Betrachtungen über das vierte Buch Mose
Abstammung und Banner
Wir beginnen jetzt mit der Betrachtung des vierten Buches Mose; dabei werden wir hier den Leitgedanken ebenso stark ausgeprägt finden wie in den anderen drei Büchern, die wir schon behandelt haben. Im ersten Buch Mose finden wir nach dem Bericht über die Schöpfung, die Sintflut und die Sprachverwirrung und Zerstreuung von Babel die Berufung Abrahams und seiner Nachkommen; im zweiten Buch sehen wir die Erlösung; das dritte Buch zeigt uns den priesterlichen Dienst und die Gemeinschaft; das vierte Buch zeigt uns Weg und Kampf in der Wüste. Das sind die auf den ersten Blick auffallendsten Themen dieser wertvollen Teile der Heiligen Schrift. Der HERR hat uns in seiner Gnade bei der Betrachtung der ersten drei Bücher Moses begleitet, und wir können darauf vertrauen, dass Er uns auch durch das vierte Buch führen wird. Möge sein Geist die Gedanken leiten, damit nichts niedergeschrieben wird, das nicht mit seinem heiligen Willen übereinstimmt! Möge jede Seite den Stempel seines Einverständnisses tragen und so sowohl zu seiner Ehre als auch zum bleibenden Gewinn des Lesers beitragen!
Das vierte Buch Mose beginnt mit folgenden Worten: „Und der HERR redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelt der Zusammenkunft, am Ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten, und sprach: Nehmt die Summe der ganzen Gemeinde der Kinder Israel auf nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, alle Männlichen nach ihren Köpfen; von zwanzig Jahren und darüber, jeden, der zum Heer auszieht in Israel, die sollt ihr mustern nach ihren Heeren, du und Aaron“ (Kap. 1,1–3).
Wir sind hier von vornherein „in der Wüste“, wo nur die zählen, die „zum Heere“ ausziehen können. Das wird betont. Im ersten Buch Mose war Israel noch in den Lenden seines Vaters Abraham, im zweiten Buch sahen wir das Volk bei den Ziegelöfen Ägyptens, im dritten Buch waren die Israeliten um das Zelt der Zusammenkunft versammelt, und hier im vierten Buch werden sie in der Wüste gesehen. Entsprechend hören wir auch im ersten Buch Mose vom Ruf Gottes in der Auserwählung, begegnen im zweiten Buch dem Blut des Lammes in der Erlösung und sehen dann im dritten Buch schon fast ausschließlich die Anbetung und den Dienst am Heiligtum; sobald wir aber das vierte Buch aufschlagen, lesen wir von den Kriegsleuten, Heeren, Bannern (Standarten), Lagern und Lärm blasenden Trompeten.
Das alles ist sehr charakteristisch und zeigt uns, dass wir hier ein Buch vor uns haben, das für einen Christen von besonderem Interesse und großer Wichtigkeit ist. Jedes Buch der Bibel hat seinen eigenen Platz und seinen bestimmten Gegenstand. Wir dürfen nicht auf den Gedanken kommen, einzelne Teile der Bibel für wichtiger, ursprünglicher oder wertvoller zu halten als andere. Dagegen können wir mit sehr viel Nutzen Inhalt, Absicht und Zweck der verschiedenen Bücher miteinander vergleichen, und je tiefer wir darüber nachdenken, umso mehr werden wir von der Schönheit, der unendlichen Weisheit und der Genauigkeit der Bibel als Ganzes wie auch ihrer einzelnen Teile beeindruckt sein. Der Schreiber entfernt sich nie von dem eigentlichen Gegenstand eines Buches, was dieser Gegenstand auch immer sein mag. Man wird in keinem Buch der Bibel etwas finden, das nicht zu seinem Generalthema passt. Wenn wir das jetzt beweisen wollten, müssten wir die ganze Bibel durchgehen, aber dazu ist hier nicht der Ort.
