Vorträge von H.L.Heijkoop 1968-1973 (Zukunft/Versammlung)
Was sagt die Bibel über die Versammlung? (1)
Matthäus 16,13–20
Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Wer sagen die Menschen, dass ich, der Sohn des Menschen, sei? Sie aber sagten: Etliche: Johannes der Täufer; andere aber: Elias, und andere wieder: Jeremias, oder einer der Propheten. Er spricht zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, dass ich sei? Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus; und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen. Und ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was irgend du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was irgend du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein. Dann gebot er seinen Jüngern, dass sie niemand sagten, dass er der Christus sei.
Matthäus 18,15–20
Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, so gehe hin, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen. Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweier oder dreier Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde. Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein. Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, um welche sie auch bitten mögen, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.
Diese beiden Abschnitte sind die einzigen Stellen in den vier Evangelien, in denen das Wort „Versammlung“ vorkommt. Es ist das griechische ekklesia, das manche auch mit „Gemeinde“ übersetzen und das in der englischen King-James-Übersetzung sogar mit „Kirche“ wiedergegeben ist. In Anlehnung an die Elberfelder Übersetzung sage ich „Versammlung“, weil dies unbestritten die beste Übersetzung ist, die es gibt. Das Wort „Kirche“ ist in diesem Fall falsch; es ist entstanden aus dem griechischen Wort kyriake, das niemals in Verbindung mit der Versammlung erscheint, sondern nur in 1. Korinther 11, wo vom Abendmahl die Rede ist, und in Offenbarung 1 in Verbindung mit dem Tag des Herrn. In die englische Übersetzung wurde es vor 360 Jahren auf das ausdrückliche Gebot des Königs aufgenommen, obwohl die Übersetzer sich dagegen sträubten.
Ich sage dies nur, damit jeder weiß, was ich meine, wenn ich von der „Versammlung“ spreche. Ich könnte auch „Gemeinde“ sagen. Es ist eigentlich nicht wichtig, welches Wort man gebraucht, wenn man ihm nur die Bedeutung gibt, die Gottes Wort ihm – dem griechischen ekklesia – beilegt.
Wenn das Wort „Versammlung“ in den Evangelien nur in Matthäus erscheint, muss das wohl eine besondere Bedeutung haben, besonders auch deswegen, weil nicht ein Prophet, sondern der Herr Jesus Selbst, der Sohn Gottes, es gebraucht. Wir haben an den vorhergehenden Abenden über viele Weissagungen und neue Offenbarungen aus verschiedenen Büchern der Bibel gesprochen. Aber immer wurden sie durch Menschen bekanntgegeben. Zwar waren es Seine Diener, wie Hebräer 1,1 sagt, dass Gott „ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten“. Da aber hier nicht ein Prophet, sondern der Sohn Gottes Selbst diese Wahrheit offenbart und darüber zu uns spricht, und zwar nur an diesen beiden Stellen, muss sie wohl eine besondere Bedeutung haben, und es ist wichtig, diese Stellen gut zu untersuchen und zu sehen, was der Herr hier wirklich sagt.
Es ist immer wichtig, die Stelle, wo in Gottes Wort eine Wahrheit zum ersten Mal mitgeteilt wird, gut zu untersuchen; denn stets werden gleich beim ersten Mal wichtige Prinzipien, die Kennzeichen dieser Wahrheit, bekannt gemacht. Und hier, wo der Herr Jesus Selbst spricht, ist das natürlich ganz besonders der Fall.
Wenn wir den Charakter der vier Evangelien kennen, ist uns auch klar, warum nur bei Matthäus darüber gesprochen wird. Matthäus stellt uns den Herrn Jesus als den König Israels vor, und das Matthäusevangelium ist wirklich das Bindeglied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Im Alten Testament finden wir ja die Geschichte Israels, des irdischen Volkes Gottes. Sie beginnt schon in Kapitel 11 des 1. Buches Mose und geht bis zum Ende des Alten Testaments. Das Evangelium nach Matthäus bildet dann den Übergang zu dem Neuen, das der Herr Jesus hier die Versammlung nennt, deren Geschichte im Neuen Testament beschrieben wird. Wenn dort vielleicht auch noch einige Stellen mit der Vergangenheit und Zukunft von Israel in Verbindung stehen – die große Linie, das große Thema des Neuen Testaments ist doch nicht das irdische Volk, Israel, sondern das, was „die Versammlung des lebendigen Gottes“ genannt wird, von der der Herr Jesus sagt: „meine Versammlung“.
Matthäus ist also das Bindeglied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament; denn dort wird der Herr Jesus als der Messias, der König Israels, eingeführt. Gleich zu Anfang, in Seinem Geschlechtsregister, -wird schon gesagt, dass Er der Sohn Davids, des Königs, und der Sohn Abrahams ist. Und dann sehen wir die Weisen aus dem Osten kommen, um Ihn als den neugeborenen König der Juden anzubeten. Gleich darauf tritt dann Johannes der Täufer auf und sagt: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel (eine bessere Übersetzung ist: Königreich der Himmel) ist nahe gekommen“ (Mt 3,2). Dieselben Worte gebraucht der Herr Jesus Selbst, sobald Er anfängt zu predigen: „Tut Buße; denn das Königreich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Mt 4,17)
Es stellt sich aber heraus, dass das Volk Israel Ihn nicht als seinen König annimmt. Wenn dem Herrn auch große Volksmengen zuströmen (Mt 4,25), dann wird es doch klar, dass sie Ihm nur folgen, wie der Herr Selbst sagt, weil sie von den Broten gegessen haben (Joh 6,26) oder wie Johannes schreibt: Sie glaubten an Seinen Namen, weil sie die Zeichen sahen, die Er tat. (Joh 2,23)
In Matthäus 5,6.7 gibt der Herr dann den Charakter Seines Reiches, des Königreichs der Himmel, bekannt. Er macht ihnen klar, dass Er nicht gekommen ist, um sie als ihr König von der Herrschaft der Römer zu befreien, alle Feinde zu vernichten und Israel zur führenden Nation der Welt zu machen, so dass sie alle reich und berühmt würden. Er sagt ihnen vielmehr, welchen Charakter jeder haben muss, der in das Reich eingehen will: Selig oder glückselig sind die Barmherzigen, glückselig sind die Friedensstifter, glückselig, die leiden um der Gerechtigkeit willen, glückselig die, die leiden um meines Namens willen. Er gibt also an, dass in einer Welt, in der der Christus verworfen ist und gehasst wird, wo Satan Fürst (Joh 12,31) und auch Gott ist (2. Kor 4,4), jeder, der mit Christus verbunden ist, leiden und in diesem Leiden, in dieser Verwerfung den Charakter des Herrn offenbaren muss. Diese Gesinnung wird in Matthäus 5 – 7 beschrieben.
