Betrachtungen über das zweite Buch Mose
Die Stiftshütte: Hebopfer, Bundeslade, Tisch und Leuchter
Einleitung
Mit diesem Kapitel beginnt einer der unerschöpflichsten Abschnitte der Heiligen Schrift. Auf Schritt und Tritt finden wir hier wertvolle Schätze, wenn wir mit dem richtigen Handwerkszeug an die Arbeit gehen, d. h. wenn wir den Dienst des Heiligen Geistes dafür in Anspruch nehmen. Mit unserer eigenen Vernunft können wir hier nichts ausrichten. Wir müssen alle unsere eigenen Vorstellungen beiseitelassen, müssen nüchtern, einfältig und geistlich gesinnt sein, um die Anordnung und die Einrichtungen des Hauses des HERRN richtig verstehen zu können. „Die Abbilder der Dinge in den Himmeln“ (Heb 9,23) lassen sich nicht durch den natürlichen Verstand erklären, und sei er noch so scharfsinnig. Ihre Bedeutung lässt sich durch kein irdisches Licht erhellen. Nur der HERR selbst, der die Bilder gegeben hat, kann sie uns erklären.
Nach menschlichem Urteil besteht keine erkennbare Ordnung in der Art und Weise, wie der Heilige Geist die Einrichtung der Stiftshütte darstellt, aber in Wirklichkeit herrscht auch hierin vollkommene Ordnung und Genauigkeit. Die Kapitel 25–30 bilden einen besonderen, deutlich abgegrenzten Abschnitt des zweiten Buches Mose. Er ist in zwei Teile gegliedert; der erste Teil endet mit Kapitel 27,19 und der zweite mit dem letzten Vers des 30. Kapitels. Der erste beginnt mit der Beschreibung der Bundeslade innerhalb des Vorhangs und schließt mit der Beschreibung des kupfernen Altars und des Hofes, in dem sich dieser Altar befand; mit anderen Worten, wir sehen zunächst den Richterstuhl des Herrn der ganzen Erde und werden dann zu der Stätte geführt, wo der HERR in der Kraft und dem Wert der vollbrachten Erlösung dem Sünder begegnet. Im zweiten Teil finden wir dann die Art und Weise, wie der Mensch Gott nahen konnte, die Aufgaben und die damit verbundene erhabene Stellung der Priester, denen es gestattet war, in der Gegenwart Gottes ihren Dienst zu tun und ihn anzubeten.
So ist also auch die Darstellung der Dinge in diesem Schriftabschnitt göttlich – und darum vollkommen – angeordnet. Die Bundeslade und der kupferne Altar bilden sozusagen die beiden äußeren Endpunkte. Die Bundeslade stellt den Thron Gottes dar, der auf Gerechtigkeit und Gericht (Ps 89,15) gegründet ist; der Altar andererseits war die Stätte, wo der Sünder Gott nahen konnte und wo Gottes „Güte und Wahrheit“ sichtbar wurden. Der Mensch an sich durfte der Bundeslade nicht nahen, um dort Gott zu begegnen, denn der Weg zum Heiligtum war noch nicht offenbart (Heb 9.8). Aber Gott konnte dem kupfernen Altar nahen, um dort dem sündigen Menschen zu begegnen. Aufgrund seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit konnte Gott keinem Sünder den Zutritt zum Heiligtum gestatten, aber aufgrund seiner Gnade konnte Er aus dem Heiligtum hervortreten, und zwar nicht in der überwältigenden Majestät, in der Er über den geheimnisvollen Trägern seines Thrones, den „Cherubim der Herrlichkeit“, zu erscheinen pflegte, sondern eben als der barmherzige Gott, dessen Gnade in den Geräten und der Einrichtung der Stiftshütte versinnbildlicht ist (Heb 9,5).
