Auf dem Berg Karmel (1.Kön 18,16–46)

Im Anfang des 18. Kapitels wird unserm Propheten ein neuer Befehl erteilt. „Und es vergingen viele Tage, da geschah das Wort des HERRN zu Elia im dritten Jahr also: Gehe hin, zeige dich Ahab; und ich will Regen geben auf den Erdboden“ (Vers 1). Hier wird Elia aus seiner Zurückgezogenheit in Zarpath zurückberufen, um in der Öffentlichkeit zu erscheinen und wiederum vor dem König Ahab zu stehen. Und Elia folgte dieser Aufforderung ohne Widerrede. Mochte es heißen „Gehe hin und verbirg dich“, oder „Gehe hin und zeige dich“ -er war durch die Gnade bereit gemacht, zu gehorchen. Er war ebenso bereit, dem gottlosen Ahab und all den Propheten Baals gegenüberzustehen, als er es gewesen war, sich drei Jahre und sechs Monate zu verbergen. Wahrlich, wir mögen wohl ernstlich trachten nach dem Geist eines Knechtes – eines demütigen, gehorsamen Knechtes. Ein solcher Geist wird uns durch manche Schwierigkeiten hindurchleiten, wird uns vor vielen Kämpfen bewahren und uns auf dem Pfad des Dienstes vorangehen lassen, während andere darüber disputierten. Wenn wir nur willig sind, zu gehorchen, so werden wir im Blick auf den Pfad, den wir zu verfolgen haben, nie in Verlegenheit sein 1, auch wird es uns weder an Mut noch an Kraft fehlen. Sicher war es für Elia nichts Geringes, seine süße Einsamkeit zu verlassen, um vor einem zornigen Tyrannen zu erscheinen, der mit seiner gottlosen Frau an der Spitze einer Schar götzendienerischer Propheten stand. Es erforderte kein geringes Maß von Selbstverleugnung; dennoch war Elia durch die Gnade bereit, zu folgen. Er fühlte, dass er nicht seiner selbst war. Er war ein Knecht, und als solcher stand er immer mit gegürteten Lenden und geöffneten Ohren, um auf die Befehle seines Herrn zu achten – welche sie auch sein mochten. Gesegnete Stellung! Möchten viele darin gefunden werden! Elia ging also, um dem König zu begegnen, und wir sind berufen, ihm jetzt in eine der wichtigsten Szenen seines Lebens zu folgen.