Aber dann stellt sich heraus (Kapitel 8–12), dass das Volk nicht gewillt ist, das zu tun. Sie würden Ihn als König annehmen, wenn Er täte, was sie wollten, d. h. wenn Er die Führung ergriffe, um die Römer zu verjagen und die Juden zur führenden Nation der Welt zu machen. Diesen Weg einer moralischen Veränderung jedoch, wobei sie sich zu Gott be-
Reich in Kraft zu errichten und dann durch Sein Wort allein Seine Feinde zu vernichten: ganz Westeuropa, den König des Nordens, d. h. Kleinasiens, und dann auch ganz Russland. In Johannes 18 lesen wir bei der Gefangennahme des Herrn Jesus, dass Er ihnen entgegenging – einer Schar von 600 römischen Soldaten mit Dienern und Sklaven der Priester, also etwa tausend Mann – und sie fragte: Wen sucht ihr? Auf ihre Antwort: „Jesus von Nazareth“, brauchte Er nur zu sagen: „Ich bin's“ (Vers 5), und sie wichen alle zurück und fielen zu Boden. Die Worte „Ich bin“ sind ja die Übersetzung Seines alttestamentlichen Namen Jehova, und allein die Nennung Seines Namens genügte, sie zu Boden fallen zu lassen.
So hätte der Herr auch jetzt handeln können. Aber wir kennen Seine wunderbare Gnade. Wenn Er damals Sein Reich in Macht errichtet hätte, dann wäre das geschehen, was nun noch zukünftig ist. Wenn Er kommt, um das tausendjährige Reich zu errichten, wird Er Seine Feinde vernichten, die Anführer werden lebendig in die Hölle geworfen werden, und auch die ganzen Armeen werden dort ihr Ende finden, weil sie alle ihn verworfen haben.
2. Petrus 3,9 sagt uns, dass das nicht der Wille Gottes ist. Auch in 1. Timotheus 2, 4–6 lesen wir, dass unser Heiland-Gott will, „dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn Gott ist einer, und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab zum Lösegeld für alle.“ Das war es, was im Herzen Gottes und im Herzen Seines Sohnes, des Herrn Jesus, lebte. Er hätte Sein Reich in Macht errichten können, das aber hätte das Gericht über die Welt bedeutet, und keiner hätte errettet werden können. Alle Menschen von Anfang an wären auf ewig in der Hölle gewesen. Aber Gott wollte das nicht. Gott ist Liebe, und Er möchte, dass jeder errettet wird und zur Erkenntnis der Wahrheit kommt. So nahm der Herr Jesus Seine Verwerfung aus den Händen der Menschen an. Er ließ Sich gefangen nehmen und ans Kreuz nageln, ja, was ihre Verantwortlichkeit betrifft, ermorden, weil auf diese Weise die Ratschlüsse Gottes in Gnade erfüllt werden konnten. Gott konnte jetzt sagen, dass jeder, der an den Herrn Jesus glauben würde, das ewige Leben empfinge. Und wir, die im Glauben den Herrn Jesus angenommen haben, dürfen von Ihm bekennen: „ ... welcher selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze getragen hat“ (1. Pet 2,24) und wissen: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christo Jesu sind“ (Rö 8,1).
Wir sehen, was das Verhalten der Menschen zur Folge hatte. Es handelte sich nun um ein Reich, das sich praktisch über die ganze Erde ausdehnen, dessen König jedoch im Himmel sein würde, weil man Ihn auf Erden nicht anerkannte. In Matthäus 13 zeigt der Herr Jesus Selbst uns in sieben Gleichnissen, welchen Charakter dieses Reich haben würde. Zu gleicher Zeit lässt Er erkennen, dass noch etwas Neues entstehen würde. In diesem Reich, das schon im Alten Testament angekündigt worden war, sollte etwas verborgen sein, dem der Herr Sein ganzes Herz zuwenden würde. In Mt 13 spricht Er in zwei Gleichnissen über diesen besonderen Schatz für Sein Herz und sagt dann in Vers 44: „Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, welchen ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker“. Im Reich der Himmel sollte also ein Schatz verborgen sein, der so viel Wert für den Herrn Jesus haben würde, dass Er den Acker kauft, um diesen Schatz zu besitzen.
Dann Vers 45: „Wiederum ist das Reich der Himmel gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen sucht; als er aber eine sehr kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“. Da sehen wir das gleiche. Er findet eine sehr kostbare Perle, eine Perle, die so schön ist, dass Er willig ist, alles zu verkaufen, was Er hat, um sie zu besitzen. Im Reich der Himmel würde etwas für den Herrn besonders Wertvolles sein, was hier nur mit diesen zwei allgemeinen Namen: „ein Schatz“ und „eine sehr kostbare Perle“ angedeutet wird.
Nachdem es dann in Kapitel 14 vollkommen klar wird, dass der Herr verworfen ist – man ermordet Seinen großen Vorläufer, Johannes den Täufer (Vers 10), und Kapitel 15 sowie der Anfang von Kapitel 16 bestätigen Seine Verwerfung –, dann offenbart der Herr in Kapitel 16,13–20, was der Schatz ist. Lasst uns sehen, was diese Perle von großem Wert für Ihn bedeutet, das Neue, was Er bringen wird, was Er, der Sohn Gottes, offenbart.
Schon der Zusammenhang lässt erkennen, dass es eine besondere Offenbarung sein muss. Wo ist der Herr Jesus, als Er dies spricht? „Als aber Jesus in die Gegenden von Cäsarea Philippi gekommen war.“ Er hat diese Worte nicht in Jerusalem gesprochen, auch nicht in Kapernaum, sondern bei dieser Stadt Cäsarea Philippi, d. h. einer neuen Stadt, die durch Herodes gebaut war und durch ihn ihren Namen erhalten hatte: Cäsarea nach dem Namen des römischen Kaisers und Philippi nach seinem eigenen Namen Philippus. Der Name dieser Stadt sprach also von der Fremdherrschaft im Lande Gottes; denn das Land Kanaan wird ja das Land Gottes genannt. In 3. Mose 25,23 sagt Gott ausdrücklich: „Mein ist das Land; denn Fremdlinge und Beisassen seid ihr bei mir.“
In diesem Land, das das Land Gottes ist und wo Jehova immer geherrscht hat – Sein Thron hat in Jerusalem gestanden, wie wir in 1. Chronika 29,23 lesen – gibt es eine Stadt, die ganz klar ausdrückt, dass die Römer über dieses Land regieren und dass ein idumäischer König da ist. Und in dieser Umgebung spricht der Herr über diese Dinge.
