Der zweite Brief an die Korinther

Kapitel 1

Der zweite Brief an die Korinther

„Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (Verse 1.2).

Der Apostel Paulus verbindet sich in diesem zweiten Brief an die Korinther mit Timotheus, der den Briefempfängern gut bekannt war, da er in ihrer Mitte gearbeitet hatte. Der Apostel wendet sich in diesem Brief nicht nur an die Gläubigen in Korinth, sondern schließt als Empfänger auch alle Heiligen in Achaja (Griechenland, wovon Korinth die Hauptstadt war) mit ein.

Paulus ist also darauf bedacht zu zeigen, dass er in allem, was er zu sagen hat, die volle Gemeinschaft mit jemandem pflegt, dem die Korinther gut bekannt waren. Zudem betrachtet er sie nicht als eine von den anderen Versammlungen unabhängige Versammlung.

Bedrängnisse

„Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden; denn so wie die Leiden des Christus uns gegenüber überreichlich sind, so ist auch durch den Christus unser Trost überreichlich. Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es eures Trostes und Heils wegen; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es eures Trostes wegen, der im Ausharren in denselben Leiden wirksam ist, die auch wir erleiden“ (Verse 3–6).

Der Apostel beginnt seinen Brief mit einem Hinweis auf seine Bedrängnisse. Er hatte vonseiten der Welt Verfolgung erlitten. Auch manches Leid sowie Herzensängste wegen des schlechten geistlichen Zustands der Korinther hatte er erduldet, und das gerade vonseiten derer, die eigentlich eine Quelle der Freude für ihn hätten sein sollen (2. Kor 2,3.4). Unabhängig davon, ob diese Übungen von Menschen innerhalb oder außerhalb des christlichen Bereichs kamen, führten sie dazu, dass Paulus das Erbarmen und den Trost Gottes erfahren hatte.

Auch David machte während seines Lebens ähnliche Erfahrungen. Als Übermütige gegen ihn aufstanden und Gewalttätige nach seinem Leben trachteten, konnte er sagen: „Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott“, und: „Du, Herr, hast mir geholfen und hast mich getröstet“ (Ps 86,14–17).

Die persönliche Erfahrung der Erbarmungen und des Trostes Gottes hatten bei Paulus eine dreifache Wirkung:

  1. Sie wurden der Anlass dafür, Gott zu preisen, denn er konnte sagen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.“ Zu Recht hat jemand gesagt, dass ein Gläubiger, der sein Leben mit Gott führt, immer zuerst an Ihn denkt. So war es in alttestamentlicher Zeit bei dem Knecht Abrahams. Als er die Führung Gottes auf so deutliche Weise erfahren hatte, bestand seine erste Reaktion darin, den Herrn anzubeten und zu sagen: „Gepriesen sei der Herr, der Gott … Mich hat der Herr auf den Weg … geleitet“ (1. Mo 24,26.27). Als Gott später in Güte bei den Prüfungen Daniels eingriff, lesen wir auch bei ihm davon, dass sein erstes Handeln darin bestand, Gott zu preisen: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein“ (Dan 2,19–23).
  2. Die Erfahrungen des Apostels, Erbarmung und Trost vonseiten Gottes geschenkt zu bekommen, machten ihn fähig, andere zu trösten, die in Schwierigkeiten waren.
  3. Durch diese Übungen erlebte der Apostel die Wahrheit der Worte des Herrn, die Er an die Seinen richtete: „Ein Jünger steht nicht über dem Lehrer“ (Lk 6,40). Wenn der Meister leiden musste, als Er durch eine Welt von Sünde und Schmerzen ging, so werden auch seine Jünger leiden müssen. Wenn wir aber in unserem geringen Maß „die Leiden des Christus“ erfahren, werden wir ebenso die Tröstungen Christi erfahren.

So kann der Apostel die Erbarmungen und den Trost den Heiligen weitergeben, die in gleicher Weise leiden mussten. Als er sich an die Thessalonicher wandte, die „Verfolgungen und Drangsale“ durchmachten, konnte er sie Gott anbefehlen, der „uns ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben hat“ (2. Thes 1,4; 2,16.17). Als Paulus später im Gefängnis war, konnte er an die Heiligen in Philippi noch immer von „Ermunterung in Christus“ und „Trost der Liebe“ schreiben (Phil 2,1).

„Und unsere Hoffnung für euch ist fest, da wir wissen, dass, wie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes“ (Vers 7).