Dies alles erinnert uns an den Weg Jesu, denn Er ist die Wirklichkeit, auf die alle Bilder und Schatten des Alten Testaments hinweisen. Er verließ den ewigen Thron Gottes in den Himmeln und erniedrigte sich bis zu seinem Tod auf Golgatha. Er kam aus der Herrlichkeit des Himmels und nahm die Schande des Kreuzes auf sich, um sein erlöstes und in Gnade angenommenes Volk tadellos vor dem Thron Gottes darzustellen, den Er um dieses Volkes willen verlassen hatte. Der gewaltige Abgrund zwischen dem Thron Gottes auf der einen und dem Staub des Todes auf der anderen Seite ist durch unseren Herrn und sein Werk überbrückt worden. In ihm hat Gott sich in vollkommener Gnade dem Sünder zugewandt, und in ihm ist der Sünder in vollkommener Gerechtigkeit zu Gott geführt worden. Der ganze Weg von der Bundeslade bis zum kupfernen Altar zeigte die Liebe Gottes, und der ganze Weg vom kupfernen Altar bis zur Bundeslade war besprengt mit dem Blut der Versöhnung (s. 3. Mo 1,5; 3,2; 4,6.7.16–18.30.34 usw.; 3. Mo 16,14–19; Heb 9,6–12). Und indem der gereinigte Anbeter diesen Weg geht, sieht er das Bild Jesu in allem, was seinen Blicken begegnet.
Wenn wir jetzt die Kapitel in ihrer Reihenfolge betrachten, sehen wir, dass der Herr seinem Knecht Mose vor allem anderen die Gnadenabsicht mitteilt, sich inmitten seines Volkes eine heilige Wohnstätte zu bereiten; und zwar sollte dieses Heiligtum aus solchen Materialien gebaut werden, die in ihrer Bedeutung unmittelbar auf Christus, auf seine Person, sein Werk und auf das herrliche Ergebnis dieses Werkes hinweisen. Außerdem waren diese Baustoffe freiwillige Opfer aus dem Volk und als solche eine Frucht der Gnade Gottes. Der HERR, dessen Majestät die Himmel und der Himmel Himmel nicht fassen können (1. Kön 8,27), fand Wohlgefallen daran, in einem von Menschen gebauten Zelt zu wohnen – von Menschen, die den tiefen Wunsch hatten, dass ihr Gott in ihrer Mitte wohnte. Dieses Zelt oder diese Hütte kann von zwei Gesichtspunkten aus betrachtet werden, nämlich einerseits als ein Muster der Dinge in den Himmeln, des wahrhaftigen Heiligtums (Heb 9,24), und andererseits als ein bedeutungsvolles Bild vom Leib Christi. Die verschiedenen Stoffe, aus denen die Hütte gebaut war, werden uns später beschäftigen. Richten wir zunächst unsere Aufmerksamkeit auf die drei wichtigsten Gegenstände, deren Anfertigung im fünfundzwangzigsten Kapitel angeordnet wird, nämlich auf die Bundeslade, den Tisch und den Leuchter.
Die Bundeslade und ihr Inhalt
Die „Lade des Zeugnisses“ nimmt in den Mitteilungen Gottes an Mose die erste Stelle ein, auch hatte sie einen hervorragenden Platz in der Stiftshütte. Eingeschlossen innerhalb des Vorhangs, im Allerheiligsten, bildete sie die Grundlage des Thrones des HERRN. Schon ihr Name deutet auf ihre Wichtigkeit hin. Eine Lade ist dazu bestimmt, das, was man hineinlegt, unversehrt zu erhalten. Ein Lade oder Arche war es, die Noah und seine Familie mit allen Tierarten der Schöpfung vor den Fluten des Gerichts in Sicherheit brachte. Eine solche Lade war auch das „Kästchen von Schilfrohr“, das, wie wir im zweiten Kapitel dieses Buches gesehen haben, als das Gefäß des Glaubens den Knaben Mose über den Wassern des Todes am Leben erhielt. Wenn daher von der „Lade des Bundes“ (4. Mo 10,33; 5. Mo 31,26; Jer 3,16; Heb 9,4) die Rede ist, denken wir daran, dass diese Lade von Gott dazu bestimmt war, seinen Bund inmitten eines irrenden Volkes unversehrt zu bewahren. In dieser Lade wurde das zweite Paar der Gesetzestafeln zur Aufbewahrung niedergelegt. Das erste Paar wurde am Fuß des Berges zerbrochen (2. Mo 32,19) – zum Zeichen dafür, dass der Bund des Menschen völlig gebrochen war, und dass menschliche Werke niemals die Grundlage des Thrones der Regierung des HERRN bilden konnten. „Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste deines Thrones“ (Ps 89,15), sowohl in irdischer als auch in himmlischer Beziehung. Die Lade konnte in ihrem geweihten Raum keine zerbrochenen Tafeln aufnehmen. Der Mensch mochte die Erfüllung seiner aus eigenem Antrieb abgelegten Gelübde gänzlich versäumen, aber Gottes Gesetz musste in seiner Reinheit und Vollkommenheit bewahrt bleiben. Wenn Gott seinen Thron inmitten seines Volkes aufrichten wollte, dann musste dabei seiner Heiligkeit Rechnung getragen werden. Der Maßstab seines Gerichts und seiner Regierung muss vollkommen sein.
