Eintracht oder Zwietracht
Eine Herausforderung für das Volk Gottes
Überblick
In den drei letzten Kapiteln lernen wir wichtige Lektionen für unsere heutige Zeit (Kapitel 19) und insbesondere für sogenannte Entscheidungen von Versammlungen (Kapitel 20 und 21) bzw. von Brüdern, die in Übereinstimmung mit ihren örtlichen Versammlungen eine Beurteilung vornehmen müssen.
- Kapitel 19 beschreibt das Übel, das in Israel vorgekommen ist.
- Kapitel 20 spricht davon, wie man mit diesem Übel handelte, und
- Kapitel 21 zeigt uns die Folgen dieses Handelns. Zunächst sei kurz der Inhalt der drei relevanten Kapitel skizziert.
Kapitel 19
In Kapitel 19 finden wir die Ursache für das Unheil. Ein levitischer Mann läuft hinter seiner Nebenfrau 1 her, die ihn in Unzucht verlassen hat und zu ihrem Vater zurückgekehrt ist. Von seinem „Schwiegervater“ wird er ins Haus aufgenommen und gedrängt, mit ihm über die Maßen zu essen und zu trinken. Da er offenbar ein eher willensschwacher Mann ist, lässt er sich mehrfach bedrängen, den geplanten Abschied aufzuschieben.
Schließlich schafft er es doch noch wegzugehen, muss aber aufgrund der schon späten Abreisezeit eine Übernachtung in Gibea (was zu dem Gebiet Benjamins gehört) in Kauf nehmen. Nachdem er dort eine ganze Weile auf einen Gastgeber warten muss, findet sich schließlich doch noch ein alter Mann, übrigens kein Benjaminiter, der ihn und seine Nebenfrau für die Nacht ins Haus aufnimmt.
Am Abend stellt sich heraus, dass die Männer aus Gibea-Benjamin nicht besser sind als die gottlosen Männer von Sodom und Gomorra. Ihre homosexuelle Begierde zielt auf den Leviten. Die Befriedigung dieser Lust kann zwar verhindert werden, aber nur dadurch, dass der Levit seine Nebenfrau auf die Straße führt, die von den Männern der Stadt mehrfach misshandelt wird – und dadurch stirbt. Der levitische Mann nimmt nun seine tote Nebenfrau mit nach Hause, zerstückelt sie in 12 Teile und sendet je ein Stück an jeden Stamm Israels.
Kapitel 20
In Kapitel 20 lesen wir dann, dass sich angesichts dieser grauenhaften Tat das ganze Volk wie ein Mann nach Mizpa versammelt – 400.000 Mann Fußvolk, die das Schwert ziehen – um zu beraten, und den Stamm Benjamin, in dessen Mitte der Gräuel verübt wurde, zur Rede zu stellen. Einmütig kommt man zum Urteil, dass der Stamm Benjamin die Männer von Gibea, die für diese Freveltat verantwortlich waren, herausgeben muss, damit man an ihnen Gericht üben könne. Benjamin will jedoch nicht auf dieses Urteil hören und stellt sich – inklusive der 700 Männer von Gibea – mit 26.700 Kriegsleuten gegen den Rest Israels auf.
Nach zwei vergeblichen Kämpfen gegen Benjamin, in denen insgesamt 40.000 israelitische Kriegsleute fallen, wird Benjamin beim dritten Mal vollständig geschlagen. Insgesamt sterben 26.100 Mann von ihnen im Kampf. Nur 600 Männer können sich in eine Felsenkluft flüchten und überleben.
Kapitel 21
In Kapitel 21 lesen wir schließlich, dass sich die elf Stämme zwei Dinge geschworen haben:
- Die Benjaminiter sollen aufgrund der in ihrer Mitte geschehenen Übeltat und der fehlenden Buße keine der Töchter von den übrigen 11 Stämmen bekommen.
- Alle aus dem Stamm, der nicht zum Kampf nach Mizpa hinaufgekommen ist, sollen getötet werden.
Da jetzt aber von Benjamin durch den Krieg und die damit verbundene Verbrennung der Stadt und allen Lebens keine Frau mehr übrig geblieben ist, befindet sich das Volk in einer großen Schwierigkeit. Denn aufgrund der fehlenden Möglichkeit zu heiraten würde der ganze Stamm entweder ausgerottet werden, oder zum Mischvolk durch Ehen mit anderen Völkern werden. Weil nun von Jabes-Gilead niemand mit in den Streit gegen Benjamin gezogen war, werden alle Männer und Frauen von Jabes-Gilead getötet, bis auf die Töchter, die noch keinen Mann gehabt hatten. Diese 400 gibt man den 600 Männern aus Benjamin zu Frauen. Zudem gestattet man den Benjaminitern, junge Mädchen zu rauben, wenn das Volk jährlich nach Silo zu einem Erntefest durch das Land Benjamin ziehen würde, um sie sich zu Frauen zu nehmen.
Letztlich endet dieses Kapitel mit der bereits zitierten Bemerkung, dass in jener Zeit jeder das tat, was recht war in seinen Augen.
Fußnoten
- 1 In alttestamentlichen Zeiten war es auch in Israel nicht unüblich – wenn auch nicht von Gott gewollt, vgl. 1. Mo 2,24, wo nur von seiner Frau die Rede ist – dass ein Israelit neben seiner Hauptfrau weitere Frauen besaß. Sie werden Nebenfrauen genannt. Manchmal waren das Frauen, die in erster Linie Dienstfrauen waren (Hagar bei Abraham, Silpa und Bilha bei Jakob). Andererseits wissen wir aus 5. Mose 21,11, dass Israeliten Frauen, „schön von Gestalt“, unter Gefangenen sehen konnten und sie begehrten. Dann wurden sie oft zu Nebenfrauen. Gott wollte das nicht, duldete es aber in seiner Barmherzigkeit wegen der Herzenshärte des Volkes (vgl. Mt 19,8).