Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus
Das zweite Kommen Christi auf die Erde
Die Prophezeiungen des Alten Testaments reden immer wieder, und zwar in der bestimmtesten Sprache, von der Errichtung eines herrlichen Friedensreiches hienieden, in dem der Fluch hinweggetan sein wird und der Sohn Davids als König über Israel und über die ganze Erde herrschen soll. Von Zion wird seine Herrschaft ausgehen und sich erstrecken über alle Enden der Erde. Wählen wir aus der großen Menge der vorhandenen Stellen einige der deutlichsten aus.
Psalm 2,1–9: „Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Die Könige der Erde treten auf, und die Fürsten beraten miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten: „Lasst uns zerreißen ihre Fesseln und von uns werfen ihre Seile!“ – So weit hat sich die Prophezeiung schon bei dem ersten Kommen Christi erfüllt (vgl. Apg 4). Der Inhalt der folgenden Verse aber muss noch erfüllt werden: „Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer. Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn, und in seiner Zornglut wird er sie schrecken.“ Das wird geschehen in den Gerichten, die dem zweiten Kommen Christi vorangehen werden. Dann lesen wir weiter: „“Habe ich doch meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!“ … Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und die Enden der Erde zum Besitztum. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen.“
Psalm 110: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße! Den Stab deiner Macht wird der Herr aus Zion senden; herrsche inmitten deiner Feinde! Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tag deiner Macht; in heiliger Pracht, aus dem Schoß der Morgenröte wird dir der Tau deiner Jugend kommen … Der Herr zu deiner Rechten zerschmettert Könige am Tage seines Zorns. Er wird richten unter den Nationen, er füllt alles mit Leichen; das Haupt über ein großes Land zerschmettert er.“
Jesaja 11,1–12: „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen. Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn … Und Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein, und die Treue der Gurt seiner Hüften. – Und der Wolf wird sich bei dem Lamm aufhalten, und der Leopard beim Böckchen lagern; und das Kalb und der junge Löwe und das Mastvieh werden zusammen sein, und ein kleiner Knabe wird sie treiben. Und Kuh und Bärin werden miteinander weiden, ihre Jungen zusammen lagern; und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. Und der Säugling wird spielen am Loch der Otter, und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Viper. Man wird weder Böses tun noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg; denn die Erde wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken. – Und es wird geschehen an jenem Tag: der Wurzelspross Isais, der dasteht als Banner der Völker, nach ihm werden die Nationen fragen; und seine Ruhestätte wird Herrlichkeit sein. – Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Herr noch ein zweites Mal seine Hand ausstrecken … Und er wird den Nationen ein Banner erheben und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Zerstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“
Jesaja 24,23: „Und der Mond wird mit Scham bedeckt und die Sonne beschämt werden, denn der Herr der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit.“
Jeremia 23,5.6: „Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da ich David einen gerechten Spross erwecken werde; und er wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr, unsere Gerechtigkeit.“ (vgl. auch Jer 33,14–16)
Hesekiel 43,2.7: „Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her; und ihr Rauschen war wie das Rauschen großer Wasser, und die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit … Und Er sprach zu mir: Menschensohn, dies ist der Ort meines Thrones und der Ort meiner Fußsohlen, wo ich in Ewigkeit inmitten der Kinder Israel wohnen werde. Und das Haus Israel wird meinen heiligen Namen nicht mehr verunreinigen.“
Daniel 2,44: „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volk überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber in Ewigkeit bestehen.“
Daniel 7,13.14: „Ich schaute in Gesichten der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn; und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor ihn gebracht. Und ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört werden wird.“
Micha 4,7: „Und der Herr wird König über sie sein auf dem Berg Zion, von nun an bis in Ewigkeit.“
Lukas 1,33: „Und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.“
Alle diese und eine große Zahl ähnlicher Prophezeiungen sind noch nicht erfüllt. Der herrliche Friedenszustand, der nach ihnen während der Regierung Christi auf Erden herrschen soll, ist weder jemals dagewesen, noch heute da. Die Stämme Israels sind noch über die ganze Erde hin zerstreut. Das gelobte Land ist noch verwüstet. Die Stadt und der Tempel werden noch von den Heiden zertreten, und der König Israels ist dem Auge noch verborgen. Die Erfüllung dieser Prophezeiungen ist also noch zukünftig, denn die Verheißungen Gottes sind „Ja und Amen“. Was Er verheißen hat, muss geschehen. Und da sie unmöglich erfüllt werden können, ohne die persönliche Anwesenheit Jesu auf der Erde, so muss der Herr zum zweiten Male den Himmel verlassen und auf diese Erde kommen.
