Die dich segnen, sind gesegnet
Der zweite Spruch
Er schaut nicht an die Ungerechtigkeit in Jakob (4. Mose 23,18-24)
Nicht ein Mensch ist Gott, dass Er lüge
Es war schade für Balak, aber vorläufig hatten seine Pläne keinen Erfolg. Im Vorhergehenden sahen wir, dass er Bileam hatte holen lassen, um die Heere Israels - vor denen er solche Angst hatte - zu verfluchen. Doch Bileam hatte genau das Entgegengesetzte getan: Er konnte die Israeliten nicht verfluchen, er hatte sie gesegnet. Das Vertrauen Balaks in den berühmten Wahrsager muss wohl enorm erschüttert worden sein. Er sagt daher auch zu Bileam: „Was hast du mir getan! Meine Feinde zu verwünschen habe ich dich holen lassen, und siehe, du hast sie sogar gesegnet“ (4. Mo 23,11).
Trotz dieser Enttäuschung wollte Balak erneut einen Versuch wagen, Israel zu verfluchen oder verfluchen zu lassen. Er nahm Bileam an einen anderen Ort mit, wo die Aussicht auf das Volk Gottes etwas eingeschränkter war. In seiner Gesamtheit würde er es dann nicht sehen. Möglicherweise fand Balak, dass Bileam zu sehr von der großen Anzahl der Israeliten beeindruckt war. Er wiederholte seinen Auftrag: „... verwünsche es mir von dort aus“ (4. Mo 23,13). Dachte er vielleicht, dass es für Gott einen Unterschied ausmachte, wenn sie jetzt einen anderen Standort wählten? Wie wenig wussten diese Männer doch von den Plänen und Gedanken Gottes hinsichtlich seines Volkes. Sie sollten jedoch schon bald etwas mehr davon begreifen.
Der zweite Spruch Bileams machte deutlich, was Gottes Absicht war. Bei Ihm gibt es keine Veränderung noch den Schatten eines Wechsels. Er ist seinen Verheißungen treu. Lasst uns die Worte Bileams hören: „Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch ein Menschensohn, dass er bereue. Sollte er sprechen und es nicht tun, und reden und es nicht aufrechterhalten? Siehe, zu segnen habe ich empfangen; und er hat gesegnet, und ich kann es nicht wenden“ (4. Mo 23,19.20). Es ist verwunderlich, dies aus dem Mund eines falschen Propheten zu hören!
Wir dürfen diese Worte auch auf uns selbst anwenden. Gott bleibt seinem Wort immer treu. Es gibt Umstände, die uns in die Enge führen und unseren Glauben ins Wanken bringen können. Dann dürfen wir nicht vergessen, dass Jesus Christus derselbe ist gestern und heute und in Ewigkeit (vgl. Heb 13,8). Was Er verheißt, wird Er auch tun. Sicher gibt es das Problem unserer eigenen Untreue und unseres eigenen Versagens. Das tut letztlich den Plänen und Gedanken Gottes keinen Abbruch. Wenn Paulus über Israels Verhärtung und Untreue schreibt, dann erklärt er ausdrücklich, dass „die Gnadengaben und die Berufung Gottes“ unbereubar sind (Rö 11,29). Gott ist treu, seine Pläne scheitern nicht. Das gilt auch für uns als Christen. Das Wort Bileams, dass Gott nicht lügen kann, findet Widerhall im Neuen Testament. Wir lesen nämlich im Brief des Paulus an Titus von der Hoffnung des ewigen Lebens, „das Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten“ (Tit 1,2). Auf sein Wort können wir bauen.
Er erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob
In Kapitel 1 haben wir gesehen, dass das Volk Gottes ein heiliges, abgesondertes Volk ist. Es ist der Gegenstand der Liebe seines Herzens und gehört Ihm. Wir erinnern uns an den Ausdruck: „... ein Volk, das abgesondert wohnt“ (4. Mo 23,9). Es ist für Gott beiseite gestellt, grundsätzlich für Ihn geheiligt.