Zuerst fragt Er, was die Menschen von Ihm sagen. „Wer sagen die Menschen, dass ich, der Sohn des Menschen, sei?“ Es interessiert Ihn nicht, zu hören, was die Priester und Hohenpriester von Ihm sagten. Er wusste ja, dass sie glaubten, Er handele in der Kraft des Teufels. Er fragt vielmehr, was das Volk von Ihm sage. Und Er war hier in Galiläa, wo die Menschen Ihm folgten; und Er fragt: Wer sagen diese Menschen, dass ich sei, diese Menschen, die mir folgen und an mich glauben, weil sie meine Zeichen sehen?
Dann lesen Wir: „Sie sagten aber: Etliche: Johannes der Täufer; andere aber: Elias; und andere wieder: Jeremias, oder einer der Propheten“ (Vers 14). Nun, das waren keine schlechten Ansichten. Der Herr Jesus Selber hatte gesagt, dass Johannes der Täufer der Größte war, der je von Frauen geboren wurde. Jeremia war für die Juden der größte der Propheten, die Schriften geschrieben hatten. Dann haben wir Elia, der wirklich ein großer Prophet war. Ihr Urteil war also wirklich günstig. Aber bewiesen sie nicht gerade dadurch, dass sie den Herrn Jesus nicht kannten und Ihn nicht angenommen hatten als Den, der Er wirklich war: der Sohn Gottes, der König Israels?
So gibt es auch jetzt Hunderttausende von Menschen, die den Herrn Jesus anerkennen und sagen: Er ist ein großer Lehrer, ein edler Mensch; niemals hat ein Mensch so gut gelebt wie Er, aber gerade damit zeigen sie, dass sie nicht an ihn glauben. Und das Resultat lesen wir in Johannes 2,24–25: „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an;... denn er selbst wusste, was in dem Menschen war.“ Jeder, der so über den Herrn Jesus urteilt und Ihn nicht in seinem Herzen annimmt als den, der Er wirklich ist, als Christus, den Sohn Gottes, wird ewig verloren gehen, ewig in der Hölle sein.
Wenn nun also klar ist, dass selbst die Menschen, die Ihm folgen, Ihn nicht annehmen als Den, der Er in Sich Selbst ist, der König Israels – und von dem König Israels sagt Psalm 2, dass Er der Sohn Gottes ist – dann fragt der Herr Jesus Seine Jünger: „Ihr aber, wer saget ihr, dass ich sei?“ Und was wird Er von ihnen hören? „Simon Petrus aber antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Wunderbare Antwort: Du bist der Christus! Das heißt also zunächst: Du bist der König Israels. Christus ist der griechische Ausdruck für das hebräische Wort Messias, und beide bedeuten: „der Gesalbte“. Das heißt: Du bist der König, den Gott Israel gegeben hat. Das war echter Glaube an Seine Person und unter diesen Umständen wirklich ein wunderbares Bekenntnis. Jeder Israelit hätte es ablegen sollen. Wenn der Herr Jesus einst vom Himmel kommen und in Jerusalem Seinen Einzug halten wird, wird dies auch das Bekenntnis des gläubigen Überrestes sein. Psalm 118,26 weist bereits darauf hin: „Gesegnet, der da kommt im Namen Jehovas!“
Aber Petrus sagt nicht nur das. Er fügt etwas ganz Neues hinzu: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dieser letzte Ausdruck geht weit über das hinaus, was wir im Alten Testament finden. Psalm 2 sagt: „Du bist mein Sohn. Heute habe ich dich gezeugt.“ Also auch als König Israels ist der Herr Jesus der Sohn Gottes. Das gleiche finden wir in Lukas 1,35, wo zu Maria gesagt wird, wie der Herr Jesus geboren werden sollte. „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, der Sohn Gottes genannt werden.“
Diese beiden Stellen beziehen sich auf den Herrn Jesus als Mensch auf Erden; denn auch als Mensch auf Erden war Er der Sohn Gottes. Er war auch Gott der Sohn, aber das ist hier nicht gemeint. Auch Psalm 2 will uns nicht sagen, dass der Herr Jesus der ewige Gott ist. In den Worten: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt!“ sehen wir den Menschen Christus Jesus, der auch Gottes Sohn war. Der Engel hatte zu Maria gesagt: „Die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten“, und weil Er durch den Heiligen Geist geboren war, war Er auch als Mensch der Sohn Gottes, wie es von keinem von uns gesagt werden kann. Galater 4,4 sagt: Er ist „geboren von einem Weibe“, und das ist wahr. Wenn Er auch wahrhaftig Mensch war, mehr als Adam, der nicht aus einer Frau geboren wurde, so war Sein Vater doch Gott. Der Heilige Geist hatte Maria überschattet. Er war durch Gott gezeugt, so wie wir in Hebräer 10,5 lesen: „ …einen Leib aber hast du mir bereitet“. Er war wirklich Mensch, aber ohne unsere sündige Natur. Auch als Mensch war Er der Sohn Gottes.
Das Bekenntnis des Petrus geht jedoch viel weiter. Er sagt nicht: Du bist der auf Erden geborene Sohn Gottes, sondern: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Petrus bekennt hier von dem Herrn Jesus, dass Er der Sohn Dessen ist, der das Leben Selbst, die Quelle des Lebens, ist. Damit sagt er zugleich, dass der Herr Jesus Selbst die Quelle des Lebens ist, das Leben. „Du bist... der Sohn des lebendigen Gottes.“ Das ist dasselbe, was wir in Johannes 1,4 lesen: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Er ist das Leben, wie auch in 1. Johannes 5,20 gesagt wird: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen kennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
Das alles ist in dem Ausspruch: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ eingeschlossen. Wunderbare Worte! Petrus anerkennt den Herrn Jesus hier als Gott, den Sohn, der von Ewigkeit ist, nicht nur als Menschen, wie es der Messias ist. Ja, der Herr war Mensch, aber auch von Ewigkeit her der Sohn Gottes. Diese Wahrheit war im Alten Testament noch nicht offenbart worden, wenn Er auch „Vater der Ewigkeit“ genannt wird (Jes 9,6).
Dieses Bekenntnis des Petrus nimmt der Herr als Anlass, um uns zu offenbaren, was Er in Kapitel 13 bereits angedeutet hatte, nämlich was dieser Schatz im Acker, diese Perle von großem Wert ist; denn dieses Neue, das weit über das hinausgeht, was Israel empfangen hatte, steht in Verbindung mit der Wahrheit, dass der Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist. „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus; und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“ „Du bist Petrus“, (griechisch petros) und dann: „auf diesen Felsen“ (griechisch petra) „will ich meine Versammlung bauen.“ Der Herr sagt zu Petrus: Du bist petros, d.h. ein Stück eines Felsens, nicht der Felsen selbst. Petros bedeutet, wie auch aus anderen Stellen hervorgeht, „Stein“, ein kleineres oder größeres Stück von einem Felsen. Der Herr sagt: „Auf diesen Felsen“ – von dem du nur ein Stück bist – „werde ich meine Versammlung bauen“.