Dieses zweite Kommen Christi wird uns daher auch, wie zu erwarten stand, im Neuen Testament deutlich angekündigt. Wir wollen die darauf bezüglichen Stellen der Reihe nach anführen und, wenn nötig, erläutern. Wir übergehen dabei die Stellen, in denen von dem Kommen Christi zur Aufnahme seiner Braut gesprochen wird, weil sein Kommen auf die Erde, um hienieden sein herrliches Reich aufzurichten, ganz verschieden ist von seinem Kommen in die Luft, um die Versammlung abzuholen und ins Vaterhaus zu führen.
Die erste neutestamentliche Ankündigung der Wiederkunft Christi auf die Erde finden wir in Matthäus 23,37–39. Nachdem Jesus von den Juden verworfen worden war, vernehmen wir aus seinem Mund jene rührenden Abschiedsworte an Jerusalem, in denen sich, trotz der Hartnäckigkeit und Bosheit des Volkes, seine Gnade in so herrlicher Weise offenbarte: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!““ Obwohl der Herr mit diesen Worten das Urteil über sein Volk spricht, verheißt Er ihm doch zugleich, dass Er einmal wiederkommen, und dass das Volk Ihn dann annehmen und Ihm das „Hosanna“ zurufen werde.
In Matthäus 24,30 lesen wir: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ (siehe auch Mk 13,26 und Lk 21,27.)
Einen anderen Beweis für das persönliche Kommen des Herrn, um hienieden sein Reich aufzurichten, finden wir in Lukas 19,11–15. Die Jünger waren der Meinung, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte. Um diesen Irrtum betreffs der Zeit der Errichtung des Reiches zu berichtigen, zeigte ihnen der Herr in einem Gleichnis, dass diese Herrschaft noch nicht sogleich offenbart werden würde, sondern dass Er erst zu seinem Vater zurückkehren müsse, um das Reich zu empfangen. Dann werde Er zurückkehren, um jenes Reich in Macht und Herrlichkeit aufzurichten. „Ein gewisser hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen.“
Auch in Apostelgeschichte 1,11 wird uns eine sehr deutliche Prophezeiung betreffs des Kommens Christi als König gegeben. Als die Jünger den Herrn, in dem sich alle ihre Erwartungen vereinigten, und der jetzt gen Himmel fuhr, vor ihren Augen verschwinden sahen und nun voll Erstaunen ihre Blicke nach oben gerichtet hielten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die sagten: „Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel.“ Der Herr wird also auf dieselbe Weise zurückkommen, wie Er weggegangen ist. In einer Wolke fuhr Er auf zum Himmel, und auf den Wolken wird Er wiederkommen. Der Ölberg war die Stätte, von wo aus Er gen Himmel fuhr, und der Ölberg wird auch wieder die Stätte sein, auf der seine Füße stehen werden, wenn Er zur Rettung des bedrängten Überrestes von Israel und zur Vernichtung seiner Feinde erscheinen wird (vgl. Sach 14,4).
In seiner Ansprache an das jüdische Volk, gelegentlich der Heilung des Lahmen, sagt Petrus: „So tut nun Buße und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor verordneten Christus Jesus sende, den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“ (Apg 3,19–21). Gott wird also den Herrn Jesus Christus zum zweiten Mal auf die Erde senden, und dann wird die Wiederherstellung aller Dinge, wovon die heiligen Propheten von jeher geredet haben, stattfinden.
