Betrachtungen über das zweite Buch Mose

Moses Einwände

Betrachtungen über das zweite Buch Mose

Der erste Einwand: Der Unglaube des Volkes

Wir müssen uns noch deutlicher die Situation am Fuß des Berges Horeb „hinter der Wüste“ klarmachen, um dort den Unglauben des Menschen und die grenzenlose Gnade Gottes in auffälliger Weise ans Licht treten zu sehen.

„Und Mose antwortete und sprach: Aber siehe, sie werden mir nicht glauben und nicht auf meine Stimme hören; denn sie werden sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen“ (V. 1). Wie schwer ist es, den Unglauben des menschlichen Herzens zu besiegen, und welche Mühe kostet es den Menschen, sein Vertrauen auf Gott zu setzen! Wie zögert er, sich allein auf die Verheißung Gottes hin vorzuwagen! Zu allem ist die Natur bereit, nur dazu nicht. Sie hält das schwächste Rohr, das sichtbar ist, für einen stärkeren Stützpunkt ihres Vertrauens als den unsichtbaren „Fels der Ewigkeiten“ (Jes 26,4). Sie wendet sich viel lieber an irgendeine menschliche Hilfsquelle oder zu einem geborstenen Brunnen, als dass sie an der unsichtbaren „Quelle lebendigen Wassers“ verweilt (vgl. Jer 2,13; 17,13).

Man sollte annehmen, Mose habe bereits genug gesehen und gehört, um alle seine Befürchtungen fahren zu lassen. Man sollte meinen, dass das verzehrende Feuer in dem unversehrt bleibenden Busch, die herablassende Gnade und die großen und herrlichen Titel Gottes, der göttliche Auftrag und die Gewissheit der Gegenwart Gottes jede Spur von Furcht genommen und ihm Sicherheit verliehen hätten. Aber noch erhebt Mose immer neue Fragen, und Gott lässt sie nicht unbeantwortet. Vielmehr bringt jede weitere Frage neue Gnade zum Vorschein. „Da sprach der HERR zu ihm: Was ist das in deiner Hand? Und er sprach: Ein Stab“ (V. 2). Der Herr wollte Mose gerade so gebrauchen, wie er war, und das benutzen, was er in seiner Hand hatte. Derselbe Stab, mit dem Mose die Schafe Jethros geweidet hatte, sollte das Werkzeug sein, um sowohl das Israel Gottes zu befreien und das Land Ägypten zu züchtigen als auch dem erkauften Volk Gottes einen Weg durch das Meer zu bahnen und zur Erfrischung der durstigen Scharen Israels in der Wüste Wasser aus dem Felsen hervorströmen zu lassen. Gott benutzt schwache Werkzeuge, um seine mächtigen Absichten zu erfüllen. Ein „Stab“, ein „Lärmhorn“ (Jos 6,5), ein „Laib Gerstenbrot“, ein „leerer Krug“ (Ri 7,13.16), die „Schleuder“ eines Hirten (1. Sam 17,50), alles kann in der Hand Gottes zur Ausführung des Werkes dienen, das Er sich vorgesetzt hat. Der Mensch bildet sich ein, große Ziele seien nur durch große Mittel zu erreichen; aber das ist nicht die Weise Gottes. Er kann einen „Wurm“ ebenso gut zu seinem Dienst verwenden wie eine „brennende Sonne“ und einen „schwülen Ostwind“ (siehe Jona 4).

Aber Mose hatte sowohl im Blick auf den Stab, als auch auf die Hand, die ihn führen sollte, noch etwas Wichtiges zu lernen. Er hatte zu lernen und das Volk musste überzeugt werden. „Und Er sprach: Wirf ihn auf die Erde. Da warf er ihn auf die Erde, und er wurde zur Schlange; und Mose floh vor ihr. Und der HERR sprach zu Mose: Strecke deine Hand aus und fasse sie beim Schwanz. Und er streckte seine Hand aus und ergriff sie, und sie wurde zum Stab in seiner Hand – damit sie glauben, dass der HERR dir erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (V. 3–5). Das war ein bedeutungsvolles Zeichen. Der Stab wird zur Schlange, so dass Mose vor ihr flieht; aber auf den Befehl des HERRN ergreift er sie beim Schwanz und sie wird wieder zum Stab. Was hätte ein besserer Ausdruck von der gegen sich selbst gewendeten Macht Satans sein können? Die Wege Gottes liefern uns in dieser Weise eine Menge treffender Beispiele. Mose selbst war ein solches Beispiel. Die Schlange befindet sich völlig unter der Macht Christi; und wenn sie den Gipfel ihrer schrecklichen Laufbahn erreicht hat, wird sie im Feuersee ihre Stätte finden, um dort in alle Ewigkeit die Früchte ihres Werkes zu ernten. Die „alte Schlange“, der „Verkläger“, der „Widersacher“, wird dann für ewig zermalmt sein unter dem Stab des Gesalbten Gottes.