Petrus bezieht sich später auf diese Wahrheit, wenn er in 1. Petrus 2,4–5 sagt, dass wir als lebendige Steine zu Christus, dem lebendigen Stein, kommen und auf Ihm aufgebaut werden zu einem geistlichen Haus. Aber bleiben wir jetzt bei der Wahrheit von der Versammlung, wie der Herr sie uns in Matthäus 16 und 18 vorstellt.
Wie ich schon sagte, gebraucht der Herr hier das Wort ekklesia, Versammlung. Ekklesia bedeutet „Herausgerufene“. Die Bedeutung des Wortes „Versammlung“ oder „Kirche“ ist heute eine andere als damals. Keiner würde heute darunter die Männer einer bestimmten Stadt verstehen. Aber damals war es ein geläufiger Ausdruck. Wie wir gesehen haben, befand der Herr Jesus Sich in den Gegenden von Cäsarea Philippi, als Er dies sprach, d. i. in Galiläa, im Lande Israel. Aber diese Stadt trug den Namen fremder Menschen, und nach Gottes Wort haben wir hier die zwei Gruppen, in welche die Menschheit damals aufgegliedert war.
Aus Gottes Wort erfahren wir, dass Gott die Menschheit während der ersten 2000 Jahre als eine große Einheit sah. Er wollte sie rufen und ihnen Gnade beweisen. So war es etwa bis zu der Zeit, als Abraham geboren wurde. – Nachdem sich gezeigt hatte, dass die Menschen Ihn verworfen und sich Götter nach ihrem eigenen Geschmack gemacht hatten, nahm Gott einen Mann aus ihrer Mitte und machte ihn zum Vater eines neuen Volkes, das in besonderer Weise mit Ihm verbunden war. Abraham musste sein Land, seine Verwandtschaft und seines Vaters Haus verlassen, um nur für Gott da zu sein. Von diesem Augenblick an sah Gott die Menschen nicht mehr als Einheit. Es gab jetzt das Volk Israel, dessen Stammvater Abraham war, und daneben die anderen, die Welt, die in den Tagen des Herrn Jesus „die Griechen“ genannt wurden, weil das Griechische damals die Weltsprache war, die Sprache der ganzen kultivierten Welt. In diesem Augenblick also, als der Herr Jesus diese Worte über die Versammlung sprach, unterschied man zwei Gruppen Menschen: Juden und Griechen, und beide kannten das Wort ekklesia.
In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, die etwa 200 Jahre vor der Geburt Christi in Ägypten entstand, wird das Wort ekklesia gebraucht, wenn die ganze Versammlung Israels gemeint ist. So finden wir es auch in Apostelgeschichte 7, wo Stephanus die Geschichte des Volkes Israel entwickelt. Er spricht von der „Versammlung“ (ekklesia) in der Wüste (Vers 38). Es war ein Ausdruck, den in jeder Stadt jeder Mensch, auch ein Grieche, kannte; man verstand darunter die Bürger einer bestimmten Stadt, die Männer, die dort Bürgerrecht und dadurch Stimmrecht und Verantwortlichkeit besaßen. In dieser Bedeutung wird es auch in Gottes Wort gebraucht. In Apostelgeschichte 19,41 lesen wir, dass der Stadtschreiber die Männer von Ephesus nach Hause gehen lässt. „Er entließ die Versammlung“ heißt es, die ekklesia.
Der Herr benutzt also ein Wort, das überall bekannt war. Er übernimmt das Bild und sagt gleichsam: Die Griechen haben ihre Versammlung, die Juden haben ihre Versammlung und ich will auch meine Versammlung haben. Das sagt Er in Verbindung mit dem, was Petrus von Ihm bekannt hat: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. „Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“
Die Einteilung der Menschen in Gruppen, von der ich eben sprach, finden wir in 1. Korinther 10,32 bestätigt: „Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen, und der Versammlung Gottes.“ Die erste Ankündigung dieser Dreiteilung finden wir also in Matthäus 16. Es gab Griechen und es gab Juden, wie wir gesehen haben, und hier sagt der Herr: Jetzt kommt ein Drittes, die Versammlung Gottes, „meine Versammlung“. Wenn die Welt mich verworfen hat (das war schon 2000 Jahre vorher geschehen, als sie sich zu den Götzen wandten), wenn das Volk Israel mich verwirft (das war jetzt klar geworden), dann will ich doch meine Versammlung haben. Wenn die Versammlungen der Griechen nicht von mir sind – denn Satan ist der Fürst dieser Welt – wenn die Versammlung Israels nicht meine Versammlung ist, denn sie haben mich verworfen – ich werde meine Versammlung haben, auch wenn ich verworfen bin. Aber es wird eine Versammlung sein, die nicht mit mir als König Israels in Verbindung steht, sondern die mich als den Sohn des lebendigen Gottes anerkennt, als Gott den Sohn von Ewigkeit.
Das zeigt uns, welchen Charakter Sein Verhältnis zur Versammlung hat. Israel war Sein irdisches Volk; denn Er ist der König Israels als Mensch auf dieser Erde. Selbst wenn Er als solcher der Sohn Gottes genannt wird, steht das mit dieser Erde in Verbindung; denn „du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“. Erst als auf Erden Geborener – und zwar als aus dem Heiligen Geist – war Er als König Israels der Sohn Gottes, so dass Er nur als Mensch auf Erden in dieser Beziehung zu Israel stand. Aber hier sagt der Herr Jesus, dass die Versammlung mit Ihm als dem Sohn des lebendigen Gottes verbunden ist, und das ist Er nicht erst geworden, als Er auf die Erde kam. Das war Er in aller Ewigkeit. Der ewige Gott ist von Ewigkeit, Er ist der lebendige Gott von Ewigkeit. Er ist Gott der Sohn, die Quelle des Lebens. Und die Versammlung steht mit Ihm als solchem in Verbindung.
