Die Feste des Herrn im Lichte des Evangeliums
Das Passahfest
Wir hörten, wie groß und herrlich die Seligkeit der Erlösten im ewigen Sabbat ist. Welches aber ist die Grundlage, auf der die Erlösten in die ewige Herrlichkeit gehen? Waren sie nicht alle einst unrein, allzumal Sünder und Schuldner vor Gott? Es ist das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, des Lammes ohne Fehl und Flecken. Dies aber führt uns zu dem ersten der sieben „Feste Jehovas“, die alljährlich in Israel wiederkehren sollten, zu dem Passahfest.
Hier gibt uns Gott in anschaulicher Weise ein zum Herzen sprechendes Vorbild von der Erlösung des Volkes Gottes aus des Feindes Gewalt und Dienst, um in das verheißene Land der Segnungen geführt zu werden. Es ist darum kein Zufall, dass das Passahfest das erste aller Feste ist. Ja, ein schöneres und treffenderes Vorbild als das Passahlamm gibt es wohl nicht von dem Tode Jesu Christi, von welchem alle Propheten bis auf Johannes den Täufer geweissagt und gezeugt haben: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Und wir dürfen sagen: „Auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet“ (1. Kor 5,7).
Das Passahfest sollte also alljährlich von Israel gefeiert werden zur bleibenden Erinnerung an den Tag ihres Auszugs aus Ägypten, aus des Feindes Gewalt und dem Diensthause. Damals schaute das Volk die Rettung Jehovas. Das Blut eines Lammes floss für sie und schützte sie vor dem Gericht, das ihrer Befreiung und ihrem Auszug aus der Knechtschaft vorangehen musste. Hören wir einiges darüber!
Gott erschien seinem Knechte Mose, welcher Israel aus seinem Elend in Ägypten führen sollte, und sagte zu ihm: „Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Geschrei wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen. Und ich bin herabgekommen, um es aus der Hand der Ägypter zu erretten und es aus diesem Lande hinaufzuführen in ein gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt“ (2. Mo 3,7.8). Der Fürst jedoch, vor welchen Mose nun im Auftrage Jehovas trat, damit er das Volk freigebe, hörte nicht auf Gottes Gebot, auch nicht nach mannigfachen Gerichten, Zeichen und Wundern. Da erhob Jehova den Arm zum letzten Schlag und Gericht über den Pharao und das ganze Land: Alle Erstgeborenen der Ägypter sollten getötet werden in einer Nacht; denn der Tod ist der Sünde Lohn.
Was sollte aber dann mit Israel geschehen? Waren die Israeliten nicht gleichfalls Sünder? Hätte nicht auch sie das Todesgericht treffen müssen wie jene? Gott aber, der sich Abraham erwählt und durch seine Nachkommen alle Geschlechter der Erde segnen wollte, fand einen Weg der Rettung für sein Bundesvolk, für seinen „Erstgeborenen“ (2. Mo 4,22): ein Lamm ohne Fehl, das für jede einzelne Familie den Tod erleiden sollte.
Jehova ließ seinem Volke verkünden: „Dieser Monat soll euch der Anfang der Monate sein, er soll euch der erste sein von den Monaten des Jahres [...] Am Zehnten dieses Monats, da nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus [...] Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben [...] und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats; und die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden. Und sie sollen von dem Blute nehmen und es an die beiden Pfosten und an die Oberschwelle tun, an den Häusern, in welchen sie es essen ... Es ist das Passah 1 Jehovas [...] Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage“ (2. Mose 12,2f.).
Also nicht in einer moralischen Überlegenheit, nicht darin, dass Israel etwa besser gewesen wäre als die Ägypter, lag der Grund, dass Gott einen Unterschied machte, indem er die Erstgeburt der Israeliten verschonte und die Erstgeburt der Ägypter tötete; nein, wie wir schon sagten, die Israeliten und die Ägypter waren in gleicher Weise verderbt und unrein vor Gott, aber das Blut eines Lammes ohne Fehl schirmte die Israeliten vor den heiligen Augen des gerechten Richters. Das Blut des Passahlammes einzig und allein bildete den Unterschied; dieses kostbare Blut gab den Ausschlag, wer gerettet und wer vom Tod getroffen wurde.
