Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus
Das Tausendjährige Reich
Durch die Vernichtung des „Tieres“ wird die Herrschaft, die einst in der Person Nebukadnezars den Nationen übertragen wurde, diesen wieder genommen, und sie kehrt zu ihrem Ursprung zurück, zu Ihm, der der König der Könige und der Herr der Herren ist. Als der wahre Sohn Davids wird Er über Israel herrschen. „Tröstet, tröstet mein Volk!“ so ruft Er schon durch den Mund des Propheten Jesaja im Blick auf jene Tage; „Redet zum Herzen Jerusalems, und ruft ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet, dass ihre Schuld abgetragen ist, dass sie von der Hand des Herrn Zweifaches empfangen hat für alle ihre Sünden“ (Jes 40,1.2). Und das Volk, das einst seinen König verwarf, wird Ihn dann annehmen und Ihm in Aufrichtigkeit und Wahrheit zujubeln: „Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“ (Mt 21,9; Ps 118,26). Doch nicht nur über Israel, nein, auch über alle Völker der Erde wird sich die Herrschaft des Herrn erstrecken. Die Nationen werden sein Erbteil und die Enden der Erde sein Besitztum sein (Ps 2,8). Der Stein, der auf das große Bild fällt und es zermalmt, wird zu einem großen Berg werden, der die ganze Erde füllt (Dan 2). Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum werden dem Sohn des Menschen gegeben werden (Vergl. Dan 7). Damit beginnt dann die Zeit des Segens und der Herrlichkeit für Israel und die Nationen, jene Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn, die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat (Apg 3,19–21). Jene „Wiedergeburt“ vollzieht sich, in der die zwölf Apostel auf zwölf Thronen sitzen werden, richtend die zwölf Stämme Israels (Mt 19,28). Jene Zeit des Segens und Friedens bricht an, die man gewöhnlich das 1000-jährige Reich nennt, weil wir in Off 20,1–7 lesen, dass die Regierung Christi, als Haupt über alles, tausend Jahre währen wird.
Indessen wird die Fülle des Friedens und der Segnungen, die das 1000-jährige Reich kennzeichnen, nicht unmittelbar auf das von Christus bei seiner Erscheinung vollzogene Gericht folgen. Ohne Zweifel bricht mit der Vernichtung des Antichrists und der Völker, die vor Jerusalem versammelt sein werden, die Zeit der Herrschaft Christi an, allein es sind noch nicht alle Ärgernisse aus dem Reich entfernt (Mt 13,41). Auch sind noch nicht alle Feinde des Herrn überwunden und zum Schemel seiner Füße gelegt. Die beiden letztgenannten Dinge werden sich erst vollziehen, wenn die Morgenröte des 1000-jährigen Reiches bereits erglommen, ja, wenn die Sonne der Gerechtigkeit schon aufgegangen ist, und dann erst wird sich die Erde der vollen Segnungen des Friedensreiches Christi erfreuen. Die Geschichte Davids und Salomos ist ein treffendes Vorbild von jenen Tagen. Wie David wird der Herr sich mit der Unterwerfung seiner Feinde beschäftigen müssen, ehe Er, gleich Salomo, in Frieden herrschen kann.
Das Wort Gottes macht uns auch eingehend mit diesen Ereignissen zu Anfang der Regierung Christi bekannt. So wird uns z. B. in Hes 38 und 39 die Vernichtung der Heere Gogs, des Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal, prophezeit, die erst nach der Ankunft des Herrn auf die Erde stattfinden kann, weil das Volk Israel dann bereits in dem friedlichen Besitz seines Landes erscheint. Am Ende der Jahre, so lesen wir im Beginn des 38. Kapitels, soll Gog in das Land kommen, „das vom Schwert wiederhergestellt ist, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, die beständig verödet waren; und es ist herausgeführt aus den Völkern, und sie wohnen in Sicherheit allesamt“ (V. 8).
„Ich will hinaufziehen“, sagt Gog, „in das Land der offenen Städte, will über die kommen, die in Ruhe sind, in Sicherheit wohnen, die allesamt ohne Mauern wohnen und keine Riegel und Tore haben“ (V. 11). Nun kann aber das Volk Israel erst sicher wohnen und in Ruhe sein, nachdem der Herr Jesus gekommen ist, um den Antichrist zu beseitigen und das Tier zu vernichten. Demnach müssen die hier beschriebenen Ereignisse im Anfang des 1000-jährigen Reiches stattfinden.