Im zweiten Spruch kommt eine andere Wahrheit zum Vorschein, und zwar die der Rechtfertigung: „Er erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob und sieht kein Unrecht in Israel“ (4. Mo 23,21). Wenn wir das in neutestamentliche Begriffe übersetzen, dann ist das der göttliche Freispruch, die Rechtfertigung, nicht aufgrund von Werken, sondern aus freier Gnade und durch Glauben (vgl. Rö 3 und 4).
Anders sind diese Worte auch kaum zu begreifen. Das Volk hatte Gottes Geduld in der Wüste ja immer wieder auf die Probe gestellt. Es hatte beständig gesündigt und rebelliert (vgl. 4. Mo 14,22). Es war auch nicht vor Unglück und Unheil, Mühe und Leid bewahrt geblieben. Allein schon die Tatsache, dass ein Zug von beinahe 40 Jahren durch die Wüste nötig war, spricht Bände. Es war wegen ihres Unglaubens. Es war eigentlich nur der Fürbitte Moses zu verdanken, der sich auf die souveräne Güte und Gnade Gottes berief, dass es vor dem Untergang bewahrt blieb. Der Brief an die Hebräer sagt sogar, dass Gott ihnen 40 Jahre lang zürnte, nämlich denen, die gesündigt hatten und deren Leichen in der Wüste fielen (Heb 3,17). Es war daher auch ein neues Geschlecht, eine junge Generation, die sich im Gebiet Moabs lagerte und im Begriff stand, in das Land Kanaan einzugehen. Nur zwei Männer von all denen, die über 20 Jahre alt waren, als sie aus Ägypten zogen, durften in das Land Kanaan kommen: Josua und Kaleb.
Wie ist es dann möglich, dass wir hier lesen: „Er erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob“? Gott sah voraus auf das Werk Christi, und deshalb konnte Er sie in Gnade ansehen. Das Volk war in den Augen Gottes nicht nur geheiligt, sondern auch gerechtfertigt. Vollkommener konnte es nicht werden. So ist das auch bei uns. Gott sieht uns in Christus, mit seiner Gerechtigkeit und seiner Vollkommenheit bekleidet. Die volle Bedeutung des Wortes „rechtfertigen“ finden wir erst im Neuen Testament. Die Rechtfertigung gründet sich auf den Tod und die Auferstehung Christi, wie der Brief an die Römer zeigt (Rö 3,25; 4,25). Sie ist ein Kernpunkt des christlichen Glaubens.
Wir haben die Erlösung durch sein Blut
Vielleicht ist es gut, in diesem Zusammenhang noch auf einige andere Erfahrungen des Volkes Israel während der Wüstenreise hinzuweisen, in denen wir als Christen ein Bild von dem Wert des Werkes Christi sehen dürfen:
1. das Blut des Passahlammes
2. der Durchzug durch das Rote Meer
3. die Begebenheit mit der kupfernen Schlange
Die Einsetzung des Passahs fand zur Zeit des Auszugs aus Ägypten statt (2. Mo 12). Dort waren die Israeliten viele Jahre in Knechtschaft gewesen. Die Lage war hoffnungslos. Pharao war ein harter Meister, und es schien so, als wäre keine Befreiung möglich. Doch der Augenblick kam, wo Gott ihre Jammerklage hörte. Er sandte Mose und Aaron mit einer Botschaft zum Pharao: „Lass mein Volk ziehen“ (2. Mo 5,1). Das war nicht einfach, und der Pharao verstärkte den Druck auf das Volk. Dann kamen die Plagen über das Land Ägypten, aber immer wieder weigerte sich der Pharao, das Volk ziehen zu lassen. Schließlich kam die zehnte Plage: der Tod der Erstgeborenen. Es gab ein lautes Gejammer in Ägypten. Alle Erstgeborenen starben, vom Großen bis zum Kleinen: „... vom Erstgeborenen des Pharaos, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker war, und alle Erstgeburt des Viehs ... es war kein Haus, worin nicht ein Toter war“ (2. Mo 12,29.30).
