Die letzten Dinge
Das gläserne Meer und der Engel mit den Zornesschalen
Die Volksmenge am gläsernen Meer
„Und ich sah ein anderes Zeichen in dem Himmel, groß und wunderbar: Sieben Engel, die sieben Plagen hatten, die letzten; denn in ihnen ist der Grimm Gottes vollendet.
Und ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und sah die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes. Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sagen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger, gerecht und wahrhaftig deine Wege, o König der Nationen! Wer sollte nicht dich, Herr, fürchten und deinen Namen verherrlichen? Denn du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden“ (15,1–4).
Hier sieht Johannes wiederum ein neues, bedeutungsvolles Zeichen, die Zubereitung des Gerichtes durch die Zornesschalen des Grimmes Gottes, durch die die Gerichte Gottes ihren Abschluss finden. Die folgenden Kapitel zeigen dann noch die Endabrechnung mit der abtrünnigen, christuslosen Kirche und nachher die Auskehr des Bösen, wozu der Herr Jesus Christus selbst erscheinen wird.
Zuvor wird uns nochmals ein Ausblick auf die Endergebnisse für Gott aus der großen Drangsal, den letzten dreieinhalb Jahren, gewährt, also der Zeit des Tieres und des Antichristen. Im ersten Abschnitt von Kapitel 14,1–5 werden diese Ergebnisse für das messianische Königreich auf der Erde gezeigt, für den treuen jüdischen Überrest, der dieses ererben wird. Hier nun, im 15. Kapitel, werden diese Ergebnisse für den Himmel geschaut, für Gläubige aus allen Nationen, die dem Tier keinen Gehorsam geleistet und deshalb den Märtyrertod erlitten haben und die nun mit Christus droben vereint sind.
Johannes sieht diese, eine unzählbare Schar, vor dem gläsernen Meer stehen, das er schon in Kapitel 4 gesehen hat, das jetzt aber mit Feuer vermischt ist, wie es für diese Gelegenheit bezeichnend angemessen erscheint. Im Gottesdienst des Alten Bundes waren ein ehernes Meer und Handfässer voll Wasser nötig, weil die Priester, wie das Volk, immer wieder die Reinigung von der Beschmutzung des Weges und Reinigung wegen dem durch die Sünde verunreinigten Schauplatz brauchten. Droben ist dies nicht mehr nötig, weshalb das Meer hier aus durchsichtigem Glas besteht, d. h. es redet jetzt von der beständigen, ungetrübten Reinheit. Das Glas, mit Feuer vermischt, ist gleichzeitig Gottes Siegel, den Überwindern zum ewigen Zeugnis, und bedeutet die Läuterung durch die große antichristliche Trübsal. Welche Genugtuung und Vergeltung für eine wahrhaft große Treue unter unerhört grausamem Druck, dem sie durch die Annahme des Malzeichens hätten entgehen können! Sie haben trotz allem widerstanden und der klaren Aussicht auf einen grausamen Tod getrotzt. Darum dürfen sie jetzt das Sieges- und Dankeslied Moses singen, d. h. ein Befreiungslied, wie das, das Mose einst mit dem Volk Israel am jenseitigen Ufer des Roten Meeres gesungen hat. Die Leute am gläsernen Meer können nicht nur auf große Werke, sondern auf die wunderbaren Wege Gottes zurückschauen, wie Psalm 103,7 sagt: „Er tat Mose seine Wege kund, den Kindern Israel seine Taten“. Die Wege Gottes erkennen und verstehen, ist mehr, als bloß sehen, denn letzteres lässt meist keinen nachhaltigen Eindruck zurück. Nun, die Volksmenge hier hat das Endziel erreicht, was das Werk des Lammes Gottes ist; darum ist das Lied zugleich das des Lammes. Dass diese Überwinder Harfen Gottes haben und erklingen lassen, zeigt uns, dass es sich nicht nur um Ausbrüche bloßer Gefühle handelt, wie es bei manchen Liedern der Gläubigen auf der Erde leider oft der Fall ist, sondern in Tat und Wahrheit um den Ausdruck der Gedanken Gottes und um die wahre Anbetung.
Die Worte des Liedes zeigen deutlich, dass wir hier nicht bloß die vierundzwanzig Ältesten, sondern einen viel weiteren Kreis Verherrlichter vor uns haben. Sie nennen Gott den „Allmächtigen“ und den Herrn den „König der Nationen“, also entsprechend der Verkündigung des ewigen Evangeliums.
Der Tempel und die Engel mit den Zornesschalen
„Und nach diesem sah ich: Und der Tempel der Hütte des Zeugnisses in dem Himmel wurde geöffnet. Und die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel hervor, angetan mit reinem, glänzendem Leinen und um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln. Und eins von den vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll des Grimmes Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren“ (15,5–8).
Was Johannes jetzt sieht, ist die Zubereitung der direkten Gerichte aus der Hand Gottes selbst. Er sieht wiederum den Tempel geöffnet. In Offenbarung 11,19 sah er in demselben die Bundeslade, als Zeichen der Wiederaufnahme der Beziehungen Gottes zu seinem alten Bundesvolk Israel, stehen. Jetzt aber ist diese unsichtbar, wie auch der Altar, den Johannes auch ein paar Mal gesehen hat; denn jetzt handelt es sich nicht um Angelegenheiten des Bundes, noch um Fürbitte. Darum sind Bundeslade und Altar hinter dem Rauch verhüllt, der den Tempel erfüllt. Es geht jetzt um das unnachsichtige Gericht und das Walten der bloßen Gerechtigkeit Gottes; deshalb zieht sich der Herr als unnahbar hinter die Rauchwolke zurück, wie damals, als Er auf den Sinai herabstieg, um Israel seinen heiligen Willen kundzutun. Darum wird der Tempel auch „Zelt (Hütte) des Zeugnisses“ genannt, wegen der grob verletzten Heiligkeit Gottes durch die Bosheit der Menschen. Infolgedessen treten sieben Engel aus dem Tempel hervor, angetan mit reinweißen Kleidern und die Brust (nicht die Lenden!) mit goldenen Gürteln gegürtet, ähnlich wie der Herr selbst in Kapitel 1 gesehen wird. Dies sind die Symbole der absoluten Heiligkeit Gottes und der göttlichen Gerechtigkeit, die jetzt der Gnade und Liebe keinen Raum mehr lassen können.