Doch wer ist Gog? Die Antwort auf diese Frage wird uns im 2. Vers des 38. Kapitels gegeben. Es heißt dort: „Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Gog vom Land Magog, den Fürsten von Rosch, Mesech und Tubal“. Mesech und Tubal sind Namen von Völkern, die ursprünglich am Schwarzen Meer wohnten, in späteren Jahrhunderten aber weiter nach Norden gedrängt wurden. Beide Namen dürfen wir wohl in Moskau, der früheren Hauptstadt Russlands, und Tobolsk, der Hauptstadt des asiatischen Russland, wiederfinden. Es handelt sich in unserer Weissagung um den Beherrscher eines gewaltigen nordischen Reiches, ohne Zweifel Russland, worauf auch der Name „Rosch“ hinzuweisen scheint. Der stolze Fürst jenes Reiches, in der Meinung, dass durch die Vernichtung des römischen Reiches alles in seine Hand gegeben sei, wird in Verbindung mit den Persern, Äthiopiern, Putäern (Kusch und Put sind ebensowohl am Euphrat wie am Nil zu suchen) und den Bewohnern von Togarma (dem nordöstlichen Kleinasien, wahrscheinlich Armenien), wider Israel heranziehen und das Land wie eine Wolke bedecken. Doch diese ganze große Menge wird durch den Herrn vernichtet werden, ohne dass Israel auch nur das Schwert zu ziehen brauchte. Gott wird das Schwert des einen wider den anderen kehren und Gericht an ihnen üben durch die Pest und durch Blut. Zugleich werden überschwemmende Regengüsse und Hagelsteine, Feuer und Schwefel über Gog und seine Heerscharen kommen und sie vernichten (Verse 21 und 22). Um uns eine Vorstellung von der gewaltigen Menge zu geben, die dann umkommen wird, wird uns mitgeteilt, dass die Kinder Israel sieben Monate lang die Leichen der Gefallenen begraben und sieben Jahre lang von ihren Waffen und Geräten Feuer machen werden, so dass niemand nötig haben wird, Holz vom Feld zu holen oder aus den Wäldern zu hauen.
Außer diesem Gericht über Gog lesen wir noch von Gerichten über Edom in Jes 34 und 63, über Ägypten in Jes 19 und über Moab und Ammon, Tyrus und Sidon in Hes 25 und 28, sowie endlich von Gerichten allgemeinen Charakters: „Denn durch Feuer und durch sein Schwert wird der Herr Gericht üben an allem Fleisch, und die Erschlagenen des Herrn werden zahlreich sein“ (Jes 66,16). „Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Ärgernisse zusammenlesen und die, die die Gesetzlosigkeit tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein“ (Mt 13,41.42). Auch wird der Herr sein Land von aller Unreinigkeit reinigen: „Und es wird geschehen an jenem Tag, spricht der Herr, da werde ich deine Pferde aus deiner Mitte ausrotten und deine Wagen vernichten … Und ich werde die Wahrsagereien aus deiner Hand ausrotten, und du wirst keine Zauberer mehr haben. Und ich werde deine geschnitzten Bilder und deine Bildsäulen aus deiner Mitte ausrotten, und du wirst dich nicht mehr niederwerfen vor dem Werk deiner Hände. Und ich werde deine Ascherim aus deiner Mitte herausreißen und deine Städte vertilgen“ (Mich 5,9–13; siehe auch Sach 13 und 14 und Jes 25 und 26).
Sodann hören wir in Mt 25, dass der Herr im Anfang des 1000-jährigen Reiches die Völker, die Er bei seiner Ankunft auf der Erde vorfindet, versammeln und Gericht über sie halten wird. Die Annahme, dass in genanntem Kapitel von dem letzten oder dem so genannten „jüngsten“ Gericht die Rede sei, ist unrichtig. Dieses Gericht wird uns in Off 20,11–15 beschrieben; es ist das Gericht „der Toten“ und wird erst nach dem 1000-jährigen Reich stattfinden. „Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen … Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und er Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken.“ In Mt 25 spricht der Herr dagegen von dem Gericht der Lebendigen. „Und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden.“ Weder im Himmel, noch im Hades, noch in der Hölle kann von Völkern gesprochen werden. Mit dem Tod hören alle Familien-, Stammes- und Volksbeziehungen auf. Das Gericht von Mt 25 muss sich also auf der Erde vollziehen. Dies geht auch aus den Eingangsworten hervor: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen“; d. h. also: wenn der Herr mit seinen himmlischen Heerscharen auf die Erde herabkommt, um als König seine Herrschaft anzutreten, wird Er die Völker vor sich versammeln und sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe stellt Er zu seiner Rechten, die Böcke zur Linken. Zu den Schafen sagt Er: „Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich (nicht den Himmel), das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“ (nicht vor Grundlegung der Welt). Und zu den Böcken sagt Er: „Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“. Während also die Böcke unmittelbar in die Hölle geschickt werden, ererben die Schafe das Reich Christi und gehen mit Ihm ein in die Freuden seiner 1000-jährigen Regierung auf dieser Erde.