„Und der HERR sprach weiter zu ihm: Stecke doch deine Hand in deinen Gewandbausch. Und er steckte seine Hand in seinen Gewandbausch; und er zog sie heraus, und siehe, seine Hand war aussätzig wie Schnee. Und er sprach: Tu deine Hand wieder in deinen Gewandbausch. Und er tat seine Hand wieder in seinen Gewandbausch; und er zog sie aus seinem Gewandbausch heraus, und siehe, sie war wieder wie sein Fleisch“ (V. 6.7). Die mit Aussatz bedeckte Hand und ihre Reinigung stellen uns die moralische Wirkung der Sünde und ihre Beseitigung durch das vollkommene Werk Christi vor Augen. Die in den Gewandbausch gesteckte reine Hand wird aussätzig; und die wiederum in den Gewandbausch gesteckte aussätzige Hand wird rein. Der Aussatz ist das bekannte Bild von der Sünde; und die Sünde wurde durch den ersten Menschen eingeführt und durch den zweiten weggenommen. „Denn da ja durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten“ (1. Kor 15,21). Durch den Menschen kam der Fall, durch den Menschen die Erlösung; durch den Menschen kam die Schuld, durch den Menschen die Vergebung; durch den Menschen kam die Sünde, durch den Menschen die Gerechtigkeit; durch den Menschen kam der Tod in die Welt, durch den Menschen wurde der Tod abgeschafft und Leben, Gerechtigkeit und Herrlichkeit eingeführt. Die Schlange wird also nicht nur für ewig besiegt und vernichtet, sondern auch jede Spur ihres scheußlichen Werkes wird durch das Sühnopfer dessen ausgerottet und weggewischt werden, der „offenbart worden ist, damit er die Werke des Teufels vernichte“ (1. Joh 3,8).

„Und es wird geschehen, wenn sie selbst diesen zwei Zeichen nicht glauben und nicht auf deine Stimme hören, so sollst du vom Wasser des Stromes nehmen und es auf das Trockene gießen; und das Wasser, das du aus dem Strom nehmen wirst, wird zu Blut werden auf dem Trockenen“ (V. 9). In diesem ausdrucksvollen und ernsten Bild entdecken wir die Folge der Weigerung, sich unter das Zeugnis Gottes zu beugen. Dieses Zeichen sollte nur im Fall der Verwerfung der beiden vorhergehenden getan werden; es sollte zunächst ein Zeichen für Israel und dann eine Plage für Ägypten sein (vgl. Kap. 7,17).

Der zweite Einwand: Kein Mann der Rede

Aber Mose ist immer noch nicht zufriedengestellt. „Und Mose sprach zu dem HERRN: Ach Herr, ich bin kein Mann der Rede, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn ich bin schwer von Mund und schwer von Zunge“ (V. 10). Welch eine Feigheit! Aber die unendliche Geduld des HERRN konnte sie ertragen. War denn die Zusicherung Gottes „Ich werde mit dir sein“ nicht eine sichere Bürgschaft, dass es seinem Diener an nichts von allem, was er etwa benötigte, mangeln würde? Wenn er eine beredte Zunge brauchte, was musste Mose dann tun, angesichts des erhabenen Titels „Ich bin“? Beredsamkeit, Weisheit, Kraft, Energie – alles war in dieser unerschöpflichen Schatzkammer zu haben. „Da sprach der HERR zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm oder taub oder sehend oder blind? Nicht ich, der HERR? Und nun geh hin, und ich will mit deinem Mund sein und dich lehren, was du reden sollst“ (V. 11.12). Welch eine unvergleichliche Gnade! Eine Gnade, die des großen Gottes würdig ist! Niemand ist wie der Herr, unser Gott, dessen beharrliche Gnade alle unsere Schwierigkeiten besiegt und für alle unsere Bedürfnisse und Schwachheiten genügt. Das „Ich, der HERR“ sollte für immer die Einwände unserer fleischlichen Herzen zum Schweigen bringen. Aber wie schwer ist es, diese Einwände niederzuhalten! Immer von neuem stören sie unsern Frieden, und dadurch verunehren wir Gott, der sich in seiner ganzen Fülle vor unsere Seelen stellt, um uns aus dieser Fülle nach unseren Bedürfnissen schöpfen zu lassen.