Bevor aber Elia mit Ahab in Berührung kommt, kreuzt er den Pfad des Obadja; und sein Zusammentreffen mit diesem ist sehr bezeichnend. Obadja kam dem Propheten sicher nicht mit jener innigen Herzlichkeit entgegen, womit ein Bruder dem andern begegnen soll, sondern in der kalten Förmlichkeit eines Mannes, der sich viel in der vornehmen Welt bewegt hat. „Bist du es, mein Herr Elia“? Wenn man ein solches Verhalten auch gern durch die unerwartete und plötzliche Erscheinung des Propheten entschuldigen möchte, so lässt doch das Zusammentreffen zweier Knechte Gottes weit mehr Vertraulichkeit erwarten. Auch Elia scheint eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten. Er sprach zu ihm: Ich bin's; gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist da“ (Vers 8). Elia fühlte sich als Bewahrer der Geheimnisse des Herrn, wovon Obadja nichts wusste. Und wie konnte er diese auch wissen? Ahabs Haus war nicht der Platz, um Zugang zu den göttlichen Ratschlüssen zu haben. Obadja befand sich in einer Mission, die völlig mit dem Platz übereinstimmte, von woher er gekommen war, und mit der Person, die ihn gesandt hatte, und so war es mit Elia. Der eine hatte als seinen ersten Gegenstand das Gras – ob er es etwa finden möchte – und als seinen letzten Gegenstand die Erhaltung der Pferde und Maultiere Ahabs. Der andere hatte als seinen ersten Gegenstand die Ankündigung des unzweifelhaften Vorsatzes des HERRN in Bezug auf den Regen, und als seinen letzten das Zurückbringen der Nation zu ihrem früheren Glauben und ihrer früheren Unterwürfigkeit. Nun, beides waren Männer Gottes; und es könnte gesagt werden, dass Obadja in seiner Stellung so viel war wie Elia, indem er seinem Herrn diente. Ohne Zweifel diente er seinem Herrn; aber sollte Ahab sein Herr sein? Ich denke nicht. Sein Dienst bei Ahab war sicher nicht das Resultat der Gemeinschaft mit Gott. Wohl brachte dieser Dienst ihn nicht um seinen Namen und Charakter als einen, der den HERRN sehr fürchtete; denn der Heilige Geist hat nicht vergessen, dies in Bezug auf ihn mitzuteilen; aber es war eine elende Sache für jemand, der den HEERN sehr fürchtete, den schlechtesten unter den abgefallenen Königen Israels zu seinem Herrn zu haben. Dies wäre für Elia niemals möglich gewesen. Wir können nicht denken, dass er in einer Mission vorangegangen wäre, wie es jene war, die die Kräfte seines mehr weltlichen Bruders in Anspruch nahm. Elia würde den Ahab nicht als seinen Herrn anerkannt haben, obgleich er verpflichtet war, ihn als seinen König anzuerkennen. Es ist ein großer Unterschied, ein Untertan oder ein Mitarbeiter der Gewalten zu sein. Bei einer solchen Mitwirkung können wir nicht auf die Leitung des Geistes rechnen, und sie wird auch immer ein trauriges Hindernis auf dem Pfad des Knechtes Gottes sein. Wir wollen kein Urteil fällen über jene, die ihre Kräfte im Dienst dieser Welt verwenden zu dürfen meinen; aber dieses möchten wir doch hervorheben, dass sie sich in einer höchst niedrigen Stellung in Bezug auf den Dienst für ihren himmlischen Herrn befinden. Die Grundsätze dieser Welt sind den Grundsätzen Gottes schnurstracks entgegen, und darum ist es schwer zu begreifen, wie jemand beide zu gleicher Zeit erfüllen kann. Obadja ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür. Wäre er mehr im Öffentlichen auf der Seite des Herrn gewesen, so hätte er es nicht nötig gehabt, zu sagen: „Ist meinem Herrn nicht berichtet worden, was ich getan habe“ (Vers 13)? Sein Verbergen der Propheten scheint nach seinem Dafürhalten eine so bemerkenswerte Sache gewesen zu sein, dass es ihn verwunderte, wenn nicht alle davon gehört hatten. Elia hatte nicht nötig, also zu fragen; es war ganz bekannt, was er tat. Seine Handlungen des Dienstes für Gott waren keine besonderen Erscheinungen in seiner Geschichte. Und warum nicht? Er war nicht verhindert durch die Anordnungen des Hauses Ahab. Er war frei, und konnte darum für Gott handeln, ohne Beziehung zu den Gedanken Ahabs und Isebels. Indem er also handelte, musste er wie immer die Schuld an der Last des Betrübten Israels tragen. „Bist du da, der Israel in Trübsal bringt“ (Vers 17)? Je treuer jemand gegen Gott und Seine Wahrheit ist, desto mehr Schuld wird ihm zur Last gelegt. Wenn alle in völliger Sorglosigkeit schlafen, so wird der Gott dieser Welt ganz befriedigt und seine Herrschaft ungestört sein, aber lasst nur einen Getreuen zum Vorschein kommen, so wird dieser alsbald als ein Unruhestifter betrachtet werden, als einer, der den Frieden und die gute Ordnung zerstört. Und wohl ist es wahr, dass der Friede und die Ordnung zerstört werden, die mit der offenbaren Verleugnung der Wahrheit und des Namens des Herrn verbunden sind. Die Herzen der irdisch Gesinnten beschäftigen sich meist nur mit der Frage: „Ist's Frieden?“ und sind unbekümmert darüber, ob jener Friede durch den Verlust der Wahrheit und Heiligkeit Gottes zustande gebracht wird. Die Natur liebt die Ruhe, und diese wird oft, selbst unter Christen, auf Kosten der Wahrheit verteidigt. Die Dinge, welche der Welt und dem Fleisch angehören, stehen in den Gedanken dieses Geschlechts viel zu hoch, um ihnen durch Fragen von ewiger Wichtigkeit Abbruch zu tun. Elia aber dachte nicht also. Er scheint gefühlt zu haben, dass der friedliche Sündenschlaf um jeden Preis unterbrochen werden müsse. Er erblickte die Nation in tiefem Schlaf des Götzendienstes eingehüllt, und er hielt es für gut, das Werkzeug zu sein, einen Sturm um sie her zu erregen. So war es und so ist es noch. Der Sturm des Widerstandes ist immer der Ruhe und der Weltlichkeit vorzuziehen. Es ist wahrhaft glücklich, wenn keine Notwendigkeit vorliegt, einen solchen Sturm zu erregen; aber wenn es nötig ist, wenn der Feind über das Volk Gottes das bleierne Szepter der unheiligen Ruhe ausdehnen will, so ist es eine dankenswerte Sache, zu finden, dass Leben genug vorhanden ist, eine solche Ruhe zu unterbrechen. Hätte es in den Tagen Ahabs und der Isebel keinen Elia gegeben – wären alle wie Obadja oder die siebentausend gewesen –, so würde Baal und seine Propheten eine unbestreitbare Macht über die Herzen des Volkes behalten haben. Aber Gott erweckte einen Mann, der nicht für seine eigene Ruhe besorgt war, noch für die der Nation, wenn jene Ruhe durch den Verlust der Ehre Gottes und Israels früheren Grundsätzen erkauft werden musste. In der Kraft des Herrn fürchtete er nicht einem schrecklichen Heer von achthundertfünfzig Propheten gegenüber zu stehen, deren Unterhalt von dem Betrug der Nation abhängig war, und an deren Spitze eine rasende Frau stand, die ihren schwachen Gemahl leiten konnte, wie sie wollte. Dies alles forderte in der Tat kein geringes Maß an geistlicher Kraft und Energie; es bedurfte einer tiefen und mächtigen Überzeugung von der Wirklichkeit der göttlichen Wahrheit – einer sehr klaren Einsicht in den niedrigen und herabgekommenen Zustand Israels, um einen Menschen zu befähigen, seinen ruhigen Zufluchtsort zu Zarpath zu verlassen und sich in die Mitte der Verehrer Baals zu stürzen, und also einen wütenden Sturm des Widerstandes von jeder Seite her auf sich herab zu beschwören.