Alle Erstgeborenen der Israeliten waren jedoch sicher hinter dem Blut des Passahlammes, das an die Türpfosten und die Oberschwelle der Häuser, worin sie waren, gestrichen worden war. Das Blut des Lammes schützte sie vor dem Gericht: „... und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2. Mo 12,13). Das legte die Grundlage für den Auszug und bildete einen neuen Anfang in ihrer nationalen Geschichte. Als Christen wissen wir, dass wir durch das Blut des wahren Passahlammes erlöst sind: Christus (1. Kor 5,7). Wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen (Eph 1,7).
Der Durchzug durch das Meer unter der Führung Moses trennte die Israeliten tatsächlich von der Macht des Pharao. Dieses Vorbild spricht davon, dass wir auf den Tod Christi getauft sind (Rö 6,3.4; 1. Kor 10,2). Wir sind mit Ihm gestorben und begraben. Dadurch sind wir aus der gegenwärtigen bösen Welt erlöst und unter die Herrschaft des auferstandenen Herrn gebracht (Gal 1,4). In der „Wüste“ lernen wir Gott besser kennen, aber auch - durch Erfahrung -, wer wir in uns selbst sind. In unserem Fleisch wohnt nichts Gutes (Rö 7,18). Die Erlösung von der Macht der Sünde liegt außerhalb von uns selbst, in einem anderen. Es ist das Werk, das Gott in Christus zustande gebracht hat, wofür wir Ihn preisen dürfen (Rö 7,24.25).
Das bringt uns zu der Geschichte der kupfernen Schlange, in der wir erneut ein Bild des Kreuzes Christi sehen (vgl. Joh 3,14-16). Trotz aller Beweise der liebevollen Fürsorge Gottes für sein Volk, lehnte es sich immer wieder gegen Ihn auf. Die Israeliten waren mit dem Manna nicht zufrieden, und sie klagten über den Mangel an Brot und Wasser. Darum sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, so dass viele Israeliten starben. Was war das Heilmittel? Mose musste ein Abbild einer feurigen Schlange machen und sie auf eine Stange tun; „und ... wenn eine Schlange jemand gebissen hatte, und er schaute auf zu der Schlange aus Kupfer, so blieb er am Leben“ (4. Mo 21,4-9). Es gibt eine Lösung für das Problem der Sünde, für den Biss der „Schlange“. Durch einen Blick auf das Kreuz, auf den erhöhten Christus, gibt es noch immer Leben und Heil für jeden, der glaubt!
Gott ist für uns
So lernen wir als Gläubige, dass die Sünde im Fleisch im Tod Christi verurteilt ist. Wir lernen, Gott für die große Errettung zu danken, die Er durch das Werk seines Sohnes ans Licht gebracht hat: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! (Rö 7,25). Der Jubelgesang der Befreiung erklingt: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Rö 8,1). Durch den Glauben an Ihn sind wir von der Macht der Sünde und des Todes befreit.
So beginnt das Leben des Sieges von Römer 8, das Leben durch den Geist. Wir führen unser Leben in der Kraft des Geistes, der in uns wohnt. Er ist unser Führer, und Er macht uns zu Überwindern im irdischen Kampf. Die Parallele zum 4. Buch Mose ist deutlich. Nach der Geschichte der kupfernen Schlange erlangte das Volk Israel einen Sieg nach dem anderen.
Römer 8 endet mit der Sicherheit des Glaubens: „Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Rö 8,31-39). Das bringt uns wieder zum Thema der Segenssprüche Bileams. Dieser Wahrsager war völlig machtlos, eine Anklage gegen das Volk Gottes zu erheben. Gott befahl ihm zu segnen. Es gab keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel (4. Mo 23,23). So haben wir als Gläubige die frohe Gewissheit, dass die bösen Mächte in den himmlischen Örtern uns nicht schaden können: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?“ (Rö 8,33). Es gibt keinen Fluch, der uns treffen kann. Gott selbst ist für uns. Er ist der Richter, der seine Kinder von allen Anklagen freispricht. Und der auferstandene Christus ist unser Anwalt zur Rechten Gottes, der Fürsprecher, der Tag und Nacht für uns spricht. Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Die Schlussfolgerung ist, dass es keine einzige Macht im Himmel oder auf der Erde gibt, die dazu in der Lage ist. Nichts und niemand kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Wir sind sogar mehr als Überwinder durch Ihn, der uns geliebt hat (Rö 8,37).