„Und mache Stangen aus Akazienholz und überzieh sie mit Gold. Und bring die Stangen in die Ringe an den Seiten der Lade, um die Lade damit zu tragen“ (V. 13.14). Die Bundeslade sollte das Volk auf allen seinen Wanderungen begleiten. Sie ruhte nie, solange die Israeliten ein wanderndes und kämpfendes Volk waren. Sie wurde in der Wüste von Ort zu Ort getragen. Sie ging vor dem Volk her in die Mitte des Jordan, sie war der Sammelplatz Israels in allen Kriegen Kanaans, und überall war sie der sichere und zuverlässige Bürge der Macht Gottes. Der mächtigste Feind vermochte nicht zu bestehen angesichts dieses Zeichens der Macht und Gegenwart Gottes. Auch die Stangen und Ringe an der Lade waren ein Ausdruck ihres Pilgercharakters.
Jedoch sollte die Bundeslade nicht für immer auf der Pilgerschaft sein. Die Mühsal Davids (Ps 132,1) und die Kriege Israels sollten einmal ein Ende nehmen. Das Gebet: „Steh auf, HERR, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!“ (Ps 132,8), sollte Erhörung finden. Diese erhabene Bitte fand in den Tagen Salomos eine teilweise Erfüllung. Wir lesen: „Und die Priester brachten die Lade des Bundes des HERRN an ihren Ort, in den Sprachort des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Cherubim; denn die Cherubim breiteten die Flügel aus über den Ort der Lade, und die Cherubim bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her. Und die Stangen waren so lang, dass die Spitzen der Stangen vom Heiligen aus an der Vorderseite des Sprachortes gesehen wurden; aber von außen wurden sie nicht gesehen. Und sie sind dort bis auf diesen Tag“ (1. Kön 8,6–8). Die Pilgerschaft der Bundeslade hatte damals ihr Ende erreicht, und „kein Widersacher und kein böser Anschlag“ (1. Kön 5,18) waren mehr vorhanden.
Das ist aber nicht der einzige Unterschied zwischen der Bundeslade in der Stiftshütte und der Bundeslade im Tempel. Wenn der Apostel von der Lade in der Wüste redet, beschreibt er sie als „die Lade des Bundes, überall mit Gold überzogen, in der der goldene Krug war, der das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes“ (Heb 9,4). Das waren die Dinge, die die Bundeslade während ihrer Wüstenreise enthielt. Der Krug mit Manna, das Denkmal der Treue des HERRN hinsichtlich der Versorgung seiner Erlösten in der Wüste, und der Stab Aarons, „ein Zeichen für die Widerspenstigen“, damit ihrem Murren ein Ende gemacht werde (vgl. 2. Mo 16,32–34 und 4. Mo 17,25). Aber als die Wanderungen und Kriege Israels aufgehört hatten, als das Haus „überaus groß“ (1. Chr 22,5) und vollendet war und die Herrlichkeit Israels ebenso wie die Pracht der Regierung Salomos ihren Höhepunkt erreicht hatte, da verschwanden diese Dinge, die das Volk an seine Bedürfnisse und Fehler in der Wüste erinnerten. Da blieb nur das zurück, was die ewige Grundlage des Thrones des Gottes Israels und der ganzen Erde bildete. „Nichts war in der Lade als nur die beiden steinernen Tafeln, die Mose am Horeb hineinlegte“ (1. Kön 8,9).