Ein Mann, der die Bibel sehr gut kannte, sagte einmal dazu: „Die Schriften haben eine lebendige Quelle, und eine lebende Kraft hat ihre Zusammensetzung bewirkt und durchdringt sie. Daher rührt ihre unendliche Tragweite, und daher ist es unmöglich, irgendeinen Teil aus seiner Verbindung zum Ganzen zu lösen. Der eine Gott ist der lebende Mittelpunkt, um den alle Wahrheiten dieses Buches kreisen und auf den sie sich beziehen (wenn auch in unterschiedlicher Weise), obwohl sie verschiedene Herrlichkeiten offenbaren; ein Geist dringt von seiner Quelle in Gott aus bis in die kleinsten Zweige der alles vereinigenden Wahrheit, indem Er von der Herrlichkeit, der Gnade und der Wahrheit dessen zeugt, den Gott als Objekt, Mittelpunkt und Haupt alles dessen vorstellt, was mit ihm selbst in Verbindung steht, und der zugleich Gott über alles ist, gepriesen in Ewigkeit! … Je mehr wir – angefangen bei den äußersten Blättern und Zweigen der Offenbarung der Gedanken Gottes, von denen wir erreicht wurden, als wir noch fern von ihm waren – diese Offenbarung verfolgen bis in ihren Mittelpunkt und von dort noch einmal auf ihre Ausdehnung und ihre Vielfalt sehen, je mehr wir das tun, umso mehr lernen wir ihre Unendlichkeit kennen, umso mehr aber auch die Schwäche unserer Auffassungskraft. Wir lernen – und dafür sei Gott gepriesen – dass die Liebe als Quelle aller göttlichen Offenbarung in unverfälschter Vollkommenheit und völliger Entfaltung bereits darin zu sehen ist, dass wir in unserem verlorenen Zustand erreicht wurden. Derselbe vollkommene Gott der Liebe zeigt sich in allem. Aber die Entfaltung göttlicher Weisheit, seine Selbstoffenbarung in seinen Ratschlüssen, wird für uns doch etwas bleiben, über das wir immer nachdenken und das wir immer erforschen können, ohne damit ganz ans Ende zu kommen. Denn jede neue Entdeckung vergrößert unsere geistliche Einsicht und lässt uns mehr und mehr die Unendlichkeit des Ganzen erkennen, das unser Denken übersteigt.“
Es ist erfrischend, solche Zeilen von einem Mann zu lesen, der seit vierzig Jahren ein gründlicher Kenner der Heiligen Schrift ist. Gerade zu einem Zeitpunkt, in dem so viele über dieses Buch nur noch lächeln, sind sie ungemein wertvoll. Herz und Sinn müssen festhalten an der Wahrheit, dass die Heilige Schrift vollständig von Gott eingegeben ist und folglich göttliche Autorität besitzt, dass sie ausreicht für alle Probleme aller Menschen und zu jeder Zeit, insbesondere auch heute. Wir sind von zwei feindlichen Strömungen umgeben, die auf alles Einfluss zu gewinnen suchen: von Unglauben – aber andererseits auch von Irrglauben. Der Unglaube streitet ab, dass Gott in seinem Wort zu uns gesprochen hat; der Irrglaube gesteht zwar zu, dass Er geredet hat, behauptet aber außerdem, dass wir das, was Er gesagt hat, nur durch Auslegungen der Versammlung verstehen können.
Nun, sehr viele schrecken zurück vor der Verwegenheit völligen Unglaubens, sehen aber nicht, dass auch ein falscher Glaube, wie er eben erwähnt wurde, ihnen die Heilige Schrift entzieht. Denn was für einen Unterschied macht es, ob ich nun leugne, dass Gott geredet hat, oder ob ich leugne, dass wir verstehen können, was Er sagt? Ist uns nicht in jedem Fall das Wort Gottes genommen? Wenn Gott mich nicht verstehen lassen kann, was Er sagt, wenn Er mir nicht die Gewissheit geben kann, dass Er selbst es ist, der da redet, dann bin ich nicht besser dran, als wenn Er überhaupt nicht gesprochen hätte. Wenn Gottes Wort nicht hinreicht, wenn es nicht vollkommen ist ohne die Auslegung eines Menschen, dann kann es gar nicht Gottes Wort sein. Denn was unvollkommen ist, ist niemals Gottes Wort. Es gibt deshalb nur zwei Möglichkeiten: Entweder hat Gott gar nicht geredet, oder aber Er hat geredet, dann ist sein Wort auch vollkommen. Hinsichtlich dieser Frage gibt es keine weitere – etwa eine neutrale – Möglichkeit. Hat Gott uns eine Offenbarung gegeben? Der Unglaube sagt: „Nein“, und ein falscher Glaube sagt: „Ja, aber wir können sie ohne eine menschliche Autorität nicht verstehen.“ So treffen sich Unglaube und jener Irrglaube, obwohl sie auf den ersten Blick so ungleich erscheinen, in dem einen Punkt: Beide nehmen uns die göttliche Offenbarung.
Doch Gott sei Dank – Er hat uns eine Offenbarung gegeben! Er hat gesprochen, und sein Wort kann das Herz erreichen und ebenso das Verständnis. Er kann die Gewissheit geben, dass Er es ist, der da redet, und wir benötigen keine menschliche Autorität, die hier vermitteln müsste. Wir müssen nur im Schein der Sonne stehen – dann werden wir auch überzeugt sein, dass die Sonne scheint. Wenn wir uns natürlich in einen Keller oder einen Tunnel verkriechen, spüren wir nichts von ihr. Und genau so ist es mit der Heiligen Schrift: Wenn wir uns den verfinsternden Einflüssen eines falschen Glaubens oder des Unglaubens öffnen, werden wir die belebende Kraft dieser göttlichen Offenbarung nicht erfahren.