Wohl war es Gnade von Seiten Gottes gewesen, dass er mit Abraham, Isaak und Jakob den Bund gemacht und ihnen und ihren Nachkommen herrliche Verheißungen gegeben hatte. Auch war es Gnade von Gott, dass er jetzt den Israeliten das Lamm zur Rettung vor dem Gericht anwies. Aber Gott, der sich in Gnade erwies, ist auch gerecht und heilig der Sünde gegenüber. So bedurfte es einer gerechten Grundlage, auf welcher Gott seine Gnade entfalten und seine Verheißungen erfüllen konnte. Dies war das Blut des reinen Lammes, das sein Leben ließ für den Schuldigen und so ein herrliches Vorbild ist von Jesus Christus, dem wahren Lamm Gottes, dessen Blut rein macht von aller Sünde. So konnten die Sünden Israels, das nach Gottes Anordnung zu diesem Blut seine Zuflucht nahm, gesühnt und seine Erstgeborenen gerettet werden. Das Blut des Lammes entsprach sowohl den gerechten Forderungen Gottes als auch den Bedürfnissen des schuldigen Volkes. Hier war Sühnung und Erlösung.
Wenn später ein Überrest aus Israel gerettet werden wird, um im Land der Väter zu wohnen und dort Gottes Segnungen zu genießen, wie es in der Heiligen Schrift verheißen ist, so geschieht dies gleichfalls nur unter dem Schutz und Schirm des Blutes eines „Lammes ohne Fehl“. Die Herzen dieses Überrestes werden dann mit dem Propheten, der von dem wahren Passahlamme, von Jesus, dem gekreuzigten Messias, geweissagt hatte, reden: „Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5).
Lieber Leser, es gibt für dich eine wichtigere Sache und Frage als die spätere Rückkehr, Sammlung und Segnung Israels: das ewige Heil deiner eigenen unsterblichen Seele. Israel hätte eher von dem Strafgericht in Ägypten und aus zeitlicher Sklaverei befreit werden können ohne das Blut des Passahlammes, als dass du und ich vor Gott und seinem ewigen Gericht bestehen könnten ohne das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes.
Der Schreiber hat mit so vielen Menschen aus Nord, Ost, Süd und West durch Gottes Gnade Zuflucht genommen zu dem Herrn Jesus, dem einzigen Mittler und Heiland, dessen Blut ihn nun mit Gott versöhnt hat. Er kann nun mit ihnen allen freudig bekennen: „Da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn“ (Röm 5,9). So heißt es auch in einem Liede:
Gericht und Tod uns nicht mehr schreckt,
sein Blut uns allzeit schirmt und deckt.
Lieber Leser, ist dies auch bereits deine Stellung vor Gott? Jenes Passahlamm der Israeliten in Ägypten musste am zehnten Tage des ersten Monats aus der Herde ausgewählt werden, und es musste ein Lamm sein ohne jegliches Gebrechen: „ohne Fehl“ (2. Mo 12,3–6). Während der drei Tage, da das Lamm, geschieden von der Herde, daheim aufbewahrt wurde bis zum Schlachttage, konnte jeder im Hause das Lamm näher kennen lernen in seiner Vollkommenheit oder Fehlerlosigkeit, konnte es beobachten und lieb gewinnen, denn es sollte ja für sie alle sterben. Vorher war das Lamm zwar auch schon fehlerfrei und gut, aber es war gleichsam unter der übrigen Herde verborgen. Nun aber stand es während der drei Tage vor aller Augen und Herzen. Wie spricht dies zu unseren Herzen, und wie eindringlich stellt es uns den Herrn Jesus, den Versöhner, vor Augen, der drei Jahre öffentlich wirkte und lehrte und vor ganz Israel dastand als ihr Messias, ehe er hinging, um für das Volk zu sterben, nachdem er zuvor dreimal zehn Jahre in der Verborgenheit lebte in Gehorsam und Abhängigkeit! 2
Ja, Gott wollte von alters her durch all die vielen Vorbilder die Herzen und Blicke hinlenken auf den verheißenen Mittler und Retter, seinen geliebten Sohn.
Von da ab, da Jesus durch Johannes den Täufer den Jüngern und dem ganzen Volke als „das Lamm Gottes“ angezeigt wurde, konnten alle Augen und Herzen in Israel ihn, den verheißenen Erlöser, in seiner Vollkommenheit und Kostbarkeit betrachten, ehe er als das Passahlamm starb. Aber die meisten begehrten ihn nicht, sie hassten ihn, gerade weil er in Vollkommenheit Gott verherrlichte und in Gnade sich der Armen und Sünder annahm, die Pharisäer und Heuchler aber entlarvte. Sie suchten ihn schließlich zu töten, wollten es aber nicht „an dem Feste“ tun, um Aufsehen und einen etwaigen Aufstand des Volkes zu vermeiden. Gott aber hielt seinen Beschluss aufrecht, dass sein geliebter Sohn als unser Passah, als das einzig wahre Opferlamm, gerade am Passahfeste leiden und sterben sollte. Das Vorbild sollte ein vollkommenes sein (Mk 14). Wie wunderbar ist dies alles!