Aber leider wurde diese Herrlichkeit schon bald durch die Untreue des Menschen und das dadurch hervorgerufene Missfallen Gottes getrübt. Sogar die Ruinen dieser herrlichen Wohnung sollten noch von unbeschnittenen Heiden zertreten werden, und ihre geschwundene Herrlichkeit sollte nach nicht allzu langer Zeit nur die Verachtung der Vorübergehenden wachrufen (1. Kön 9,8). Allerdings ist dies jetzt nicht Gegenstand der Betrachtung, und ich beschränke mich auf einen Hinweis auf die letzte Bemerkung, die wir im Wort Gottes über die Bundeslade finden – eine Bemerkung, die uns in jene Zeit versetzt, in der die Sünde und die Torheit des Menschen die Ruhe dieser Lade nicht mehr stören werden. Sie wird dann nicht mehr in einer aus Decken und Vorhängen bestehenden Hütte und auch nicht mehr in einem mit Händen gemachten Tempel eingeschlossen sein. „Und der siebte Engel posaunte: Und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sprachen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, dass du deine große Macht angenommen hast und die Herrschaft angetreten hast! Und die Nationen sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und die Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben. Und der Tempel Gottes, der in dem Himmel ist, wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel“ (Off 11,15–19).
Der Deckel der Bundeslade
Betrachten wir jetzt „das Sühnmittel“. – „Und mache einen Deckel aus reinem Gold: zweieinhalb Ellen seine Länge und eineinhalb Ellen seiner Breite. Und mache zwei Cherubim aus Gold; in getriebener Arbeit sollst du sie machen an beiden Enden des Deckels; und mache einen Cherub an dem Ende der einen Seite und einen Cherub an dem Ende der anderen Seite; aus dem Deckel sollt ihr die Cherubim machen an seinen beiden Enden. Und die Cherubim sollen die Flügel nach oben ausbreiten, den Deckel mit ihren Flügeln überdeckend und ihre Angesichter einander gegenüber; die Angesichter der Cherubim sollen gegen den Deckel gerichtet sein. Und lege den Deckel oben auf die Lade; und in die Lade sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde. Und dort werde ich mit dir zusammenkommen und von dem Deckel herab, zwischen den beiden Cherubim hervor, die auf der Lade des Zeugnisses sind, alles zu dir reden, was ich dir an die Kinder Israel gebieten werde“ (V. 17–22).
Der HERR offenbart hier seine Absicht von dem feurigen Berg herabzusteigen, um seinen Platz auf dem Gnadenstuhl einzunehmen. Er konnte dies tun, weil einerseits die Tafeln des Zeugnisses unversehrt in der Lade bewahrt wurden und dadurch der Heiligkeit Gottes Rechnung getragen wurde, andererseits aber auch die Symbole seiner Macht (sowohl in der Schöpfung als auch in der Vorsehung) als unzertrennliche Begleiter zu beiden Seiten des Thrones standen, auf dem der HERR sich niederlassen wollte. Hier zeigte sich die Herrlichkeit des Gottes Israels in ihrem vollen Glanz. Von hier aus erließ Er seine Befehle, und diese Befehle wurden erträglich, ja sogar angenehm gemacht, weil die Gnade Gottes ihre Quelle war und auch den Weg bereitete, auf dem sie zu den Menschen gelangten. „Seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Joh 5,3), wenn sie durch ein „Sühnmittel“ empfangen werden – wenn uns bewusst wird, dass allein die Fähigkeit, sie zu hören, schon Gnade ist, und dass nur die Gnade uns Kraft geben kann, zu gehorchen.