Zugehörigkeit zum Volk Gottes
So viel über das göttliche Buch als Ganzes. Betrachten wir jetzt den Inhalt des Teiles, der vor uns liegt! Im 1. Kapitel finden wir das Geschlechtsregister des Volkes Israel, im 2. Kapitel die Anordnung der Banner (Standarten). „Und Mose und Aaron nahmen diese mit Namen bezeichneten Männer, und sie versammelten die ganze Gemeinde am Ersten des zweiten Monats. Und sie ließen sich in die Geburtsverzeichnisse eintragen nach ihren Familien, nach ihren Vaterhäusern, nach der Zahl der Namen, von zwanzig Jahren und darüber, nach ihren Köpfen; wie der HERR Mose geboten hatte. Und so musterte er sie in der Wüste Sinai“ (Kap. 1,17–19).
Sagt uns das etwas? Hilft es uns, irgendeine geistliche Lehre zu verstehen? Ganz gewiss! Zuerst einmal will diese Stelle in dem Leser die Frage wecken: „Kann ich meine Herkunft angeben?“ Es steht sehr zu befürchten, dass Hunderte, wenn nicht Tausende unter denen, die bekennen, Christen zu sein, das nicht können. Sie können nicht mit Bestimmtheit sagen: „Jetzt sind wir Kinder Gottes“ (1. Joh 3,2). – „Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus … Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Nachkommen und nach Verheißung Erben“ (Gal 3,26.29). – „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes … Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,14.16).
Das ist das „Geschlechtsregister“, der „Stammbaum“ des Christen, und es ist sein Vorrecht, es „bekannt machen“ zu können. Er ist von oben her geboren – von neuem geboren, geboren aus Wasser und Geist, d. h., durch das Wort und den Geist Gottes (vgl. sorgfältig Joh 3,5; Jak 1,18; 1. Pet 1,23; Eph 5,26). Der Gläubige leitet seine Abkunft direkt von einem auferstandenen und verherrlichten Christus her. Das ist das christliche Geschlechtsregister. Was unsere natürliche Herkunft betrifft – wenn wir sie bis zu ihrer Quelle zurückverfolgen, müssen wir sehen und zugeben, dass wir von einem verdorbenen Stamm herkommen. Wir sind eine gefallene Menschheitsfamilie. Unser Geschlecht ist ein gefallenes Geschlecht. Unsere Güter sind verloren, unser Blut ist befleckt, wir sind unwiederbringlich zugrunde gerichtet; wir können niemals wieder unsere ursprüngliche Stellung zurückgewinnen, unser früherer Stand und das Erbe, das damit verbunden war, sind rettungslos verloren. „In Ungerechtigkeit … geboren und in Sünde … empfangen“ (vgl. Ps 51,7) – das ist der Ursprung des Menschen, das ist seine Herkunft. Wer könnte daran denken, auf solch eine Herkunft, auf einen solchen Ursprung stolz zu sein? Doch nur jemand, dessen Sinn der Gott dieses Zeitlaufs verblendet hat!
Wie anders aber verhält es sich mit einem Christen! Seine Herkunft ist himmlischer Art, sein Stammbaum wurzelt im Boden der neuen Schöpfung. Der Tod kann diese Verbindung niemals zerstören, denn sie ist aus der Auferstehung entstanden. Es ist äußerst wichtig, sich über diesen fundamentalen Punkt völlig im Klaren zu sein. Das erste Kapitel des vierten Buches Mose zeigt uns, wie wichtig es war, dass jedes Glied der Gemeinde Israel seinen Stammbaum angeben konnte. Ungewissheit in diesem Punkt hätte sich als unheilvoll erwiesen und Verwirrung hervorgerufen. Wir können uns kaum vorstellen, dass ein Israelit sich in der bei vielen Christen heute üblichen unklaren Art geäußert hätte, wenn man ihn nach seiner Herkunft gefragt hätte: „Nun ja, ich bin mir nicht ganz sicher. Manchmal hoffe ich, dass ich vom Stamm Israel bin; aber dann wieder bin ich voller Furcht, dass ich keineswegs zur Gemeinde des Herrn gehöre. Ich bin da ganz unsicher und weiß nichts Genaues.“ – Und noch viel weniger können wir es uns vorstellen, dass darauf jemand bestanden hätte, man könne bis zum Tag des Gerichts nicht sicher sein, ob man wirklich ein Israelit sei oder nicht.
