FAQ - häufig gestellte Fragen zum christlichen Glauben
Das Evangelium des Heils - Teil 2: Befreiung von der Macht der Sünde
Wenn Menschen zu Christus kommen, Ihm ihre Sünden bekennen und glauben, dass sein Werk am Kreuz auf Golgatha für sie genügt, werden sie mit Freude erfüllt. Sie erkennen, dass sie «Frieden mit Gott» haben (Röm 5,1). Viele von ihnen gehen und erzählen allen Bekannten, was sie gefunden haben und wie glücklich sie nun sind. Dann geht auf einmal etwas schief. Sie haben einen bösen Gedanken oder sagen ein schlechtes Wort oder tun etwas Schlimmeres. Was jetzt? Sie beginnen sich zu fragen: «Wie konnte ich dies nur tun? Ich habe alle meine Sünden bekannt und Christus als meinen persönlichen Heiland angenommen. Ja, ich liebe Ihn. Und jetzt habe ich wieder gesündigt.» Dann kommen Zweifel auf: «War meine Bekehrung echt? Ging mein Sündenbekenntnis tief genug? Warum habe ich wieder gesündigt?»
Die folgenden Fragen und Antworten möchten solchen helfen, ihren Weg aus diesem Dilemma heraus zu finden.
6.1 Was ist der Unterschied zwischen Sünde und Sünden?
Es ist derselbe Unterschied wie der zwischen einem Baum und seinen Früchten. Sünden sind böse Handlungen, vergleichbar mit den Früchten, die an einem Baum wachsen. Die Sünde ist der Baum selbst, die Quelle der sündigen Taten. Darum ist der Zustand des Menschen schlimmer als es scheint. Es genügt nicht, das Problem der Sünden zu lösen, indem sie weggenommen oder gesühnt werden. Man muss sich auch um die Quelle kümmern, aus der sie hervorkommen, d.h. um die Sünde selbst.
6.2 Was ist die göttliche Lösung für das Problem der Sünden und der Sünde?
Sünden werden vergeben. Wer an Christus glaubt, wird gerechtfertigt, seine Sünden werden ihm nicht mehr zur Last gelegt.
Die Sünde als solche kann dagegen nicht vergeben oder begnadigt werden. Sie kann nur verurteilt werden. Das tat Gott damals als Christus am Kreuz auf Golgatha hing (Röm 8,3). Taten können vergeben werden, aber eine böse Natur muss verurteilt und gerichtet werden.
6.3 Ist ein Glaubender immer noch unter der Macht der Sünde?
Nein. Ein Glaubender kann zwar noch sündigen (1. Joh 2,1), aber er muss und sollte nicht mehr sündigen. Es ist für ihn nicht mehr bindend, noch ist es unvermeidlich.
Dem Problem, wie ein Glaubender von der Macht der Sünde befreit werden kann, gehen wir in den folgenden Fragen nach.
6.4 Welche zwei Familien werden in Römer 5 beschrieben?
Jeder Mensch ist durch Geburt ein Nachkomme Adams. Alle aber, die Christus annehmen und an Ihn glauben, werden zu Gliedern seiner Familie. Durch den stellvertretenden Tod unseres Erlösers, der jedem zugerechnet wird, der an Ihn glaubt, wird unsere Verbindung mit Adam abgebrochen. Durch unseren Tod mit Christus werden wir Glieder dieser neuen Familie, von der Christus das Haupt ist.
6.5 Was ist die Konsequenz der Zugehörigkeit zur Familie Adams?
Jeder Nachkomme Adams erbt von ihm die Sünde. Ihre Folge ist der Tod. Das hat sich bis heute nicht geändert, was ein Beweis dafür ist, dass die Sünde jeden Nachkommen Adams erreicht hat. Diese Sünde bringt schlechte Früchte hervor: die Sünden. Die Sünde und die daraus resultierenden Sünden führen zum Tod (Röm 5,12).
