Betrachtungen über das erste Buch Mose
Der siebte Tag der Schöpfung
Der Sabbat
Das 2. Kapitel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf zwei wichtige Dinge, nämlich auf den „siebten Tag“ und auf den „Strom“. Der siebte Tag verdient besondere Beachtung.
Es gibt wohl wenige Punkte, über die so viel Missverständnis und Widerspruch herrscht, wie über die Lehre vom „Sabbat“. Dabei ist nicht der geringste Grund dazu vorhanden, denn der ganze Gegenstand ist im Wort klar und einfach entwickelt. Das bestimmte Gebot, den „Sabbattag zu heiligen“, wird uns, wenn der Herr es erlaubt, in unserer Betrachtung des zweiten Buches Mose beschäftigen. Im vorliegenden Kapitel wird dem Menschen kein Gebot gegeben, sondern nur die Mitteilung gemacht, dass Gott am siebten Tag ruhte. Wir lesen: „So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Und Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte“ (V. 1–3). Hier finden wir also kein Gebot. Es wird uns lediglich erzählt, dass Gott seine Ruhe genoss, weil alles, was die Schöpfung betraf, vollendet war. Es gab nichts mehr zu tun, und deshalb beendete Er sein Werk und ruhte, nachdem Er sechs Tage gearbeitet hatte. Alles war vollendet, sehr gut, und so, wie Er es gemacht hatte, und Er ruhte darin. „Als die Morgensterne miteinander jubelten, und alle Söhne Gottes jauchzten“ (Hiob 38,7). Das Werk der Schöpfung war vollendet, und Gott feierte einen Sabbat.
Das ist auch der wahre Charakter des Sabbats. Es war der einzige Sabbat, der, soweit uns das Wort darüber belehrt, von Gott je gefeiert worden ist. Später lesen wir, dass Gott dem Menschen die Heiligung des Sabbats gebot, und dass der Mensch dieses Gebot ganz außer Acht ließ, aber nirgends lesen wir wieder die Worte: „Gott ruhte“. Es heißt im Gegenteil: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke“ (Joh 5,17). Der Sabbat konnte im genauen Sinn des Wortes nur dann gefeiert werden, wenn es nichts mehr zu tun gab. Er konnte nur in einer makellosen Schöpfung gefeiert werden, wo es keinen Flecken von Sünde gab. Gott kann nicht da ruhen, wo Sünde ist, und ein Blick um uns her wird uns überzeugen, dass es Gott unmöglich ist, in der jetzigen Schöpfung Ruhe zu genießen. Dornen und Disteln und tausend andere traurige und demütigende Früchte einer seufzenden Schöpfung zeigen uns, dass Gott jetzt wirken muss und nicht ruhen kann. Sollte Er ruhen können inmitten von Dornen und verkrüppelten Sträuchern? Sollte Er ruhen können trotz der Seufzer und Tränen, der Mühen und Sorgen, trotz Krankheit und Tod und der Schuld einer verdorbenen Welt? Sollte Er sich da niederlassen und inmitten solcher Umstände einen Sabbat feiern können?
Wie man auch diese Fragen beantworten mag, die Heilige Schrift belehrt uns, dass Gott bis jetzt keinen Sabbat gefeiert hat, außer dem, der in 1. Mose 2 erwähnt wird. Der „siebte Tag“ und kein anderer war der Sabbat. Er bezeugte die Vollendung des Schöpfungswerkes, aber das Schöpfungswerk ist verdorben und die Sabbatruhe unterbrochen worden, und darum hat Gott vom Sündenfall an gewirkt.
