Einführender Vortrag zum 1. Korintherbrief

Kapitel 15+16

Einführender Vortrag zum 1. Korintherbrief

Kapitel 15

Das nächste Thema ist lehrmäßig ein ernster Gegenstand und für uns alle von überragender Bedeutung. Der Teufel hatte die Korinther nämlich nicht nur in Hinsicht auf sittliche Dinge in Verwirrung gestürzt. Wenn ein Mensch anfängt, ein gutes Gewissen aufzugeben, ist es nicht verwunderlich, dass der nächste Gefahrenpunkt in einem Schiffbruch des Glaubens besteht (1. Tim 1,19). Nachdem also Satan das erste Unheil unter diesen Erlösten eingeführt hatte, drohte offensichtlich das nächste bald zu folgen. Es gab einige in ihrer Mitte, welche die Auferstehung leugneten – nicht das Weiterleben der Seele ohne den Körper, sondern die Auferstehung des Leibes. Tatsächlich muss die Auferstehung die des Leibes sein. Nur etwas Gestorbenes kann auferweckt werden. Da die Seele nicht stirbt, ist es müßig im Zusammenhang mit ihr von „Auferstehung“ zu sprechen. Sie ist indessen für den Leib notwendig, damit Gott sowie der Mensch verherrlicht werden. Wie behandelt der Apostel dieses Thema? Wie immer: Er führt Christus ein. Sie hatten in diesem Fall nicht an Christus gedacht. Anscheinend wollte keiner die Auferstehung Christi leugnen. Aber sollte ein Christ nicht sofort Christus heranziehen, um alles zu beurteilen? Der Apostel jedenfalls führte unmittelbar Christi Person und sein Werk als eine Art Test ein. Wenn Christus nicht auferstanden ist, gibt es keine Auferstehung; und das Evangelium ist nicht wahr -  „Euer Glaube ist eitel; ihr seid noch in euren Sünden“ (V. 17). Auf eine solch schreckliche Schlussfolgerung waren sie nicht vorbereitet. Erschüttere die Auferstehung; und mit dem Christentum ist alles vorbei! Nachdem der Apostel das Thema auf diese Weise erörtert hatte, stellte er als nächstes heraus, dass der Christ auf die bald hereinbrechende Zeit der Freude, der Herrlichkeit und des Segens für seinen Leib wartet. Die Aufgabe der Wahrheit von der Auferstehung bedeutet ein Verzicht auf die herrliche Hoffnung des Christen. Er wird damit zum Elendesten aller Menschen; denn was könnte freudloser sein als ein Leben der Entsagung von allen irdischen Freuden ohne jene gesegnete Hoffnung für die Zukunft bei der Ankunft Christi? So ernst stand die vielschichtige Natur des Menschen vor den Augen des Apostels, als er von dieser Hoffnung der bevorstehenden Glückseligkeit sprach.

Danach entfaltete Paulus in einer etwas abrupten Weise und ohne die Angelegenheit weiter zu erörtern, eine sehr wichtige Offenbarung der Wahrheit. „Nun aber  ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen; denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden“ (V. 20–22). Sicherlich, das Reich ist noch nicht gekommen, auf das wir warten; es wird aber kommen. Beachte, wie die Wahrheit ein Ganzes bildet und wie Satan daran arbeitet, Übereinstimmung in Irrtum zu verwandeln! Er kennt die Schwachheit des menschlichen Geistes. Niemand liebt es, widerspruchsvoll zu sein. Man mag in diesen Zustand hineingezogen werden. Wir sind jedoch niemals glücklich, wenn wir Widersprüchlichkeit bei uns entdecken. Wenn also ein Irrtum in einem Menschen vorherrschend wird, ist er nur zu schnell bereit, einen weiteren zu ergreifen, um wieder alles widerspruchsfrei zu machen.