Die Lade und das Sühnmittel, als ein Ganzes betrachtet, sind ein deutliches Bild von der Person Christi und seines Werkes. Nachdem Er in seinem Leben das Gesetz verherrlicht hatte, wurde Er durch seinen Tod zu einer Sühnung oder zu einem Sühnmittel für jeden Glaubenden (Röm 3,25). Gottes Barmherzigkeit konnte nur auf einer Grundlage vollkommener Gerechtigkeit verwirklicht werden. „Die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,21). Der einzige Platz, wo Gott und der Mensch zusammentreffen können, ist dort, wo Gnade und Gerechtigkeit sich begegnen und sich in vollkommenem Einklang miteinander befinden. Nur eine vollkommene Gerechtigkeit kann Gott genügen und nur eine vollkommene Gnade dem Menschen. Aber wo konnten diese beiden Dinge zusammentreffen? Nur am Kreuz. Dort sind „Güte und Wahrheit sich begegnet“, dort haben „Gerechtigkeit und Friede sich geküsst“ (Ps 85,11), und dort findet jetzt der glaubende Sünder Frieden für seine Seele. Er sieht, dass Gottes Gerechtigkeit und seine eigene Rechtfertigung auf demselben Boden ruhen, nämlich auf dem vollbrachten Werk Christi. Wenn der Mensch unter der mächtigen Wirkung der Wahrheit Gottes den ihm geziemenden Platz als Sünder einnimmt, so kann Gott in der Ausübung der Gnade seinen Platz als Erretter einnehmen, und dann ist jede Frage gelöst. Denn da das Kreuz allen Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit genügt hat, kann nun auch Gottes Gnade ungehindert ausströmen. Wenn der gerechte Gott und ein verlorener Sünder auf dem Boden der Blutbesprengung zusammentreffen, dann ist alles für immer in Ordnung gebracht, und zwar in einer Weise, die Gott vollkommen verherrlicht und den Sünder für alle Ewigkeit rettet. Gott muss wahrhaftig sein, mag auch jeder Mensch als Lügner erfunden werden, und wenn der Mensch einmal seinen Zustand vor Gott erkennt und den Platz einnimmt, den die Wahrheit Gottes ihm anweist, dann lernt er verstehen, dass Gott sich als ein gerechter Rechtfertiger eines solchen Menschen offenbart hat, und dies gibt ihm nicht nur einen unerschütterlichen Frieden des Gewissens, sondern auch die Fähigkeit, mit Gott Gemeinschaft zu haben. Und in der Erkenntnis dieses wunderbaren Verhältnisses, in das die Gnade Gottes ihn gebracht hat, kann er auch seinem heiligen Wort gehorchen.
Das „Allerheiligste“ gibt uns daher einen Einblick in die Ratschlüsse der Liebe und Weisheit Gottes. Die Lade, das Sühnmittel, die Cherubim, die Herrlichkeit – welch ein Anblick für den Hohenpriester, wenn er einmal des Jahres hineinging, innerhalb des Vorhangs!
Der Tisch der Schaubrote
Weiter empfängt Mose Unterweisung über den „Tisch der Schaubrote“. Auf diesem Tisch lag die Speise für die Priester Gottes. Sieben Tage lang wurden die zwölf Schaubrote von „Feinmehl mit reinem Weihrauch“ vor Gott zur Schau hingelegt, und nachdem sie durch andere ersetzt worden waren, dienten sie den Priestern zur Speise an heiliger Stätte (siehe 3. Mo 24,5–9). Es ist offensichtlich, dass diese zwölf Brote den „Menschen Christus Jesus“ darstellen. Das Feinmehl, aus dem sie gebacken wurden, kennzeichnet die vollkommene Menschheit des Heilandes, während in dem reinen Weihrauch zum Ausdruck kommt, wie völlig sich dieser Mensch Gott geweiht hat. Wenn Gott seine Priester hat, die ihm im Heiligtum dienen, dann hat Er auch einen wohlgedeckten Tisch für sie. Christus ist der Tisch, und Er ist zugleich das Brot auf dem Tisch. Der reine Tisch und die zwölf Brote zeigen ihn als den, der beständig und in der ganzen Vortrefflichkeit seines Menschseins vor Gott steht und der priesterlichen Familie zur Speise dargeboten ist. Die sieben Tage zeigen uns, wie vollkommen das Wohlgefallen Gottes an Christus ist, und die zwölf Brote bringen zum Ausdruck, dass dieser Christus den Menschen als vollkommene Nahrung verordnet ist. Vielleicht weisen sie auch auf die Verbindung Christi mit den zwölf Stämmen Israels und den zwölf Aposteln des Lammes hin.