Lass uns indessen noch ein wenig zum Passah in Ägypten zurückkehren! Es genügte dort für Israel nicht, dass es in jener denkwürdigen Nacht das Blut des Passahlammes vergoss; das Blut musste auch an die Oberschwelle und die Pfosten der Haustür gestrichen werden; und niemand durfte das Haus verlassen bis zum Morgen (2. Mo 12,7.13.23). Wäre das Blut nicht an die Häuser gestrichen worden, so wäre trotz des geschlachteten, fehlerlosen Opferlammes Gottes Strafgericht über jede Familie der Israeliten gekommen, wie es über jedes Haus der Ägypter kam. Erst als das Blut an den Türpfosten war, war das Haus vor dem Verderber, der durchs Land schritt, gesichert. Gott selbst hatte durch die verordnete „Blutbesprengung“ dem Gericht, das er nach seiner Gerechtigkeit ausüben musste, den Eingang in die Häuser seines Volkes verwehrt. Er selbst hatte die Israeliten unter seinen Schutz und Schirm gestellt und dazu sein treues Wort verpfändet, dass er diese Häuser verschonen und in Gnaden an ihnen vorübergehen wollte.
Auch heute genügt für den einzelnen Menschen die Tatsache an sich noch nicht, dass Jesus Christus am Kreuz sein Blut vergossen hat. In Christi Opfertod hat allerdings Gott hinsichtlich der Sünde Genugtuung empfangen; das ist die Bedeutung der Worte: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt“ und: „Er ist die Sühnung [...] für die ganze Welt“ (Joh 1,29 und 1. Joh 2,2) 3. Aber Christi Tat am Kreuze an und für sich rettet noch keinen einzigen Sünder. Der Sünder muss, um Vergebung seiner Sünden zu finden, erst persönlich zu diesem gesegneten und völlig genügenden Opfer seine Zuflucht nehmen. Er wird es nicht tun können ohne Buße zu Gott und ohne tiefe Seelenübungen über seine Schuld und darum auch nicht ohne wahres Verlangen nach Vergebung und Frieden. Erst nachdem der Sünder seine Schuld gesehen und in Schmerz vor Gott bekannt hat, wird er im lebendigen Glauben und Vertrauen zu Gottes Gnade das Heil ergreifen, welches Gott ihm in dem teuren Opfer seines Sohnes bereitet hat. So findet er Schutz und Bergung vor Gottes gerechtem Gericht und heiligem Zorn, Heil und Rettung. Das Blut ist gleichsam jetzt auf die Seele gesprengt worden, d.h. Gott hat ihr persönlich den Wert des Blutes Christi zu erkennen gegeben und angerechnet. Aus diesem Grunde verbürgt ihm nun Gottes unverbrüchliches Wort, dass er für ewig gerettet und von allen seinen Sünden gereinigt ist.
Verstehst du dies, lieber Leser?
Mancher mag denken, wir legten mehr Wert und Gewicht auf die Buße und den Glauben als auf das kostbare Blut Jesu Christi. Aber davon sind wir weit entfernt. Das teure Blut des Sohnes Gottes, sein Opfer, sein vollendetes Erlösungswerk allein bildet die Grundlage unseres Heils und Friedens vor Gott. Nur hier kann Gott in vollem Einklang mit seiner Gerechtigkeit dem schuldigen Sünder Gnade erweisen, ihm alle Sünden vergeben und der ewigen Herrlichkeit teilhaftig machen. Aber was wir sagten, ist dies: Nur den deckt und schützt Christi Blut zum Heil, und nur dem vergibt Gott die Sünden, der sich persönlich schuldbewusst in Reue und Schmerz und von Herzen Rettung suchend vertrauensvoll zu dem Herrn Jesus wendet, der für Sünder am Kreuze starb.
Nur dem zugut floss Jesu Blut,
nur der hat teil an Gottes Heil,
der Heil begehrt, sich zu Ihm kehrt;
der schuldbewusst schlägt an die Brust,
die Schuld Ihm nennt, mit Schmerz bekennt,
sich Ihm vertraut, auf Ihn nur baut,
von dem ist's wahr, und Gott sagt's klar,
dass ins Gericht er komme nicht!