Jetzt können wir mit Recht fragen: Wenn ein Jude sich seiner Herkunft sicher sein konnte, warum soll es dann ein Christ nicht sein können? – Eine Frage, über die nachzudenken sich lohnt! – Wenn du einer der vielen Menschen bist, die bisher noch nicht zu der segensreichen Gewissheit ihrer himmlischen Abstammung, ihrer Geburt aus dem Geist (vgl. Joh 3,5) gelangt sind, dann lass uns jetzt in Ruhe über diesen bedeutsamen Punkt nachdenken. Vielleicht möchtest du die Frage stellen: „Wie kann ich dessen sicher sein, dass ich wirklich und wahrhaftig ein Kind Gottes bin, geboren aus dem Wort und dem Geist Gottes?“
Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern
Zuerst einmal wollen wir auf ein besonderes Merkmal hinweisen, das ausnahmslos alle Kinder Gottes kennzeichnet. Es ist sehr einfach, aber es bringt sehr viel Segen mit sich. Besitzen wir es nicht, dann sind wir ganz sicher nicht himmlischer Herkunft; wenn wir es aber haben, dann sind wir wirklich dieser Herkunft. Wir können deshalb genau wie die Israeliten ohne irgendwelche Schwierigkeit oder Einschränkung unser „Geschlechtsregister“ angeben. Welches ist dieses Kennzeichen? Worin besteht diese große Familien-Eigenschaft? Unser Herr Jesus Christus selbst gibt uns die Antwort: „Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern“ (Lk 7,35; Mt 11,19). Alle Kinder der Weisheit von Abel bis jetzt tragen also diesen großen Charakterzug der einen Familie. Alle Kinder Gottes, alle Söhne der Weisheit lassen ausnahmslos dieses Merkmal in irgendeinem Grad erkennen, dass sie Gott gerechtfertigt haben.
Beachten wir das gut! Es mag auf den ersten Blick schwierig sein, zu verstehen, was das sagen will: Gott rechtfertigen. Aber folgende Stelle macht es wohl ganz klar: „Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner rechtfertigten Gott dadurch, dass sie mit der Taufe des Johannes getauft wurden; die Pharisäer aber und die Gesetzgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen“ (Lk 7,29.30). Hier stehen die beiden Gruppen einander gegenüber: die Zöllner rechtfertigten Gott und verurteilten sich selbst, die Pharisäer dagegen rechtfertigten sich selbst und verurteilten Gott. Die Ersteren unterwarfen sich der Taufe des Johannes, der Taufe der Buße (vgl. Mk 1,4); die Letzteren wiesen diese Taufe zurück, weigerten sich, Buße zu tun, weigerten sich, sich zu demütigen und sich selbst zu verurteilen.
Seine Abstammung angeben können
Hier sehen wir die beiden großen Gruppen, in die sich die ganze menschliche Familie von den Tagen Kains und Abels bis in unsere Zeit aufteilt. Und wir sehen hier auch gleichzeitig den einfachsten Prüfstein, an dem wir unsere „Abstammung“ feststellen können. Haben wir uns selbst verurteilt? Haben wir uns in wirklicher Reue vor Gott gebeugt? Das bedeutet „Gott rechtfertigen“! Beide Dinge gehören zusammen, ja, sind ein und dasselbe: Derjenige, der sich selbst verurteilt, rechtfertigt damit Gott, und wer Gott rechtfertigt, verurteilt sich selbst – und andererseits richtet derjenige Gott, der sich selbst rechtfertigt bzw. wer Gott richtet, rechtfertigt sich selbst.
So ist es in jedem Fall. Und es sei nochmals bemerkt, dass in demselben Augenblick, in dem wir uns auf den Boden der Buße und des Urteils über uns selbst stellen, Gott unser Rechtfertiger wird. Gott rechtfertigt immer diejenigen, die sich selbst verurteilen. Alle seine Kinder rechtfertigen ihn, und Er rechtfertigt alle seine Kinder. In dem Augenblick, als David sagte: „Ich habe gegen den HERRN gesündigt“, erhielt er die Antwort: „Der HERR hat deine Sünde weggetan“ (2. Sam 12,13). Gottes Vergebung folgt dem Bekenntnis des Menschen sofort. Daraus ergibt sich, dass es sehr töricht ist, sich selbst zu rechtfertigen (vgl. Ps 51,6 bzw. 7; Röm 3,4), und dass es weise ist, wenn wir uns selbst verurteilen; alle Kinder der Weisheit tun es. Von Natur aus geben wir allem und jedem die Schuld, nur uns selbst nicht. Wo aber die Gnade wirkt, da entsteht die Bereitschaft, sich selbst zu verurteilen und einen niedrigen Platz einzunehmen. Darin besteht das Geheimnis alles Segens und des Friedens. Jeder, der wirklich dahin kommt, dass er sich selbst als verloren erkennt und sich selbst verurteilt, ist ein Kind der Weisheit, und er kann deshalb mit Sicherheit und Bestimmtheit seine „Herkunft“ angeben. Auf diesen Punkt möchte ich hier am Anfang den Nachdruck legen. Unmöglich kann jemand die richtige „Standarte“, das richtige „Banner“ erkennen und sich dort aufstellen, wenn er nicht seine „Herkunft“ angeben kann. Kurz gesagt: Es ist unmöglich, den richtigen Standplatz in der Wüste einzunehmen, so lange im Hinblick auf diese große Frage noch irgendwelche Unsicherheit herrscht. Wie hätte einer der alten Israeliten seinen Platz in der Gemeinde einnehmen und mit den Übrigen im Heer stehen können, und wie hätte er erwarten können, irgendwie in der Wüste voranzukommen, wenn er sich nicht als Israelit hätte ausweisen können? So ist es auch jetzt mit den Christen. Ein Weiterkommen im Leben in der Wüste und jeder Erfolg im geistlichen Kampf sind ganz unmöglich, solange noch irgendwelche Unsicherheit hinsichtlich der geistlichen Herkunft besteht. Wir müssen sagen können: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind“ (1. Joh 3,14), „wir wissen, dass wir aus Gott sind“ (1. Joh 5,19), „wir haben geglaubt und erkannt“ (Joh 6,69), bevor irgendein wirklicher Fortschritt in unserem Leben als Christen möglich ist.