Der Apostel hatte die Hoffnung für die Gläubigen in Korinth nicht aufgegeben. Sie blieb fest. Er fürchtete nicht, dass die Übungen zu groß für sie waren, denn er erkannte, dass ihnen durch die Leiden, durch die sie zu gehen hatten, Trost geschenkt würde.

Errettung

„Denn wir wollen nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, was unsere Bedrängnis betrifft, die [uns] in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so dass wir sogar am Leben verzweifelten. Wir selbst aber hatten das Urteil des Todes in uns selbst, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf den Gott, der die Toten auferweckt, der uns von so großem Tod errettet hat und errettet, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt haben, dass er uns auch ferner erretten wird;“ (Verse 8–10).

Paulus spricht dann von den schweren Nöten, die er in Asien erlebt hatte. Der Druck, der dort auf ihm lastete, war übermenschlicher Art gewesen. Er war sogar am Leben verzweifelt. Dennoch hatte er erlebt, dass es keine Übung und keinen Widerstand für einen Christen gibt, der größer wäre als die erhaltende Macht Gottes. Der Apostel mochte am Leben verzweifeln, aber er verzweifelte nicht an Gott. Wenn er dem Tod ins Auge sah und – wie sein Meister – einem gewaltsamen Tod durch Hände böser Menschen ausgesetzt war, so war Gott doch stärker als der Tod.

So lernte Paulus in diesen großen Übungen seine eigene Schwachheit und die Allmacht Gottes, damit er nicht auf sich selbst sondern auf Gott vertraute, der die Toten auferweckt. Zurückblickend konnte er sagen: „Gott, der errettet hat.“ Im Blick auf die Gegenwart sagte er: Gott, „der errettet“. Nach vorne schauend war er überzeugt: Gott, der „auch ferner erretten wird“. Das, was Paulus in seinen großen Übungen bezeugen konnte, ist auch das Vorrecht des einfachsten Gläubigen, der mit gleichem Vertrauen auf Gott von diesen Überzeugungen sprechen kann.

Gemeinschaft

„...indem auch ihr durch das Flehen für uns mitwirkt, damit für die von vielen Personen uns zuteil gewordene Gnadengabe durch viele für uns Danksagung dargebracht werde. Denn dies ist unser Rühmen: das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Einfalt und Lauterkeit Gottes und nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes gewandelt sind in der Welt, am meisten aber bei euch“ (Verse 11.12).

Als nächstes erkennt der Apostel dankbar die Gemeinschaft an, welche die Geschwister in Korinth mit ihm in diesen Übungen praktiziert hatten. Sie hatten durch Gebet für den Apostel gearbeitet, damit die ihm geschenkte Gnadengabe segensreich genutzt werden könnte. Das alles sollte in eine Danksagung für Gott münden. Voller Vertrauen zählte er auf ihre Gebete. Denn sein Gewissen konnte ihm im Blick auf sich selbst reine Motive in seinem Dienst bezeugen. Er hatte in Einfachheit, mit einfältigem Auge und in Lauterkeit vor Gott gedient. Sein Dienst war nicht das Ergebnis fleischlicher Weisheit, die oft das tut, was aufgrund menschlicher Überlegungen richtig sein mag, sondern das Ergebnis der Gnade Gottes, durch die er seine Gnadengabe ausübte.

Denn wir schreiben euch nichts anderes als das, was ihr kennt oder auch anerkennt; ich hoffe aber, dass ihr es bis ans Ende anerkennen werdet, wie ihr auch uns zum Teil anerkannt habt, dass wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsere seid an dem Tag des Herrn Jesus“ (Verse 13.14).

So zählte der Apostel Paulus auf die Gebete der Korinther, aber auch darauf, dass sie seinen Brief annahmen. Daher rühmte er sich ihrer, während sie sich auch seiner rühmten. Sowohl für ihn als auch für sie war die Perspektive dieses Rühmens der künftige Tag des Herrn Jesus.

Ja und nein

„Und in diesem Vertrauen wollte ich früher zu euch kommen, damit ihr eine zweite Gnade hättet, und bei euch hindurch nach Mazedonien reisen und wieder von Mazedonien zu euch kommen und von euch nach Judäa geleitet werden. Habe ich nun, indem ich mir dies vornahm, mich etwa der Leichtfertigkeit bedient? Oder was ich mir vornehme, nehme ich mir das nach dem Fleisch vor, damit bei mir das Ja-ja und das Nein-nein wäre? Gott aber ist treu, dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein ist“ (Verse 15–18).