Außer den Völkern, die vor dem Thron des Menschensohnes versammelt stehen, erscheint noch eine andere bemerkenswerte Klasse von Personen vor unseren Blicken, die der Herr seine Brüder nennt, und auf die Er sowohl die Schafe wie die Böcke hinweist. Es sind dies wohl die gläubigen Juden, die während der Gerichte, die nach der Aufnahme der Kirche über die Welt ausgegossen werden, das Evangelium des Reiches in der ganzen Welt gepredigt haben, – die Boten des Herrn, deren Behandlung die Grundlage des Gerichts bilden wird. Diejenigen, die diese Brüder des Herrn aufgenommen, beherbergt, besucht, gespeist, oder ihnen auch nur einen Trunk Wasser gereicht haben, mit einem Wort, die ihr Zeugnis angenommen und ihnen in irgendeiner Weise Mitleid bewiesen haben, gehören zu den Schafen, wogegen alle die, welche nichts dieser Art getan, die Zeugen Jesu also verworfen haben, zu den Böcken gerechnet werden. Die einen haben durch ihre Teilnahme an den Leiden der Brüder des Herrn in den schweren Tagen der letzten Trübsal ein Herz für Christus bewiesen und gehen ein in die Segnungen des Reiches, die anderen haben sich als offenbare Feinde des Herrn gezeigt und werden gerichtet.
Bevor wir zu der Betrachtung des zweiten Abschnittes der Regierung Christi übergehen, müssen wir noch bei einem Ereignis verweilen, das mit Recht das wichtigste und folgenschwerste von allen genannt werden mag. Ich meine das Binden des Teufels. In Offenbarung 20 lesen wir: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrunds und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind.“ Das ist in der Tat ein wichtiges und freudevolles Ereignis. Der Teufel, der Lügner von Anfang, der Mörder der Seelen, der Fürst der Finsternis und der Gott dieser Welt, für tausend Jahre gebunden – welch eine Veränderung muss diese Tatsache hervorbringen! Nicht länger mehr wird Satan die Menschen zur Sünde und zur Auflehnung gegen Gott verführen, nicht länger mehr die Völker zu Krieg und Zwietracht entflammen. Niemand mehr wird von ihm geplagt, kein Zeuge Jesu mehr von ihm verfolgt werden. Nicht länger mehr kann er seine verderbliche Macht zur Erreichung seiner bösen Pläne benutzen. Allem Unheil, das jetzt durch ihn angerichtet wird, ist dann ein Ende gemacht. Die Menschen werden zur Ruhe kommen und sich ungestört der herrlichen Gegenwart des Sohnes des Menschen erfreuen können.
Dass diese Gegenwart des Herrn die eigentliche Herrlichkeit und den Segen des 1000-jährigen Reiches ausmachen wird, brauche ich kaum zu sagen. Die Vernichtung der Feinde Gottes und das Binden des Teufels sind freilich Ereignisse von weittragender Bedeutung, aber sie würden an und für sich noch nicht die Einführung eines allgemeinen segensreichen Friedenszustandes und das Aufhören aller Gewalttätigkeit und Ungerechtigkeit bedeuten. Denn das menschliche Herz ist und bleibt böse, selbst unter den günstigsten äußeren Umständen. Aber nein, Er wird kommen, von dem es heißt: „Die Gerechtigkeit wird vor ihm hergehen und ihre Tritte zu seinem Weg machen“ (Ps 85,14); und: „Er wird dein Volk richten in Gerechtigkeit, und deine Elenden nach Recht … Er wird den Elenden des Volkes Recht verschaffen; er wird die Kinder des Armen retten … In seinen Tagen wird der Gerechte blühen, und Fülle von Frieden wird sein, bis der Mond nicht mehr ist“ (Ps 72,2.4.7). Dann „wird zur Gerechtigkeit zurückkehren das Gericht“ (Ps 94,15). Der Herr Jesus, der Friedefürst, wird König sein über die ganze Erde, und „Wahrheit wird sprossen aus der Erde, und Gerechtigkeit herniederschauen vom Himmel“. Auf alle Völker der Erde wird sich der gesegnete Einfluss der Gegenwart des Herrn erstrecken. „Alle Enden der Erde werden sich erinnern und zu dem Herrn umkehren; und vor dir werden niederfallen alle Geschlechter der Nationen“ (Ps 22,28). In der Verwaltung der Fülle der Zeiten wird in Ihm alles unter ein Haupt zusammengebracht werden, was im Himmel und was auf der Erde ist (Eph 1,10). Willig werden die Völker sich dem Zepter eines Fürsten unterwerfen, dessen Weisheit so vollkommen ist wie seine Gerechtigkeit, und dessen Liebe so groß wie seine Macht, der niemals einen Missgriff tun kann, und der in der ganzen Ausdehnung seines unermessliche Reiches alles in bester Ordnung erhalten wird. Sich vor einem solchen König zu beugen ist nicht schwer.