Elia hätte, menschlich gesprochen, es weit eher vorziehen können, in gänzlicher Zurückgezogenheit und in ungehinderter Ruhe zu bleiben, und den Baal ungestört und als das starke Bollwerk des Götzendienstes unberührt zu lassen. Aber dies war ihm unmöglich, und darum kommt er hervor und tritt dem zornigen Ahab mit jenen feierlichen und erforschenden Worten entgegen: „Ich habe Israel nicht in Trübsal gebracht, sondern du und das Haus deines Vaters, indem ihr die Gebote des HERRN verlassen habt, und du den Baalim nachgewandelt bist“ (Vers 18). Das hieß in der Tat, die wahre Quelle des Bösen aufzudecken. Die Trennung von Gott und Seinen heiligen Geboten war es, die das ganze Elend auf sie gebracht hatte. Die Menschen aber sind immer geneigt, die Sünde zu vergessen, welche die traurigen Folgen bewirkt hat, und sich nur mit diesen Folgen zu beschäftigen; doch die wahre Weisheit wird uns immer zu der Ursache solcher Folgen zurückführen. Der Knecht des Herrn aber, wenn er für die Wahrheit in die Schranken tritt, hat stets über sich selbst zu wachen, damit er nicht durch die Art und Weise, womit er dem Irrtum begegnet, sein Zeugnis schwächt; denn der Feind ist immer bereit, die Menschen von dem wichtigen Gegenstand seines Zeugnisses abzulenken und auf sein Verhalten dabei hinzuweisen; darum ist es nötig, stets nüchtern und wachsam zu sein.

Unser Prophet betrat den Kampfplatz wohl gerüstet; er kam aus dem „Verborgenen des Allerheiligsten“. Er hatte in der Einsamkeit gelernt, sich selbst zu verleugnen und zu beherrschen, und nur dadurch war er für jene wichtige Szene befähigt, in welche er eben jetzt einzutreten hatte. Elia war kein unbesonnener, stürmischer Streiter; dazu war er zu viel in dem Verborgenen der göttlichen Gegenwart gewesen. Er war mit einem feierlichen Ernst erfüllt, bevor er berufen wurde, dem Heer des Propheten Baals entgegenzutreten. Er stand vor ihm mit der ganzen ruhigen Erhabenheit und heiligen Würde, die stets sein Auftreten kennzeichnen. Wir sehen bei ihm keine Hast, keine Bestürzung, keine Unschlüssigkeit. Er war vor Gott, und darum war er völlig ruhig und gelassen.

Nun sind es gerade solche Umstände, in denen der Geist des Menschen wirklich auf die Probe gestellt wird. Nichts als die mächtige Kraft Gottes konnte dem Elia in seiner außerordentlichen Stellung am Berg Karmel aufrecht halten. „Er war ein Mensch von gleichen Empfindungen wie wir“, und da er der Einzige zu seiner Zeit war, der genügend Kraft besaß, um öffentlich für Gott und gegen die Macht des Götzendienstes Stand zu halten, so mochte wohl der Feind seinem armen Herzen genug zuflüstern: Welch ein Mann bist du, auf diese Weise hervorzutreten als der alleinige Streiter des alten Glaubens Israels! Gott aber hielt Seinen treuen Knecht aufrecht. Er führte ihn durch diese versuchungsvolle Szene hindurch, weil er Sein Zeuge und Sein Knecht war.

Und so wird es immer sein. Der Herr wird immer zu solchen stehen, die für Ihn einstehen. Wäre Obadja allein gegen Ahab und Isebel gestanden, so würde der Herr sich zu ihm bekannt und ihn durchgebracht haben, so dass er, anstatt Ahabs Knecht zu sein, der Gefährte des Elia in dessen großer Reformation gewesen wäre. Aber dies war nicht der Fall, und darum quälte er, wie einst Lot, „seine gerechte Seele“ (2. Pet 2,8) mit den Verirrungen und Übeltaten eines götzendienerischen Hauses. O mein lieber christlicher Leser, lasst uns ihm nicht darin gleichen! Lasst uns nicht durch derartige Verbindungen mit den Systemen und Plänen dieser Welt an die Erde gekettet werden! Der Himmel ist unsere Heimat, und dort ist auch unsere Hoffnung. Wir sind nicht von der Welt; Jesus hat uns erkauft und von ihr befreit, damit wir als Lichter scheinen und als himmlische Menschen wandeln möchten, während wir zu unserer himmlischen Ruhe voran eilen.

