Betrachtungen über das vierte Buch Mose
Die Opfergaben der Fürsten Israels
Wir kommen jetzt zu dem längsten Abschnitt des vierten Buches Mose. Er enthält eine ins Einzelne gehende Darstellung der Namen der zwölf Fürsten der Versammlung und ihrer Opfergaben im Zusammenhang mit der Aufrichtung der Wohnung (V. 1–9).
Die Betrachtung der Kapitel 3 und 4 hat uns gezeigt, dass die Söhne Kehats das Vorrecht hatten, diejenigen Werkzeuge und Geräte des Heiligtums zu tragen, die am kostbarsten waren. Darum erhielten sie nichts von den Opfergaben der Fürsten, den „sechs überdeckten Wagen und zwölf Rindern“ (Kap. 7,3). Es war ihr erhabener und heiliger Dienst, die ihnen anvertrauten Gegenstände auf ihren Schultern zu tragen und auf den Gebrauch von Wagen oder Ochsen zu verzichten. Je genauer wir die Dinge prüfen, die der Sorge und Obhut der Kehatiter anvertraut waren, umso mehr werden wir sehen, dass sie die tieferen und vollkommeneren Offenbarungen Gottes in Christus im Voraus bildlich darstellen. Die Gersoniter und Merariter dagegen hatten mit mehr äußerlichen Dingen zu tun. Ihre Arbeit war mühsamer und schwieriger. Deshalb erhielten sie die nötigen Hilfsmittel, die die Fürsten freigebig zu ihrer Verfügung stellten. Ein Kehatiter brauchte in seinem erhabenen Dienst die Hilfe eines Wagens oder eines Ochsen nicht. Auf seiner Schulter sollte er die wertvolle Bürde tragen.
Die Opfer für die Einweihung des Altars
„Und die Fürsten brachten die Einweihungsgabe des Altars dar an dem Tag, als er gesalbt wurde; und die Fürsten brachten ihre Opfergabe dar vor dem Altar. Und der HERR sprach zu Mose: Sie sollen – je ein Fürst an einem Tag – ihre Opfergabe zur Einweihung des Altars darbringen“ (V. 10.11).
Wenn man das vorliegende, ungewöhnlich lange Kapitel liest, könnte man sich vielleicht die Frage stellen: Warum ist da einer Sache, die in einigen Zeilen mitgeteilt werden könnte, so viel Raum gewidmet? Wenn jemand über diese zwölf Tage einen Bericht gegeben hätte, so hätte er wahrscheinlich alles in eine kurze Angabe zusammengefasst und uns gesagt, dass jeder der zwölf Fürsten dies oder jenes geopfert habe. Das aber entsprach nicht der Absicht Gottes. Zufriedenstellen konnte ihn nur der vollständige und ins Einzelne gehende Bericht über den Namen jedes Fürsten, den Stamm, den er vertrat, und die Opfergabe, die er dem Heiligtum Gottes darbrachte. Jeder Name wird für sich genannt, jede Opfergabe bis ins Kleinste beschrieben und beachtet. Der Mensch mag flüchtig oder achtlos über Gaben und Opfer hinweggehen, Gott aber tut es nie und will es nie. Es ist seine Freude, jeden kleinen Dienst, selbst jede kleine Liebesgabe zu erwähnen. Er vergisst auch das Geringste nicht. Aber außerdem achtet Er auch mit besonderer Sorgfalt darauf, dass unzählige Menschen den Bericht lesen können. Wie wenig dachten jene zwölf Fürsten daran, dass ihre Namen und Opfergaben so der Nachwelt überliefert werden würden! Dennoch war es der Fall; denn Gott wollte es so. Nicht den Namen eines einzigen seiner Knechte und nicht einen einzigen Teil ihres Werkes lässt Er aus.