Untersuchen wir jetzt, welchen Anteil die Kirche oder die Braut Christi an diesen Dingen hat. Nachdem im Himmel die Hochzeit des Lammes gefeiert und die Braut „die Frau des Lammes“ geworden ist, kommt sie mit Jesus hernieder, um Ihn auf seinem Siegeszug zu begleiten und die Herrschaft mit Ihm anzutreten (Off 19). Mit dem König der Ehre aufs innigste verbunden, wird sie sowohl an seiner irdischen wie an seiner himmlischen Herrlichkeit teilnehmen. Christus ist der Erbe Gottes, die Braut ist seine Miterbin, und da das Erbe, das Gott seinem Sohn gegeben hat, das ganze Weltall umfasst, so wird sie dieses Erbe mit Ihm teilen. „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4). Wenn Er sich als der König des Weltalls auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen wird, dann wird seine Frau an seiner Seite thronen und mit Ihm herrschen.
Das eben Gesagte bezieht sich auf die Braut oder die Gemeinde Christi in ihrer Gesamtheit. Da ist kein Unterschied. Alle werden sich in derselben Herrlichkeit befinden und dasselbe Teil mit Christus empfangen. Dennoch wird ein Unterschied sein, und zwar im Blick auf den besonderen Lohn, der jedem Einzelnen für seine besondere persönliche Arbeit ausgeteilt werden wird (Vergl. 1. Kor 3,8; 4,5). Der Eine wird mehr Lohn, mehr Ehre empfangen als der Andere, entsprechend der größeren oder geringeren Treue, mit der jeder Einzelne auf Erden dem Herrn gedient hat. Zu den zwölf Aposteln sagte der Herr einst: „Ihr werdet auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“ (Mt 19,28). In dem Gleichnis von den Pfunden empfängt der eine Knecht Gewalt über zehn Städte, der andere nur über fünf (Lk 19,12ff). Paulus schreibt an Timotheus von einer „Krone der Gerechtigkeit“, die der Herr, der gerechte Richter, ihm zur Vergeltung geben werde an jenem Tag. Die Thessalonicher nennt er seine „Krone des Ruhmes vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft“ (Vergl. auch 2. Kor 1,14; Phil 2,16; 4,1). In Off 22,12 kündigt der Herr seine baldige Ankunft an mit den Worten: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist, usw.“ Diese Stellen sind ernst, und doch müssen wir zugleich ausrufen: Welch eine anbetungswürdige Gnade gibt sich in allem diesem kund! Gott hat uns errettet und fähig gemacht, ihm zu dienen. Er hat uns seinen Geist geschenkt und durch diesen die Kraft, gute Werke hervorzubringen. Und schließlich will er diese guten Werke noch belohnen, als ob wir selbst sie verrichtet hätten! Wie sehr sollte uns eine solche Gnade anspornen, in aller Treue vor Gott zu wandeln, Ihm zu dienen und uns selbst zu verleugnen!