6.6 Was kennzeichnet solche, die zur Familie von Christus gehören?
Rechtfertigung. Sie ist die glückliche und gesegnete Folge der überströmenden, ja, überreichlichen Gnade Gottes (Röm 5,15–19). Anders gesagt: Jedes Glied der Familie von Christus ist gerecht gesprochen.
6.7 Kann ich gedankenlos weiter sündigen, wenn ich durch Gnade ein Teil der Familie von Christus geworden bin?
Nein. Die Gnade darf uns nie als Entschuldigung für das Sündigen dienen (siehe Punkt 6.8).
6.8 Weshalb ist es für einen Glaubenden unentschuldbar, in der Sünde zu verharren?
Weil wir für die Sünde tot sind (Röm 6,1). Christus starb am Kreuz und wir sind mit Ihm gestorben. Wir gehören zu Ihm. Wir sind auf Ihn getauft. In der Taufe «auf Christus Jesus» sind wir mit Ihm «einsgemacht» – wir sind ganz mit Ihm verbunden. Wenn also Christus gestorben ist, sind auch wir gestorben, so weit es unseren alten Menschen als Nachkommen Adams betrifft.
6.9 Weshalb sündige ich doch noch hin und wieder? Bin ich etwa nicht mit Christus gestorben?
In Römer 6,6 lernen wir etwas über unseren «alten Menschen» (siehe Punkt 6.10). Er wurde mit Christus gekreuzigt. Trotzdem müssen wir oft durch schmerzhafte Erfahrungen lernen, dass wir das Fleisch noch in uns haben («Fleisch» bedeutet in diesem Zusammenhang nicht unseren physischen Körper, sondern unsere sündige Natur). Deshalb sind wir noch fähig zu sündigen. Mehr über dieses Thema findet man unter Punkt 6.17 – 6.23.
6.10 Was bedeutet es, dass «unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist»?
Mein «alter Mensch» (Röm 6,6) steht für das, was ich vor meiner Bekehrung als ein Nachkomme Adams, als ein Angehöriger der Familie Adams war (Röm 5,12ff). Vor meiner Bekehrung war ich verantwortlich und schuldig vor Gott. Dadurch, dass ich mit Christus in seinem Tod einsgemacht worden bin, hat Gott auch meinen «alten Menschen» für tot erklärt. Er sieht mich nicht mehr als die von Natur aus schuldige Person, die ich vor meiner Bekehrung war.
Kann man das fühlen? Nein. Aber es ist trotzdem wahr, weil Gott es sagt. Nicht unsere Empfindungen sind massgebend, sondern Gottes Gedanken. Deshalb sollten wir unseren alten Menschen (der tot ist) nicht mit dem Fleisch, der sündigen Natur in uns, verwechseln (Röm 7,17.18.25; 8,4; 1. Kor 3,2.3).
6.11 Was bedeutet der Ausdruck «der Leib der Sünde»?
Dieser Ausdruck findet sich in Römer 6,6b: «Damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen.» Der «Leib der Sünde» ist der ganze Mechanismus oder das ganze System der Sünde in uns – das Prinzip der Sünde im Menschen.
Ein Glaubender kann noch sündigen (er sollte natürlich nicht), aber die Sünde ist nicht mehr sein Gebieter.
6.12 Das Problem unserer Sünden ist durch den Tod von Christus für uns gelöst worden. Aber wie wird das Problem der Sünde und ihrer Macht gelöst?
Es wird nicht durch den Tod von Christus für uns, sondern durch unseren Tod mit Christus gelöst. Dies kann man anhand der Beziehung erklären, die damals ein Sklave zu seinem Herrn hatte. Der Sklavenhalter konnte Forderungen an seinen Sklaven stellen, aber nur so lange dieser lebte. Sobald der Sklave gestorben war, konnte sein Herr nicht mehr über ihn gebieten. So ist es auch mit uns. Da wir mit Christus gestorben sind, hat die Sünde keine Forderung mehr an uns und keine Macht mehr über uns. Das ist Befreiung.