Dieses gegenseitige Vertrauen führt Paulus dazu, die Planungen seiner letzten Reisen zu erläutern. Denn manche mochten denken, dass er diese Pläne leichtfertig verändert hätte und dadurch das Vertrauen einiger Korinther zu ihm geschwächt worden war.

Eigentlich hatte er vorgehabt, einen zweiten Besuch bei ihnen zu machen. Diesen Plan hatte er geändert. Die Änderung war jedoch nicht Ergebnis leichtfertiger Überlegungen, als ob er in fleischlich Weise unentschlossen gewesen wäre. Daher kann er aufrichtig vor Gott bekennen, dass sein Wort den Korinthern gegenüber nicht „ja und nein“ war, das heißt zuerst „ja“ und dann später „nein“.

„Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, wurde nicht Ja und Nein, sondern es ist Ja in ihm“ (Vers 19).

Das bringt die Gedanken des Apostels zu Christus, dem vollkommenen Vorbild christlichen Lebenswandels. Paulus und seine Mitarbeiter predigten den „Sohn Gottes, Jesus Christus“. Was diese herrliche Person betrifft, kann es keine Unsicherheit geben, kein „ja und nein“, kein „es könnte sein“ oder „es könnte nicht sein“. Die Wahrheit, die mit Ihm verbunden ist und durch Ihn offenbart worden ist, verändert sich nicht. In Ihm war alles „ja“ – sicher und gewiss.

Das Herz des Apostels ist erfüllt von der Person Christi und wird dazu geführt, in diesen wenigen, kurzen Sätzen in wunderschöner Weise vorzustellen:

  • Christus,
  • die Vorrechte der Christen, und
  • den Weg, den Gott gegangen ist, damit wir in den Genuss unserer Vorrechte gelangen.

Ja und Amen

„Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in ihm ist das Ja, darum auch durch ihn das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns“ (Vers 20).

Zuerst spricht Paulus von Christus als „Ja und Amen“. Wenn man die verschiedenen Briefe des Neuen Testaments miteinander vergleicht, ist es wichtig zu erkennen, in welcher Weise Christus jeweils vorgestellt wird. Die Heiligen in Korinth befanden sich in einem moralisch niedrigen Zustand. Der Mensch stand bei ihnen hoch im Kurs, dagegen ließen sie außer Acht, was Gott zustand. Um diesem geistlichen Zustand zu begegnen, stellt der Apostel den Korinthern in seinem ersten Brief Christus als Gekreuzigten und Auferstandenen vor. Denn das Kreuz setzt die Herrlichkeit des Menschen beiseite, während die Auferstehung die Herrlichkeit Gottes offenbart (1. Kor 1,17–23; 2,2; 15,4).

In seinem zweiten Brief stellt Paulus Christus zuerst als „Ja und Amen“ (2. Kor 1,20) und später als den Verherrlichten vor (2. Kor 4,4), um diese Gläubigen in den vollen christlichen Segen zu führen, wie er in Christus sichtbar wird. Wenn sie sich mit Ihm in der Herrlichkeit beschäftigten, würden sie in sein Bild verwandelt werden.

Nun mag man sich fragen, was die Bedeutung dieser Aussage über Christus ist, dass in Ihm das Ja und durch ihn das Amen ist. Im Alten Testament hatte Gott Verheißungen gegeben, Abrahams Nachkommen zu segnen und durch Israel auch die Nationen. Dennoch gab es eine große Schwierigkeit, die die Erfüllung des Segens verhinderte: Über der ganzen Szene lag der dunkle Schatten des Todes. Wie konnten vor diesem Hintergrund die Verheißungen erfüllt werden?

Christus – der Garant der Verheißungen

Abraham, dem diese Verheißungen gemacht wurden, starb. Auch Isaak und Jakob starben, denn wir lesen: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen“ (Heb 11,13). Wenn jemandem für die Zukunft ein großer Vorteil versprochen wird, er stirbt aber vor Ablauf dieser Zeit, wie kann dann die Verheißung erfüllt werden? Es ist klar, dass die großen Verheißungen Gottes über viele Seiten des Alten Testaments verstreut liegen. Aber immer stand der Tod als Hindernis im Weg zu ihrer Erfüllung.