Wie klar und bestimmt war auch schon damals Gottes Wort, das der Erstgeburt Israels in den mit Blut besprengten Häusern völlige Sicherheit vor dem Gericht zusagte und zusicherte! Gott sagte: „Das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen; und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage“ (2. Mo 12,13).
Gottes Auge war also nicht auf die Kinder Israel gerichtet, die, wie wir wiederholt sahen, an und für sich nicht besser waren als die Ägypter, sondern auf das Blut. Es war das Blut eines Lammes ohne Fehl. Was konnte nun gewisser sein, als dass das kommende Gericht sie nicht erreichte? Gott hatte sein Wort gegeben; und was er zusagt, das hält er gewiss. Gott kann alles, nur nicht lügen. Das Blut des Lammes, das Gott selbst ihnen zur Rettung verordnet hatte, war der göttliche Grund ihrer Sicherheit; und das Wort Gottes, das ihnen unter der Deckung dieses Blutes ihre Rettung zusicherte, war der göttliche Grund ihrer Gewissheit und ihres Friedens.
Lieber Leser, Sicherheit des Heils und Gewissheit der Errettung sind das Teil des gläubigen Christen in noch weit höherem Maße; denn er ist zu der „Blutbesprengung Jesu Christi“ gekommen; und wie viel wertvoller ist sie vor Gott als die Blutbesprengung eines Lammes in Ägypten! Und das Wort, das dem gläubigen Christen die Errettung und das Heil zuspricht, ist ihm nicht nur mündlich gegeben, er hat es sogar schriftlich, „schwarz auf weiß“, wie man sagt, in Händen.
Auch ist die Rettung, die der gläubige Christ empfängt und davon trägt, nicht nur wie bei den Israeliten, eine zeitliche und leibliche, sondern eine ewige: die Errettung der unsterblichen Seele. Ja, der Gläubige besitzt in Jesus Christus ein volles, freies, ewiges Heil. Der Sohn Gottes hat „eine ewige Erlösung erfunden“ und vollbracht.
Wie einfach auch und wie völlig beruhigend ist, was Gott sagt: „Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen.“ Er sagt nicht: „Wenn ihr das Blut sehet, so seid ihr in Sicherheit.“ Nein, die Israeliten hatten im Glauben das Blut des Lammes angewandt; nun sahen sie es nicht länger, sondern befanden sich in den Häusern. Gott aber sah das Blut des Lammes und er sah mehr darin, als die Kinder Israel sahen und verstanden, denn er sah darin einen klaren Hinweis auf das kostbare Blut seines geliebten Sohnes, das Jahrhunderte später am Kreuz von Golgatha vergossen werden sollte. Und im Hinblick auf dieses kostbare Blut Jesu Christi konnte Gott damals schon das Volk Israel decken und verschonen 4. Ohne jeden Zweifel, ohne jegliche Furcht, in völliger Ruhe konnten die Israeliten unter dem Schutze des Blutes dem kommenden Gericht entgegenblicken. Die ernste Mitternachtsstunde kam, und Jehova schlug in ganz Ägypten die Erstgeburt, so dass nicht ein Haus dort war, in welchem nicht ein Toter war. Aber welcher Friede herrschte in allen Häusern der Kinder Israel! Sie waren in jeder Familie in Ruhe um das Lamm geschart, dessen Blut sie vor dem ernsten und furchtbaren Gericht schützte. Von diesem Lamm, am Feuer gebraten, aßen sie mit bitteren Kräutern und ungesäuertem Brot. Dabei waren sie fertig gekleidet und zum Abmarsch bereit; die Lenden waren umgürtet, die Schuhe an den Füßen und der Stab in der Hand. So erwarteten sie das Zeichen zum Aufbruch.
Ganz so, wie wir dort die Kinder Israel in Sicherheit, Frieden und Ruhe um das Lamm geschart sehen, dessen Blut sie schützte, und das ihnen zugleich Speise und Kraft bot für den Weg, der vor ihnen lag, so haben die Gläubigen jetzt in Jesus Christus, dem Lamme Gottes, in welchem sie Errettung und Frieden mit Gott gefunden haben, ihren glückseligen Mittelpunkt, um den sie sich sammeln sollen. Er ist für sie persönlich und gemeinsam der Seele Speise, die unversiegbare Quelle ihrer Freude und Kraft.