Kannst du deine Herkunft angeben? Ist das für dich eine vollständig geklärte Frage? Bist du dir bis in die Tiefen deiner Seele darüber im Klaren? Wenn du ganz allein bist mit Gott – ist das dann eine gänzlich entschiedene Frage zwischen dir und ihm? Prüfe, untersuche das gut und vergewissere dich sorgfältig! Geh nicht leicht über diese Angelegenheit hinweg! Verlass dich nicht auf ein bloßes Bekenntnis! Sage nicht: „Ich bin Mitglied einer Versammlung; ich nehme das Abendmahl des Herrn; ich halte mich an diese oder jene Lehren; ich bin religiös erzogen; ich lebe moralisch einwandfrei; ich habe niemandem etwas getan; ich lese die Bibel und bete; ich halte zu Hause Familienandachten; ich gebe viel für wohltätige und religiöse Zwecke.“ – Das alles kann vollkommen wahr sein, ohne dass du einen einzigen Pulsschlag göttlichen Lebens besitzt, ohne dass dich jemals ein einziger Strahl göttlichen Lichtes erreicht hat. Keines dieser Dinge – und auch nicht sie alle zusammen – ist ein Beweis geistlicher Herkunft. Das Zeugnis des Heiligen Geistes, dass du ein Kind Gottes bist, ist erforderlich, und dieses Zeugnis begleitet immer den einfachen Glauben an den Herrn Jesus Christus. „Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst“ (1. Joh 5,10). Keinesfalls geht es dabei darum, dass du in dein eigenes Herz siehst, um Beweise zu finden; es ist nicht ein Gebäude, errichtet auf Gemütsbewegungen, Gefühlen und Erlebnissen – es ist nichts dergleichen. Vielmehr geht es um einen kindlichen Glauben an Christus; es geht darum, ewiges Leben in dem Sohn Gottes zu haben; es geht um die unvergängliche Versiegelung durch den Heiligen Geist; es geht darum, Gott beim Wort zu nehmen. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24).
Zum Kampf bereit sein
Das ist der Weg, durch den man seine „Herkunft“ angeben kann, und man muss sie angeben können, bevor man „zum Krieg auszieht“. Das soll nicht heißen, dass man sonst nicht gerettet sein könnte. Sicherlich gibt es viele wirkliche Kinder Gottes (Israeliten im geistlichen Sinn), die ihre Herkunft nicht kennen. Aber sind sie fähig, in den Kampf zu ziehen? Sind sie tüchtige Krieger? Nein! Sie können nicht einmal wissen, was wahrer Kampf ist, im Gegenteil: Sie missverstehen ihre Zweifel und Ängste, ihre dunklen und trüben Zeiten als wirklichen christlichen Kampf. Das ist ein sehr schwer wiegender, aber leider üblicher Fehler. Immer wieder erleben wir, dass etwas als christlicher Kampf verteidigt wird, das in Wirklichkeit nur Niedergeschlagenheit und Gesetzlichkeit ist. Nach dem Neuen Testament werden jedoch der wirkliche Kampf des Christen in einem Gebiet geführt, in dem Zweifel und Befürchtungen unbekannt sind. In den Kampf, den wir als Christen zu führen haben, treten wir erst ein, wenn wir in dem klaren Licht der vollkommenen Rettung Gottes stehen, der Rettung in einem auferstandenen Christus. Können wir auch nur für einen Moment annehmen, dass unser gesetzliches Ringen, unser sündiger Unglaube, dass unser Weigern, uns der Gerechtigkeit Gottes zu unterwerfen, und unsere Fragen und Vernunftschlüsse als der Kampf eines Christen angesehen werden können? Auf keinen Fall! Alles das ist Kampf gegen Gott. Dagegen wird christlicher Kampf gegen Satan geführt. „Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12).