Das war die Gefahr unter den Korinthern. Es hatte ihnen missfallen, dass der Apostel eine solche überlegene Gleichgültigkeit gegen alles zeigte, was unter den Menschen hoch geschätzt wird. Seine Rede- und Lebensgewohnheiten erreichten nicht im Geringsten den Standard, den sie als schicklich für einen Knecht Gottes in dieser Welt voraussetzten. Aus dieser fruchtbaren Wurzel des Bösen erwuchs der Klerikalismus 1. Man gab sich große Mühe, so viel äußere Wohlgefälligkeit wie möglich zu erlangen. „Heilige“ Regeln machten einen Mann zu einer Art Edelmann (engl. Gentleman), falls er es nicht vorher schon war. Anscheinend wirkten solche Gedanken unter diesen Kritikern des Apostels. In unserem Bibelabschnitt erkennen wir, was dem zugrunde lag. Wo Personen sich in der Praxis falsch verhalten, liegt im Allgemeinen als Wurzel eine falsche Lehre vor. Auf jeden Fall müssen wir dort, wo wir einen bewussten, hartnäckigen und planvollen Irrtum entdecken, diesen nicht nur im praktischen Verhalten erwarten, sondern vor allem als Folge einer tieferen Quelle. Das kam jetzt in Korinth an die Oberfläche. Sie offenbarten Schwäche dem gegenüber, welches vor allem an der eigentlichen Grundlage des Christentums lag. Sie wollten nicht die Person Christi verleugnen oder seinen Zustand als von den Toten auferstanden. Darin bestand aber die Absicht des Feindes; und auf dieses Endziel trieb sie letztlich ihre falsche Meinung zu. Der nächste Schritt nach einer Leugnung der Auferstehung des Christen wäre die Leugnung der Auferstehung Christi selbst; und der Apostel scheute sich an dieser Stelle keineswegs, die Korinther zu tadeln, und zwar in einer recht scharfen Weise. Er stellte die Dummheit ihrer Fragen bloß, trotz ihrer eingebildeten Weisheit. Wie kommt das? Der Mensch steht immer in Gefahr, nicht mit dem Glauben zufrieden zu sein. Zuallererst möchte er verstehen. In den Dingen Gottes ist eine solche Einstellung indessen sehr verderblich, weil diese sich völlig jenseits unserer Wahrnehmung und unseres Verstandes befinden. Jedes wahre Verständnis eines Christen ist die Frucht des Glaubens.

Der Apostel zögerte nicht, den Ungläubigen oder auf jeden Fall den Irrenden, welchen er im Auge hatte, in kennzeichnender Weise anzureden, um seine Unvernunft herauszustellen. „Tor!“, sagte er, „was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn“ (V. 36). So fällt der stärkste Tadel auf diese Korinther, und zwar in gerade der Angelegenheit, in der sie sich brüsteten. Das menschliche Denken außerhalb seines eigentlichen Bereichs ist armselig. Paulus ist jedoch nicht zufrieden damit, ihre Spekulationen umzuwerfen; im Folgenden teilt er ihnen eine besondere Offenbarung mit. Der erste Teil des Kapitels hatte die Beziehung der Auferstehung Christi zu unserer Auferstehung herausgestellt und danach das Reich, welches zuletzt eingeführt wird, damit Gott alles in allem sei. Im letzten Teil fügt der Apostel das hinzu, was bisher noch nicht erläutert worden war. Im Anfangsabschnitt erfahren wir nur, dass alle Erlösten sterben und dass alle beim Kommen Christi auferstehen. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Es stimmt natürlich unbedingt, dass alle Toten in Christus auferstehen. Das erklärt indessen nicht, was mit den Lebenden passiert. Paulus hatte den herrlichen Charakter der Auferstehung verteidigt. Er hatte bewiesen, wie grundlegend, bedeutsam und von praktischer Wichtigkeit die Wahrheit ist, dass der Leib auferweckt wird. Das war es, was die Korinther im Begriff standen zu leugnen. Für sie war die Auferstehung etwas Unwichtiges und, selbst wenn sie möglich wäre, Sinnloses. Sie bildeten sich ein, der wahre Weg zum Geistlichsein bestehe darin, viel Aufhebens um den menschlichen Geist zu machen. Gottes Weg zu unserem Geistlichsein besteht hingegen in einem einfältigen, aber starken Glauben an die Auferstehungsmacht Christi. Betrachte seine Auferstehung als das Muster und die Quelle deiner eigenen! Dann am Ende fügt Paulus hinzu, dass er den Korinthern ein Geheimnis offenbaren wolle. Dazu muss ich jetzt einige Worte sagen, um die Kraft desselben zu zeigen.