Wenn wir das Evangelium nach Johannes lesen – auch andere Teile des Wortes Gottes, aber ich möchte mich hierauf beschränken – sehen wir, dass das notwendig war. Wir hörten schon aus dem Johannesevangelium, dass, wer an den Sohn glaubt, ewiges Leben hat. Das bedeutet, dass er Christus als sein Leben hat, und in 1. Johannes 5,20 lesen wir, dass Er der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist. Wer also ewiges Leben empfängt, hat Ihn Selbst als Sein Leben. Und Kolosser 3,3–4 sagt von den Gläubigen: „ …euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ und „…der Christus, unser Leben …“
Aber auf welche Weise ist Christus das ewige Leben? Wurde Er das ewige Leben, als Er hier auf Erden geboren wurde oder nachdem Er das Werk auf dem Kreuz vollbracht hatte und aus den Toten auferstanden war? Nein, denn „ewiges Leben“ bedeutet nicht nur, dass es ohne Ende ist, sondern auch, dass es keinen Anfang hat. Wenn etwas einen Anfang hat, ist es nicht ewig. Was „ewig“ ist, darf weder Anfang noch Ende haben. Wenn wir also ewiges Leben empfangen – und Gottes Wort sagt, dass vom Pfingsttage bis zur Entrückung der Versammlung jeder, der an Ihn glaubt, ewiges Leben hat – ist dieses unser Leben ohne Anfang und ohne Ende. Daraus wird wiederum deutlich, dass dieses Leben nur das Leben Gottes, des Sohnes Gottes Selbst Sein kann; denn alles außer Gott hat einen Anfang. Johannes 1, 3 sagt, dass alles, was ist, durch Ihn geworden ist, so dass außer dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist alles einen Anfang gehabt hat. Wenn wir also ewiges Leben empfangen, dann muss es das Leben Gottes Selbst sein, das Leben des Vaters und des Sohnes.
Gottes Wort sagt wirklich, dass wir, die in dieser Zeit an den Herrn Jesus glauben, dieses Leben empfangen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Und: „Er (Christus) ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,20). Wir empfangen Ihn als unser Leben. Ich wiederhole: In Kolosser 3,4 wird ausdrücklich gesagt, dass Christus unser Leben ist, so dass das neue Leben, das wir empfangen haben, göttliches Leben ist. 2. Petrus 1,4 sagt ebenfalls, dass wir die göttliche Natur empfangen haben, als wir wiedergeboren wurden.
Dann hat also jeder, der zu dieser Versammlung gehört, den Herrn Jesus als sein Leben empfangen, den Herrn Jesus als den ewigen Sohn Gottes, nicht nur als den Menschen Christus Jesus. – Ja, der ewige Sohn Gottes ist Mensch geworden, aber dieser Mensch ist der ewige Gott, und der Gläubige hat Ihn, den ewigen Gott, als sein Leben empfangen. 1. Johannes 1,1–2 sagt das ausdrücklich: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens; (und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns offenbart worden ist)“.
Wir hören also aus Gottes Wort, dass das ewige Leben bei dem Vater war, bevor der Herr Jesus als Mensch auf die Erde kam, aber dann hier auf Erden durch ihn offenbart wurde, so dass ein Gläubiger in dem Augenblick das ewige Leben empfängt, wo er den Herrn Jesus und Sein Werk annimmt, und es ist Leben, das von Ewigkeit existiert: der Herr Jesus Selbst.
Wenn das der Charakter der Gläubigen unserer Zeit ist, die zusammen diese Versammlung bilden, können sie unmöglich mit Ihm als Menschen auf Erden in Verbindung stehen. Mit dem Sohn von Ewigkeit, mit Gott dem Sohn, der von aller Ewigkeit ist, sind sie einsgemacht. Das ist es, was der Herr Jesus hier sagt: „Auf diesen Felsen“ – Christus, den Sohn des lebendigen Gottes – „werde ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht Überwältigen.“
Wir wissen, der Hades ist der Ort, wohin die Ungläubigen gehen, wenn sie sterben. In einigen neuen Übersetzungen, auch der neuen holländischen, wird es „das Totenreich“ genannt. Aber das griechische Wort ist Hades und bedeutet „das Unsichtbare“. Es ist der Ort, wo sich nach Lukas 16 der reiche Mann befand, nachdem er gestorben war. Auch das Alte Testament gebraucht diesen Ausdruck; er lautet auf Hebräisch Scheol.
Hier spricht der Herr Jesus also über die Macht des Todes, „des Hades Pforten“. In der Bildersprache des Wortes Gottes sind die Pforten die Befestigungen einer Stadt, das, was die Stärke und Macht der Stadt ausmacht. Und so sagt der Herr Jesus uns, dass des Hades Pforten – d. i. die ganze Macht des Todes – die Versammlung, die Er bauen würde, nicht überwältigen können. In Hebräer 2,14 lesen wir, dass Satan die Macht des Todes hat. Er hatte die Macht des Todes, und alle Menschen waren seine Gefangenen. Nun ist der Herr Jesus gekommen und hat die Menschen befreit, so dass jetzt niemand, der den Herrn Jesus angenommen hat, zu sterben braucht. Vielleicht werden die meisten von uns noch sterben. Aber dann ist es nur der Leib, der stirbt und nach einer kurzen Zeit beim Kommen des Herrn auferweckt wird, um ins ewige Leben einzugehen. Und der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 15: „Wir werden nicht alle entschlafen.“ Der Augenblick kommt, da alle, die an den Herrn Jesus glauben, ohne zu sterben aufgenommen werden und in die Ewigkeit eingehen, in das Haus des Vaters, das außerhalb des Weltalls ist und nicht erschaffen wurde, in den nicht erschaffenen Himmel, den Himmel der Himmel, wo der Vater und der Sohn gewohnt haben von Ewigkeit her. Der Vater ist immer der Vater und der Sohn immer der Sohn gewesen, so dass es wirklich ewige Himmel sind, in die wir gebracht werden, wir, die in dieser Zeit den Herrn Jesus angenommen haben und daher zu dieser Versammlung gehören, über die der Herr Jesus spricht.
Hieraus sehen wir, welch eine wunderbare Sache die Versammlung ist, die der Herr Jesus hier bauen wird. Er sagt, Er werde sie bauen auf Sich Selbst als den ewigen Sohn Gottes, als Gott den Sohn, und dass deshalb die Pforten des Hades, der Tod und die Macht des Todes sie nicht würden überwältigen können. Und das ist wichtig. In Deutschland wohnen viele Menschen. Aber in dem Augenblick, da einer stirbt, ist er kein Deutscher mehr. Er ist ein Toter. In Holland wohnen jetzt etwa 13 Millionen Menschen, aber sobald einer von ihnen gestorben ist, ist er kein Holländer mehr; er ist ein Toter. So stehen in Offenbarung 20 keine Deutschen, Holländer, Juden, Amerikaner oder Russen vor dem großen weißen Thron, sondern nur Tote. Die Unterscheidung der Nationalitäten gilt nur für diese Erde.
So sehen wir auch, dass der Tod die Versammlungen der Griechen überwindet und ebenso die der Juden. Der Tod war mächtiger als die Versammlung der Juden, obwohl es das irdische Volk Gottes war.