Es ist gut, uns immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass, wenn der Herr mit uns ist, gerade unsere Mängel und Gebrechen für ihn eine Veranlassung werden, seine Gnade und seine Geduld zu offenbaren. Hätte Mose daran gedacht, so hätte ihn sein Mangel an Beredsamkeit nicht beunruhigt. Paulus hatte gelernt zu sagen: „Daher will ich mich am allerliebsten viel mehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christus; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2. Kor 12,9.10). Das ist in der Tat die Sprache eines Mannes, der die Schule Christi durchlaufen hatte. Es ist die Erfahrung eines Mannes, der trotz einer unberedten Zunge ruhig geblieben wäre, weil er in der Gnade des Herrn Jesus Christus für jedes Bedürfnis eine Antwort gefunden hatte.

Diese Erkenntnis hätte Mose von seinem Misstrauen und seiner Furchtsamkeit befreien sollen. Wenn der Herr ihm versichert hatte, dass Er mit seinem Mund sein werde, so hätte er über den Mangel an Beredsamkeit völlig beruhigt sein sollen. Er, der den Mund des Menschen geschaffen hat, konnte, wenn es nötig war, diesem Mund glänzende Beredsamkeit verleihen. Für den Glauben ist das sehr einfach; das zweifelnde Herz aber setzt sein Vertrauen weit lieber auf eine beredte Zunge als auf den, der sie erschaffen hat. Wir würden das unerklärlich finden, wenn wir nicht wüssten, aus welchen Elementen das natürliche Herz gebildet ist. Dieses Herz kann Gott nicht vertrauen; und daher zeigt sich dieser demütigende Mangel an Vertrauen zu dem lebendigen Gott selbst bei Kindern Gottes, wenn sie sich durch ihre Natur beherrschen lassen.

Mose lehnt den Auftrag Gottes ab

Mose fährt fort, Einwände zu erheben: „Ach, Herr, sende doch, durch wen du senden willst“ (V. 13)! Tatsächlich wies er damit das Vorrecht von sich, der alleinige Gesandte des HERRN für Israel und Ägypten zu sein.

Wir wissen alle, dass eine göttlich bewirkte Demut eine unschätzbare Gnade ist. „Seid … mit Demut fest umhüllt“ (1. Pet 5,5) ist eine göttliche Vorschrift; und zweifellos ist Demut das geziemendste Kleid, in dem ein Sünder erscheinen kann. Aber die Weigerung, einen von Gott angewiesenen Platz einzunehmen oder den von ihm bezeichneten Weg zu gehen, ist alles andere als Demut. Dass Mose durchaus nicht durch wahre Demut geleitet wurde, zeigt uns deutlich der „Zorn des Herrn“, der gegen ihn entbrannte. Sein Verhalten war auch nicht nur menschliche Schwachheit. Denn solange es noch der Ausdruck einer übermäßigen Furchtsamkeit war, hatte, wie tadelnswert sein Verhalten auch sein mochte, die schrankenlose Gnade Gottes Nachsicht mit ihm und begegnete ihm mit erneuten Zusicherungen; als es aber den Charakter des Unglaubens und der Herzensträgheit annahm, da rief es das gerechte Missfallen des HERRN hervor; und Mose war nun nicht mehr das alleinige Werkzeug im Dienst des Zeugnisses und der Befreiung Israels, sondern er musste jetzt dieses Vorrecht mit einem anderen teilen.

Eine geheuchelte Demut ist sehr verunehrend für Gott und sehr gefährlich für uns. Wenn wir uns weigern, eine von Gott angewiesene Stellung einzunehmen, weil wir uns für unbegabt oder untauglich halten, so ist das sicher keine Demut; denn sobald wir meinen könnten, diese Gaben und Fähigkeiten zu besitzen, würden wir uns sicher für berechtigt halten, eine solche Stellung einzunehmen. Wäre Mose z. B. so redegewandt gewesen, wie er es zur Erfüllung seines Dienstes für notwendig hielt, wäre er wohl ohne Zögern dem Ruf Gottes gefolgt. Nun aber entsteht die Frage: Welch ein Maß von Beredsamkeit wäre erforderlich gewesen, um ihn für seinen Dienst zu befähigen? Die Antwort ist: Ohne Gott kann das höchste Maß menschlicher Beredsamkeit nicht ausreichen; mit Gott aber wird auch ein schlechter Redner sich als ein tüchtiger Diener bewähren.