6.13 Was bedeutet die Taufe?
Die Taufe bedeutet, sich mit Christus in seinem Tod eins zu machen. So wie Christus starb und begraben wurde, sind wir in der Taufe mit Ihm einsgemacht worden (Röm 6,2.3). Die Taufe hat noch andere Aspekte, z.B. dass die getaufte Person ein Jünger wird (Joh 4,1.2 und 1. Kor 10,2) usw. Der Kernpunkt in Römer 6 ist aber, dass wir mit Christus in seinem Tod identifiziert (einsgemacht) werden, also mit Ihm gestorben sind.
Durch die Taufe gewinnen wir weder Recht noch Anspruch auf einen Platz im Himmel.
6.14 Wie kann ich wissen, ob ich mit Christus gestorben bin? Kann ich das fühlen?
Nein. Man kann es nicht fühlen. Wenn ein Mensch Christus im Glauben angenommen hat, ist dies einfach eine Tatsache, denn das Wort Gottes sagt es uns (Röm 6,8.9).
6.15 Wie wird meine Beziehung zur Sünde beeinflusst, wenn ich mit Christus gestorben bin?
Die Sünde (das Prinzip des Bösen, des Widerstands gegen Gott) hat keine Forderungen mehr an mich.
Es ist so, wie bei einem Mann, der einem anderen eine grosse Summe Geld bezahlte, damit dieser an seiner Stelle in den Krieg zog. Als die Regierung ihm nun schrieb und ihn aufforderte: «Sie werden jetzt doch für den Militärdienst eingezogen, weil ihr Stellvertreter gefallen ist», antwortete er: «Es tut mir leid, ich kann nicht gehen, ich bin tot.» Er hatte verstanden, dass er sich zu Recht als tot betrachten durfte, weil sein Stellvertreter gestorben war.
6.16 Wie wirkt sich die Tatsache, dass ich «mit Christus gestorben» bin, in meinem täglichen Leben aus?
Wir sind berechtigt und verpflichtet, uns als tot zu betrachten, wenn die Sünde irgendeine Forderung an uns stellen will (Punkt 6.15). Durch den Glauben begreifen wir, dass wir nicht verpflichtet sind, der Sünde nachzugeben (Röm 6,10–14).
Vielleicht hilft der Vergleich mit einer Eigentumswohnung, die jemand von ihrem Besitzer mietet. Wenn eine andere Person diese Wohnung kauft, dann muss die Miete dem neuen Besitzer bezahlt werden und nicht mehr dem ursprünglichen. Wenn nun der ursprüngliche Eigentümer weiterhin die Miete einfordern will, kann man ihn einfach wegschicken. Er hat keinerlei Rechte mehr an der Wohnung. Der Mieter ist nur gegenüber dem aktuellen Eigentümer verpflichtet. So ist es auch bei uns. Wir gehören einem neuen Herrn (Röm 6,15–23).
6.17 Sollte ein Glaubender das Gesetz (oder gewisse Lebensregeln) halten, um sicherzustellen, dass er nicht mehr sündigt (Röm 7,1–6)?
Nein. Das Gesetz oder auch nur Regeln zu halten, ist nicht der richtige Weg. Es ist ein fleischlicher Grundsatz. Dadurch stützt man sich auf die natürlichen Fähigkeiten des Menschen. Sobald man es versucht, wird man ehrlicherweise zugeben müssen, dass man immer wieder versagt. Paulus erklärt, dass wir sowohl dem Gesetz als auch der Sünde gestorben sind. Beachte auch, dass Gott das Gesetz Moses nur einer Nation, dem Volk Israel, gab (Ps 147,19.20).
Zur Frage des Glaubenslebens und der Gebote, die es betreffen, siehe Punkt 6.28.
6.18 Wie kann nun ein Glaubender so leben, dass er Gott gefällt?
Nicht indem er das Gesetz hält, sondern nur indem er mit Christus beschäftigt ist. So werden wir Ihm ähnlicher werden und täglich für Ihn leben. Wenn wir es dem Heiligen Geist ermöglichen, uns Christus vor die Herzen zu stellen, wird Er uns die Kraft für eine Lebensweise geben, die Gott gefällt (siehe Punkt 6.27 bis 6.31).