Aber hier sagt der Herr Jesus, dass diese Versammlung, Seine Versammlung, nicht durch den Tod überwunden werden kann. Und wir verstehen das. Wie könnte der Tod das, was auf Ihn als den Sohn des lebendigen Gottes gebaut wurde, besiegen? Wenn alle, die zu dieser Versammlung gehören, das ewige Leben haben, wie kann der Tod sie dann antasten? Kann der Tod etwas antasten, was keinen Anfang und kein Ende hat, das Leben Gottes Selbst, das ewige Leben? Unmöglich. Der Tod kann also dieser Versammlung nichts anhaben. Es ist so, wie Römer 1,4 von dem Herrn Jesus sagt: „Und als Sohn Gottes in Kraft erwiesen dem Geiste der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung.“ Durch Seine Auferstehung aus den Toten bewies Er, dass Er Gottes Sohn war. Er starb; das ist eine wunderbare Tatsache. Aber kann Gott sterben? Nein, niemals. Hier sehen wir, dass der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, in den Tod ging und dass Er Selbst aus den Toten auferstand. Hier wird nicht gesagt; dass Er auferweckt wurde. Andere Stellen sprechen davon, dass der Vater Ihn auferweckte oder dass der Heilige Geist die Kraft war, durch welche Gott Ihn auferweckte. Aber hier heißt es, dass Er auferstanden ist, also in eigener Kraft aus den Toten hervorkam. Das ist der Beweis, dass Er in Sich Selbst das Leben, d. i. der Sohn des lebendigen Gottes, war.
Nun, wenn die Versammlung gebaut ist auf den Sohn des lebendigen Gottes, der durch den Tod hindurchgegangen ist und ihn überwand, auf Ihn, den Satan nicht halten konnte, wie auch Psalm 16 sagt (vgl. Apostelgeschichte 2,27), dass Gott nicht zulassen würde, dass Er in den Hades, in das Totenreich hineinkäme, dann kann sie nicht von dem Tode überwältigt werden. Das bedeutet aber auch, dass das Leben der Versammlung nicht auf diese Erde beschränkt ist. Sie wird kein Ende nehmen, wenn die, welche zu ihr gehören, von dieser Erde fortgenommen sind, sondern wird in Ewigkeit bleiben. Wenn in dem ewigen Zustand Gott auf der neuen Erde bei den Menschen wohnt (Off 21), wenn es nur noch Wiedergeborene gibt und keine Juden, Holländer oder Deutsche mehr, wird doch die Versammlung eine besondere Stellung haben. Sie ist die Braut, das Weib des Lammes, die aus dem Himmel hernieder kommt und wird gesehen als die Hütte, in der Gott wohnt. In Epheser 2 lesen wir, dass die Versammlung einen Anfang gehabt hat, und in Matthäus 16 sagt der Herr Jesus ja auch: „ich werde meine Versammlung bauen“. Sie war also noch nicht da. Er würde sie bauen, aber sie würde nie aufhören, sondern bestehen bleiben bis in Ewigkeit – verbunden mit Ihm, der die Grundlage ist, Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
Das macht uns klar, von welch unendlichem Wert diese Versammlung ist und was für ein unschätzbares Vorrecht es ist, ein Teil dieser Versammlung zu sein, einer Versammlung, die der Herr Jesus Selbst Seine Versammlung nennt, die auf Ihn Selbst, den Sohn des lebendigen Gottes, gegründet ist und von dem Tod nicht überwältigt werden kann, die also bestehen wird in Ewigkeit. Es ist Seine Versammlung, die besonders für Ihn ist und die Er, wie wir in Matthäus 13 sahen, für einen so großen Schatz hielt, dass Er den Acker kaufte, um sie zu besitzen. Diese Stelle sagt auch, dass das die ganze Welt war. Es heißt ausdrücklich: „Der Acker aber ist die Welt“ (Vers 38). Um diese Perle von großem Wert – das also ist die Versammlung für Ihn – zu gewinnen, war Er bereit, alles zu verkaufen, was Er hatte. So kostbar war die Versammlung in Seinen Augen.
Denken wir noch einmal an die Umgebung, in der der Herr Jesus das hier sagt. Wir finden das Römische Reich dargestellt in dem Namen Cäsarea und den König jener Zeit in dem Namen Philippi. Das Römische Reich steht da, und auch das Geschlecht der Idumäer, zu dem Herodes gehörte, außerdem das jüdische Volk – der Herr ist ja in Palästina, Er war nie außerhalb des Landes. Vor diesem Hintergrund kündigt der Herr an: Meine Versammlung wird in Ewigkeit bestehen. Alles wird verschwinden, aber sie wird bleiben. Aber nicht nur das. Nachdem Israel beiseite gesetzt ist, weil es seinen König verworfen hat, erscheint dieses Neue, und das ist der Gegenstand Meines Herzens, mit dem Ich Mich als der Sohn des lebendigen Gottes, als Derjenige, der gestorben und auferstanden ist, in alle Ewigkeit verbinde.
In Matthäus 18 kommen wir zu der zweiten Stelle in den Evangelien, wo ausdrücklich über die Versammlung gesprochen wird. Im Johannesevangelium kann man zwar kaum etwas nennen, was nicht mit uns, die Glieder der Versammlung sind, in Verbindung steht. Alles, was da ist, ist für uns gegeben. In Matthäus und Markus und Lukas gibt es noch manches, was nicht ausgesprochen für uns ist, sondern nur mittelbar, weil es sich direkt an die Menschen richtete, die damals lebten, an die Gläubigen vor dem Tod des Herrn am Kreuz. Aber im Johannesevangelium gilt fast jedes Wort gerade für uns in unserer Zeit. Der Begriff, der Name „Versammlung“ wird nur hier genannt, weder bei Johannes, noch bei Lukas oder bei Markus; nur an diesen zwei Stellen im Matthäusevangelium wird ausdrücklich über die Versammlung gesprochen, und es ist der Herr, der es tut. Wenn wir verstanden haben, was ich über den Charakter des Matthäusevangeliums gesagt habe, ist uns klar, warum. Die Versammlung ist das, was für Gott an die Stelle Israels getreten ist. Israel war nach Abrahams Geburt 2000 Jahre hindurch das irdische Volk Gottes gewesen. So wie Gott vorher die Menschheit 2000 Jahre lang als eine Einheit gesehen hatte, hatte Er dann 2000 Jahre einem Teil davon eine besondere Stellung gegeben, „Abraham und seinem Volke nach ihm“. Sie werden jetzt beiseite gesetzt, weil sie Ihn verworfen haben, und etwas Neues nimmt ihren Platz ein, das, wie es scheint, wieder 2000 Jahre auf Erden sein wird.
