Betrachtungen über das vierte Buch Mose
Hurerei mit den Töchtern Moabs
Israel hängt sich an Baal-Peor
Hier erschließt sich uns eine neue Szene. Wir sind auf der Spitze des Pisga gewesen und haben dem Zeugnis Gottes über Israel zugehört. Dort war alles strahlend und hell ohne eine Wolke, ohne einen Flecken. Aber sobald wir in die Ebene Moabs hinabsteigen, sehen wir alles verändert. Vorher hatten wir es mit Gott und seinen Gedanken zu tun, hier begegnen wir dem Volk und seinen Wegen. Was für ein Gegensatz! Er erinnert uns an den Anfang und den Schluss von 2. Korinther 12. Die ersten Verse zeigen die herrliche Stellung des Christen, die letzten den Zustand, in den er geraten kann, wenn er nicht wachsam ist. In den ersten Versen sehen wir einen „Menschen in Christus“, der fähig ist, jeden Augenblick ins Paradies entrückt zu werden, in den letzten dagegen Heilige Gottes, die fähig sind, in allerlei Sünden und Torheiten zu verfallen.
Derselbe Gegensatz begegnet uns bei Israel, je nachdem ob wir es „von dem Gipfel der Felsen“, in „dem Gesicht des Allmächtigen“ oder in den Ebenen Moabs betrachten. Von dort aus zeigt sich seine vollkommene Stellung, hier sein unvollkommener Zustand. Die Sprüche Bileams geben uns Gottes Urteil über die Stellung seines Volkes bekannt, während der Speer des Pinehas uns sein Gericht über seinen Zustand zeigt. Gott wird seinen Beschluss hinsichtlich der Stellung seines Volkes nie ändern; doch muss Er es richten und züchtigen, wenn ihre Wege nicht mit dieser Stellung übereinstimmen. Es ist sein gnädiger Wille, dass ihr Zustand ihrer Stellung entspricht. Aber an dieser Stelle kommt leider das Versagen hinzu. Der Natur wird erlaubt, auf mancherlei Weise zu wirken, und unser Gott ist gezwungen, die Zuchtrute zu nehmen, damit das Böse, dem wir erlaubt haben, dass es sich offenbare, vernichtet und unterdrückt wird.
Das entschiedene Handeln von Pinehas
So ist es in diesem 25. Kapitel. Nachdem Bileams Versuch, Israel zu verfluchen, gescheitert war, trachtete er danach, sie durch List zur Sünde zu verführen; er hoffte auf diese Weise sein Ziel zu erreichen. Leider gelang ihm das nur zu gut. Wir lesen: „Und Israel hängte sich an den Baal-Peor; und der Zorn des HERRN entbrannte gegen Israel. Da sprach der HERR zu Mose: Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie dem HERRN auf vor der Sonne, damit die Glut des Zorns des HERRN sich von Israel abwende“ (V. 3.4). Dann folgt der Bericht von dem Eifer und der Treue des Pinehas. „Und der HERR redete zu Mose und sprach: Pinehas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat meinen Grimm von den Kindern Israel abgewandt, indem er in meinem Eifer in ihrer Mitte geeifert hat, so dass ich die Kinder Israel nicht in meinem Eifer vertilgt habe. Darum sprich: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens; und er wird ihm und seinen Nachkommen nach ihm ein Bund ewigen Priestertums sein, weil er für seinen Gott geeifert und für die Kinder Israel Sühnung getan hat“ (V. 10–13).
Die Ehre Gottes und das Wohl Israels waren die beiden Dinge, durch die sich Pinehas bei dieser Gelegenheit leiten ließ. Es war ein entscheidender Augenblick. Er fühlte, dass sehr ernst gehandelt werden musste. Es war nicht die Zeit für falsche Nachsicht. Es gibt in der Geschichte des Volkes Gottes Augenblicke, in denen Nachsicht gegen Menschen zur Untreue gegen Gott wird, und es ist sehr wichtig, dass man fähig ist, solche Augenblicke zu erkennen. Das entschlossene Handeln des Pinehas rettete die ganze Gemeinde, verherrlichte den HERRN in der Mitte seines Volkes und vereitelte die Absicht des Feindes. Bileam fiel unter den gerichteten Midianitern, Pinehas aber erlangte ein ewiges Priestertum.
Das ist die ernste Belehrung, die in diesem kurzen Abschnitt unseres Buches enthalten ist. Möchten wir daraus lernen. Möchte der Geist Gottes uns ein tiefes, bleibendes Gefühl von der Vollkommenheit unserer Stellung in Christus geben, damit unser praktisches Leben mehr damit in Übereinstimmung sei!