Das ist christlicher Kampf. Aber kann solchen Kampf jemand führen, der dauernd zweifelt, ob er Christ ist oder nicht? Sicherlich nicht!
Drei Arten von Kampf
Es mag an dieser Stelle, wo es um das wichtige Thema des christlichen Kampfes geht, gut sein, auf drei Stellen im Neuen Testament hinzuweisen, in denen uns drei verschiedene Arten des Kampfes vorgestellt werden. Diese Stellen sind Römer 7,7–24; Galater 5,17 und Epheser 6,10–17. Die erste Stelle, Römer 7,7–24, zeigt uns das Ringen einer Seele, die zwar lebendig gemacht, aber noch nicht befreit ist – eine wiedergeborene Seele unter dem Gesetz. Den Beweis, dass wir hier von einer lebendig gemachten Seele reden können, finden wir in solchen Ausdrücken wie: „Was ich vollbringe, erkenne ich nicht.“ – „Das Wollen ist bei mir vorhanden.“ – „Ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen.“ Nur eine wiedergeborene Seele kann so reden. Das Verwerfen des Bösen, der Wille, das Richtige zu tun, das innere Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes – alles das sind deutliche Zeichen des neuen Lebens und Früchte der Wiedergeburt.
Aber andererseits finden wir Hinweise darauf, dass wir in dieser Römer-Stelle eine Seele vor uns haben, die nicht ganz befreit ist und nicht in der Freude einer Errettung lebt, die sie wirklich erkannt hat. Sie hat nicht das volle Bewusstsein des Sieges und ist nicht im sicheren Besitz geistlicher Kraft. Das beweisen uns ganz deutlich Ausdrücke wie: „Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.“ – „Nicht das, was ich will, tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus.“ – „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ Nun, wir wissen, dass ein Christ normalerweise nicht „fleischlich“ ist, sondern geistlich. Er ist nicht „unter die Sünde verkauft“, sondern von ihrer Macht befreit. Er ist nicht ein „elender Mensch“, der sich nach Befreiung sehnt, sondern ein glücklicher Mensch, der weiß, dass er errettet ist. Er ist nicht ein unfähiger Sklave, unfähig, das Gute zu tun, und immer gezwungen, das Böse auszuüben; er ist frei, ausgerüstet mit der Kraft des Heiligen Geistes. Er kann sagen: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13).
Das 7. Kapitel des Römerbriefes zeigt uns die Erfahrungen einer wirklich wiedergeborenen Seele, die aber noch nicht frei gemacht ist. Sie weiß noch nicht, dass sie mit einem auferstandenen Christus vereinigt ist, und sie kennt noch nicht die Kraft des Heiligen Geistes. Viele Christen leben tatsächlich in Römer 7 – während doch ihr eigentlicher Platz der ist, den Römer 8 uns zeigt. Ihrer Erfahrung nach leben sie unter Gesetz. Sie können nicht sagen, dass sie mit dem Heiligen Geist versiegelt sind. Sie besitzen nicht den völligen Sieg in einem auferstandenen und verherrlichten Christus. Zweifel und Befürchtungen quälen sie. Immer wieder ergeht es ihnen so, dass sie es am liebsten herausschreien möchten: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten?“ Aber ist denn ein Christ nicht gerettet? Ist er nicht erlöst? Ist er nicht angenehm gemacht in dem Geliebten? Ist er nicht versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung? Ist er nicht vereinigt mit Christus? Und sollte er nicht all dieses wissen, sich darin freuen und es bekennen? Zweifellos! Und wenn er das tut, dann lebt er nicht mehr in Römer 7. Es ist dann sein Vorrecht, jenseits des leeren Grabes Jesu das Siegeslied zu singen und in der heiligen Freiheit zu leben, zu der Christus sein Volk frei gemacht hat. Römer 7 spricht durchaus nicht von Freiheit, sondern von Knechtschaft – allerdings außer der Stelle am Ende des Kapitels, wo die Seele endlich sagen kann: „Ich danke Gott.“ Zweifellos ist es sehr heilsam, alles das durchzumachen, was uns hier mit solcher Lebendigkeit und Kraft dargestellt ist.
Wir wollen jetzt kurz einen Blick auf den Kampf werfen, den Galater 5,17 uns nennt. Diese Stelle lautet: „Das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Dieser Vers wird oft so zitiert, als spreche er von fortwährender Niederlage, während er doch in Wirklichkeit das Geheimnis steten Sieges enthält. In Vers 16 lesen wir: „Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen.“ Das macht alles so klar. Die Gegenwart des Heiligen Geistes sichert uns Kraft. Es ist uns zugesichert, dass Gott stärker ist als das Fleisch und dass deshalb da, wo Er in den Kampf tritt, der Sieg gesichert ist. Und beachten wir, dass Galater 5,17 nicht von dem Kampf zwischen den beiden Naturen spricht – der alten und der neuen –, sondern von dem Kampf zwischen dem Heiligen Geist und dem Fleisch. Aus diesem Grund wird hinzugefügt: „… damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Wenn der Heilige Geist nicht in uns wohnte, würden wir mit Sicherheit die Lust des Fleisches vollbringen; aber weil Er in uns den Kampf führt, sind wir nicht mehr gezwungen, das Böse zu tun, sondern können das Gute tun.