Wie aber das Passahlamm am Feuer gebraten wurde, so ist Christus, unser Erretter, für uns am Kreuz in dem furchtbaren Feuer des Gerichts, des heiligen Zornes Gottes, gewesen. Nur so konnte er die Sühnung und Tilgung unserer Sünden bewirken. Die bitteren Kräuter, welche die Israeliten dazu essen sollten, weisen hin auf den Schmerz, der in unseren Herzen jedes Mal neu wachgerufen wird, wenn wir daran denken, welche Leiden unsere Sünden dem Herrn Jesus am Kreuze verursacht haben. Das Brot ohne Sauerteig, das neben dem Passahlamm für die Israeliten angeordnet war, deutet an, dass der Gläubige, der sich zu Christus, dem Lamme Gottes, bekennt, von der Sünde und allem Bösen getrennt sein soll. Doch hierüber wird mehr bei dem zweiten Fest, dem Fest der ungesäuerten Brote, die Rede sein.
Zum Schluss nur noch ein kurzes Wort über die Haltung und Kleidung der Kinder Israel in jener Nacht. Wie wir schon sagten, waren die Erlösten in jener Nacht beim Passahmahl fertig gekleidet, umgürtet und beschuht, hatten auch den Wanderstab zur Hand, um das Land ihrer Schmach und Sklaverei, den Schauplatz des Gerichts alsbald zu verlassen. Sie standen bereit, um hinauszuziehen mit Gott, hin zu dem von ihm verheißenen Lande mit seinen Segnungen.
Die umgürteten Lenden weisen hin auf die Nüchternheit, die innere Sammlung und Bereitschaft des Christen für Gott und Seinen Dienst (1. Pet 1,13; Eph 6,14; Lk 12,35).
Der Stab in der Hand deutet an, dass wir hier in der Welt nur vorübergehende Gäste und Pilger sind, die bereit stehen, wann irgend der Herr ruft oder kommt, diese Welt zu verlassen, um heimzugehen ins himmlische Vaterhaus.
Lieber Leser, wir fragten dich schon einmal: stehst auch du persönlich unter dem Schutz des Blutes Jesu Christi? Und wenn du zu ihm deine Zuflucht genommen hast, erfreust du dich dann der glückseligen Gewissheit des Heils und des kostbaren Friedens, die dann doch in Gottes Augen und nach seinem Wort dein kostbares Teil sind? Stehst du ferner da als Pilger und Fremdling der Welt gegenüber und als Bekenner und Zeuge für Gott in Wort und Wandel? Vergessen wir es nie, wozu uns der Herr nach unserer Bekehrung und Rettung in der Welt zurückgelassen hat! Er ruft uns zu: „Ich habe [...] euch gesetzt, auf dass ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe.“ „Ihr werdet meine Zeugen sein.“
Fußnoten
- 1 Passah = vorübergehen
- 2 Die Zahl zehn ist dem Leser aus Gottes Wort gut bekannt. Gott hat mit gewissen Zahlen gewisse Vorstellungen verknüpft. So ist zehn die Zahl, die uns an unsere Verantwortlichkeit und an Gottes Ansprüche auf unseren Gehorsam erinnert. Gott gab zehn Gebote auf Sinai; der Herr Jesus spricht ferner von den Christen in ihrer Verantwortlichkeit als von zehn Jungfrauen und von Knechten, denen zehn Pfunde oder Talente anvertraut worden sind. Hier blieb das Lamm bis zum zehnten Tage des Monats in der Herde und wurde dann als dasjenige „ohne Fehl“ hervorgeholt. Ähnlich blieb der Sohn Gottes dreimal zehn Jahre in Unterwürfigkeit und Gehorsam in der Verborgenheit, und dann erst trat er hervor als der Messias Israels und der Heiland der Welt.
- 3 Diese Stellen wollen also nicht sagen, wie manche lehren, dass Christus die Sünden der ganzen Welt und Menschheit getragen und gesühnt habe; dann würden ja ausnahmslos alle Menschen in den Himmel kommen, auch ohne Buße zu tun und ohne Bekehrung zu Gott; nein, Christus hat am Kreuze den gerechten und heiligen Ansprüchen Gottes im Blick auf die Sünde Genüge getan.
- 4 Im Passah haben wir insbesondere die Wertschätzung des Opfers durch Gott. In dem ganzen Wert dieses Opfers des Lammes Gottes stehen auch wir vor Gott und sind vor dem Gericht gesichert.