Die Auferstehung selbst war kein Geheimnis. Die Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten war eine wohlbekannte Wahrheit des Alten Testaments. Wir lesen verhältnismäßig wenig davon in den heiligen Schriften. Dennoch war es eine grundlegende Wahrheit des Alten Testaments, wie der Apostel Paulus uns in seiner Auseinandersetzung mit den Juden in der Apostelgeschichte hören lässt. Tatsächlich setzte auch unser Herr Jesus in den Evangelien dieselbe voraus. Wenn also die Auferweckung der toten Erlösten und sogar der gottlosen Toten gut bekannt war, so gab es indessen überhaupt noch keine Offenbarung über die Wahrheit von der Verwandlung der lebenden Gläubigen. Bis dahin war sie noch nicht bekannt gemacht worden. Es handelt sich um eine neutestamentliche Wahrheit. Schon die Bezeichnung „Geheimnis“ deutet dies an. Es ist eine jener Wahrheiten, die zu den Zeiten des Alten Testaments verborgen blieb, aber heute offenbart ist. Ein „Geheimnis“ ist demnach nicht so sehr eine schwer verständliche Lehre, sondern etwas bisher nicht Offenbartes. „Siehe“, schreibt Paulus, „ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden“ (V. 51). Offensichtlich stützt und bestätigt diese Offenbarung die Lehre von der Auferstehung, während sie wie eine Ausnahme aussieht. Tatsächlich gibt sie der Auferweckung der Toten nur umso mehr Kraft und Folgerichtigkeit, und zwar in einer ganz unerwarteten Weise. Die allgemeine Wahrheit von der Auferstehung legt unzweifelhaft für den Gläubigen das Urteil des Todes auf alle gegenwärtigen Dinge, indem sie zeigt, dass die Erde nicht der rechtmäßige Schauplatz seiner Freude sein kann. Wo alles den Stempel des Todes trägt, muss er auf die Auferstehungsmacht Christi warten, damit sie auf ihn angewandt werde, bevor er jenen Ort betreten kann, an dem Gottes Ruhe unsere Ruhe sein wird. Dort wird nichts als Freude mit Christus unser Teil sein. Sogar diese Erde wird dann Christus und seine Heiligen die Herrschaft über sie ausüben sehen, bis der ewige Tag anbricht. Die Hinzufügung der neutestamentlichen Wahrheit von der Verwandlung gibt allem bisher Offenbarten eine viel größere Eindrücklichkeit und eine neue Kraft, denn sie stellt vor den Christen die ständige Erwartung des Kommens Christi. „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis.“  Dieses lautet nicht, dass die Toten in Christus auferweckt werden, sondern „wir“ - er beginnt jetzt mit „wir“ – „wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“  Und „daher“, schließt Paulus mit der praktischen Schlussfolgerung aus allem, „meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des Herrn, da ihr wisset, daß eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (V. 58).

Kapitel 16

Das letzte Kapitel steht jetzt vor uns, in dem der Apostel uns wichtige Ermahnungen hinsichtlich der Geldsammlungen (Kollekten) der Erlösten gibt. Paulus legt fest, dass diese nach Maßgabe des Gedeihens eines jeden Korinthers zu geschehen habe. Dabei verbindet er die Kollekte mit dem besonderen Tag christlicher Freude, an dem die Erlösten versammelt sind, um die Gemeinschaft der Heiligen zu pflegen. „An jedem ersten Wochentage lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat, auf daß nicht dann, wenn ich komme, Sammlungen geschehen“ (V. 2). Müssen wir sagen, wie sehr menschlicher Einfluss diese Wahrheit unter den Korinthern in Unordnung gebracht hatte? Zweifellos fanden der Apostel oder vielmehr der Heilige Geist genau diesen in Korinth am Werk. Diese Entstellung des Wesens einer Geldsammlung in der Versammlung hat auch so unheilvoll in der Christenheit weitergewirkt. Damit meine ich den Einsatz von persönlicher Stellung, Gelehrsamkeit, Beredsamkeit oder eines großen Namens (z. B. der eines Apostels), um die Freigebigkeit der Erlösten (und vielleicht sogar der Welt) hervorzurufen und durch solche oder ähnliche Mittel den Erlös zu steigern.