Das ist auch der Unterschied zwischen Römer 7,14.15 und Galater 5,17. In der Stelle im Römerbrief sehen wir die neue Natur ohne die Kraft des innewohnenden Geistes, während in der Stelle im Galaterbrief sowohl die neue Natur als auch die Kraft des Heiligen Geistes vorhanden sind. Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass die neue Natur in einem Glaubenden auf zweierlei Weise abhängig ist – abhängig vom Geist, um Kraft zu erhalten, und abhängig vom Wort Gottes, um sich von ihm leiten zu lassen. Der Heilige Geist kann betrübt und gehindert werden, aber Galater 5,16 lehrt deutlich, dass wir einen sicheren und beständigen Sieg über das Fleisch davontragen, wenn wir im Geist wandeln. Darum wäre es, wie bereits gesagt, ein ernster Fehler, wenn man Galater 5,17 als Begründung für ein leeres und fleischliches Leben anführen wollte. Diese Stelle will gerade das Gegenteil sagen.
Und nun ein Wort über Epheser 6,10–17. Hier sehen wir den Kampf des Christen gegen die bösen Geister in den himmlischen Örtern. Die Versammlung gehört dem Himmel an, und deshalb sollte sie immer nach himmlischen Grundsätzen leben. Wir sollten uns immer bemühen, unsere himmlische Stellung auch zu verwirklichen, von unserem himmlischen Erbe Besitz zu ergreifen und es festzuhalten. Das versucht der Teufel auf alle mögliche Weise zu verhindern. Hier liegt die Ursache des Kampfes, und deshalb brauchen wir auch „die ganze Waffenrüstung“ Gottes, um gegen unseren mächtigen geistlichen Feind bestehen zu können.
Ich möchte jetzt nicht weiter bei der Waffenrüstung stehen bleiben. Wir haben diese drei Stellen, die von Kampf sprechen, ja nur deshalb herangezogen, weil wir uns den Kampf in allen seinen Arten vergegenwärtigen wollten, und zwar im Hinblick auf den Anfang des vierten Buches Mose. Es ist äußerst wichtig, sich über Wesen und Bereich des christlichen Kampfes im Klaren zu sein. Wenn wir in den Krieg ziehen, ohne zu wissen, gegen wen oder was er geführt wird, und in einem Gefühl der Unsicherheit hinsichtlich unserer „Herkunft“ leben, dann werden wir gegen den Feind nicht viel ausrichten.
Die Ordnung des Lagers Israels
Jedoch war für den Mann, der in den Krieg zog, neben der genauen Angabe seiner Herkunft noch ein Zweites wichtig: Er musste seine Standarte, sein Banner kennen. Diese beiden Dinge waren unabdingbar notwendig für das Leben und den Kampf in der Wüste. Außerdem waren sie gar nicht voneinander zu trennen. Wenn jemand seine Abstammung nicht kannte, konnte er auch sein Banner nicht ausfindig machen. Alles wäre in Verwirrung geraten. Jeder musste seinen Platz wissen und ihn halten, sein Banner kennen und bei ihm bleiben. So gingen sie gemeinsam voran, taten ihre Arbeit und führten den Kampf. Der Benjaminiter hatte seinen Platz, der Ephraimiter den seinen, niemand stieß mit dem anderen zusammen oder kreuzte den Weg eines anderen. So sah es in allen Stämmen im Lager des Israel Gottes aus. Jeder hatte seine bestimmte Abstammung, jeder seinen Posten – und weder das eine noch das andere war so, weil es sich die Israeliten selber so ausgedacht hätten, sondern deshalb, weil Gott es so bestimmt und eingeteilt hatte. Er gab die Einteilung nach Geschlechtern, und Er ernannte die Banner. Sie brauchten sich nicht einer mit dem anderen zu messen, und es gab keinen Grund zur Eifersucht untereinander: Jeder hatte seinen Platz und seine Aufgabe, und es gab Arbeit genug und Raum genug für alle. Wir sehen die größtmögliche Vielfalt und dennoch vollkommene Einheit. „Die Kinder Israel sollen jeder bei seinem Banner, bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser, lagern“ (Kap. 2,2). „Und die Kinder Israel taten nach allem, was der HERR Mose geboten hatte: So lagerten sie sich nach ihren Bannern, und also brachen sie auf, ein jeder nach seinen Familien, nach seinem Vaterhaus“ (Kap. 2,34).