Elia erwies sich aber nicht nur in seinem Betragen und in seiner Handlungsweise als Knecht Gottes, sondern auch als einer, der in jenen Grundsätzen, worauf die so nötige Reformation gegründet werden musste, von Gott unterwiesen war. Sein persönliches Betragen würde wenig genützt haben, wenn es an der Gesundheit im Glauben gemangelt hätte. Es würde eine leichte Sache gewesen sein einen ledernen Gürtel anzulegen, und ein ernstes und würdiges Betragen zu zeigen; aber es ist ein geistliches Ergreifen der göttlichen Grundsätze nötig, wodurch jemand befähigt wird, einen wiederherstellenden Einfluss auf die Menschen seiner Zeit auszuüben. Doch Elia besaß alle jene nötigen Eigenschaften. Beides, sein Auftreten und sein Glaube, zeigten ihn in einem hohen Grad als einen ganzen Reformator. Im Bewusstsein also, dass er im Besitz eines Geheimnisses war, welches seine Brüder von der unheiligen Sklaverei Baals befreien würde, sagte er zu Ahab: „Und nun sende hin, versammle ganz Israel zu mir nach dem Berg Karmel, und die vierhundert und fünfzig Propheten des Baal und die vierhundert Propheten der Aschera, die am Tisch Isebels essen“ (Vers 19). Er ist entschlossen, den Baal und den Gott Israels vor den Augen der ganzen Nation einander gegenüberzustellen. Er fühlte, dass er die Sache zu einer Entscheidung bringen musste. Seine Brüder durften nicht länger „auf beiden Seiten hinken“. Welch eine Kraft liegt in den Worten des Propheten, als er vor den versammelten Tausenden Israels stand. „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Wenn der HERR Gott ist, so wandelt Ihm nach; wenn aber der Baal, so wandelt ihm nach“ (Vers 21). Das war ganz einfach. Die Propheten Baals konnten weder widersprechen, noch dagegen sein. Der Prophet forderte nun eine Festigkeit des Charakters. Auf keiner Seite konnte etwas gewonnen sein durch wankelmütige Wege. „Ach, dass du kalt oder warm wärest“ (Off 3,15). Wir wissen aus den eigenen Worten des Herrn an Elia im nächsten Kapitel, dass siebentausend in Israel waren, die ihre Knie nicht gebeugt hatten vor Baal, und die, wie wir voraussetzen dürfen, nur auf eine kräftige Hand warteten, um die Standarte der Wahrheit aufzupflanzen, damit sie sich wieder um dieselbe scharen könnten. Keiner unter ihnen würde zu einem solchen kühnen Schritte Mut und Kraft genug gehabt haben; aber ohne Zweifel werden sie sich gefreut haben an der Kühnheit und Fähigkeit des Elia, es zu tun. Dies ist oft der Fall gewesen in der Geschichte des Volkes Gottes. In den Zeiten der traurigsten Finsternis hat es immer solche gegeben, die über den weit verbreiteten Verfall im Stillen tief seufzten, die sich nach dem Anbruch des geistigen Lichtes sehnten und die seine ersten Strahlen mit Freuden begrüßten. Gott hat immer ein Zeugnis gegeben, und wenn auch nur hier und da ein Stern zu bemerken war, groß und glänzend genug, um die Wolken der Nacht zu durchdringen, und die mit Unwissenheit und Irrtum umhüllte Kirche in der Wüste zu erleuchten, so wissen wir doch, – gepriesen sei Gott! – mochten auch die Wolken noch so dick und finster sein, dass Sterne vorhanden waren, wenn auch ihr Funkeln nur wenig gesehen wurde. So war es auch in den Tagen des Elia; es waren siebentausend solcher Sterne, deren Licht durch die dicken Wolken des Götzendienstes verdunkelt war – die sich selbst nicht der Finsternis unterwarfen, obgleich es ihnen an Kraft gebrach, andern zu leuchten. Da war nur ein Stern, der hinreichende Kraft und Glanz besaß, um die Nebel zu zerteilen und dem Schein der übrigen Raum zu machen. Es war Elia, der Tisbiter, den wir jetzt in himmlischer Kraft und himmlischem Licht hereinbrechen sehen in die Festung Baals, der den Tisch der Isebel umstürzte 