Einführender Vortrag zum Römerbrief
Kapitel 12-16
Kapitel 12 und 13
Kapitel 12 betrachtet die gemeinsamen Pflichten der Erlösten gegeneinander. Römer 13 stellt ihnen die Pflichten gegen solche vor, die draußen sind. Dabei handelt es sich vor allem um die bestehenden Gewalten, aber auch die Menschen im Allgemeinen. Die Liebe ist jene große Schuld, zu der wir verpflichtet sind und die niemals abbezahlt werden kann; darum sollten wir sie ständig zahlen. Das Kapitel schließt mit dem Tag des Herrn in Hinsicht auf seine praktische Kraft für den christlichen Wandel.
Kapitel 14 und 15
In Römer 14 und am Anfang von Kapitel 15 finden wir das heikle Thema christlicher Rücksichtnahme in ihrer Reichweite und ihren Beschränkungen. Der Schwache soll den Starken nicht richten, noch der Starke den Schwachen verachten. Dabei geht es um das Gewissen des Einzelnen. Die Lösung solcher Schwierigkeiten hängt weitgehend von dem Grad des geistlichen Wachstums ab, zu dem eine Seele gelangt ist. Der betrachtete Gegenstand endet mit jener großen Wahrheit, welche niemals durch die Beschäftigung mit Einzelheiten verdunkelt werden darf, nämlich dass wir einander aufnehmen sollen, wie Christus uns aufgenommen hat, zur Herrlichkeit Gottes. Im übrigen Teil des 15. Kapitels verweilt der Apostel bei dem Wirkungskreis seiner Apostelschaft und erneuert den Gedanken und die Hoffnung, Rom zu besuchen. Gleichzeitig zeigt er, wie sehr er sich an die Bedürfnisse der Armen in Jerusalem erinnert.
Kapitel 16
stellt uns in belehrender und anziehender Form die Bande vor, welche die Gnade praktischerweise zwischen den Heiligen Gottes bildet und aufrechterhält. Obwohl Paulus niemals Rom besucht hatte, waren ihm viele dort persönlich bekannt. Es ist außergewöhnlich, mit welch feinfühliger Liebe er die unterschiedlichen Charakterzüge eines jeden der Heiligen, Männer und Frauen, herausstellt, die vor seine Blicke treten. Möge der Herr auch uns Herzen geben, uns entsprechend seiner Gnade zu erinnern, und Augen, um wie Er zu sehen! Darauf folgt eine Warnung vor solchen, die Zwiespalt und Ärgernis anrichten. Das Böse wirkt; und die Gnade verschließt keineswegs ihre Augen vor der Gefahr. Gleichzeitig gerät sie nie unter den Druck des Feindes. Sie hat das vollste Vertrauen, dass der Gott des Friedens die Macht Satans in Kürze unter der Erlösten Füße zertreten wird.
Zuletzt verbindet der Apostel seine grundlegende Abhandlung über die göttliche Gerechtigkeit in ihrer Lehre, ihren Konsequenzen für den Ablauf der Haushaltungen und den daraus folgenden Ermahnungen für den Wandel eines Christen mit höheren Wahrheiten. Allerdings fand er es nicht angemessen, diese hier weiter auszuführen; denn die Gnade berücksichtigt stets den Zustand und die Bedürfnisse der Heiligen. Der wahre Dienst verkündigt nicht einfach die Wahrheit, sondern die zu den Bedürfnissen der Erlösten passende Wahrheit. Dabei spielt der Apostel auf jenes Geheimnis an, das bisher nicht bekannt gemacht worden war – jedenfalls nicht in diesem Brief. Er deutet indessen von den Grundlagen der ewigen Wahrheit her auf solche himmlischen Höhen, die für weitere Mitteilungen zur gegebenen Zeit aufgespart werden.