So sehen wir im Lager des Volkes Israel ebenso wie jetzt in der Versammlung, dass Gott nicht der Urheber von Verwirrung ist. Nichts hätte vorzüglicher angeordnet sein können als die vier Lager aus je drei Stämmen, die genau ein Viereck bildeten. Jede Seite des Vierecks trug ihr besonderes Banner. „Die Kinder Israel sollen sich lagern, ein jeder bei seinem Banner, bei den Zeichen ihrer Vaterhäuser; dem Zelt der Zusammenkunft gegenüber sollen sie ringsum lagern“ (V. 2). Aus dem einfachen, aber entschiedenen Grund, weil Gottes Hand es geordnet und ausgerüstet hatte, war das Lager Israels auf vollkommene Weise geordnet und ausgerüstet. Denn alles, was Gott tut, ist vollkommen!
Noch einmal möchte ich jetzt am Schluss dieses Abschnitts die beiden wichtigsten Fragen wiederholen, die die ersten zwei Kapitel von 4. Mose uns stellten.
Eine Frage an den Leser
Die erste Frage ist diese: Bist du dir deiner „Herkunft“ sicher? Ist es ganz klar, dass du auf der Seite des Herrn stehst? Lass um nichts in der Welt diese wichtige Frage unentschieden. Ich habe sie vorhin schon einmal gestellt und stelle sie jetzt wieder. Kennst du deine geistliche Herkunft, kannst du sie angeben? Das ist das Erste für einen Krieger Gottes. Es ist sinnlos, daran zu denken, in die Schar der Krieger einzutreten, solange du dir in diesem Punkt nicht sicher bist. Damit soll nicht gesagt sein, dass jemand ohne das nicht gerettet sein könnte – nein, aber er kann so nicht ein Kriegsmann werden! Er kann nicht gegen die Welt und den Teufel kämpfen, solange er voller Zweifel und Ängste ist im Hinblick darauf, ob er wirklich geistlicher „Herkunft“ ist. Wenn es irgendwelchen Fortschritt geben soll und wenn diese Entscheidung so wichtig ist für einen geistlichen Kämpfer, dann müssen wir unbedingt sagen können: „Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind“ (1. Joh 3,14) – „Wir wissen, dass wir aus Gott sind“ (1. Joh 5,18).
Die zweite Frage betrifft die Standarte, das „Banner“. Was ist das? Ist es ein theologisches System? Oder was ist das Banner des Heeres Gottes? Es ist Christus! Das ist das einzige Banner Gottes und das einzige Banner jener Kriegerschar, die sich in dieser Wüsten-Welt sammelt, um gegen die Heere des Bösen Krieg zu führen und die Schlachten des Herrn zu schlagen. Jedes andere Banner macht uns für den geistlichen Kampf, in den wir gerufen sind, untauglich. Was haben wir als Christen mit Streitigkeiten um irgendein theologisches System oder eine kirchliche Organisation zu tun? Wie wichtig sind uns Gewohnheiten, Zeremonien oder religiöse Feiern? Sind wir im Begriff, unter irgendeinem solchen Banner zu kämpfen? Möge Gott uns davor bewahren! Unsere Theologie muss die Bibel sein, unsere Versammlungsorganisation der eine Leib, den der Heilige Geist bildet und der mit dem lebendigen und verherrlichten Haupt im Himmel vereinigt ist. Für irgendetwas zu kämpfen, das weniger ist als das, ist für einen wirklichen geistlichen Kämpfer zu wenig.
Es ist schade, dass so viele, die bekennen, dass sie zur Versammlung Gottes gehören, ihr eigentliches Banner vergessen und unter einem anderen Banner kämpfen. Wir können sicher sein, dass es zu Schwächung führt, das Zeugnis fälscht und am Fortschreiten hindert. Wenn wir am Tag des Kampfes bestehen wollen, dürfen wir kein anderes Banner anerkennen als Christus und sein Wort. Hier liegt unsere Sicherheit angesichts aller geistlichen Feinde. Je mehr wir Christus anhangen, und zwar ihm allein, umso stärker und sicherer werden wir sein. Nahe bei ihm zu bleiben, dicht an seiner Seite, das ist unser großer moralischer Schutz. „Die Kinder Israel sollen lagern, jeder in seinem Lager und jeder bei seinem Banner, nach ihren Heeren“ (Kap. 1,52).
Möchte es so in dem ganzen Heer der Versammlung Gottes sein! Möchte alles aufgegeben werden für Christus, möchte Er genug sein für uns! Wir leiten unsere „Herkunft“ von ihm ab – sollte dann nicht auch genauso sein Name auf dem Banner stehen, um das wir uns in dieser Wüste lagern, durch die wir unserer ewigen Ruhe im Vaterhaus zugehen? Achten wir darauf, dass da wirklich gar nichts auf dem Banner steht als nur Jesus Christus – dieser Name, der über jedem Namen ist und der in alle Ewigkeit überall im gesamten Weltall Gottes erhoben werden wird.