6.19 Wer ist mit dem «Ich» in Römer 7,7–25 gemeint?
- Ist es Paulus?
Nein. Es kann nicht Paulus sein, weil er sagt: «Ich aber lebte einst ohne Gesetz» (V. 9). Dies kann sich nicht auf Paulus beziehen. Er wurde als ein strenger Pharisäer erzogen (Phil 3,5).
- Ist es ein Ungläubiger?
Nein, auch nicht. Die Person in Römer 7 hat schon die neue Natur. Sie will das Gute tun (Röm 7,19) und sagt: «Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen» (Röm 7,22). Das ist ein deutliches Verlangen der neuen Natur, die Gott bei der Neugeburt gibt (Joh 3,3).
- Ist es ein Glaubender?
Ja, es ist ein Kind Gottes, das sich aber nicht in einem normalen Zustand befindet. Die Aussage: «Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft» (V. 14), kann kaum die Beschreibung eines Glaubenden in einem normalen Zustand sein.
- Was ist an seinem Zustand nicht normal?
Die Person ist von neuem geboren (siehe Punkt 2.20), lebt aber fleischlich und nicht geistlich (1. Kor 3,1). Sie stützt sich auf ihre eigene Kraft und versucht, das Gesetz zu halten oder das Gute aus eigener Kraft zu tun, und versagt deshalb dauernd – sie ist äusserst unglücklich. Sie weiss noch nicht, dass selbst das gut meinende Fleisch immer noch Fleisch ist.
Dies ist kein normaler Zustand eines Christen. Aber viele machen zu irgendeiner Zeit im Leben diese Erfahrungen. Erst wenn sie lernen, nur auf Christus und sein Werk, das völlig ausreichend ist, zu vertrauen, erfahren sie praktisch, was es heisst, durch den Tod Christi befreit zu sein. Glaubende können mehrmals in ihrem Leben in diesen Zustand zurückfallen und ihn auch wieder verlassen.
6.20 Was ist das Problem des Menschen in Römer 7?
Immer wieder gerät diese Person in ein grosses Spannungsfeld. Es ist der Kampf zwischen ihrer neuen und ihrer alten Natur. Sie möchte das Gute tun und tut es doch nicht. Dann gibt es Böses, das sie nicht tun will, aber sie fällt immer wieder hinein und tut es doch (Röm 7,19).
6.21 Was stellt diese Person fest (Röm 7,17–24)?
Mindestens dreierlei:
- Erstens, dass sie noch das Fleisch hat, d.h. die alte, sündige Natur (V. 17).
- Zweitens, dass in ihr nichts Gutes wohnt: «Denn ich weiss, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt» (V. 18).
- Drittens entdeckt sie, dass sie sich selbst nicht befreien kann, sondern dazu jemand nötig hat: «Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?» (V. 24).
6.22 Der Mensch, der in Römer 7 immer von sich spricht, hat nun verstanden, dass er sich nicht selbst aus dem Morast der Sünde herausziehen kann. Woher kommt ihm die Hilfe?
Gegen Ende von Kapitel 7 gibt die Person es auf, in sich selbst Hilfe zu suchen, und beginnt, Hilfe von aussen zu erwarten. Es heisst nicht: «Wie werde ich mich retten», sondern: «Wer wird mich retten?» Die Hilfe kommt von Christus! (Röm 7,24.25a).
6.23 Was ist die Schlussfolgerung aus Römer 7?
Eine zweifache. Erstens hat die Person durch Erfahrungen gelernt, dass sie nichts Gutes aus sich selbst tun kann. Es ist nichts Gutes in ihrem Fleisch (Röm 7,18). Zweitens erkennt sie, dass es zwei Naturen gibt: Die alte, böse und unverbesserliche Natur und die neue, göttliche Natur. Diese sind einander entgegengesetzt (Gal 5,17). Schliesslich dankt sie Gott (Röm 7,25), weil sie erkennt, dass alles, was zu tun nötig war, schon durch den Herrn Jesus Christus getan worden ist. (Anfang von Vers 25 und Kapitel 8,1).