In Off 21,9 bis 22,5 wird uns eine ergreifend schöne Beschreibung gegeben von der Herrlichkeit der Frau des Lammes während der tausend Jahre irdischer Segnung. Von Kap. 19, 6 bis 21, 8 gehen die letzten Ereignisse in ihrer Reihenfolge an unseren staunenden Blicken vorüber. Zuerst findet die Hochzeit des Lammes im Himmel statt, dann kommt der Herr mit den Seinigen vom Himmel, um seine Feinde zu vertilgen, Satan wird gebunden, die um des Zeugnisses Jesu willen enthaupteten Gläubigen werden auferweckt, und das 1000-jährige Reich beginnt. Nach Beendigung desselben wird Satan wieder losgelassen und empört sich von Neuem gegen Gott und das Lamm. Feuer vom Himmel verschlingt alle seine Heerscharen, und er selbst wird in den Feuersee geworfen. Himmel und Erde vergehen, und alle Toten erscheinen vor dem großen weißen Thron, um gerichtet zu werden. Ein neuer Himmel und eine neue Erde entstehen, deren Mittelpunkt das neue Jerusalem ist, das aus dem Himmel herniederkommt von Gott, und damit nimmt dann der ewige Zustand seinen Anfang, in dem „Gott alles in allem“ sein wird. Das ist in kurzen Worten der Verlauf der letzten Ereignisse. Hernach beschreibt der Prophet in einem besonderen Gesicht die Herrlichkeit des neuen Jerusalem, der Frau des Lammes. „Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen“, wird ihm gesagt. Und um uns Menschen, die himmlische Dinge nur unter irdischen Bildern verstehen können, eine Vorstellung von der Herrlichkeit der Versammlung oder Gemeinde Christi zu geben, wird uns eine Stadt vorgestellt, die alles in sich vereinigt, was diese Erde Schönes und Prächtiges aufzuweisen hat. Aus den Einzelheiten dieser Beschreibung ersehen wir, dass der Heilige Geist uns in die Zeit des 1000-jährigen Reiches zurückversetzt und uns die Stellung vor Augen malt, die die Versammlung während dieser Zeit einnehmen wird. Es gibt keine Macht in dieser himmlischen Stadt, und doch wird sie weder durch die Sonne, noch durch den Mond noch durch eine Lampe erleuchtet. Die Herrlichkeit Gottes selbst hat sie erleuchtet, und ihre Lampe ist das Lamm, während die Nationen, d. h. die Völker, die die 1000-jährige Erde bewohnen werden, durch ihr Licht wandeln. Sie enthält keinen Tempel, denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Doch die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit und Ehre zu ihr. Der reine Strom des Wassers des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorkommt aus dem Thron Gottes und des Lammes, durchströmt die Stadt, und an beiden Seiten des Stromes steht der Baum des Lebens, der allmonatlich zwölf Früchte trägt, und dessen Blätter zur Heilung der Nationen dienen. Sie, die selbst die Zeugin und der Ausdruck der vollkommenen Gnade Gottes und der unendlichen Liebe Christi ist, bildet während der Segensherrschaft Christi den Kanal dieser Gnade und verbreitet Licht und Heilung über die Völker.
„Aber“, möchte der Leser einwenden, „wird denn der Herr während des 1000-jährigen Reiches mit uns auf der Erde wohnen?“ Keineswegs. Die Wohnung Christi und seiner himmlischen Braut ist der Himmel. Der Herr wird wohl mit den himmlischen Heiligen auf die Erde kommen, und seine Füße werden dann auf dem Ölberg stehen. Er wird sein irdisches Volk in die lange verheißenen Segnungen des Reiches einführen. Er wird auch seinen Einzug in Jerusalem halten, und diese Stadt wird der Sitz seiner irdischen Regierung bilden. Aber Er wird nicht auf der Erde wohnen, und ebensowenig die Braut oder die Versammlung. Sie wird mit Christus über die ganze Erde herrschen. Das eine Glied wird vielleicht hierhin, das andere dorthin gehen, um die Befehle Christi bekannt zu machen und die Angelegenheiten des irdischen Reiches zu ordnen. Doch ihre Wohnstätte wird immer der Himmel sein. Im Himmel wohnend, werden der Herr und die Seinigen sich zeigen, so oft und wo irgend es nötig ist. Zwischen Himmel und Erde wird dann eine glückliche Gemeinschaft, ein fortwährender vertraulicher Verkehr bestehen, wie dies in der Jakobsleiter vorbildlich dargestellt wird, die auf der Erde stand, während ihre Spitze an den Himmel reichte, und an der die Engel Gottes auf- und niederstiegen. (1. Mo 28).
Es bleibt uns noch übrig, auf den Zustand Israels und der Nationen während der Zeit des 1000-jährigen Reiches einen Blick zu werfen. Wir haben bereits gesehen, dass bei der Ankunft Christi ganz Israel, d. h. der treue Überrest aus den zwei und aus den zehn Stämmen errettet werden wird. Die Prophezeiung von Hesekiel 37 wird sich erfüllen. Israel und Juda werden nach langer Trennung wieder vereinigt werden. Der Geist des Herrn wird über alle ausgegossen werden, und das Gesetz Gottes wird auf ihre Herzen geschrieben sein. „Wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht habe…, werden sie wissen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin … Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe“ (Hes 39,27–29). „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde: nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe … Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schließen werde nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. Und sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: „Erkennt den Herrn!“ denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten“ (Jer 31,31–34). Und als notwendige Folge dieser geistlichen Wiederherstellung wird Israel sich auch eines nie gekannten äußeren Wohlergehens erfreuen. Junge Kamele von Midian und Epha, Gold und Weihrauch von Scheba, die Herden Kedars, die Widder Nebajots, die Herrlichkeit des Libanon, ja, die Kostbarkeiten aller Völker werden nach Kanaan gebracht werden. „Statt des Kupfers werde ich Gold bringen und statt des Eisens Silber bringen und statt des Holzes Kupfer und statt der Steine Eisen. Und ich werde den Frieden setzen zu deinen Aufsehern und die Gerechtigkeit zu deinen Vögten“ (Jes 60; siehe auch Jer 31,4.5; Hes 36,8–12; Am 9, 13.14).