Die Briefe von Paulus, in denen wir so herrliche Offenbarungen über die Aufnahme der Kirche oder Versammlung gefunden haben, enthalten auch klare Aussprüche über das Kommen Christi auf die Erde und über sein herrliches Reich hienieden. In 1. Korinther 15,23–25 sagt der Apostel z. B.: „Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.“
Doch vor allem behandelt Paulus diesen Gegenstand in den beiden Briefen an die Thessalonicher. Nachdem er im 4. Kapitel des 1. Briefes die Offenbarung des Herrn bezüglich der Aufnahme der Versammlung mitgeteilt hat, fährt er im 5. Kapitel fort: „Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben wird. Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen.“ – „Der Tag des Herrn“ ist ein Ausdruck, der sehr oft im Alten Testament vorkommt, und der immer mit der Ausübung des Gerichts über die Erde und ihre Bewohner in Verbindung steht. Dieses Gericht wird durch den Herrn persönlich ausgeführt werden, wie dies zahlreiche Stellen beweisen. Auch in 2. Thessalonicher 1,6–8 wird die Erscheinung des Herrn mit dem Gericht in unmittelbare Verbindung gebracht. Es heißt dort: „Wenn es denn bei Gott gerecht ist, denen, die euch bedrängen, mit Drangsal zu vergelten, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns zu geben bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen“. Während der Herr Jesus daher, wenn Er kommt, um seine Braut heimzuholen, die Erde nicht betritt, sondern die Braut Ihm in die Luft entgegengerückt wird, und während Er bei dieser Wiederkunft von seinen Feinden nicht gesehen werden wird, erscheint Er bei seiner zweiten Ankunft allen sichtbar: „jedes Auge wird ihn sehen“ (Off 1,7). Er kommt dann vom Himmel auf die Erde herab, um an seinen Feinden Rache zu nehmen, oder mit anderen Worten, um den Tag der Rache, von dem Jesaja im 61. Kapitel seiner Prophezeiungen spricht, herbeizuführen.
In dem 2. Kapitel des 2. Briefes an die Thessalonicher redet der Apostel noch genauer über dieses Kommen des Herrn auf die Erde. Nachdem er seinen ersten Brief geschrieben hatte, waren Lehrer zu den Thessalonichern gekommen, die sie in Verwirrung bringen wollten, indem sie sagten, der Tag Christi sei schon da. Gegen diese bösen Lehrer wendet sich Paulus mit den Worten: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm hin,“ – oder mit anderen Worten: Wir bitten euch, Brüder, da ihr ja an die Aufnahme der Versammlung glaubt, da ihr ja wisst, dass der Herr kommen wird, um uns zu sich zu versammeln, – „dass ihr euch nicht schnell in der Gesinnung erschüttern noch erschrecken lasst, … als ob der Tag des Herrn da wäre … Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens.“ Und dann lässt er einige Verse weiter die Worte folgen: „Und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft.“ Zuerst also wird die Braut zu Christus hin versammelt werden, zuerst wird der Morgenstern am Horizont erglänzen, zur Freude aller derer, die auf Ihn warten, und dann erst wird der Sohn des Menschen als die Sonne der Gerechtigkeit erscheinen, um alle Gesetzlosen und Feinde wie Stoppeln zu verbrennen (Mal 3,19.20) und um, wie wir hier lesen, den Menschen der Sünde, den Antichristen, zu vernichten durch den Hauch seines Mundes.
Wenn wir uns jetzt zu dem Buch der Offenbarung wenden, so werden wir dort die Ereignisse beschrieben finden, die dem Tag des Herrn unmittelbar vorangehen werden. In Kap. 1, 7 lesen wir: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen.“ Doch die belangreichsten Mitteilungen bezüglich unseres Gegenstandes enthält das 19. Kapitel jenes wunderbaren Buches. Dort wird das Kommen des Herrn Jesus auf die Erde folgendermaßen beschrieben: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt „Treu und Wahrhaftig“, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein. Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen. Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren. Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit lauter Stimme und sprach zu allen Vögeln, die inmitten des Himmels fliegen: Kommt her, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes, damit ihr Fleisch von Königen fresst und Fleisch von Obersten und Fleisch von Starken und Fleisch von Pferden und von denen, die darauf sitzen, und Fleisch von allen, sowohl von Freien als Sklaven, sowohl von Kleinen als Großen. Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer. Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. Und die Übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd saß, dem Schwert, das aus seinem Mund hervorging; und alle Vögel wurden von ihrem Fleisch gesättigt“ (Verse 11–21)