Das vollständige Ergebnis ist dann in Römer 8,1–11 erreicht (siehe Punkt 6.24 bis 6.31).
6.24 Kann ein Glaubender je von Gott verdammt werden?
Nein, weil der Glaubende jetzt «in Christus» ist (Röm 8,1). Wenn jemand den Glaubenden verdammen will, müsste er Christus verdammen, der zur Rechten Gottes verherrlicht ist – unmöglich!
6.25 Was bedeutet «das Gesetz des Geistes des Lebens» und «das Gesetz der Sünde und des Todes»?
Das Wort «Gesetz» (Röm 8,2) kann auch Prinzip oder Gesetzmässigkeit bedeuten. Wenn ein Stein zu Boden fällt,gehorcht er einem Naturgesetz. Das Gesetz des Geistes ist auch ein Prinzip, nämlich dass der Heilige Geist uns leitet und uns mit Christus beschäftigt. Das Gesetz der Sünde stellt das Prinzip des Widerstands gegen Gott dar. Dieses führt zum Tod. Wenn der Glaubende Christus vertraut, und glaubt, dass sein Werk genügt und dass es keine Verdammnis gibt für die, die in Christus Jesus sind, d.h. wenn er dem «Evangelium seines Heils» glaubt (Eph 1,13), dann kann der Geist Gottes frei in ihm wirken.
6.26 Worin besteht Gottes Lösung für die Sünde?
Gott vergibt Sünden, d.h. die Taten, aber die Sünde kann nur verurteilt werden (Röm 8,3). Es gibt keinen anderen Weg, der der Heiligkeit Gottes entspricht, als die Sünde zu verurteilen. Das hat Er an Christus am Kreuz von Golgatha getan. Das Gesetz konnte nichts gegen die Sünde bewirken, weil es «durch das Fleisch kraftlos war», d.h. der Mensch war nicht fähig, es zu halten.
6.27 Bedeutet dies, dass Glaubende dauernd Dinge tun, die unter dem Gesetz verboten waren?
Nein. Die gerechten Forderungen des Gesetzes sind im Glaubenden erfüllt (Röm 8,4). Aber der Grund liegt nicht etwa darin, dass sie versuchen, das Gesetz zu halten. Es liegt vielmehr daran, dass sie durch den Geist leben. Daraus ergibt sich eine Lebensführung nach Gottes Gedanken und Willen, in der das Böse verabscheut wird.
6.28 Wie kann man praktisch «nach dem Geist wandeln»?
Der Geist beschäftigt den Glaubenden mit Christus (Joh 14,26; 16,13.14). Das erfüllt ihn mit Freude und dem Wunsch, Christus ähnlicher zu werden. Dadurch, dass wir Christus nachahmen, werden die Forderungen des Gesetzes gewissermassen von selbst erfüllt.
Ein Beispiel kann das verdeutlichen. Das Gesetz sagt: «Du sollst nicht stehlen.» Ein Glaubender ist nicht unter Gesetz, aber der Geist beschäftigt ihn mit Christus. Christus war reich und wurde arm. Er sagte, dass Geben gesegneter ist als Nehmen. Der Glaubende möchte nun anderen Gutes tun, weil er lernt, Christus zu lieben und nachzuahmen. Wie könnte er da stehlen (Eph 4,28)?
Es ist einleuchtend, dass diese Art des Verhaltens für jeden angebracht ist, der den Herrn liebt. Es ist ihm nicht freigestellt, sondern die Liebe verpflichtet ihn dazu. Wenn wir den Herrn lieben, dann sollten wir immer so handeln. Darum betont der Apostel Johannes, dass die Liebe zu Gott und seinen Kindern und das Halten seiner Gebote zusammengehören (1. Joh 2,3; 3,22–24; 5,2.3). Wenn wir eine Person lieben, wird ihr bescheidener Wunsch für uns Befehl sein.
6.29 Wandelt ein Glaubender immer durch den Geist?
Es wäre normal, wenn er es tun würde, aber leider ist es nicht immer der Fall, wie wir aus Erfahrung wissen. Ein Glaubender wird grundsätzlich durch den Geist geleitet, aber es ist möglich, dass er Ihn betrübt (Eph 4,30). Das geschieht jedes Mal, wenn ein Glaubender sündigt, weil er Christus nicht vor Augen hat, also nicht in Gemeinschaft mit Ihm lebt.