Die Stadt Jerusalem, „die Tore Zions, die der Herr mehr liebt als alle Wohnungen Jakobs“ (Ps 87,2), wird zu einem ungeahnten Glanz und einer nie gekannten Ausdehnung kommen. „Als offene Stadt wird Jerusalem bewohnt werden wegen der Menge von Menschen und Vieh in seiner Mitte. Und ich, spricht der Herr, werde ihm ringsum eine feurige Mauer sein und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte“ (Sach 2,8.9). „So spricht der Herr: Ich kehre nach Zion zurück und will inmitten Jerusalems wohnen; und Jerusalem wird „Stadt der Wahrheit“ genannt werden und der Berg des Herrn der Heerscharen „der heilige Berg“ … Es werden noch Greise und Greisinnen in den Straßen von Jerusalem sitzen, jeder mit seinem Stab in seiner Hand vor Menge der Tage. Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen“ (Sach 8,3–5). Auch der Tempel wird wieder aufgebaut werden, und zwar weit herrlicher und größer als je zuvor. Die Kapitel 40–47 des Propheten Hesekiel geben uns eine eingehende Beschreibung von der äußeren Gestalt und inneren Einrichtung dieses gewaltigen Bauwerks. Der von den Juden vor dem 1000-jährigen Reich im Unglauben errichtete Tempel, in den der Antichrist sich als Gott setzen wird, wird ohne Zweifel wieder zerstört werden. Der Herr selbst, der wahre Salomo, wird jenen neuen Tempel bauen. „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross; und er wird von seiner Stelle aufsprossen und den Tempel des Herrn bauen. Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen; und er wird Herrlichkeit tragen; und er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen, und er wird Priester sein auf seinem Thron“ (Sach 6,12.13). In diesem Tempel wird keine Bundeslade gefunden werden, denn der Herr selbst wird darin herrschen; und man wird Jerusalem den Thron des HERRN nennen (Jer 3,16.17).
Auch der Opferdienst wird im 1000-jährigen Reich wiederhergestellt werden, um Sühnung zu tun für das Heiligtum usw., jedoch nicht in derselben Weise oder in demselben Sinn wie einst unter dem Gesetz, denn Israel wird sich der vollkommenen durch Christus bewirkten Versöhnung erfreuen und das Bewusstsein der völligen Vergebung seiner Sünden besitzen. Vielmehr werden die Opfer auf jenes vollbrachte Versöhnungswerk zurückweisen, werden daran erinnern. Ähnlich so, wie jetzt die Kirche in dem Abendmahl das Gedächtnis des Versöhnungstodes des Herrn feiert, werden dann die Opfer, in Verbindung mit dem Passah- und Laubhüttenfest, 1 für Israel die Erinnerung an denselben Tod bilden. Der Gottesdienst Israels wird alsdann einen vollkommenen Charakter tragen, gegründet auf das Bewusstsein von der Annahme und der Vollgültigkeit des Opfers Christi, aber doch wird er nie die Höhe des christlichen Gottesdienstes erreichen, denn das Volk wird niemals in das Innere des Heiligtums hineingehen.
Ferner ersehen wir aus Hes 46, dass im 1000-jährigen Reich ein Fürst in Israel regieren wird, der für sich und seine Söhne ein besonderes Erbteil empfängt. Wir können uns dies etwa so vorstellen: Christus ist König über alles, aber unter Ihm wird ein Fürst, gleichsam ein Vizekönig, die Regierung über Israel führen.
