Elia, der Tisbiter
„Bis auf den Tag“
Der Haushalt in Zarpat wurde durch die nie versagende, irdische Barmherzigkeit Gottes unterhalten. Genauso wurden auch die Herzen der drei Menschen durch die Hoffnung, die Er ihnen vorgestellt hatte, aufrechterhalten. Die Botschaft des Herrn an die Witwe lautete: „So spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht ausgehen und das Öl im Krug nicht abnehmen bis auf den Tag, da der HERR Regen geben wird auf den Erdboden“ (1. Kön 17,14). Man beachte die Worte: „bis auf den Tag“ – Worte aus dem Herzen eines treuen Gottes, der zu seiner Zeit Errettung und Segen geben würde. Die Felder sollten nicht für immer verdorrt bleiben noch die Bäume fruchtlos oder die Ströme ausgetrocknet. Es war die gütige Absicht des Herrn, diese verheerenden Zustände umzukehren und aufs Neue einen guten Wechsel von Sonnenschein und Regen zu schenken, wodurch die Felder und alles, was in ihnen ist, jauchzen (Ps 65,11–14). Wie ungläubig die Menschen um sie herum auch sein mochten, die kleine gläubige Schar in dem Häuschen hoffte auf die Zusicherung Gottes und wartete im Glauben darauf, dass er in Güte und durch seine Allmacht handelte.
Was für ein Bild ist dies für uns als Menschen, die heute an den Herrn Jesus glauben! Die Welt befindet sich in einem traurigen Zustand, weit ausgedehnte Gebiete sind durch die verheerenden Auswirkungen der Kriege zerstört worden, und Hungersnöte und Epidemien verschlimmern die Lage noch. Diese Zustände zu verbessern geht über die Weisheit und Macht der Menschen hinaus – und doch gibt es Hoffnung. Im Wort Gottes – sowohl im Alten als auch im Neuen Testament – begegnen wir häufig den Worten „der Tag“. Der Zusammenhang in fast allen Fällen zeigt, dass diese Worte Menschen Zuversicht und Kraft für den Glauben geben, sowohl in Israel als auch in der Versammlung. Doch was ist mit „dem Tag“ gemeint? Das Wort weist auf einen Zeitpunkt hin, auf den Gott durch die Zeitalter hindurch vorausblickt. Zu diesem Zeitpunkt wird Er öffentlich in die Angelegenheiten auf der Erde eingreifen und alles entfernen, was seinen Gedanken entgegen ist und nur Leid über Menschen und Tiere gebracht hat.
Wir, die wir in dieser Haushaltung an den Herrn Jesus glauben, sind für den Himmel bestimmt – dort liegt unser Teil bereit. Wir warten darauf, unseren Retter als den glänzenden Morgenstern zu sehen, bevor Er in Majestät als die Sonne der Gerechtigkeit erscheinen wird. Die Sonne wird jeder sehen, „jedes Auge“ (Off 1,7), aber nur die Heiligen, die auf Ihn warten, werden den Morgenstern sehen. Geistlich gesehen gehören wir zu dem Tag – „denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis“ (1. Thes 5,5).
Alles, was wir um uns herum sehen und hören und was zum Missfallen Gottes ist, sollte auch uns missfallen, denn wir sind wiedergeboren und haben den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Wir fühlen, dass wir in einer fremden Umgebung und Atmosphäre leben und uns darin bewegen. Aber trotzdem fühlen unsere Herzen mit den Menschen in all ihren Nöten mit und wir sind froh, dass wir durch den Heiligen Geist versichert werden, dass „die Schöpfung selbst frei gemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,21).
Der so häufig in der Heiligen Schrift vorkommende Ausdruck „Tag“ bedeutet nicht einen Zeitabschnitt von vierundzwanzig Stunden. Er umschließt die ganze Periode, in welcher Gott mit der Absicht, Frieden und Segnungen zu bewirken, das Böse unterdrücken wird. Zuerst werden die himmlischen Örter von den Aufrührern gereinigt (vgl. Jes 24,21; Off 12,7–12), dann wird die Reinigung der Erde folgen.
Als Gott die Hungersnot über Ägypten kommen ließ, hatte Er vorher Joseph seine Absichten vorgestellt. Diese Absichten hatte Joseph auch dem Pharao mitgeteilt. Vor den sieben Jahren der Hungersnot sollte es auch noch sieben Jahre des Überflusses geben. Der heidnische König wurde dadurch zu der Erkenntnis gebracht, dass der Gott der Himmel größer als alle Götter Ägyptens ist. Diese hatten weder diese Einzelheiten vorhersagen noch vor ihrem Eintreffen vorsorgen können (1. Mo 41). Elia und der Witwe dagegen teilte der Herr nicht mit, wann dieser langersehnte Tag anbrechen würde. Sie warteten im Vertrauen auf Ihn darauf, dass er sein Wort erfüllte – und sie wurden nicht enttäuscht. Zu der Zeit, die Gott gnädig bestimmt hatte, würde dann alles um sie herum wieder erstrahlen. Bis zu diesem Tag wird ihnen sein „bis auf den Tag“ in den Ohren geklungen und ihre Herzen erfreut haben. Wenn Gott „bis“ sagt, spricht dies von Hoffnung. Er, der alle Dinge in seiner Hand hält, wird das Böse nicht für immer, sondern nur „bis“ zu einem bestimmten Zeitpunkt dulden (Röm 11,25; Jes 32,15).
Gott hat uns nicht mitgeteilt, wann der größte aller Tage anbrechen wird – der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit und der Erde – aber wir vernehmen die Worte des Heiligen Geistes: „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,12). Von dem Augenblick an, wo die Sünde gekommen ist, sind alle Wege Gottes auf diesen Tag ausgerichtet. Der Mann nach dem Herzen Gottes (der wahre David) wird für Ihn handeln und seinen Willen in Vollkommenheit ausführen. Die Kapitel 24 bis 27 im Buch Jesaja sind schon oft „die kleine Offenbarung Jesajas“ genannt worden. Sie sprechen von Leiden und Gericht, das noch über Israel und die Nationen kommen wird, aber sie sprechen auch von heilsamen Glaubensübungen, durch die Gott Einzelne gehen lassen wird, deren Hoffnung auf Gott ist und die auf „den Tag“ warten.
Politiker mögen ihren Völkern eine neue und bessere Welt versprechen und sie mögen das, was sie sagen, auch aufrichtig meinen, aber das einzige wahre Mittel, diese Missstände in der Schöpfung zu beseitigen, liegt in den Händen unseres Herrn Jesus Christus. Wenn Er in Herrlichkeit mit allen Heiligen (allen durch Gnade erretteten Sündern) erscheinen wird, wird die unheilvolle Herrschaft Satans über den Menschen enden und auf der Erde wird der Wille Gottes genauso ausgeübt werden, wie es im Himmel geschieht. Im Licht jenes „Tages“, der allen, die hier in Treue dienen, Lohn und Ehre bringen wird, wollen wir über unsere Schritte wachen und in der Furcht Gottes arbeiten, „denn der Tag wird es klar machen“, was für eine Art von Dienern wir hier für Gott gewesen sind (1. Kor 3,13).