Der Prophet Zephanja
Kapitel 2,1-3,7
Das Unglück wird über alle hereinbrechen
1. Ein Aufruf zur Buße: Kap. 2,1-3
Es wird ein eindringlicher Aufruf an Juda, der „Nation ohne Scham“ (V. 1), gerichtet, um sich zu sammeln. Juda soll Buße tun, bevor das Gericht kommt. Als Joel weissagte, stellte die Invasion durch den Assyrer die Bedrohung dar; Zephanja hingegen spricht von Babylon. Aber die beiden Propheten geben uns nur einen Vorgeschmack von dem, was der Tag des HERRN sein wird. Das Volk wird aufgerufen, sich zum Gericht zu sammeln (Zeph 3,8; Hiob 11,10; Off 16,14.16). Dieses Wort verwendet man auch, wenn es darum geht, Holz oder Heu zu sammeln, um es zu verbrennen. Dieses Bild war eine Mahnung, dass die Sünden und der Unglaube des Volkes ihm jeden Wert für Gott raubten (Hes 15,2-5). Es war notwendig, Buße zu tun, „ehe der Beschluss gebiert“ und sie infolge der „Glut des Zorns des HERRN“ (V. 2) wie die Spreu werden, die der Wind dahintreibt (Ps 1,4; 35,5).
Dann wendet sich der HERR an die Sanftmütigen, an den gottesfürchtigen Überrest des Landes, der in Gerechtigkeit lebt und gemäß dem Willen Gottes handelt (Mt 6,33). Dieser Aufruf „Sucht den HERRN!“ betrifft die Zeitgenossen Zephanjas und die, welche am Ende der Zeiten leben werden. Anmaßung passt niemals zu gefallenen Geschöpfen. Und wie könnte sie zu einem Überrest passen, der in Tagen des Abfalls erweckt wird? Gott hat Gefallen an Sanftmut und Demut. Zephanja fügt hinzu: „Vielleicht werdet ihr am Tag des Zorns des HERRN geborgen“ (V. 3). Der göttliche Befehl ist unter der Feder Jesajas noch direkter: „Geh hin, mein Volk, tritt ein in deine Gemächer und schließ deine Tür hinter dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergeht!“ (Jes 26,20).
Man darf nicht im A.T. den Beweis dafür suchen, dass die Versammlung nicht durch die große Drangsal gehen muss. Die Versammlung war ein Geheimnis, „das von den Zeitaltern her verborgen war“ (Eph 3,9) und dessen Offenbarung dem Apostel Paulus anvertraut wurde. Die Wahrheit ihrer Entrückung wurde z. B. von den Aposteln Paulus und Johannes an die Thessalonicher bzw. an die Versammlung in Philadelphia weitergegeben (1. Thes 4,13-18; Off 3,10). Der Herr wird selbst kommen, um die Versammlung zu holen, und sie wird bewahrt werden „vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“.
2. Das Gericht über die Philister: 2,4-7
Philistäa ist eine der ersten Mächte, die zerstört werden soll. Sie ist eines der Bilder der abgefallenen Christenheit. Die Philister - der Herkunft nach Ägypter und Kreter - wohnten in Kanaan und strebten danach, sich des ganzen Gebiets zu bemächtigen, ohne von Gott auch nur das geringste Besitzrecht erhalten zu haben. In ihrer Kühnheit gaben sie dennoch dem ganzen Land den Namen Palästina!
Es werden vier Städte der Philister erwähnt. Gat wird ausgelassen, weil es seit langer Zeit jede Bedeutung verloren hatte. Gaza wird verlassen und Askalon wird eine Wüste sein. Asdod wird „am hellen Mittag“ vertrieben werden, also zu einem unerwarteten Zeitpunkt, wenn es sehr heiß ist, im vollen Licht. Es ist nicht notwendig, auf die Nacht zu warten, um die Bewohner zu überraschen. Ekron wird auch „entwurzelt“ werden. Der Landstrich am Meer, der von den Keretitern (vielleicht die Kreter) bewohnt wird, wird ohne Bewohner zurückgelassen werden.
Der Überrest aus Juda wird dann aufgerufen, sich auf dem Gebiet seiner Feinde zu lagern. Aber zuerst muss er Buße tun. Seit Israel den HERRN verlassen hat, hat es sein Land nicht mehr wirklich besessen, und die Philister haben oft über das Volk geherrscht. Diese Prophezeiung betrifft also ihre letztendliche Segnung. „Der HERR, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihre Gefangenschaft wenden“ (V. 7; Zeph 3,20) 1. Es ist nützlich, auch die anderen Gerichtssprüche über die Philister hinzuzuziehen (Amos 1,6-8; Jes 14,28-32; Jer 47; Hes 25,15-17; Sach 9,5-7).
3. Das Gericht über Moab und Ammon: 2,8-11
Moab und Ammon werden oft miteinander verbunden, da sie beide Nachkommen Lots sind (1. Mo 19,33-38). Gott kündigt ihre Vernichtung an: „Dies wird ihnen für ihren Hochmut (Jer 48,29) zuteil, weil sie das Volk des HERRN der Heerscharen geschmäht […] haben“ (V. 10). Der HERR wird furchtbar gegen sie sein (5. Mo 7,21). Moab wird wie Sodom und Ammon wie Gomorra sein, „eine Wüste in Ewigkeit“ (V. 9).