Man kann unmöglich diese Stellen lesen, ohne klar zu erkennen, dass der Herr Jesus ein zweites Mal den Himmel verlassen wird, um, nachdem Er alle Ärgernisse und Unreinigkeiten aus seinem Reich hinweggetan und alle seine Feinde vernichtet haben wird, das herrliche Friedensreich, das so genannte 1000-jährige Reich, aufzurichten. Die Reihenfolge der Ereignisse tritt in Offenbarung 19 und 20 so deutlich wie möglich vor unsere Blicke. Nachdem das Gericht über die Feinde vollzogen ist, wird Satan für 1000 Jahre in den Abgrund geworfen. Die während der Zeit der großen Drangsal um ihres Glaubens willen getöteten Zeugen Jesu werden auferweckt, und das 1000-jährige Reich beginnt. Die Meinung einiger, dass das 1000-jährige Reich vor dem Kommen des Herrn errichtet werden würde, ist daher durchaus falsch. Dass diese Annahme verkehrt ist, geht schon daraus hervor, dass wir, laut den klaren Aussprüchen der Schrift, während des Zeitabschnittes, der zwischen der apostolischen Zeit und der Ankunft des Herrn liegt, nicht etwa eine Verbesserung der Welt, sondern nur eine Verschlimmerung ihres Zustandes zu erwarten haben. Sie schreitet von Schlimmem zu immer Schlimmerem fort, bis endlich die göttliche Langmut erschöpft ist und ein gerechtes Gericht die Welt trifft.
Die Gleichnisse in Matthäus 13, über die wir bereits sprachen, lehren uns dies deutlich. Das Unkraut und der Weizen sollen auf dem Acker der Welt zusammen weiter wachsen, bis der Sohn des Menschen kommt, um das Unkraut in Bündel zu binden und zu verbrennen. Solange das Unkraut auf dem Acker steht, ist ein Zustand allgemeiner Glückseligkeit unmöglich. In Römer 8,19–23, verglichen mit 1. Johannes 3,1.2, finden wir dieselbe Wahrheit. „Denn das sehnliche Harren der Schöpfung“, sagt Paulus, „wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden, (nicht freiwillig, sondern dessentwegen, der sie unterworfen hat), auf Hoffnung, dass auch die Schöpfung selbst freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ Die Schöpfung wird also in ihrem traurigen Zustand (der Nichtigkeit unterworfen) bleiben, bis die Kinder Gottes offenbart werden. Wann aber wird diese Offenbarung stattfinden? „Wenn der Herr selbst offenbart wird“, antwortet Johannes. Die Schöpfung wird also bis zu der Ankunft des Herrn in ihrem alten Zustand bleiben und erst durch diese Ankunft die Veränderung erfahren, die das 1000-jährige Reich kennzeichnet. Doch was jedem Zweifel in dieser Beziehung ein Ende macht, ist das Wort des Herrn in Lukas 17,26–30: „Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein: Sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet, bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging, und die Flut kam und brachte alle um. Ebenso wie es in den Tagen Lots geschah: Sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; an dem Tag aber, als Lot aus Sodom herausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um. Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen offenbart wird.“ (Siehe auch Mt 24,37–39). Statt dass man die Schwerter zu Pflugmessern und die Speere zu Winzermessern schmieden, und kein Volk mehr den Krieg lernen wird (Jes 2,4), wird „auf der Erde Bedrängnis der Nationen sein in Ratlosigkeit bei dem Tosen und Wogen des Meeres; indem die Menschen vergehen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden“ (Lk 21,25.26)