Doch gibt es nicht noch eine weitere Gefahr? Liegt in ihr nicht auch ein Fallstrick für euch, geliebte Geschwister? Wenn die Menschen mehr oder weniger frei von dem gewöhnlichen Druck der Überlieferung sind, wenn sie nicht so sehr unter dem Einfluss einer aufreizenden Stimmung und solcher Appelle an ihre Liebe nach Ansehen oder dem Wunsch, diesem oder jenem Menschen zu gefallen, und dergleichen stehen und wenn keine menschlichen Beweggründe wirken, wie es häufig der Fall ist, dann fürchte ich, dass sie sich in der genau entgegengesetzten Gefahr befinden. Machen wir – jeder von uns – unser Geben in ausreichendem Maß zu einer Angelegenheit unserer Verantwortung dem Herrn gegenüber und bringen wir es in eine Verbindung zum ersten Tag der Woche und seiner gesegneten Umgebung sowie seinen gesegneten Zeichen vor uns, wenn wir uns an seinem Tisch befinden? Gibt jeder von uns, je nachdem er Gedeihen hat? Es ist gut, sich von menschlichen Einflüssen frei zu halten. Achten wir jedoch darauf und vergessen wir nicht, dass der Herr unser Geben zur Ausführung seiner Absichten der Liebe auf der Erde wünscht. Wenn wir zu Recht rein menschliche Aufforderungen ablehnen und wenn wir Gott für die Befreiung von der Macht weltlicher Einflüsse und der Gewohnheit, von der öffentlichen Meinung usw. danken, dann bin ich mir völlig sicher, dass es eine tiefe Schande für uns wäre, wenn wir, die wir unter der Gnade stehen, die auf uns rechnet, nicht doppelt soviel gäben wie unter dem Gesetz, welches uns früher regierte. Eure eigenen Gewissen müssen entscheiden, ob ihr dem Herrn in dieser Sache begegnen könnt. Ich glaube, dass wir in nicht geringer Gefahr schweben, uns hinzusetzen in dem Bewusstsein, dass unser alter Weg falsch war, und trotzdem das Geld in unseren Taschen zurückhalten. Ich muss gestehen, so schlecht es ist, durch Ausübung menschlichen Druckes Geld zu erheben, so schlecht es ist, in dieser oder jener Weise weltliche Ziele zu verfolgen oder wie die Welt verschwenderische Ausgaben zu machen, so scheint mir letzten Endes ein selbstsüchtiges Festhalten dessen, was wir haben, das Schlimmste von allem zu sein. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Gefahr für die Heiligen Gottes, die außerhalb des Lagers geführt worden sind, hierin liegt. Nachdem sie von dem befreit sind, was sie als falsch erkannt haben, neigen sie möglicherweise dazu, in dieser Angelegenheit kein geübtes Gewissen zu pflegen. Indem sie in dem Bewusstsein der Macht der Gnade Gottes stehen, müssen sie ständig darauf achten, Ihm ergeben zu sein. Es genügt nicht, mit dem aufzuhören, was in falscher Weise und manchmal auch für falsche Zwecke getan wurde. Mögen wir eifrig und wachsam unsere Seelen üben und danach forschen, wie wir das Richtige auf rechte Weise tun können, und zwar umso mehr, wenn uns wirklich eine einfältigere und vollere Erkenntnis der Gnade Gottes und der Herrlichkeit Christi mitgeteilt worden ist!

Danach wird von verschiedenen Arten des Dienstes berichtet. Hier geht es nicht um Gaben als solche, sondern um Personen, die sich der Arbeit für den Herrn geweiht haben; denn es gibt einen Unterschied zwischen Gaben und Dienst, wie uns dieses Kapitel ausdrücklich zeigt. Zum Beispiel tritt der Apostel selbst vor unsere Blicke in seinem Dienst mit seinen besonderen Gaben und seiner einzigartigen Stellung in der Kirche (Versammlung). Danach lesen wir von Timotheus, des Apostels Sohn im Glauben, der nicht nur als Evangelist arbeitete, sondern auch einen umfassenderen Auftrag in der Beaufsichtigung von Ältesten erhalten hatte und bis zu einem gewissen Grad gelegentlich für den Apostel Paulus tätig war (1. Tim.). Außerdem wird uns der beredsame Alexandriner mit den Worten vorgestellt: „Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, daß er mit den Brüdern zu euch komme; und er war durchaus nicht willens, jetzt zu kommen“ (V. 12). Wie zartfühlend und rücksichtsvoll ist die Gnade des Apostels! Er wünschte damals, dass Apollos nach Korinth reisen möchte, während Apollos unter den vorliegenden Umständen nicht gehen wollte. Schon bei oberflächlicher Betrachtung erkennen wir die Wirksamkeit von Freiheit und Verantwortungsbewusstsein in ihren wechselseitigen Beziehungen; und es ist gerade der Apostel Paulus, der uns mitteilt, dass Apollos nicht zu der Zeit nach Korinth reisen wollte, wie er selbst es wünschte. Es ging demnach keineswegs um eine Stellung weltlicher Überordnung, von der aus die Handlungen eines Untergebenen reguliert wurden. Der Apostel hatte sein ernstes Verlangen ausgedrückt, dass Apollos doch reisen möchte. Aber Apollos arbeitete für seinen Meister; und wir dürfen sicher sein, dass er entsprechend einer Weisheit handelte, welche jede menschliche übertraf.