2, dem ganzen System der Anbetung Baals den Stempel der Torheit aufdrückte und durch Gottes Gnade einen mächtigen moralischen Umschwung in der Nation bewirkte, indem er die vielen Tausenden Israels in wirklicher Selbsterniedrigung in den Staub brachte und das Blut der Propheten Baals mit den Wassern des Kison vermischte. Welch eine Gnade von dem Herrn, für Sein betrogenes Volk einen solchen Befreier zu erwecken! Und welch ein Todesstreich für die Propheten Baals! Wir können sicher behaupten, dass sie nie ihrem Götzen ein unwilligeres Opfer dargebracht haben, als dieses, welches Elia vorschlug. Es war der sichere Vorbote sowohl seines Sturzes und auch des ihrigen. Welch einen widerwärtigen Anblick boten sie dar! „Und sie riefen mit lauter Stimme und ritzten sich nach ihrer Weise mit Schwertern und mit Lanzen, bis sie Blut an sich vergossen“ (Vers 28); und sie riefen mit unaufhaltsamer Heftigkeit: „Baal, antworte uns“! Ach! Baal konnte in Wahrheit sagen: Der Herr, der Gott Israels, vor dem ich völlig von der sündhaften Torheit des ganzen Schauspiels überzeugt war, spottete ihrer. Sie schrieen ernster, sie hinkten um den Altar; aber alles war vergeblich. Sie sollten jetzt in den Augen der Nation entlarvt werden – ihr Handwerk war in augenscheinlicher Gefahr – jene Hände, die sich durch ihren Einfluss so oft zur teuflischen Anbetung einer sündhaften Anbetung erhoben hatten, waren jetzt schnell bereit, um sie zu ergreifen und zu ihrer verdienten Zerstörung zu schleppen. Deshalb mochten sie wohl rufen: „Baal, antworte uns“! Ach! wie feierlich, wie wahr sind die Worte Jeremias: „Verflucht ist der Mann, …dessen Herz von dem HERRN weicht“ (Jer 17,5)! Es tut nichts zur Sache, auf wen oder auf was wir unser Vertrauen setzen, sei es auf ein religiöses System oder auf religiöse Gebräuche oder auf sonst etwas – es ist eine Trennung des Herzens von Gott, und ein Fluch wird darauf folgen. Wenn der letzte Kampf kommt, so wird es vergeblich sein, den Baal anzurufen; da wird „keine Stimme und keine Antwort und kein Aufmerken“ sein (Vers 29). Wie schrecklich ist der Gedanke der Trennung von dem lebendigen Gott! Wie traurig ist es, am Ende zu finden, dass wir uns auf ein zerbrochenes Rohr gestützt haben! O mein lieber Leser, wenn Du in dem vergossenen Blut Jesu noch keinen festen und bleibenden Frieden für Dein schuldbeladenes Gewissen gefunden hast, wenn Du bei dem Gedanken, Gott zu begegnen, eine einzige Regung von Furcht in Deinem Herzen fühlst, so lass mich die ernste Frage des Propheten vor Dich bringen: „Wie lange hinkest Du auf beiden Seiten“? Warum bleibst Du von Ferne stehen, wenn Jesus Dich einlädt, zu Ihm zu kommen, und Sein Joch auf Dich zu nehmen? Glaube mir, es kommt die Stunde, wo, wenn Du nicht Deine Zuflucht zu Jesu genommen hast, ein Größerer als Elia über Dich spotten wird. Höre auf jene feierlichen Worte: „Weil ich gerufen, und ihr euch geweigert habt; meine Hand ausgestreckt, und niemand aufgemerkt hat, und ihr all meinen Rat verworfen, und meine Zucht nicht gewollt habt: so werde auch ich bei eurem Unglück lachen, werde spotten, wenn euer Schrecken kommt; wenn euer Schrecken kommt wie ein Unwetter, und euer Unglück hereinbricht wie ein Sturm, wenn Bedrängnis und Angst über euch kommen“ (Spr 1,24-27). Furchtbare Worte! Und wie viel furchtbarer die Wirklichkeit! Darum fliehe zu Jesu; eile zu der offenen Quelle, und finde dort Ruhe und Zuflucht bevor der Sturm des göttlichen Zorns und Gerichts über Deinem Haupt losbricht. Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, bist Du verloren, verloren auf ewig. Denk darüber nach, mein lieber Leser, und lass nicht Satan Deine kostbare Seele in das ewige Verderben mit sich fortreißen.