Sie sind ein Bild derer, die den Namen haben, dass sie leben, und tot sind (vgl. Off 3,1). Sie sagen, dass sie zur Familie Gottes gehören, aber sie sind niemals von neuem geboren worden. Der Überrest des Volkes Israel wird sie berauben und sie beerben. Die Erfüllung dieser Prophezeiungen steht noch aus.
4. Das Gericht über die anderen Nationen: 2,12-15
Äthiopien und Assyrien werden beide dasselbe Gericht erfahren. Ninive ist die Hauptstadt Assyriens. Diese beiden Nationen sind ein Bild des Menschen in seiner moralischen Finsternis, der sich dieses Zustands überhaupt nicht bewusst ist und unfähig ist, sein Leben zu ändern. Ein Äthiopier kann seine Haut nicht wandeln (Jer 13,23).
Gott erklärt, dass er Assyrien zerstören wird. Die Prophezeiung betrifft das Land, wie es damals bestand, aber auch wie es am Ende der Zeiten sein wird. Als Zephanja dieses Buch schrieb, war die stolze Stadt Ninive noch nicht zerstört, wie es in der Prophezeiung Nahums angekündigt wird. Die Zerstörung Ninives fand etwas später im Jahr 612 v. Chr. statt. Der Leitspruch der Stadt als Ausdruck seines verrückten Egoismus - „Ich bin es und gar keine sonst!“ (V. 15) - war auch bei Babylon zu finden (Jes 47,8). Aber ist dies nicht manchmal auch die Sprache unseres Herzens?
„Die frohlockende Stadt, die in Sicherheit wohnte“, sollte bald dem gemeinsamen Angriff der Babylonier und Meder unterliegen. Sie würde unbewohnt sein und von wilden Tieren heimgesucht werden 2. Jede politische oder wirtschaftliche Organisation, die durch die großen hochmütigen Städte dieser Welt symbolisiert wird, wird das gleiche Schicksal erfahren wie „die große Stadt“ Ninive. Die Ankündigung der gerechten Vergeltung des Bösen muss unsere Augen über den Charakter der Welt öffnen. Als logische Konsequenz davon müssen wir uns deutlich von ihr absondern (2. Pet 3,10-12). Lasst uns niemals vergessen, dass es nicht die Absicht Gottes ist, alles zu vernichten. Er möchte das Böse wegschaffen und die Unruhe durch Frieden ersetzen.
Der moralische Zustand Judas, der die Gefangenschaft unvermeidlich macht: 3,1-7
Diese widerspenstige, befleckte und bedrückende Stadt, von der der Prophet spricht, ist Jerusalem! Nach der Züchtigung der Nationen wird sich die Hand des HERRN gegen seine eigene Stadt ausstrecken, die er auf höchste Weise bevorrechtigt hat. Was Gott hier aufdeckt, missfällt ihm stark. Es folgen vier Vorwürfe, die leider auch an Kinder Gottes gerichtet werden könnten, wenn sie wie hier die folgenden Dinge vernachlässigen:
- das Wort: „Sie hat auf keine Stimme gehört (1), keine Zucht angenommen (2)“ (V. 2; vgl. Ps 2,10)
- das Gebet: „Auf den HERRN hat sie nicht vertraut (3), ihrem Gott sich nicht genaht (4) (V. 2; vgl. Jer 5,3).
Die Unterweisung oder die Zucht nehmen in den Wegen Gottes einen wichtigen Platz ein, wenn sein Volk abirrt. In Offenbarung 2 und 3 empfangen fünf von sieben Versammlungen ein Wort der Korrektur. Welch eine Gnade, dass Gott immer bereit ist, sein Volk aufzurichten, wenn sich dies als notwendig erweist! Hier äußert der HERR: „Möchtest du mich nur fürchten, möchtest du Zucht annehmen“ (V. 7). Wir sollten die Wichtigkeit dieser Ermahnung verspüren.
Aber Jerusalem war in keiner Weise bereit, die Zucht anzunehmen. Die Untreue dieser Stadt gegen Gott hatte es zugelassen, dass sich Grausamkeit, Treulosigkeit und Gewalt entwickelt hatten und sogar in ihr vorherrschten. Die Fürsten, die Richter, die Propheten und die Priester wetteiferten in Bosheit und Hochmut. Ihre Propheten waren Prahler, ihre Priester entweihten das Heiligtum. Sie waren von Gott eingesetzt worden, aber sie hatten in ihrer Verantwortung alle versagt.
In seiner Heiligkeit ist der HERR „gerecht in ihrer Mitte“ - trotz der Ungerechtigkeit Judas. Und Gott „tut kein Unrecht“. „Morgen für Morgen stellt er sein Recht ans Licht, ohne zu fehlen“ (V. 5). Aber die Ungerechten hören nicht; sie kennen noch nicht einmal Scham. Wie erinnert doch dies alles an den moralischen Zustand unserer Tage!
Ein weiteres Mal richtet sich der HERR an die Bewohner seiner Stadt. Er erinnert sie daran, wie er die Nationen ausgerottet und ihre Städte verwüstet hat, die nunmehr unbewohnt sind. Aber sie machen sich früh auf, um mit Begeisterung all ihre bösen Taten zu vollbringen (V. 7). Diese schreckliche Haltung ist die des Gottlosen: „Du hast ja die Zucht gehasst und meine Worte hinter dich geworfen“ (Ps 50,17).
Fußnoten