Das ist eine wichtige Wahrheit für die Praxis. Unglaube ist nicht Demut, sondern offenbarer Hochmut. Er weigert sich, Gott zu glauben, weil er in dem eigenen Ich keine Ursache findet, um zu glauben. Wenn ich wegen irgendeiner Sache in mir selbst dem Zeugnis Gottes nicht glaube, so mache ich ihn zum Lügner (1. Joh 5,10). Wenn Gott seine Liebe ankündigt und ich mich zu glauben weigere, weil ich mich dieser Liebe nicht würdig erachte, so mache ich ihn zum Lügner und offenbare den Hochmut, der in meinem Herzen wohnt. Allein der Gedanke, dass ich irgendetwas außer der Hölle verdient haben könnte, beweist wie unwissend ich bin über meinen eigenen Zustand und über die Forderungen Gottes. Und die Weigerung, den Platz einzunehmen, den mir die Liebe Gottes kraft des vollendeten Sühnopfers Christi anweist, macht Gott zum Lügner und wirft eine Schmach auf das Opfer des Kreuzes. Die Liebe Gottes wirkt freiwillig. Nicht mein Verdienst, sondern mein Elend hat sie hervorgerufen; auch handelt es sich nicht um den Platz, den ich verdiene, sondern um den, den Christus verdient. Christus nahm am Kreuz den Platz des Sünders ein, damit der Sünder mit ihm seinen Platz in der Herrlichkeit teilen könnte. Christus empfing das, was der Sünder verdiente, damit der Sünder das empfangen kann, was Christus verdient. Das Ich ist daher völlig beiseitegesetzt; und das ist wahre Demut. Niemand kann wirklich demütig sein, bevor er die himmlische Seite des Kreuzes erreicht hat; dort aber findet er göttliches Leben, göttliche Gerechtigkeit und göttliche Gunst. Dort hat er es für immer aufgegeben, von sich selbst Gutes und Gerechtigkeit zu erwarten und nährt sich von dem Reichtum eines anderen. Dort ist er zubereitet, um in den Jubelruf einzustimmen, der alle Ewigkeit hindurch im Himmel erschallen wird: „Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre!“ (Ps 115,1).

Jedoch würde es nicht passend sein, noch länger bei den Mängeln und Gebrechen eines so hochgeehrten Dieners wie Mose stehen zu bleiben, von dem die Schrift sagt, dass er treu war in seinem ganzen Haus als Diener, zum Zeugnis von dem, was nachher geredet werden sollte (Heb 3,5). Vor allem wäre es verwerflich, dies in einem Geist der Selbstgefälligkeit zu tun, als ob wir unter denselben Umständen anders gehandelt hätten. Eins aber sollten wir nicht vergessen, nämlich die Lehren für uns daraus zu ziehen, die sie uns vorstellen. Wir sollten lernen, uns selbst zu richten, unser bedingungsloses Vertrauen auf Gott zu setzen und unser Ich beiseitezustellen, damit Gott in uns, durch uns und für uns wirken kann. Das ist das wahre Geheimnis der Kraft.

Ein Dienstgefährte

Wir haben bereits angedeutet, dass Mose nun nicht mehr das alleinige Werkzeug des HERRN in diesem herrlichen Werk sein konnte. Doch das war noch nicht alles. Wir lesen: „Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Mose, und er sprach: Ist nicht Aaron, der Levit, dein Bruder? Ich weiß, dass er reden kann; und siehe, er geht auch aus, dir entgegen; und sieht er dich, so wird er sich freuen in seinem Herzen. Und du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen, und ich will mit deinem Mund und mit seinem Mund sein, und will euch lehren, was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; und es wird geschehen, er wird dir zum Mund sein, und du wirst ihm zum Gott sein. Und diesen Stab sollst du in deine Hand nehmen, mit dem du die Zeichen tun sollst“ (V. 14–17). Diese Stelle ist eine Fundgrube an praktischen Belehrungen. Wir haben die Befürchtungen und Zweifel gesehen, von denen Mose trotz aller Verheißungen und Zusicherungen der göttlichen Gnade erfüllt war. Und nun – obwohl an wirklicher Kraft durchaus nichts gewonnen war, obwohl in dem einen Mund nicht mehr Fähigkeit war als in dem anderen und Mose nach allem immer noch derjenige blieb, der zu Aaron reden musste – sehen wir ihn ganz bereit zu gehorchen. Sobald er auf die Mitarbeit eines ebenso schwachen Sterblichen, wie er selbst war, rechnen konnte, wollte er gehen, während er dies ablehnte, als ihm wieder und wieder die Versicherung gegeben wurde, dass der HERR mit ihm sein wolle!