Wir wenden uns zu einer anderen Seite des Bildes. Die Propheten Baals hatten eine gänzliche Niederlage erlitten; sie hatten umsonst gehinkt, sich geritzt und gerufen; ihr ganzes System hatte sich als ein großer Betrug erwiesen. Das Gebäude des Irrtums war zu Boden geworfen, und jetzt fehlte nichts weiter, als das prachtvolle Gebäude der Wahrheit aufzurichten angesichts derer, die so lange durch Täuschung und Lüge gefangen gewesen waren. „Da sprach Elia zu dem ganzen Volk: Tretet her zu mir! Und das ganze Volk trat zu ihm hin. Und er stellte den niedergerissenen Altar des HERRN wieder her. Und Elia nahm zwölf Steine, nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu welchem das Wort des HERRN geschehen war, indem er sprach: Israel soll dein Name sein! und baute von den Steinen einen Altar im Namen des HERRN“ (Vers 30–32).

Es ist immer gut, geduldig zu warten. Der Augenblick wird kommen, wo die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Wenn auch der Irrtum sich noch so sehr in das ehrwürdige Kleid des Altertums zu hüllen sucht, so wird doch der Augenblick kommen, wo dieses Kleid weggenommen und er in seiner ganzen Nacktheit und Hässlichkeit gezeigt werden wird. Dieses fühlte Elia; und darum konnte er ruhig dastehen und den geeigneten Zeitpunkt abwarten, bevor er anfing, einen vortrefflicheren Weg zu zeigen. Es bedarf einer sehr tiefen und wahren Einsicht in die göttlichen Grundsätze, jemanden zu befähigen, diesen ausharrenden Pfad einzuschlagen. Wenn unser Prophet in jenen Grundsätzen oberflächlich und schlecht unterrichtet gewesen wäre, so würde er mit weit größerer Eile die Wahrheit an das Licht gebracht und gegen seine Gegner einen Sturm von Opposition hervorgerufen haben. Doch ein Geist, der mit wahrer Erhabenheit begabt ist, handelt nie in Hast oder Unruhe. Er hat einen Mittelpunkt gefunden, um den er sich bewegt; und dadurch ist er vor allem anderen Einfluss gesichert. Ein solcher war Elia – ein wahrhaft erhabener, unabhängiger, heiliger Mann – ein Mann, der in jeder Szene seiner außergewöhnlichen Laufbahn eine himmlische Würde zeigte, die bei allen Dienern des Herrn gefunden werden sollte. Als er auf dem Berg Karmel stand, und die fruchtlosen, körperlichen Übungen der Propheten Baals anschaute, da erschien er als einer, der sich seiner himmlischen Sendung vollkommen bewusst ist; er zeigte sich in seinem ganzen Verhalten als ein Prophet des Herrn. Und was waren die Grundsätze, wonach Elia handelte? Es waren mit einem Wort jene Grundsätze, wonach die Einheit der Nation völlig anerkannt wurde. Das Erste, was er tat, war, den niedergerissenen Altar des HERRN wieder aufzurichten. Dies war Israels Mittelpunkt, und auf diesen richtete jeder wahre Reformator seine Aufmerksamkeit. Solche, die eine einseitige Reformation zu bewirken suchen, sind befriedigt, niederzureißen, was falsch ist, ohne weiter voranzugehen und eine geeignete Grundlage zu legen, worauf das neue Gebäude aufgerichtet werden kann. Solch eine Reformation aber wird nie Stich halten; sie wird zuviel von dem alten Sauerteig beibehalten, um ein Zeugnis zu sein. Der Altar Baals musste nicht allein niedergerissen, sondern auch der Altar des Herrn aufgerichtet werden. Es gibt solche, die dem Herrn auf dem Altar Baals opfern wollen; mit anderen Worten, die ein schlechtes System beizubehalten wünschen und völlig befriedigt sind, diesem den richtigen Namen zu geben. Der einzige Mittelpunkt der Einheit jedoch, den Gott anerkennen kann, ist der Name Jesus. Die Heiligen des Volkes Gottes müssen nicht als Glieder eines Systems, sondern als Glieder Christi betrachtet werden. Gott betrachtet sie als solche; und es ist unsere Pflicht, uns dafür zu halten, wofür Gott uns hält, und diesen gesegneten Platz auch öffentlich einzunehmen.

Wir müssen weiter beachten, dass Elia in seiner Handlung auf dem Berg Karmel sich in Bezug auf seine Anerkennung der unzertrennlichen Einheit Israels nicht verrechnete. Er „nahm zwölf Steine, nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu welchen das Wort des HERRN geschehen war, indem er sprach: Israel soll dein Name sein“! Er stellte sich auf den wahren Grund. Salomo hätte es nicht besser tun können. Es erforderte eine erhabene Gemeinschaft mit Gott im Blick auf Sein Volk, um die zwölf Stämme Israels anzuerkennen in einer Zeit, wo sie zerteilt, geschwächt und herabgewürdigt waren. Dies ist es aber, was der Geist immer hervorbringen will. Die zwölf Stämme müssen nie aufgegeben werden. Zwar mögen sie durch ihre eigene Schwachheit und Torheit zerstreut und zerteilt sein; der Gott Israels aber kann nur in dieser unzertrennlichen Einheit, die sie einst offenbarten und später wieder offenbaren werden, wenn sie durch den wahren David vereinigt, in heiliger Gemeinschaft die Vorhöfe des Herrn ewiglich betreten werden, an sie denken. Der Prophet Elia nun sah dies alles durch den Geist. Mit dem Auge des Glaubens durchdrang er die lange traurige Zeit von Israels erniedrigender Sklaverei und betrachtete sie in ihrer sichtbaren Einheit – nicht mehr als Juda und Israel, sondern als Israel – „Israel soll dein Name sein“! Sein Herz war nicht beschäftigt mit Israel, wie es war, sondern mit dem, was Gott gesagt hatte; und das war Glauben. Der Unglaube mochte sagen: Du nimmst eine zu hohe Stellung ein; es ist nur Einbildung, von zwölf Stämmen zu reden, wenn nur zehn da sind; es ist Torheit, von einer unzertrennten Einheit zu sprechen, wenn nichts als Trennung vorhanden ist. Das wird immer die Sprache des Unglaubens sein, der die Gedanken Gottes nicht umfassen und die Dinge nicht ansehen kann, wie Er sie ansieht. Es ist aber das glückliche Vorrecht des Mannes des Glaubens, seinen Geist auf dem unerschütterlichen Zeugnis Gottes ruhen zu lassen, welches durch die sündhafte Torheit des Menschen nicht vernichtet werden kann. „Israel soll dein Name sein“! Köstliche Verheißung! Nichts konnte sie verändern, selbst nicht für einen Augenblick. Weder Rehabeams kindisches Betragen noch Jerobeams gewandte Politik, auch nicht Ahabs Nichtswürdigkeit konnte Elia verhindern, die erhabenste Stellung eines Israeliten einzunehmen – die Stellung eines Anbeters vor einem Altar, der gebaut war von zwölf Steinen, nach den Namen der zwölf Stämme Israels.

