Die Schöpfungsordnung Gottes (1. Korinther 11,1-16)
Kopfbedeckung während den Zusammenkünften
Bevor ich zum letzten gelesenen Vers 16 gehe, komme ich noch auf die Frage zu sprechen, die ich auch angekündigt habe: Inwieweit können wir diesen Abschnitt benutzen, um das Bedecken der Schwestern in den Zusammenkünften zu erklären? Die eigentliche Belehrung dieses Abschnittes ist es nicht. Der Abschnitt ist nicht gegeben, um uns zu zeigen, dass sich die Schwestern in den Zusammenkünften bedecken sollen. Das habe ich auch schon deutlich gemacht. In den Zusammenkünften muss sich die Schwester nicht deshalb bedecken, weil sie dort betet. Sie betet im Sinn von 1. Korinther 11 nicht dort, denn sie soll schweigen in den Zusammenkünften. Und doch können wir aus 1. Korinther 11 mindestens drei Schlussfolgerungen ziehen, die das Bedecken der Frau in den Zusammenkünften empfiehlt oder rechtfertigt.
Die erste Begründung ist: „um der Engel willen.“ Ich weiß sehr wohl, dass folgendermaßen argumentiert wird: „Wenn es um der Engel willen sein soll, dann beschränkt sich das doch hier auf das öffentliche Beten der Frau“. Ja, das ist wahr, aber in Epheser 3,10 steht, dass durch die Versammlung den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern die gar mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan wird. Man kann jetzt, wenn man will, dagegen argumentieren, weil man die Stelle in Epheser 3,10 für nicht sehr stichhaltig hält. Auf den ersten Blick ist das so, denn in Epheser 3,10 wird den Engeln grundsätzlich durch die Versammlung die gar mannigfaltige Weisheit kundgetan, d.h. allein durch die Existenz der Versammlung wird sie kundgetan, nicht nur dann, wenn sie zusammenkommt. Aber, wenn die Versammlung zusammenkommt, ist für die auf sie blickende Engelwelt eine besonders günstige Gelegenheit gegeben, ihr auch die Schöpfungsordnung Gottes zu zeigen. Deshalb ist das doch ein Argument. Ich wiederhole: Wenn die Versammlung als solche zusammenkommt, ist das ein sehr günstiger Zeitpunkt oder eine günstige Gelegenheit, um die Wahrheit in dieser Versammlung deutlich und offenbar zu machen für die Engelwelt. Das war das erste Argument, dass die Frau sich auch dort bedeckt.
Als zweites Argument haben wir in Vers 7 betrachtet, dass die Frau die Herrlichkeit des Mannes ist. Ich habe erklärt, was das bedeutet. In der Frau wird die Herrlichkeit des Mannes sichtbar. Ich stelle jetzt die Frage: Soll die Herrlichkeit des Mannes in der Versammlung gesehen werden? Die Antwort muss ich eigentlich gar nicht geben, die wisst ihr genauso gut wie ich. Die Herrlichkeit des Mannes soll nicht gesehen werden, sondern die Herrlichkeit Christi. Also ist die Schlussfolgerung: Die Frau bedeckt sich in den Zusammenkünften, damit in ihr nicht die Herrlichkeit des Mannes sichtbar wird.
Das dritte Argument ist, dass das Haar der Frau ihre Herrlichkeit ist. Das haben wir soeben betrachtet. Soll die Herrlichkeit der Frau in der Versammlung sichtbar werden? Die Antwort ist wieder nein; und die Schlussfolgerung: sie bedeckt sich in der Versammlung.
Das sind drei Argumente aus diesem Abschnitt, die diese Schlussfolgerung zur Bedeckung erlauben; und deshalb, ihr lieben Schwestern, macht weiter so wie bisher und bedeckt euer Haupt. Das ist für die sichtbare Schöpfung ein Zeichen der Macht, unter der ihr steht. Und wenn ihr mit göttlichen Dingen in Berührung kommt wie in den Zusammenkünften, ist das eine günstige Gelegenheit, das zu zeigen. Für Gott müsst ihr das letztlich in diesem Sinn nicht tun.