Zuletzt erkennen wir einen anderen Charakter des Dienstes in dem „Haus des Stephanas.“ Dieser Dienst war einfacher und geschah in einer bescheideneren Stellung. Dennoch war er für Gott voller Wirklichkeit, auch wenn die Menschen in Gefahr standen, ihn vielleicht gering zu schätzen. Ich denke, aus diesem Grund wird er in die Worte einer Ermahnung gekleidet: „Ich ermahne euch aber, Brüder: Ihr kennet das Haus des Stephanas, daß es der Erstling von Achaja ist, und daß sie sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet haben“ (V. 15). Sie hatten sich regelrecht diesem Werk geweiht. Die Korinther sollten solchen Gläubigen unterwürfig sein – nicht allein Timotheus oder Apollos, sondern solchen herzenseinfältigen Christen, die danach verlangten, mit dem Maß der Kraft, welche sie besaßen, dem Herrn zu dienen, und die Echtheit ihres Wunsches durch ausdauernde Arbeit bewiesen. Zweifellos gehört die Kraft Gottes dazu, inmitten der kirchlichen Schwierigkeiten, angesichts des Widerstands und der Entmutigungen, trotz mannigfaltigen Kummers, von Feinden und sonstigen Quellen der Leiden und der Schande unbewegt von solchen Dingen seinen Weg zu gehen. Der Anfang ist leicht; aber nichts Geringeres als die Macht Gottes kann uns ohne Schwanken in der Gegenwart aller Umstände, die uns niederdrücken wollen, bei unserem Werk erhalten. Darum ging es hier. Wir dürfen annehmen, dass die Geschwister in Korinth Mühe genug machten. Das erkennen wir klar aus den Aussagen im ersten Teil des Briefs. Daher fordert der Apostel sie auf, unterwürfig zu sein. Offensichtlich wirkte unter ihnen ein Geist fehlender Unterwürfigkeit; und jene, an denen ein Dienst getan werden musste, hielten sich für genauso gut wie das Haus des Stephanas. Es ist gut, „daß auch ihr solchen unterwürfig seid und jedem, der mitwirkt und arbeitet“ (V. 16). Ich bin davon überzeugt, geliebte Geschwister, dass es keine Beeinträchtigung der Segnungen unseres geschwisterlichen Verhältnisses ist, wenn die Besonderheiten des Dienstes im Herrn festgehalten werden. Es kann in dieser Angelegenheit keinen beklagenswerteren Irrtum geben als die Annahme, dass der eine Gläubige sich nicht einem anderen in dieser gottgemäßen Weise unterzuordnen habe entsprechend dem Platz und der Kraft, die es dem Herrn gefallen hat zuzuteilen.

Der Herr bewirke, dass unsere Seelen die hier offenbarten Wahrheiten festhalten, und zwar nicht nur in einer allgemeinen und oberflächlichen Weise! In diesem Vortrag wollte ich nur einen Überblick oder eine Zusammenfassung der Abschnitte dieses Briefs geben. Möge das Wort selbst und jedes seiner Teile in unsere Herzen sinken und uns zur Freude sein, damit wir nicht ausschließlich die kostbaren Wahrheiten eines solchen Briefs wie den an die Römer zum Frieden und zur Freude unserer Herzen in unserem persönlichen Glauben annehmen! Wir sollen auch unseren Platz durch den Glauben als Gottes Versammlung auf der Erde verstehen. Wir werden dann dankerfüllt Gott preisen als solche, die den Namen des Herrn anrufen – „sowohl ihres als unseres Herrn“ (1. Kor 1,2) – und erkennen, dass wir praktisch gesehen die geschilderten Ermahnungen benötigen. Der Herr gebe uns seinen eigenen Geist des Gehorsams dem Vater gegenüber!

Fußnoten

  • 1 Klerikalismus = Unterscheidung zwischen sogenannten Geistlichen („Klerus“) als Führer in der Kirche und den normalen Gläubigen („Laien“).(Übs.)
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