Die Erwartung vieler Christen, dass nach und nach die ganze Welt das Evangelium annehmen und sich der Herrschaft Christi freiwillig unterwerfen werde, ist daher ganz und gar irrig. Gottes Wort sagt vielmehr, dass erst dann, „wenn seine Gerichte die Erde treffen, die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit lernen“ werden (Jes 26,9). Und in Zephanja 3,8.9 lesen wir: „Denn mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns; denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. Denn dann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen verwandeln, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen.“ Die gegenwärtige Predigt des Evangeliums hat den Zweck, die Glieder der Kirche Christi, der Versammlung Gottes, aus der Welt herauszuholen. Sie wird aber keineswegs die Bekehrung der Welt und die Errichtung des Reiches auf der Erde zur Folge haben. Im Gegenteil, statt dass die Welt, wie man erwartet, immer mehr einen evangelischen Charakter annähme, und das Evangelium, wie man fälschlich behauptet, alles durchsäuerte, verhärtet sich die unter die Predigt des Evangeliums gebrachte Welt je länger je mehr, und der Geist des Antichristen offenbart sich immer deutlicher in ihr. Das schließt nicht aus, dass wir berufen sind, allen das Evangelium der Gnade zu verkündigen. Aber so verkehrt es sein würde, das Evangelium nicht zu verkündigen, weil man weiß, dass doch nicht alle bekehrt werden, ebenso verkehrt ist es, danach zu trachten, ein Reich des Evangeliums aufzurichten, das nach der ausdrücklichen Erklärung Gottes erst kommen wird, nachdem die himmlische Braut Christi von dieser Erde weggenommen und die Welt durch furchtbare Gerichte gereinigt sein wird. Es ist dem Herrn wohlgefällig, dass wir für Ihn arbeiten und Seelen für Ihn zu gewinnen trachten. Es ist Ihm aber nicht wohlgefällig, dass wir Dinge zu erreichen suchen, von denen Er bestimmt gesagt hat, dass sie nicht eintreten werden. Alle Anstrengungen, die Welt zu verchristlichen, werden sich einmal als Torheit erweisen, und die damit ausgefüllte Zeit wird man als verlorene betrachten müssen. Möge darum unser aller Streben dahin gerichtet sein, den einzig wahren, durch Gott vorgezeichneten Weg zu gehen und keine Erwartungen zu hegen, die nach seinen Erklärungen unmöglich in Erfüllung gehen können!
Fassen wir das Gesagte noch einmal kurz zusammen, so ist das Ergebnis unserer Untersuchung folgendes: Wenn die Welt in ihrer Gottlosigkeit so weit fortgeschritten ist, dass ihr Zustand dem der Menschen vor der Sündflut und dem der Bewohner von Sodom und Gomorra gleich geworden ist, wird der Sohn des Menschen seinen Platz zur Rechten des Vaters verlassen und auf den Wolken des Himmels erscheinen mit Macht und großer Herrlichkeit. Wie die Jünger Ihn gen Himmel haben auffahren sehen, so wird Er wieder auf die Erde kommen, und dann werden seine Füße auf dem Ölberg stehen. Er wird die Völker, die gegen Jerusalem versammelt sind, vernichten, den Antichristen, und die ihn anbeteten, durch den Hauch seines Mundes beseitigen, als der ohne Hände losgerissene Stein wird Er das Bild Nebukadnezars zermalmen und schließlich alle Feinde zum Schemel seiner Füße legen. Der auf diese Weise aus der Hand seiner Feinde errettete treue Überrest Israels wird Ihn als seinen König-HERR aufnehmen und Ihn begrüßen mit dem: „Hosanna, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Nachdem der Herr dann durch das Gericht der Lebendigen (Mt 25,31 ff.) alle Ärgernisse aus seinem Reich hinweg getan und alles für seine Regierung vorbereitet hat, wird Er als der König Israels über die ganze Erde regieren und das herrliche Friedensreich anbrechen lassen, in dem Gerechtigkeit herrschen und die Erkenntnis des Herrn die ganze Erde erfüllen wird, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
Es bleibt jetzt noch eine Frage zu beantworten übrig, die von der größten Wichtigkeit für uns ist. Es ist diese: Wird der Herr Jesus allein kommen, wenn Er als Richter und König allen sichtbar erscheinen wird? Die Antwort der Schrift auf diese Frage ist ebenso deutlich wie die Erklärungen über die bisher behandelten Gegenstände. Die folgenden Stellen werden uns zeigen, dass Jesus nicht allein, sondern mit seinen himmlischen Heiligen wiederkommen wird.
„Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4).
„Um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ (1. Thes 3,13).
„Es hat aber auch Henoch, der Siebte von Adam, von diesen geweissagt und gesagt: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, um Gericht auszuführen gegen alle ...“ (Jud 14.15).
„Und kommen wird der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit dir“ (Sach 14,5).
