Gedanken über das Johannesevangelium
Die 3 Tage
Es ist eine interessante Tatsache, dass die ersten drei aufeinander folgenden Tage in dem ersten und zweiten Kapitel so deutlich hervorgehoben werden.
Johannes der Täufer richtete am ersten Tag die Aufmerksamkeit auf das Lamm Gottes:
„Und hinblickend auf Jesus, der da wandelte, spricht er: Siehe, das Lamm Gottes!“ (Joh 1,36).
Nathanael erkannte am zweiten Tag den Herrn als den König Israels an:
„Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels“ (Joh 1,49).
Und wieder am darauffolgenden Tag war die Hochzeit zu Kana.
„Und am dritten Tag war eine Hochzeit in Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war dort“ (Joh 2,1).
Im Wort Gottes ist nichts ohne Bedeutung. Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass diese drei Tage drei verschiedene Perioden in den Wegen Gottes mit dem Menschen darstellen. Die erste Periode ist die Zeit der Gnade, auf die der Tag der Trübsale Israels und der Tag der Nationen oder das 1000jährige Reich folgen.
Die Zeit der Kirche können wir in dem ersten Tag wieder erkennen, an dem die Jünger gerufen werden, um bei dem Herrn zu verweilen (Joh 1,35-42). Am zweiten Tag sehen wir, dass Israel gerufen wird und Jesus als den Sohn Gottes und als König Israels erkennt (Joh 1,43-49). Der dritte Tag zeigt uns die Einführung des Tausendjährigen Reiches und der damit verbundene Segen an die Nationen. Die Bedeutung dieser drei Tage und die Abfolge dieser Epochen können wir im Johannesevangelium immer wieder finden.
Wir finden sie in Kapitel 20 und 21 auch wieder sehr klar. In Kapitel 20 offenbart sich der Herr Jesus am Tag seiner Auferstehung den 10 Jüngern, Judas und Thomas fehlen. Das zeigt uns die Kirche. Dann, an dem darauf folgenden Tag offenbart er sich dem ungläubigen Thomas, was die Wiederherstellung des Volkes Israel symbolisiert, wenn sie den Herrn wiedersehen werden, den sie durchstochen haben und dem Herrn Huldigung bringen werden. Dann in Kapitel 21 sehen wir die Sammlung der Nationen im dem Bild des Fischfangs. Lukas berichtet uns von einem Fischfang, bei dem Petrus so viele Fische fängt, dass das Netz reißt. Aber hier reißt das Netz nicht. Hier sehen wir, wie der erlöste Überrest Israels den Fischzug durchführt. Und an diesem zukünftigen Tag, wenn Israel diesen Fischzug durchführen wird, dann wird das Netz nicht reißen, sondern eine riesige Menge wird gesammelt werden, um in die Segnungen des 1000jährigen Reiches mit dem Volk Israel einzugehen.
Die drei Tage finden wir auch in Kapitel 6. Jesus geht auf den Berg, um zu beten. Dies ist ein Bild davon, dass er sich für uns im Himmel verwendet (Heb 7,25). In der Zwischenzeit befinden sich seine Jünger auf tobender See, dass von den Leiden Israels während der Drangsalszeit spricht. Dann wird das andere Ufer erreicht. Die anderen Evangelien berichten uns, dass dieses andere Land das Gebiet der Nationen war, Genezareth.
Dieselben Wahrheiten finden wir auch in Kapitel 12 wieder. Maria ist, wie sie mit der Narde die Füße des Herrn salbt, ein Bild der anbetenden Versammlung. Der auferstandene Lazarus ist ein Bild des wiederhergestellten Überrestes Israel. Einst war Israel krank wie Lazarus (Jes 1). Es gab für die Krankheit kein Heilmittel, und Israel starb so, wie auch Lazarus starb. Die traurige Aussage Marias „Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre Lazarus nicht gestorben“ ist auch in Bezug auf Israel wahr. Israel wäre nicht als Nation beiseite gesetzt worden, wenn der Herr auf dieser Erde geblieben wäre. Aber der Herr ist nicht hier, weil Israel ihn verworfen hatte. Sie lehnten ihn ab und kreuzigten ihn. Die Folge war, dass der Herr sie nicht mehr als sein Volk ansehen konnte.
Aber der Herr kommt wieder und wird Israel aus dem Grab herausrufen. So, wie er Lazarus gerufen hat, wird er auch die Stämme Israels von den Enden der Erde mit einer lauten Stimme sammeln (Hos 1,10-11; Röm 11,25-27). Darauf wird die Einführung der Nationen am dritten Tag folgen. Johannes 12,20 spricht von den Griechen (=Nationen), die heraufkamen.
Wir könnten auch in einem etwas allgemeinen Blick sagen, dass wir diese drei Tage in Kapitel 10 bis 12 finden. In Kapitel 10 sehen wir das Sammeln von Juden und Heiden in einen Leib, die Kirche, die hier mit der „einen Herde“ bezeichnet wird. In Kapitel 11 können wir das Sammeln Israels in der Auferstehung Lazarus sehen und in Kapitel 12 das Herzubringen der Nationen, als sie kamen um den Herrn zu sehen. Das sind nur einige der vielen Hinweise auf die verschiedenen Haushaltungen und des Werks des Herrn sowohl für die Versammlung, als auch für Israel und die Nationen, was eben die gesamte Menschheit darstellt. Er, als die Sonne der Herrlichkeit, scheint auf alle Menschen.