Bei alledem geht es nicht um uns selbst, sondern um die Frage, was Gott für sein Volk tut. Wer ist Er für uns? Bileam formulierte es so: „Um diese Zeit wird von Jakob und von Israel gesagt werden, was Gott gewirkt hat“ (4. Mo 23,23). Gott hat große Dinge getan. Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus. Durch Gnade sind wir errettet. Das ist sein Werk, die große Errettung, die Er in Christus zustande gebracht hat. Darin dürfen wir ruhen, und das gibt uns auch Kraft im Kampf (vgl. das Bild des siegenden Löwen in 4. Mo 23,24).
Gott ist mit uns
Gott ist auch mit uns. Er wohnt inmitten seines erlösten Volkes. Das ist ein bedeutendes Thema in der Schrift (vgl. Off 21,3). Das Wohnen Gottes bei den Menschen ist das Ergebnis der Erlösung. Bileam verweist hier daher auch auf den Auszug (4. Mo 23,22). Nachdem Gott Israel aus Ägypten geführt hatte, wollte Er bei ihnen wohnen. Das tat Er in der Stiftshütte, seinem Zelt in der Wüste. Die meisten Leser kennen das gut. Die Stiftshütte war ein tragbares Heiligtum. Der Bau bestand aus Brettern von Akazienholz, und das „Dach“ wurde von vier verschiedenen Zeltdecken gebildet. Die erste Decke, die man nur innerhalb des Heiligtums sehen konnte, war die eigentliche Wohnung der Hütte (2. Mo 26,1.6). Alles musste entsprechend dem Muster angefertigt werden, das Gott Mose auf dem Berg Sinai zeigte. Der Auftrag Gottes an sein Volk lautete daher: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne“ (2. Mo 25,8). Das entsprechende Material sollten sie freiwillig zur Verfügung stellen.
Dieses Thema - Gott wohnt bei uns - finden wir auch im zweiten Segensspruch. Bileam gab nämlich das folgende Zeugnis über Israel: „... der HERR, sein Gott, ist mit ihm, und Jubelrufe wie um einen König sind in seiner Mitte“ (4. Mo 23,21b). Der Gott, der Israel aus der Knechtschaft Ägyptens erlöst hatte, war bleibend in seiner Mitte. Das kommt sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf eindrucksvolle Weise im Namen „Emmanuel“, d. h. „Gott mit uns“, zum Ausdruck (Jes 7,14; 8,8; Mt 1,23).
Es ist stets die Absicht Gottes gewesen, bei den Menschen zu wohnen, und das ist noch immer so. Die Gemeinde ist jetzt der Wohnort Gottes, die Behausung Gottes im Geist (Eph 2,22). Sie wurde am Pfingsttag durch die Ausgießung des Heiligen Geistes gebildet (Apg 2). Alle wahren Gläubigen gehören zur Gemeinde Gottes. Petrus gebraucht dafür das Bild eines Gebäudes, das aus „lebendigen Steinen“ besteht, ein geistliches Haus. Zusammen bilden wir ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind (1. Pet 2,4.5).
Zur Stiftshütte gehörte ein sichtbares Zeichen: die Wolke der Gegenwart Gottes, die über den Cherubim im Allerheiligsten ruhte. Tagsüber war sie eine Wolkensäule und nachts eine Feuersäule über dem Zelt der Zusammenkunft. Dadurch führte Gott das Volk auf allen seinen Zügen durch die Wüste (vgl. 2. Mo 40,34-38; 4. Mo 10,11-13). Die Wolke bot Schutz, Leitung und Licht in der Nacht. Gott gab ihnen seinen guten Geist, um sie auf dem Weg zu unterweisen (Neh 9,19-21). Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben und Ihm nicht widerstehen. Ein heiliger Gott kann nur inmitten eines heiligen Volkes wohnen. Auch das Neue Testament enthält zahlreiche Aufrufe zur Heiligkeit in Lehre und Leben. Die Lehre der Gottseligkeit muss beachtet werden (siehe u. a. 1. Tim 6,3ff.). Die Heiligkeit ist dem Haus Gottes zur Zierde, auf immerdar (Ps 93,5).