Auch Christus hatte keinen Sabbat, als Er auf der Erde war. Er vollendete sein Werk, aber wo brachte Er den Sabbat zu? Im Grab! Der Herr Jesus, Gott, offenbart im Fleisch, der Herr des Sabbats, der Schöpfer und Erhalter des Himmels und der Erde, brachte den siebten Tag im Grab zu. Will uns das nichts sagen? Hätte der Sohn Gottes am siebten Tag im Grab liegen können, wenn dieser Tag in Ruhe und Frieden und in dem vollen Bewusstsein verbracht werden sollte, dass jedes Wirken beendet war? Unmöglich! Wir brauchen keinen weiteren Beweis für die Unmöglichkeit einer Sabbatfeier als den, der uns in dem Grab Jesu dargeboten wird. Der Mensch ist ein gefallenes, verdorbenes, schuldbeladenes Geschöpf. Auf dem Gipfel seiner bösen Laufbahn hat er den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt und nach vollbrachter Tat einen großen Stein vor die Öffnung des Grabes gewälzt, um ihn, wenn möglich, zu hindern, das Grab zu verlassen. Und was tat er, während der Sohn Gottes im Grab lag? Er feierte den Sabbat! Welch ein Gedanke! Christus liegt im Grab, um den gebrochenen Sabbat wiederherzustellen, und der Mensch versucht, den Sabbat zu halten, als wäre er nie gebrochen worden. Ganz sicher war das ein menschlicher Sabbat. Es war ein Sabbat ohne Christus, und darum eine leere, kraft- und wertlose Form.
Der erste Tag der Woche
Man wird einwenden: „Der Tag ist verändert worden, während die ihm eigenen Grundsätze dieselben geblieben sind“. Aber die Schrift liefert zu einem solchen Gedanken keinen Grund. Oder gibt es ein göttliches Zeugnis für diese Behauptung? Nein. Im Gegenteil, die Unterscheidung wird im Neuen Testament klar beibehalten. Zum Beweis führe ich die bemerkenswerte Stelle an: „Aber nach dem Sabbat, in der Dämmerung des ersten Tages der Woche“ (Mt 28,1). Hier ist keine Rede davon, dass der siebte Tag in den ersten Tag umgewandelt, oder dass der Sabbat auf einen anderen Tag verlegt worden sei. Der erste Tag der Woche ist nicht ein veränderter Sabbat, sondern ein neuer Tag. Er ist der erste Tag eines neuen Zeitabschnitts, und nicht der letzte Tag eines alten. Der siebte Tag steht mit der Erde und der irdischen Ruhe in Verbindung, während der erste Tag der Woche uns in den Himmel und in die himmlische Ruhe führt.
Dieser Unterschied ist von großer Bedeutung. Feiere ich den siebten Tag, so kennzeichnet mich das als einen irdischen Menschen, da dieser Tag die Ruhe der Erde, die Schöpfungsruhe, ausdrückt. Verstehe ich aber durch die Belehrung des Wortes und des Geistes Gottes die Bedeutung des ersten Tages der Woche, so werde ich seine unmittelbare Verbindung mit der neuen und himmlischen Ordnung begreifen, deren ewige Grundlage der Tod und die Auferstehung Christi bilden. Der siebte Tag gehörte Israel und der Erde, der erste Tag der Woche gehört der Versammlung und dem Himmel an. Israel wurde geboten, den siebten Tag zu feiern, während die Versammlung das Vorrecht besitzt, sich des ersten Tages der Woche zu erfreuen. Der siebte Tag war der Prüfstein des sittlichen Zustandes Israels. Der erste Tag ist ein Beweis für die ewige Annahme der Versammlung. Jener machte offenbar, was Israel für Gott tun konnte. Dieser stellt ans Licht, was Gott für uns getan hat.
Der Tag des Herrn
Es ist unmöglich, den Wert und die Wichtigkeit des „Tages des Herrn“1, wie der erste Tag der Woche in Offenbarung 1 genannt wird, hoch genug zu schätzen. Da es der Tag ist, an dem Christus aus den Toten auferstand, so stellt er uns nicht die Vollendung der Schöpfung, sondern den vollkommenen und herrlichen Triumph der Erlösung vor Augen. Wir sollten die Feier des ersten Tages der Woche nicht als eine knechtische Verpflichtung, als ein auf den Christen gelegtes Joch betrachten. Nein, es ist die Freude des Christen, diesen wunderbaren Tag zu feiern. Daher finden wir, dass die ersten Christen vorzugsweise am ersten Tag der Woche zusammenkamen, um das Brot zu brechen, und im ersten Abschnitt der Geschichte der Versammlung wurde der Unterschied zwischen dem Sabbat und dem ersten Tag der Woche völlig aufrechterhalten. Die Juden feierten den Sabbat dadurch, dass sie sich in ihren Synagogen versammelten, um das „Gesetz und die Propheten“ zu lesen. Die Christen feierten den ersten Wochentag dadurch, dass sie zusammenkamen, um das Brot zu brechen. Es gibt keine einzige Stelle in der Schrift, in der der erste Tag der Woche der Sabbat genannt wird, während es Beweise genug für die Verschiedenheit der beiden Tage gibt.