6.30 Wie können wir durch den Geist leben?
Indem wir einfach alles aus unserem Leben entfernen, was Ihn betrübt. Wenn böse Gedanken aufkommen, musst du diese vor dem Herrn bekennen. Dasselbe gilt, wenn du ein böses Wort sagst. Warte nicht. Halte den Kontakt zu Gott aufrecht. Wenn wir das tun, kann der Geist uns wieder uneingeschränkt mit Christus beschäftigen und uns «leiten» (Röm 8,14). Dann werden wir «die Handlungen des Leibes töten» (Röm 8,13) und durch den Geist wandeln.
6.31 Wie hilft uns Gott, im Geist zu wandeln?
Gott hat seinen Geist gesandt, damit Er in uns wohnt (Röm 8,10.11). Er wohnt jetzt in jedem Glaubenden (siehe auch 1. Kor 6,19), beschäftigt uns mit Christus (Joh 16,14) und gibt uns die Gewissheit, dass Gott unser Vater ist (Röm 8,15.16). Das ist völlige Errettung: Gerecht gesprochen von den Sünden, befreit von der Macht der Sünde und Gott – durch den Heiligen Geist – als einen liebenden Vater kennen!
6.32 Warum leiden noch viele Glaubende in ihrem Körper, und warum sterben sie noch, wenn unsere Errettung doch vollkommen ist? Ist der Körper nicht in unsere Errettung eingeschlossen?
Glaubende leiden noch, weil ihr Körper noch Teil der ersten Schöpfung ist. Paulus erklärt dies im nächsten Abschnitt (Röm 8,18–29). Durch den Menschen kam die Sünde in die Welt. Als Ergebnis «seufzt die ganze Schöpfung». Doch dieses Problem wird auch gelöst werden. Wir warten auf «die Erlösung unseres Leibes» (V. 23). Wenn Christus kommen wird, werden wir einen neuen Körper bekommen. Bis dahin haben wir diese «Hoffnung» und den Geist, der uns in unseren Schwachheiten hilft (V. 26). Vergleiche Punkt 2.11.
6.33 Hat Gott jemanden zur Verdammnis zuvor bestimmt?
Nein. Die Bibel sagt das mit keinem Wort. Gott will, dass alle Menschen errettet werden (Tit 2,11; 1. Tim 2,4; 2. Pet 3,9). Ausserdem gebietet Gott «jetzt den Menschen, dass sie alle überall Busse tun sollen» (Apg 17,30). In Römer 9,18 heisst es, dass Gott verhärtet, wen Er will, aber erst, nachdem der Mensch sich selbst verhärtet hat, wie das Beispiel Pharaos zeigt (V. 14–17). In Römer 9,22.23 wird sehr sorgfältig erklärt, dass Er die Gefässe der Begnadigung zur Herrlichkeit bereitet hat, die Gefässe des Zorns aber zum Verderben zubereitet sind (nicht etwa, dass Gott das getan hat, sondern sie selbst). Das wunderbare Evangelium der Errettung steht allen offen!
6.34 Was sind die grössten Probleme der Menschheit, und wie sieht die Lösung aus?
Drei grosse Probleme quälen die Menschheit:
- Die Sünden = sündige Handlungen in Gedanken, Worten und Taten
- Die Sünde = das Prinzip des Bösen, die Quelle der bösen Tatsünden
- Körperliche Leiden
- Das erste Problem wurde dadurch gelöst, dass Christus «für uns», die Glaubenden gestorben ist (Röm 3–5,11).
- Das zweite Problem wird dadurch gelöst, dass wir «mit Christus» gestorben sind (Röm 5,12–6).
- Das dritte Problem wird gelöst werden, wenn Christus wiederkommt und unser hinfälliger Körper verwandelt wird (Röm 8).
In jedem Fall haben wir alles Christus zu verdanken!