Ist dies alles für uns nicht ein deutlicher Spiegel, in dem wir unser eigenes Bild sehen können? Wir sind alle vielmehr geneigt, unser Vertrauen auf irgendetwas anderes zu setzen, als auf den lebendigen Gott. Gestützt durch einen schwachen Menschen gehen wir mutig vorwärts; aber wir zittern, zögern und zweifeln, wenn wir die Gunst Gottes zu unserer Ermutigung und seinen mächtigen Arm zu unserer Stütze haben. Das sollte uns tief vor dem Herrn demütigen und uns antreiben, ihn besser kennenzulernen, damit wir ihm immer tiefer vertrauen, bei ihm allein unsere Quelle finden und mit festerem Schritt unsern Weg gehen können. Freilich ist die Begleitung eines Bruders sehr nützlich. „Zwei sind besser daran als einer“ (Pred 4,9), sei es in der Arbeit, in der Ruhe oder im Kampf. Auch der Herr Jesus sandte seine Jünger „zu zwei und zwei“ aus; denn Vereinigung ist besser als Absonderung. Wenn aber unsere persönlichen Beziehungen zu Gott und unsere Erfahrungen in seiner Gegenwart uns nicht befähigen, notfalls allein unseren Weg zu gehen, so wird uns die Anwesenheit eines Bruders nur sehr wenig nützen. Ist es nicht bemerkenswert, dass gerade Aaron, dessen Begleitung Mose anscheinend so völlig zufrieden stellte, der Mann war, der nachher das Goldene Kalb machte (Kap. 32,21)? Ja, wir werden oft erfahren, dass gerade die Person, deren Begleitung wir zu unserm Erfolg für unerlässlich halten, später eine Quelle tiefen Kummers für unsere Herzen wird. Möchten wir uns dessen immer bewusst sein!

Die Beschneidung und Moses Rückkehr nach Ägypten

Mose willigte also endlich ein, zu gehorchen; aber bevor er völlig für sein Werk gerüstet war, hatte er noch eine andere schmerzliche Übung durchzumachen. Gott musste das Todesurteil über seine Natur schreiben. Mose hatte „hinter der Wüste“ viele wichtige Lektionen gelernt; aber er sollte „unterwegs in der Herberge“ (V. 24) noch wichtigere lernen. Es ist eine ernste Sache, des Herrn Diener zu sein. Keine gewöhnliche Erziehung wird einen Menschen für diesen Beruf befähigen. Die Natur muss gekreuzigt und in der Stellung des Todes gehalten werden. „Wir selbst aber hatten das Urteil des Todes in uns selbst, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf den Gott, der die Toten auferweckt“ (2. Kor 1,9). Jeder Diener muss, um in seinem Dienst gesegnet zu sein, etwas von dieser Wahrheit erfahren haben. Auch Mose musste, bevor er für seinen Dienst befähigt war, in eigener Erfahrung kennenlernen, was es heißt, das Urteil des Todes in sich zu tragen. Er war im Begriff, dem Pharao die feierliche Botschaft zu bringen: „So spricht der HERR: Mein Sohn, mein erstgeborener, ist Israel; und ich sage zu dir: Lass meinen Sohn ziehen, damit er mir dient! Und weigerst du dich, ihn ziehen zu lassen, siehe, so werde ich deinen Sohn, deinen erstgeborenen, töten“ (V. 22.23). Das war die Botschaft Moses an den Pharao, eine Botschaft des Todes und des Gerichts; zu gleicher Zeit hatte er Israel eine Botschaft des Lebens und des Heils zu bringen. Jeder aber, der an Gottes Stelle von Tod und Gericht, von Leben und Errettung reden soll, muss zunächst die Kraft dieser Dinge in seiner eigenen Seele verwirklichen. So war es bei Mose. Wir haben ihn, nicht lange nach seiner Geburt, bildlich inmitten der Todesfluten gesehen; aber das war etwas ganz anderes, als persönlich in die Erfahrung des Todes einzutreten. Daher lesen wir: „Und es geschah unterwegs, in der Herberge, da fiel der HERR ihn an und suchte ihn zu töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein und schnitt die Vorhaut ihres Sohnes ab und warf sie an seine Füße und sprach: Ein Blutbräutigam bist du mir! Da ließ er von ihm ab. Damals sagte sie Blutbräutigam, der Beschneidung wegen“ (V. 24–26). Diese Stelle macht uns mit einem Geheimnis aus der Familiengeschichte Moses vertraut. Offensichtlich war Zippora bis zu diesem Augenblick davor zurückgeschreckt, das „Messer“ an dem Gegenstand ihrer natürlichen Zuneigung anzuwenden. Sie hatte das Merkmal außer Acht gelassen, das jedem Glied Israels aufgeprägt werden sollte. Sie wusste nicht, dass ihre Verbindung mit Mose den Tod für die Natur in sich schloss. Sie bebte vor dem Kreuz zurück. Das war ganz natürlich. Mose aber hatte ihr in dieser Sache nachgegeben und dies erklärt uns die geheimnisvolle Szene in der Herberge. Wenn Zippora sich weigert, ihren Sohn zu beschneiden, so legt der HERR seine Hand an ihren Mann; und will Mose die Gefühle seiner Frau schonen, so „sucht der HERR ihn zu töten“. Das Todesurteil muss unbedingt auf die Natur geschrieben werden; suchen wir dem auf der einen Seite auszuweichen, so werden wir ihm auf der anderen Seite begegnen.