Eine zukünftige Ruhezeit
Verlieren wir jedoch nicht die wichtige Wahrheit aus dem Auge, dass der Sabbat in dem Land Israel und in der ganzen Schöpfung einmal ganz sicher gefeiert werden wird. „Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig“ (Heb 4,9). Wenn der Sohn Abrahams, der Sohn Davids, der Sohn des Menschen seine regierende Stellung über die ganze Erde einnehmen wird, dann wird ein herrlicher Sabbat anbrechen, eine Ruhe, die nicht mehr durch die Sünde gestört werden wird. Doch jetzt ist Er verworfen, und alle, die ihn kennen und lieben, sind berufen, mit ihm den Platz seiner Verwerfung zu teilen. Sie sind berufen, hinauszugehen „außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13). Könnte die Erde einen Sabbat feiern, so wäre keine Schmach mehr vorhanden.
Betrachten wir jetzt die Verbindung zwischen dem Sabbat und dem aus Eden fließenden Strom. Es liegt viel Schönes darin. Zum ersten Mal hören wir von dem „Strom Gottes“, der hier in Verbindung mit der Ruhe Gottes erwähnt wird. Als Gott in seinen Werken ruhte, da fühlte die ganze Schöpfung die Segnung und Erquickung dieser Ruhe. Es war für Gott unmöglich, einen Sabbat zu feiern, ohne dass die Erde davon einen heiligen Einfluss fühlte. Leider wurden die Ströme, die aus Eden, dem Ort der irdischen Ruhe, flossen, bald unterbrochen, weil die Ruhe der Schöpfung durch die Sünde gestört wurde.
Der Strom Gottes
Doch Gott sei gepriesen! Die Sünde beendete nicht das Wirken Gottes, sondern bot seiner Tätigkeit nur einen neuen Bereich, und wo irgend man Gott wirken sieht, da spürt man auch das Fließen des „Stromes“. Wenn Er mit starker Hand und ausgestrecktem Arm seine erlösten Scharen durch die Wüste führt, sehen wir auch den Strom fließen, nicht aus Eden, sondern aus dem geschlagenen Felsen – eine passende und schöne Darstellung der Grundlage, auf der die freie Gnade dem Bedürfnis des Sünders entspricht. Hier ist es Erlösung und nicht bloß Schöpfung. „Der Fels aber war der Christus“ (1. Kor 10,4), Christus, geschlagen, um dem Bedürfnis seines Volkes zu begegnen. Der geschlagene Felsen stand in Verbindung mit dem Platz des HERRN in der Stiftshütte, und in dieser Verbindung liegt eine große Schönheit. Gott wohnt „unter Teppichen“ und Israel trinkt aus dem geschlagenen Felsen – welch eine Sprache für jedes offene Ohr, und welch eine Unterweisung für jedes „beschnittene Herz“! (2. Mo 17,6).
Wenn wir die Geschichte der Wege Gottes weiter verfolgen, so finden wir den Strom, wie er in einem anderen Bett fließt. „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,37.38). Hier sehen wir also den Strom aus einer anderen Quelle hervorkommen und sich durch ein anderes Bett ergießen. Obwohl in einem Sinn die Quelle des Stromes stets dieselbe blieb, nämlich Gott selbst, wurde Gott doch jetzt in einer neuen Beziehung und auf einem neuen Grundsatz erkannt. Der Herr Jesus nahm daher in der eben angeführten Stelle im Geist seinen Platz außerhalb der bestehenden Ordnung ein und stellte sich als die Quelle des Stromes des lebendigen Wassers, und den Gläubigen als den Kanal dieses Stromes dar. Einst war Eden als Schuldner der ganzen Erde bestimmt, die befruchtenden Ströme von sich ausgehen zu lassen. In der Wüste wurde der Felsen, nachdem er geschlagen war, ein Schuldner der dürstenden Israeliten. So ist jetzt jeder, der an Jesus glaubt, ein Schuldner seiner Umgebung, um auf sie „Ströme lebendigen Wassers“ von sich ausfließen zu lassen.