Wir sehen dieselbe Weitherzigkeit und den alles umfassenden Blick bei Hiskia, dem König von Juda, als er befahl, dass das Brand- und Sündopfer für ganz Israel geschlachtet werden sollte. Der Glaube wird nie durch die menschlichen Umstände begrenzt; er gründet sich in heiliger Abhängigkeit auf das Wort Gottes und wird mit keinem niedrigeren Grund, als den das Wort gibt, befriedigt sein. Dasselbe gilt jetzt für uns Christen. Wenn wir auf die Einflüsterungen der ungläubigen Natur horchen, so werden wir unsere Gedanken auf die Kirche in ihrem gegenwärtigen, elenden Zustand in dieser Welt beschränken; wenn aber der Glaube unser Leitmotiv ist, so wird er uns emporheben, und die Kirche in ihrer unzertrennten Einheit und göttlichen Vollkommenheit als Leib Christi im Himmel zeigen. Nicht jene groben, fleischlichen, weltlichen Systeme, die von Jahrhundert zu Jahrhundert unter den Menschen errichtet worden sind, noch jene zahllosen Sekten, die sich in der ganzen religiösen Welt ausgebreitet haben, sind die Kirche – ganz gewiss nicht. Um einen wahren Begriff von ihr zu haben, müssen wir uns über die Dünste der Erde erheben; denn wie von ihrem verherrlichten Haupt, so kann auch von ihr selbst gesagt werden: Sie ist nicht hier; sie ist auferweckt! Gott sei Dank dass es so ist! An so genanntem Gottesdienst ist kein Mangel, an äußerem Bekenntnis fehlt es nicht; aber der heilige Charakter der Kirche ist nirgends zu finden. Diesen suchen wir vergeblich unter der Weltlichkeit, der Heuchelei und dem kalten Formwesen der vielen Parteien. Wahrlich, das jetzige Christentum ist fast ganz und gar verdorben; die gröbsten Sünden findet man dort vereinigt, und das schrecklichste ist, dass man alles in das Gewand eines heiligen Bekenntnisses und heiliger Worte zu hüllen sucht. Freilich gibt es einige glückliche Ausnahmen; es gibt etliche Namen, die durch die Gnade Gottes ihre Kleider nicht besudelt haben (Off 3,4). Es gibt, Gott sei Dank! solche, die dem Herrn mit reinem Herzen zu dienen begehren. Der Herr möge ihre Zahl vermehren und sie leiten, zusammen in heiliger und liebevoller Harmonie zu wandeln, damit der Feind nicht alles in seinem Weg mit fortreiße und inmitten der offenbaren und geheimen Feinde des Herrn ein Zeugnis für Ihn vorhanden bleibe!

Es ist aber eine unaussprechlich gesegnete Sache, dass der Gläubige, ungeachtet des niedrigen Zustandes der bekennenden Kirche, in der glücklichen Erinnerung, was die Kirche droben ist, ruhen kann. Dies ist wahrhaft tröstlich; der Gedanke daran ermuntert und erhält den Geist inmitten der niederdrückendsten Umstände aufrecht. Wir haben in der praktischen Aufrechterhaltung unserer himmlischen Stellung gefehlt; Gott aber hat sie für uns bewahrt, so wie Er uns selbst bewahrt hat.

In Elia, dem Tisbiter, haben wir nun ein Beispiel von der Kraft des Glaubens in der Verheißung Gottes in einer Zeit, wo alles um ihn her sich dagegen auflehnte. Sie befähigte ihn, sich über alles Böse und allen Kummer um ihn her zu erheben und einen Altar von zwölf Steinen in dem heiligsten Vertrauen und der ungetrübtesten Sicherheit aufzurichten, wie auch Josua tat, als er angesichts der Feinde Israels seine Denkzeichen im Jordan errichtete.