Die Belehrung für den Christen

Es ist bereits angedeutet worden, dass Zippora ein lehrreiches Bild der Versammlung darstellt. Sie war mit Mose vereinigt während der Zeit seiner Verwerfung; und die soeben angeführte Stelle belehrt uns, dass die Versammlung berufen ist, Christus als den zu erkennen, mit dem sie „durch Blut“ vereinigt ist. Es ist ihr Vorrecht, aus seinem Kelch zu trinken und mit seiner Taufe getauft zu werden. Gekreuzigt mit ihm, muss sie seinem Tod gleichgestaltet werden, muss ihre Glieder töten, die auf der Erde sind, und das Kreuz täglich auf sich nehmen und ihm nachfolgen. Ihre Verbindung mit Christus ist auf Blut gegründet; und die Offenbarung der Macht dieser Verbindung schließt unausbleiblich den Tod für die Natur in sich. „Und ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist; in dem ihr auch beschnitten worden seid mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in dem ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat“ (Kol 2,10-12).

Das ist die Lehre von dem Platz, den die Versammlung mit Christus einnimmt, eine Lehre voll herrlicher Vorrechte für die Versammlung und für jedes ihrer Glieder. Hier finden wir alles: völlige Vergebung der Sünden, göttliche Gerechtigkeit, vollkommene Annahme, ewige Sicherheit, volle Gemeinschaft mit Christus in all seiner Herrlichkeit. „Ihr seid vollendet in ihm.“ Das umfasst alles. Was könnte einem Menschen, der „vollendet“ ist, noch hinzugefügt werden? Die Philosophie, die Überlieferung der Menschen, die Elemente der Welt, die Speisen und Getränke, die Feste, Neumonde und Sabbate, die Gebote und Lehren der Menschen, welche sagen: „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht!“, die Tage, Monde, Zeiten und Jahre (siehe Kol 2) – könnte eines dieser Dinge, oder könnten sie alle zusammengenommen einem Menschen, den Gott als „vollendet“ bezeichnet, noch ein Jota hinzufügen? Man könnte ebenso gut fragen, ob nach den sechs Arbeitstagen, an denen Gott das herrliche Werk der Schöpfung vollendete, der Mensch es hätte unternehmen können, die letzte Hand an das zu legen, was Gott als „sehr gut“ bezeichnete.

Auch dürfen wir keineswegs diesen Zustand des Vollendetseins als eine Sache sehen, die der Christ noch erst erreichen muss, an deren Erlangung er beharrlich mitarbeiten muss, und deren Besitz er erst in der Todesstunde oder vor dem Richterstuhl sicher sein kann. Nein, diese Vollkommenheit ist das Teil des schwächsten, des unerfahrensten und des unwissendsten Kindes Gottes. Der schwächste Heilige ist in dem Wörtchen „ihr“ des Apostels mit eingeschlossen. Alle Kinder Gottes sind „vollendet in Christus“. Paulus sagt nicht: „Ihr werdet vollendet werden“, oder: „Vielleicht seid ihr es“, oder: „Hofft, betet, dass ihr es werdet“; sondern er erklärt durch den Heiligen Geist völlig bestimmt und unmissverständlich: „Ihr seid vollendet.“ Das ist der wahre Ausgangspunkt für den Weg des Christen; wenn daher der Mensch das, was Gott zum Ausgangspunkt bestimmt hat, als Endziel betrachtet, so verdreht er alles.

