Betrachtungen über das erste Buch Mose
Begegnung mit Esau
Gott zeigt uns hier, wie nutzlos diese Unruhe des Herzens ist. „Und Esau lief ihm entgegen und umarmte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn; und sie weinten“ (V. 4). Das Geschenk Jakobs war unnötig und sein Plan nutzlos. Gott „versöhnte“ Esau, wie Er schon Laban versöhnt hatte. So findet Gott stets seine Freude daran, unsere furchtsamen und ungläubigen Herzen zu beschämen und alle unsere Befürchtungen zu zerstreuen. Anstatt dem Schwert Esaus zu begegnen, findet Jakob die offenen Arme und die Küsse seines Bruders. Anstatt gegeneinander zu streiten, vergießen sie Tränen. Das sind die Wege Gottes. Wer wollte ihn nicht ehren durch volles Vertrauen des Herzens? Woher kommt es, dass wir trotz aller Beweise seiner Treue so leicht geneigt sind, bei jeder neuen Gelegenheit zu zweifeln und Bedenken zu erheben? Weil wir Gott nicht genug kennen. „Verkehre doch freundlich mit ihm und halte Frieden; dadurch wird Gutes über dich kommen“ (Hiob 22,21). Das trifft sowohl auf den unbekehrten Menschen als auch auf das Kind Gottes zu. Wahre Erkenntnis Gottes, wirkliche Bekanntschaft mit ihm ist Leben und Frieden. „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Je inniger wir mit Gott bekannt werden, umso tiefer ist unser Friede, und umso mehr sind wir über jede Abhängigkeit von der Natur erhaben. „Gott ist ein Fels“, und wir brauchen nur unsere ganze Last auf ihn zu legen, um zu erfahren, wie bereitwillig und mächtig Er ist, uns zu erhalten.
Jakob lässt sich in Sukkoth nieder
Nach dieser Offenbarung der Güte Gottes sehen wir, wie Jakob sich in Sukkoth niederlässt und im Widerspruch mit den Grundsätzen eines Pilgerlebens ein Haus baut, als wenn dort seine Heimat wäre. Gewiss war Sukkoth nicht der Ort, den Gott für ihn bestimmt hatte. Der Herr hatte ihm nicht gesagt: „Ich bin der Gott von Sukkoth“, sondern: „Ich bin der Gott von Bethel“ (Kap. 31,13). Jakob hätte daher Bethel und nicht Sukkoth als Ziel haben sollen. Aber leider sind unsere Herzen viel zu oft mit einer geringeren Stellung und einem niedrigeren Teil zufrieden, als Gott in seiner Güte geben möchte.
Dann zieht Jakob weiter bis nach Sichem und kauft dort ein Feldstück und erreicht so wieder nicht das von Gott gesetzte Ziel. Auch der Name, den er seinem Altar gibt, ist bezeichnend für den Zustand seiner Seele. Er nennt ihn: „Gott, der Gott Israels“ (Kap. 33,20). Dies gibt ein sehr begrenztes Bild von Gott. Zwar hat jeder von uns das Vorrecht, Gott zu kennen als seinen Gott, aber noch mehr ist es, ihn als den Gott seines eigenen Hauses zu kennen und uns selbst als Teil desselben zu betrachten. Der Gläubige hat das Vorrecht, Christus als sein Haupt betrachten zu dürfen, aber es ist noch ein weit größeres Vorrecht, ihn als „das Haupt des Leibes, der Versammlung“ (Kol 1,18), zu kennen und zu wissen, dass wir selbst Glieder dieses Leibes sind.