Ich habe schon 1. Chronika 29 angeführt, wo es heißt, dass der Thron Jehovas in Jerusalem war. Von Jerusalem aus regierte Er die Welt, wie der Herr es im tausendjährigen Reich auch tun wird. Aber jetzt war Er verworfen, und es musste ein neuer Platz gefunden werden, wo Er wohnen würde, wo, wie in den Stufenliedern steht, die Stühle des Gerichts stehen sollten (Ps 122), wo Er Seine Autorität mit den Beschlüssen, die dort gefasst wurden, verbinden würde. In 5. Mose 17 finden wir, dass es in Jerusalem war. Und in Matthäus 18 haben wir den Übergang.
Der Anlass dazu ist: „Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt“. Der Herr gebraucht ein Bild, um klarzumachen, welche Stellung die Versammlung auf Erden hat. Man soll erst allein zu dem Bruder gehen. Das ist der Geist des Reiches der Himmel, so wie wir in Kapitel 5 lasen: „Glückselig sind die Sanftmütigen, glückselig die Friedensstifter ...“ Es geziemt sich für einen Menschen in diesem Reiche, nicht auf seine eigene Ehre bedacht zu sein, sondern in Gnade andere zu gewinnen zu suchen und anderen zu helfen. So heißt es hier auch: „Wenn aber dein Bruder wider dich sündigt, so gehe hin, überführe ihn zwischen ihm und dir allein. Wenn er auf dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.“ Nicht: dann bist du gerechtfertigt, und deine Ehre ist wiederhergestellt. Nein, „dann hast du deinen Bruder gewonnen“. Das ist der Geist, der dem Reiche der Himmel geziemt.
Der Herr gebraucht dieses Bild als Anlass, um in Verbindung mit der Versammlung verschiedene Dinge zu erklären. Und so sagt Er dann: „Wenn er aber nicht hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir. Wenn er aber auch auf sie nicht hören wird, so sage es der Versammlung. Wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner.“ Das bedeutet also, dass die Versammlung jetzt die höchste Autorität in richterlichen Fragen hier auf dieser Erde geworden ist. Dahin kann man alles bringen, und der Herr sagt: Wenn der Betreffende das Urteil, den Beschluss der Versammlung nicht anerkennt, ist das das Ende. Dann kann man ihn als einen Heiden und einen Zöllner betrachten, also als einen, der nicht mit Gott in Verbindung steht. Der Herr verbindet Seinen Namen mit der Versammlung und sagt: Sie ist die höchste richterliche Instanz auf Erden. Das zeigt uns, welchen Platz der Herr der Versammlung gibt, welchen Wert Er ihr zuerkennt – nicht für die Ewigkeit, aber in ihrer Stellung auf Erden.
Ein Beschluss der Versammlung hat selbst dann diese Autorität, wenn sie nur aus zwei oder drei Personen besteht, sagt der Herr. Es konnte ja im Anfang wirklich so sein, dass an einem Ort nur zwei oder drei bekehrt waren und den Herrn Jesus angenommen hatten. Heute, da der Verfall so groß ist, ist es ebenso gut möglich, dass an einem Ort nur zwei oder drei wahre Gläubige sind. Und wie viele Gläubige gibt es, die sich nicht bewusst sind, Glieder dieser Versammlung zu sein und nicht als Glieder dieser Versammlung zusammenkommen. Dann sagt der Herr, warum der Beschluss dieser „zwei oder drei“ dieses Gewicht hat. „Wahrlich, ich sage euch: Was irgend ihr auf dieser Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was irgend ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein“ (Vers 18).
Ist das nicht eine wunderbare Autorität, die der Herr der Versammlung verleiht, dass, wenn sie etwas beschließt, Er sagt: Diesen Beschluss erkenne ich an!? Und das nicht erst, nachdem Er den Sachverhalt geprüft hat, sondern Er sagt schon vorher: Ich werde ihn anerkennen. Ebenso ist es ja bei uns, wenn ein Gericht ein Urteil ausspricht. Man kann Berufung einlegen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der Beschluss anerkannt wird. Wenn man bei der höchsten Instanz gewesen ist, wird dieses Urteil ausgeführt. Man kann nichts dagegen tun, mag man auch denken, dass er nicht richtig ist, und wenn die Richter vielleicht auch gefehlt haben – das Urteil ist gültig und wird zur Ausführung gebracht. Es hat die Autorität der ganzen deutschen Bundesrepublik.
So sagt der Herr Jesus, der Sohn Gottes, hier, dass, wenn die Versammlung auf Erden ein Urteil fällt – selbst wenn sie nur aus zwei oder drei Personen besteht – Gott dieses Urteil anerkennt und für Ihn das, was sie gebunden hat, gebunden ist und das, was sie gelöst hat, im Himmel gelöst sein wird.
Da könnten wir nun fragen: Wie ist das möglich! Sind es denn so weise Männer und Frauen – es handelt sich ja nicht nur um Brüder, sondern um alle, die zur Versammlung gehören, und das sind auch die Schwestern. Haben sie solche Weisheit, dass Gott Sich im voraus verpflichtet, ihre Beschlüsse anzuerkennen: Es heißt: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgend eine Sache, um welche sie auch bitten mögen, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist.“ Die Frage ist also nicht, ob der Beschluss weise ist und genau übereinstimmt mit dem, was der Vater wünscht. Nein, der Herr sagt hier: Wenn zwei oder drei übereinkommen. Er sagt es in Verbindung mit der Versammlung, so dass diese Verheißung keine Gültigkeit hat, wenn zwei oder drei einander treffen und sagen: Wir kommen in dieser bestimmten Sache überein, dann wird der Vater sie uns geben. Nein, es steht ja da, dass es darum geht, wenn sie als Versammlung zusammenkommen. Selbst wenn die Versammlung nur aus zwei oder drei Personen bestehen sollte und diese übereinkommen, wird der Vater ihnen ihre Bitte gewähren.