Aber, wird man fragen, haben wir denn keine Sünden, keine Fehler, keine Unvollkommenheiten mehr? Ganz sicher. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh 1,8). Wir haben die Sünde in uns, aber nicht auf uns. Dazu stehen wir vor Gott nicht mehr in dem Ich, sondern in Christus. In ihm sind wir vollendet. Gott sieht den Gläubigen in Christus, mit Christus und wie Christus; das ist sein unwandelbarer Zustand, seine ewige Stellung. Das „Ausziehen des Leibes des Fleisches“ ist durch die „Beschneidung des Christus“ bewirkt worden (Kol 2,11). Der Gläubige ist nicht mehr im Fleisch (Röm 7,5), obwohl das Fleisch noch in ihm ist. Er ist mit Christus in der Kraft eines neuen und unauflöslichen Lebens vereinigt; und dieses Leben ist untrennbar mit der göttlichen Gerechtigkeit verbunden, in welcher der Gläubige vor Gott steht. Der Herr Jesus hat alles weggenommen, was gegen den Gläubigen war und hat ihn nahe zu Gott gebracht, um ihn derselben Gunst teilhaftig zu machen, die Er selbst genießt. Mit einem Wort: Christus ist unsere Gerechtigkeit (2. Kor 5,21). Das ordnet jede Frage, widerlegt jeden Einwand und bringt jeden Zweifel zum Schweigen. „Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem“ (Heb 2,11).

Mose und Aaron

Die eben genannten Wahrheiten ergeben sich aus dem Bild, das uns in der Verbindung Moses mit Zippora vor Augen gestellt ist. Doch wir nehmen jetzt eine Zeit lang Abschied von der „Wüste“, ohne jedoch die dort empfangenen Unterweisungen und Eindrücke zu vergessen, die für jeden Diener Christi und für jeden Gesandten des lebendigen Gottes von so wesentlicher Bedeutung sind. Alle, die in irgendeiner Weise dienen (sei es in der Evangelisation oder in den verschiedenen Dienstverrichtungen des Hauses Gottes, d. i. der Versammlung) und in ihrem Dienst gesegnet sein wollen, werden das Bedürfnis fühlen, sich diese Unterweisungen tief einzuprägen, die Mose am Fuß des Berges Horeb und „unterwegs, in der Herberge“ empfing.

Würde man diesen Dingen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen, so würde man nicht so viele Personen in Dienstverrichtungen sehen, für die sie nicht von Gott berufen sind. Möchte doch jeder, der sich aufmacht, um zu predigen, zu lehren, zu ermahnen oder in irgendeiner Weise zu dienen, ernsthaft untersuchen, ob er dazu von Gott ausgerüstet, belehrt und gesandt ist! Ohne das Wirken Gottes wird sein Werk weder von Gott anerkannt noch für die Menschen gesegnet sein; und je schneller er sich in diesem Fall zurückzieht, umso besser sowohl für ihn selbst als auch für diejenigen, denen er es zugemutet hatte, ihn anzuhören. Ein von Menschen verordneter oder nur auf eigener Sendung beruhender Dienst ist innerhalb der Versammlung Gottes immer fehl am Platz. Wer hier dienen will, muss von Gott ausgerüstet, von Gott belehrt und von Gott gesandt sein.

„Und der HERR sprach zu Aaron: Geh hin, Mose entgegen in die Wüste. Und er ging hin und traf ihn am Berg Gottes und küsste ihn. Und Mose berichtete Aaron alle Wort des HERRN, der ihn gesandt hatte, und alle Zeichen, die er ihm geboten hatte“ (V. 27.28). Diese Szene brüderlicher Liebe und Eintracht bildet einen auffallenden Gegensatz zu verschiedenen Auftritten, die später auf ihrer Wanderung durch die Wüste zwischen diesen beiden Männern stattgefunden haben. Vierzig Jahre Wüstenleben können große Veränderungen bei Menschen und Dingen hervorrufen. Doch ist es schön, einen Augenblick bei den ersten Tagen der Laufbahn eines Gläubigen zu verweilen, bevor die ernste Wirklichkeit des Wüstenlebens die herzliche Zuneigung gehemmt hat, bevor Betrug, Verführung und Heuchelei das Vertrauen geschwächt und das ganze moralische Sein den Einflüssen einer argwöhnischen Neigung preisgegeben haben.

Dass solche Resultate oft durch Jahre der Erfahrung hervorgebracht worden sind, ist leider nur zu wahr. Glücklich derjenige, der mit geöffneten Augen und im klaren Licht erkennt, was die menschliche Natur ist, und dennoch seinen Zeitgenossen durch die Kraft jener Gnade dienen kann, die von dem Herzen Gottes ausgeht. Wer hat je die Tiefen und Ränke des menschlichen Herzens so erkannt, wie Jesus sie erkannte? „Weil er alle kannte und nicht nötig hatte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn er selbst wusste, was in dem Menschen war“ (Joh 2,24.25). Er konnte sich weder dem Menschen anvertrauen noch seinem Bekenntnis Vertrauen schenken. Und dennoch, wer zeigte je eine solche Fülle von Gnade wie Er? Wer solche Liebe, solche Zärtlichkeit, solches Mitleiden, solches Mitgefühl? Mit einem Herzen, das jeden verstand, konnte Er für einen jeden fühlen. Er ließ sich durch seine vollkommene Erkenntnis der Gottlosigkeit des Menschen nicht fernhalten von dessen Elend. Er ging umher, wohltuend und heilend. Warum? Etwa deshalb, weil Er meinte, dass alle, die sich um ihn drängten, aufrichtig seien? Nein, sondern weil Gott mit ihm war (Apg 10,38). Er ist unser Vorbild. Lasst uns ihn nachahmen, wenn wir auch, indem wir es tun, bei jedem Schritt gezwungen sein mögen, unser eigenes Ich mit allen seinen Interessen zu verleugnen.