Zum Schluss aber kommt der Eine, in dem es keine „Todesschuld“ gab (Apg 13,28), der zwar in den Tod ging, von diesem aber nicht festgehalten werden konnte (Apg 2,24). Zuletzt wurde also ein Mensch gefunden, der im Blick auf die Verheißungen Gottes „das Ja“ und „das Amen“ ist. Als „das Ja“ ist Er der Eine, in dem der Segen jeder Verheißung offenbar wird. Als „das Amen“ ist Er der Eine, durch den jede Verheißung erfüllt wird.

Christus im 2. Korintherbrief

In dieser Weise wird Christus im zweiten Brief an die Korinther vorgestellt. Es ist gut zu bedenken, dass die Darstellung von Christus in jedem Brief in Übereinstimung mit den besonderen Belehrungen des Briefes steht. In unserem Brief werden besonders die großen Wahrheiten des neuen Bundes (Kapitel 3) und der Versöhnung (Kapitel 5) betont.

In menschlichen Angelegenheiten zeigt ein Testament, wie der Erblasser seinen Nachlass auf die Hinterbliebenen verteilen möchte. Im Neuen Bund lernen wir etwas über die Güte Gottes zugunsten des Menschen. Versöhnung zeigt uns, was der Mensch für Gott wert ist. Versöhnung offenbart sogar, welchen Wert alles – Personen und Dinge – für Gott hat. Denn nicht nur Menschen müssen versöhnt werden, sondern „alle Dinge“, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln (vgl. Kol 1,20).

Wenn wir zu der Szene sehen, die außerhalb des Bereichs des Todes liegt, eröffnet sich für uns ein Blick unfassbaren Glücks. Jede gläubige Person und alle Dinge werden in vollkommener Harmonie mit Gott sein. Dann ist Gott zur Ruhe und zu vollkommener Befriedigung gekommen. Die Art und Weise, in der Christus in diesem Brief gezeigt wird, stimmt vollkommen mit diesen großen Wahrheiten überein. Denn in Christus sehen wir in vollkommener Weise die Haltung Gottes den Menschen gegenüber. Und in Christus sehen wir ebenso, was Gott wünscht, was wir für Ihn sein sollen. Zudem wissen wir durch Christus, dass alle Wünsche des Herzens Gottes erfüllt werden.

Die Vorrechte des Christen

Dann spricht der Apostel auch von den gewaltigen Vorrechten des Christen. Alle Verheißungen in Christus wurden zur Verherrlichung Gottes offenbart und erfüllt. Das heißt, diese Verheißungen sind für die Gläubigen sicher, „Gott zur Herrlichkeit durch uns“. Daher betont der Apostel im Verlauf des Briefes unser Zeugnis in der Welt als Brief Christi.

Die Herrlichkeit Gottes schließt die Offenbarung Gottes und seiner Natur mit ein. Wir können leicht verstehen, dass all die Herrlichkeit Gottes in Christus offenbart worden ist. Aber das Wunder der Gnade ist, dass es die Absicht Gottes war, seine Herrlichkeit „durch uns“ zu zeigen. Dass also diejenigen, die einst die furchtbaren Folgen der Sünde sichtbar gemacht haben, nun dazu benutzt werden, die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren.

Nicht nur das: Diese Offenbarung der Herrlichkeit Gottes durch die Heiligen ist nicht allein eine zukünftige Sache, sondern schon jetzt in dieser Welt Wirklichkeit. Es ist offensichtlich, dass der Apostel die Gegenwart im Blick hat, wenn er später davon spricht, dass wir von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt werden (2. Kor 3,18). Wir wissen, dass die Absicht Gottes ihre vollkommene Erfüllung finden wird, wenn die Versammlung in der Herrlichkeit sein wird. Denn das erste Kennzeichen der heiligen Stadt, die aus dem Himmel herabkommt, besteht darin, dass sie „die Herrlichkeit Gottes“ besitzt (Off 21,10.11). Aber es ist auch Gottes Wille, dass die Gläubigen, die einmal als Knechte der Sünde Früchte der Ungerechtigkeit hervorgebracht haben, heute in ihrem Leben in dieser Welt Knechte Gottes sind und die Herrlichkeit Gottes offenbaren.

Der Weg, um die Herrlichkeit Gottes auf der Erde sichtbar zu machen

„Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat“ (Verse 21.22).

In den nun folgenden Versen sehen wir den Weg, den Gott beschreitet, damit seine Herrlichkeit in uns sichtbar werden kann. Zu diesem Zweck hat Er uns in Christus befestigt, das heißt mit Ihm verbunden, und uns gesalbt und versiegelt. Zudem hat Er das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben.