Wie ist das möglich? Der Herr sagt es Selbst: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ In der Elberfelder Übersetzung steht in der Fußnote: „eigentlich: zu meinem Namen hin“. Im Griechischen hat man zwei Worte für das deutsche „in“. Das eine ist en und das andere eis. Wenn ich sagen will: Ich bin in diesem Saal, muss ich das Wörtchen en gebrauchen. Ich bin en diesem Saal. Wenn ich aber sage: Ich komme in diesen Saal, ist das Wort eis richtig. Das Wort eis gibt also immer eine Richtung an. Es kann gut sein, dass ich nie in dem Saal ankomme. Ich kann zwar sagen: Ich gehe in den nächsten Saal, aber vor der Tür kann ich mich anders entscheiden und sagen: Nein, ich tue es doch nicht. Da das griechische in dieser Bibelstelle das Wort eis verwendet, gibt die Fußnote wohl die bessere Übersetzung: „Wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen hin, da bin ich in ihrer Mitte.“
In Verbindung mit dem, was wir im Alten Testament sehen, macht diese Erklärung deutlich, was gemeint ist. Im 5. Buch Mose spricht der Herr wiederholt von einem Ort, den Er erwählen würde, um Seinen Namen dort wohnen zu lassen. Und Er sagt: Dorthin sollt ihr kommen, um eure Opfer zu bringen. Dieser Ausdruck: „den Ort, den Jehova erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen“, wird im 5.Buch Mose 21mal gebraucht, ja eigentlich 22mal. Aber einmal ist der Sinn etwas anders. Da heißt es, dass ein Knecht, der vor seinem Herrn geflohen ist, wohnen kann an dem Ort, den e r auserwählt hat, um dort zu wohnen. Aber 21mal wird gesprochen über den Ort, den der Herr erwählt hat, um dort Seinen Namen wohnen zu lassen. Dorthin sollten die Israeliten kommen, um ihre Opfer zu bringen und ihre Feste zu feiern.
Nun spricht der Herr Jesus hier zu Seinen Jüngern, die diese Stellen gut kannten. Sie wussten, welches der Ort war, „den Jehova erwählt hatte, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen“. Gott sagt in Psalm 132 ausdrücklich von Jerusalem, der Stadt Zion: „Dies ist meine Ruhe immerdar; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt“ (Vers 14).
Der Herr Jesus sagt: Es wird einen Platz auf Erden geben, wo Menschen zu meinem Namen zusammenkommen. Sie werden an den Ort kommen, den ich hier auf Erden erwählt habe, um meinen Namen dort wohnen zu lassen, um meine Gäste zu sein. Und die Beschlüsse, die dort gefasst werden, werden im Himmel anerkannt; denn sie sind mit Meiner Autorität bekleidet, von Mir, dem Sohn des lebendigen Gottes beglaubigt – wenn es auch nur zwei oder drei sind, und seien es die schwächsten und dümmsten Menschen auf der ganzen Erde, wenn sie nur Gläubige, Kinder Gottes sind, die als solche zusammenkommen an dem Ort, den ich erwählt habe, um Meinen Namen dort wohnen zu lassen und wo Ich in ihrer Mitte bin. Weil wir gesehen haben, dass die Versammlung mit dem Herrn Jesus als dem Sohn des lebendigen Gottes in Verbindung steht, mit Ihm als Gott dem Sohn, können wir das verstehen.
Könnte der Himmel einen Beschluss, der im Namen Gottes, des Sohnes gefasst wurde, verwerfen? Unmöglich. Ich sage das nur, um zu verdeutlichen, welchen Wert die Versammlung in den Augen des Herrn Jesus hat, und welch einen großen, kostbaren und wichtigen Gedanken wir in dieser Wahrheit ausgedrückt finden. Wir erkennen dann, welch ein wunderbares Vorrecht es ist, ein Glied dieser Versammlung zu sein. Wie ich schon oft gesagt habe, gehören alle wahren Gläubigen, alle, die mit ihrer Sünde und Schuld zu dem Herrn Jesus gekommen sind und Ihn im Glauben angenommen haben, zu dieser Versammlung Gottes. Im Heidelberger Katechismus wird sie, wenn ich mich nicht irre, „eine heilige, allgemeine, christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen“ genannt, und im Glaubensbekenntnis der Reformierten Kirchen in Holland „eine heilige Versammlung der wahren Christgläubigen“. Das ist die Versammlung, über die Gottes Wort hier spricht und der Er diese Autorität verleiht.
Das ist die erste Ankündigung, die der Herr Jesus von dieser Versammlung macht; wir sehen, welche Bedeutung der Herr ihr gibt. Es ist der Platz, mit dem Er Sich und Seine ganze Autorität als Gott der Sohn verbindet, wo Er in der Mitte sein will, wenn man versammelt ist zu Seinem Namen hin, zu Ihm als dem Sohn des lebendigen Gottes. Wenn die so Versammelten dann in einer Sache übereinkommen, wird sie ihnen von Seinem Vater zukommen; denn Er ist unter ihnen, und ihre Bitten an den Vater und ihre Beschlüsse werden mit Seiner Autorität bekleidet sein. Das ist also „Versammlung“.
Dann sehen wir, wie außergewöhnlich wichtig und welch ein wunderbares Vorrecht es ist, ein Glied dieser Versammlung zu sein, einer Versammlung, die damals noch nicht existierte. Man hört manchmal, dass die Versammlung, die Kirche seit Adam besteht. Aber hier in Matthäus 16 sagt der Herr Jesus: „Ich werde meine Versammlung bauen“, und tatsächlich wurde sie erst am Pfingsttage gegründet. Da kam der Heilige Geist hernieder und taufte die bislang zerstreuten Gläubigen zu einem Leibe, wie wir es in 1. Korinther 12,13 finden, so dass die Weissagung des Hohenpriesters in Johannes 11,52 erfüllt wurde, dass Christus nicht allein für das Volk sterben sollte, sondern „auf dass er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte“.
Die Gläubigen waren im Alten Testament wirklich zerstreut. Es gab vor Abraham Gläubige, einen Henoch, einen Abel, aber auch später einen Hiob. Hiob lebte wahrscheinlich zur Zeit Abrahams, aber diese Gläubigen kannten einander nicht. In Israel lebten Gläubige und auch so genannte Lippenbekenner. Wir wissen, dass nicht alle Israeliten wirklich bekehrt und wiedergeboren waren; wir lesen von Götzendienern und anderen gottlosen Männern. Aber es gab auch Männer wie David, und unbestritten werden viele Gläubige dagewesen sein, die unbekannt geblieben sind. Nur der Herr kannte sie, so wie Er auch zu Elia sagte: „Ich habe siebentausend in Israel übriggelassen, alle die Kniee, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben“ (1. Kön 19,18). Der Herr kannte sie. Sie standen nicht als Gläubige miteinander in Verbindung. Es gab wohl ein nationales Band, aber nicht einen Zusammenhang als Gläubige, als Wiedergeborene.
Das zeigt uns, wie groß die Versammlung in Gottes Gedanken ist, wenn das Ziel des Werkes des Herrn Jesus durch diese zwei Dinge gekennzeichnet wird: erstens, für das Volk zu sterben, und zweitens, um die zerstreuten Gläubigen in eins zu versammeln, so dass die Schrift dann von ihnen sagt: „... in einem Geist sind wir alle zu einem Leibe getauft worden“ (1. Kor 12, 13).