Wir haben also den Grundsatz gesehen, wonach unser Prophet seine Reformation zu bewerkstelligen suchte. Es war ein richtiger Grundsatz, und Gott ehrte denselben. Das Feuer vom Himmel verwirrte auf einmal die Propheten Baals, befestigte den Glauben Elias und befreite das Volk von seinem traurigen Zustand des Hinkens auf beiden Seiten. Der Glaube des Elias hatte Gott Raum gemacht zu handeln; er hatte einen Graben ausgeworfen und ihn mit Wasser gefüllt; mit andern Worten, er hatte die Schwierigkeit so groß wie möglich gemacht, damit der göttliche Triumph vollkommen sei; und so war es wirklich. Gott antwortet immer dem Ruf des einfachen Glaubens. „Antworte mir, HERR, antworte mir, damit dieses Volk wisse, dass du, HERR, Gott bist, und dass du ihr Herz zurückgewendet hast“ (Vers 37)! Das ist ein einsichtsvolles Gebet. Der Prophet ist allein mit Gott und Seinem Volk beschäftigt. Er sagt nicht: „Erhöre mich, damit dieses Volk erkenne, dass ich ein wahrer Prophet bin“. Nein, sein einziger Wunsch war, das Volk zu dem Gott seiner Väter zurückzuführen und in seinem Gewissen die Aussprüche Gottes – im Gegensatz zu den Aussprüchen Baals – wieder zur Geltung zu bringen. Und Gott erhörte ihn. Sobald er sein Gebet beendet hatte, „fiel Feuer des HERRN herab und verzehrte das Brandopfer und das Holz und die Steine und die Erde; und das Wasser, das im Graben war, leckte es auf. Und als das ganze Volk es sah, da fielen sie auf ihr Angesicht und sprachen: der HERR, er ist Gott“ (Verse 38+39)! Die Wahrheit siegt! Die Propheten sind verwirrt. Elia, in heiliger Entrüstung, mischt ihr Blut mit dem Wasser des Baches Kison; und nachdem das Böse gerichtet war, blieb kein Hindernis übrig für die Mitteilung des göttlichen Segens, welchen Elia dem Ahab mit diesen Worten machte: „Gehe hinauf, iss und trink, denn es ist ein Rauschen eines gewaltigen Regens“ (Vers 41). Wie angemessen sind diese Worte dem wahren Charakter des Ahab: „Iss und trink!“ Das war alles, was er wusste und was er nötig hatte, zu wissen. Er war gekommen, um Gras zu suchen und weiter nichts. Der Prophet sagte ihm, was er zu wissen verlangte. Er konnte ihn nicht auffordern, sich mit ihm zu vereinigen, um Gott für diesen herrlichen Sieg über das Böse zu danken; denn er wusste wohl, dass er einer solchen Aufforderung nicht entsprechen konnte. Und dennoch waren sie beide Israeliten. Der eine aber war in Gemeinschaft mit Gott und der andere ein Sklave der Sünde; und darum, während Ahab seinen Genuss fand, hinaufzuziehen, um zu essen und zu trinken, suchte Elia seinen Genuss in der Zurückgezogenheit bei Gott. Gesegneter, heiliger, himmlischer Genuss! Wer möchte nicht lieber in dieser heiligen Gemeinschaft sein, als die groben Genüsse des Fleisches zu haben!

Beachten wir aber den Unterschied zwischen dem Betragen des Elia in der Gegenwart des Menschen und in der Gegenwart Gottes. Er war dem Obadja, einem Heiligen in schlechten Umständen, mit Würde und Erhabenheit entgegen gekommen; er war dem Ahab mit gerechter Strenge in den Weg getreten; er hatte inmitten von tausenden seiner irrenden Brüder mit der Festigkeit und der Gnade eines wahren Reformators gestanden und war endlich den gottlosen Propheten Baals mit Spott und dann mit dem Racheschwert begegnet. So hatte er sich in der Gegenwart der Menschen betragen; aber wie begegnete er Gott? „Er beugte sich zur Erde und tat sein Angesicht zwischen seine Knie“ (Vers 42). So verhielt er sich vor Gott. Dies alles ist lieblich. Unser Prophet kannte seinen Platz vor Gott und vor Menschen. In der Gegenwart des Menschen handelte er, wie die Umstände es erforderten, in der Weisheit des Geistes; und in der Gegenwart Gottes warf er sich mit ungeheuchelter und wahrer Demut nieder. O möchten alle Diener des Herrn in derselben Weise erkennen, wie sie in all ihren mannigfachen Beziehungen hienieden zu wandeln haben!

Fußnoten

  • 1 Der unterwürfige Charakter – der Charakter eines Knechtes wird durch den Heiligen Geist stets als ein solcher bezeichnet, der von besonderem Wert ist. Er allein wird in den Zelten des allgemeinen Verfalls Stand halten. Davon haben wir zahlreiche Beispiele in der Schrift. Als der Fall des Hauses Eli durch das göttliche Gericht nahe war, da nahm Samuel die Stellung eines Knechtes ein, dessen Ohr zum Hören geöffnet war. Sein Wort war: „Rede Herr, denn Dein Knecht hört.“ Als ganz Israel vor dem Philister Goliath zurückwich, da trat wiederum der knechtische Charakter in die Schranken: „Dein Knecht will gehen und streiten…“ Dem Herrn Jesus selbst wurde durch den HEERN der Titel eines Knechtes beigelegt in den Worten des Propheten:“Siehe, mein Knecht.“ Ferner, sobald die Kirche gefehlt, sobald sie aufgehört hatte, „das Haus Gottes“ zu sein, und „das große Haus“ geworden war, wurde dem Knecht des Herrn“ gesagt, wie er sich verhalten sollte (2. Tim 2,24). Und endlich wird als ein besonderer Zug des himmlischen Jerusalems hervorgehoben, dass „Seine Knechte ihm dienen.“ Wenn nun in der gegenwärtigen Zeit ein fleischlicher und weltlicher Geist so viele zu lenken droht, was ist da das Heilmittel? Vor allem tut uns Not, den Geist eines Knechtes zu haben, jenen Geist, der uns leitet zu sagen: „Rede Herr, denn Dein Knecht hört.“ O möchte der Herr diesen Geist völliger und wahrer in uns hervorbringen!
  • 2 Die falsche Religion hat immer die Gunst dieser Welt gesucht und genossen; wogegen die Wahrheit immer dann am meisten rein und unvermischt war, wenn die Welt ihr entgegentrat. „Die Propheten der Astarte aßen von Isebels Tische“. Hätte Isebel keinen Tisch gehabt, so hätte sie auch keine Propheten gehabt. Es war ihr Tisch und nicht ihre Seele, die jene suchten.
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