So erhält in unserem Kapitel jeder Fürst einen bestimmten Tag für die Darbringung seiner Opfergabe und seinen bestimmten Raum in den Blättern der Heiligen Schrift, wo seine Gaben von dem Heiligen Geist vollständig aufgezählt werden. Das ist göttlich. Dieses 7. Kapitel ist wie ein Probeblatt aus dem Buch der Ewigkeit, in das der Finger Gottes die Namen seiner Diener und die Aufzählung ihrer Werke eingegraben hat. In 2. Samuel 23 und Römer 16 findet man zwei ähnliche „Blätter“. Auf dem ersten sind die Namen und Taten der Helden Davids verzeichnet, auf dem zweiten die Namen und Taten der Freunde des Apostels Paulus in Rom. Beide sind ein Beispiel für das, was für alle Heiligen Gottes und für alle Diener Christi zu jeder Zeit wahr ist. Jeder hat seinen besonderen Platz in der Liste und jeder seinen Platz in dem Herzen des Meisters, und alle werden sie bald offenbar werden. Unter den Helden Davids finden wir „die ersten Drei“, „die Drei“ und „die Dreißig“. Keiner der „Dreißig“ erlangte je einen Platz unter den „Dreien“, noch kam einer der „Drei“ je „den drei Ersten“ gleich.
Doch nicht nur jeder Name, sondern auch jede Tat ist nach ihrem Wesen und der Art ihrer Ausführung aufgezeichnet. Neben dem Namen des Mannes steht, was er tat und wie er es tat. Der Heilige Geist berichtet alles mit Sorgfalt und Genauigkeit.
Dasselbe finden wir in Römer 16. Da ist Phöbe. Wir lesen alles, was sie angeht; was sie war, was sie tat, welch feste Grundlage ihr Anrecht auf die Liebe und Unterstützung der Versammlung hatte. Dann begegnen wir Priscilla und Aquila (die Frau wird zuerst genannt), und es wird uns gesagt, dass sie ihren Hals für das Leben des Apostels dargelegt und damit seinen Dank und den Dank aller Versammlungen der Nationen verdient hatten. Darauf hören wir von „Epänetus, dem Geliebten“, und von Maria, die für die Gläubigen nicht nur „gearbeitet“, sondern „viel gearbeitet“ hatte. Es wäre nicht nach dem Sinn des Geistes oder nach dem Herzen Christi gewesen, wenn bloß gesagt worden wäre, Epänetus sei „der Erstling Asiens“ gewesen oder Maria habe „gearbeitet“. Nein, die Wörtchen der „Geliebte“ und „viel“ waren nötig, um den Zustand eines jeden genau darzustellen.
Noch ein Hinweis auf Vers 12. Warum stellt der Schreiber Tryphäna, Tryphosa und Persis, die „Geliebte“, nicht auf die gleiche Linie? Warum gibt er ihnen nicht dieselbe Stellung? Der Grund ist wichtig. Er konnte von den beiden ersteren nur sagen, dass „sie im Herrn arbeiteten“, während bei der letzteren hinzuzufügen war, dass sie „viel gearbeitet“ hatte im Herrn. Auch hier begegnen wir wieder demselben Unterschied wie dem zwischen den „Drei“, den „ersten Drei“ und den „Dreißig“. Es gibt weder eine planlose Aufzählung von Namen und Diensten noch irgendeine Übereilung oder Ungenauigkeit. Es wird uns gesagt, was jeder war und was er tat. Jeder erhält seinen Platz und empfängt seinen Lohn, sein Lob.
Und dies ist, beachten wir es wohl, nur ein Probeblatt aus dem Buch der Ewigkeit. Wie ernst und doch wie ermutigend ist dies! Es gibt im Dienst für unseren Herrn keine einzige Tat, die nicht in sein Buch eingetragen wird, und zwar nicht nur ihrem Inhalt, sondern auch der Art ihrer Ausführung nach; denn Gott nimmt beides wahr. Er hat einen fröhlichen Geber und einen fröhlichen Arbeiter lieb, weil das gerade dem entspricht, was Er Selbst ist. Es war seinem Herzen angenehm, die Freigebigkeit zu sehen, die die Vertreter der zwölf Stämme seinem Heiligtum gegenüber bewiesen; Er wollte die Taten, die die Helden Davids während seiner Verwerfung vollbrachten, niedergeschrieben und später die Hingebung der Priscilla, des Aquila und der Phöbe aufgezeichnet wissen. Und wir können sicher hinzufügen, dass es seinem Herzen angenehm ist, in diesen Tagen der Lauheit und des leblosen Bekenntnisses hier und da ein Herz zu entdecken, das den Herrn Jesus aufrichtig liebt, und Arbeiter, die mit Hingabe ihr Werk in seinem Weinberg tun.