Bibelleseplan

Die Bibel ganz lesen

„Alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Beleh­rung geschrieben“ (Römer 15,4). Damit ist im eigentlichen Sinn das ganze AT gemeint. Nachdem wir nun das NT besitzen, in dem uns das Leben Christi und die christli­che Lehre dargestellt werden, könnten wir meinen, für uns als Christen sei das AT nicht mehr so wichtig. Vor diesem schwerwiegenden Irrtum warnt uns der oben an­geführte Vers. Wir haben es deshalb nötig, jedem Teil der Bibel Beachtung zu schenken. Nichts ist unwichtig oder überflüssig, auch wenn wir es nicht immer sofort verste­hen. „Der HERR hat uns geboten, alle diese Satzungen zu tun, den HERRN, unseren Gott, zu fürchten, uns zum Guten“ (5. Mose 6,24). Nun zeigt uns das NT zwar, daß viele der damals Israel gegebenen Vorschriften für uns als Christen nicht mehr in gleicher Weise gelten, sondern für uns mehr eine übertragene Bedeutung haben. Trotz­dem bleibt wahr, daß alles für uns wichtig ist und in al­lem, was wir in der Bibel lesen, für uns eine Lektion liegt. Beachten wir alles, was Gott uns in Seinem Wort sagt, dann ist das zur Ehre Gottes und auch „uns zum Guten“, denn es wird uns zur

Zurüstung für alle Versuchungssituationen

dienen. Wenn der Teufel uns in einer Sache zur Sünde verleiten will, dann müssen wir wissen, was Gottes Wort gerade dazu zu sagen hat. Wir werden dem Teufel nur dann mit einem „Es steht geschrieben“ (Matthäus 4,4) entgegentreten können, wenn wir die Heilige Schrift auch gut kennen. Die uns in Matthäus 4 geschilderten Versu­chungen des Herrn Jesus machen uns das beispielhaft deutlich. Sobald der Teufel jedoch merkt, daß Gottes Wort für uns absolut verbindlich ist, ändert er seine Taktik und versucht, sich auf eine Stelle aus der Bibel zu berufen. Um zu erkennen, daß er das in falscher Weise tut, müssen wir dann auch wissen, was „wiederum“, was sonst noch geschrieben steht (Matthäus 4,5-7). Sonst können wir leicht ein Opfer seiner Verführungsversuche werden. Das Le­sen der ganzen Bibel soll aber auch zu einer

Bewahrung vor Irritationen

führen. Nach der Kreuzigung des Herrn Jesus zogen zwei seiner Jünger völlig enttäuscht und irritiert in ihr Heimat­dorf zurück. Es war alles so ganz anders gekommen, als sie es sich vorgestellt hatten. Aber ihre Vorstellung war absolut falsch, und zwar deshalb, weil sie nur einen Teil und nicht das ganze Wort Gottes beachtet hatten. Des­halb musste der Herr Jesus ihnen sagen: „O ihr Unver­ständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!“ (Lukas 24,25) - warum habt ihr nicht alles, was sie gesagt haben, geglaubt, sondern nur einen Teil ihrer Aussagen? Auch wir kommen viel­leicht mit einigen Bibelstellen deshalb nicht klar, weil wir einen Teil des Wortes Gottes gar nicht richtig kennen. Wie leicht kann das zu Problemen im Glaubensleben führen! Deshalb fordert uns der Herr Jesus selbst auf, dem gan­zen Wort Gottes zu glauben und es deshalb ganz zu le­sen. Wir haben aber auch

Bewahrung vor Irrlehren

nötig. Unter Berufung auf die Bibel haben sich schon die schlimmsten Irrlehren entwickelt. Dabei läßt sich immer wieder dasselbe feststellen: Bibelverse werden aus ihrem Zusammenhang gerissen und ohne Berücksichtigung an­derer Stellen so erklärt, daß sie in das gewünschte Sche­ma passen. Wer die vielen Aussagen des Wortes Gottes gründlich miteinander vergleicht, wird vor einem Irrtum bewahrt bleiben: „Dann werde ich nicht beschämt wer­den, wenn ich Acht habe auf alle deine Gebote“ (Psalm 119,6).

Keine Bibelstelle legt sich selbst aus, sondern die eine trägt zur Erklärung der anderen bei: „Indem ihr dies zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Aus­legung ist“ (2. Petrus 1,20). Als die Pharisäer meinten, die Jünger des Herrn Jesus hätten gegen Gottes Wort gehan­delt, als sie am Sabbat durch die Felder gingen und dabei im Gehen Ähren abpflückten, antwortete der Herr ihnen mit den Worten: „Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte und als ihn und die bei ihm waren hun­gerte?“ (Markus 2,25).

Leicht kommen wir zu falschen Auffassungen, weil wir bestimmte Teile der Bibel nie gelesen und betend über­dacht haben! Wie bei einem Mosaik ergeben erst die vie­len Einzelheiten ein Gesamtbild, und andererseits wird die Bedeutung der Einzelheiten erst vom Gesamtbild her erkannt.

Gesundes Wachstum

in geistlicher Hinsicht wird sich ebenfalls nur dann ein­stellen können, wenn wir die Bibel ganz und immer wie­der neu lesen. Der Herr Jesus selbst hat noch einmal be­tont, was bereits im AT in 5. Mose 8,3 gesagt war: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht“ (Matthäus 4,4). Jeder Teil Seines Wortes und jeder Ausspruch Gottes sind für unser geistliches Leben wichtig. Wir brauchen Belehrung, Ermutigung, Trost, Warnung und Korrektur. Nicht alles finden wir an einer Stelle. Deshalb haben wir die ganze Schrift nötig. „Alle Schrift ist von Gott eingege­ben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurecht­weisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Wer­ke völlig geschickt“ (2. Timotheus 3,16.17). Mit Vollkom­menheit ist dabei die Reife eines Erwachsenen gemeint. Wir werden zu geistlicher Reife heranwachsen und die zu einem Dienst für den Herrn notwendige geistliche Aus­bildung erhalten, wenn wir uns durch „alle Schrift“ in die­ser Weise bilden lassen.

Auch sollen wir wachsen in der „Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ (2. Petrus 3,18). Paulus achtete alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu“, seines Herrn (Philipper 3,8). Wenn uns diese Erkenntnis auch soviel wert ist, werden wir alles daransetzen, die Bibel gründlich kennen zu lernen. Das wird zu einer tiefen Freude führen, und wir werden, wie die Jünger damals, bezeugen können: „Brann­te nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete“ (Lukas 24,32)?

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