Die übrigen Völker, die Nationen, werden an der Herrlichkeit Israels und an den Segnungen des Friedensreiches teilnehmen. Wie das himmlische Jerusalem der Kanal sein wird, durch den die himmlischen Segnungen der Erde zuströmen, so wird Israel oder das irdische Jerusalem den Mittelpunkt der ganzen Erde bilden, von wo aus den Nationen die Segnungen des 1000-jährigen Reiches zufließen werden. Die einst dem Abraham gegebene Verheißung: „In dir werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“, wird dann in vollem Maß in Erfüllung gehen, und es wird sich zeigen, wie wahr und zutreffend die Worte Paulus waren: „Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wie viel mehr ihre Vollzahl! … Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anderes sein als Leben aus den Toten?“ (Röm 11,12.15). Ja, auf der ganzen Erde wird eine durchgreifende Veränderung, eine völlige Umwälzung stattfinden. Der Götzendienst wird von der Erde verschwinden (Jes 2,18), und der einige wahre Gott wird gekannt und angebetet werden. „Und es wird geschehen: Von Neumond zu Neumond und von Sabbat zu Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der Herr“ (Jes 66,23). Die zweite und dritte Bitte aus dem Gebet unseres Herrn: „Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“, wird dann voll und ganz Erhörung finden. Der Krieg wird aufhören, und die Frage der allgemeinen Abrüstung wird sich ganz von selbst lösen: „Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken“ (Mich 4,3.4). Die Regenten der Völker werden als Diener Christi regieren, und das Gericht wird unparteiisch geübt werden. „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen“ (Jes 21,1). Wie in den Tagen Salomos, so werden auch dann die Völker nach Palästina kommen, um die Herrlichkeit, die Ehre und Weisheit des großen Sohnes Davids zu bewundern, und wie die Königin von Scheba, so werden auch sie bezeugen müssen, dass ihnen nicht die Hälfte berichtet worden sei. Ja, sie werden außer sich geraten, wenn sie den König Israels inmitten seiner teuer erkauften Scharen erblicken und die Herrlichkeit der „goldenen Stadt“ über dem Jerusalem des Landes Israel leuchten sehen werden. „Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um den Herrn der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und den Herrn anzuflehen.“ – „Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen werden, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern“ (Sach 8,22; 14,16).
Aus diesem allem ersehen wir, wie herrlich es während der Regierung Christi auf dieser Erde sein wird. Das Streben und Wirken der Menschen wird nicht mehr einzig und allein den Zwecken der Selbstverherrlichung oder der Erreichung unreiner, selbstsüchtiger Absichten dienen, sondern die Verherrlichung des Herrn und die Ausbreitung der Ehre seines Namens und seiner Herrschaft wird im Vordergrund stehen. Wir dürfen auch wohl annehmen, dass die gewaltigen Kräfte der Natur, in deren Erforschung und Verwertung der Mensch heute nur unsicher tappend Fortschritte macht, unter der Anleitung des allweisen Schöpfers und Erhalters aller Dinge dann dem Wohl der Allgemeinheit und der Verherrlichung seines Namens in einer Weise dienstbar gemacht sein werden, von der wir uns heute keine Vorstellung zu machen vermögen. Die Arbeit wird ebenfalls aufhören, aber wie ganz anders wird es dann auch in dieser Hinsicht aussehen! Niemand wird sich mehr über Mangel an Arbeit oder zu geringen Lohn, über Ausbeutung und Übervorteilung zu beklagen haben. In allem wird die völligste Gerechtigkeit herrschen.
Wird es denn im 1000-jährigen Reich keine Sünde mehr geben? Doch, die Sünde wird noch da sein. Die Bewohner der 1000-jährigen Erde, auch die wahrhaft Gläubigen, tragen noch ihren sterblichen und verweslichen Leib an sich, in dem die Sünde wohnt. Aber die ganze Erde wird voll sein der Erkenntnis des Herrn, und gerechte Grundsätze werden Wandel und Verkehr beherrschen, und da der Teufel gebunden ist und die Menschen nicht mehr verführen kann, so werden die Leidenschaften und Begierden sich nicht in solcher Macht offenbaren wie heute. Dennoch werden Sünden und Vergehen vorkommen, und darum lesen wir, dass „der Sünder“, das ist jemand, der eine offenbare Sünde begangen hat, mit dem Tod bestraft werden wird. Auch belehrt uns der Heilige Geist in Sach 14,17–19, dass über die Völker, die nicht nach Jerusalem hinaufziehen werden, um den HERRN anzubeten, kein Regen kommen wird. So wird also die Gerechtigkeit herrschen und alle, die mit Vorsatz und Bedacht sündigen, bestrafen und nötigenfalls aus dem Reich hinwegtun.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf den Zustand der Schöpfung in jenen glückseligen Tagen. In dem gegenwärtigen Zeitalter seufzt die ganze Schöpfung und liegt gleichsam in Geburtswehen, dann aber wird sie freigemacht werden von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Die Wildheit der Tiere und ihre Feindschaft untereinander, der schreckliche Kampf ums Dasein, wird aufhören, und auch die Furcht der Tiere vor dem Menschen wird verschwinden. Es wird wieder sein wie einst im Paradies. „Und der Wolf wird sich beim Lamm aufhalten, und der Leopard beim Böckchen lagern; und das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Und Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen zusammen lagern; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Viper“ (Jes 11,6–8; 65,25). „Und ich werde an jenem Tag einen Bund für sie schließen mit den Tieren des Feldes; … und ich werde Bogen und Schwert und den Krieg aus dem Land zerbrechen und werde sie in Sicherheit wohnen lassen.“ (Hos 2,20). Doch nicht die Tiere allein, sondern auch die ganze Erde mit allem, was auf ihr ist, wird sich freuen: „Die Berge und die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen, und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen“ (Jes 55,12). Der Fluch und die schrecklichen Folgen der Sünde werden von der Erde weggenommen sein: „Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen, und statt der Brennnesseln werden Myrten aufschießen“ (Jes 55,13); und: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jubeln wird die Zunge des Stummen“ (Jes 35,5.6). Die Wüsten werden fruchtbar werden: „Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und aufblühen wie eine Narzisse“ (Jes 35,1). „Ja, ich mache durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde. Die Tiere des Feldes werden mich preisen, Schakale und Strauße, denn ich werde Wasser geben in der Wüste, Ströme in der Einöde, um mein Volk zu tränken, mein auserwähltes“ (Jes 43,19.20).
