anschaut. Er wird aufrechterhalten als ein Brief Christi, bekannt und gelesen von allen Menschen. Hier nun wird der Gläubige inmitten von Übungen bewahrt, indem er das unsichtbare und ewige Gewicht der Herrlichkeit anschaut, das noch zukünftig ist.

Das Gefäß, das der Herr benutzt

Im Verlauf des vierten Kapitels finden wir eine herrliche Entfaltung eines wahren Dieners, der ein Gefäß des Herrn ist. Manchmal sprechen wir davon, Kanäle des Segens zu sein. Aber spricht die Schrift in dieser Weise? Ein Kanal ist einfach eine Leitung, durch die etwas fließt. Sie hält und behält nichts. Ein Gefäß dagegen besitzt etwas und muss gefüllt werden, bevor es anderen etwas mitteilen kann.

  1. Wir sehen, dass das Gefäß ein reines Gefäß sein muss, um von dem Herrn genutzt werden zu können - getrennt von den Dingen, die beschämen (Vers 2)
  2. Das Gefäß muss leer sein. Alles, was vom eigenen Ich ist, muss zur Seite gestellt werden, damit Christus seinen wahren Platz als „der Herr“ einnehmen kann, wir als „Knechte“ (Vers 5).
  3. Das Gefäß muss gefüllt werden. Das Licht Christi in Herrlichkeit muss unsere Herzen erfüllen, damit wir Zeugen Christi sein können (Vers 6). Stephanus wurde ein wunderbarer Zeuge Christi, als er mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. „Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 7,55).
  4. Das Gefäß muss zerbrochen werden, damit die Macht Gottes offenbar werden kann. Wir sind nur irdische Gefäße. Gerade die Schwachheit unseres Körpers wird zum Anlass der Entfaltung der Macht Gottes (Verse 7-9). Wie bemerkenswert war die Macht Gottes, die durch Stephanus sichtbar wurde, als die Steine dieses irdische Gefäß zerbrachen.
  5. Wenn das Gefäß zerbrochen ist, scheint Licht aus ihm heraus (Verse 10-12). Wenn das Urteil des Todes über alles ausgesprochen wird, was wir im Fleisch sind, wird das Leben Jesu hervorscheinen. Als Stephanus im buchstäblichen Sinn „dem Tod um Jesu willen überliefert“ wurde, wurde auch das Leben Jesu offenbar. Denn er betete für seine Mörder, wie auch Christus es tat. Und er bat den Herrn Jesus, seinen Geist aufzunehmen und war damit seinem Herrn ähnlich, der seinen Geist in die Hände des Vaters übergab.
  6. Das Licht des Lebens scheint aus dem irdischen Gefäß, so dass es ein Gefäß zur Herrlichkeit Gottes wird (Vers 15).
  7. Derjenige, der das Gefäß zur Herrlichkeit Gottes benutzt, wird diese Herrlichkeit auf gesegnete Weise widerspiegeln, so dass ein über jedes Maß hinausgehendes ewiges Gewicht an Herrlichkeit bewirkt wird (Vers 17).

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