Der goldene Leuchter
Als Nächstes folgt der „Leuchter aus reinem Gold“, denn die Priester Gottes brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch Licht; und beides finden sie in Christus. An diesem Leuchter gab es nichts anderes als reines Gold. Der ganze Leuchter war „eine getriebene Arbeit, aus reinem Gold“ (V. 36). Dass es gerade sieben Lampen sind, die vor dem Leuchter ihr Licht verbreiten sollten, ist ein Ausdruck der Vollkommenheit des Lichts und der Energie des Geistes, gegründet auf die vollkommene Wirksamkeit des Werkes Christi. Das Werk des Heiligen Geistes darf niemals von dem Werk Christi getrennt werden. Das wird uns im Bild des goldenen Leuchters auf zweifache Art deutlich gemacht. Die Verbindung der sieben Lampen mit dem Schaft aus getriebenem Gold weist uns darauf hin, dass das vollbrachte Werk Christi die einzige Grundlage ist, auf der die Offenbarung des Geistes in der Versammlung ruht. Der Heilige Geist wurde nicht gesandt, bevor Jesus verherrlicht war (vgl. Joh 7,39 mit Apg 19,2–6). Im dritten Kapitel der Offenbarung wird Christus der Versammlung zu Sardes als derjenige vorgestellt, „der die sieben Geister Gottes hat“ (V. 1). Erst nachdem Er zur Rechten Gottes erhöht war, goss der Herr Jesus den Heiligen Geist über die Versammlung aus (Apg 2,33); und aufgrund dessen ist nun für die Versammlung das Heiligtum der angemessene Bereich ihrer Wirksamkeit und Anbetung, wo sie – der Vollkommenheit dieser Stellung gemäß – ihr Licht verbreiten kann.
Es war eine der besonderen Aufgaben Aarons, die sieben Lampen anzuzünden und zuzurichten.:„Und der HERR redete zu Mose und sprach: Gebiete den Kindern Israel, dass sie dir reines, zerstoßenes Olivenöl bringen zum Licht, um die Lampen anzuzünden beständig. Außerhalb des Vorhangs des Zeugnisses, im Zelt der Zusammenkunft, soll Aaron sie zurichten, vom Abend bis zum Morgen, vor dem HERRN beständig: eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern. Auf dem reinen Leuchter soll er die Lampen beständig vor dem HERRN zurichten“ (3. Mo 24,1–4). Wir sehen auf diese Weise, wie das Werk des Heiligen Geistes in der Versammlung mit dem Werk Christi auf der Erde und auch mit seinem Werk im Himmel verbunden ist. Wenn auch die sieben Lampen vorhanden waren, war doch darüber hinaus der Dienst und die Umsicht des Priesters notwendig, um sie zuzurichten und brennend zu erhalten. Der Priester musste ständig die Dochtscheren und Löschnäpfe gebrauchen, um alles zu entfernen, was die Kanäle des reinen, zerstoßenen Öls verstopfen konnte. Diese Dochtscheren und Löschnäpfe waren ebenfalls aus getriebenem Gold. Denn die ganze Sache war das unmittelbare Ergebnis der Wirksamkeit Gottes. Wenn die Versammlung ihr Licht leuchten lässt, so tut sie es nur durch die Kraft des Geistes, und diese Kraft ist gegründet auf Christus, der nach dem ewigen Ratschluss Gottes in seinem Opfer und Priesterdienst in allen Dingen die Quelle und Kraft für seine Versammlung geworden ist. Alles ist von Gott. Ob wir daher hinter den geheimnisvollen Vorhang schauen und dort die Lade mit ihrem Deckel und ihren zwei Cherubim betrachten, oder ob wir außerhalb des Vorhangs den reinen Tisch und den reinen Leuchter mit ihren verschiedenen Gefäßen und Geräten sehen – alles redet zu uns von Gott, als offenbart in Verbindung mit dem Sohn oder dem Heiligen Geist.
Wenn du an den Herrn Jesus als deinen Erretter glaubst, dann bist du dadurch zugleich mit allen diesen herrlichen Wahrheiten verbunden. Dein Platz ist nicht nur inmitten der „Abbilder der Dinge in den Himmeln“ (Heb 9,23), sondern inmitten der himmlischen Dinge selbst. Du hast „Freimütigkeit … zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Heb 10,19). Du bist ein Priester für Gott. Die Schaubrote gehören dir. Dein Platz ist an dem reinen Tisch, um im Licht des Heiligen Geistes die priesterliche Speise zu genießen. Nichts kann dir diese göttlichen Vorrechte rauben. Sie sind dein für immer. Sei daher wachsam gegen alles, was dir ihren Genuss rauben könnte. Hüte dich vor allen Leidenschaften, vor allen unheiligen Gefühlen und Gedanken! Halte deine alte Natur unter deinen Füßen, halte die Welt draußen, halte Satan fern! Möge der Heilige Geist deine ganze Seele mit Christus erfüllen! Dann wirst du praktisch heilig und immer glücklich sein. Du wirst Frucht tragen, der Vater wird verherrlicht werden, und deine Freude wird völlig sein (Joh 15,11).