Als die natürlich Folge von dem allen wird der Mensch nicht mehr im Schweiß seines Angesichts sein Brot zu essen brauchen, denn der Erdboden wird seinen Ertrag reichlich darreichen. „Es wird Überfluss an Getreide sein im Land, auf dem Gipfel der Berge; gleich dem Libanon wird rauschen seine Frucht“ (Ps 72,16). Selbst der Tod, diese bittere Quelle von Trauer und Jammer, wird, wenigstens für die Gerechten, hinweggetan sein. „Und ich werde über Jerusalem frohlocken und über mein Volk mich freuen; und die Stimme des Weinens und die Stimme des Wehgeschreis wird nicht mehr darin gehört werden. Und dort wird kein Säugling von einigen Tagen und kein Greis mehr sein, der seine Tage nicht erfüllte; denn der Jüngling wird als Hundertjähriger verflucht werden“ (Jes 65,19.20). Der hundertjährige Gottlose, der seiner Sünde wegen stirbt, wird also noch ein Jüngling genannt. Auch lesen wir an derselben Stelle, dass die Tage des Volkes sein sollen „wie die Tage der Bäume“.
So werden sich also unter der Regierung des Sohnes des Menschen, des Königs der Gerechtigkeit und des Friedens, die Segnungen wie ein Strom über die ganze Erde hin ergießen. Kein Elend, kein Mangel wird mehr sein, und obwohl die Tränen noch nicht völlig getrocknet sind, weil Sünde und Tod sich noch zeigen werden, so werden doch die Quellen, die sie heute so oft fließen machen, zum größten Teil versiegt sein. Aber was mehr sagt als alles: die ganze Erde, die jetzt voller Ungerechtigkeit und Gewalttat ist, wird dann voll sein der Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken (Jes 11,9). Überall wird der Name des Herrn angerufen werden, und befreit von der Knechtschaft des Verderbnisses und sich erfreuend der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes, wird die ganze Erde jubelnd frohlocken. Ja, alles was im Himmel und auf der Erde ist, wird der Aufforderung des Psalmisten folgen: „Lobt den Herrn von den Himmeln her; lobt ihn in den Höhen! Lobt ihn, alle seine Engel; lobt ihn, alle seine Heerscharen! Lobt ihn, Sonne und Mond; lobt ihn, alle ihr leuchtenden Sterne! Lobt ihn, ihr Himmel der Himmel, und ihr Wasser, die ihr oberhalb der Himmel seid! Lobt den Herrn von der Erde her, ihr Wasserungeheuer und alle Tiefen! Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der du ausrichtest sein Wort; ihr Berge und alle Hügel, Fruchtbäume und alle Zedern; ihr wilden Tiere und alles Vieh, kriechende Tiere und geflügelte Vögel, ihr Könige der Erde und alle Völkerschaften, ihr Fürsten und alle Richter der Erde; ihr Jünglinge und auch ihr Jungfrauen, ihr Alten mit den Jungen! Loben sollen sie den Namen des Herrn! Denn sein Name ist hoch erhaben, er allein; seine Majestät ist über Erde und Himmel“ (Ps 148). – „Singt dem Herrn ein neues Lied, seinen Ruhm vom Ende der Erde!“ (Jes 42,10–12).
Fußnoten
- 1 Das Pfingstfest wird nicht mehr gefeiert werden, weil es die gegenwärtige Zeit und die Stellung der Kirche kennzeichnet und darin seine Erfüllung gefunden hat.