Wenn wir in den Fußspuren des Herrn Jesus wandeln, wenn wir seine Gesinnung in uns aufnehmen, wenn wir sagen können: „Das Leben ist für mich Christus“, dann werden wir bei klarer Erkenntnis darüber, was die Welt ist und was wir von dem Menschen zu erwarten haben, durch die Gnade fähig sein, Christus in unserem Leben zu offenbaren. Die Triebfedern, die uns dann bewegen, und die Inhalte unseres Glaubens, die uns beleben, sind droben, wo Christus ist, der derselbe ist „gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8). Hier fand auch der Diener, aus dessen Geschichte wir schon so viele ernste Unterweisungen geschöpft haben, Gnade und Kraft, um die mühevollen und wechselnden Szenen des Wüstenlebens durchstehen zu können. Und wir dürfen sicher behaupten, dass Mose am Ende von allem, ungeachtet der vierzigjährigen Übungen und Kämpfe, seinen Bruder mit derselben Wärme „auf dem Berg Hor“ (4. Mo 20,25) umarmen konnte wie im Anfang, als er ihm am „Berg Gottes“ (2. Mo 4,27) begegnete. Freilich war das Zusammentreffen bei beiden Gelegenheiten sehr verschieden. Am „Berg Gottes“ begegneten und umarmten sich die beiden Brüder, um dann gemeinschaftlich den Weg ihrer göttlichen Sendung zu betreten. Auf dem „Berg Hor“ begegneten sie sich auf Befehl des HERRN damit Mose seinem Bruder wegen eines Vergehens, an dem er sich selbst beteiligt hatte, die priesterlichen Kleider ausziehe und ihn zu seinen Vätern versammelt sehen werde. Wie ernst und nahegehend! Die Umstände wechseln; die Menschen können sich voneinander abwenden; aber bei Gott ist keine Veränderung noch ein Schatten eines Wechsels (Jak 1,17).

„Und Mose und Aaron gingen hin, und sie versammelten alle Ältesten der Kinder Israel. Und Aaron redete alle Worte, die der HERR zu Mose geredet hatte, und er tat die Zeichen vor den Augen des Volkes. Und das Volk glaubte; und als sie hörten, dass der HERR sich den Kindern Israel zugewandt, und dass er ihr Elend gesehen habe, da neigten sie sich und beteten an“ (V. 29–31). Wenn die Hand Gottes zu wirken beginnt, muss jede Schranke fallen. Mose hatte gesagt: „Siehe, sie werden mir nicht glauben“; aber es handelte sich nicht darum, ob sie ihm, sondern ob sie Gott glauben würden. Wenn jemand befähigt ist, sich selbst als Boten Gottes zu betrachten, kann er wegen der Annahme seiner Botschaft völlig ruhig sein. Diese Gewissheit beeinträchtigt keineswegs seine liebevolle Sorgfalt im Blick auf die, an die er sich wendet. Im Gegenteil; sie bewahrt ihn vor jener Unruhe des Geistes, die nur dazu dienen würde, ihn zur Ablegung eines ruhigen, erhabenen und beharrlichen Zeugnisses unfähig zu machen. Der Bote Gottes sollte nie vergessen, wessen Botschaft er bringt. Wurde etwa der Engel Gabriel im Geringsten beunruhigt, als Zacharias die Frage an ihn stellte: „Woran soll ich dies erkennen“? Nein. Ruhig und würdevoll antwortete er: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkünden“ (Lk 1,18.19). Der Engel steht vor dem zweifelnden Sterblichen in dem klaren Bewusstsein der Hoheit seiner Botschaft. Es ist, als ob er sagen wollte: „Wie? Du zweifelst, obwohl ich ein Bote aus der heiligen Gegenwart der Majestät des Himmels bin?“ Ebenso sollte, in seinem Maß, jeder Bote Gottes vorangehen und in diesem Geist seine Botschaft ausrichten.

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