Der Christ sollte sich stets als Kanal betrachten, durch den sich die vielfältige Gnade Christi zum Besten einer hilfsbedürftigen Welt ergießen will, und je reichlicher er austeilt, umso reichlicher wird er empfangen. „Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel“ (Spr 11,24). Dies ist für den Gläubigen ein herrliches Vorrecht, zugleich aber auch eine ernste Verantwortung. Er ist berufen, der beständige Zeuge und Darsteller der Gnade dessen zu sein, an den er glaubt.
Je mehr er in das Vorrecht eindringt, umso mehr wird er der Verantwortlichkeit entsprechen. Wenn er gewohnt ist, sich von Christus zu nähren, so kann er gar nicht anders als ihn darstellen. Je mehr der Heilige Geist das Auge des Christen auf Jesus gerichtet hält, umso mehr wird dessen Herz mit der anbetungswürdigen Person des Herrn beschäftigt sein, und umso mehr werden sein Leben und sein Charakter ein eindeutiges Zeugnis von seiner Gnade ablegen. Der Glaube ist die Kraft des Dienstes und zugleich die Kraft des Zeugnisses und die Kraft der Anbetung. Wenn wir nicht leben „durch den Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20), so werden wir weder wirksame Diener noch treue Zeugen noch wahre Anbeter sein. Wir mögen dann viel wirken, aber es ist kein Dienst für Christus. Wir mögen viel reden, aber es ist kein Zeugnis für Christus. Wir mögen viel Gottseligkeit und Hingabe zur Schau tragen, aber das ist keine geistliche und wahre Anbetung.
Schließlich sehen wir den Strom Gottes im letzten Kapitel der Offenbarung2: „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes“ (Off 22,1). „Ein Strom – seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten“ (Ps 46,5). Das ist die letzte Stelle, in der wir den Strom finden. Sein Wasser kann nie wieder getrübt, und sein Kanal nie wieder zerstört werden. Der „Thron Gottes“ drückt eine ewige Beständigkeit aus, und die Gegenwart des Lammes zeigt uns seine unmittelbare Gründung auf eine vollbrachte Erlösung. Es ist nicht der Thron Gottes in der Schöpfung oder in der Vorsehung, sondern in der Erlösung. Wenn ich das Lamm sehe, so erkenne ich seine Verbindung mit mir als Sünder. „Der Thron Gottes“ als solcher würde mich erschrecken, aber wenn Gott sich in der Person des Lammes offenbart, so zieht Freude in das Herz und Ruhe in das Gewissen ein.
Das Blut des Lammes reinigt das Gewissen von jedem Makel und Flecken der Sünde und stellt es mit Freimütigkeit in die Gegenwart einer Heiligkeit, die keine Sünde dulden kann. Auf dem Kreuz sind alle Forderungen der göttlichen Heiligkeit vollkommen befriedigt worden, so dass ich das Kreuz umso mehr schätzen werde, je mehr ich die Heiligkeit Gottes verstehe. Je höher unsere Würdigung der Heiligkeit ist, umso höher wird auch unsere Würdigung des Werkes am Kreuz sein. „Die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,21). Darum fordert der Psalmist die Heiden auf, dem Gedächtnis der Heiligkeit Gottes Dank zu opfern. Dies ist eine kostbare Frucht einer vollkommenen Erlösung. Bevor ein Christ bei der Erinnerung an die Heiligkeit Gottes danken und loben kann, muss er fähig sein, sie durch den Glauben von der Auferstehungsseite des Kreuzes aus zu betrachten.
Tod und Leben
Nachdem wir so den „Strom“ vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung hin verfolgt haben, wollen wir noch auf die Stellung Adams in Eden einen kurzen Blick werfen. Wir haben ihn als ein Bild von Christus gesehen. Wir haben ihn jedoch nicht nur als ein treffendes Bild von dem „zweiten Menschen vom Himmel“ zu betrachten, sondern auch in seiner Stellung persönlicher Verantwortlichkeit. Mitten in der herrlichen Schöpfung richtete Gott der HERR3 ein Zeugnis auf, und dieses Zeugnis war zugleich ein Prüfstein für das Geschöpf. Er redete vom Tod mitten im Leben. „An dem Tag, da du davon isst, musst du sterben“ (V. 17). Eine ernste und feierliche, zugleich aber auch eine notwendige Stimme! Das Leben Adams wurde abhängig gemacht von seinem Gehorsam. Das Band, das ihn mit Gott dem HERRN verband, war der Gehorsam, der sich auf das Vertrauen zu dem gründete, der ihm seine hohe Würde verliehen hatte, auf das Vertrauen zu seiner Wahrheit und seiner Liebe. Wir werden die Wahrheit und Kraft hiervon deutlicher im nächsten Kapitel sehen.