Außer diesen Stellen, die ausdrücklich über das Kommen Christi mit den Seinigen reden, gibt es noch verschiedene andere, in denen von dem Richten und Herrschen der Gläubigen mit Christus gesprochen wird, so z. B. 1. Korinther 6,2: „Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“
Ferner 2. Timotheus 2,12: „Wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen“; und Offenbarung 5,10: „Sie werden über die Erde herrschen.“
Aus diesen Stellen folgt, dass, weil Christus auf der Erde richten und herrschen wird, die Seinigen mit Ihm da sein, also mit Ihm vom Himmel gekommen sein müssen.
In Offenbarung 19 wird uns dieses Kommen der Heiligen mit Christus auch deutlich vorgestellt. Die vierundzwanzig Ältesten, das Bild der himmlischen Heiligen, erscheinen im Anfang dieses Kapitels zum letzten Male vor unseren Blicken. Dann findet die Hochzeit des Lammes statt. Die Braut Christi, die schon im 4. und 5. Kapitel im Himmel gesehen wurde, wird die Frau des Lammes, um jetzt mit ihrem Geliebten Herrschaft und Reich, ja alles was sein ist, zu teilen. Ihr Platz ist jetzt an Seiner Seite, wenn Er auszieht, um seine Feinde zu richten und seine Herrschaft anzutreten. Darum, wenn gleich darauf Christus, auf einem weißen Pferd sitzend, den Himmel verlässt, so folgen Ihm „die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein“. Die letzten Worte lassen uns klar erkennen, wer diese Kriegsheere sind; denn „die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (V. 8). Und im 4. Vers des 20. Kapitels, beim Beginn der Herrschaft Christi, lesen wir: „Und ich sah Throne, und sie (nämlich die himmlischen Heiligen, die mit Ihm auf die Erde gekommen sind) saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten.“
Wenn daher der Herr Jesus kommt, um als König auf der Erde zu herrschen, so wird seine Braut, die Frau des Lammes, mit Ihm offenbart werden in Herrlichkeit. Nirgends lehrt die Schrift, dass Christus über die Kirche oder Versammlung herrsche oder herrschen werde, wie viele Christen meinen. Die Gläubigen der gegenwärtigen Zeit (von dem großen Pfingsttag an bis zum Kommen des Herrn) stehen in einem ganz anderen Verhältnis zu Christus. Er ist ihr Heiland, ihr Bräutigam, ihr Herr, das Haupt des Leibes, an dem sie Glieder sind usw.; nicht aber ihr König, obwohl sie Ihn selbstverständlich in allen seinen königlichen Rechten anerkennen. Christus ist König im Blick auf Israel und die Welt, und zwar heute ein verworfener König, der seine Herrschaft noch nicht angetreten hat. Wenn letzteres geschieht, dann wird seine Braut mit Ihm auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen, denn der Platz der Frau ist an der Seite ihres Mannes. Zugleich sind wir Kinder Gottes; „wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17). So wie Eva einst an der Herrlichkeit Adams teilhatte und mit ihm über die Schöpfung herrschte, so wird die Kirche, als die Frau des zweiten Menschen, des letzten Adam, an seiner Herrlichkeit teilhaben und mit Ihm über das ganze Weltall regieren.
Was sollen wir hierzu sagen, geliebter Leser? Wahrlich, unergründlich ist Gottes Gnade, unendlich Gottes Liebe! Da wo Jesus ist, werden auch wir sein auf immerdar. Dem Bild des Sohnes, des Erstgeborenen vieler Brüder, gleichgestaltet (Röm 8,29), denselben Leib der Herrlichkeit tragend wie Er (Phil 3,21), Gebein von seinen Gebeinen und Fleisch von seinem Fleisch, werden wir seine Herrlichkeit mit Ihm teilen und mit Ihm auf seinem Thron sitzen (Off 3,21), zur Verherrlichung Gottes, des Vaters, dessen wunderbare Gnadenratschlüsse dann erfüllt sein werden. Auch im Blick auf uns wird dann das Wort wahr sein: „Der Herr, dein Gott … freut sich über dich mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph 3,17). Und es wird zur Wahrheit werden, was wir hienieden so oft gesungen haben:
Kron’ und Zepter wirst Du teilen
Dort mit deiner sel’gen Braut;
Ewig wird sie bei Dir weilen,
Die hier glaubend Dir vertraut.
Schauend ihre Füll’ und Habe,
Preist sie dich ohn’ Unterlass;
Doch dass Du bist ihre Gabe,
Bleibt der Freude höchstes Maß.