Das zweite Kennzeichen der Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes waren die „Jubelrufe wie um einen König“ (wörtlich: „Königsjubel“). Das ist ein Hinweis auf die Signaltrompeten in 4. Mose 10, die bei verschiedenen Gelegenheiten geblasen wurden. Israels Feiertage, die Feste des HERRN, wurden u. a. durch Trompetenschall angekündigt. Das ist ein glückliches Volk, das den „Jubelschall“ kennt und auf diese frohen Klänge hört (Ps 89,16). Das weist auf die Bereitschaft hin, dem Wort Gottes gehorsam zu sein. Wenn die Jubelrufe über den König bei uns sind, müssen wir uns auch königlich verhalten. Wir bilden als Gläubige ja „eine königliche Priesterschaft“, um die großen Taten dessen zu verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat (1. Pet 2,9). Hier geht es also um unser Zeugnis nach außen. Diese prophetischen Worte in Bezug auf den König haben wahrscheinlich auch eine zukünftige Bedeutung.
Das Bewusstsein der Gegenwart Gottes gibt auch Kraft im Kampf, wie wir weiterhin in diesem Segensspruch sehen: „Gott hat sie aus Ägypten herausgeführt; sein ist die Stärke des Wildochsen“ (4. Mo 23,22). Es geht darum, dass kein einziger Feind dem Volk Gottes standhalten kann. Überall im Alten Testament finden wir Hinweise auf den Auszug. Dieser denkwürdige Tag durfte nicht vergessen werden. Die Propheten sprechen auch häufig darüber, um das Volk zu ermutigen und es auf seinen Erlöser hinzuweisen. Sogar im Neuen Testament kommt er vor: In der Apostelgeschichte sehen wir, wie Stephanus seine jüdische Zuhörerschaft auf den Auszug hinwies (Apg 7,36). Wie ist das bei uns? Wissen wir noch den Tag unserer Erlösung? Erinnern wir uns, dass wir hinter dem Blut des Lammes Schutz suchten? Das bedeutete einen völligen Neuanfang in unserem Leben. Das Ende - der letzte Sieg - ist ebenfalls sicher, sowohl für Israel als auch für uns als Christen. „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor 15,57; vgl. 4. Mo 23,23.24).
Bileams Schlussfolgerung war daher auch, dass es keine Zauberei gegen Jakob gab und keine Wahrsagerei gegen Israel. Der Plan Balaks war missglückt. Gott selbst trat zugunsten seines Volkes auf, wer konnte Ihm widerstehen? Aber Balak wollte das nicht akzeptieren. Er gab noch nicht auf und machte einen weiteren Vorschlag: „Komm doch, ich will dich an einen anderen Ort mitnehmen; vielleicht wird es in den Augen Gottes recht sein, dass du es mir von dort aus verwünschst“ (4. Mo 23,27). Im folgenden Kapitel sehen wir, wie das ablief. Bileam muss wohl eine Vermutung gehabt haben, was dabei herauskommen würde. Vielleicht hoffte er doch noch auf eine Belohnung und wollte deshalb seine Mitarbeit nicht sofort einstellen.
Lasst uns währenddessen nicht den wichtigsten Punkt dieses zweiten Segensspruches aus dem Auge verlieren: Israel war ein gerechtfertigtes Volk! Das gilt auch für uns: Wir werden umsonst gerechtfertigt durch die Gnade Gottes, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist (Rö 3,24). Gott ist ein gnädiger Gott und ein gebender Gott. Er hat uns seinen Sohn geschenkt und seinen Geist in unsere Herzen ausgegossen! Er gibt uns das ewige Leben! Wird Er uns mit Christus nicht auch alles schenken?