Das darf ich noch hinzufügen: Wenn wir über die Engel geredet haben, wie gerade soeben noch einmal, geht es um das, was sie sehen und hören. Es wird nämlich manchmal folgendermaßen geurteilt und gesagt: Gott sieht das Herz. Warum muss ich mich noch in äußeren Dingen als Frau offenbaren? Natürlich sieht Gott das Herz. Deshalb musst du vor Gott letztlich nicht die Schöpfungsordnung repräsentieren, sondern vor einer sichtbaren Schöpfung, vor Engeln und Menschen, denn die sehen nicht in dein Herz, sondern nur das, was du tust.
Dazu fallen mir gerade noch einige Stellen aus Hohelied ein: Hohelied 4, 1: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gebirges Gilead lagern“, Hohelied 6,5: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen.“ und Hohelied 7,5: „Dein Haupt“ - es wird immer das Haar der Frau bzw. der Braut beschrieben - „auf dir ist wie der Karmel, und das herabwallende Haar deines Hauptes wie Purpur: ein König ist gefesselt durch deine Locken!“ Die Grundsätze der Schrift sind anhand dieser Stellen klar.
Zu dem Ausdruck „Schleier“ möchte ich noch etwas sagen. „Es ist eine Ehre für sie, weil das Haar ihr anstatt eines Schleiers gegeben ist.“ Diese Stelle zeigt, dass die Frau nicht ihr ganzes Leben verschleiert laufen muss. Bruder Darby hat zwar einmal gesagt, dass es schön und lieblich ist, wenn die Frau immer bedeckt ist. Ich sage nichts dagegen, aber unsere Stelle zeigt, dass das Haar ihr anstelle des Schleiers gegeben ist. Mit anderen Worten bedeutet das, dass sie nicht immer einen Schleier tragen muss. Das Haar ist ihr anstelle, anstatt oder stellvertretend dafür gegeben worden. Es wird überhaupt nicht gesagt, was sie damit machen soll. Es wird nur gesagt: „Es ist anstelle von … gegeben.“
Wir wollen jedoch diese Tatsache nicht nur erwähnen, sondern auch noch darüber nachdenken, was der Schleier bedeutet. Dazu möchte ich eine positive und eine negative Stelle zeigen. Als Rebekka in 1. Mose 24,65 zu Isaak kam, verschleiert sie sich. Wir würden denken, dass Rebekka sich doch mal zeigen soll in ihrer Schönheit. Genau das tut sie auch, aber nur noch für wen? Nur noch für Isaak. Darauf kommt es jetzt an. Das bedeutet der „Schleier“. Sie verhüllt sich sozusagen vor den Blicken aller anderen und sie will auch selbst nicht mehr umherschweifen mit ihren Augen. Nur noch für Isaak will sie sein. Welch herrliche Bedeutung ist das. Wenn wir diesen Schleier tragen, ich meine im bildlichen Sinn, sind unsere Gedanken nur noch auf Christus ausgerichtet, den wahren Isaak. Wenn wir es auf die Ehe übertragen, dann nur noch für den eigenen Mann, nur für ihn und nicht mehr für irgendjemand anderes. Das ist schön und passt zu diesem Abschnitt.
Das negative Beispiel ist in Hohelied 5. Da klopft der Bräutigam bei der Braut an, die sich schlafen gelegt hatte. Sie lässt ihn nicht ein. Der Bräutigam geht weiter. Dann steht sie auf und der Türgriff tropft von Myrrhe, aber der Bräutigam ist weg. Er war ihr gleichgültig geworden. Dann geht sie in die Stadt, und was passiert dort mit ihr? Sie nehmen ihr ihren Schleier weg. Das ist schlimm, denn dadurch wird sie wieder den Augen aller ausgesetzt. Das sind traurige Folgen einer verlorenen Gemeinschaft mit dem Herrn.