  1. Gott befestigt uns in Christus. Es gibt ein Werk Gottes im Gläubigen, damit Christus in den Herzen durch den Glauben wohnen kann. Wir sind uns bewusst, dass wir Kraft in den Dingen Gottes nötig haben und Eifer in seinem Dienst. Vor allem aber brauchen wir das Geheimnis der Kraft: ein Herz, das mit Christus verbunden ist.
  2. Wenn sich unsere Herzen mit Christus verbinden, führt uns das in die Kenntnis göttlicher Wahrheiten und göttlicher Personen durch die Salbung des Geistes. Die Salbung spricht von göttlicher Einsicht, die uns durch den Heiligen Geist geschenkt wird. Das wissen wir aus den Schriften des Johannes, in denen wir lesen: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles“ (1. Joh 2,20). Noch einmal lesen wir: „Dieselbe Salbung belehrt euch über alles“ (1. Joh 2,27). In göttlichen Dingen kommt Zuneigung vor Einsicht. Das lernen wir in dem Gebet des Apostels Paulus in Epheser 3. Zunächst betet er, dass Christus in unseren Herzen wohnen möge, damit wir gewurzelt und gegründet seien in Liebe. Dann folgt: „Damit ihr völlig zu erfassen vermögt“. Diese Einsicht ist die Folge der Salbung, durch die es dem Gläubigen möglich ist, die Breite und Länge, Höhe und Tiefe aller Ratschlüsse Gottes zu erfassen.
  3. Wir werden in diesem Abschnitt daran erinnert, dass Gläubige durch Gott versiegelt worden sind. Es ist oft darauf hingewiesen worden, dass das Siegel das Kennzeichen ist, das Gott auf den Gläubigen setzt als Beweis dafür, dass er sein ist. Die Welt kann den Heiligen Geist nicht sehen. Aber sie kann in dem veränderten Leben eines Gläubigen die Wirkung sehen, die durch die Innewohnung des Heiligen Geistes hervorgerufen wird. Das war so im Fall der gläubigen Thessalonicher. Sie nahmen das Wort „in vieler Drangsal mit Freude des Heiligen Geistes“ auf. Dadurch wurden sie Nachahmer des Herrn und Vorbilder für alle Gläubigen (vgl. 1. Thes 1,6.7), so dass ihr Glaube weit verbreitet wurde. Das war das Ergebnis davon, dass sie mit dem Heiligen Geist versiegelt worden waren und zu Gott gehörten.
  4. Gläubige erfreuen sich des Unterpfands des Geistes. Durch dieses bekommen sie einen Vorgeschmack der Segnungen des unermesslichen Erbes der Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit ist ihnen schon jetzt geschenkt; bald werden sie vollständig in diese eingeführt (Eph 1,13.14).

Die Segnungen des Geistes Gottes

So lernen wir, dass Gott uns befestigt, uns gesalbt und versiegelt hat sowie uns das Unterpfand des Geistes geschenkt hat. Durch die Befestigung schauen wir zurück zu dem Kreuz und lernen die ganze Liebe Christi kennen. Durch die Salbung schauen wir auf Christus in der Herrlichkeit, um ein Verständnis des ganzen göttlichen Ratschlusses zu bekommen. Durch die Versiegelung werden wir zu Zeugen Christi in der Welt um uns, der wir zeigen, dass wir zu Gott gehören. Und durch das Unterpfand schauen wir aus auf das Erbe, das wir ganz in Besitz nehmen werden, wenn wir bei und wie Christus sein werden.

„Ich aber rufe Gott zum Zeugen an auf meine Seele, dass ich, um euch zu schonen, nicht wieder nach Korinth gekommen bin. Nicht, dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; denn ihr steht durch den Glauben“ (Verse 23.24).

In den zwei Schlussversen dieses Kapitels erklärt der Apostel, dass er die Korinther deshalb noch kein zweites Mal besucht hatte, um ihnen weitere Schmerzen zu ersparen. Er wünschte nicht, den Platz eines Herrn bei ihnen einzunehmen, der über den Glauben der Heiligen herrscht. Er sah sich und andere Gläubige mehr als Mitarbeiter an der Freude des Dienstes für den Herrn. Wir stehen dadurch fest, dass wir Glauben im Herrn haben, nicht dadurch, dass wir aneinander glauben.

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