Ich möchte hier auf den Gegensatz aufmerksam machen, der zwischen dem Zeugnis in Eden und dem gegenwärtigen Zeugnis besteht. Damals, als sich überall das Leben zeigte, redete Gott vom Tod, und jetzt wo im Gegenteil alles vom Tod gekennzeichnet ist, spricht Gott vom Leben. Damals galt das Wort: „An dem Tag, da du davon isst, musst du sterben“, und jetzt heißt es: „Glaube und lebe!“ So wie in Eden der Feind das Zeugnis Gottes bezüglich der Folgen der Übertretung des Gebots unglaubwürdig zu machen suchte, bemüht er sich jetzt, das Zeugnis Gottes über die Ergebnisse des Glaubens an das Evangelium wirkungslos zu machen. Als Gott einst sagte: „An dem Tag, da du davon isst, musst du sterben“, sprach die Schlange: „Ihr werdet durchaus nicht sterben“ (Kap. 3,4). Und wenn heute das Wort Gottes erklärt, dass, „wer an den Sohn glaubt, ewiges Leben habe“ (Joh 3,36), so sucht dieselbe Schlange die Menschen zu überreden, dass sie weder ewiges Leben haben, noch an so etwas denken dürfen, bevor sie allerlei getan, gefühlt und erfahren haben.
Wenn du dem Zeugnis Gottes noch nicht von Herzen geglaubt hast, so lass dich dringend bitten, die „Stimme des Herrn“ über das Gezisch der Schlange zu stellen. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24).
Fußnoten
- 1 Griech. he kuriakè heméra = des Herrn Tag, o. der dem Herrn gehörende Tag – ein besonderer Ausdruck, der nur hier (Off 1,10) und in 1. Korinther 11,20 (dort in Verbindung mit dem Abendmahl) vorkommt.
- 2 Vergleiche Hesekiel 47,1-12 und Sacharja 14,8.
- 3 Im 2. Kapitel finden wir den Ausdruck „Gott“ in „Gott der HERR „ umgeändert. Dieser Unterschied ist von Bedeutung. Wenn Gott im Blick auf den Menschen in Tätigkeit tritt, so nimmt Er den Titel: „Gott der HERR „ (Elohim Jahwe) an, aber bevor der Mensch erscheint, wird der Ausdruck „HERR „ nicht gebraucht. Ich will aus den vielen Stellen, in denen der Unterschied scharf hervortritt, nur drei hervorheben. „Und die hineingingen, waren männlich und weiblich, von allem Fleisch, wie Gott (Elohim) ihm geboten hatte. Und der HERR (Jahwe) schloss hinter ihm zu“ (1. Mose 7,16). Gott (Elohim) stand im Begriff, die Welt, die Er gemacht hatte, zu zerstören, aber, der HERR (Jahwe) trug Sorge für den Menschen, mit dem Er in Beziehung stand. Weiterhin lesen wir: „Die ganze Erde soll erkennen, dass Israel einen Gott (Elohim) hat. Und diese ganze Versammlung soll erkennen, dass der HERR … rettet usw.“ (1. Sam 17,46.47). Die ganze Erde sollte die Gegenwart Elohims erkennen, während Israel berufen war, die Taten Jahwes zu erfahren, mit dem es in Verbindung stand. Endlich wird uns gesagt: „Josaphat schrie; und der HERR (Jahwe) half ihm, und Gott (Elohim) lenkte sie von ihm ab“ (2. Chr 18,31). Der HERR (Jahwe) trug Sorge für seinen armen Knecht, aber Gott (Elohim) wirkte auf die Herzen der unbeschnittenen Syrer, obgleich diese ihn nicht kannten.